AKTUELLES HEFT [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur 1/2 - 2013
AKTUELLES HEFT [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur 1/2 - 2013
AKTUELLES HEFT [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur 1/2 - 2013
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Parken und mehr …<br />
Heilbronn<br />
Nördlingen<br />
Meran<br />
Pullach<br />
Zürich<br />
Aachen<br />
Bad Hersfeld<br />
Bonn<br />
Heidelberg<br />
Hannover<br />
Essen<br />
München<br />
Heiligenhaus<br />
Cremlingen<br />
Bissendorf<br />
Schafstrift<br />
Garbsen<br />
[<strong>Umrisse</strong>]<br />
<strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Baukultur</strong>
Lärm gleich Lärmschutz – aber wie?<br />
Nicht nur an der sogenannten Rheinschiene oder in Offenburg werden die Bürger<br />
und Bürgerinnen von den Aus- und Umbauplänen der Deutschen Bahn AG betroffen,<br />
sondern auch an der S-Bahn-Trasse zwischen Frankfurt am Main und Friedberg, die<br />
um zwei Gleise erweitert und dann womöglich verstärkt für den Güterfernverkehr<br />
eingesetzt wird.<br />
Die Altstadt von Bamberg zählt seit 1993 zum »Weltkulturerbe« der Unesco.<br />
Wenn nun aber, wie geplant, der ICE künftig durch Bamberg fahren soll, müssten<br />
Lärmschutzwände in einer Höhe und Länge errichtet werden, die jede Sicht auf<br />
den historischen Stadtkern versperren und unter Umständen sogar den Status<br />
»Weltkulturerbe« gefährden würden.<br />
All diese Themen werden in einem großen Symposium erörtert, das wir in Verbindung<br />
mit der Stadt Bamberg am 25. und 26. Juni <strong>2013</strong> in Bamberg veranstalten.<br />
Vertreter der betroffenen Kommunen werden hier ebenso zu Wort kommen wie<br />
Verantwortliche der Deutsche Bahn AG und des Eisenbahn-Bundesamts sowie Experten<br />
aus den Bereichen der Denkmalpflege, der Architektur, der Ingenieurplanung und<br />
der Bauausführung.<br />
Angesprochen sind alle, die sich mit dieser Thematik schon heute oder erst in Zukunft<br />
auseinandersetzen müssen: Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen, Hersteller von<br />
Lärmschutzwänden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Verwaltung.<br />
Wir sind sicher, im Rahmen des Symposiums mit abschließender Podiumsdiskussion<br />
Lösungsvorschläge entwickeln und vorstellen zu können, die umweltverträglich und<br />
zustimmungsfähig sind.<br />
Wir freuen uns auf Sie, auf Anregungen, auf Ideen für neue Produkte und Verfahren –<br />
und Ihre aktive Teilnahme auch bei den Diskussionen.<br />
Unter www.mixedmedia-konzept.de finden Sie<br />
ab Mitte April das detaillierte Programm mit<br />
Themenplänen und Namen aller Vortragenden<br />
sowie die Anmeldekonditionen.<br />
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W I E D E R S P A H N<br />
mit MixedMedia Konzepts<br />
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Große Kulissen, Orte des Transits<br />
»Nehmen Sie immer den Wagen?<br />
Ja. Oder den Zug.<br />
(…) Aber angenommen, Sie müssten<br />
plötzlich nach Los Angeles. Wie kommen<br />
Sie dann dahin?<br />
Ich muss nie plötzlich irgendwohin.<br />
Aber Ihre Arbeit − manchmal müssen Sie<br />
doch auch in Los Angeles arbeiten.<br />
Ja. Dann fahre ich mit dem Auto.<br />
(…) Ich weiß nicht, ob ich das aushalten<br />
würde. Quer durch das ganze Land. Es ist<br />
riesengroß! Wie viele Tage brauchen Sie<br />
dafür?<br />
Normalerweise fünf. Je nachdem. Manchmal<br />
mache ich unterwegs halt.<br />
(…) Ich glaube, ich würde mich sehr<br />
einsam fühlen.<br />
Ja. Vielleicht sollten Sie es lieber doch<br />
nicht versuchen.<br />
Oh, aber ich muss. Es kommt mir vor, als<br />
würde mir irgendwas fehlen. Schon als<br />
kleines Mädchen habe ich vom Westen<br />
geträumt.<br />
(…) Wo haben Sie denn in Schweden<br />
etwas über den Westen erfahren?<br />
Im Kino. Amerikanische Filme. Wir sehen<br />
diese großartige Landschaft in unseren<br />
Träumen. Sie lässt uns nicht los.<br />
Die Landschaft fesselt Sie also mehr als<br />
die Figuren?<br />
Ja. Dieser weite Hintergrund.<br />
Wenn ihr euch in Schweden einen amerikanischen<br />
Western anseht, starrt ihr dann<br />
alle auf den Hintergrund? Ist das so?<br />
Vermutlich. Er löst so viel bei uns aus.<br />
Diese Weite. Schweden ist sehr eng.<br />
Es kommt also nicht darauf an, wer in dem<br />
Western auftritt − ob John Wayne oder<br />
Jerry Lewis −, weil in Wirklichkeit alle von<br />
der Landschaft gebannt sind?<br />
Na ja, die Schauspieler lieben wir natürlich<br />
auch.<br />
(…) Haben Sie einen Lieblingsschauspieler?<br />
Ich glaube, da müsste ich sagen, Gary<br />
Cooper.<br />
(…) Aber wenn Sie entscheiden müssten,<br />
was ist wichtiger − Gary Cooper oder die<br />
Landschaft?«<br />
Über die Gründe, weshalb sich Menschen<br />
in Bewegung setzen, um von einem durch<br />
geographische Koordinaten definierten Ort<br />
an einen anderen zu gelangen, lässt sich<br />
natürlich immer wieder diskutieren, was<br />
aber nichts an der Tatsache ändert, dass<br />
Erscheinungsbild und Verweilqualität der<br />
Anfangs-, aller Zwischen- und der Endstationen<br />
in jedem (Einzel-)Fall erhebliche<br />
Auswirkungen auf die Frage haben, wie<br />
eine Reise und die für sie aufzuwendende<br />
Zeit im Vor- wie Nachhinein empfunden<br />
und bewertet werden, ja wie ein solcher<br />
Transit per Pkw, Zug oder Flugzeug letztlich<br />
das Lebensgefühl beeinflusst oder<br />
eben beeinträchtigt.<br />
Dass die Art des Reisens stets auch etwas<br />
über den Reisenden aussagt, ist ohnehin<br />
unbestritten – und verdeutlicht die hier<br />
gekürzt wiedergegebene, mit »Gary Cooper<br />
oder die Landschaft« betitelte Dialog-<br />
Erzählung des Pulitzerpreisträgers, Drehbuchautors<br />
und Schauspielers Sam Shepard,<br />
die (wahrscheinlich) 1994 irgendwo<br />
in New York City mit einer Schwedin unbekannten<br />
Alters stattfand und in Gänze in<br />
dem Buch »Spencer Tracy ist nicht tot«,<br />
einer Sammlung aus Reisenotizen, Tagebucheintragungen<br />
und teilbiographischfiktionalen<br />
Geschichten, nachzulesen ist.<br />
Ähnliches trifft freilich auf die Stätten des<br />
Aufbruchs und der Ankunft wie auf sämtliche<br />
Rastanlagen, Abzweige und Etappenziele<br />
zu, sollen oder können sie doch zeigen,<br />
wie willkommen der Kraftstoff- und<br />
Stärkungssuchende ist, wie (un)gern man<br />
ihn als einen Gast begrüßt, dessen stählernes<br />
Gefährt es für die Dauer seines Aufenthaltes<br />
zu behausen gilt. Oder um im<br />
Bild der amerikanischen Filme zu bleiben:<br />
Längst sind das Reisen und Rasten nicht<br />
mehr so gefährlich, wie uns Altmeister<br />
Hitchcock noch in den 1960er Jahren<br />
glauben machen wollte, eine Fahrt oder<br />
Flucht durch großartige oder weniger begeisternde<br />
Landschaft muss infolgedessen<br />
nicht (mehr) in der Dusche eines kaum<br />
animierenden und zudem arg einsam anmutenden<br />
Motels enden. Und dennoch<br />
bedarf es bis heute einer gewissen Vorplanung,<br />
um vor unliebsamen Überraschungen<br />
gefeit zu sein.<br />
Eine adäquate Form der Vorbereitung ermöglichen<br />
nun die [<strong>Umrisse</strong>] mit diesem<br />
Heft, in dem besondere, besonders gelungene<br />
und stille Orte des Transits sowie<br />
ungewöhnliche Funktionskombinationen<br />
vorgestellt werden – einige davon durchaus<br />
geeignet, über ihren bloßen Zweck<br />
hinaus auf der Leinwand für Cooper und<br />
Co. eine beeindruckende Kulisse zu bieten.<br />
Die zögerliche Skandinavierin hat sich am<br />
Ende übrigens gegen den Filmhelden und<br />
für die Landschaft entschieden.<br />
Michael Wiederspahn<br />
[ Editorial<br />
[<strong>Umrisse</strong>]<br />
[3
Inhalt ]<br />
Editorial Große Kulissen, Orte des Transits 3<br />
Michael Wiederspahn<br />
Forum <strong>Baukultur</strong> 6<br />
Parken und mehr … Parkhaus am Bildungscampus Heilbronn 10<br />
Falk Petry<br />
Busbahnhof mit Parkhaus in Nördlingen 14<br />
Michael Gebhard<br />
Zivilschutzzentrum in Meran 18<br />
Anne Tunkel<br />
Mitarbeiterparkhaus von Linde in Pullach 22<br />
Frank Welzbacher<br />
Parkhäuser am Flughafen Zürich 25<br />
Beat Burkhard, Martin Deuring<br />
Parkhaus für zwei Fraunhofer-Institute in Aachen 29<br />
Kim Steffens<br />
Parkhaus im Bad Hersfelder Schilde-Park 32<br />
Frank Dorbritz<br />
Parkhaus der Deutschen Telekom in Bonn 35<br />
Wolfgang Lutz<br />
Parkhaus des Heidelberger Zoos 39<br />
Siegfried Apenbrink<br />
Parkhaus am Hannover Congress Centrum 41<br />
Wolfgang Schneider, Wilhelm Meyer<br />
Parkhaus für das ThyssenKrupp Quartier in Essen 43<br />
Kim Steffens<br />
4] [<strong>Umrisse</strong>]
[ Inhalt<br />
Prototyp eines Design-Carports 46<br />
Claudia Ernst, Knut Brunier<br />
Waschstraße in Heiligenhaus 50<br />
Marina Kirrkamm, Marcello Groß<br />
Parkplatz-Toiletten an Niedersachsens Autobahnen 53<br />
Sven Martens<br />
Aktuell <strong>Baukultur</strong> im Brückenbau 56<br />
Siegfried Löffler<br />
Rubriken Immobilienmarkt 59<br />
Produkte und Projekte 61<br />
Software und IT 70<br />
Nachrichten 71<br />
Termine 78<br />
Bücher 80<br />
Impressum 81<br />
[<strong>Umrisse</strong>]<br />
[5
»Klotz« ohne Kleid?<br />
Forum <strong>Baukultur</strong> ]<br />
Die Liste der Spottnamen für das Bonner<br />
Stadthaus ist lang, sehr lang: Ob kommunale<br />
»Fronburg«, »Stadtungeheuer« oder<br />
»Verwaltungsmittelgebirge«, die Bonner<br />
wissen ihrer Antipathie in deutlichster<br />
Weise Ausdruck zu verleihen. Der zwischen<br />
1973 und 1977 errichtete Sitz der<br />
städtischen Verwaltung gilt vielen von<br />
ihnen noch heute als Fremdkörper am<br />
Eingang zur kleinteiligen Nordstadt.<br />
Als man 1968 einen bundesweit offenen<br />
Wettbewerb für seinen Bau ausschrieb,<br />
stand die Gebietsreform, die das Bonner<br />
Stadtgebiet 1969 um ein Vielfaches erweitern<br />
sollte, bereits fest. Mit ihr einher<br />
gingen Anforderungen an eine leistungsfähige<br />
Großverwaltung.<br />
Außerdem hatte der Bund, nach Jahren<br />
eines eher diskreten Gastaufenthaltes,<br />
begonnen, erste architektonische Duftmarken<br />
zu setzen. Ein Paradigmenwechsel<br />
zeichnete sich ab. Im Regierungsviertel<br />
reckte sich das als Langer Eugen bekanntgewordene<br />
Abgeordnetenhaus von Egon<br />
Eiermann aus den Rheinauen, und im Bad<br />
Godesberger Norden konkretisierten sich<br />
Pläne für einen großen Ministerienstandort.<br />
Es schien also an der Zeit, auch als<br />
Kommune ein Zeichen zu setzen.<br />
Selbiges glaubte man im Entwurf des Stuttgarter<br />
Büros Heinle, Wischer und Partner<br />
gefunden zu haben, der einstimmig aus<br />
73 Einreichungen als Sieger hervorging.<br />
Mustergültig wurden in ihm die damaligen<br />
Leitlinien der Stadtplanung umgesetzt. Und<br />
dazu gehörte auch die autogerechte Einpassung<br />
in das Stadtbild, für welche eine<br />
Zeile gründerzeitlicher Häuser weichen<br />
musste. Insbesondere diese Tatsache lastet<br />
dem Stadthaus wie eine Erbsünde an.<br />
Von einer ursprünglich großen Stadtlandschaft<br />
auf einem Plateau, die sich über<br />
drei inszenierte und miteinander verbundene<br />
Hochhauskomplexe erstreckt hätte,<br />
wurde letztlich nur ein Bauabschnitt realisiert.<br />
Seine Torsohaftigkeit ist dem Stadthaus<br />
bis heute anzumerken. So strahlt<br />
das Sockelgeschoß, in dem das Parkhaus<br />
untergebracht ist, einen sehr reduzierten<br />
Charme aus.<br />
Es sind, neben der »Erbsünde«, solche<br />
Aspekte, die in der aktuell aufgeflammten<br />
emotionalen Diskussion um die Zukunft<br />
der ungeliebten Verwaltungsburg eine<br />
(zu) große Rolle spielen, wären sie doch<br />
mit leichten Eingriffen revidierbar.<br />
Heutiges Erscheinungsbild des Bonner Stadthauses<br />
© Wolfgang Kirschbaum<br />
Auf den zweiten Blick überrascht das<br />
Stadthaus nämlich mit vielen komplexen<br />
architektonischen Details. Dazu kommen<br />
eine nahezu vollständig erhaltene Innenausstattung<br />
sowie die zahlreich über den<br />
Gesamtkomplex verteilt vorzufindende<br />
Kunst am Bau, für die prominente Maler<br />
und Bildhauer verantwortlich zeichneten.<br />
Ungeliebt und durch einen massiven Sanierungsstau<br />
in seiner Funktion und äußeren<br />
Erscheinung beeinträchtigt, bot das Stadthaus<br />
ab 2009 Anlass für eine sich zuspitzende<br />
kontroverse Debatte darüber, ob<br />
eine Generalsanierung in Betracht oder ein<br />
Abriss in Erwägung gezogen werden solle.<br />
Diese öffentlich ausgetragene Diskussion<br />
zeitigte sogar kuriose Zwischenresultate.<br />
So gab es Anfang 2010 die Offerte eines<br />
lange anonymen »Stifters«, welcher der<br />
Stadt 50 Millionen Euro in Aussicht stellte,<br />
allerdings nicht ohne Bedingungen. Nach<br />
Abriss des Stadthauses hätte auf dem<br />
innerstädtischen Filetgrundstück ein Komplex<br />
aus Geschäften, Büros und Wohnungen<br />
entstehen sollen, die kommunale Verwaltung<br />
sollte dafür in das in seinem Besitz<br />
befindliche, damals leerstehende ehemalige<br />
Landesbehördenhaus ziehen. Was<br />
anfänglich verlockend klang, hielt einer<br />
weiteren Überprüfung hingegen nicht<br />
stand. So entpuppte sich der Stifter als<br />
Investor von zweifelhafter Bonität − und<br />
Bonn entging nach dem Debakel um das<br />
World Conference Center, auf Seite 6 in<br />
Ausgabe 1∙ 2011 der [<strong>Umrisse</strong>] nachzulesen,<br />
einem neuerlichen Bauskandal. Die<br />
Begehrlichkeiten hatten allerdings lediglich<br />
auf der Grundlage der mehrheitlich<br />
negativen Einstellung gegenüber dem<br />
Bauwerk und der aufkeimenden Hoffnung,<br />
sich seiner unproblematisch entledigen zu<br />
dürfen, geweckt werden können.<br />
Nur zögerlich fanden zu diesem Zeitpunkt<br />
Stellungnahmen Gehör, die dem Stadthaus<br />
architektonische, städtebauliche, baukünstlerische<br />
und sogar zeithistorische Qualitäten<br />
abzugewinnen vermochten. Inwieweit<br />
sie auch immer zu einer Objektivierung der<br />
Debatte beitrugen, den Ausschlag gaben<br />
letztlich finanzielle Belange.<br />
Nachdem das städtische Gebäudemanagement<br />
die Kosten einer Sanierung auf<br />
138 Millionen Euro bezifferte, für Abriss<br />
und einen Neubau an reinen Baukosten<br />
jedoch mehr als 200 Millionen Euro veranschlagte,<br />
entschied der Rat der Stadt sich<br />
unter rein pekuniären Gesichtspunkten für<br />
die Instandsetzung. Mit Verweis auf die<br />
angespannte Haushaltslage werden zunächst<br />
aber nur die nötigsten Mittel in die<br />
Hand genommen, um einen reibungsfreien<br />
Betriebsablauf zu gewährleisten. Erst 2017<br />
oder 2018 soll eine grundlegende Sanierung<br />
in Angriff genommen werden.<br />
Das Stadthaus hat, unbestreitbar, ein<br />
Imageproblem und aktuell dräut weiteres<br />
Ungemach. Denn die den Brüstungsbereichen<br />
der Fassade vorgehängten 3.186<br />
Glasplatten, die entscheidend zur luziden<br />
Gesamtästhetik beitragen, weisen vielfach<br />
korrodierte Halterungen auf und drohen<br />
herabzustürzen, weshalb Überlegungen<br />
existieren, sie zu entfernen, allerdings<br />
ohne sie zu ersetzen. Wie das Stadthaus,<br />
eines seiner wichtigsten Gestaltungselemente<br />
beraubt, aussehen könnte, lassen<br />
erste Demontagen vermuten.<br />
Selbstredend sind sicherheitsrelevante<br />
Aspekte von vorderster Dringlichkeit,<br />
nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, wie<br />
die Verwaltung, wenn der zu Unrecht vielgescholtene<br />
Klotz nun noch klotziger werden<br />
sollte, seinen Erhalt der Öffentlichkeit<br />
vermitteln oder gar neue Wertschätzung<br />
für ihn hervorbringen will.<br />
Martin Neubacher<br />
6] [<strong>Umrisse</strong>]
Präsidiales Erinnern mal zwei<br />
Während sich in Washington der Streit um<br />
die Realisierung des Entwurfs von Frank<br />
O. Gehrys Eisenhower Memorial zuspitzt,<br />
wurde im Herbst letzten Jahres in New<br />
York eine weitere Präsidentenstätte eröffnet,<br />
deren Qualitäten sich erst in den kommenden<br />
Wochen und Monaten in Gänze<br />
zeigen werden.<br />
Etwas mehr als 70 Jahre nach Franklin D.<br />
Roosevelts legendärer Four Freedoms<br />
Speech ist auf der nach ihm benannten<br />
Insel im East River inmitten der Stadt der<br />
Four Freedoms Park als Gedenkort eröffnet<br />
worden: ein in mehr als einer Hinsicht<br />
bemerkenswertes Ereignis.<br />
Mit dem Entwurf war 1973 kein anderer<br />
als Louis I. Kahn betraut worden, nachdem<br />
die ehemals als Welfare Island bekannte<br />
und für ihre Armenhäuser und Anstalten<br />
berüchtigte Insel unter neuem Namen in<br />
ein etabliertes Wohngebiet umgewandelt<br />
werden sollte. Kahn arbeitete den Entwurf<br />
detailliert aus, doch als er 1974 unerwartet<br />
starb und die Stadt gleichzeitig in großen<br />
finanziellen Schwierigkeiten steckte, geriet<br />
das kostspielige und großangelegte Vorhaben<br />
schnell aus dem Blick. Während der<br />
Rest des Geländes erschlossen und bebaut<br />
wurde, blieb die südliche Landspitze sich<br />
selbst überlassen, trotz mehrerer Versuche<br />
in den Folgejahren, das bereits genehmigte<br />
Bauvorhaben umzusetzen.<br />
Erst 2005 fanden sich in der Architektin<br />
Gina Pollara und dem ehemaligen Diplomaten,<br />
Rechtsanwalt, Geschäftsmann<br />
und Vorsitzenden des Franklin und Eleonor<br />
Roosevelt Institute William van den Heuvel<br />
zwei hartnäckige Verfechter für die späte<br />
Realisierung dieses Projekts. Beide verband<br />
die Bewunderung für den Architekten<br />
sowie ihre Begeisterung für den Entwurf.<br />
Während Pollara Ausstellungen organisierte<br />
und damit das vergessene Vorhaben und<br />
seine Qualitäten der Öffentlichkeit wieder<br />
zugänglich und bekannt machte, kümmerte<br />
sich van den Heuvel um die finanzielle Basis,<br />
sammelte Spenden und ebnete mit diplomatischem<br />
Geschick den Weg für die posthume<br />
Umsetzung von Kahns gestalterischer<br />
Hinterlassenschaft. Rund 53 Millionen US-<br />
Dollar brachte er so zusammen, gründete<br />
eine Stiftung und führte Architekten und<br />
Landschaftsarchitekten zusammen, die<br />
gemeinsam mit Pollara die Umsetzung<br />
betreuten.<br />
Das Resultat ist ein kontemplativer Raum<br />
mitten in New York − eine sorgsam inszenierte<br />
Landschaft, die in ihrer reduzierten<br />
Bühnenhaftigkeit ein wenig an das Salk<br />
Institute in La Jolla erinnert.<br />
Was am meisten beeindruckt und von<br />
Kahns überragenden Fähigkeiten als Entwerfer<br />
zeugt, ist die Zeitlosigkeit des Parks,<br />
die in keiner Weise vermuten lässt, dass er<br />
auf einem über 40 Jahre alten Entwurf<br />
basiert. Es gibt sogar Stimmen, die behaupten,<br />
dass er besser in das heutige New<br />
York passe, als das damals der Fall gewesen<br />
wäre.<br />
In seiner Komposition basiert er auf einem<br />
langgestreckten, spitzwinkligen Dreieck,<br />
das auf einen quadratisch eingefassten<br />
Endpunkt der Landzunge mit einer Büste<br />
Roosevelts ausgerichtet ist. Diese beiden<br />
Elemente bilden ein Plateau, zu dem eine<br />
über 30 m breite Treppe aus weißem Granit<br />
führt. In seinem dreieckigen Inneren liegt<br />
eine große Rasenfläche, und die Seiten<br />
werden von doppelreihig wie Alleen angeordneten<br />
Linden flankiert. An der Spitze<br />
angekommen, entfaltet sich ein atemberaubendes<br />
Panorama, das für das<br />
40-jährige Warten entschädigt.<br />
Was hingegen Gehrys Entwurf für Washington<br />
betrifft, hat, wie die New York Times<br />
und die Washington Post berichten, der<br />
Streit über das 142 Millionen US-Dollar<br />
teure Projekt Mitte März in einer Anhörung<br />
des Kongresses eine neue Eskalationsstufe<br />
erreicht. Nachdem der Architekt<br />
schon mehrfach Modifikationen an seinem<br />
Siegerentwurf vornehmen musste, die<br />
der ursprünglichen Idee und Konzeption<br />
Abbruch taten, wird jetzt immer lauter<br />
ein neuer Wettbewerb gefordert. Die Deutungshoheit<br />
über das Erbe des Präsidenten<br />
ist zur Grundsatzfrage über Erinnerungskultur<br />
geworden. Die Fronten gehen quer<br />
durch die Parteien, wenngleich die ablehnende<br />
Haltung bei den Republikanern<br />
stärker ausgeprägt ist, die einen der Ihren<br />
anders gedacht wissen möchten. Hier sind<br />
längst die Formen eines gepflegten Diskurses<br />
verlassen worden, und die Diskussion<br />
ist in den Untiefen persönlicher Diffamierung<br />
versunken.<br />
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[<strong>Umrisse</strong>]
In Walter Gropius’ Netz<br />
Forum <strong>Baukultur</strong> ]<br />
Koolhaas plus Ungers<br />
Es scheint, als ob die Verantwortlichen<br />
der Architekturbiennale für Venedig<br />
nach Jahren der berechtigten Kritik etwas<br />
gelernt haben, hatten sie doch bisher<br />
regelmäßig nur wenige Monate vor dem<br />
architektonischen Jahrmarkt der Eitelkeiten<br />
einen Leiter bestimmt, der dann<br />
in kürzester Zeit ein Konzept und dessen<br />
Umsetzung stemmen musste. Ein Austausch<br />
mit den ausstellenden Ländern und/<br />
oder gar deren Einbezug und Bereitschaft,<br />
das jeweilige Gesamtmotto komplettierend<br />
oder komplementär in ihren architekturdiplomatischen<br />
Vertretungen der Pavillons<br />
zu reflektieren, ließ sich unter solchen<br />
Umständen nur sehr selten bewerkstelligen<br />
oder musste akrobatisch herbeiargumentiert<br />
werden.<br />
2014 soll endlich alles anders werden.<br />
Seit Anfang Januar <strong>2013</strong> steht mit Rem<br />
Koolhaas, wenig überraschend, der neue<br />
Chefdenker für die nächstjährige Architekturshow<br />
fest. Und der machte sich sofort<br />
ans Werk. »Fundamentals« soll das Thema<br />
sein, um Grundsätzliches wird es also<br />
gehen. Hierzu lieferte er auch gleich seine<br />
These: »Wir wollen einen neuen, unverbrauchten<br />
Blick auf die (eben) grundlegenden<br />
Bausteine der Architektur werfen.«<br />
Und dabei vielleicht etwas Neues<br />
entdecken. Das klingt eindeutig und kommt<br />
doch verrätselt daher, wenn ein Rem Koolhaas<br />
es ausspricht. Bequem wird es sicher<br />
nicht werden für die Besucher, so viel<br />
dürfte gewiss sein. Und bequem macht<br />
es sich auch Koolhaas nicht.<br />
»Wir«, das sind im Übrigen er und die<br />
Studenten seiner Klasse an der Harvard<br />
University, die sich auf intensive Entdeckungsreise<br />
begeben, unterstützt von<br />
dem ebenfalls in Harvard lehrenden Architekturtheoretiker<br />
Stefan Trüby. Erst wenige<br />
Wochen vor Ostern haben sie sich alle erst<br />
einmal im Kölner UAA, dem Ungers Architektur<br />
Archiv seines Lehrers und Meisters<br />
Oswald Mathias Ungers, zu Forschungszwecken<br />
eingefunden, um in dem überreichen<br />
Schatz an Büchern aus der legendären<br />
Sammlung des verstorbenen Architekten<br />
ihre Studien zu betreiben.<br />
So viel wissenschaftliche Feldforschung<br />
und Vorbereitung dürfte es seit langem<br />
nicht mehr für eine Biennale gegeben<br />
haben.<br />
E. P.<br />
Wir leben in Netzen. Ob Netzwerker oder<br />
Networking, wie auch immer die Bezeichnungen<br />
und Empfehlungen lauten, die im<br />
Manager-Coaching und mittlerweile sogar<br />
für Kleinstunternehmer gegeben werden,<br />
alles dreht sich um fein geknüpfte Strukturen,<br />
mit denen wir andere und sie uns einfangen<br />
oder sich mit uns eben verbinden<br />
wollen − je nach Sicht- und Interpretationsweise.<br />
Fast könnte man glauben, dies sei eine<br />
Erfindung des 21. Jahrhunderts. Ist sie aber<br />
mitnichten, und vielleicht gab es sie in der<br />
grauen Vor-Internet-Zeit in wesentlich<br />
komplexerer und effektiverer Struktur.<br />
Am Lehrstuhl der Brandenburgischen Technischen<br />
Universität (BTU) Cottbus läuft<br />
aktuell ein Forschungsprojekt, das sich<br />
diesem Thema unter einem ganz speziellen<br />
Gesichtspunkt nähert. »Bewegte Netze.<br />
Bauhausangehörige und ihre Beziehungs-<br />
Netzwerke in den 1930er und 1940er Jahren«<br />
lautet der Titel. Ein Projektteam aus<br />
Kunsthistorikern, Kommunikationswissenschaftlern<br />
und Mediendesignern will<br />
exemplarisch sechs solcher Netzwerke<br />
untersuchen. Ausgangspunkt des Vorhabens<br />
ist die Annahme, dass mit der<br />
Schließung des Bauhauses im April 1933<br />
zwar die Institution und damit der verortbare<br />
Kulminationspunkt der Lehre wegfielen,<br />
die Schule jedoch als »virtuelle<br />
Struktur« weiterbestand, wirkte und sich<br />
entwickelte. Denn schließlich hatten<br />
sich unter den Lehrenden wie Schülern<br />
Bekanntschaften, Freund- und Feindschaften<br />
und somit Seilschaften gebildet,<br />
die über die Zeit hinaus hielten.<br />
Neben Erkenntnissen zu systemischen<br />
Fragestellungen unter anderem dazu, nach<br />
welchen Regeln sich Netzwerkformationen<br />
ausbilden, werden neue Sichtweisen zum<br />
Aspekt erwartet, wie unter den damals<br />
veränderten Bedingungen sich künstlerische<br />
Produktivität darstellte. All dies soll<br />
ermöglichen, die Geschichtsschreibung<br />
des Bauhauses wissenschaftlich fundiert<br />
aufzuarbeiten und unter erweiterten<br />
Gesichtspunkten zu betrachten.<br />
Ein Ziel dabei ist es, »das vorherrschende<br />
Rezeptionsschema des Bauhauserbes als<br />
einer transatlantischen Erfolgsgeschichte,<br />
die wesentlich von einem starken Netzwerk<br />
um Walter Gropius gespeist wurde,<br />
durch die Rekonstruktion historischer<br />
Erfahrungshorizonte ausgewählter Gruppen<br />
zu erweitern und die bestehenden<br />
Deutungsmuster zu relativieren.«<br />
Die aktuell vorgesehenen Forschungsgebiete<br />
sind als sechs hier kurz skizzierte<br />
Formationen definiert:<br />
– Das Netzwerk um Walter Gropius<br />
Ihm liegt die Annahme zugrunde, dass<br />
es um Gropius ein stark auf seine Person<br />
ausgerichtetes Netzwerk gab, in<br />
dem außerdem Herbert Bayer, Marcel<br />
Breuer und Laszlo Moholy-Nagy eine<br />
große Rolle spielten. Über ihr Miteinander<br />
ist weniger bekannt, als es die<br />
zahlreichen Publikationen vermuten<br />
lassen würden.<br />
– Das Netzwerk um Hannes Meyer<br />
Der Untersuchungsschwerpunkt liegt<br />
darauf, wie Meyer als Gegenspieler<br />
von Gropius im Kampf um die Deutungshoheit<br />
über das Bauhaus lange<br />
über die Zeit des Nationalsozialismus<br />
hinweg seine Ziele verfolgte.<br />
– Das Netzwerk um Gerhard Marcks<br />
Marcks, in den Darstellungen zum<br />
Bauhaus meist mit wenig Aufmerksamkeit<br />
bedacht, könnte, so die zugrunde<br />
liegende These, während der Zeit des<br />
Nationalsozialismus das stabilste<br />
soziale Gefüge gehabt haben.<br />
– Graphikdesigner und Photographen<br />
im Nationalsozialismus<br />
Die Fragestellung des Forschungskomplexes<br />
konzentriert sich stark auf<br />
den Berliner Raum und die hier existierenden<br />
werbegraphischen Ateliers von<br />
Schülern Moholy-Nagys und Bayers.<br />
– Architekten im Nationalsozialismus<br />
Hier steht die Frage im Mittelpunkt,<br />
wie und ob sich Bauhausabsolventen<br />
während der Zeit von 1933–1945 in<br />
eigenen Strukturen, Formationen und<br />
Kooperationen wiederfanden und in<br />
welcher Weise es unter ihnen zu<br />
Auftragsvermittlungen kam.<br />
– Exil in den Niederlanden<br />
Die Niederlande stehen exemplarisch<br />
als ein Land, an dem die regionale Verdichtung<br />
von Exilanten in persönlichen<br />
Netzwerken untersucht werden soll.<br />
Eine ausführlichere Darstellung der einzelnen<br />
Untersuchungsgebiete ist unter<br />
www.tu-cottbus.de nachzulesen.<br />
E. P.<br />
8]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Spielgruppe mit Stress<br />
Ganz so neu ist das Planspiel nicht, mit dem Bauingenieuren an<br />
der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK<br />
Leipzig) das Thema »Projektmanagement für Bauingenieure«<br />
vermittelt werden soll. »Bawiplan PM« heißt es und wird seit<br />
dem letzten Jahr in der studentischen Ausbildung an der Fakultät<br />
Bauwesen eingesetzt.<br />
Spielerisch erleben die Teilnehmer die typischen Abläufe und<br />
Probleme im Projektmanagement, heißt es dazu vonseiten der<br />
Hochschule. So sollen in der Praxis später kostspielige Fehler vermieden<br />
werden. Doch nicht nur Fachwissen hilft weiter, zusätzlich<br />
wird durch die Echtzeitsimulation das Verständnis für bau- und<br />
betriebswirtschaftliche Zusammenhänge vertieft.<br />
Auch die neudeutsch gern »Soft Skills« genannten sozialen<br />
Kompetenzen sind gefordert, will man erfolgreich sein. Dazu<br />
gehören Konfliktsituationen im Planungsteam, die es zu überwinden<br />
gilt, oder der Umgang mit berufstypischen Stresssituationen.<br />
Am Computer können diese als Einzelspieler oder<br />
vorzugsweise in der Gruppe getestet und bewältigt werden.<br />
Denn laut Projektleiter Prof. Bernd Reichelt sind es gerade ganzheitliches<br />
Denken und Sozialkompetenzen, also kontextbezogene<br />
Fähigkeiten, die in der Praxis immer relevanter werden und der<br />
Schulung bedürfen.<br />
In »Bawiplan PM« − einem Trainee-Modell, bei dem PM für<br />
Projektmanagement steht − wird die konkrete Ausführung eines<br />
Bauvorhabens in einem Bauunternehmen simuliert. Es stützt sich<br />
auf Erfahrungen zahlreicher Planspiele aus der Managementausbildung<br />
und lehnt sich weitgehend an die Vergabepraxis nach<br />
den Regeln der VOB an. Das Modell simuliert die Ausschreibung,<br />
Vergabe und Abwicklung von Bauwerken unterschiedlicher Art<br />
und Größe, wobei konjunkturell bedingte Schwankungen auftreten.<br />
Es versetzt die Spielteilnehmer derart in die wichtigsten Entscheidungssituationen<br />
der baubetrieblichen Akquisition und bietet ihnen<br />
die Möglichkeit, das Zusammenwirken der allerorten herrschenden<br />
Einflüsse zu studieren.<br />
Ab Mai dieses Jahres wird es über die Lehrstätte hinaus einen<br />
Vertrieb geben, für den die Hochschule in Kooperation mit der<br />
Firma Conci HR aus Leipzig ein Vermarktungskonzept erarbeitet.<br />
Deren Geschäftsführer Stephan Riedrich, heute auch als Dozent<br />
in Leipzig tätig, hatte einst während des eigenen Studiums erste<br />
Planspiele im Rahmen seiner Diplomarbeit entwickelt und die<br />
erste Vermarktung begleitet.<br />
Auf den ersten Blick wie ein Anachronismus mutete es hingegen<br />
an, als aus Leipzig die Nachricht kam, die Simulation sei seit Anfang<br />
des Jahres sogar analog verfügbar, nämlich als klassisches<br />
Brettspiel. Aber für jene, die vom Lernen einfach nicht genug<br />
bekommen oder eben ihrer Familie einmal spielerisch ihr Studienfach<br />
vermitteln wollen, könnte es zu einem Erlebnis werden;<br />
»Heimvorteil« der Studenten inklusive.<br />
Weitere Informationen zu diesem digitalen wie analogen<br />
Spielangebot finden sich unter www.bawiplan.com.<br />
E. P.<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Parkhaus am Bildungscampus Heilbronn<br />
Zweiteiliger Gesamtbaukörper mit Lärmschutzfunktion<br />
Stiftungsengagement für Bildung<br />
In Heilbronn errichtete die Dieter-Schwarz-<br />
Stiftung auf 12.000 m 2 den sogenannten<br />
Bildungscampus Heilbronn, mit dem die<br />
Institution des Unternehmers Schwarz,<br />
deren Stiftungszweck die Förderung von<br />
Wissenschaft und Forschung sowie Kunst<br />
und Kultur ist, den Standort fördern will.<br />
Auf dem Campus befinden sich seitdem<br />
die German Graduate School of Management<br />
and Law (GGS), eine Außenstelle der<br />
Dualen Hochschule Baden-Württemberg<br />
Mosbach (DHBW), und die Akademie für<br />
Innovative Bildung und Management (aim).<br />
Auch die Dieter-Schwarz-Stiftung selbst<br />
sowie eine Außenstelle der experimenta<br />
haben hier ihren Sitz. Kernstück des Bildungscampus<br />
ist das »Forum«. Es beherbergt<br />
eine Aula für 400 Personen, eine<br />
Hochschulbibliothek mit Cafeteria sowie<br />
eine Mensa, die vom Studentenwerk<br />
Heidelberg betrieben wird. Die Eröffnung<br />
erfolgte im Sommer 2011.<br />
Zweiteiliges Parkhaus aus Kopf- und Langbau<br />
© Anne Voll<br />
Rücksicht auf die Nachbarschaft<br />
Im Zuge dieses Großvorhabens wurde als<br />
infrastrukturelle Maßnahme der Bau eines<br />
neuen Parkhauses notwendig, das, öffentlich<br />
zugänglich, die Nutzung der universitären<br />
Einrichtungen unterstützen sollte.<br />
Mit dem Entwurf und der Realisierung<br />
des im Oktober 2011 eröffneten Gebäudes<br />
wurde das Stuttgarter Architekturbüro<br />
Petry + Wittfoht durch die Dieter-Schwarz-<br />
Stiftung direkt beauftragt.<br />
Das Parkhaus sollte im Besonderen dazu<br />
beitragen, die Verkehrsströme der mit dem<br />
Pkw anreisenden Nutzer und Besucher zu<br />
kanalisieren und damit die Stellplatzsuche<br />
in der Umgebung einzuschränken. So trägt<br />
es wesentlich zur Reduktion der entstehenden<br />
Verkehrs-, Lärm- und Emissionsbelastung<br />
für die bestehende nachbarschaftliche<br />
Wohnbebauung bei.<br />
Südwestfront des (höheren) Gebäudes<br />
© Anne Voll<br />
10]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Oberste Parkebene im Langbau<br />
© Anne Voll<br />
Parkhaus als Lärmschutz<br />
Eine entwurfsbestimmende Komponente<br />
wurde die von Südwesten nach Nordosten<br />
verlaufende Bahntrasse, welche die rückwärtige<br />
Begrenzung des Baufeldes bildet.<br />
Entlang jener dominierenden Achse entwickelte<br />
sich der Baukörper. So liegt das<br />
Parkhausgebäude zwischen dem Bahngleis<br />
und der südöstlich angrenzenden<br />
Wohnbebauung im Bereich der Sichererstraße<br />
und schirmt diese gegen die Schallemissionen<br />
des Bahnverkehrs ab. Die<br />
verbleibende Grundstücksfläche ist als<br />
Grünzone gestaltet und straßenbegleitend<br />
mit Bäumen bepflanzt.<br />
Das Parkhaus selbst ist als offene Konstruktion<br />
konzipiert, die innere Organisation<br />
erfolgte im d’Humy-System. Die halbgeschossig<br />
versetzten Parkebenen sind<br />
über gegensinnig befahrene Rampen<br />
erschlossen.<br />
Zweiteilige Anlage<br />
Der Gesamtbaukörper gliedert sich in zwei<br />
Bereiche, wobei die Höhenentwicklung<br />
der halbgeschossig versetzten Anlage den<br />
Gegebenheiten des vorhandenen Stadtraums<br />
Rechnung trägt: Der flachere, langgestreckte<br />
Gebäudeteil ist im Gegenüber<br />
der nachbarschaftlichen Wohnbebauung<br />
konzipiert, der höhere dem Vorfeld der<br />
Campusanlage zugeordnet und wird hier<br />
zur wahrnehmbaren Adresse des Parkhauses.<br />
In Summe weist es fünf Parkebenen auf.<br />
Vier davon, die Ebenen 0–3, sind oberirdisch<br />
angeordnet, eine weitere Ebene (-1)<br />
liegt unterhalb der Geländeoberkante. Die<br />
leichte Terrassierung in diesem Bereich<br />
ermöglicht auch auf der unteren Ebene<br />
eine natürliche Belichtung und Belüftung.<br />
Der niedrigere nordöstliche Teil des Baukörpers<br />
ist als einhüftiger, langgestreckter<br />
und dreigeschossiger Flachbau in direktem<br />
Anschluss an die Bahngleise ausgebildet.<br />
Der im Kopfbau gelegene Hauptzugang für<br />
Fußgänger lässt sich über einen Steg erreichen,<br />
der das terrassierte Gelände überspannt<br />
und mittig auf das zentrale innere<br />
Treppenhaus und die Aufzugsanlage führt.<br />
Die als reine Fluchtwege geplanten Nebentreppenhäuser<br />
befinden sich in der westlichen<br />
und östlichen Gebäudeecke des<br />
Kopfbaues. Ein weiterer ist als offene<br />
Treppenanlage im nordöstlichen Ende<br />
des Flachbaues untergebracht.<br />
Fußgängersteg zur Anbindung<br />
© Anne Voll<br />
Stegende: Hauptzugang und Kassenautomaten<br />
© Anne Voll<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [11
Lageplan<br />
© Petry + Wittfoht<br />
Längsansicht<br />
© Petry + Wittfoht<br />
Schnitt (Kopfbau)<br />
© Petry + Wittfoht<br />
Ebene 8<br />
© Petry + Wittfoht<br />
Eingangsebene<br />
© Petry + Wittfoht<br />
12]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Die Löschwassereinspeisung erfolgt an<br />
den drei Fluchttreppenhäusern im jeweils<br />
untersten Geschoß an der Außenfassade.<br />
Die geschoßweise vorzusehenden Entnahmestellen<br />
und Handfeuerlöscher befinden<br />
sich ebenfalls an den Fluchttreppenhäusern<br />
in Nähe der Fahrgasse.<br />
Falk Petry<br />
Rechtwinklige Anordnung aller Stellplätze<br />
© Anne Voll<br />
»Baukörperanschluss«<br />
© Anne Voll<br />
Fassadengestaltung<br />
Der Kopfbau ist allseitig von einer Metallfassade<br />
umschlossen, die die Kubatur<br />
durch den Einsatz von Metallverkleidungen<br />
unterschiedlicher Helligkeit, Transparenz<br />
und Struktur auflockert. Die Verkleidungen<br />
sind auf zwei räumlich leicht zueinander<br />
versetzten Ebenen angeordnet, wodurch<br />
eine räumliche Tiefe entsteht. Die äußere<br />
Schicht weist gelochte Bleche auf, die<br />
innere Stahlseilnetze. Im Bereich der<br />
Sichererstraße erfolgte die Anordnung<br />
der Seilnetze und Lochblechverblendungen<br />
unter Berücksichtigung der zulässigen<br />
Emissionswerte (Licht und Schall).<br />
Die Fassade des Flachbaues bildet eine<br />
schräg gestellte Holzlamellenstruktur, die<br />
mit Rankpflanzen begrünt wurde.<br />
Gründung und »Kenndaten«<br />
Aufgrund der Bodenbeschaffenheit wurde<br />
eine Tiefgründung mittels Magerbetonsäulen<br />
erforderlich. Das Tragwerk ist als<br />
Stahlverbundkonstruktion ausgeführt,<br />
bei der die Deckenplatten als Fertigteile<br />
auf das Stahltragwerk aufgelegt und<br />
anschließend kraftschlüssig vergossen<br />
wurden.<br />
Die Zu- und Ausfahrten für Pkws sind im<br />
Süden, also im Bereich der Ecke von Dammund<br />
Sichererstraße angeordnet, wobei<br />
die Haupterschließung aus Richtung der<br />
Dammstraße erfolgt. Sämtliche Ebenen<br />
werden im Uhrzeigersinn durchquert, die<br />
Ausfahrt ist gegenläufig organisiert.<br />
Das im Grundriss rechteckige Parkhaus<br />
erstreckt sich entlang dem Bahndamm<br />
über eine Gesamtlänge von 84 m, wovon<br />
die Länge des Kopfbaues 35,10 m beträgt.<br />
Dieser beinhaltet zwei je 16 m breite Parkgassen,<br />
der einhüftig erschlossene Flachbau<br />
hat eine Breite von ebenfalls 16 m.<br />
Insgesamt stehen 328 Stellplätze zur Verfügung,<br />
die auf beiden Seiten der 6 m breiten<br />
Fahrgassen im Winkel von 90° angeordnet<br />
wurden. Jeder von ihnen ist 5 m lang und<br />
2,50 m breit, in Ebene 0 wurden zudem vier<br />
Stellplätze für Behinderte ausgewiesen.<br />
Die Parkgassen sind frei überspannt, so<br />
dass das Rangieren wie das Begehen<br />
zwischen den Fahrzeugen bei freier Sicht<br />
erfolgen können. Die Geschoßhöhe misst<br />
durchgängig 2,75 m, die Beleuchtungsstärke<br />
ist auf 75 lx ausgelegt.<br />
Rankgerüst am Langbau<br />
© Anne Voll<br />
Bauherr<br />
Dieter Schwarz Stiftung gGmbH, Neckarsulm<br />
Architekten<br />
Petry + Wittfoht, Freie Architekten BDA, Stuttgart<br />
Projektleitung: Dipl.-Ing. Anne Voll<br />
Tragwerksplanung<br />
Breinlinger Ingenieure Hoch- und Tiefbau GmbH,<br />
Stuttgart<br />
Gebäudetechnik<br />
Ingenieurbüro Horst Juppenlatz, Stuttgart<br />
Elektrotechnik<br />
Ingenieurbüro für Elektrotechnik<br />
Werner Schwarz GmbH, Stuttgart<br />
Bodengutachten<br />
Büro für Umweltgeologie Dr. Gerhard Ingwersen,<br />
Keltern-Dietlingen<br />
Vermessung<br />
Vermessungsbüro Dr. Jochen Bäuerle, Flein<br />
Schallschutzgutachten<br />
Mörgenthaler Ingenieure Planungsgesellschaft mbH,<br />
Öhringen<br />
Sicherheits- und Gesundheitskoordination<br />
Dekra Umwelt GmbH, Stuttgart<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [13
Stadtraum aus Busbahnhof und Park-and-ride-Gebäude<br />
© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
Busbahnhof mit Parkhaus in Nördlingen<br />
Verkehrsdrehscheibe als Stadtraum<br />
Das Dach konnte in klassischer Einzelgewerkeausschreibung,<br />
das Park-and-ride-<br />
Gebäude jedoch musste in Form einer<br />
Generalunternehmer-(GU-)Ausschreibung<br />
realisiert werden. Da nicht sicher war,<br />
inwieweit die Detailarbeit bei einer GU-<br />
Ausschreibung unter exakter Kontrolle der<br />
Architekten erfolgen würde oder inwiefern<br />
sich wirtschaftliche Interessen eines GU<br />
durchsetzen würden, schien die Plakativität<br />
in der Ausgestaltung der beiden<br />
Elemente als geeignetes Mittel, um dennoch<br />
eine möglichst hohe Einheitlichkeit<br />
und damit eine Ensemblewirkung zu<br />
erreichen.<br />
Realisierung mit Hindernissen<br />
Das Projekt der Mobilitätsdrehscheibe am<br />
Bahnhof in Nördlingen basiert auf einem<br />
städtebaulichen Gutachten von 2004. Eine<br />
darauffolgende erste Planungsphase<br />
musste aufgrund unerwarteter Grundstücksansprüche<br />
eines privaten Bahnbetreibers<br />
im Jahr 2006 gestoppt werden.<br />
Erst 2009 konnten die Planungen wiederaufgenommen<br />
werden.<br />
Die Wahl der Formen, der Materialien und<br />
der Farben zielt darauf ab, ein eindrückliches<br />
und dabei plakatives Gesamterscheinungsbild<br />
zu gestalten. Dieser den<br />
Entwurfsprozess mitbestimmende Gedanke<br />
resultierte unter anderem aus der Vorgabe<br />
des Auftraggebers, für die beiden als<br />
Ensemble konzipierten Bauteile der Überdachung<br />
und des Parkhauses zwei unterschiedliche<br />
Vergabeverfahren zu wählen:<br />
Eigenständiges Ensemble im Kontext<br />
© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
14]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Gebäude als Stadt- und Warteraum<br />
Der neue Busbahnhof ist mehr als nur ein<br />
überdachter Warteraum, er ist ein Stadtraum<br />
im besten Sinne. Unter dem großen<br />
Dach haben sechs Haltestellen für Busse<br />
bis zu 15 m Platz. Parallel zum Park-andride-(P+R-)Gebäude<br />
sind zwei weitere<br />
Aufstellflächen angeordnet, die auch für<br />
Gelenkbusse geeignet sind. Das Parkhaus<br />
nimmt neben 151 Stellplätzen auf drei Ebenen<br />
und 102 Fahrradstellplätzen auch 18<br />
absperrbare Fahrradboxen und öffentliche<br />
Toiletten als wichtige Infrastruktureinrichtung<br />
auf.<br />
Busüberdachung und Westfassade des<br />
P+R-Bauwerks ergänzen sich in Materialwahl<br />
und Farbigkeit zu einer Einheit, die<br />
den neuentstandenen städtischen Raum<br />
definiert und als einprägsames Bild im<br />
Bewusstsein der Bürger verankert.<br />
Struktur von Dach und Fassaden<br />
Das Dach des Busbahnhofes ist als eine<br />
zweifach unter 90° abgewinkelte Scheibe<br />
ausgebildet, um so zwei verschiedene<br />
Bereiche zu definieren: die Wartehalle mit<br />
einer lichten Höhe von ca. 6 m und die an<br />
ihr vorbeilaufende, schmalere Fußgängerpassage<br />
mit einer lichten Höhe von ca.<br />
4,50 m. Die Dachscheibe, ein einhüftiger<br />
Rahmen mit Pendelstützen, ist auf kräftigen<br />
rechteckigen Haupt- und filigranen, rechteckig-konischen<br />
Nebenstützen gelagert.<br />
Dabei definieren die Hauptstützen die<br />
Fassung des Raumes in Richtung Stadt,<br />
während die konisch sich verjüngenden<br />
Pendelstützen das Dach wie filigrane<br />
Stäbe halten. Die farbliche Unterscheidung<br />
von anthrazitfarbig beschichteten<br />
Stützen und goldfarben beschichteter<br />
Scheibe unterstützt das Hervortreten der<br />
geknickten Scheibe.<br />
Bahnhofsdach und Parkhausfassade als Einheit<br />
© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
Offene Wartehalle mit Fußgängerpassage<br />
© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
Das gesamte Tragwerk des Daches,<br />
Haupt- und Nebenstützen sowie Hauptund<br />
Nebenträger umfassend, besteht aus<br />
feuerverzinkten Stahlprofilen. Die Stützen<br />
sind aus Flachstählen zu Rechteckprofilen<br />
zusammengesetzt, die Dachträger bestehen<br />
aus handelsüblichen Stahlprofilen.<br />
Sichtbare Elemente der Konstruktion<br />
verfügen über eine eisenglimmerhaltige<br />
Beschichtung auf Epoxidharzbasis mit<br />
einer Dicke von mindestens 80 µm. Die<br />
umlaufende Dachverkleidung besteht<br />
aus gekanteten, pulverbeschichteten<br />
Aluminiumblechen, die Untersicht aus<br />
Streckmetalltafeln, die auf einen verzinkten,<br />
pulverbeschichteten Stahlrahmen<br />
montiert wurden. Die Dachdeckung erfolgte<br />
mit handelsüblichen Kalzip-Tafeln in<br />
einer Neigung von 3°. Die Entwässerung<br />
ist im Knick der Dachfläche untergebracht,<br />
das Regenwasser wird von dort über handelsübliche<br />
Fallrohre in den Stützen unsichtbar,<br />
aber revisionierbar abgeführt.<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [15
Lageplan<br />
© Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
Schnittansicht<br />
© Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
Erdgeschoß<br />
© Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
16]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Goldfarbene Schaufront<br />
© Michael Heinrich/<br />
Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
Dem Dach gegenüber, auf der Bahnseite<br />
gelegen, schließt das P+R-Gebäude mit<br />
seiner ebenfalls goldfarbenen Schaufassade<br />
den Busbahnhof ab. Diese setzt sich<br />
zusammen aus einem über die gesamte<br />
Länge durchlaufenden Vordach und geschuppt<br />
angeordneten vertikalen Streckmetallelementen<br />
zur Verkleidung der Parkebenen.<br />
Die Erdgeschoßfassade sowie<br />
alle weiteren Fassaden des Parkhauses<br />
sind mit anthrazitfarbenem, perforiertem<br />
Trapezblech in horizontaler Ausrichtung<br />
bekleidet. So ergibt sich auch bei den<br />
geschlossenen Fassadenflächen mittels<br />
Perforierung eine schleierartige Transparenz,<br />
die Sichtkontakt zwischen innen und<br />
außen herstellt und die gefühlte Sicherheit<br />
verstärkt.<br />
Konstruktion des Parkhauses<br />
Das P+R-Gebäude kam als feuerverzinkte<br />
Stahlkonstruktion mit einem herstellersystembedingten<br />
Achsraster von 2,50 m<br />
zur Ausführung. Parkstände und Fahrbahn<br />
werden von Stahlträgern überspannt, so<br />
dass die einzelnen Geschosse stützenfrei<br />
bleiben konnten.<br />
Die Fassade aus Streckmetallelementen in<br />
feuerverzinkten und pulverbeschichteten<br />
Stahlwinkelrahmen wurde auf einer Unterkonstruktion<br />
aus Hohlprofilen vor das<br />
Traggerüst der Parkebenen gehängt.<br />
Das durchlaufende Vordach wird von Kragträgern<br />
gehalten, die stirnseitig mit goldfarbenen<br />
Glattblechen und unterseitig mit<br />
Streckmetalltafeln verkleidet sind. Das<br />
umlaufende Dach bietet Witterungsschutz<br />
für die Zugänge sowie die beiden vorgelagerten<br />
Bushaltestellen.<br />
Multifunktionale Stadtmöbel<br />
Sitzelemente aus Sichtbeton mit dunklen<br />
Holzauflagen in Thermoholz sind für die<br />
Wartenden vorgesehen. Im Bereich der<br />
Überdachung binden sie die schlanken,<br />
konischen Stützen am Fußpunkt ein und<br />
sorgen dort zugleich für den notwendigen<br />
Anprallschutz. Alle Sitzelemente sind hier<br />
zudem mit Informationsstelen für die<br />
Fahrplananzeige kombiniert.<br />
Das Ende 2010 fertiggestellte Projekt<br />
wurde 2012 mit dem Thomas-Wechs-Preis<br />
des BDA Schwaben gewürdigt, <strong>2013</strong> zum<br />
BDA-Preis Bayern nominiert und mit dem<br />
BDA-Preis <strong>2013</strong> in der Kategorie »Beste<br />
städtebauliche Interpretation« ausgezeichnet.<br />
Michael Gebhard<br />
Architekt und Stadtplaner BDA<br />
Bauherr<br />
Stadt Nördlingen<br />
Architekten<br />
Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung,<br />
München<br />
Michael Gebhard, M. Sc. Dipl.Ing.<br />
Architekt und Stadtplaner BDA<br />
Prof. Ingrid Burgstaller, M. Sc. Dipl.-Ing.<br />
Architektin und Stadtplanerin BDA<br />
Mitarbeit: Katharina Nicolait, Thomas Bönsch,<br />
Ulrich Strebel<br />
Bauleitung<br />
Ingenieurbüro Peter Strohm, Nördlingen<br />
Tragwerksplanung<br />
Behringer Beratende Ingenieure GmbH, München<br />
Details: Bank und Anprallschutz<br />
© Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [17
Zivilschutzzentrum in Meran<br />
Vier Funktionen unter einem »Dach«<br />
Viele Nutzer, viele Bedürfnisse<br />
Zivilschutzzentren sind komplexe Multifunktionseinrichtungen<br />
zum Schutz der<br />
Zivilbevölkerung, wie sie sich in der<br />
Schweiz und Südtirol finden. Neben den<br />
örtlichen Feuerwehren beherbergen sie<br />
meist Bergrettungsdienste, Kranken- und<br />
Rettungsdienste und weitere kommunale<br />
Hilfsdienste sowie koordinierende Leitstellen.<br />
Die effiziente Unterbringung der<br />
Ausrüstung und Fuhrparks der einzelnen<br />
Bereiche bilden dabei die vordringlichste<br />
Aufgabe, um jederzeit einsatzbereit zu<br />
sein.<br />
Funktionshof mit Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr<br />
© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />
Im 2002 ausgeschriebenen offenen Realisierungswettbewerb<br />
für ein solches neues<br />
Zivilschutzzentrum in Meran galt es, für<br />
die Freiwillige Feuerwehr Untermais, den<br />
Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol<br />
Meran und den Südtiroler Berg- und Höhlenrettungsdienst<br />
des C.N.S.A.S. Meran eine<br />
solche Funktionseinheit zu entwerfen, in<br />
die zusätzlich ein Übungsraum für die<br />
Bürgerkapelle des Stadtteils Untermais<br />
integriert werden musste. Nach einer<br />
Planungszeit von 2003 bis 2007 konnte die<br />
Rettungseinrichtung 2012 an die Nutzer<br />
übergeben werden.<br />
Hofzufahrt: Bergrettung (rechts)<br />
und Feuerwehr mit Schlauchturm<br />
© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />
18]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Das bauliche Ensemble wird gebildet aus<br />
einem langgestreckten Baukörper entlang<br />
der Straße und einem zurückgesetzten<br />
Gebäude für die Feuerwehr. Diesem ist der<br />
Schlauch- und Übungsturm zugeordnet.<br />
Diese beiden Hauptbaukörper bilden eine<br />
Hofzone, die den funktionalen Erfordernissen<br />
sehr gut entspricht; öffentliche und<br />
halböffentliche Bereiche sind klar definiert,<br />
und Ein- und Durchblicke machen die<br />
jeweilige Nutzung außen ablesbar.<br />
Die Hauptausfahrt wird an zentraler Stelle<br />
angeordnet. Es entsteht eine übersichtliche<br />
Verkehrssituation, die durch Ampelregelung<br />
kontrolliert wird. Die Zufahrt zur<br />
Tiefgarage befindet sich direkt an der<br />
Romstraße und ist eindeutig von den<br />
Zu- und Ausfahrten des Übungshofes<br />
getrennt.<br />
Städtebauliche Einordnung<br />
Die Aufgabe bestand in der Entwicklung<br />
eines städtebaulichen und architektonischen<br />
Konzeptes für ein Zivilschutzzentrum<br />
im südlichen Stadtbereich von Meran, das<br />
drei Nutzergruppen (Feuerwehr, Bergrettung<br />
und Bürgerkapelle) geeignete und<br />
angemessene Funktionseinheiten in einem<br />
gemeinsamen Komplex bieten sollte. Dabei<br />
lag, neben der logistischen Organisation<br />
die Herausforderung darin, eine städtebauliche<br />
Lösung für die offene Bebauung<br />
entlang der Haupterschließung (Romstraße)<br />
zu finden.<br />
Erscheinungsbild des Zivilschutzzentrums auf der Fahrt stadtauswärts<br />
© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />
Bürgerkapelle »über« Hofzufahrt bei Blickrichtung stadteinwärts<br />
© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [19
Lageplan<br />
© gildehaus.reich architekten BDA<br />
Gesamtquerschnitt<br />
© gildehaus.reich architekten BDA<br />
Längsschnitt des hinteren Baukörpers (Feuerwehr)<br />
© gildehaus.reich architekten BDA<br />
Erdgeschoß<br />
© gildehaus.reich architekten BDA<br />
Obergeschoß<br />
© gildehaus.reich architekten BDA<br />
20]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
(Abstell-)Halle für Feuerwehrfahrzeuge<br />
© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />
Umkleideraum und …<br />
© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />
Ausbildung des Baukörpers<br />
Im langgestreckten Baukörper entlang<br />
der Romstraße befinden sich die Räumlichkeiten<br />
der Bergrettungsdienste und der<br />
Bürgerkapelle. Während die Bereiche der<br />
Rettungsdienste relativ geschlossene<br />
Fassaden aufweisen, sind die Räume der<br />
Bürgerkapelle durch ihre unterschiedliche<br />
Fassadengestaltung von außen ablesbar.<br />
Die Feuerwehr ist hofseitig gegenüber<br />
angeordnet. Beide Baukörper sind über<br />
eine Tiefgarage miteinander verbunden.<br />
In den Erdgeschossen sind die Fuhrparks<br />
der einzelnen Einrichtungen sowie die<br />
Geräteräume und Werkstätten untergebracht,<br />
in den Obergeschossen liegen die<br />
jeweiligen Büro-, Seminar- und Vereinsräume.<br />
Konstruktion und Material<br />
Der Gesamtkomplex wurde als Stahlbetonkonstruktion<br />
ausgeführt, die Fassaden<br />
bestehen aus dunkelfarbigen Faserzementtafeln.<br />
Die Räume werden über horizontale<br />
Fensterbänder belichtet und belüftet. Der<br />
Bereich der Bürgerkapelle setzt sich durch<br />
seine Holzlamellenfassade deutlich ab.<br />
Die Materialien im Inneren entsprechen<br />
den jeweiligen funktionalen Anforderungen<br />
an das Zivilschutzzentrum. Fahrzeugräume,<br />
Werkstätten und Geräteräume haben<br />
einen technischen Charakter mit Sichtbetonoberflächen<br />
und Industrieböden.<br />
Für die Vereinsbereiche in den Obergeschossen<br />
wurden sowohl für die Böden<br />
als auch für die Einbaumöbel Eichenholz<br />
verwendet. Darüber hinaus gibt es immer<br />
wieder farbige Akzentuierungen.<br />
Anne Tunkel<br />
Bauherr<br />
Stadtgemeinde Meran, Provinz Bozen<br />
Architekten<br />
gildehaus.reich architekten BDA, Weimar<br />
Entwurf: Bernd Gildehaus, Anne Tunkel<br />
Mitarbeit: Annika Hauke, Gerd Günther<br />
Bauleitung: Martin Willeit, Bozen<br />
Tragwerksplanung<br />
Baubüro Ingenieurgemeinschaft, Bozen<br />
Elektrotechnik<br />
electroPlan Studio di ingegneria<br />
Dr.-Ing. Robert Covi, Meran<br />
Haustechnik<br />
Energytech Ingenieure GmbH, Bozen<br />
Teeküche der Feuerwehr<br />
© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [21
Mitarbeiterparkhaus von Linde in Pullach<br />
Erster Schritt im Rahmen einer Großbaumaßnahme<br />
Teil eines Gesamtprojekts<br />
Das in Pullach bei München gelegene<br />
Areal der Linde AG, mit einer Fläche von<br />
11,80 ha der weltweit größte Standort des<br />
Unternehmens, wird nach Ausarbeitung<br />
eines Masterplans schrittweise umgebaut,<br />
vorhandene Strukturen werden mit Anbauten<br />
ergänzt und der Gesamtkomplex um<br />
neue Gebäude erweitert.<br />
Masterplan für das Gesamtareal<br />
© RitterBauerArchitektenGmbH<br />
Im Rahmen dieser tiefgreifenden Maßnahmen<br />
erfolgen auch die Neuordnung<br />
der Verkehrsanbindung sowie die der<br />
Parkierungsangebote. Außerdem ist eine<br />
Überplanung des Außenraumes unter<br />
Einbeziehung der bisherigen Grünanlagen<br />
vorgesehen.<br />
Als erste infrastrukturelle Maßnahme<br />
wurde im August 2011 die Errichtung eines<br />
Mitarbeiterparkhauses mit 855 Stellplätzen<br />
abgeschlossen. Realisiert wurde es innerhalb<br />
von nur sieben Monaten von der<br />
Firma Goldbeck Süd als Generalunternehmer<br />
auf Basis der Konzeption des<br />
Aschaffenburger Architekturbüros Ritter-<br />
Bauer, das auch den Masterplan federführend<br />
mit weiteren Fachplanern<br />
entworfen hat.<br />
Aktuell wird nach den Plänen von Ritter-<br />
Bauer ein neues, repräsentatives und<br />
zukunftsorientiert ausgerichtetes fünfgeschossiges<br />
Office Center für ca. 550<br />
Mitarbeiter der Linde AG mit ca. 8.000 m 2<br />
Nutzfläche gebaut, dessen Fertigstellung<br />
für den Herbst <strong>2013</strong> terminiert ist. Im Anschluss<br />
werden weitere Maßnahmen im<br />
Rahmen des Masterplanes verwirklicht<br />
werden.<br />
Offene Großgarage inmitten von Grünanlagen<br />
© Christian Kernchen/Goldbeck GmbH<br />
22]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Längsschnitt<br />
© RitterBauerArchitektenGmbH<br />
(Einfahrt-)Ebene 00<br />
© RitterBauerArchitektenGmbH<br />
Ebene 02<br />
© RitterBauerArchitektenGmbH<br />
Nordansicht<br />
© RitterBauerArchitektenGmbH<br />
Ostansicht<br />
© RitterBauerArchitektenGmbH<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [23
Geometrie und Konstruktion<br />
Das neue Mitarbeiterparkhaus wurde in<br />
Systembauweise mit Stahltragwerk und<br />
Stahlbetonfertigteildeckenplatten erstellt.<br />
Die Dachkonstruktion wurde mit einem<br />
leichten Stahltrapezblech, die Treppenhäuser<br />
in Stahlbetonfertigteilkonstruktion<br />
ausgeführt.<br />
Das mehrgeschossige Gebäude, als offene<br />
Großgarage mit gesamt zehn Ebenen in<br />
Splitt-Level-Anordnung konzipiert, weist<br />
Abmessungen von ca. 49 m x 85 m und eine<br />
Höhe von 14,15 m auf.<br />
Mäandrierende Öffnungen in der Fassade,<br />
einer vorgehängten Bekleidung aus Lochblechkassetten,<br />
akzentuieren das Haus<br />
und ermöglichen vielfältige Blickbeziehungen<br />
in die Umgebung.<br />
Nachhaltiges Bauen<br />
Umweltgesichtspunkte und Ressourcenschonung<br />
spielten bei der Konzeption eine<br />
bedeutende Rolle. So wurden Planungsgrundsätze<br />
für nachhaltiges Bauen aufgestellt<br />
und bei der Errichtung des Parkhauses<br />
mit den folgenden Maßnahmen<br />
umgesetzt:<br />
– Die Beleuchtungsanlage der Parkebenen<br />
wie die Beleuchtung der<br />
Zu- und Ausfahrtbereiche wurden<br />
zukunftsorientiert in LED-Technik<br />
ausgeführt, ihre Steuerung erfolgt<br />
mittels Helligkeits- und Bewegungssensoren.<br />
– Niederschlags- und Schleppwasser<br />
werden ausschließlich der Versickerung<br />
zugeführt, ein Anschluss an das<br />
öffentliche Abwasserkanalnetz ist<br />
nicht vorhanden.<br />
Erschließung: Zugang, Aufzugsturm und Einfahrtsbereich<br />
© Christian Kernchen/Goldbeck GmbH<br />
– Für die Elektromobilität entstand eine<br />
Stromtankstelle, die für zunächst vier<br />
Fahrzeuge eingerichtet ist.<br />
– Auf der gesamten Dachfläche befindet<br />
sich eine Photovoltaikanlage zur<br />
Stromeinspeisung in das öffentliche<br />
Netz.<br />
– Im Gebäude selbst ist keine Installationstechnik<br />
für Sanitär-, Lüftungsund<br />
Heizungsanlagen verbaut.<br />
– Der Barrierefreiheit für Menschen mit<br />
Mobilitätseinschränkungen wurde<br />
durch die Einrichtung von Aufzugsanlagen,<br />
ebenerdigen Übergängen<br />
und ausreichenden Türdurchgangsbreiten<br />
Rechnung getragen.<br />
Mit der Fertigstellung des Parkhauses<br />
konnte ein erster wichtiger Schritt in der<br />
Neustrukturierung des Gesamtareals<br />
abgeschlossen werden.<br />
Frank Welzbacher<br />
RitterBauerArchitektenGmbH,<br />
Aschaffenburg<br />
Mäandrierende Fassadeneinschnitte<br />
© Christian Kernchen/Goldbeck GmbH<br />
Bauherr<br />
Linde AG, München<br />
Architekten<br />
RitterBauerArchitektenGmbH, Aschaffenburg<br />
Landschaftsarchitekten<br />
terra.nova, München<br />
Generalunternehmer<br />
Goldbeck Süd GmbH, Niederlassung München<br />
24]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Parkhäuser am Flughafen Zürich<br />
Maßnahmen zur Erneuerung und Erweiterung<br />
Ausgangslage<br />
Im Jahr 2012 wurde der Flughafen Zürich<br />
von 24,80 Millionen Passagieren frequentiert;<br />
in der gleichen Zeit wurden insgesamt<br />
418.751 t Fracht transportiert. Zu Spitzenzeiten<br />
in den Ferien beträgt das Passagieraufkommen<br />
bis zu 90.000 Personen pro Tag.<br />
Das macht Zürich-Kloten zu einer internationalen<br />
Verkehrsdrehscheibe. Auch als<br />
Wirtschaftsstandort ist der Flughafen für<br />
die Schweiz und das benachbarte Ausland<br />
von sehr großer Bedeutung, da hier über<br />
21.000 Personen in mehr als 260 verschiedenen<br />
Firmen beschäftigt sind.<br />
Die verkehrstechnisch hervorragende Vernetzung<br />
mit rund 1.000 Bahn- und Busverbindungen<br />
ermöglicht es, dass Passagiere,<br />
Mitarbeitende und Besucher ressourcenschonend<br />
an- und abreisen können. So<br />
lässt sich fast die Hälfte der Personentransporte<br />
über öffentliche Verkehrsmittel<br />
abwickeln. Für den motorisierten Individualverkehr<br />
bietet der Flughafen mit ca.<br />
17.000 mehrheitlich sehr nahe bei den<br />
Terminals gelegenen Stellplätzen ebenfalls<br />
optimale Verhältnisse.<br />
Einzelne Parkierungsanlagen am Flughafen<br />
Zürich sind seit über 40 Jahren im Dauerbetrieb<br />
und infolge des wachsenden Passagieraufkommens<br />
an Spitzentagen im<br />
Frühling und Herbst bis zum letzten Stellplatz<br />
voll ausgelastet. Seit rund zehn Jahren<br />
ist daher der Prozess im Gange, die<br />
bestehenden Parkhäuser zu ertüchtigen<br />
und zweckmäßig zu erweitern. Die Flughafen<br />
Zürich AG beschäftigt dazu Bauprojektleiter,<br />
die als interne Bauherrenvertreter<br />
die Gesamtkoordination zwischen<br />
der vielschichtigen Bestellerorganisation<br />
und den externen (General-)Planern wahrnehmen.<br />
Lage der Parkhäuser P 1, P 2, P 3, P 6 und P 7<br />
© Flughafen Zürich AG<br />
Ertüchtigung bestehender Bauten<br />
Die in den Jahren 1973–1983 als Elementbauten<br />
erstellten Parkhäuser P 1, P 2 und<br />
P 6 weisen heute zwölf Geschosse auf,<br />
ihre Grundrissflächen betragen zwischen<br />
6.000 m² und 7.500 m 2 . Die Lasten werden<br />
über Stahlstützen in die Fundamente abgeleitet,<br />
die Verbände bestehen aus Stahlprofilen.<br />
Die Decken sind aus Rippenplatten<br />
gefügt, die auf vorgespannten<br />
Unterzügen lagern. Der bewehrte Überbeton<br />
wirkt im Verbund mit, um die Kraftübertragung<br />
auf die Rippen sowie horizontal<br />
die Scheibenwirkung der Decke<br />
sicherzustellen. Der Überbeton selbst als<br />
oberste Schicht bildete gleichzeitig den<br />
Belag, eine Abdichtung fehlte. Durch<br />
ungenügende Entwässerung, Fehlstellen<br />
im Beton wie Risse und Abplatzungen,<br />
nicht ausreichend funktionierende Dilatationen<br />
sowie Fugen zu den Stützen konnten<br />
Chloride über lange Zeit fast ungehindert<br />
in die Konstruktion eindringen.<br />
Bei einer Bauaufnahme wurden, bezogen<br />
auf den Zementgehalt, sehr hohe Chloridkonzentrationen<br />
von einigen Masseprozenten<br />
gemessen. Die statisch wichtige<br />
Bewehrung zeigte massive Korrosionsschäden,<br />
teilweise waren Stäbe vollstän-<br />
dig korrodiert. Hinzu kommt, dass die<br />
Bauten aus heutiger Sicht Defizite für die<br />
außergewöhnliche Bemessungssituation<br />
»Erdbeben« aufweisen.<br />
Im Rahmen der Sanierung wird der Überbeton<br />
mittels Höchstdruckwasserstrahlen<br />
(HDW) entfernt und die noch vorhandene<br />
Bewehrung ausgebaut. Mit dem neuen<br />
Beton wird nicht nur die Tragsicherheit<br />
wiederhergestellt, sondern es werden<br />
nun auch Gefälleverhältnisse geschaffen,<br />
die eine funktionierende Entwässerung<br />
ermöglichen.<br />
Abtrag des Überbetons mittels HDW<br />
© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [25
Saniertes Geschoß in bestehendem Parkhaus<br />
© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />
Ein hochwertiger Sika-Parkdeckbelag,<br />
der zudem optimal an den vertikalen Bauteilen<br />
hochgezogen wird, sorgt künftig für<br />
einen idealen Schutz der Konstruktion.<br />
Die optische Aufwertung wie die Benutzerfreundlichkeit<br />
für die Fußgänger und ideale<br />
Eigenschaften für die Fahrzeuge zeichnen<br />
die gewählten Beläge zusätzlich aus.<br />
Durch das Auswechseln von Verbänden<br />
sowie die Verstärkung der Knotenbleche<br />
kann auch bezüglich Erdbebensicherheit<br />
ein normgerechter Zustand herbeigeführt<br />
werden.<br />
Für die Sanierungen werden jeweils drei<br />
übereinanderliegende Geschosse gesperrt.<br />
Die Arbeiten können damit sehr effizient<br />
umgesetzt werden, gleichzeitig steht der<br />
Großteil der Geschosse während dieser<br />
Zeit uneingeschränkt zur Verfügung.<br />
Konzeption der Neubauten<br />
Parallel zur Sanierung des Parkhauses<br />
P 6 erfolgt dessen Erweiterung in zwei<br />
Etappen. Während die Süderweiterung<br />
zum Sommer <strong>2013</strong> fertiggestellt sein wird,<br />
soll auf der Ostseite mit dem Neubau<br />
des Parkhauses P 7 noch in diesem Jahr<br />
gestartet werden; die rechtskräftige Baubewilligung<br />
liegt bereits vor. Im Endzustand<br />
werden drei statisch unabhängige Baukörper,<br />
die optisch als ein Gebäude wahrgenommen<br />
werden, bei zwölf Geschossen<br />
bzw. der aus dem Bestand vorgegebenen<br />
Gesamthöhe von knapp 40 m und einer<br />
Grundrissfläche von 16.700 m 2 insgesamt<br />
7.500 Stellplätze aufweisen. Damit wird<br />
die Anlage zu den größten Parkhäusern<br />
in Europa gehören.<br />
Der städtebaulichen Anordnung der Parkhausbauten<br />
liegt ein rigider Masterplan<br />
zugrunde. Aufgereiht entlang einem Kreisbogen<br />
und im Grundriss als Kreissegment<br />
ausgelegt, ergeben sie eine schlüssig<br />
gestaltete Reihe, welche das Gesicht<br />
des Flughafens mitprägt. Die Erweiterung<br />
des Parkhauses P 6 bildet dabei den Übergang<br />
zur linearen Ausrichtung der Frachtgebäude.<br />
Lediglich der zwischen den Parkhäusern<br />
P 1 und P 6 inzwischen realisierte,<br />
streng rechtwinklige Baukörper des SAS-<br />
Hotels durchbricht das ursprüngliche<br />
Bebauungsmuster. Das Parkhaus P 7 stellt<br />
mit seiner Größe und Höhe als imposantes<br />
Kopfgebäude den Abschluss der Reihe<br />
der Parkbauten dar. Für den mit dem Auto<br />
anreisenden Besucher oder Passagier<br />
wird es den ersten Eindruck des Flughafens<br />
Zürich bestimmen und damit zu<br />
seiner Visitenkarte werden.<br />
Eine sorgfältig gestaltete Leichtmetallfassade<br />
aus geschoßhohen, gezogenen<br />
Aluminiumlamellen soll diesem Aspekt<br />
gebührend Rechnung tragen. Jede zweite<br />
Lamelle wird daher mit einer Neigung<br />
nach innen montiert, womit insgesamt<br />
eine plastische Tiefenwirkung entsteht,<br />
aus der bei abendlicher Beleuchtung ein<br />
spannendes Lichtspiel resultiert. Darüber<br />
hinaus dient die Fassade als Personenabsturzsicherung,<br />
während die Absturzsicherung<br />
für Pkws durch drei übereinander<br />
angeordnete Drahtseile gegeben<br />
ist.<br />
Fassadenmuster mit Aluminiumlamellen<br />
© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />
Normalgeschosse in den Parkhäusern P 6 und P 7<br />
© Stutz + Bolt + Partner Architekten AG<br />
26]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Künftiges Erscheinungsbild der P 6-Erweiterung<br />
© Stutz + Bolt + Partner Architekten AG<br />
Mit einem Öffnungsanteil von 25 % sorgt<br />
die Fassade nicht nur für angenehme Lichtverhältnisse<br />
im Innern, sondern stellt auch<br />
die aus brandschutztechnischer Sicht<br />
erforderliche natürliche Querlüftung sowie<br />
Entrauchung sicher. Eine mittlere Brandschutzachse<br />
teilt die Geschosse in je zwei<br />
Brandabschnitte, wobei die Fahrgassen<br />
mit automatischen Toren bestückt sind.<br />
Die Anlage ist an das übergeordnete Verkehrsnetz<br />
des Flughafens angeschlossen,<br />
welches über eine direkte Anbindung an<br />
das Autobahnnetz verfügt. Intern ermöglichen<br />
zwei Spindelrampen eine sehr effiziente<br />
Erschließung mit einem hohen Benutzerkomfort.<br />
Die Senkrecht-Parkierung entspricht<br />
der Komfortstufe B der Schweizer<br />
Norm »Parkieren« (SN 640 291 a, 2006).<br />
Für die Neubauten kommen Großbohrpfähle<br />
mit einem Durchmesser von 118 cm<br />
und einer Länge von 17 m als Tiefgründung<br />
zur Ausführung, um die konzentrierten<br />
Lasten in den Baugrund einzuleiten, womit<br />
ebenfalls Setzungsdifferenzen zum<br />
Bestand minimiert werden.<br />
Die Regelgeschosse sind als Stahl-Beton-<br />
Verbunddecken mit Haupt- und Sekundärträgern<br />
sowie Trapezblech und Überbeton<br />
ausgebildet. Das Dach, auf dem eine<br />
Photovoltaikanlage angeordnet wird, ist<br />
als reiner Stahlbau konzipiert. Diese Bauweise<br />
stellt nicht nur eine sehr wirtschaft-<br />
Baugrube samt Verbau und Großbohrpfählen<br />
© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />
Erweiterung von P 6: Stahlbaumontage<br />
© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [27
Verlegen der Rollbewehrung<br />
© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />
liche Lösung dar, sondern ermöglicht ebenso<br />
eine kurze Bauzeit, die durch weitere<br />
Maßnahmen, wie beispielsweise den<br />
Einsatz von Rollbewehrungen (Bamtec),<br />
zusätzlich begünstigt wird. Gleichermaßen<br />
erlaubt der Verzicht auf Abstützungen im<br />
Errichtungszustand den parallelen Ausbau<br />
in den unteren Geschossen. Das Raster für<br />
die Stahlstützen resultiert einerseits aus<br />
den Abständen der vorhandenen Struktur,<br />
andererseits aus der Optimierung des<br />
Tragwerks, womit beim Parkhaus P 7<br />
innerhalb des Rasters jeweils vier Stellplätze<br />
vorgesehen sind.<br />
Eigenschwingform im Finite-Elemente-Modell<br />
© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />
Durch die bereits im Gefälle montierten<br />
Hauptträger ist eine nach innen führende<br />
Entwässerung realisierbar, weshalb auf<br />
lasteinbringende Gefällebetone verzichtet<br />
werden konnte. Auch teure und für den<br />
Unterhalt nicht zweckmäßige Randborde<br />
entfielen damit.<br />
Entsprechend den unterschiedlichen<br />
Bauweisen und Geometrien – die vorhandene<br />
Struktur weist zum Beispiel andere<br />
Dimensionen infolge Betonbauweise auf –<br />
werden die drei Baukörper statisch voneinander<br />
getrennt. Der lichte Abstand von<br />
knapp 0,50 m trägt zudem den unterschiedlichen<br />
Schwingformen Rechnung, spezielle<br />
Übergangskonstruktionen ermöglichen<br />
dabei eine ebene Überfahrt und lassen für<br />
den Gebrauchszustand Bewegungen bis zu<br />
80 mm zu. Die Lagerung der beweglichen<br />
Stahlelemente ist so konzipiert, dass sie<br />
bei Erdbebenschwingungen über Keile<br />
aus der Konstruktion geschoben werden,<br />
womit eine Koppelung der Baukörper<br />
verhindert wird.<br />
Die vertikale Gebäudeaussteifung in<br />
den beiden Hauptrichtungen wird mittels<br />
K-Verbänden gewährleistet. Neben ästhetischen<br />
Vorteilen gegenüber Kreuzverbänden,<br />
bei denen die druckschlaffen<br />
Diagonalen meist ausknicken, spricht für<br />
ihre Verwendung das deutlich steifere<br />
Gebäudeverhalten, wodurch der lichte<br />
Abstand der Baukörper reduziert und die<br />
aufwendigen Überfahrtkonstruktionen<br />
vereinfacht werden können.<br />
Um eine maximale Lebensdauer bei geringen<br />
Erhaltungskosten zu erzielen, wurden<br />
analog zur Sanierung des Bestandes nicht<br />
nur alle Details und Anschlüsse sehr sorgfältig<br />
geplant, sondern gerade auch dem<br />
in puncto Risse optimierten Überbeton und<br />
dem Schutz durch einen qualitativ hochwertigen<br />
Sika-Parkdeckbelag besondere<br />
Beachtung geschenkt. Die Verwendung<br />
von feuerverzinktem Stahl führt hier ebenfalls<br />
zur Minimierung der Unterhaltskosten.<br />
Fazit<br />
Die meisten jahrzehntealten Parkhausbauten<br />
weisen inzwischen einen beträchtlichen<br />
Erneuerungsbedarf auf. Die Erfahrungen<br />
mit ihren Alterungsprozessen<br />
helfen, sie heute qualitativ hochwertig zu<br />
sanieren bzw. die entsprechenden Erkenntnisse<br />
in die Konzeption von Neubauten<br />
einfließen zu lassen – mit dem Fokus auf<br />
einer ganzheitlichen Life-Cycle-Betrachtung.<br />
Die Nutzerfreundlichkeit steht aber<br />
gleichermaßen im Vordergrund, das heißt,<br />
dem äußeren Erscheinungsbild dieser<br />
Bauwerke und einer hellen, angenehmen<br />
Atmosphäre im Innern sowie dem Fahrkomfort<br />
ist große Beachtung zu schenken.<br />
Maßnahmen zur Ertüchtigung und Erweiterung<br />
bestehender Parkhäuser müssen<br />
meist unter laufendem Betrieb umgesetzt<br />
werden. Dies stellt besonders hohe Anforderungen<br />
an den Bauherrn sowie die<br />
Planer- und Bauorganisation, um die<br />
geforderten Termine, Umsetzungsqualität<br />
und Kosten einhalten zu können. Eine ausgeprägt<br />
positive Umgangskultur unter den<br />
Beteiligten ist dabei ein wesentlicher<br />
Schlüssel zum Erfolg.<br />
Beat Burkhard, Dipl. Arch. ETH<br />
Projektleiter und Bauherrenvertreter<br />
Flughafen Zürich AG<br />
Martin Deuring, Dr. Dipl. Bauing. ETH<br />
Generalplaner<br />
Bauherr<br />
Flughafen Zürich AG, Zürich<br />
Generalplaner (Bauingenieure)<br />
Dr. Deuring + Oehninger AG, Dipl. Bauingenieure<br />
ETH SIA USIC, Winterthur<br />
Architekten<br />
Stutz + Bolt + Partner Architekten AG, Winterthur<br />
Verkehrsplaner<br />
Enz & Partner GmbH, Zürich<br />
Haustechnikplaner<br />
A-Projekt AG, Adetswil<br />
Spalinger Planungsbüro für<br />
Haustechnik und Fachkoordination, Baden<br />
3-Plan Haustechnik AG, Winterthur<br />
28]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Parkhaus für zwei Fraunhofer-Institute in Aachen<br />
Neubau mit artifizieller Grünfassade<br />
Forschungsfelder mit Potential<br />
Die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung<br />
der angewandten Forschung e.V. siedelt<br />
am Campus der RWTH Aachen ein Kompetenzzentrum<br />
für Wachstumsmärkte an.<br />
Hierfür werden die benachbarten Institute<br />
für Lasertechnik (ILT) sowie für Produktionstechnologie<br />
(IPT) um insgesamt ca. 5.300 m²<br />
Labor- und Bürofläche erweitert. Im Rahmen<br />
eines 2009 ausgeschriebenen VOF-<br />
Verfahrens zum Projekt »Aachener Kompetenzzentrum<br />
Hightech-Produktion für<br />
Wachstumsmärkte, Erweiterung der Fraunhofer-Institute<br />
ILT + IPT in Aachen« überzeugte<br />
das Konzept aus dem Büro JSWD<br />
Architekten, die im September des gleichen<br />
Jahres den Auftrag erhielten.<br />
Die neuen strategischen Forschungsfelder<br />
der Hightech-Produktionstechnik und der<br />
Nano-Photonik komplettieren die Profile<br />
der schon vorhandenen Institute, so dass<br />
am Standort Aachen ein in Europa einzigartiges<br />
Kompetenzzentrum für ein Marktsegment<br />
mit hohem Wachstumspotential<br />
entsteht, das künftig einen Beitrag zur<br />
wirtschaftlichen Entwicklung der Region<br />
leisten soll.<br />
JSWD Architekten positionierten die Erweiterungsflächen<br />
um einen neuen Vorplatz<br />
an der Steinbachstraße. Die durch die<br />
Neubauvolumen geschaffene Torsituation<br />
definiert die Adresse der beiden Institute<br />
neu und führt Mitarbeiter wie Besucher<br />
selbstverständlich zu den Haupteingängen,<br />
die mit einer großzügigen Dachstruktur<br />
versehen werden. Funktionale Mängel im<br />
Bestand werden behoben, seine Erschließung<br />
erweitert.<br />
Der aus dem Wachstum resultierende zusätzliche<br />
Raumbedarf wird durch bauliche<br />
Erweiterungsmaßnahmen auf dem vorhandenen<br />
Institutsgelände abgedeckt, da<br />
innerhalb der vorhandenen Gebäudestrukturen<br />
der Institutsgebäude keine weiteren<br />
Flächen mehr geschaffen werden können.<br />
So kann unter anderem auch die bereits<br />
vorhandene Infrastruktur der Bestandsgebäude<br />
genutzt werden. Der Abschluss<br />
der Gesamtbaumaßnahme ist für 2014<br />
terminiert.<br />
Fassade als »vertikale Blumenwiese«<br />
© Thomas Lewandowski<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [29
Das neue Parkhaus<br />
Da die Erweiterungsbauten teilweise auf<br />
bislang als Parkplatzflächen genutzten<br />
Freiräumen realisiert werden, die durch<br />
die Nachverdichtung nun entfallen, und<br />
außerdem durch die Erweiterungsbauten<br />
der Stellplatzbedarf erhöht wird, war eine<br />
Neustrukturierung der Parkmöglichkeiten<br />
notwendig. In einem ersten Bauabschnitt<br />
entstand deshalb auf der benachbarten<br />
Erweiterungsfläche der Fraunhofer Gesellschaft<br />
ein Parkhaus, das bereits im Sommer<br />
2012 fertiggestellt wurde.<br />
Der Bau ist quer zur Hauptstraße angeordnet<br />
und wird über eine Zufahrt im<br />
90°-Winkel zu dieser erschlossen. An<br />
die Zufahrt angegliedert sind weitere,<br />
in den Außenanlagen untergebrachte<br />
Stellplätze.<br />
Institute<br />
Lageplan<br />
© JSWD Architekten<br />
Schnitt<br />
© JSWD Architekten<br />
Parkhaus<br />
Erdgeschoßebene<br />
© JSWD Architekten<br />
Ebenen 3–8<br />
© JSWD Architekten<br />
Das Grundstück fällt von Süden nach<br />
Norden um 4 m ab, in West-Ost-Richtung<br />
hingegen weist es nur ein geringes Gefälle<br />
auf. Der Baukörper entwickelt sich aus<br />
dem vorhandenen Gelände heraus und<br />
orientiert sich in Anordnung und Dimensionen<br />
an den Raumkanten der benachbarten<br />
Bestandsbauten.<br />
Das Erdgeschoßniveau des Parkhauses<br />
nimmt Bezug auf die bestehenden Geländehöhen<br />
im nördlichen Teil des Grundstücks,<br />
wodurch eine ebenerdige Zu- und<br />
Ausfahrt ermöglicht wurde. Der Höhenunterschied<br />
zu den Fraunhofer-Instituten<br />
ILT und IPT im Westen wird durch eine<br />
bestehende Freitreppenanlage überwunden.<br />
An den Schmalseiten des Baukörpers<br />
im Westen und Osten ist das vorhandene<br />
Gelände abgeböscht.<br />
Das quaderförmige Parkhaus hat eine<br />
Grundfläche von ca. 2.000 m 2 und ist in<br />
acht Parkebenen zu je 38 Parkeinheiten in<br />
Split-Level-Bauweise aufgeteilt. Insgesamt<br />
bietet es Platz für 300 Pkws, die Stellplätze<br />
sind im 90°-Winkel zur Fahrbahn orientiert.<br />
Die vertikale Erschließung für Fußgänger<br />
erfolgt über zwei offene Treppenräume<br />
an den Schmalseiten des Gebäudes.<br />
Die Belüftung der untersten Ebene erfolgt<br />
im Süden über zwei Lichtschächte. Die<br />
obersten Ebenen sind nicht überdacht.<br />
30]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Wirkung der Fassade bei Dunkelheit<br />
© Thomas Lewandowski<br />
Konstruktion und Idee<br />
Als Bauweise wurde eine effiziente Verbundkonstruktion<br />
aus Stahl und Beton<br />
gewählt, die die einzelnen Ebenen stützenfrei<br />
überspannt. Als Aussteifungen fungieren<br />
die Treppenhauskerne und Auskreuzungen<br />
von einzelnen Fassadenfeldern.<br />
Die Statik des Parkhauses genügt damit<br />
auch den Anforderungen aus der Erdbebenzone<br />
3, in der Aachen liegt.<br />
Der Fassadengestaltung des Parkhauses<br />
liegt das architektonische Bild einer »vertikalen<br />
Blumenwiese« zugrunde. Dieses<br />
Konzept wird mittels einer offenen Fassade<br />
aus unregelmäßig angeordneten,<br />
farbig variierten Aluminiumwinkeln in<br />
zwei versetzten Ebenen umgesetzt. Bei<br />
den gewählten Farbtönen dominieren<br />
grüne Farben, durchmischt mit roten<br />
und blauen Winkelprofilen. So erhält die<br />
Gebäudehülle eine Leichtigkeit und fügt<br />
sich harmonisch in die Landschaft ein.<br />
Die Gestaltung der Außenanlagen mit<br />
Rasen- und Bodendeckerbepflanzungen<br />
verstärkt den Eindruck einer aus ihrer<br />
Umgebung emporwachsenden Struktur.<br />
Je nach Blickwinkel wirkt das Gebäude<br />
offen und transparent oder geschlossen.<br />
Nachts leuchtet das Parkhaus, und die<br />
äußere Kubatur scheint sich aufzulösen.<br />
Kim Steffens<br />
JSWD Architekten,<br />
Köln<br />
Aluminiumwinkel in zwei Ebenen<br />
© Thomas Lewandowski<br />
Eindruck von Offenheit<br />
oder Geschlossenheit<br />
© Thomas Lewandowski<br />
Bauherr<br />
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der<br />
angewandten Forschung e.V., München<br />
Nutzer<br />
Fraunhofer-Institut für Lasertechnik (ILT), Aachen<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT),<br />
Aachen<br />
Architekten<br />
JSWD Architekten, Köln<br />
Tragwerksplanung<br />
IDK Kleinjohann GmbH & Co. KG, Köln<br />
Haustechnik<br />
Carpus+Partner AG, Aachen<br />
Elektrotechnik<br />
Müller & Bleher Filderstadt GmbH & Co. KG,<br />
Filderstadt<br />
Bauphysik<br />
Tohr Bauphysik GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach<br />
Brandschutz<br />
BFT Cognos GmbH, Aachen<br />
Freianlagenplanung<br />
JSWD Architekten, Köln<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [31
Parkhaus im Bad Hersfelder Schilde-Park<br />
Gelungene Einbindung in die Landschaft<br />
Entwurfsskizze<br />
© Dorbritz Architekten<br />
Neues Leben im Industrieareal<br />
Als Benno Schilde Ende des 19. Jahrhunderts<br />
in Bad Hersfeld seine gleichnamige<br />
Maschinen- und Apparatefabrik gründete,<br />
lag diese noch außerhalb des innerstädtischen<br />
Bereichs. Hier ließ er für die Fertigung<br />
von industriellen Trocknungsanlagen<br />
Verwaltungsbauten und Montagehallen<br />
in anspruchsvoller Backstein-Industriearchitektur<br />
errichten.<br />
Über die Jahre wuchsen Stadt und Unternehmen<br />
gleichermaßen, und auf dem Areal<br />
entstanden weitere Anlagen. Nach mehreren<br />
Umfirmierungen fusionierte die<br />
Schilde AG in den 1970er-Jahren zur Büttner-Schilde-Haas<br />
AG, aus der später die<br />
Babcock BSH und seit 2002 Grenzebach<br />
BSH wurde. Diese zog 2009 auf ein neues<br />
Firmengelände in einem außerhalb gele-<br />
genen Gewerbegebiet. Zurück blieb ein<br />
großes Areal, das bis Ende 2012 zum<br />
Schilde-Park umgestaltet wurde.<br />
Holzskulptur in der Landschaft<br />
© Stefan Marquardt<br />
Lageplan<br />
© Dorbritz Architekten<br />
32]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Semitransparente Struktur vor denkmalgeschütztem Ensemble<br />
© Stefan Marquardt<br />
Dessen Mittelpunkt bilden heute zwei<br />
Industriedenkmäler aus den Jahren 1904<br />
und 1908, die für Veranstaltungs- und Ausstellungszwecke<br />
umgebaut und instandgesetzt<br />
wurden. Durch den Rückbau vieler<br />
weiterer Büro- und Fertigungshallen entstand<br />
um sie herum eine innerstädtische<br />
Park- und Erholungslandschaft. Damit bei<br />
Veranstaltungen ausreichend Parkraum<br />
zur Verfügung steht, war außerdem der<br />
Bau eines neuen Parkhauses notwendig,<br />
an das in dieser Umgebung hohe funktionale<br />
und ästhetische Ansprüche gestellt<br />
wurden. Außerdem sollte es kostengünstig<br />
und wirtschaftlich sein.<br />
Konstruktion mit Lichtspielen<br />
© Stefan Marquardt<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [33
Schnitt<br />
© Dorbritz Architekten<br />
Systemkonstruktion …<br />
Um die zweigeschossige Anlage in die<br />
neue landschaftlich gestaltete Umgebung<br />
einzufügen und zu einer Bereicherung<br />
werden zu lassen, entschied man sich für<br />
eine Systemkonstruktion aus Stahl und<br />
Beton, die von einer räumlich komplex<br />
gefalteten Fassade ummantelt ist. Die<br />
Ebenen sind gegeneinander versetzt und<br />
nutzen den Geländeverlauf. Auf diese<br />
Weise tragen sie dazu bei, die Rampenlänge<br />
zu minimieren.<br />
Die Fassade besteht aus einer vorgefertigten<br />
auskragenden räumlichen Struktur<br />
aus Stahlrohren, die mit der Systemkonstruktion<br />
verbunden ist. Auf ihr sind jeweils<br />
parallel in der Fläche angeordnete Holzlamellen<br />
montiert. Das unbehandelte<br />
Lärchenholz bindet sich wie selbstverständlich<br />
in die Grünanlage ein. Im Laufe<br />
der Zeit wird die intendierte Verwitterung<br />
der Verkleidung den Übergang zwischen<br />
Gelände und Gebäude verwischen lassen.<br />
Schon jetzt fallen die Hell-Dunkel-Kontraste<br />
ins Auge.<br />
Lärchenholz auf Stahlrohrunterkonstruktion<br />
© Dorbritz Architekten<br />
Erdgeschoß<br />
© Dorbritz Architekten<br />
Mit ihrer lebendig gestalteten Außenhaut<br />
setzt die Konstruktion gestalterische Akzente.<br />
Die Architektur versteht sich dabei<br />
als gefaltete Interpretation und Weiterführung<br />
des modellierten Landschaftsraumes.<br />
Je nach Standort des Betrachters<br />
erscheint die Parkstruktur als leicht transparenter<br />
beziehungsweise geschlossener<br />
Landschaftskörper.<br />
Realisierte Nachhaltigkeit<br />
Durch das Fassadenkonzept mit seiner<br />
offenen Lamellenstruktur werden neben<br />
einer natürlichen Belichtung die notwendige<br />
Entrauchung und Durchlüftung des<br />
Gebäudes gewährleistet. So ließen sich<br />
Material, Energie und Kosten für ein<br />
Belüftungs- und Entrauchungssystem<br />
einsparen.<br />
Insgesamt wurde großer Wert auf Nachhaltigkeit<br />
gelegt. Zum einen durch ein präzise<br />
umgesetztes Nutzungskonzept, zum<br />
anderen durch den Einsatz großflächiger<br />
Photovoltaikelemente auf Teilen der Dachflächen,<br />
mit deren Hilfe Energie gewonnen<br />
wird. Es ist bei diesem Parkhaus gelungen,<br />
den Eingriff in die Landschaft so gering wie<br />
möglich zu halten. Insgesamt stehen den<br />
Benutzern ca. 190 Stellplätze auf den zwei<br />
Geschossen zur Verfügung.<br />
Dipl.-Ing. Frank Dorbritz<br />
»Eckausbildung«<br />
© Stefan Marquardt<br />
Bauherr<br />
Wirtschaftsbetriebe Bad Hersfeld GmbH,<br />
Bad Hersfeld<br />
Architekten<br />
Dorbritz Architekten, Bad Hersfeld<br />
Generalunternehmer<br />
Goldbeck West GmbH, Kassel<br />
34]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Erscheinungsbild entlang der Nahum-Goldmann-Allee<br />
© Thomas Ollendorf/Deutsche Telekom AG<br />
Parkhaus der Deutschen Telekom in Bonn<br />
Städtebauliche Eingliederung als Voraussetzung<br />
Entspannte Lage<br />
Seit dem Frühsommer 2012 hat die Deutsche<br />
Telekom ein neues Parkhaus für ihre<br />
Konzernzentrale in Bonn. Mitarbeitern und<br />
Besuchern stehen dort nun insgesamt<br />
630 Stellplätze auf über 17.000 m 2 zur Verfügung.<br />
Dies entspannt die Situation deutlich,<br />
denn rund ein Drittel der 2.500 Beschäftigten<br />
kommt mit dem Auto zur Arbeit.<br />
Bevor aber mit dem Bau des Parkhauses<br />
begonnen werden konnte, gab es im Vorfeld<br />
viele Überlegungen.<br />
Vorgeschichte<br />
Bei der Planung der zwischen 1993 und<br />
1995 errichteten Zentrale der Deutschen<br />
Telekom war auf dem südlich gelegenen<br />
Grundstücksstreifen parallel zur Nahum-<br />
Goldmann-Allee ein Erweiterungsgebäude<br />
als zweiter Bauabschnitt vorgesehen. Die<br />
Abmessungen und die Nutzung als Bürohaus<br />
wurden im damals von der Stadt<br />
Bonn erstellten Bebauungsplan festgeschrieben.<br />
Zwischenzeitlich befanden sich<br />
auf dem potentiellen Erweiterungsgrundstück<br />
rund 90 begrünte Besucherstellplätze.<br />
In der Folge jedoch wurde entschieden,<br />
statt eines zweiten Bauabschnitts eine<br />
großzügige Erweiterung auf dem gegenüberliegenden<br />
Areal der ehemaligen<br />
CDU-Zentrale zu realisieren, wo neue<br />
Büroflächen entstanden.<br />
Mit dem Bezug dieser weiteren Büros<br />
wurde der Wunsch nach gut erreichbaren<br />
und günstig zur Telekom-Zentrale gelegenen<br />
Parkierungsflächen immer dringlicher.<br />
Zunächst musste dafür geprüft werden, ob<br />
anstelle der Büroerweiterung ein Parkhaus<br />
errichtet werden konnte. Hierfür lieferten<br />
KBK Architekten aus Stuttgart eine Mach-<br />
Lageplan<br />
© KBK Architekten<br />
barkeitsstudie. Mit der gestalterisch hochwertigen<br />
Fassadenausbildung und der hervorragenden<br />
städtebaulichen Gliederung<br />
sowie Einbindung in das Gesamtensemble<br />
wurden die Auflagen der Stadt Bonn erfüllt,<br />
so dass einer Zustimmung zur Nutzungsänderung<br />
des Bebauungsplans nichts im<br />
Wege stand.<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [35
Erdgeschoß<br />
© KBK Architekten Belz/Lutz<br />
Querschnitte: Treppenhaus und Ausfahrtbereich<br />
© KBK Architekten<br />
Herausforderungen<br />
Das bauliche Konzept des Parkhauses<br />
musste einerseits die Auflagen der Stadt<br />
Bonn berücksichtigen und andererseits<br />
den wirtschaftlichen Gesichtspunkten des<br />
Bauherrn Rechnung tragen. Letztendlich<br />
galt es, eine größtmögliche Stellplatzzahl<br />
auf kleinster Grundrissfläche zu erreichen.<br />
Weitere Aspekte waren eine Anbindung an<br />
den öffentlichen Straßenraum mit den notwendigen<br />
Rückstaulängen sowie die optimale<br />
Verkehrsführung im Parkhaus selbst.<br />
Für die Bebauung stand nur ein 20 m breiter<br />
und 200 m langer Grundstücksstreifen<br />
zur Verfügung, bei dem die Mindestabstände<br />
zum Bestandsgebäude ein- und die<br />
Feuerwehrzufahrt freigehalten werden<br />
mussten. Zudem war die Baumallee entlang<br />
der Nahum-Goldmann-Allee ein zu<br />
beachtendes Kriterium.<br />
Erschwerend kam hinzu, dass das Baufeld<br />
zur Hälfte mit der vorhandenen zweigeschossigen<br />
Tiefgarage der Telekom-Zentrale<br />
unterbaut war, deren Ein- und Ausfahrten<br />
von der Nahum-Goldmann-Allee<br />
in die Planung integriert werden mussten.<br />
Die aus dem Bestand resultierenden Beschränkungen<br />
stellten vor allem für die<br />
Gründungsstatik und die Abwicklung der<br />
Baumaßnahme Herausforderungen dar.<br />
Konzept<br />
Das Parkhaus verfügt über eine mittige<br />
Erschließungsspur mit doppelseitigen<br />
Stellplatzreihen. Die Erschließung erfolgt<br />
über zwei Einfachspindeln an den Gebäudeenden,<br />
die jeweils im Einbahnverkehr frequentiert<br />
werden. Auf diese Weise konnte<br />
die beste Flächenwirtschaftlichkeit erreicht<br />
werden: Je Stellplatz sind unter 25 m²<br />
Bruttogeschoßfläche erforderlich.<br />
Mit der gesamten Ausführung beauftragte<br />
man nach der auf der Entwurfsplanung<br />
basierenden produktneutralen Ausschreibung<br />
den Systemanbieter Goldbeck. Die<br />
Basis für die Umsetzung bildet das Bausystem<br />
Gobacar, die dabei vorgegebene<br />
Tragstruktur besteht aus zwei außenliegenden<br />
Stützenachsen im Abstand von<br />
16,00 m. Die Anpassung der aus dem System<br />
resultierenden Achsabstände von<br />
2,50 m an das vorhandene Untergeschoßtragwerk<br />
erfolgt mittels eines Betonüberzugs,<br />
der auf die Tiefgaragendecke aufgesetzt<br />
wurde und die Lastverteilung auf die<br />
im Abstand von 7,50 m angeordneten<br />
Untergeschoßstützen übernimmt.<br />
Ertüchtigungen in den Untergeschossen<br />
waren nur in den Einfahrts- und Spindelbereichen<br />
erforderlich, da die Lastreserven<br />
aus der ursprünglich geplanten Bürobebauung<br />
aktiviert werden konnten.<br />
36]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Anschluss an die Bestandsbauten<br />
© Thomas Ollendorf/Deutsche Telekom AG<br />
Geschuppte Fassade<br />
Bei der Fassadenausbildung des Parkhauses<br />
waren die Gestaltungsvorgaben<br />
der Stadt Bonn zu berücksichtigen. Für<br />
den rund 200 m langen und 16 m hohen<br />
Baukörper entlang der Nahum-Goldmann-<br />
Straße entschied man sich für eine aus<br />
1,40 m × 2,50 m großen Fassadenplatten<br />
bestehende, geschuppte Gebäudehülle.<br />
Die halbgeschoßhohen Blech- und Glaselemente<br />
sind dabei im Wechsel angeordnet.<br />
Die im Winkel von ca. 10° montierten<br />
Platten gliedern die Fassade deutlich und<br />
erreichen eine auf horizontale Linien ausgerichtete<br />
Gestaltung. Außerdem konnte<br />
so den Belangen des Brandschutzes und<br />
der geforderten Rauchableitung sehr gut<br />
Rechnung getragen werden.<br />
Die drei deutlich vor die Schuppenfassade<br />
gestellten Erschließungstreppen nehmen<br />
die Struktur des Bestandsgebäudes auf<br />
und gliedern den langen Baukörper vor<br />
allem in der Schrägansicht in überschaubare<br />
Einheiten. Die eher an ein Bürohaus<br />
erinnernden Treppentürme zeichnen sich<br />
durch eine großzügige Eckverglasung und<br />
weiße, homogene Putzoberflächen aus.<br />
Eine hochwertige Gestaltung und die Nähe<br />
zur Materialität der Zentrale standen hier<br />
im Vordergrund. Der Anteil der Glasflächen<br />
nimmt zu den Treppenhäusern hin deutlich<br />
zu, so dass mit dieser natürlichen Lichtführung<br />
auf die Ausgänge hingewiesen<br />
werden kann.<br />
Das quadratische Lochbild der silberfarbenen<br />
Blechtafeln ist geometrisch auf die<br />
ebenfalls quadratische Bedruckung der<br />
Glasplatten abgestimmt. Zu den Spindeln<br />
an den Gebäudeenden hin werden die<br />
Verglasungsanteile deutlich reduziert,<br />
da hier eine Blendung des Fahrverkehrs<br />
bei der Rampenfahrt ausgeschlossen<br />
werden musste.<br />
Wechselspiel zwischen Glas- und Lochblechelementen<br />
© KBK Architekten<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [37
Grüner Rücken<br />
Im Kontrast zu der auf technische Präzision<br />
ausgerichteten Straßenfront sollte die<br />
Rückansicht zu den Innenhofbüros des<br />
Bestandsgebäudes als bepflanzte »Grünfläche«<br />
ausgebildet werden. Im Gegensatz<br />
zur modular aufgebauten Straßenfassade<br />
wurde hier ein Edelstahlnetz über eine<br />
Unterkonstruktion gespannt, um als Rankhilfe<br />
für Wilden Wein zu dienen, der hier<br />
langfristig für eine Begrünung sorgen wird<br />
und damit einen naturnahen Anblick aus<br />
den Bestandsbauten ermöglichen soll.<br />
Fassadenansichten und -schnitte Süd und Nord<br />
© KBK Architekten<br />
(Rückseitige) Fahrspindel und Netzkonstruktion vor Fertigstellung<br />
© KBK Architekten<br />
Das neue Parkhaus fügt sich in das bestehende<br />
Ensemble gut ein. Es ist ein ansprechender<br />
Bestandteil des Gesamtgefüges<br />
geworden. Mit den eingesetzten hochwertigen<br />
Fassadenmaterialien und der<br />
realisierten Grünfassade sind die gestalterischen<br />
Anforderungen optimal erfüllt<br />
worden. Die Planungs- und Bauzeit umfassten<br />
knapp zwei Jahre.<br />
Dipl.-Ing. Architekt Wolfgang Lutz<br />
Die helle, offene Tageslichtkonstruktion<br />
erlaubt Aus- wie Einblicke und fördert so<br />
auch die Sicherheit. Insgesamt wurden<br />
auf zwei Ebenen rund 2.000 m² sogenannte<br />
X-Tend-Netze angebracht: Die Struktur<br />
erinnert an einen abstrakten Baum.<br />
Tatsächlich sind es acht nach oben spreizende<br />
Stahlrohre, die, den Ästen eines<br />
Baumes nachempfunden, zur Gliederung<br />
der Grünfassade beitragen. 2.000 Seilführungen<br />
fixieren dabei die unterschiedlichen<br />
I-Sys-Edelstahlseile, an denen<br />
die Edelstahlseilnetze befestigt sind. Um<br />
eine Kontaktkorrosion zwischen Stahlbau<br />
und Seilführung zu verhindern, kam eine<br />
EPDM-Kunststoffschicht zum Einsatz. Die<br />
verwendeten Edelstahlnetze halten hohen<br />
Lasten und Spannungen stand.<br />
Bauherr<br />
Deutsche Telekom AG, Bonn<br />
Architekten<br />
KBK Architekten Belz Lutz<br />
Architektengesellschaft mbH, Stuttgart<br />
Generalunternehmer<br />
Goldbeck West GmbH, Niederlassung Bielefeld<br />
38]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Parkhaus des Heidelberger Zoos<br />
»Wildwechsel« als Charakteristikum<br />
Tierische Begrüßung: Fassade mit aufgedruckten Motiven<br />
© Goldbeck GmbH<br />
Tor zum Tierpark<br />
Wer sich dem Parkhaus des Heidelberger<br />
Zoos nähert, wird mit einem ungewöhnlichen<br />
optischen Effekt begrüßt. Kommt man<br />
von rechts, lässt sich auf der nördlichen<br />
Außenfassade eine Gruppe riesiger Elefanten<br />
erblicken, von links dagegen schaut<br />
von gleicher Stelle eine Herde überdimensionierter<br />
Zebras auf einen herunter.<br />
Welchen Blickwinkel man auch wählt, er<br />
stimmt bestens auf den bevorstehenden<br />
Zoobesuch ein.<br />
Bedruckte Aluminiumlamellen machen diesen<br />
»Wildwechsel« möglich, der nur in der<br />
Schrägansicht erlebbar ist. In der Frontale<br />
hingegen verschwinden die Bilder, und es<br />
wird deutlich, dass die Fassade sehr transparent<br />
und durchlässig ist. Damit bietet<br />
sie ideale Voraussetzungen für ein helles,<br />
sicheres und gut klimatisiertes Parkhaus.<br />
Auch die drei weiteren Fassaden des Parkhauses<br />
wurden transparent gestaltet; sie<br />
sind mit filigranen Ranggittern versehen.<br />
Vom Zebra zum Elefanten …<br />
© Goldbeck GmbH<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [39
Mit der Leichtigkeit in der Außengestaltung<br />
und seinem thematischen Bezug ist die<br />
optische Eingliederung in die Umgebung<br />
bei diesem Parkhaus besonders gut gelungen.<br />
Es ist ein ausdrucksstarkes Tor zum<br />
Zoo geworden, und das im doppelten Wortsinn,<br />
denn hier finden die Besucher nicht<br />
nur Stellplätze, sondern auch das Zoo-<br />
Eingangsgebäude samt Shop-Bereich<br />
liegt in seinem Inneren.<br />
Der Heidelberger Zoo hatte sich jahrelang<br />
mit der Problematik des Parkens und des<br />
Zugangs beschäftigt. Die integrierte<br />
Lösung darf als eine zweifelsohne gelungene<br />
betrachtet werden. Großen Anklang<br />
findet das neue Parkhaus aber auch darüber<br />
hinaus, denn nicht nur Zoobesucher,<br />
sondern auch die Mitarbeiter des benachbarten<br />
Nierenzentrums sowie Patientinnen<br />
und Patienten der Uniklinik nutzen es<br />
regelmäßig.<br />
Offenheit und Komfort<br />
Das ca. 73 m lange, 32,50 m breite und 11 m<br />
hohe Gebäude ist als offene Parkgarage<br />
mit fast 400 Stellplätzen konzipiert. Diese<br />
verteilen sich auf zehn versetzt angeordnete<br />
Halbebenen, die über »leichtgängig«<br />
zu befahrende Halbgeschoßrampen miteinander<br />
verbunden sind. Sollte der Bedarf<br />
steigen, können zwei weitere Ebenen aufgestockt<br />
werden. Jede Ebene ist 16 m breit<br />
und mit einer 6 m breiten Fahrstraße ausgestattet,<br />
die jeweils zwei gegenüberliegende<br />
Stellplatzreihen erschließt. Die<br />
Stahlverbundbauweise ermöglicht große<br />
Spannweiten und damit den weitgehenden<br />
Verzicht auf Stützen, woraus Offenheit,<br />
Helligkeit und Übersichtlichkeit resultieren,<br />
die das Ein- und Ausparken sowie Rangieren<br />
bequemer und sicherer machen. Die<br />
2,50 m breiten Stellplätze erlauben den<br />
Nutzern außerdem ein komfortables Einund<br />
Aussteigen.<br />
Die Fußgängererschließung erfolgt über<br />
ein repräsentativ gestaltetes Treppenhaus<br />
mit leistungsstarker Aufzugsanlage. Eine<br />
hocheffiziente, speziell für Goldbeck-Parkhäuser<br />
entwickelte, stromsparende LED-<br />
Beleuchtung schafft optimale Lichtverhältnisse.<br />
Auch im Hinblick auf die übrige<br />
Technik erfüllt das Parkhaus die zeitgemäßen<br />
Anforderungen.<br />
Parkebenen aus Hochleistungsbeton<br />
© Goldbeck GmbH<br />
Bauweise mit Besonderheiten<br />
Eine Besonderheit stellen die verwendeten<br />
Decken aus Hochleistungsbetonfertigteilen<br />
dar. Dank der Zugabe von Microsilicia<br />
konnte die spezifische Betondichte<br />
erhöht und die Druckfestigkeit sowie der<br />
Widerstand gegen Verschleiß, Erosion,<br />
Frost- und Taumittel gesteigert werden,<br />
so dass keine zusätzliche Beschichtung<br />
notwendig war. Dies führt auch zur Minimierung<br />
für die zu erwartenden Folgekosten<br />
für Wartung und Reparatur.<br />
Als großer Vorteil sowohl bei der Konzeption<br />
als auch bei der späteren Realisierung<br />
erwies sich zudem die elementierte Systembauweise,<br />
die sich gerade bei diesem<br />
Gebäudetypus als ausgesprochen wirtschaftlich<br />
bewährt hat. Da sie auf industriell<br />
vorgefertigte Teile zurückgreift, kann<br />
die Montagegeschwindigkeit gesteigert<br />
und so die Errichtungszeit verkürzt werden,<br />
und zwar bei gleichbleibend hoher Qualität<br />
der einzelnen Bauteile. In Heidelberg<br />
dauerte die Erstellung des Parkhauses<br />
lediglich fünf Monate.<br />
Und: Dass eine solche Bauweise keineswegs<br />
zu Einheitslösungen führt, sondern<br />
großen Raum für kreative Gestaltung lässt,<br />
macht das neue Zoo-Parkhaus eindrücklich<br />
deutlich.<br />
Siegfried Apenbrink<br />
Goldbeck GmbH,<br />
Bielefeld<br />
Bereich der Ein- und Ausfahrt<br />
© Goldbeck GmbH<br />
Bauherr<br />
Tiergarten Heidelberg gGmbH, Heidelberg<br />
Architekten<br />
Kessler De Jonge Architekten und Partner,<br />
Heidelberg<br />
Generalunternehmer<br />
Goldbeck Süd GmbH, Hirschberg<br />
40]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Parkhaus am Hannover Congress Centrum<br />
Stellplätze in denkmalgeschützter Umgebung<br />
Stirnseite des Bauwerks mit Holzspalier<br />
© Olaf Mahlstedt<br />
Anspruchsvolle Nachbarschaft<br />
Die markante Konfiguration der Stadthalle<br />
von Hannover mit Kuppelsaal und Niedersachsenhalle,<br />
von den Architekten Paul<br />
Bonatz und Friedrich Eugen Schöler zwischen<br />
1911 und 1914 erbaut, steht nicht<br />
nur unter Denkmalschutz, sondern genießt<br />
Lageplan<br />
© ASP Architekten Schneider Meyer Partner<br />
im Zusammenhang mit dem angrenzenden<br />
Stadtpark auch Ensembleschutz. Als Hannover<br />
Congress Centrum (HCC) ist sie Veranstaltungsort<br />
vieler Messen und großer<br />
Tagungen. Gelegen im vornehmen Zooviertel,<br />
der einstigen Gartenstadt, mit ihren<br />
Gründerzeitvillen, wo in den 1920er Jahren<br />
schon Reichspräsident Paul von Hindenburg<br />
sein repräsentatives Domizil hatte,<br />
stellt sie die »erste Adresse« Hannovers<br />
dar.<br />
Um den steigenden Stellplatzbedarf zu<br />
decken, wurde entschieden, in ihrer direkten<br />
Nachbarschaft, an der Schackstraße,<br />
auf einem bislang als Parkplatz genutzten<br />
Grundstück zwei überdachte Parkhäuser<br />
mit 900 Stell- sowie Behinderten- und<br />
Busparkplätzen im Außenbereich zu realisieren.<br />
Diese sollten als kostengünstige<br />
offene Parkpaletten mit natürlicher Durchlüftung<br />
konzipiert werden. Dabei galt es<br />
Rücksicht auf das Ensemble zu nehmen<br />
sowie dem Lärmschutz der Anwohner<br />
höchste Priorität zu geben. Leitgedanke<br />
des Entwurfs wurde deshalb die Idee,<br />
die Konstruktion in einen parkähnlichen<br />
Stadtraum zu verwandeln.<br />
Visualisierung: Park und Parkhaus<br />
© ASP Architekten Schneider Meyer Partner<br />
Parkhaus als Park<br />
Das Parkhaus wurde in zwei Einheiten als<br />
Split-Level-Anlage konzipiert, wodurch es<br />
möglich wurde, jeweils eine Parkebene<br />
um ein halbes Geschoß einzugraben. Zur<br />
Integration in den Park und aus Gründen<br />
des Lärmschutzes wurden eine geschlossene<br />
Umbauung mit Gabionen und eine<br />
Begrünung mit hohen Heckenelementen<br />
gewählt. Eine Metallblende im oberen<br />
Fassadenbereich dient ebenfalls dem<br />
Schallschutz und hemmt den Lichtaustritt<br />
von innen nach außen. Ergänzend dazu<br />
wurden die zur Schackstraße sowie zum<br />
HCC hin orientierten Stirnseiten des Parkhauses<br />
mit einem Holzspalier als äußerer<br />
Verkleidung der Betonaußenwände<br />
versehen.<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [41
Zufahrt zwischen den Parkhäusern 1 und 2<br />
© Olaf Mahlstedt<br />
Stahlstruktur mit Betondecken<br />
Die Realisierung erfolgte in zwei Bauabschnitten<br />
als Stahlkonstruktion in verzinkter<br />
Ausführung mit aufgelegten Stahlbetondecken.<br />
Die Umfassungswände der untersten<br />
Parkebene sowie die Treppenräume<br />
wurden in Stahlbetonfertigteilbauweise<br />
realisiert. Die aus Schallschutzgründen<br />
erforderlichen Dachflächen sind flach<br />
geneigt und bestehen aus Trapezblech.<br />
Das hier anfallende Regenwasser wird<br />
über Regenrinnen und Fallrohren gesammelt<br />
und in Versickerungsmulden eingeleitet.<br />
Für den Fahrbahnbelag der oberen Parkebenen<br />
wurde eine Beschichtung, für den<br />
Bodenbelag der untersten Ebenen ein<br />
Beton-Verbundpflaster mit versickerungsfähigen<br />
Fugen gewählt. Zur Abführung des<br />
Schlagregens bzw. des über die Pkws eingebrachten<br />
Regen- oder Schneewassers<br />
erhalten die oberen Parkebenen ein leichtes<br />
Außengefälle, so dass das Wasser am<br />
Rand abtropfen und versickern kann. Die<br />
Eröffnung erfolgte im September 2012.<br />
Barrierefreiheit und …<br />
Die Aufzugsanlage ermöglicht die barrierefreie<br />
Erschließung sämtlicher Ebenen der<br />
größeren Einheit des Parkhauses. Zusätzlich<br />
zu den ebenfalls barrierefreien Behindertenstellplätzen<br />
im Außenbereich sind<br />
im Innern auf der E0-Ebene insgesamt acht<br />
Familienparkplätze ausgewiesen.<br />
Eine 1.500 m² große Photovoltaikanlage auf<br />
dem Dach liefert rund 300 kWp als Spitzenleistung.<br />
Neue öffentliche Grünräume als<br />
Park um das Bauwerk herum bilden den<br />
Übergang zu den angrenzenden hochwertigen<br />
und auch zu den augenblicklich<br />
neuentstehenden Wohnquartieren.<br />
Photovoltaikanlage auf dem Dach<br />
© Olaf Mahlstedt<br />
Wolfgang Schneider<br />
Prof. Wilhelm Meyer<br />
Bauherr<br />
Landeshauptstadt Hannover,<br />
Fachbereich Wirtschaft<br />
Nutzer<br />
Hannover Congress Centrum HCC, Hannover<br />
Projektsteuerung<br />
Landeshauptstadt Hannover,<br />
Fachbereich Gebäudemanagement<br />
Architekten<br />
ASP Architekten Schneider Meyer Partner,<br />
Hannover<br />
Wolfgang Schneider, Prof. Wilhelm Meyer,<br />
Architekten BDA<br />
Mitarbeiter: Harald Fliess (Projektleitung),<br />
Philipp Kahl, Raimund Zimmer, Sebastian Heumann<br />
Tragwerksplanung<br />
Vogel Ingenieure im Bauwesen GmbH, Hannover<br />
Außenanlagen<br />
Gruppe Freiraumplanung Landschaftsarchitekten,<br />
Langenhagen<br />
Verkehrsplanung<br />
SHP Ingenieure GbR, Hannover<br />
Schallschutz<br />
Bonk-Maire-Hoppmann GbR, Garbsen<br />
Stellflächen im Split-Level-System<br />
© Olaf Mahlstedt<br />
Brandschutz<br />
Ingenieurgesellschaft Stürzl mbH, Dollern<br />
42]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Offenheit und Transparenz der Fassade<br />
© Michael Wolff<br />
Parkhaus für das ThyssenKrupp Quartier in Essen<br />
Gestaltung im Sinne einer Corporate Architecture<br />
Campusstruktur als Konzept<br />
Der Auslobungstext für den 2006 ausgeschriebenen,<br />
offenen, internationalen<br />
zweistufigen Architektenwettbewerb hatte<br />
als Leitidee für die Konzeption des neuen<br />
ThyssenKrupp Quartiers in Essen keinen<br />
Solitär, sondern ein in sich geschlossenes,<br />
flächig ausgelegtes Gebäudeensemble<br />
gefordert. Mit einer flexiblen Struktur<br />
gleichberechtigter Bauten wollte man<br />
langfristig auf Veränderungsprozesse<br />
innerhalb des Konzerns reagieren können.<br />
Der gemeinsame Entwurf der Arbeitsgemeinschaft<br />
aus JSWD Architekten, Köln,<br />
und Chaix & Morel et Associés, Paris,<br />
konnte sich damals im Feld der 106 Wettbewerbsteilnehmer<br />
mit dem konsequent<br />
weitergedachten Konzept einer Campusstruktur<br />
durchsetzen.<br />
Ein konsistentes Ensemble<br />
Das rund 17 ha große ThyssenKrupp Quartier<br />
besteht aus einem Gefüge von Einzelbauwerken,<br />
eingebettet in einen grünen,<br />
baumbestandenen Teppich. Verbunden<br />
durch kurze Wege und kleine Plätze, säumen<br />
die Gebäude eine zentrale, ordnende<br />
Achse mit dem großen Wasserbecken und<br />
der »Allee der Welten«.<br />
Fassade aus Stahl- und Streckmetallprofilen<br />
© Christian Richters<br />
Ziel war ein Quartier mit einem kompakten<br />
und homogenen Erscheinungsbild: Auf dem<br />
Campus dominieren filigrane Fassadenkonstruktionen<br />
aus metallischen Werkstoffen<br />
und Glas. Eine durchgängige, geschoßhohe<br />
Verglasung der Etagen stärkt<br />
das Bild von Offenheit und Transparenz<br />
der architektonisch sorgfältig ausgearbeiteten<br />
und aufeinander abgestimmten<br />
Einzelbauten.<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [43
Quer- und Längsschnitt<br />
© JSWD Architekten/Chaix & Morel et Associés<br />
Prinzip von »Schale–Kern«<br />
Das übergeordnete Gestaltungsmotiv, das<br />
auf alle neuen Gebäude des Campus angewendet<br />
wird, ist das Prinzip »Schale–<br />
Kern«. Alle Gebäude im Quartier sind aus<br />
L-förmigen Einzelkörpern zusammengesetzt,<br />
die jeweils eine gemeinsame Mitte<br />
umschließen. Sowohl beim Headquarter<br />
(Q1) als auch beim Q2 und den benachbarten<br />
Verwaltungsgebäuden Q5 und Q7<br />
erfährt die Architektur somit eine eindeutige<br />
Zentrierung. Es gibt zwei Fassadentypen:<br />
Der eine ist in die Mitte orientiert,<br />
der andere bestimmt die Außenseite und<br />
damit die Wirkung der Gebäude zu den<br />
Freianlagen.<br />
Die äußeren Fassaden variieren das Bild<br />
der »rauen Schale«: Im Gebäude Q1 sind<br />
es die horizontalen Lamellen des außenliegenden<br />
Sonnenschutzes, die die »raue<br />
Schale« ausprägen. Auch im Q2 ist der<br />
äußere Sonnenschutz Träger des architektonischen<br />
Gedankens – hier verkörpern<br />
gekantete Lochbleche aus Edelstahl die<br />
durchgängige Gestaltungsidee. Bei Q5 und<br />
Q7 ist der Gedanke der »rauen Schale«<br />
als spielerischer Struktur horizontaler und<br />
vertikaler Edelstahllamellen ausgebildet.<br />
Den Fassaden von Atrien und Innenhöfen<br />
liegt eine andere Gestaltungsidee zugrunde:<br />
Hier sind es großformatige, farbige<br />
Grundrisse: Ebenen 1, 2 und 7<br />
© JSWD Architekten/Chaix & Morel et Associés<br />
Glattbleche, die den Fassadenabschluss<br />
bilden. Fenster zur Belichtung der zu den<br />
Höfen orientierten Büros sind als großformatige,<br />
langgestreckte Öffnungen aus<br />
den Blechen herausgeschnitten. Beide<br />
Fassadentypen haben ihre individuelle<br />
Ausstrahlung, ihre Gesamtwirkung aber<br />
beruht auf der Überlagerung von Schale<br />
und Kern. Die konsequente Anwendung<br />
dieses Prinzips auf alle Gebäude des<br />
Campus war der Schlüssel zum heute<br />
spürbaren homogenen architektonischen<br />
Gesamteindruck des neuen ThyssenKrupp<br />
Quartiers.<br />
Parkhausstruktur als gestaltete Landschaft<br />
© Christian Richters<br />
44]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Tageslicht für die Tiefgarage<br />
© Christian Richters<br />
Heller Parkraum<br />
Eine großflächige Tiefgarage sowie ein<br />
Parkhaus im Osten des Quartiers bieten<br />
Stellplätze für Mitarbeiter und Besucher.<br />
Das Parkhaus mit einer Bruttogrundrissfläche<br />
von ca. 26.165 m² nimmt den Geländeversprung<br />
zum Berthold-Beitz-Boulevard<br />
auf.<br />
Als Bauweise wurde eine Verbundkonstruktion<br />
aus Stahl und Beton gewählt, die<br />
die einzelnen Ebenen weitgehend stützenfrei<br />
überspannt. Die dabei verwendete<br />
sogenannte Additiv-Decke der Firma<br />
Hoesch bot den Vorteil einer hohen Wirtschaftlichkeit<br />
bei kurzer Bauzeit, da sie<br />
sowohl Schalung, Bewehrung als auch<br />
fertige Sichtdecke in einem ist.<br />
Die Parkdecks sind als Split-Level organisiert<br />
und bieten auf sechs Ebenen insgesamt<br />
800 rechtwinklig zur Fahrbahn angeordnete<br />
Stellplätze. Die Dachfläche ist zum<br />
Teil begrünt, Abschnitte der sechsten Parkhausebene<br />
sind nach oben hin offen.<br />
Als Teil der Fassadenfamilie im Thyssen-<br />
Krupp Quartier wurde die Gebäudehülle<br />
hier aus einer Unterkonstruktion aus verzinkten<br />
Stahl- und einer Bekleidung aus<br />
Aluminiumstreckmetallprofilen in schräger<br />
Reihung konstruiert. Die transparente Seite<br />
des Parkhauses ist zum Berthold-Beitz-<br />
Boulevard und damit zum angrenzenden<br />
Krupp-Park hin orientiert. Im Sommer 2010<br />
wurde das Parkhaus als Teil des ersten<br />
Bauabschnitts fertiggestellt.<br />
Kim Steffens<br />
JSWD Architekten,<br />
Köln<br />
Bauherr<br />
ThyssenKrupp AG, Essen<br />
Auftraggeber<br />
ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, Hamburg<br />
Architekten<br />
JSWD Architekten, Köln<br />
Chaix & Morel et Associés, Paris<br />
Tragwerksplanung<br />
IDN Ingenieurbüro Domke Nachfolger GbR,<br />
Duisburg<br />
Elektroplanung<br />
Dörflinger + Beikirch Gesellschaft für<br />
Elektroplanung mbH & Co. KG, Erfurt<br />
Brandschutz<br />
HHP West Beratende Ingenieure GmbH, Bielefeld<br />
Freianlagenplanung<br />
KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH, Duisburg<br />
ThyssenKrupp Quartier mit vorgelagertem Parkhaus<br />
© Michael Wolff<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [45
Design-Carport: Perspektive<br />
© Brunier Ernst Architects<br />
Prototyp eines Design-Carports<br />
Ansatz, Konzept und Realisierung<br />
Einleitung<br />
Zeitgenössische computergestützte Entwurfsprozesse<br />
bieten heute die Möglichkeit,<br />
Lösungen für komplexe architektonische<br />
Systeme zu entwickeln. Hierbei ist<br />
es wichtig, das Potential einer digitalen<br />
Arbeitsmethodik zu erkennen und zu nutzen<br />
und gleichzeitig die Grenzen von Materialverhalten<br />
und Fertigungstechnologien zu<br />
berücksichtigen.<br />
Messestand in München<br />
© Otto Wöhr GmbH<br />
Präsentation des Prototyps<br />
© Otto Wöhr GmbH<br />
Die Otto Wöhr GmbH, ein bekannter Hersteller<br />
von Parksystemen, entwickelte<br />
gemeinsam mit den Architekten Claudia<br />
Ernst und Knut Brunier für die Weltleitmesse<br />
BAU <strong>2013</strong> in München eine Carport-<br />
Vision. Der Design-Carport stellt den Prototyp<br />
eines innovativen digitalen Entwurfsund<br />
Fabrikationsprozesses unter Verwendung<br />
modernster Technologien in der<br />
Blechverarbeitung dar. Das Ergebnis ist<br />
eine gleichzeitig expressive und effiziente<br />
Struktur.<br />
46]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Entwurf und Formfindung<br />
Ausgangspunkt war der Gedanke, ein<br />
leichtes Tragwerk unter ausschließlicher<br />
Verwendung von Stahlblech als Konstruktionswerkstoff<br />
zu entwickeln − ein Material,<br />
das in der Architektur meist als nichttragende<br />
Verkleidung Anwendung findet.<br />
Dem Entwurf liegt ein hyperbolisches Paraboloid<br />
zugrunde. Die geometrischen Eigenschaften<br />
der doppeltgekrümmten Fläche<br />
ermöglichen eine effiziente Lastverteilung.<br />
Die zunächst noch konzeptionelle Form<br />
wird an die gegebenen architektonischen<br />
Rahmenbedingungen, das heißt die Abmessungen<br />
eines Standard-Carports sowie<br />
die Stellplatzgröße eines mittelgroßen<br />
Pkws, angepasst. Gemäß diesen Parametern<br />
erfolgt die Positionierung der Stützen<br />
an den gegenüberliegenden Eckpunkten<br />
der parallelogrammförmigen Grundfläche.<br />
Diese bilden den Druckbogen des hyperbolischen<br />
Paraboloids.<br />
Im nächsten Schritt wird die Oberfläche<br />
in Längsrichtung um die der gleichen<br />
Krümmung folgenden auskragenden<br />
Flächen in beide Richtungen erweitert.<br />
Die Randkurve der durch das erweiterte<br />
hyperbolische Paraboloid definierten<br />
Fläche bildet den Rahmen, über den die<br />
endgültige Oberfläche ähnlich einem Seifenfilm<br />
gespannt ist. Diese Minimalfläche<br />
wird mit Hilfe digitaler Formfindungsmethoden<br />
ermittelt, geometrisch und statisch<br />
optimiert und durch Triangulierung in planare<br />
Flächen zerlegt.<br />
Erscheinungsbild von »unten«<br />
© Brunier Ernst Architects<br />
Entwurfprozess zur Formfindung<br />
© Brunier Ernst Architects<br />
Tragstruktur<br />
Das Tragwerk ist als Kassettenstruktur<br />
aus gekanteten Stahlblechpaneelen ausgebildet.<br />
Durch diese Verarbeitung kann<br />
das Potential des Stahlblechs als Konstruktionswerkstoff<br />
genutzt werden. Das<br />
Abkanten des Materials erhöht dessen<br />
Biegesteifigkeit, was zu einer deutlich<br />
verbesserten Tragfähigkeit führt und damit<br />
die Reduzierung der Materialstärke der<br />
verwendeten Bleche erlaubt.<br />
Fertigungsprozess<br />
Die komplexe Geometrie wird in einem<br />
mehrstufigen Abstimmungsprozess zwischen<br />
Entwurf und Fertigungstechnik<br />
mittels 3-D-CAD-Software in individuelle<br />
Blechsegmente (Kassetten) zerlegt, wobei<br />
die materialspezifischen Eigenschaften wie<br />
Toleranzen, Blechstärke und Biegeradien<br />
Berücksichtigung finden. Die Größe der<br />
Einzelteile muss dann rückwirkend an die<br />
Masse der verarbeitenden Maschinen<br />
angepasst werden.<br />
Abfolge beim Fertigungsverfahren<br />
© Brunier Ernst Architects<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [47
Ansichten: Stirn- und Längsseite<br />
© Brunier Ernst Architects<br />
Da die Grundform um den Scheitelpunkt<br />
des Druckbogens rotationssymmetrisch ist,<br />
reduziert sich die Anzahl der unterschiedlichen<br />
Kassetten um die Hälfte. So werden<br />
etwa 40 indizierte Kassetten in doppelter<br />
Stückzahl gefertigt. In der Folge wird für<br />
jede Kassette eine spezifische 2-D-Abwicklung<br />
ihrer dreidimensionalen Form erarbeitet,<br />
ein separates Laser- und Biegeprogramm<br />
geschrieben und jede Kassette<br />
schließlich aus einem individuellen<br />
Blechsegment gefertigt.<br />
Aufsicht<br />
© Brunier Ernst Architects<br />
Gekantete Stahlblechoberfläche<br />
© Brunier Ernst Architects<br />
Die Knotenpunkte zwischen den einzelnen<br />
Kassetten werden durch maßgefertigte<br />
Kappen aus eloxiertem Aluminium abgedeckt,<br />
die mittels fünfachsiger CNC-Technologie<br />
gefräst sind, um eine präzise<br />
Passgenauigkeit zu gewährleisten.<br />
Wie die Blechsegmente sind auch die Kappen<br />
alle unterschiedlich. Mit Ausnahme<br />
der Kappen über dem Druckbogen können<br />
jedoch alle 26 benötigten Kappen in zweifacher<br />
Ausführung produziert werden.<br />
Knotenpunkte mit Abdeckung<br />
© Brunier Ernst Architects<br />
48]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Konstruktion und Montage<br />
Die einzelnen Kassetten werden über die abgekanteten Laschen<br />
miteinander verschraubt, was eine kontinuierliche Lastübertragung<br />
gewährleistet. So bilden die individuellen Komponenten<br />
im Gefüge die übergeordnete Gesamtstruktur. Die Laschen<br />
verjüngen sich zu den auskragenden Flächen hin, was neben<br />
dem gewünschten ästhetischen Effekt eine Reduzierung des<br />
Gewichts im Bereich der Auskragungen bewirkt. Die Kassetten,<br />
die die Stützen bilden, sind mit einem Blech verkleidet, um den<br />
im Boden verankerten Ständerfuß zu integrieren. Dieses Detail<br />
erlaubt es darüber hinaus, Leuchten in die abgekanteten<br />
Laschen zu platzieren, um die Unterseite des Design-Carports<br />
anzustrahlen. Eine genaue Indizierung aller Blechsegmente und<br />
Kappen während der Fertigung vereinfacht die Logistik sowie<br />
den eigentlichen Aufbau zum fertigen Produkt.<br />
Gestaltungsmöglichkeiten<br />
Der Design-Carport ist durch seine in Komponenten zerlegbare<br />
Struktur besonders flexibel in Bezug auf maßgeschneiderte<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Dazu gehören in erster Linie die Wahl<br />
des Materials, wie beispielsweise Edelstahl, sowie vielfältige<br />
Alternativen bei der Oberflächenbehandlung. Als Beispiele seien<br />
hier Feuerverzinkung und Pulverbeschichtung in verschiedenen<br />
Farbtönen genannt.<br />
Weitere Möglichkeiten für die Individualisierung des Design-<br />
Carports können ergänzend aus den Stützen herausgeschnittene<br />
Hausnummern oder Namen sein, die zusätzlich nach Wunsch<br />
farbig hinterlegt werden können, individuell integrierte Beleuchtungsmöglichkeiten<br />
oder eine Duplexaufstellung.<br />
Fazit<br />
Die Herausforderung der beschriebenen Arbeitsweise besteht<br />
darin, digitale und materielle generative Entwurfssysteme in<br />
einen nichtlinearen methodologischen Prozess zu integrieren.<br />
Dies ermöglicht es uns als Architekten, das jeweilige Innovationspotential<br />
der Systeme zu verwirklichen und auf diese<br />
Weise die Beziehung zwischen Form und Material, Tragwerk<br />
und Ornament sowie Entwurf und Fabrikation in der Architektur<br />
neu zu definieren.<br />
Dipl.-Ing. Claudia Ernst,<br />
M Arch (AA) ARB SIA LEED AP<br />
Dipl.-Ing. Knut Brunier,<br />
M Arch (dist) ARB SIA<br />
Bauherr<br />
Otto Wöhr GmbH, Friolzheim<br />
Entwurf<br />
Brunier Ernst Architects, Claudia Ernst und<br />
Knut Brunier, Zürich<br />
Tragwerksplanung<br />
Heiniger Stahlbau Statik + Konstruktion,<br />
Niederscherli, Schweiz<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Kuben als Funktionseinheiten<br />
© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />
Waschstraße in Heiligenhaus<br />
Autowäsche mit Ausblick<br />
Dienstleistung in Kombination<br />
Nach einer Machbarkeitsstudie im Jahr<br />
2009 entschloss sich die Stadt Heiligenhaus<br />
dazu, ein 3.200 m 2 großes Areal,<br />
hinter dem ehemaligen Bahnhof der Stadt<br />
gelegen, von der Deutschen Bahn zurückzukaufen,<br />
um dort eine Waschanlage zu<br />
realisieren.<br />
Im Rahmen der Planung und Ausführung<br />
einer Entflechtungsstraße, verbunden mit<br />
einem städteübergreifenden Rad- und<br />
Wanderweg, der an dem Grundstück vorbeiführt,<br />
lobte sie Mitte 2009 einen Investorenwettbewerb<br />
aus, der unter anderem<br />
die eher ungewöhnliche Forderung enthielt,<br />
»Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer<br />
gemeinsam an einem Ort zusammenzubringen«.<br />
Kriterium für die Wahl des prämierten<br />
Entwurfs war der kreative Vorschlag,<br />
ein reguläres Waschstraßengeschehen<br />
mit einem Angebot von Gastronomie und<br />
Erholung zu verbinden, statt, wie in den<br />
weiteren fünf Wettbewerbsbeiträgen ausgearbeitet,<br />
eine herkömmliche Dienstleistungsstätte<br />
zu errichten. Noch vor<br />
der Sommerpause des gleichen Jahres<br />
wurde das Projekt vom Rat der Stadt<br />
Wülfrath begeistert verabschiedet.<br />
Rückfront der Wasch- und Rastanlage<br />
© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />
50]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Städtebauliches »Neuland«<br />
Auf dem sehr langen, schmalen und zudem<br />
konisch zulaufenden Grundstück wurde<br />
entlang dem Radweg ein Waschpark<br />
errichtet, der direkten Bezug auf die Radfahrer<br />
nimmt, sie während der Vorbeifahrt<br />
begleitend informiert und ihnen dazu die<br />
Möglichkeit bietet, an einem für gewöhnlich<br />
eher unattraktiven Ort, wie dem einer<br />
herkömmlichen Waschstraße, zu verweilen<br />
und diesen Aufenthalt zu genießen.<br />
Hier können Radfahrer und Wanderer des<br />
Panoramaradweges auf dem Dach der<br />
Waschstraße den unvergleichlichen Ausblick<br />
in das Tal bis zu den Vororten der<br />
Stadt Essen genießen und sich gleichzeitig<br />
stärken. Damit wurde ein Verkehrsknotenpunkt<br />
geschaffen, der zur Interaktion<br />
der bisweilen als »natürliche Feinde«<br />
im Straßenraum agierenden Parteien,<br />
Auto- und Radfahrer sowie Wanderer,<br />
einlädt.<br />
Panoramaweg entlang der Selbstwaschanlage<br />
© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />
Farbige Funktionskuben<br />
Intention des Entwurfes war es, den Bau in<br />
mehrere Einzelvolumina zu unterteilen, den<br />
eigentlichen Waschstraßenkörper von den<br />
anderen Bereichen der Technik sowie den<br />
Personal- und Büroräumen abzuheben,<br />
die als Betonkuben einzeln ausgebildet<br />
wurden.<br />
An den 40 m langen Trakt der eigentlichen<br />
Waschstraße sind sie beidseitig verschoben<br />
als niedrigere Einzelkuben angelagert.<br />
An ihnen dockt ein größerer Kubus an, der<br />
in einer Höhe von 4 m über das Gelände<br />
auskragt und ein großes Panoramafenster<br />
aufweist. Hier sind die Gastronomie und<br />
ein Kiosk untergebracht. Er wird über eine<br />
Brückenkonstruktion mit Stahltreppe erschlossen,<br />
über die man gleichzeitig auch<br />
die auf der Waschstraße gelegene großzügige<br />
Dachterrasse erreicht.<br />
Entlang dem Waschstraßenkörper ist an<br />
Betonkragarmen die Überdachung für den<br />
Reinigungs- und den Saugbereich angebracht.<br />
Etwas abgesetzt davon gibt es<br />
einen eigenen Bereich mit Selbstwaschboxen.<br />
Farb- und Schriftleitsystem<br />
Die Rhythmisierung der Anlage durch die<br />
einzelnen Gebäudekörper wird unterstützt<br />
durch deren farbliche Gestaltung; ein<br />
Wechselspiel aus blauen und grauen<br />
Betonkuben charakterisiert das Ensemble<br />
aus Waschhalle, Technik- und Bürobereichen<br />
sowie Reinigungsplätzen, Gastronomie<br />
und Selbstwaschboxen. So sind die<br />
Bereiche optisch getrennt wahrnehmbar<br />
und geben den Besuchern und Nutzern<br />
Orientierung.<br />
Diese wird zusätzlich durch die aus der<br />
Betonoberfläche der Kuben ausgesparten<br />
Schriftzüge unterstützt. Diese inversen<br />
Buchstabenreliefs beschreiben alle Bereiche<br />
des Waschstraßengeländes. So ist<br />
zum Beispiel im Waschstraßenkubus in<br />
den elf Sprachen der prozentual in Heiligenhaus<br />
am häufigsten vertretenen Nationen<br />
das Wort »Waschen« eingelassen. Entlang<br />
dem Panoramaradweg, der 1–2 m<br />
unterhalb des Waschareals liegt, wurden<br />
die Koordinaten des Standortes und ein<br />
Verlaufs- und Lageplan der Wanderstrecke<br />
mit Angabe der Distanzen abgebildet.<br />
Zentrales Element der kombinierten Nutzung<br />
ist die neuerrichtete Entflechtungsstraße,<br />
in deren Zuge sich die Erschließung<br />
des Geländes ergab. Durch die Anhebung<br />
des Baufeldes wurde eine 150 m lange<br />
Stützmauer errichtet, die den 2-m-Höhenversprung<br />
zwischen Panoramaweg und<br />
Waschstraßengelände ausgleicht.<br />
Gastronomiekubus mit Blick auf die Selbstwaschboxen<br />
© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />
Terrasse mit Blick auf die Selbstwaschboxen<br />
© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [51
Internationale Beschriftung im …<br />
© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />
Reinigungsbereich<br />
© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />
Konstruktion und Konzeption<br />
Die Gesamtanlage der Waschstraße ist<br />
fast ausschließlich als Betonkonstruktion<br />
ausgeführt. Durch die Stützenfreiheit konnte<br />
der Waschkubus hinsichtlich der Nutzfläche<br />
und der Anforderungen an die<br />
Wasserdichtigkeit optimiert werden.<br />
Für die Wasseraufbereitung ist ein Behälter<br />
mit einem Fassungsvermögen von<br />
10.000 l in den Boden eingelassen. Von den<br />
rund 200 l Wasser, die pro Auto für einen<br />
Waschgang benötigt werden, müssen so<br />
jeweils nur 10 l Frischwasser zugeführt<br />
werden, der Rest wird von einer hauseigenen<br />
Aufbereitungsanlage gefiltert<br />
und in die Schläuche gepumpt.<br />
Die Beheizung erfolgt über eine Wärmepumpe.<br />
Da innerhalb einer Waschstraße<br />
ständig hohe Feuchtegrade auftreten,<br />
wurde ein besonderes Augenmerk auf die<br />
innenräumlichen Installationen gelegt.<br />
So ist beispielsweise die Beleuchtung<br />
flächenbündig in die Betonfertigteile installiert,<br />
um weitere Vor- und Rücksprünge<br />
innerhalb der Waschstraße zu vermeiden.<br />
Hierfür wurden bereits in die Schalung<br />
entsprechende Hohlräume geplant, in<br />
die dann LED-Röhrenleuchten mit vorgelagerten<br />
Glasverblendern flächenbündig<br />
geklebt wurden. Die Fensteröffnungen<br />
wurden geschickt in Bereichen positioniert,<br />
in denen kein erhöhter Lichteinfall<br />
anfällt, damit es zu keiner vermehrten<br />
Algenbildung kommt. Damit konnten die<br />
Reinigungsprozesse optimiert und dem<br />
Verschleiß vorgebeugt werden. Seit Juli<br />
2011 werden nun rund 350 Wagen pro<br />
Tag bei Kaffe, Kuchen und Ausblick<br />
gewaschen.<br />
Dipl.-Ing. M. Sc. Marina Kirrkamm<br />
Dipl.-Ing. M. Sc. Marcello Groß<br />
GKM architektur studio,<br />
Wuppertal<br />
Bauherr<br />
R&M Car-Wash-Center GmbH, Wülfrath<br />
Architekten<br />
GKM architektur studio, Wuppertal<br />
Tragwerksplanung<br />
Ingenieurbüro GSH, Siegburg<br />
Gebäudetechnik<br />
Firma Andreas Kinder, Wülfrath<br />
Lageplan<br />
© GKM architektur studio<br />
Erdgeschoßebene<br />
© GKM architektur studio<br />
52]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Typ 1-4-1 am Autobahnparkplatz Cremlingen<br />
© Christian Richters<br />
Parkplatz-Toiletten an Niedersachsens Autobahnen<br />
Neue Anlagenkonzepte für eine verbesserte Akzeptanz<br />
Emotionalität gegen Vandalismus<br />
Im Zuge des Neubaus von Parkplätzen an<br />
Bundesautobahnen in Niedersachsen galt<br />
es, neue Prototypen für Toilettenhäuser<br />
zu entwickeln. In einer ersten Erprobungsphase<br />
werden derzeit zwölf Anlagen an<br />
sieben Standorten realisiert.<br />
Bei der Neukonzeption standen erhöhte<br />
Hygienestandards sowie ein hohes Sicherheitsempfinden<br />
im Mittelpunkt, die für eine<br />
bessere Akzeptanz dieser Einrichtungen<br />
sorgen sollen. Da unbeaufsichtigte Toilettenanlagen<br />
eher dem Vandalismus ausgesetzt<br />
sind, war ein Weg zu finden, ihrer<br />
Zerstörung und Verschandelung vorzubeugen.<br />
Die augenblicklich in Erprobung<br />
befindliche Lösung besteht nun aus einem<br />
flexiblen, modular typisierten Funktionsgebäude<br />
mit hohem Vorfertigungsgrad, das<br />
in modern interpretierter Form ortsbezogen<br />
ist und durch seine Gestaltung die emotionale<br />
Seite des Betrachters ansprechen<br />
soll.<br />
So sind die Schaufassaden der jeweiligen<br />
Sanitäreinheiten in künstlerischer Weise<br />
gestaltet. Leuchtend bunte abstrahierte<br />
Farb-»Landschaften« empfangen die<br />
Besucher der Rastplätze. Wer sich auf<br />
den ersten Blick an die Pop-Art der 1960er<br />
Jahre erinnert fühlt, liegt gar nicht so<br />
falsch.<br />
Die Fassadenmotive sind eine Übersetzung<br />
geographischer Höhenschichten aus Landkartenauszügen.<br />
Was im Atlas in gedeckten<br />
Braun- und Grüntönen dargestellt ist,<br />
wurde durch eine ungewöhnliche Neuzuordnung<br />
der Farben zu den Höhenzügen<br />
in graffitiartige Bilder transformiert. Und<br />
bei genauer Betrachtung lassen sich<br />
Schriftzüge von Seen, Hügeln oder Landschaften<br />
erkennen.<br />
Erscheinungsbild von Typ 1-3-1 in Schafstrift<br />
© Christian Richters<br />
Aufgebracht sind sie auf Hochdruckschichtstoffplatten<br />
(HPL-Tafeln), die mittels einer<br />
Unterkonstruktion auf vorgefertigte Betonmodule<br />
montiert werden.<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [53
Grundversion 0-2-0 für Garbsen<br />
© Christian Richters<br />
Funktion mit Variationen<br />
Die Gebäude bestehen aus verschiedenen<br />
Modulen, die je nach Bedarf kombiniert<br />
werden können. Der Basistyp verfügt über<br />
vier Unisex-WC-Module, einen Urinalraum<br />
und ein behindertengerechtes WC. Bei<br />
Bedarf lässt er sich um ein Modul mit<br />
Duschraum ergänzen.<br />
Im hinteren Teil der Sanitäreinheiten befindet<br />
sich ein Technikraum, von dem aus die<br />
WCs gewartet werden. Jede Kabine weist<br />
zudem eine Waschtischeinheit mit Händetrockner<br />
auf und ist mit einem WC ausgestattet,<br />
das nach Benutzung im Technikbereich<br />
gesäubert und desinfiziert wird.<br />
Für die Wand- und Bodenflächen im Innenbereich<br />
wurden leicht zu reinigende, fugenlose<br />
Stahlkeramik-Paneele und Epoxidharzböden<br />
gewählt. Über Oberlichtkuppeln<br />
werden die Räume natürlich belichtet.<br />
Schnitt durch den Urinalraum<br />
© gruppeomp architekten<br />
Grundriss von Typ 0-2-0 (kleinste Einheit)<br />
© gruppeomp architekten<br />
Grundriss von Typ 1-4-1 (ein Urinalraum, vier Einzel- und ein Behinderten-WC)<br />
© gruppeomp architekten<br />
54]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Nächtliche Signalwirkung und Sicherheit in Bissendorf<br />
© Christian Richters<br />
Dachscheibe und Betonmodule<br />
Die Einheiten aus vorgefertigten Betonmodulen<br />
werden, weitestgehend vormontiert,<br />
zur Baustelle gebracht, wodurch sich<br />
die Bauzeiten auf den Parkplätzen reduzieren<br />
lassen.<br />
Zusammengefasst sind die Module durch<br />
eine auskragende Dachscheibe, die Wetterschutz<br />
bietet und auf deren Unterseite<br />
das Fassadenmotiv fortgeführt wird.<br />
Jeweils an einer Seite wird sie nach oben<br />
gekantet und bildet damit eine Fläche für<br />
die Toiletten-Piktogramme, die Logo-ähnlich<br />
über den Einheiten schweben.<br />
Auf den umlaufenden Seiten sind die Betonmodule<br />
durch eine auf Abstand montierte<br />
Gitterrostfassade geschützt, die sie optisch<br />
auch zusammenbindet. Durch den Moiré-<br />
Effekt wechselt die Wahrnehmung zwischen<br />
Beton und verzinktem Stahl.<br />
Schaufassade als Kontrapunkt<br />
Die in Zusammenarbeit mit Prof. Andreas<br />
Uebele entwickelte Schaufassade, die je<br />
nach Entfernung und Erwartung als großformatiges<br />
Bild, Landkarte oder Graffiti<br />
erscheint, setzt einen Kontrapunkt zu den<br />
industriellen Materialien wie dem verzinkten<br />
Stahl und den ruppigen Betonflächen.<br />
Jedem Standort ist ein individuell ortsbezogener<br />
Kartenausschnitt zugeordnet. So<br />
entstehen einzigartige Erlebnisse. In das<br />
Dach eingelassene Beleuchtungskörper<br />
erhellen die Sanitäranlagen auch bei<br />
Nacht großflächig und tragen zum Sicherheitsempfinden<br />
bei.<br />
Zu finden sind sie unter anderem schon<br />
in Cremlingen, Bissendorf, Schafstrift<br />
und Garbsen.<br />
Dipl.-Ing. Sven Martens<br />
gruppeomp architekten BDA,<br />
Bremen und Rastede<br />
Rastplatz Cremlingen mit markantem Logo am Abend<br />
© Christian Richters<br />
Bauherr<br />
Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die<br />
Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau<br />
und Verkehr, vertreten durch das Staatliche<br />
Baumanagement Weser-Leine<br />
Architekten<br />
gruppeomp architekten BDA, Bremen und Rastede<br />
Kommunikationsdesign<br />
büro uebele, visuelle kommunikation, Stuttgart<br />
Tragwerksplanung und Haustechnik<br />
SHI Planungsgesellschaft für Städte-, Hoch- und<br />
Ingenieurbau mbH, Oldenburg<br />
Bissendorf (Typ 1-4-1): ähnlich und doch individuell<br />
© Christian Richters<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [55
<strong>Baukultur</strong> im Brückenbau<br />
13. Symposium der Verlagsgruppe Wiederspahn in Leipzig<br />
Aktuell ]<br />
Resonanz dank Qualität<br />
Genau wie in all den Jahren zuvor hatte<br />
die Verlagsgruppe Wiederspahn mit<br />
MixedMedia Konzepts nach Leipzig eingeladen.<br />
Und wiederum waren der Einladung<br />
über 170 Brückenbauexperten aus dem<br />
In- und Ausland gefolgt – zum inzwischen<br />
13. »Symposium Brückenbau« am 19. und<br />
20. Februar <strong>2013</strong>. Die Teilnehmerzahl blieb<br />
also auf gewohnt hohem Niveau: ein mehr<br />
als eindrucksvolles Indiz für das Renommee<br />
eines Ingenieurtreffens, das schon<br />
von jeher durch die Qualität seines Vortrags-<br />
wie des Rahmenprogramms zu<br />
überzeugen wusste.<br />
Eine weitere Tradition, die diese Veranstaltung<br />
seit Anbeginn auszeichnet, ist das<br />
sogenannte Referentenessen am Vorabend,<br />
das eine erste Gelegenheit zu Dialogen wie<br />
Diskussionen bietet und dementsprechend<br />
stets regen Anklang findet. Mehr als die<br />
Hälfte der angemeldeten Brückenbauspezialisten<br />
reiste daher bereits am 18. Februar<br />
an, um sich in zwangloser Atmosphäre<br />
auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen<br />
oder aber um bestehende zu vertiefen.<br />
Internationale Perspektiven<br />
Verteilt auf die beiden Veranstaltungstage,<br />
umfasste das Programm insgesamt 20<br />
Vorträge und damit ein ausgesprochen<br />
breitgefächertes und zudem international<br />
ausgerichtetes Spektrum, das einem jeden<br />
Teilnehmer mannigfaltige Ein- und Ausblicke<br />
zu bieten vermochte.<br />
Den offiziellen Auftakt bildete die Begrüßung<br />
durch Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />
am Dienstagmorgen, der nach ein paar<br />
einleitenden Sätzen zu Ablauf und Themenschwerpunkten<br />
sogleich den ersten Referenten<br />
ankündigte: Dipl.-Ing. Stefan Uelzmann<br />
von Julius Berger International, der<br />
Entwurf und Ausführung der Lekki-Ikoyi<br />
Bridge in Lagos, Nigeria, erläuterte, wobei<br />
er nicht zu erwähnen vergaß, dass es sich<br />
bei diesem Bauwerk um die bisher einzige<br />
Schrägkabelbrücke Westafrikas handelt.<br />
Eine aus anderen Gründen sehr bemerkenswerte<br />
Lösung präsentierte anschließend<br />
Dipl.-Ing. Viktor Schmitt, SSF Ingenieure,<br />
indem er vermittelte, warum der Muresviadukt<br />
im rumänischen Simeria von einem<br />
Ingenieurbüro aus Deutschland zunächst<br />
umgeplant wurde und später in Verbundträgerrost-(VTR-)Bauweise<br />
zur Realisierung<br />
gelangte. Unter deutscher Mitwirkung<br />
erfolgt derzeit auch die Herstellung der<br />
sogenannten Stadsbrug Nijmwegen, einer<br />
Kombination aus Stahlbogen- und massiven<br />
Vorlandbrücken, deren Charakteristika<br />
Dipl.-Ing. Norbert Duczek, Bauunternehmung<br />
Max Bögl, ebenso kompetent wie<br />
anschaulich zu beschreiben wusste.<br />
Über eine weitere Rheinquerung in den<br />
Niederlanden, die sich momentan im Bau<br />
befindet, informierte danach Emile Völkers,<br />
Mobilis. Im Unterschied zu seinem Vorredner<br />
wartete er jedoch mit einer Schrägseilbrücke<br />
auf, die bei Ewijk unter dem<br />
Namen »Extra Waalbrug« entsteht, und<br />
zwar auf Basis eines Design-and-Construct-<br />
Vertrages, den er als eine Art von differenzierter<br />
Rahmenvereinbarung definierte.<br />
Ein Beispiel für die enge Kooperation<br />
von Theorie und Praxis lieferte hingegen<br />
Ltd. Baudirektor Dr.-Ing. Hartmut Freystein,<br />
Eisenbahn-Bundesamt, zumal er hier aus<br />
aktuellen Forschungsarbeiten zitierte, um<br />
den Einfluss der »Interaktionen zwischen<br />
Gleis und Brücke« auf die Konstruktion und<br />
Bemessung von Tragstrukturen aus Stahl<br />
zu dokumentieren. Welche statischen<br />
und dynamischen Herausforderungen<br />
aus einer Hängergeometrie resultieren,<br />
wie sie der Bogenbrücke in Bruck an der<br />
Murr zu eigen ist, verdeutlichte wiederum<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Harald Unterweger,<br />
Technische Universität Graz, der ihr Konzept<br />
mitentwickelt hatte und insofern<br />
bestätigen konnte, dass es mitunter aufwendiger<br />
Berechnungen bedarf, wenn<br />
außergewöhnliche Ergebnisse erzielt<br />
werden sollen.<br />
Impressionen: Referenten (auch) als aufmerksame Zuhörer, Uwe Heiland beim Vortrag, Reinhold Frenzl und Stephan Sonnabend am Empfangscounter<br />
© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
56]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Großprojekte in Deutschland<br />
Der zweite Vortragsblock, Großprojekte<br />
aus Deutschland ins Blickfeld rückend,<br />
thematisierte Fragen der Erhaltung und<br />
Ergänzung des bestehenden Fernstraßennetzes,<br />
widmete sich also primär der<br />
Ertüchtigung und dem Neu- oder eben<br />
Ersatzneubau von nicht mehr zu sanierenden<br />
Brücken. Letzteres gelte insbesondere<br />
für den Neckartalübergang bei Neckarsulm,<br />
wie Ltd. Baudirektor Reinhold Frenzl,<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, zu Beginn<br />
seiner Überlegungen betonte, die sich<br />
dementsprechend auch von den früheren<br />
Verstärkungsmaßnahmen und der vor zwei<br />
Jahren angefertigten Machbarkeitsstudie<br />
bis hin zum Ausschreibungsentwurf für<br />
die künftige Fluss- und Vorlandquerung<br />
erstreckten. Der nächste Referent, Holger<br />
Haug von Leonhardt, Andrä und Partner,<br />
war mit einer Aufgabe von ähnlichem<br />
Schwierigkeitsgrad konfrontiert, denn<br />
der neue Murrtalviadukt bei Backnang<br />
musste parallel zur vorhandenen und erst<br />
später abzubrechenden Bogenbrücke in<br />
gleicher Form errichtet werden, was er als<br />
bestimmend für die Ausführungsplanung<br />
bezeichnete.<br />
Realisierungswettbewerbe für Ingenieurbauwerke<br />
sind eher selten, weshalb den<br />
beiden nachfolgenden Betrachtungen<br />
schon fast unweigerlich höchste Aufmerksamkeit<br />
gebührte: Während Dipl.-Ing.<br />
Thomas Hermann M. Sc. vom thüringischen<br />
Landesamt für Bau und Verkehr und<br />
der Freie Architekt Dipl.-Ing. Henry Ripke<br />
Vorgeschichte und Entscheidung im Fall<br />
der »Werratalbrücke bei Bad Salzungen«<br />
erörterten und in dem Zusammenhang vor<br />
allem den siegreichen Vorschlag vertieften,<br />
schilderte Baudirektor Dipl.-Ing. Bernd<br />
Endres, Autobahndirektion Nordbayern,<br />
Intention, Ablauf und Resultat eines Verfahrens,<br />
das für den »Neubau der Talbrücke<br />
Heidingsfeld« ausgelobt und in diesem<br />
Jahr mit der Zuerkennung von zwei zweiten<br />
und einem dritten Preis abgeschlossen<br />
worden ist.<br />
Intensiver Austausch während der Pausen<br />
© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Die von Dipl.-Ing. Uwe Heiland und Dipl.-<br />
Ing. Thomas Stihl, Eiffel Deutschland Stahltechnologie,<br />
skizzierte Instandsetzung der<br />
Hängebrücke über die Saar in Mettlach<br />
verdiente indessen nicht weniger Konzentration,<br />
wurde zur Gewährleistung ihrer<br />
dauerhaften Funktionsfähigkeit doch statt<br />
der bisherigen Verbund- ein Sandwich-<br />
Plate-System (SPS) als Stahlleichtfahrbahn<br />
angeordnet, das in Deutschland bis dato<br />
nur zweimal zur Anwendung gekommen<br />
war. Als ein nachgerade komplexes Vorhaben<br />
erwies sich zudem die Erneuerung<br />
des Wertachtalübergangs bei Nesselwang,<br />
da sie bedingte, den alten Überbau herausund<br />
den neuen zur selben Zeit einzuschieben,<br />
ergo den einen mit dem anderen zu<br />
koppeln. Wie das im Einzelnen geschah<br />
und welche Zwischenbilanz sich für eine<br />
Methode ziehen lässt, die bei jener fünffeldrigen<br />
Querung eines Landschaftsschutzgebietes<br />
ihre Premiere hatte, präzisierten<br />
Dipl.-Ing. Christoph Eichler vom<br />
Staatlichen Bauamt Kempten und Dr.-Ing.<br />
Dieter Reitz von Bilfinger MCE. Das adäquate<br />
Pendant bot nun Dipl.-Ing. Andreas<br />
Stumpp, K + S Ingenieur-Consult, der über<br />
die Erneuerung der Illerkanalbrücke bei<br />
Kirchdorf aufklärte, dazu den Untertitel<br />
»Zusammenspiel zwischen Spannbeton<br />
und Stahlverbund« wählte und demgemäß<br />
die wesentlichen Parameter für Entwurf<br />
und Detailausbildung eines solchen Tragwerktyps<br />
genauestens erhellte.<br />
Der offizielle Teil des ersten Veranstaltungstages<br />
war damit beendet, das Programm<br />
sah jetzt, wie stets beim Leipziger Symposium,<br />
eine kurzweilige Abendveranstaltung<br />
in einer exquisiten »Lokalität« für sämtliche<br />
Teilnehmer und Gäste vor.<br />
Fachausstellung im Foyer<br />
© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Beispiele aus anderen Ländern<br />
Die drei ersten Referate am Dienstagmorgen<br />
erweiterten abermals den Horizont,<br />
indem sie sich mit exemplarischen Konzepten<br />
aus Ländern beschäftigten, die<br />
sonst kaum oder lediglich geringe Beachtung<br />
genießen. Den Anfang machte hier<br />
Dipl.-Ing. Martin Steinkühler, Porr Bau, die<br />
vertraglichen wie technischen Kriterien<br />
aufzeigend, die Trassierung und Verwirklichung<br />
der sogenannten South Approach<br />
Roads als eines, wie er meinte, der wichtigsten<br />
Verkehrsknotenpunkte von Belgrads<br />
neuer Ringstraße prägen. Eine in doppelter<br />
Hinsicht relevante, weil exklusiv anmutende<br />
Perspektive eröffnete danach<br />
»The Designer’s View on Challengers in<br />
Selecting Bearing Type for Bridges in<br />
Vietnam«, den Cong Tam Nguyen und<br />
Hong Nhat Nguyen von Britec aus Hanoi<br />
am Beispiel von Großbrücken und deren<br />
Gliederungsprinzipien präsentierten. Ein<br />
milliardenschweres Infrastrukturprojekt,<br />
das durch die Vergabe der Winterolympiade<br />
2014 nach Sotchi ausgelöst worden<br />
ist und in Summe die Errichtung von vier<br />
Bahnhöfen, 30 km Hochstraßen, diversen<br />
Über- und Unterführungen sowie mehreren<br />
Tunneln umfasst, konkretisierte hingegen<br />
Alexey Vasilkov, Giprostroymost, wobei<br />
er hauptsächlich auf das exponierteste<br />
Bauwerk, eine Schrägseilbrücke mit zwei<br />
85 m hohen Pylonen und einer maximalen<br />
Feldlänge von 312 m, einging.<br />
[ Aktuell<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [57
1/2 . <strong>2013</strong> | ISSN BRÜCKENBAU 1867-643X<br />
Sonderausgabe 2012 | BRÜCKENBAU<br />
ISSN 1867-643X<br />
Aktuell ]<br />
Vorstellung der ausgezeichneten Entwürfe<br />
© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Preisverleihung durch Karl Goj und Michael Wiederspahn<br />
© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Nach einer Pause folgten dann erneut<br />
Brücken aus Deutschland, die in puncto<br />
Gestalt, Funktion oder Konstruktion über<br />
überzeugende Qualitäten verfügen, wie<br />
etwa die Autobahnbrücke bei Nuttlar. Dass<br />
sie nach ihrer Vollendung die höchste Talquerung<br />
Nordrhein-Westfalens sein wird,<br />
ist freilich nur eines ihrer Attribute, wie<br />
Dr.-Ing. Hans Grassl, Grassl Ingenieure,<br />
und Dieter Schummer, Bauunternehmung<br />
Max Bögl, zu demonstrieren vermochten,<br />
die in ihrem Vortrag eine Vielzahl an<br />
Aspekten vom Entwurf über die Planung<br />
bis hin zur Umsetzung beleuchteten und<br />
darüber hinaus die Frage nach der Sinnhaftigkeit<br />
einteiliger Querschnitte beantworteten.<br />
Bei der Osthafenbrücke in Frankfurt<br />
am Main handelt es sich ebenfalls<br />
um einen Neubau, dessen Ursprungsidee<br />
allerdings bis 2006 zurückreicht: Die Stadt<br />
hatte einen interdisziplinären Realisierungswettbewerb<br />
ausgelobt und eine der<br />
eingesandten Arbeiten noch im selben<br />
Jahr mit dem ersten Preis gewürdigt. Und<br />
bereits zwei Monate später wurde der<br />
prämierte Vorschlag im Rahmen des siebten<br />
»Symposiums Brückenbau« in Leipzig<br />
vorgestellt, Dipl.-Ing. Claus Berndorfer von<br />
der Bauunternehmung Max Bögl konnte<br />
also bei seiner Erläuterung des Montageverfahrens<br />
an den Tagungsband von 2007<br />
anknüpfen und die Spezifika der Stahlbauweise<br />
gezielt umreißen. Einen Ersatzneubau,<br />
der wegen des Risikos von<br />
Ermüdungsversagen der vorhandenen<br />
Verdübelung notwendig geworden war<br />
und überdies Variantenuntersuchungen<br />
sowie den Abbruch der existierenden<br />
»Brücke Oehde über das Tal der Wupper«<br />
beinhaltete, veranschaulichten wiederum<br />
Dipl.-Ing. Peter Spinke und Dr.-Ing. Alexandra<br />
Wehnert-Brigdar, Schüßler-Plan,<br />
die somit für einen fundierten, fachlich<br />
passenden Ausklang vor der anschließenden<br />
Preisverleihung sorgten.<br />
Preisverleihung zum Abschluss<br />
Der Gedanke zur Ausschreibung des<br />
Ideenwettbewerbs »Entwurf einer Lärmschutzwand«<br />
entstand während des letztjährigen<br />
Symposiums in Leipzig, wurde in<br />
den Pausen intensiv diskutiert und kurz<br />
darauf von der Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
mit MixedMedia Konzepts in die Tat umgesetzt,<br />
beginnend mit der Berufung einer<br />
Jury, der Anfertigung des Auslobungstextes<br />
und der Ankündigung in diversen<br />
Medien. Vorgesehen war im Übrigen schon<br />
damals, die Preisverleihung dementsprechend<br />
auch in Leipzig vorzunehmen, was<br />
nun stattfand: Der Juryvorsitzende Ministerialrat<br />
Dipl.-Ing. Karl Goj und Dipl.-Ing.<br />
Michael Wiederspahn gratulierten den<br />
Preisträgern und überreichten ihnen<br />
Urkunden und Schecks sowie eine Publikation,<br />
in der alle Wettbewerbsbeiträge<br />
inklusive Jurybegründungen exakt<br />
dokumentiert sind.<br />
Ausgabe 1/2 . <strong>2013</strong><br />
13. Symposium Brückenbau in Leipzig<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
Tagungsband<br />
© Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
xxx<br />
1<br />
Sonderausgabe 2012<br />
Dokumentation des Ideenwettbewerbs<br />
Entwurf einer Lärmschutzwand<br />
mit<br />
Schallschutzelemente aus Glas an Eisenbahnstrecken<br />
Schallschutz mit biegeweichem System<br />
Produkte und Projekte<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
Wettbewerksdokumentation<br />
© Verlagsgruppe Wiederspahn<br />
Mit einem gemeinsamen Mittagessen<br />
endete danach dieses außerordentlich<br />
interessante und gelungene 13. Symposium,<br />
das den Anwesenden mit Nachdruck<br />
bestätigte: <strong>Baukultur</strong> im Brückenbau ist<br />
(zweifelsohne) gelebte Praxis. Und wie in<br />
jedem Jahr liegen sämtliche Vorträge zusätzlich<br />
in gedruckter Form vor – als Ausgabe<br />
1/2 ∙<strong>2013</strong> der <strong>Zeitschrift</strong> »Brückenbau«,<br />
das heißt in Form eines Doppelheftes,<br />
das 28 € kostet und in jeder gut<br />
sortierten Fachbuchhandlung oder aber<br />
direkt über den Veranstalter zu erwerben<br />
ist.<br />
Siegfried Löffler<br />
Fachjournalist,<br />
München<br />
xxx<br />
1<br />
58]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Oldtimer-Zentrum in Berlin<br />
Weiteres (Hauptstadt-)Projekt von Meilenwerk<br />
Auf der Havel-Insel Eiswerder im Nordwesten<br />
Berlins entsteht ein (weiteres)<br />
Oldtimer-Zentrum, das Meilenwerk Berlin.<br />
Schon Ende <strong>2013</strong> wird mit dem Bauvorhaben<br />
begonnen, um es im Jahr 2015 fertigstellen<br />
zu können. »Rund zehn Jahre<br />
nachdem wir in der Hauptstadt das erste<br />
Meilenwerk für klassische Automobile und<br />
Liebhaber-Fahrzeuge initiiert haben, setzen<br />
wir hier in Berlin unser neues Forum<br />
für Fahrkultur mit deutlich erweitertem<br />
Konzept um«, so Martin Halder, CEO der<br />
Meilenwerk AG. Gemeinsam mit Partnern<br />
soll Eiswerder zur sogenannten Insel der<br />
schönen Dinge entwickelt und zudem um<br />
Wohn- und Hotellerieangebote ergänzt<br />
werden.<br />
Vorgesehen ist, das Meilenwerk Berlin in<br />
den Gebäuden des denkmalgeschützten<br />
preußischen Königlichen Feuerwerkslaboratoriums<br />
unterzubringen. Das heißt, für<br />
die neue Nutzung werden die Übergänge<br />
zwischen den Backsteinhallen atriumartig<br />
überdacht, so dass sich eine Bruttogeschoßfläche<br />
von ca. 18.000 m² ergibt,<br />
von denen ca. 14.500 m² vermietbar sind.<br />
Darüber hinaus erfolgen die Errichtung eines<br />
Neubaus für moderne Liebhaberfahrzeuge<br />
und Sportwagen sowie die Realisierung<br />
eines ca. 3.500 m² großen Eventufers auf<br />
einer bereits vorhandenen Freifläche mit<br />
Denkmalgeschütztes Ensemble auf Eiswerder<br />
© Meilenwerk AG<br />
direktem Havelanschluss und eigenem<br />
Schiffsanleger. Besucher werden also<br />
auch mit dem eigenen Privatboot oder<br />
dem Ausflugsschiff nach Eiswerder<br />
gelangen können.<br />
Mit der Planung wurde das Berliner Architekturbüro<br />
Müller Reimann beauftragt,<br />
dessen Entwurf beinhaltet, die hoch aufragende<br />
wasserseitige Fassade des historischen<br />
Ensembles als Markenzeichen<br />
dieses künftigen Forums für Fahrkultur<br />
zu betonen.<br />
www.meilenwerk.com<br />
Neue Nutzung für die Halle(n)<br />
© Meilenwerk AG<br />
[ Immobilienmarkt<br />
Mehrkosten bei Projektverzögerung vor Baubeginn<br />
Hinweis auf ein Bundesgerichtshofurteil durch Leinemann Partner<br />
Mit Beschluss vom 10. Januar <strong>2013</strong> (Aktenzeichen<br />
VII ZR 37/11) hat der Bund vor dem<br />
Bundesgerichtshof (BGH) eine erneute<br />
Niederlage erlitten. Grund der Auseinandersetzung<br />
ist der Versuch der öffentlichen<br />
Bauauftraggeber in Deutschland, alle<br />
Mehrkosten durch verzögerten Baubeginn<br />
auf die Bauunternehmen abzuwälzen –<br />
die entstehen, wenn laufende Ausschreibungsverfahren<br />
mit zeitlichem Verzug zum<br />
Abschluss gebracht werden. Eine derartige<br />
Verschiebung hat für die beauftragten Firmen<br />
oft höhere Kosten, etwa für Materialien<br />
oder Nachunternehmerleistungen, zur<br />
Folge, die nach dem BGH-Urteil künftig<br />
der öffentliche Bauherr tragen muss. Dazu<br />
Rechtsanwalt Ralf Leinemann: »Wir hoffen,<br />
dass der Bund nun die Prozesstreiberei<br />
beendet und stattdessen die Schwachstellen<br />
der Bauverwaltung beseitigt. Die<br />
Ursachen von Verzögerungen sind überlange<br />
Entscheidungswege und Ausschreibungsfehler,<br />
hier muss angesetzt werden.«<br />
Leinemann Partner Rechtsanwälte vertritt<br />
seit mehr als zehn Jahren in Dutzenden<br />
von Verfahren Bauunternehmen, die solche<br />
Mehrkosten gegen öffentliche Auftraggeber<br />
geltend machen. Die öffentliche<br />
Hand war bis zur BGH-Grundsatzentscheidung<br />
zur A 113, dem Tunnel Rudower Höhe<br />
in Berlin, bislang nicht gewillt, Mehrkosten<br />
aus Verzögerungen in der Auftragsvergabe<br />
zu übernehmen. Nach diversen Prozessniederlagen<br />
wollte der Bund jetzt eine<br />
Zuständigkeit der deutschen Gerichte für<br />
die Grundsatzfrage verneinen lassen und<br />
die Vorlage zum Europäischen Gerichtshof<br />
erzwingen. Mit deutlichen Worten hat der<br />
BGH am 10. Januar <strong>2013</strong> jenem Ansinnen<br />
eine klare Absage erteilt, denn die Preisanpassung<br />
aufgrund einer Verzögerung<br />
im Vergabeverfahren stellt keine nachträgliche<br />
Vertragsänderung dar. Vielmehr sind<br />
Preise schon deshalb anzupassen, weil<br />
sie von vornherein nur auf einen konkreten,<br />
ausgeschriebenen Vergabe- und Ausführungszeitraum<br />
hin angeboten waren. Und<br />
wenn selbiger sich verschiebt, ist die<br />
Preisanpassung eine zwangsläufige Folge<br />
und somit vom Bauherrn zu tragen.<br />
www.leinemann-partner.de<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [59
Kommunale Altstadtsanierung in Schwabach<br />
Gelungenes Revitalisierungsprojekt der »örtlichen« Gewobau<br />
Immobilienmarkt ]<br />
Die Sanierung des denkmalgeschützten<br />
Hauses in der Kappadocia Nr. 9 darf als<br />
(fast) abgeschlossen bezeichnet werden.<br />
»Für mich ist heute ein Feiertag«, so Gewobau-Geschäftsführer<br />
Harald Bergmann.<br />
»Als wir 2006 das ehemalige Vogelbacher-<br />
Anwesen erworben haben, wussten wir<br />
noch gar nicht, was alles auf uns zukommt.<br />
Die Kappadocia Nr. 9 hat sich im Zuge der<br />
Sanierungsarbeiten als wahres Juwel<br />
erwiesen. Dank der konstruktiven Zusammenarbeit<br />
aller Beteiligten sowie der verständnisvollen<br />
Nachbarschaft hat Schwabach<br />
jetzt ein weiteres Paradebeispiel in<br />
Sachen kommunaler Altstadtsanierung.<br />
Für diese Projekte werden wir in der<br />
ganzen Region beneidet.«<br />
Knapp zwei Millionen Euro hat die Gewobau<br />
der Stadt Schwabach GmbH investiert –<br />
und der Aufwand hat sich gelohnt, denn in<br />
dem vor kurzem noch einsturzgefährdeten<br />
Gebäude warten nun acht außergewöhnliche<br />
Wohnungen mit freigelegtem Fachwerk,<br />
Holzsprossenfenstern, extravaganten<br />
Schnitten sowie imposanten Holzbalken,<br />
die vor allem im spätgotischen Dachstuhl<br />
zu finden sind, auf ihre Mieter. Jede von<br />
Neuer Innenhof und historisches Fachwerk<br />
© Gewobau der Stadt Schwabach GmbH<br />
ihnen verfügt zudem über eine Terrasse<br />
oder einen Wintergarten und eignet sich<br />
dank Wohnflächen von 47–100 m² und<br />
einer Kaltmiete von 6,50 €/m² gleichermaßen<br />
für Alleinstehende, Paare und<br />
Familien.<br />
www.gewobau-schwabach.de<br />
Förderung von selbstgenutztem Wohneigentum<br />
Unterstützung durch die Landeshauptstadt Wiesbaden<br />
Für die Förderung von selbstgenutztem<br />
Wohneigentum stehen weiterhin Mittel<br />
des Landes Hessen zur Verfügung, die sich<br />
für den Neubau wie für den Erwerb von<br />
Gebrauchtimmobilien abrufen lassen, und<br />
zwar in Form der sogenannten Hessen-<br />
Bau- oder eben nur -Darlehen.<br />
Diese Darlehen können sich auf bis zu<br />
50 % der Gesamtkosten, maximal aber auf<br />
80.000 € belaufen, wobei auch notwendige<br />
Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen<br />
berücksichtigt werden dürfen.<br />
Und: Sie werden zu einem Zinssatz angeboten,<br />
der deutlich unter dem Kapitalmarktniveau<br />
liegt, auf zehn Jahre festgeschrieben<br />
wird und aktuell 1,60 % beträgt.<br />
Ihre Sicherung erfolgt nachrangig im<br />
Grundbuch, so dass man im günstigeren,<br />
erststelligen Beleihungsraum noch sonstige<br />
Kapitalmarktdarlehen einzusetzen vermag.<br />
Bedingung für eine solche Förderung<br />
ist jedoch, dass mit dem Bau bisher nicht<br />
begonnen bzw. der Kaufvertrag bis dato<br />
nicht abgeschlossen wurde – und gewisse<br />
Einkommensgrenzen nicht überschritten<br />
werden.<br />
Die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG<br />
Wiesbaden mbH fungiert hier als Treuhänderin<br />
der Landeshauptstadt Wiesbaden,<br />
die entsprechenden Antragsvordrucke<br />
sind in Papier- oder Dateiform demzufolge<br />
direkt über sie erhältlich.<br />
www.seg-wiesbaden.de<br />
www.wiesbaden.de<br />
Orientierung bei »Smart Homing«<br />
Definierter Mindeststandard von Albis<br />
»Smart Homing« ist in der Wohnungswirtschaft<br />
kein neuer Begriff, zumal bereits seit<br />
einigen Jahren diverse Soft- und Hardware-Lösungen<br />
existieren, die das Leben<br />
in den eigenen vier Wänden leichter zu<br />
machen verheißen. Doch in der Branche<br />
herrscht noch Unsicherheit: Ein zeitgemäßer<br />
Wohnstandard muss definiert,<br />
Kosten müssen zugeordnet, und der wirtschaftliche<br />
Nutzen muss identifiziert<br />
werden.<br />
Die Schweizer Albis AG beschreibt mit<br />
ihrem »albis.standard« nun einen Mindeststandard<br />
als neue Orientierungshilfe,<br />
wobei sich dieses anbieterunabhängige<br />
Leistungspaket in und für Neubauten wie<br />
Bestandsimmobilien und Sanierungen<br />
verwenden lässt und Lösungen in den<br />
Bereichen Sicherheit, Energieeffizienz,<br />
Komfort und HomeCare umfasst.<br />
Die zum Einsatz kommenden Netztechniken<br />
richten sich nach den jeweiligen<br />
Bedingungen, was Anforderungen an das<br />
Gebäude, die Wohnungsgrößen, Lage,<br />
Bewohnerstruktur und sonstige individuelle<br />
Charakteristika sein können. Gesteuert<br />
werden die Funktionen stets mit Smartphones<br />
oder Tabletcomputern, die ebenso<br />
Flexibilität gewährleisten wie die installierte<br />
Infrastruktur, die Optionen für einen<br />
künftigen Ausbau oder ihre Erweiterung<br />
beinhaltet, wie zum Beispiel die Option,<br />
sich erst später, mit zunehmendem Alter,<br />
für die Option »HomeCare« zu entscheiden.<br />
www.albis.ag<br />
60]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Parkhaus in Dortmund<br />
Errichtung durch HIB Huber Integral Bau<br />
Am sogenannten Lensing Carrée und damit<br />
inmitten der Innenstadt von Dortmund wurden<br />
dank eines durchdachten Konzepts<br />
Geschäftsräume für drei Unternehmen und<br />
ausreichend Stellplätze für Mitarbeiter<br />
und Kunden unter einem Dach integriert:<br />
Den hervorragenden Entwurf der Bergstermann<br />
Architekten setzte der Generalunternehmer<br />
Rundholz um, der mit dem Parkhausbau<br />
wiederum die HIB Huber Integral<br />
Bau, einen führenden Spezialisten auf<br />
diesem Gebiet, beauftragte.<br />
Auf minimaler Grundfläche und in beengter<br />
Raumsituation wurden hier 150 Stellplätze<br />
auf fünf Ebenen oberhalb der gewerblichen<br />
Funktionseinheit realisiert. Das heißt, in<br />
einer logistischen Meisterleistung errichtete<br />
Huber innerhalb einer reinen Bauzeit<br />
von nur 20 Wochen das moderne, anspruchsvolle<br />
Parkhaus, dessen Grundgerüst<br />
aus vorgefertigten, maßgeschneiderten<br />
Elementen aus feuerverzinktem<br />
Stahl und Trapezblechdecken mit Aufbeton<br />
besteht. Die besonders benutzerfreundliche,<br />
helle und offene Bauweise des Gebäudes,<br />
die ohne Zwischenstützen auskommt,<br />
sorgt für ein komfortables Ein- und Ausparken.<br />
Ein Brückenübergang verbindet<br />
das Parkhaus mit dem Bürotrakt, über einen<br />
lichten Treppenturm kann es zudem sicher<br />
und schnell verlassen werden.<br />
Die Front des Gesamtkomplexes wurde in<br />
den Corporate-Identity-Farben des Hauptnutzers,<br />
des Verlags der Ruhr-Nachrichten,<br />
gestaltet. Die mit vertikalen Lamellen und<br />
blauen Kassettenelementen versehene<br />
Fassade dokumentiert dabei die beeindruckende<br />
Kombinationsmöglichkeit von<br />
zeitgenössischer Architektur und aktuellem<br />
Design.<br />
Über 150 Projekte von Huber zeugen von<br />
der individuellen Vielfalt, die moderne,<br />
wirtschaftliche Stellplatzlösungen nach<br />
kurzer Bauzeit bieten. Denn: Maßgeschneiderte<br />
Parkhäuser finden sich in jede Standortsituation<br />
ein.<br />
www.huber-integralbau.de<br />
Stahlkonstruktion mit Trapezblechdecken<br />
© HIB Huber Integral Bau GmbH<br />
Nutzungsflächen ohne Zwischenstützen<br />
© HIB Huber Integral Bau GmbH<br />
Fassade in Corporate-Identity-Farben<br />
© HIB Huber Integral Bau GmbH<br />
[<br />
Produkte und Projekte<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [61
Parksystem für Schwergewichte<br />
Innovation mit Maßvorteilen von Klaus Multiparking<br />
Produkte und Projekte ]<br />
Höher, breiter, schwerer: Mit seiner Multiparker-Innovation<br />
MultiBase 2072 reagiert<br />
der deutsche Qualitätshersteller Klaus<br />
Multiparking aus Aitrach, Baden-Württemberg,<br />
auf den XXL-Trend der Autoindustrie<br />
und bietet jetzt ein System an, in dem sich<br />
die Schwergewichte der Straße besonders<br />
platzsparend verstauen lassen. Egal ob<br />
2,70 m breite Einzel- oder 5,40 m breite<br />
Doppelbühne: Die MultiBase 2072 nimmt<br />
den neuen Golf genauso gerne auf wie<br />
den Geländewagen oder den Edel-SUV.<br />
Besonders stolz ist die Entwicklungsabteilung<br />
von Klaus Multiparking auf den<br />
5-cm-Maßvorteil des neuen Systems<br />
gegenüber jenen von anderen Herstellern.<br />
Das eröffnet Planern, Architekten und<br />
Bauherren mehr Freiheiten, denn diese<br />
Anlage benötigt bei gleichen Fahrzeughöhen<br />
weniger umbauten Raum als die<br />
Lösungen der Konkurrenz. »Die MultiBase<br />
2072 ist der absolute Raumkünstler am<br />
Markt, der aus engstem Raum am meisten<br />
Parkplatz herausholt«, so Wolfgang<br />
Schuckel, Geschäftsführer der Klaus Multiparking<br />
GmbH. »Die MultiBase 2072 ist für<br />
den Neubau genauso interessant wie für<br />
die Sanierung. Und sie macht nicht nur in<br />
der Tiefgarage oder der Garage eine gute<br />
Figur, sondern kann auch im Freien genutzt<br />
werden.«<br />
Die MultiBase 2072 spielt von Anfang an<br />
in der Schwergewichtsklasse mit: In der<br />
Doppelbühnen-Ausführung können die<br />
Fahrzeuge bis zu 2.600 kg schwer sein,<br />
die Einzelbühne nimmt sogar Kolosse bis<br />
3.000 kg auf. Maßstäbe setzt sie zudem<br />
auch im Komfort für den Autofahrer, da<br />
durch die Plattformbreite bis zu 2,70 m bei<br />
der Einzel- und bis zu 5,40 m bei der Doppelbühne<br />
genügend Platz für ein bequemes<br />
Aussteigen vorhanden ist – und das nicht<br />
nur, wenn zwei Smarts nebeneinanderstehen.<br />
Und: In der Zusammenstellung<br />
des individuellen Parkraums bieten sich<br />
Architekten, Planern und Bauherren individuelle<br />
Möglichkeiten, lassen sich die<br />
Einzel- und Doppelbühnen von Klaus Multiparking<br />
doch beliebig miteinander kombinieren.<br />
Die MultiBase 2072 ist wie alle Parksysteme<br />
von Klaus Multiparking mit unterschiedlichen<br />
Plattformbelägen erhältlich.<br />
Die High-End-Version »AluLonglife« aus<br />
seewasserfestem Aluminium steht ebenso<br />
zur Auswahl wie die »EasyWalk«-Version<br />
aus durchgehend geschlossenem, feuerverzinktem<br />
Stahl oder der Standard-<br />
Trapez-Belag.<br />
www.multiparking.com<br />
Platzsparende Unterbringung<br />
von kleinen und großen Fahrzeugen<br />
© Klaus Multiparking GmbH<br />
62]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Parkhausneubau in Düren<br />
Schallabsorbierende Wandelemente von Thermodur<br />
Aufgrund der Lage innerhalb eines Wohngebietes und der direkten<br />
Anbindung an das Marien-Hospital war gefordert, dass die Schallemission<br />
durch die Nutzung des Parkhauses auf ein Minimum zu<br />
reduzieren ist. Und so entschieden sich die Auftraggeber für die<br />
Zusammenarbeit mit Thermodur, denn die Bimsbetonelemente des<br />
Herstellers aus Neuwied verfügen durch ihre haufwerksporige<br />
Innenoberfläche über eine hohe, ja die fast einzigartige Fähigkeit<br />
der Schallabsorption.<br />
Im Bereich der Montage überzeugte Thermodur zudem mit Erfahrungspotential<br />
und insbesondere auch großen Elementabmessungen.<br />
So waren nur wenige Hübe mit einem Mobilkran notwendig,<br />
um die ca. 800 m² vom Transportfahrzeug direkt an die fertige<br />
Stahlkonstruktion heranzuschweben und zu befestigen.<br />
In puncto Kosten boten sich sogar mehrere Vorteile: Dank der<br />
Elementabmessungen ließen sich die Achsabstände vergrößern<br />
und die Anzahl von Stützen wie Fundamenten reduzieren. Und:<br />
Die hier 20 cm dicken Betonelemente sind bereits werkseitig mit<br />
Außenputz und den passenden, exakt positionierten Verbindungsund<br />
Befestigungselementen ausgerüstet, was den Montageaufwand<br />
zusätzlich verringerte. Die Betriebskosten bleiben im Übrigen<br />
ebenfalls niedrig, da bei einer etwaigen Beschädigung immer nur<br />
das jeweilige Einzelelement ausgetauscht werden muss – und<br />
nicht ein ganzes Fassadenfeld.<br />
www.thermodur.de<br />
Brüstungen aus Bimsbeton<br />
© Thermodur Wandelemente GmbH & Co. KG<br />
Befestigung mittels Auflagerwinkel<br />
© Thermodur Wandelemente GmbH & Co. KG<br />
Fassade nach Fertigstellung<br />
© Thermodur Wandelemente GmbH & Co. KG<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Neues Parksystem in Madrid<br />
Minimaler Platzbedarf dank stolzer<br />
Produkte und Projekte ]<br />
Mitten im Zentrum von Madrid gelegen,<br />
wurde ein Altbau saniert sowie im Zuge<br />
der Nachverdichtung ein Nebengebäude<br />
mit Parkflächen errichtet. Die Prämisse<br />
lautete: In dem Wohn- und Geschäftshaus<br />
in der Calle de Goya sollten mindestens<br />
pro Wohneinheit zwei Stellplätze entstehen,<br />
besser aber so viele wie möglich,<br />
da in der Innenstadt Parkplätze rar und<br />
entsprechend wertvoll sind.<br />
Auf einem Grundstück von ca. 25 m x 15 m<br />
war das eine echte Herausforderung für<br />
die Investmentgesellschaft – und ein mit<br />
konventionellen Konzepten nicht zu bewältigendes<br />
Problem. »Eine herkömmliche<br />
Tiefgarage in der benötigten Dimension<br />
wäre aufgrund der schmalen Front des<br />
Grundstücks nicht realisierbar gewesen«,<br />
so Hugo Zapf, Vertriebsleiter von stolzer,<br />
einer Marke der Stopa Anlagenbau GmbH.<br />
»Eine normale Tiefgarage erfordert Rampen<br />
und Zufahrtswege, Treppenhäuser<br />
oder Aufzüge zum Erschließen der Parkebenen<br />
und zum Ermöglichen von Personenverkehr.<br />
Eine Infrastruktur, die beim<br />
automatischen Parksystem entfallen<br />
kann.«<br />
Die Lösung fand sich daher im automatisierten<br />
Parksystem von stolzer, mit dem<br />
sich 71 Stellplätze auf sieben Ebenen realisieren<br />
ließen: Mit Technologie aus dem<br />
Anlagenbau werden die Fahrzeuge automatisch<br />
verstaut und dem Fahrer wieder<br />
zur Verfügung gestellt, der Platzbedarf ist<br />
so um ein Vielfaches geringer. Von außen<br />
sieht man dem Gebäude sein Innenleben<br />
nicht an, denn es geht hier sieben Stockwerke<br />
tief unter die Erde.<br />
Das Parksystem wurde mit dem Anbau<br />
errichtet, Wohnen und Parken wurden<br />
also zeitgleich ermöglicht. Und so übergibt<br />
der Fahrer sein Auto heute in einem ebenerdigen,<br />
hell beleuchteten und großzügig<br />
dimensionierten Übergaberaum, das von<br />
dort dann automatisch auf die unterirdischen<br />
Parkebenen bewegt wird und dort<br />
vor Einbruch und Diebstahl geschützt ist.<br />
Die spätere Abholung erfolgt wiederum<br />
mittels einer berührungslosen Chipkarte,<br />
die jedem Nutzer als persönliche Identifikation<br />
zum Ein- und Ausparken zur<br />
Verfügung steht.<br />
Nebengebäude mit Übergaberaum<br />
© Stopa Anlagenbau GmbH<br />
Letztes Jahr wurde das Projekt in Madrid<br />
fertiggestellt, in Valladolid und Santander<br />
befinden sich zudem weitere Anlagen im<br />
Bau, die ebenfalls im Rahmen von Nachverdichtungsmaßnahmen<br />
verwirklicht<br />
werden – und zwar allesamt unterirdisch<br />
über mehrere Etagen.<br />
www.stolzer.com<br />
Wohnhaus vor der Sanierung<br />
© Stopa Anlagenbau GmbH<br />
Automatischer »Fahrzeugtransport«<br />
© Stopa Anlagenbau GmbH<br />
Stellplätze unter der Erde<br />
© Stopa Anlagenbau GmbH<br />
Identifizierung mittels Chipkarte<br />
© Stopa Anlagenbau GmbH<br />
Technik aus dem Anlagenbau<br />
© Stopa Anlagenbau GmbH<br />
64]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Weitere Stellflächen mit automatischem Parksystem<br />
Bessere Raumnutzung und mehr Gewinn dank Skyline<br />
Bei konventionellen Parkhäusern sind Aufund<br />
Abfahrtrampen, Manövrierflächen,<br />
Treppen, Notausgänge etc. unabdingbar,<br />
auch wenn durch sie wertvoller Raum verschwendet<br />
wird. Der umbaute Raum pro<br />
Auto beträgt bei herkömmlichen Anlagen<br />
ca. 100 m³, obwohl ein Auto nur ca. 20 m³,<br />
also ein Fünftel dieses Volumens, hat! Somit<br />
werden 80 % des Raumes verschwendet,<br />
der für das eigentliche Parken genutzt<br />
werden könnte.<br />
Nicht so bei automatischen Anlagen: Hier<br />
werden für das Befördern der Fahrzeuge<br />
mechanische Geräte verwendet und auf<br />
Rampen, Treppen, Notausgänge, Personenlifte,<br />
Beleuchtung und Lüftung lässt<br />
sich weitgehend verzichten.<br />
Auf- und Abfahrsrampen gibt es in den<br />
unterschiedlichsten Ausführungen. Aus<br />
Sicht des Parkhausbesitzers und -betreibers<br />
rauben aber besonders Spiralrampen<br />
wertvollen Raum, auf welchem Autos abgestellt<br />
werden könnten. Die Zylinder im<br />
Kern von Parkhäusern mit spiralförmigen<br />
Auffahrtsrampen weisen meist einen<br />
Durchmesser von ca. 20 m und mehr auf,<br />
und ihr Innenraum mit ca. 14 m Durchmesser<br />
bleibt meist ungenutzt. In einem<br />
Parkhaus mit zehn Etagen sind somit ca.<br />
6.000 m³ leerstehend, und dies in einer<br />
Zeit, wo jedes zusätzlich geparkte Auto<br />
zur Profitabilität eines Parkhauses<br />
beiträgt.<br />
Die Schweizer Firma Skyline Parking AG,<br />
spezialisiert auf fortschrittliche automatische<br />
Parking-Systeme mit hoher Stelldichte<br />
und schnellen Fördermitteln, hat<br />
sich zum Ziel gesetzt, solche Räume zu<br />
nutzen – und hat dazu eine Technologie<br />
entwickelt, mit welcher sie die Hohlräume<br />
im Zentrum von Spiralrampen mit zusätzlichen<br />
Parkplätzen ausrüsten kann. Mit<br />
dieser Technologie lassen sich pro Deck<br />
bis zu neun zusätzliche Autos lagern, in<br />
einem Parkhaus mit 10–12 Etagen finden<br />
derart 15–20 solcher Decks, also bis zu<br />
180 Autos, Platz.<br />
Der Benutzer fährt auf der untersten<br />
oder obersten Ebene in eine Einfahrtbox,<br />
zieht die Handbremse an, steigt aus und<br />
bestätigt der Fördermaschine, dass sie<br />
sein Fahrzeug einparken kann. Von dort<br />
Automatisches Parksystem in Spindelrampen<br />
© Skyline Parking AG<br />
wird das Auto auf einem Förderband auf<br />
die Liftplattform verschoben, und schon ist<br />
die Einfahrtbox für den nächsten Kunden<br />
frei. Das Fahrzeug wird dann in wenigen<br />
Sekunden auf eine der freien Stellplatten<br />
befördert. Beim Ausparken erfolgt dies in<br />
umgekehrter Reihenfolge.<br />
Die Installation der Technik erfolgt ohne<br />
wesentliche Einschränkung des täglichen<br />
Parkhausbetriebes und benötigt nur wenig<br />
Zeit. Da in bereits existierenden Parkhäusern<br />
die Bezahlungs- und Zutrittssysteme<br />
schon vorhanden sind und die bestehende<br />
Baustatik genutzt werden kann, ergibt<br />
sich mit dieser Technik ein sehr wirtschaftliches<br />
Add-on: Mit geringen Investitionen,<br />
ohne zusätzliche Gebäude oder Grundstücke<br />
lässt sich die Anzahl der Parkplätze<br />
um bis zu 15 % erhöhen.<br />
www.skyline-parking.com<br />
[<br />
Produkte und Projekte<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [65
Solarcarports mit Holzstruktur<br />
Langlebige Konstruktion von Ligna<br />
Produkte und Projekte ]<br />
Aus einer massiven Leimholzstruktur<br />
bestehend, die gemäß Eurocode für die<br />
jeweiligen Schnee- und Windlasten, die<br />
Photovoltaikanlage sowie entsprechende<br />
Anpralllasten dimensioniert ist, sind diese<br />
Solarcarports in sich ausgesteift und<br />
benötigen keine eingespannten Stützen.<br />
Ihre Gründung erfolgt in der Regel mit<br />
Schraubfundamenten, als Eindeckung<br />
kommt Trapezblech in einer Dicke von<br />
mindestens 0,75 mm zur Anwendung. Die<br />
Binderkonstruktion und die Dachpfetten<br />
werden aus riss- und torsionsarmem,<br />
getrocknetem und gehobeltem Fichte-<br />
Brettschichtholz hergestellt, das sich farblich<br />
behandeln lässt, was im Übrigen ebenso<br />
für die verzinkten Metallteile gilt. Der<br />
Standardachsabstand der Binder beträgt<br />
10 m, je nach Gesamtlänge des Bauwerks<br />
kann er jedoch in einzelnen Feldern auf 5 m<br />
oder 7,50 m reduziert werden. Und: An den<br />
Witterungsschutz plus Stromerzeugung<br />
© Ligna construct PGmbH<br />
Giebelseiten befindet sich aus Gründen<br />
des konstruktiven Holzschutzes stets ein<br />
Dachüberstand von 2,50 m.<br />
Die in ein- und zweireihiger Ausführung<br />
erhältlichen Carports bieten aber nicht<br />
nur Schutz vor Schnee, Regen, Hagel, Verschmutzungen<br />
und Hitze, sondern produzieren<br />
auch dezentral sauberen Solarstrom,<br />
helfen bei der Vermeidung von klimaschädlichem<br />
CO 2 , weisen einen nur geringen Verbrauch<br />
an grauer Energie auf und verfügen<br />
infolgedessen über eine hervorragende<br />
Ökobilanz.<br />
www.ligna-carports.com<br />
www.ligna-systems.com<br />
Crossrail Station in London<br />
(Holzdach-)Errichtung durch Wiehag<br />
Die Wiehag GmbH, ansässig im oberösterreichischen<br />
Altheim, hat vor kurzem den<br />
Auftrag für die Errichtung der Holzdachkonstruktion<br />
der Crossrail Station in Canary<br />
Wharf in London erhalten. Das vom Londoner<br />
Architekturbüro Foster + Partners entworfene<br />
(Bahnhofs-)Gebäude steht mitten<br />
im Wasser des West India Dock, eines<br />
Seitenarms der Themse, und ist nicht nur<br />
ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, sondern<br />
auch umgeben von den Hochhäusern<br />
des Finanzzentrums Canary Wharf. Die<br />
Realisierung der sogenannten Crossrail-<br />
Linie ist zurzeit eine der größten Baustellen<br />
Europas und soll nach ihrer Inbetriebnahme<br />
unter anderem den Flughafen<br />
Heathrow mit dem durch Olympia zu<br />
neuem Leben erwachten Ost-London<br />
verbinden.<br />
Das Gebäude ist ca. 300 m lang, hat vier<br />
Geschosse »im« und zwei oberhalb des<br />
Wassers sowie einen eindrucksvollen<br />
Landschaftspark auf dem obersten Deck,<br />
der mit einer grazilen Struktur aus Holz und<br />
Membrankissen in Gestalt einer Freiformfläche<br />
überdacht wird, wobei immer wie-<br />
(Künftiges) Bahnhofsgebäude im Finanzbezirk<br />
© Foster + Partners/Wiehag GmbH<br />
der Öffnungen für viel Luft- und Lichtzufuhr<br />
sorgen. Wiehag liefert hier nun in enger<br />
Zusammenarbeit mit der ebenfalls aus<br />
Oberösterreich stammenden Firma Seele<br />
das gesamte Dach inklusive der Membrankissen:<br />
Der Kunde erspart sich dadurch<br />
ein aufwendiges externes Projektmanagement,<br />
obwohl das Zusammenspiel von und<br />
die Schnittstelle zwischen Membrandach<br />
und Holzbaukonstruktion sehr komplex<br />
sind. Die Rohware, also das Holz, kommt im<br />
Übrigen aus nachhaltig bewirtschafteten<br />
österreichischen Fichtenwäldern, am<br />
Standort Altheim werden zudem die einbaufertigen<br />
Einzelteile hergestellt und<br />
dann direkt nach London geliefert und<br />
dort montiert.<br />
www.wiehag.com<br />
66]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Plattenbeläge für befahrene Verkehrsflächen<br />
Neuer Planungsleitfaden des Betonverbands SLG<br />
In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab<br />
es erhebliche Veränderungen hinsichtlich<br />
der Anwendungen von Platten aus Beton<br />
für Verkehrsflächen. Handelte es sich<br />
früher fast ausschließlich um nutzengeprägte<br />
Herausforderungen, wie sie zum<br />
Beispiel bei Gehwegbefestigungen auftreten,<br />
so kommen diese Platten in letzter<br />
Zeit nun verstärkt im repräsentativen Umfeld<br />
zum Einsatz, und zwar auch dort, wo<br />
Pkws und sogar Lkws fahren.<br />
»Platten gehören nicht in befahrene Bereiche,<br />
so ist das derzeitige einschlägige<br />
Straßenbauregelwerk auszulegen. Aber<br />
wieso sollten Platten in befahrenen Bereichen<br />
eigentlich nicht eingesetzt werden<br />
können«, fragt Dipl.-Ing. Dietmar Ulonska,<br />
Geschäftsführer des Betonverbandes<br />
Straße, Landschaft, Garten e.V. (SLG),<br />
und liefert die Antworten samt Planungsempfehlungen<br />
gleich mit – in der neu-<br />
erschienenen und kostenlos erhältlichen<br />
Broschüre »Plattenbeläge aus Beton für<br />
befahrene Verkehrsflächen«. Als Planungsleitfaden<br />
konzipiert, vermittelt sie<br />
eine Übersicht über funktionsgerechte<br />
Beläge, die selten oder nur gelegentlich<br />
befahren werden, wobei die Festlegung<br />
von Mindestdicken in Abhängigkeit verschiedener<br />
Rahmenbedingungen im Vordergrund<br />
steht. Für »Untergründe«, die<br />
häufiger oder regelmäßig von Schwerfahrzeugen<br />
frequentiert werden, verweist der<br />
Bonner Verband zudem auf sein (kostenpflichtiges)<br />
Merkblatt für die Planung und<br />
Ausführung von Verkehrsflächen mit großformatigen<br />
Pflastersteinen und Platten<br />
aus Beton. Beide Publikationen sind direkt<br />
über den sogenannten Betonshop zu<br />
beziehen.<br />
www.betonstein.de<br />
www.betonshop.de<br />
Regeln für Konzeption und Ausführung<br />
© Betonverband Straße, Landschaft, Garten e. V.<br />
[ Produkte und Projekte
Hotel mit Kongresszentrum in Oran<br />
Luxuriöse Parkanlage über Tiefgaragen dank ZinCo<br />
Produkte und Projekte ]<br />
Das Le Méridien Oran Hotel & Convention<br />
Centre in Oran, an der nordwestlichen<br />
Mittelmeerküste Algeriens gelegen, ist<br />
ein neues, aus Kongresszentrum und Fünf-<br />
Sterne-Hotel mit angrenzenden Parks und<br />
Strandpromenade bestehendes Ensemble<br />
mit 12.000 m² Grünfläche, von denen sich<br />
ca. 4.500 m² oberhalb des zugehörigen Tiefgaragenkomplexes<br />
befinden. Geplant von<br />
IAC Arquitectura, Castellón Plana, erfolgte<br />
die Errichtung durch das ebenfalls aus<br />
Spanien stammende Unternehmen OHL<br />
Obrascón Huarte Lain S. A., das für die<br />
Realisierung der Garten- und Gründachanlagen<br />
wiederum Technik von ZinCo wählte.<br />
Und so wurden die Pflanzbereiche auf der<br />
Tiefgarage mit dem ZinCo-Dachbegrünungssystem<br />
»Dachgarten« gebaut, dessen<br />
Kernelement das Drän- und Wasserspeicherelement<br />
Floradrain ® FD 60 ist.<br />
Verfüllt mit dem mineralischen Schüttstoff<br />
Zincolit ® Plus und abgedeckt mit dem<br />
Systemfilter SF, umfasst es zudem eine<br />
auf die Bepflanzung abgestimmte Substratschicht,<br />
deren Schütthöhe von<br />
20–100 cm je nach Pflanzzone variiert.<br />
Mit seinen 80 Palmen und einem exponiert<br />
angeordneten Wasserbecken gleicht der<br />
gesamte Park heute einer grünen Oase,<br />
zumal weitere 220 Bäume, 2.000 Sträucher<br />
und 38.000 Stauden den Besuchern hier<br />
Schatten spenden und ein auf die Örtlichkeiten<br />
angepasster trockenresistenter<br />
Rasen auf ca. 10.000 m² zum Verweilen einlädt.<br />
Niederschläge sind in Oran vor allem<br />
von Mai bis September sehr selten, weshalb<br />
eine vollautomatische Bewässerung<br />
mit Tropfschläuchen sowie Beregnung<br />
den Bedarf der Bepflanzung zuverlässig<br />
abdeckt, und zwar seit der Anwachsphase.<br />
Da die Palmen zum Zeitpunkt der Bepflanzung<br />
bereits eine Wuchshöhe von 6–8 m<br />
aufwiesen, waren sowohl das Einbringen<br />
wie ihre Verankerung und Sicherung<br />
gegenüber Windsog eine echte Herausforderung:<br />
Die per Tieflader angelieferten<br />
Palmen, die teilweise auch mehrstämmig<br />
waren, konnten per Kran direkt an den entsprechenden<br />
Standort gehoben und dort<br />
abgesetzt werden. In das Substrat hatte<br />
man zudem entsprechende Stahlgitter mit<br />
eingebettet, an denen sich die großen<br />
Wurzelballen mit Zurrbändern befestigen<br />
ließen. Dank dieser Wurzelballenverankerung<br />
sind Palmen und andere Bäume sogar<br />
bei starkem Wind bestens gesichert.<br />
Sämtliche Gestaltungsvarianten waren<br />
dank ZinCo-Systemaufbau auf der Tiefgaragendecke<br />
zu verwirklichen, so dass<br />
die Planer des Le Méridien Oran Hotel &<br />
Convention Centre ihrem Ideenreichtum<br />
wahrlich freien Lauf lassen konnten.<br />
www.zinco-greenroof.com<br />
www.zinco.de<br />
Prinzip des Systemaufbaus<br />
© ZinCo GmbH<br />
Palmen entlang den Wegen<br />
© ZinCo GmbH<br />
Intensivbegrünung als Charakteristikum<br />
© ZinCo GmbH<br />
Pflanzbeete mit Zierkies<br />
© ZinCo GmbH<br />
Treppenaufgänge in Türkis<br />
© ZinCo GmbH<br />
68]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Oberflächenschutz für Parkbauten<br />
Dauerhafte Systemlösungen von StoCretec<br />
Die heute meist verwendeten Oberflächenschutzsysteme<br />
OS 8 und OS 11 haben<br />
gegensätzliche Eigenschaften: OS 8 zeichnet<br />
sich durch hervorragende Verschleißfestigkeit<br />
aus, ist aber nicht rissüberbrückend.<br />
Umgekehrt hat OS 11 gute Rissüberbrückungseigenschaften,<br />
ist hingegen<br />
nicht bei starker mechanischer Belastung<br />
geeignet. Eine Abdichtung mit Schweißbahn<br />
und Gussasphalt vereint nun beide<br />
Eigenschaften, Nachteile sind hier jedoch<br />
das Gewicht und die Einbauhöhe.<br />
Vor einigen Jahren wurden deshalb Alternativen<br />
entwickelt, die sich aus einer<br />
Polyurethan-Flüssigfolie und einer Kaltbitumenschicht<br />
zusammensetzen. Diese<br />
OS-10-Systeme haben eine sehr hohe<br />
Rissüberbrückung (Gesamtsystem IVT+V)<br />
und sind für sehr starke mechanische<br />
Belastungen ausgelegt, die Gesamtschichtdicke<br />
liegt zudem bei 8–20 mm.<br />
Für Bereiche, in denen aus optischen<br />
Gründen eine Farbigkeit der Bodenflächen<br />
gewünscht ist, stehen solche OS 10 mit<br />
Kunststoffdeck- statt bituminöser Schutzschicht<br />
zur Verfügung, wobei eine Epoxi-<br />
Polyurethan-Kombination zur Anwendung<br />
kommt, die ein besseres Korneinbindeverhalten<br />
aufweist als übliche Polyurethan-<br />
Deckschichten. Bei einer Epoxi-Polyurethan-Kombination<br />
handelt es sich um keine<br />
neue Technologie, sondern um Standardbindemittel<br />
aus der Anfangszeit der elastischen<br />
Parkhaussysteme: In den 1980er<br />
Öffentliches Parkhaus: Situation nach langjähriger Nutzung<br />
© StoCretec GmbH<br />
Jahren kamen zuerst teerhaltige Epoxi-<br />
Polyurethane mit dem ehedem bekannten<br />
Markenname Concretin TEP und später<br />
teerfreie Epoxi-Polyurethan-Kombinationen<br />
zur Ausführung, die sich ebenfalls durch<br />
Robustheit bewährt haben. Im Laufe der<br />
1990er Jahre wurden dann von mehr und<br />
mehr Herstellern reine Polyurethansysteme<br />
als OS 11 angeboten, da sie sich<br />
günstiger herstellen lassen.<br />
Mit Inkrafttreten der Richtlinie SIB 2001<br />
wären nun für bestehende OS-11-Systeme,<br />
wie StoPox TEP Multi Top, umfangreiche<br />
und teure Prüfungen notwendig geworden,<br />
was aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht<br />
erfolgt ist. Insbesondere in den letzten beiden<br />
Jahren wurde von Betreibern und<br />
Planern allerdings wieder verstärkt der Ruf<br />
nach robusteren OS-11-Systemen laut –<br />
und hat die StoCretec GmbH bewogen,<br />
Parkbauten, die 1997–2003 mit StoPox TEP<br />
Typischer Abrieb im Kurvendrehbereich<br />
© StoCretec GmbH<br />
Deckversiegelung mit Abstreukorn<br />
© StoCretec GmbH<br />
Multi Top beschichtet wurden, zu untersuchen<br />
und, aufgrund positiver Erkenntnisse,<br />
mit StoPox TEP Multi Top ein OS 11a und<br />
ein OS 11b zur Prüfung einzureichen. Die<br />
entsprechenden Übereinstimmungszertifikate<br />
werden noch in <strong>2013</strong> vorliegen.<br />
www.stocretec.de<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [69
Kaffee-Erlebniswelt am Irschenberg<br />
Problemfreie Ausschreibung und Vergabe dank Orca<br />
Software und IT ]<br />
Der Irschenberg, wohl der landschaftlich<br />
exponierteste Punkt der Chiemsee-Autobahn,<br />
lädt mit seinem einzigartigen Ausblick<br />
in die Voralpen zum Innehalten und<br />
Durchatmen ein. Wer dazu noch Kaffeekultur<br />
der besonderen Art in einem Gebäude<br />
mit ganz individueller Ästhetik erleben<br />
möchte, kehrt in die Dinzler Kaffeerösterei<br />
ein. Ludwig Hohenreiter und Andreas Kohwagner<br />
vom Architekturbüro werkbureau,<br />
München, haben die neue Firmenzentrale<br />
konzipiert: Verteilt auf fünf Geschosse sind<br />
hier Bar, Restaurant, Küche, Backstube,<br />
Schau-Rösterei, Kaffeewelt, Seminarräume,<br />
Labor und eine betriebliche Kinderkrippe<br />
untergebracht.<br />
Für die Ausschreibung und Vorbereitung<br />
der Vergabe setzten die beiden Planer<br />
Orca AVA ein. »Wir arbeiten seit zehn<br />
Jahren mit Orca AVA und sind immer<br />
wieder begeistert über die intuitive Bedienung,<br />
obwohl der Leistungsumfang stetig<br />
gestiegen ist«, resümiert Hohenreiter. Für<br />
die Anfertigung von Leistungsverzeichnissen<br />
kann auf eigene vorhandene Strukturen<br />
und Positionsbeschreibungen zugegriffen<br />
werden, Texte externer Partner<br />
lassen sich ebenfalls einpflegen, da alle<br />
Schnittstellen im Lieferumfang der Software<br />
bereits standardmäßig enthalten<br />
sind. »Zusätzlich wurden für das Gebäude<br />
am Irschenberg die Ausschreibungen der<br />
beteiligten Fachplaner für Heizung, Lüftung,<br />
Sanitär, Elektro- und Außenanlagen<br />
in unser System eingespielt und eine komplette<br />
Generalunternehmer-Ausschreibung<br />
erstellt«, so Hohenreiter weiter.<br />
Die eingehenden Angebote wurden dann<br />
in Orca AVA übernommen und im Preisspiegel<br />
nach unterschiedlichen Kriterien<br />
ausgewertet. »Mit Orca AVA haben wir ein<br />
leistungsfähiges Werkzeug, um unserem<br />
Anspruch nach Präzision und Qualität bei<br />
der Planung von Bauvorhaben gerecht zu<br />
werden«, urteilt Hohenreiter abschließend.<br />
www.orca-software.com<br />
Gebäude nach Fertigstellung<br />
© werkbureau/Orca Software GmbH<br />
Gastronomie im Innern<br />
© Dinzler AG/Orca Software GmbH<br />
Tools für Brandschutzingenieure<br />
Browserbasierte Lösungen von hhpberlin<br />
FireModeler, fireSim und fireAnalytics<br />
heißen die neuen Werkzeuge, die den<br />
Alltag eines jeden »Brandschützers« verbessern<br />
helfen. Als weltweit agierendes<br />
Ingenieurbüro wusste hhpberlin um die<br />
Notwendigkeit solcher Instrumente und<br />
hat deshalb eine Suite von Lösungen entwickelt.<br />
Um qualitativ hochwertige Simulationen<br />
durchführen zu können, müssen zunächst<br />
Brandparameter und -szenarien festgelegt<br />
werden. Diese Überlegungen waren bislang<br />
umständlich und zeitintensiv, nun aber<br />
generiert »fireModeler« unter anderem aus<br />
vorhandenen Realbranddaten neue Szenarien<br />
und ermittelt die passende Brandlast<br />
für bestimmte Fragestellungen.<br />
»FireSim« wiederum, auf Software der<br />
neuseeländischen Firma GreenButton setzend,<br />
gewährleistet eine effiziente, einfache<br />
Integration von fireSim auf Basis<br />
von Microsoft Azure, einer weltweit verfügbaren<br />
Cloud-Plattform, die dem Anwender<br />
beliebige Hard- und Software-Ressourcen<br />
bietet. Mit ausgesprochen hoher Recheneffizienz<br />
lassen sich so komplexe Simulationen<br />
oder eben zeitgleich verschiedene<br />
Variationen eines Brandszenarios verwirklichen.<br />
Realisiert und betrieben wird<br />
fireSim gemeinsam mit dem Partner T-Systems<br />
Multimedia Solutions aus Dresden,<br />
deren Experten sich auch um die Einhaltung<br />
gesetzlicher Bestimmungen kümmern.<br />
Und »fireAnalytics« als drittes Werkzeug<br />
vereinfacht schließlich die bisher komplexe<br />
Nachbereitung und Auswertung.<br />
Über einen Webbrowser erhält man hier<br />
Einblick in die Daten der Simulationen,<br />
wobei interaktive Diagrammtypen die Analyse<br />
erleichtern. Mit der Möglichkeit, kurzfristig<br />
diverse Simulationen miteinander<br />
zu vergleichen, unterstützt fireAnalytics<br />
zudem Ingenieure bei der Auswertung<br />
mehrerer Brandszenarien. Bemerkenswert<br />
ist, dass schon während einer Simulation<br />
in frei definierbaren Intervallen mit der<br />
wichtigen Datenanalyse begonnen<br />
werden kann.<br />
www.hhpberlin.de<br />
70]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Schinkel-Wettbewerb <strong>2013</strong><br />
Preisverleihung durch den AIV zu Berlin<br />
In Erinnerung an Karl-Friedrich Schinkel<br />
hat der Architekten- und Ingenieur-Verein<br />
(AIV) zu Berlin am Geburtstag des Baumeisters<br />
und damit am 13. März die Preise<br />
des bereits 158. Schinkel-Wettbewerbs<br />
verliehen. In diesem Jahr zum Thema<br />
»Transformation TXL – Vom Flugfeld zum<br />
Lebensraum« ausgelobt, wurden in Summe<br />
18.000 € vergeben und beteiligten sich 366<br />
Teilnehmer aus dem In- und Ausland mit<br />
insgesamt 154 Arbeiten. »Auf originelle<br />
Weise zeigen die ausgezeichneten Entwürfe<br />
auf, wie sich weitere dringende<br />
Aufgaben für die Nachnutzung von Tegel<br />
lösen lassen, die der AIV als ergänzende<br />
Überlegungen zu den Masterplanungen<br />
der Senatsverwaltung mit der Entwicklung<br />
eines Forschungs- und Technologieparks<br />
versteht. Dazu zählen der Schutz der landschaftlichen<br />
Weite und die Chancen einer<br />
nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung<br />
in gemischten Quartieren, für die das<br />
Flugfeld genügend Raum bietet im Übergang<br />
zu angrenzenden Stadtteilen«, so<br />
Dr. Melanie Semmer, Vorsitzende des<br />
Schinkel-Ausschusses.<br />
Bäume säumen die einstige Startbahn,<br />
die sich als graues, breites Band mehr als<br />
2 km durch den Wald zieht. Das bedeutet,<br />
wo einst Flugzeuge beschleunigten und<br />
tosend in die Lüfte abhoben, wandern in<br />
wenigen Jahren vielleicht schon Berliner<br />
in Richtung Jungfernheide und sausen<br />
Skater über die Bahn: Mit ihrem Vorschlag<br />
»Urbane Wälder TXL« gewannen Niklas<br />
Mayr und Martin Schmitz, Studenten der<br />
Technische Universität Berlin, den mit<br />
2.500 € dotierten Schinkel-Preis in der<br />
Sparte Landschaftsarchitektur. Als besondere<br />
Auszeichnung für ihre hervorragende<br />
Leistung erhielten sie außerdem das Reise-<br />
Stipendium der Hans-Joachim-Pysall-<br />
Stiftung in Höhe von ebenfalls 2.500 €,<br />
das ihnen eine Italienexkursion auf den<br />
Spuren Karl-Friedrich Schinkels ermöglicht.<br />
»Es entsteht ein besonderer und<br />
eigenständiger Freiraum, der sowohl<br />
Naturerlebnisräume bietet, durch den<br />
Kontrast zu den Landebahnen die ehemalige<br />
Nutzung des Flughafens spüren<br />
lässt und verschiedenste Spiel- und Sportmöglichkeiten<br />
erlaubt«, würdigte die Jury<br />
das Konzept.<br />
Für den Entwurf »Arbeitswelt = Lebenswelt«<br />
zeichnete die Jury Dagmara Sietko-<br />
Sierkiewicz und David Weclawowicz,<br />
die beide an der Technischen Universität<br />
Breslau ihren Masterabschluss machen,<br />
in der Fachsparte Architektur mit dem<br />
zweiten Schinkel-Preis aus, und zwar mit<br />
folgender Begründung: »Die Arbeit überzeugt<br />
die Jury auf mehreren Ebenen. Die<br />
städtebauliche Konzeption ist aus der<br />
Geometrie des Flughafens abgeleitet. Die<br />
Zuordnung der Funktionen – produzierendes<br />
Gewerbe nach Westen in Richtung<br />
Hangar und Cargo sowie Dienstleistungen,<br />
Büros und Wohnen nach Osten zum Hochschulstandort<br />
– erzeugt wie selbstverständlich<br />
eine Höhenstaffelung und damit<br />
Dokumentation der ausgezeichneten Arbeiten<br />
© Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin e.V.<br />
eine Dichte, die dem Ort angemessen<br />
erscheint.«<br />
Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb<br />
schon traditionell in den sieben Fachsparten<br />
Städtebau, Landschaftsarchitektur,<br />
Architektur, Konstruktiver Ingenieurbau,<br />
Freie Kunst, Verkehrswesen Straßenbau<br />
sowie Verkehrswesen Eisenbahnbau.<br />
Neben den Schinkel-Preisen vergab die<br />
Jury im Übrigen zwei Anerkennungspreise<br />
des AIV in Höhe von je 1.000 € sowie sieben<br />
Sonderpreise der Stifter und Förderer<br />
zwischen 1.000 € und 2.000 €. Der Schinkel-<br />
Wettbewerb des AIV zu Berlin wird jährlich<br />
seit 1855 durchgeführt und ist die größte<br />
Ideen- und Förderkonkurrenz für junge,<br />
maximal 35 Jahre alte Planer im deutschsprachigen<br />
Raum. Ermöglicht wird der<br />
Wettbewerb durch die Unterstützung unter<br />
anderem des Bundesministeriums für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, der<br />
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
und Umwelt Berlin und diverser Stifter.<br />
www.aiv-berlin.de<br />
[ Nachrichten<br />
Deutscher Ingenieurpreis Straße und Verkehr <strong>2013</strong><br />
Auszeichnung(en) für richtungsweisende Planungsleistungen<br />
Bereits bei seiner ersten Ausschreibung<br />
erzielte der Deutsche Ingenieurpreis<br />
Straße und Verkehr <strong>2013</strong> der Bundesvereinigung<br />
der Straßen‐ und Verkehrsingenieure<br />
(BSVI) 63 Einreichungen. Nach<br />
einem neuen Verfahren durchgeführt,<br />
wird er in den drei Kategorien »<strong>Baukultur</strong>«,<br />
»Innovation« und »Verkehr im Dialog« verliehen,<br />
wobei sich die mittlere besonderer<br />
Beliebtheit erfreute. »Wir sind sehr zufrieden<br />
mit der hohen Resonanz. Die Neuausrichtung<br />
war richtig«, erklärt Christiane<br />
Ehrhardt, Präsidentin der BSVI.<br />
Mit dem neuen Format sollen zukunftsfähige<br />
und richtungsweisende Ingenieurleistungen<br />
gewürdigt werden, welche die<br />
heutigen gesellschaftlichen Ansprüche<br />
an den öffentlichen Raum und an die Verkehrswege<br />
erfüllen. Die eingereichten<br />
Bewerbungen sichtete nun eine BSVI-Jury,<br />
um dann drei Beiträge pro Kategorie für<br />
eine zweite Wettbewerbsphase auszuwählen:<br />
Hier sind die Nominierten aufgefordert,<br />
ihre Arbeiten in einer umfangreicheren<br />
Darstellung zu präsentieren. Die<br />
Jury der zweiten Wettbewerbsphase umfasst<br />
wichtige Persönlichkeiten der breiten<br />
Fachöffentlichkeit, die nach gemeinsamer<br />
Diskussion im Rahmen einer Sitzung pro<br />
Kategorie einen Preisträger benennen.<br />
Der Deutsche Ingenieurpreis Straße und<br />
Verkehr steht auch in der neuen Fassung<br />
unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.<br />
Die Preisverleihung wird<br />
durch den Schirmherrn und die Präsidentin<br />
der BSVI im Rahmen des Festaktes zum<br />
50-jährigen Bestehen der Bundesvereinigung<br />
der Straßen‐ und Verkehrsingenieure<br />
am 6. September <strong>2013</strong> in Berlin vorgenommen.<br />
Das heißt, die drei jeweils Nominierten<br />
werden ihre Beiträge präsentieren, und<br />
anschließend erfolgt die feierliche Würdigung<br />
der Preisträger mit einer ebenfalls<br />
neugestalteten Skulptur.<br />
www.bsvi.de<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [71
»Beratungsgarten« als Planungsaufgabe<br />
Studentenwettbewerb an der Hochschule Geisenheim University<br />
Nachrichten ]<br />
Anlässlich der Landesgartenschau 2014 in<br />
Gießen hatten der Landesbetrieb Landwirtschaft<br />
Hessen (LLH) und die Verbände des<br />
Freizeitgartenbaus für Studierende der<br />
Landschaftsarchitektur einen Wettbewerb<br />
zur Planung eines »Beratungsgartens«<br />
ausgelobt. Der Siegerentwurf wurde nun<br />
vor kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Ob Gemüsegarten oder Blumenbeete, Bauerngarten<br />
oder »Urban Gardening«: Immer<br />
mehr Menschen sind auf der Suche nach<br />
dem eigenen, maßgeschneiderten Gartenprojekt.<br />
Eine zentrale Anlaufstelle für<br />
erfahrene wie neugierige Hobby- und Freizeitgärtner<br />
soll auf der Landesgartenschau<br />
2014 daher der sogenannte Beratungsgarten<br />
sein, der vom Landesbetrieb Landwirtschaft<br />
Hessen gemeinsam mit den Verbänden<br />
des Freizeitgartenbaus, wie etwa<br />
dem Landesverband Hessen der Kleingärtner<br />
und dem Landesverband Hessen für<br />
Obstbau, Garten und Landschaftspflege,<br />
geplant und betreut wird. Anregungen, Rat<br />
und Hilfestellungen rund um Konzeption,<br />
Anlage und Unterhaltung des eigenen Zierund<br />
Nutzgartens sind hier das Thema. Das<br />
heißt, im und mittels des Beratungsgartens<br />
werden Fragen nach der Reduzierung des<br />
Pflegeaufwands und der nachhaltigen<br />
Nutzung von Niederschlägen ebenso beantwortet<br />
wie zur anspruchsvollen Gestaltung<br />
des privaten Grüns. Und in einer Außenküche<br />
wird den Besuchern der Gartenschau<br />
die kulinarische Verwertung der<br />
gärtnerischen Erzeugnisse in anschaulicher<br />
und interaktiver Weise nahegebracht.<br />
Neben klassischem Schau-Kochen sind<br />
zudem spezielle Angebote für Kinder und<br />
Jugendliche vorgesehen, in denen die<br />
Erzeugung und Verarbeitung regionaler<br />
Nahrungsmitteln thematisiert und praktiziert<br />
werden.<br />
Drei Ecken, drei Möglichkeiten: Mit ihrem<br />
(gleichnamigen) Entwurf konnten Corinna<br />
Mackrott und Felix Modrow die Jury unter<br />
Leitung von Landschaftsarchitekt Prof. Dr.<br />
Friedrich Bartfelder überzeugen, denn das<br />
auf der Form eines Dreiecks basierende<br />
Konzept zeige die Möglichkeiten einer<br />
sinnvollen Verwendung der »ungenutzten<br />
Ecke im Garten, auf Balkon oder Terrasse«<br />
auf und sei konsequent umgesetzt. Die<br />
geschickte Anordnung der Ein- und Aus-<br />
blicke wecke Interesse und leite die Besucher<br />
in das Garteninnere. Ein gutes Angebot<br />
von Präsentationsflächen beispielsweise<br />
für thematische Pflanzungen zu<br />
Obst- und Gemüseanbau, vertikaler Begrünung<br />
oder Kübeln und Kästen liefere<br />
zudem vielfältiges Anschauungsmaterial<br />
für den Freizeitgärtner, während die mobile<br />
Freilandküche Kochen in kleinen Gruppen<br />
wie vor größerem Publikum erlaube. Darüber<br />
hinaus sei der Entwurf nach Meinung<br />
der Jury realisierbar und grenze sich<br />
gestalterisch wohltuend ab.<br />
»Die Qualität der Einreichungen ist außergewöhnlich:<br />
Die Vielfalt unterschiedlicher<br />
Lösungsvorschläge ist äußerst spannend«,<br />
so Petra Bittkau, Lehrbeauftragte der<br />
Hochschule Geisenheim University und<br />
Gruppenfoto mit Preisträgern<br />
© Hochschule Geisenheim University<br />
Entwurf von Corinna Mackrott und Felix Modrow<br />
© Hochschule Geisenheim University<br />
Betreuerin des Wettbewerbsverfahrens.<br />
Helmut Müller vom auslobenden LLH ist<br />
nicht minder begeistert vom Ergebnis:<br />
»Der Beratungsgarten wird sicher ein<br />
Highlight auf der Landesgartenschau<br />
und macht Lust auf Selbergärtnern!«<br />
In enger Zusammenarbeit der Geisenheimer<br />
Studiengänge Landschaftsarchitektur<br />
und Gartenbau wird der Entwurf jetzt weiter<br />
konkretisiert. Diese Kooperation soll<br />
auch im Rahmen der Landesgartenschau<br />
durch die Präsentation der Wettbewerbsbeiträge<br />
und anderer Veranstaltungen fortgesetzt<br />
werden. Und: Mit Eröffnung der<br />
Landesgartenschau in Gießen am 26. April<br />
2014 wird der Beratungsgarten natürlich<br />
ebenfalls fertiggestellt sein.<br />
www.hs-geisenheim.de<br />
Präsentation des siegreichen Konzepts<br />
© Hochschule Geisenheim University<br />
72] [<strong>Umrisse</strong>]
Parken <strong>2013</strong><br />
Fachveranstaltung in Wiesbaden<br />
Vom 19. bis 20. Juni <strong>2013</strong> sind die Wiesbadener<br />
Rhein-Main-Hallen bereits zum<br />
zehnten Mal Schauplatz der einzigen deutschen<br />
Fachausstellung und Fachtagung<br />
für Planung, Bau und Betrieb von Einrichtungen<br />
des ruhenden Verkehrs.<br />
Die Kombination von Kompetenz, Vielfalt<br />
und Wissenstransfer ist ein Markenzeichen<br />
der »Parken«: Anbieter wie Besucher<br />
profitieren von einem Konzept, das mit<br />
Messe und Kongress sowie der Jahreshauptversammlung<br />
des Bundesverbandes<br />
Parken e.V. drei Veranstaltungen unter<br />
einem Dach vereint.<br />
Inhalte der Fachtagung <strong>2013</strong> sind »Nachhaltige<br />
Verkehrsinfrastruktur« und »Nachhaltige<br />
Mobilität«, das sogenannte Neuro-<br />
Pricing ® sowie »Parking und Urban Mobility«.<br />
Für die Fachausstellung haben darüber<br />
hinaus schon jetzt rund 80 Unternehmen<br />
ihre Präsenz zugesagt, darunter so<br />
renommierte Firmen wie Designa, Scheidt &<br />
Bachmann, Siemens, Skidata und Parkeon.<br />
Und: Aufgrund der großen Nachfrage<br />
wird die Fachausstellung erstmals in zwei<br />
Messehallen stattfinden. Zu den Themen<br />
gehören hier schlüsselfertige Park- und<br />
Garagenhäuser, Parkdecks, Parkhaussanierung<br />
und -finanzierung sowie Beschilderungs-,<br />
Beleuchtungs- und Leitsysteme,<br />
Abfertigungsmedien, Kassenautomaten,<br />
Zufahrts- und Abfahrtskontrollen etc. Zielgruppe<br />
der »Parken« sind Betreiber von<br />
Park- und Garagenhäusern, Architekten,<br />
Bauingenieure, Gebäudetechniker und<br />
andere Planer sowie Facility-Manager und<br />
staatlich Beauftragte aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet. Ausrichter der Veranstaltung<br />
ist die Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />
in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesverband<br />
Parken e.V.<br />
www.parken-messe.de<br />
www.mesago.de<br />
[<strong>Umrisse</strong>]<br />
1 2<br />
zeige_149x297_RZ.indd 1 26.03.13 16:5
Ökologisches Bauen mit Ästhetik und Funktionalität<br />
Konferenz in Polen an der Staatlichen Hochschule in Suwalki<br />
Nachrichten ]<br />
Das Technische Institut der Staatlichen<br />
Hochschule in Suwalki, Polen, veranstaltet<br />
am 24. und 25. Mai <strong>2013</strong> eine wissenschaftliche<br />
Tagung zum Thema »Energieeffizientes<br />
und ökologisches Bauen mit Berücksichtigung<br />
der Ästhetik und Funktionalität<br />
der Architektur«. Die Konferenz findet<br />
unter der Schirmherrschaft der Internationalen<br />
Akademie für <strong>Baukultur</strong> statt.<br />
Dem wissenschaftlichen Komitee gehören<br />
insgesamt neun Personen an, und zwar<br />
– Prof. Dr. Z. Peter Pininski, Münster<br />
(Vorsitzender, Präsident der Akademie),<br />
– Prof. Dr. Michal Boltryk, Bia ystok<br />
(Stellvertreter, Mitglied der Akademie),<br />
– Prof. Dr. Volodymyr Durmanow,<br />
Lemberg (Mitglied der Akademie),<br />
– Dr.-Ing. Jürgen Fissler, Berlin<br />
(Mitglied der Akademie),<br />
– Prof. Dr. Borys Gusiew, Moskau<br />
– Prof. Martin Korda, Münster<br />
(Mitglied der Akademie),<br />
– Prof. Jo o Santa-Rita, Lissabon<br />
(Mitglied der Akademie),<br />
– Prof. Dr. Wojciech Zablocki, Warschau<br />
(Mitglied der Akademie),<br />
– Dr.-Ing. Wies aw Starosiek, Suwalki<br />
(Sekretär).<br />
Tagungsgebäude mit Foyer<br />
© Internationale Akademie für <strong>Baukultur</strong><br />
Das Organisationskomitee steht unter der<br />
Leitung von Dipl.-Ing. Architektin Iwona<br />
Gajewska. Medienpartner sind<br />
– [<strong>Umrisse</strong>] <strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Baukultur</strong>,<br />
Wiesbaden,<br />
– Materialy Budowlane, Warschau,<br />
sowie<br />
– Gazeta Wyborcza, Warschau.<br />
Das Programm umfasst am ersten Tag die<br />
Präsentation der Referate und Diskussionen<br />
sowie am zweiten Tag das Resümee<br />
und Schlussfolgerungen, ergänzt und<br />
abgerundet durch eine Exkursion nach<br />
Vilnius, Litauen. Eine Ausstellung von Fachfirmen<br />
im Foyer des Tagungsgebäudes<br />
komplettiert zudem das Konferenzangebot.<br />
www.baukultur-akademie.de<br />
Zukunft Lebensräume als Thema<br />
Neue Kongressmesse in Frankfurt am Main<br />
Am 29. und 30. Oktober <strong>2013</strong> geht in Frankfurt<br />
am Main die erste interdisziplinäre<br />
Kongressmesse »Zukunft Lebensräume«<br />
an den Start. Umfassend und dazu branchenübergreifend<br />
befasst sie sich mit den<br />
Auswirkungen des demographischen Wandels<br />
in Deutschland, mit dessen Folgen vor<br />
allem Wohnungswirtschaft, Bausektor und<br />
Gesundheitswesen unmittelbar konfrontiert<br />
werden. »Mit dieser spezialisierten Kongressmesse<br />
möchten wir Vertretern dieser<br />
Sparten ein Dialogfeld bieten, das bislang<br />
in dieser Kombination noch nicht existiert.<br />
Gemeinsam geht es darum, zukunftsorientierte<br />
und tragfähige Lösungen für das<br />
Bauen, Wohnen und Leben in einer alternden<br />
Gesellschaft zu finden und Anregungen<br />
zu geben«, so Klaus Reinke, Geschäftsleitung<br />
der Messe Frankfurt Exhibition<br />
GmbH, zur Intention der »Zukunft Lebensräume«.<br />
Ziel ist es also, die drei wesentlichen Interessengruppen<br />
zusammenbringen, ihnen<br />
eine gemeinsame Plattform zu bieten und<br />
Kompetenz zu bündeln, weshalb auch ein<br />
breites Spektrum angesprochen wird:<br />
Wohnungsunternehmen, Bauträger und<br />
Projektentwickler, Investoren, Stadtplaner<br />
und Architekten, Vertreter des Handwerks<br />
wie der Gesundheitswirtschaft, und zwar<br />
vom ambulanten Pflegedienst bis zum<br />
Seniorenheim-Betreiber. Themen wie<br />
nachhaltige Baukonzepte, Barrierefreiheit,<br />
neuartige und zudem generationenübergreifende<br />
Wohnformen stehen daher ebenso<br />
im Mittelpunkt wie modular aufgebaute<br />
gegliederte Betreuungs-, Service- und<br />
Freizeitlösungen.<br />
Parallel zu den Expertenvorträgen und<br />
-präsentationen greift die begleitende<br />
Fachausstellung diese Themen in vielfältiger<br />
Weise auf, indem Bau- und Möbelindustrie,<br />
Elektro- und Sicherheitstechnik<br />
sowie Gesundheitswirtschaft einen Überblick<br />
über ihre aktuellen Produkte und<br />
Dienstleistungen bieten.<br />
www.zukunft-lebensraeume.de<br />
www.messefrankfurt.com<br />
74]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Forum Building Science <strong>2013</strong><br />
Veranstaltung der Donau-Universität Krems<br />
Das traditionsreiche »Forum Building<br />
Science« der Donau-Universität Krems<br />
findet in diesem Jahr am 8. Mai statt: Am<br />
Campus Krems präsentiert und diskutiert<br />
das Department für Bauen und Umwelt<br />
also bereits zum achten Mal in ausgewählten<br />
Fachvorträgen aktuelle Projekte und<br />
Forschungsergebnisse, wobei das Themenspektrum<br />
von Fragen der Lichtplanung,<br />
der Bauklimatik und der Gebäudetechnik<br />
über Kriterien des baukulturellen Erbes und<br />
der konzeptionellen Architektur bis hin zu<br />
Aspekten von Facility-Management und<br />
Immobilienwirtschaft reicht.<br />
Das Detailprogramm der etablierten Fachtagung<br />
steht Ende März zur Verfügung,<br />
die Teilnahme am Forum ist kostenlos.<br />
www.donau-uni.ac.at<br />
Fachtagung am Campus<br />
© Donau-Universität Krems<br />
[ Nachrichten<br />
Bionischer Versuchsbau aus Verbundmaterial<br />
Realisiertes Forschungsprojekt an der Universität Stuttgart<br />
Im November 2012 realisierten das Institut<br />
für Computerbasiertes Entwerfen (ICD)<br />
und das Institut für Tragkonstruktionen<br />
und Konstruktives Entwerfen (ITKE) der<br />
Universität Stuttgart einen temporären<br />
bionischen Versuchsbau aus faserbasiertem<br />
Verbundmaterial, der zusammen mit<br />
Studierenden im Rahmen einer einjährigen<br />
Entwicklungszeit entworfen, geplant und<br />
ausgeführt wurde. An der Schnittstelle von<br />
Lehre und Forschung angesiedelt, untersucht<br />
das Projekt die Übertragbarkeit<br />
biologischer Form- und Materialbildungsprinzipien<br />
der Außenskelette von Gliederfüßern<br />
(Arthropoden) als Ausgangspunkt<br />
für neue Konstruktionen in der Architektur.<br />
Grundlage des Vorhabens war die Erarbeitung<br />
einer für das Bauwesen innovativen<br />
Fertigungsmethode des robotischen<br />
Wickelns von Carbon- bzw. Glasfasern und<br />
die der zugehörigen computerbasierten<br />
Entwurfs- und Simulationsverfahren, wobei<br />
das Ziel lautete, die Struktur des biologischen<br />
Originals mit faserverstärkten Kunststoffen<br />
abzubilden, deren Anisotropie von<br />
Beginn an im computerbasierten Entwurfsund<br />
Simulationsprozess zu berücksichtigen<br />
und daraus tektonische Möglichkeiten für<br />
die Architektur abzuleiten. Durch die Integration<br />
der Methoden der Formgenerierung,<br />
der Simulation sowie der robotischen<br />
Fertigung gelang es nun letztlich, eine<br />
hochleistungsfähige Strukturlogik zu verwirklichen,<br />
so dass der Pavillon bei einer<br />
Spannweite von 8 m eine Schalendicke<br />
von lediglich 4 mm aufweist.<br />
Die Untersuchung und Abstraktion des<br />
bionischen Prinzips des Hummers und<br />
die anschließende technische Umsetzung<br />
führten hier also zu einer gänzlich neuartigen<br />
Lösung. Der semitransparente Bau,<br />
der »seine« Gestaltprinzipien durch die<br />
räumliche Anordnung der Carbon- und<br />
Tragstruktur aus Carbon- und Glasfasern<br />
© Universität Stuttgart<br />
Glasfasern erfassbar werden lässt, wiegt<br />
trotz seiner beachtlichen Größe weniger<br />
als ca. 320 kg und verkörpert infolgedessen<br />
auch eine extrem leichte Konstruktion.<br />
www.itke.uni-stuttgart.de<br />
www.icd.uni-stuttgart.de<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [75
Technologieallianz in Oberfranken<br />
Kooperation aller vier Hochschulen und Universitäten<br />
Nachrichten ]<br />
Auftakt mit Hochschulpräsidenten,<br />
Wissenschaftsminister und Geschäftsführerin<br />
© Hochschule Coburg<br />
An der Hochschule Coburg wurde Anfang<br />
März der Startschuss für die »Technologie<br />
Allianz Oberfranken« (TAO) gegeben –<br />
eine Kooperation der vier oberfränkischen<br />
Hochschulen bzw. Universitäten Bamberg,<br />
Bayreuth, Coburg und Hof in den Bereichen<br />
Energie, Informationstechnologie,<br />
Mobilität, Sensorik und Werkstoffe sowie<br />
der Schnittstelle Mensch und Technik,<br />
die vom Freistaat Bayern mit insgesamt<br />
65 Millionen Euro finanziert wird.<br />
Prof. Godehard Ruppert, Präsident der Universität<br />
Bamberg, machte deutlich, was<br />
die Ziele sind: »Wir vereinfachen den<br />
Übergang zwischen den beteiligten Hochschulen<br />
und schaffen vermehrt Möglichkeiten<br />
für kooperative Promotionen.« Für<br />
die regionale Wirtschaft mit ihren zahlreichen<br />
Weltmarktführern bedeutet die TAO<br />
wiederum, dass sie auf gut ausgebildete<br />
Fachkräfte zurückgreifen und in konkreten<br />
Forschungsprojekten von der Kompetenz<br />
profitieren kann, die in ihrer Nähe vorhanden<br />
ist. Prof. Michael Pötzl, Präsident der<br />
Hochschule Coburg, sieht in der Allianz<br />
zudem die Antwort Oberfrankens auf das<br />
Konzept des Bayerischen Zukunftsrates<br />
aus 2011, in dem die ländlichen Regionen<br />
nur eine untergeordnete Rolle spielen:<br />
»Dieses Konzept hat uns herausgefordert<br />
und motiviert, selbstbewusst aufzutreten<br />
und gemeinsam unsere Stärken zu zeigen.«<br />
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung<br />
zeigten darüber hinaus 26 Institute bzw.<br />
einzelne Wissenschaftler am »Marktplatz<br />
der Wissenschaften«, woran sie aktuell<br />
arbeiten. Interessant war diese Präsentation<br />
aber nicht nur für Unternehmen, sondern<br />
auch für die Forscher selbst, denn sie<br />
veranschaulichte ihnen das Potential der<br />
benachbarten Institutionen, das bei künftigen<br />
wissenschaftlichen Fragestellungen<br />
zur Verfügung steht.<br />
www.uni-bamberg.de<br />
www.uni-bayreuth.de<br />
www.hs-coburg.de<br />
www.hof-university.de<br />
Schule der Nachhaltigkeit<br />
Fächerübergreifende Lehre in Karlsruhe<br />
Das Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT) trägt verstärkt zu einer nachhaltigen<br />
Entwicklung von Technik, Wirtschaft und<br />
Gesellschaft bei – durch die sogenannte<br />
»Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit«<br />
(KSN), die künftig mehrere fächerübergreifende<br />
Lehrmodule anbietet: ein Begleitstudium,<br />
einen Masterstudiengang, ein<br />
Graduiertenmodul sowie den Baustein<br />
»Lokal Bildung«, der Nachhaltigkeit in<br />
die Öffentlichkeit trägt.<br />
Die Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit<br />
ist institutionell am KIT-Schwerpunkt<br />
Mensch und Technik angesiedelt. In den<br />
KSN-Lehrmodulen geht es aber nicht nur<br />
um Wissensvermittlung, sondern ebenso<br />
um Handeln und Wandlungsprozesse,<br />
weshalb das »Zertifikatsstudium Nachhaltigkeit<br />
und Transformation« auch allen<br />
Studierenden des KIT offensteht. Außerdem<br />
ist daran gedacht, ein »KIT-Intro« und<br />
damit eine Einführungsphase in das Studium<br />
zu etablieren, welche die Entwicklung<br />
fächerübergreifender Kompetenzen im<br />
Hinblick auf das Nachhaltigkeitsthema anstoßen<br />
soll. Der »Master of Sustainability«<br />
bildet hingegen berufsbegleitend hochqualifizierte<br />
Akteure für nachhaltiges Handeln<br />
fort. Dazu kommen das Lehrmodul<br />
»Sustainable Background« für die bereits<br />
existierenden Graduiertenprogramme am<br />
KIT sowie der Baustein »Lokal Bildung«,<br />
welcher der Öffentlichkeit in Stadt und<br />
Region Karlsruhe gewidmet ist.<br />
Die KSN kooperiert mit Wirtschaftsunternehmen,<br />
öffentlichen Einrichtungen und<br />
Nichtregierungsorganisationen. Und: Für<br />
die Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit<br />
erhält das KIT in den Jahren <strong>2013</strong>–2015<br />
ca. 400.000 € aus dem Förderprogramm<br />
»Stärkung des Beitrags der Wissenschaft<br />
für eine nachhaltige Entwicklung« des<br />
Ministeriums für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kunst Baden-Württemberg.<br />
www.kit.edu<br />
Netzwerk für Mobilitätssysteme<br />
Projektinitiative des Fraunhofer-Instituts<br />
Im Innovationsnetzwerk »Gemeinschaftliche<br />
Mobilitätssysteme« will das Fraunhofer-Institut<br />
für Arbeitswissenschaft und<br />
Organisation (IAO) mit Partnern aus verschiedenen<br />
Branchen funktionierende,<br />
wirtschaftliche und nachhaltige Mobilitätskonzepte<br />
für den urbanen Raum erarbeiten.<br />
Aus diesem Grund bringt das Fraunhofer<br />
IAO gemeinsam mit der Edag GmbH Kommunen,<br />
Stadtplaner, Betreiber öffentlicher<br />
Verkehrsmittel, Initiatoren von Sharing-<br />
Angeboten sowie Unternehmen aus der<br />
Automobilbranche zusammen, um neue<br />
Ansätze zu realisieren. Ziel ist es, die<br />
Ansprüche und Interessenslagen von<br />
Akteuren aus verschiedenen Branchen<br />
sowie der Städte zusammenzuführen,<br />
um Dienstleistungen und Produkte, abgestimmt<br />
die Anforderungen von Kommunen,<br />
entwickeln zu können. Die Projektpartner<br />
erstellen zudem Konzepte, die es ermöglichen,<br />
Elektromobile gemeinschaftlich zu<br />
nutzen. Dabei soll das Prinzip der Edag-<br />
Elektrofahrzeugnutzung namens »LightCar<br />
Sharing« als Arbeitsthese dienen und<br />
weitergedacht sowie in bestehende und<br />
künftige urbane Systeme integriert werden.<br />
www.iao.fraunhofer.de<br />
76]<br />
[<strong>Umrisse</strong>]
Kaum Feinstaubreduktion durch Umweltzonen<br />
Neue wissenschaftliche Studie von EUGT und IERA<br />
Viele Städte reagieren auf die aktuellen,<br />
von der Europäischen Union angegebenen<br />
Grenzwerte zur Feinstaubreduktion mit<br />
der Einrichtung von Umweltzonen. Die<br />
Europäische Forschungsvereinigung für<br />
Umwelt und Gesundheit im Transportsektor<br />
e.V. (EUGT) wollte es daher genau wissen:<br />
Können Umweltzonen die Feinstaubelastung<br />
tatsächlich signifikant senken? Das<br />
beauftragte Institut für Epidemiologie und<br />
Risikobewertung in der Arbeitswelt (IERA)<br />
nutzte eine neue und umfassende wissenschaftliche<br />
Auswertungsmethode – und<br />
macht in der aktuellen Ausgabe des Zentralblatts<br />
für Arbeitsmedizin nun die Resultate<br />
seiner Pilotanalyse für die umstrittene<br />
Umweltzone München publik.<br />
Die Zahlen vermögen die Befunde einer<br />
früheren Analyse von Cyrys et al. 2009 trotz<br />
gleicher Datenbasis, jeweils vor und nach<br />
Einführung der Umweltzone München<br />
(gelbe Plakette) ermittelt, nicht zu bestätigen.<br />
Nur an einer Messstation gab es faktisch<br />
geringgradige Feinstaubreduktionen.<br />
»Das Ergebnis ist ernüchternd«, so IERA-<br />
Studienleiter PD Dr. Peter Morfeld. »Entgegen<br />
bisherigen öffentlichen Darstellungen<br />
lassen sich keine überzeugenden Wirkungen<br />
erkennen.«<br />
Und weiter: »Der methodische Ansatz ist<br />
für eine wissenschaftlich belastbare<br />
Bewertung der Wirksamkeit von Umweltzonen<br />
entscheidend.« Deshalb ermittelte<br />
das IERA die PM10-Staubkonzentrationen<br />
in halbstündigen Messungen zeitgleich an<br />
Indexstationen innerhalb sowie Referenzstationen<br />
außerhalb der Umweltzone. Die<br />
jeweils gematchten Messwertequadrupel<br />
wurden anschließend per Differenzwertmethode<br />
im Zwei-Perioden-Fall vergleichend<br />
ausgewertet, wobei auch meteorologische<br />
Faktoren sowie bestimmte Basisdaten<br />
der Index- und Referenzstationen<br />
Berücksichtigung fanden. Die Studienergebnisse<br />
sind infolgedessen aussagekräftiger<br />
als die älterer Veröffentlichungen<br />
und liefern eine verlässliche Grundlage für<br />
zukünftige Betrachtungen der Wirksamkeit<br />
von Umweltzonen.<br />
Auf dem 15. Technischen Kongress des<br />
Verbandes der Automobilindustrie werden<br />
PD Dr. Peter Morfeld, IERA, und PD<br />
Dr. Michael Spallek, EUGT, neben der<br />
Pilotanalyse und Methodik zudem erstmals<br />
auch Auswertungen für Gesamtdeutschland<br />
vorstellen: eine Studie, die<br />
auf sechs Millionen Datensätzen aus<br />
19 deutschen Städten in sechs Bundesländern<br />
basiert und damit die weltweit<br />
umfassendste Untersuchung zur Effektivität<br />
sogenannter »Low Emission Zones«<br />
überhaupt ist. Das Forschungsteam wertete<br />
hier die gewonnenen Daten mittels<br />
gematchter Messwertequadrupel aus.<br />
Dieses neue analytische Verfahren wurde<br />
auf Wunsch der sechs beteiligten Landesumweltämter<br />
im Vorfeld kritisch und<br />
erfolgreich getestet.<br />
www.eugt.org<br />
[ Nachrichten<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [77
Termine ]<br />
Ausstellungen<br />
Public Affairs.<br />
Architektur für die Öffentlichkeit<br />
Ausstellung der Initiative Architektur<br />
im Künstlerhaus Salzburg bis 3. Mai;<br />
Di–Fr 12–18 Uhr.<br />
Initiative Architektur Salzburg<br />
Hellbrunner Straße 3, A – 5020 Salzburg<br />
Tel.: 00 43/6 62/87 28 69<br />
Yoko Ono. Eine Retrospektive<br />
Ausstellung in der Schirn Kunsthalle<br />
Frankfurt am Main bis 12. Mai;<br />
Di–So 10–19 Uhr, Mi–Do 11–22 Uhr.<br />
Schirn Kunsthalle Frankfurt<br />
Römerberg, 60311 Frankfurt am Main<br />
Tel.: 0 69/29 98 82-0<br />
Vom Expressionismus<br />
bis zur Postmoderne<br />
Ausstellung im Architekturmuseum<br />
Schwaben in Augsburg bis 19. Mai;<br />
Di–So 14–18 Uhr.<br />
Architekturmuseum Schwaben<br />
Thelottstraße 11, 86150 Augsburg<br />
Tel.: 08 21/22 81 83-0<br />
Netzwerk Wohnen.<br />
Architektur für Generationen<br />
Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum<br />
in Frankfurt am Main bis 19. Mai;<br />
Di–Sa 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr, So 11–19 Uhr.<br />
Deutsches Architekturmuseum<br />
Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main<br />
Tel.: 0 69/2 12-3 88 44<br />
Holz in Form<br />
Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur<br />
bis 20. Mai; Di–So 10–17 Uhr,<br />
Do 10–20 Uhr.<br />
Gewerbemuseum Winterthur<br />
Kirchplatz 14, CH – 8400 Winterthur<br />
Tel.: 00 41/52/2 67 51 36<br />
Doppelte Ökonomien.<br />
Fotoarchiv aus der DDR<br />
Ausstellung im Architekturfoyer der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule<br />
Zürich bis 23. Mai; Mo–Fr 8–22 Uhr,<br />
Sa 8–17 Uhr.<br />
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich<br />
Rämistraße 101, CH – 8092 Zürich<br />
Tel.: 00 41/44/6 33 29 36<br />
Kultur: Stadt<br />
Ausstellung in der Akademie der Künste<br />
in Berlin bis 26. Mai; Di–So 11–19 Uhr.<br />
Akademie der Künste<br />
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin<br />
Tel.: 0 30/2 00 57-10 00<br />
Unesco-Welterbe.<br />
Eine Deutschlandreise<br />
Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum<br />
in Frankfurt am Main bis 26. Mai;<br />
Di–Sa 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr,<br />
So 11–19 Uhr.<br />
Deutsches Architekturmuseum<br />
Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main<br />
Tel.: 0 69/2 12-3 88 44<br />
Verbrechen lohnt sich.<br />
Der Kriminalfilm<br />
Ausstellung im Museum für Gestaltung<br />
Zürich bis 2. Juni; Di–So 10–17 Uhr,<br />
Mi 10–20 Uhr.<br />
Museum für Gestaltung<br />
Ausstellungsstraße 60, CH – 8005 Zürich<br />
Tel.: 00 41/43/4 46 67 67<br />
Frederick J. Kiesler.<br />
Architekt und Theatervisionär<br />
Ausstellung im Museum Villa Stuck in<br />
München bis 23. Juni; Di–So 11–18 Uhr.<br />
Museum Villa Stuck<br />
Prinzregentenstraße 60, 81675 München<br />
Tel.: 0 89/45 55 51-0<br />
Henry van de Velde und sein<br />
Beitrag zur europäischen Moderne<br />
Ausstellung im Neuen Museum Weimar<br />
bis 23. Juni; Di–So 10–18 Uhr.<br />
Neues Museum Weimar<br />
Weimarplatz 5, 99423 Weimar<br />
Tel.: 0 36 43/5 45-4 00<br />
Innenansicht Südost. Erkundungen<br />
islamischer Glaubensräume<br />
Ausstellung im Vorarlberger Architektur<br />
Institut in Dornbirn bis 29. Juni;<br />
Di–Fr 14–17 Uhr, Sa 11–17 Uhr.<br />
Vorarlberger Architektur Institut<br />
Marktstraße 33, A – 6850 Dornbirn<br />
Tel.: 00 43/55 72/5 11 69<br />
Das Gold des AzW. Die Sammlung<br />
Ausstellung im Architekturzentrum Wien<br />
(AzW) bis 22. Juli; täglich 10–19 Uhr.<br />
Architekturzentrum Wien<br />
Museumsplatz 1, A – 1070 Wien<br />
Tel.: 00 43/1/5 22 31 15<br />
Louis Kahn.<br />
The Power of Architecture<br />
Ausstellung im Vitra Design Museum in<br />
Weil am Rhein bis 11. August; täglich<br />
10–18 Uhr.<br />
Vitra Design Museum<br />
Charles Eames Straße 1, 79576 Weil am Rhein<br />
Tel.: 0 76 21/7 02 32 00<br />
Light Structures. Jörg Schlaich<br />
und Rudolf Bergermann<br />
Ausstellung im Museum unter der Yburg<br />
in Kernen-Stetten bis 25. Oktober;<br />
So 15–18 Uhr.<br />
Museum unter der Yburg<br />
Hindenburgstraße 24, 71394 Kernen-Stetten<br />
Tel.: 0 71 51/4 13 00<br />
Hilde Weström<br />
zum 100. Geburtstag<br />
Ausstellung in der Berlinischen Galerie in<br />
Berlin bis 31. Dezember; Mi–Mo 10–18 Uhr.<br />
Berlinische Galerie<br />
Alte Jakobstraße 124–128, 10969 Berlin<br />
Tel.: 0 30/7 89 02-6 00<br />
78] [<strong>Umrisse</strong>]
Tagungen<br />
Internationale<br />
Passivhaustagung <strong>2013</strong><br />
Messen<br />
Stone + tec <strong>2013</strong><br />
Internationale Fachmesse für Naturstein<br />
und Natursteinbearbeitung in Nürnberg<br />
vom 29. Mai bis 1. Juni; Auskünfte und<br />
Anmeldung:<br />
NürnbergMesse GmbH<br />
Messezentrum, 90471 Nürnberg<br />
Tel.: 09 11/86 06-0<br />
transport logistic <strong>2013</strong><br />
Internationale Fachmesse für Logistik,<br />
Mobilität, IT und Supply Chain Management<br />
in München vom 4. bis 7. Juni;<br />
Auskünfte und Anmeldung:<br />
Messe München GmbH<br />
Messegelände, 81823 München<br />
Tel.: 0 89/9 49-2 07 20<br />
Air Cargo Europe <strong>2013</strong><br />
Europäische Fachmesse für Luftfracht in<br />
München vom 4. bis 7. Juni; Auskünfte<br />
und Anmeldung:<br />
Messe München GmbH<br />
Messegelände, 81823 München<br />
Tel.: 0 89/9 49-2 07 20<br />
Techtextil <strong>2013</strong><br />
Internationale Fachmesse für Technische<br />
Textilien und Vliesstoffe in Frankfurt am<br />
Main vom 11. bis 13. Juni; Auskünfte und<br />
Anmeldung:<br />
Messe Frankfurt Exhibition GmbH<br />
Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main<br />
Tel.: 0 69/75 75-0<br />
Parken <strong>2013</strong><br />
Fachmesse mit Tagung für Planung, Bau<br />
und Betrieb von Einrichtungen des ruhenden<br />
Verkehrs in Wiesbaden vom 19. bis<br />
20. Juni; Auskünfte und Anmeldung:<br />
Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />
Rotebühlstraße 83–85, 70178 Stuttgart<br />
Tel.: 07 11/6 19 46-16<br />
17. derartige Tagung in Frankfurt am Main<br />
vom 19. bis 20. April; Auskünfte und Anmeldung:<br />
Passivhaus Institut<br />
Anichstraße 29/54, A – 6020 Innsbruck<br />
Tel.: 00 43/5 12/57 07 68<br />
Sustainable Building Conference<br />
Sogenannte Nachhaltigkeitskonferenz<br />
unter dem Titel »sb13 munich« in München<br />
vom 24. bis 26. April; Auskünfte und Anmeldung:<br />
Technische Universität München<br />
Lehrstuhl für Bauphysik<br />
Arcisstraße 21, 80333 München<br />
Tel.: 0 89/2 89-2 57 64<br />
GTG-Jahrestagung <strong>2013</strong><br />
Diesjährige Jahrestagung der Gesellschaft<br />
für Technikgeschichte (GTG) in Dresden<br />
vom 10. bis 12. Mai; Auskünfte und Anmeldung:<br />
Gesellschaft für Technikgeschichte e.V.<br />
Historisches Seminar der Universität Hamburg<br />
Allende-Platz 1, 20146 Hamburg<br />
Tel.: 0 40/4 28 38-43 51<br />
EHB <strong>2013</strong><br />
6. Europäischer Kongress für effizientes<br />
Bauen mit Holz (EHB) in Köln vom 6. bis<br />
7. Juni; Auskünfte und Anmeldung:<br />
Forum Holzbau<br />
Berner Fachhochschule<br />
Postfach 474, CH – 2501 Biel<br />
Tel.: 00 41/32/3 27 20 00<br />
Veranstaltungen<br />
Van-de-Velde-Jahr in Thüringen<br />
Diverse Veranstaltungen in Thüringen<br />
anlässlich des 150. Geburtstags von<br />
Henry van de Velde bis 31. Dezember;<br />
Auskünfte und Anmeldung:<br />
Klassik Stiftung Weimar<br />
Burgplatz 4, 99423 Weimar<br />
Tel.: 0 36 43/5 45-0<br />
Wettbewerbe<br />
Deutscher Fassadenpreis <strong>2013</strong><br />
Prämierung von maximal ein Jahr alten<br />
Gebäudehüllen in insgesamt sieben<br />
Sparten; Einsendeschluss ist der 17. Mai;<br />
Auskünfte und Anmeldung:<br />
Brillux GmbH & Co. KG<br />
Weseler Straße 401, 48163 Münster<br />
Tel.: 02 51/71 88-0<br />
Architekturpreis Energie <strong>2013</strong><br />
Auszeichnung für Gebäude unter der<br />
Maxime »Verbindung von Energieeinsparung<br />
und <strong>Baukultur</strong>«, Einreichungstermin<br />
ist der 17. Mai; Auskünfte und<br />
Anmeldung:<br />
Architektenkammer Rheinland-Pfalz<br />
Hindenburgplatz 6, 55118 Mainz<br />
Tel.: 0 61 31/99 60-38<br />
Knauf Award <strong>2013</strong><br />
Preis(e) für realisierte Fassaden- und<br />
Innenraumkonzepte unter Verwendung<br />
von Knauf-Produkten; Abgabeschluss ist<br />
der 30. Mai; Auskünfte und Anmeldung:<br />
Knauf Gips KG<br />
Am Bahnhof 7, 97346 Iphofen<br />
Tel.: 0 93 23/31-0<br />
neuland-Förderpreis <strong>2013</strong><br />
Würdigung von »innovativer und nachhaltiger<br />
Gestaltung von größtmöglicher ökonomischer<br />
und ökologischer Qualität« für<br />
Nachwuchsentwerfer; Einsendeschluss ist<br />
der 24. Juni; Auskünfte und Anmeldung:<br />
aed Verein zur Förderung von Architektur,<br />
Engineering und Design in Stuttgart e.V.<br />
Motorstraße 45, 70499 Stuttgart<br />
Tel.: 07 11/7 26 95 51<br />
[ Termine<br />
[<strong>Umrisse</strong>] [79
Zwei Städte, zwei Weltsichten<br />
Bücher ]<br />
Parkhausplanung mit Qualität<br />
Bereits bei flüchtiger Betrachtung macht<br />
diese Neuerscheinung großen, einen im<br />
doppelten Sinne des Wortes schwergewichtigen<br />
Eindruck, umfasst sie doch zwei<br />
Bände von 556 Seiten Gesamtumfang, die<br />
sich in einem Schuber aus stabilem, graublau<br />
getöntem Karton befinden. Der vom<br />
Autor gewählte Untertitel »Handbuch«<br />
muss infolgedessen als ein Euphemismus<br />
bezeichnet werden, der wohl aus der<br />
Intention resultiert, den Nutzwert seiner<br />
Publikation zu verdeutlichen.<br />
Und über den Nutzwert von »Parkhäuser<br />
und Tiefgaragen«, der von ihm erarbeiteten<br />
und in jeder Hinsicht ebenso ausführlichen<br />
wie informativen Veröffentlichung kann es<br />
kaum Zweifel geben: Während der erste,<br />
»Grundlagen für die Planung« überschriebene<br />
Band eine nachgerade erschöpfende<br />
Vielfalt an Kriterien von den diversen Anforderungen<br />
über die einschlägigen Richtlinien<br />
und Verordnungen bis hin zu den<br />
Entwurfsansätzen, Tragstrukturen und<br />
Konstruktionselementen thematisiert,<br />
wobei den mechanischen und automatischen<br />
Parksystemen eigene Kapitel<br />
gewidmet sind, werden im zweiten Teil<br />
namens »Bauten und Projekte« gelungene<br />
Beispiele jüngeren Datums vorgestellt,<br />
ebenfalls anschaulich gegliedert, kompetent<br />
erläutert und angemessen bebildert.<br />
Einzelne Aspekte hier herausgreifen und<br />
näher be- oder gar durchleuchten zu wollen<br />
verbietet sich daher von selbst. Dem<br />
Rezensenten bleibt also letztendlich nur<br />
die Möglichkeit einer einzigen Schlussfolgerung,<br />
die dementsprechend auch<br />
in eine (Kauf-)Empfehlung mündet: Mit<br />
seinem »Handbuch« hat Ilja Irmscher ein<br />
Standardwerk vorgelegt, das Architekten<br />
und Ingenieure in toto lesen sollten –<br />
bevor sie mit der Konzeption, ja der Ideenentwicklung<br />
für die von ihnen zu realisierenden<br />
Baukörper beginnen.<br />
Michael Wiederspahn<br />
Ilja Irmscher: Parkhäuser und Tiefgaragen.<br />
Handbuch und Planungshilfe. DOM Publishers,<br />
Berlin 2012. 556 S., 1.225 Abb., geb.,<br />
2 Bände im Schuber, 98 €.<br />
Berlin ist nicht Bonn − und auch nicht<br />
Paris. Während das Werden der bundesdeutschen<br />
Hauptstadt in den letzten Jahren<br />
häufig mit dem ihres alten rheinischen<br />
Gegenparts verglichen wurde, eröffnet<br />
eine Publikation nun einen neuen, europäischen<br />
Blickwinkel: »Die gebaute Republik.<br />
Zur umkämpften Ordnung der Hauptstadtarchitekturen<br />
in Berlin und Paris« des<br />
Soziologen Christian Peters analysiert<br />
die städtischen Gefüge und die architektonisch<br />
in sie eingeschriebenen gesellschaftlichen<br />
Implikationen.<br />
Mitterrands kulturpolitische Bautätigkeit<br />
wird dabei vor dem Hintergrund der<br />
Stadtgeschichte ausgelotet und der ihr<br />
zugrundeliegende Paradigmenwechsel<br />
dechiffriert. Und: Während Paris eine<br />
kontinuierliche nationale französische<br />
Erzählung ist und Bonn immer eine Negativfolie<br />
war, steht Berlin für eine nationale<br />
Erinnerungskultur der Diskontinuitäten −<br />
allerdings ohne Gründungsmythos und<br />
dafür mit teilweise recodierten Gebäuden.<br />
Wenn Peters nachweist, wie Hauptstädte<br />
im Mikrokosmos Nationalgeschichte abbilden,<br />
wird verständlich, warum Berlin<br />
als Neuerzählung und Neuschöpfung<br />
nationalen Selbstverständnisses »werden«<br />
und Bonn »vergehen« musste.<br />
Es geht um gestaltete Orte und die ihnen<br />
eingeschriebenen Möglichkeitsräume,<br />
um Macht und Identität, Bewusstsein und<br />
Symbole. Was in den hinlänglich bekannten<br />
Debatten um Berlin immer wieder eine<br />
emotionale Vermengung erfährt, analysiert<br />
der Soziologe sorgfältig und verdeutlicht<br />
die zentrale Rolle, die der Stadt durch die<br />
Neudefinition von Ost und West nach dem<br />
Fall der Mauer in der Neuordnung der<br />
politischen Landschaft zufiel.<br />
Die auf der Dissertation des Autors basierende<br />
Veröffentlichung ist unbedingt empfehlenswert,<br />
denn es gelingt ihm, bei aller<br />
akademischen Wissenschaftlichkeit, in<br />
bildhafter und lebendiger Sprache komplexe<br />
Bezüge leicht verständlich zu vermitteln,<br />
was die Lektüre zu einer spannenden<br />
Entdeckungsreise macht.<br />
Elisabeth Plessen<br />
Christian Peters: Die gebaute Republik.<br />
Zur umkämpften Ordnung der Hauptstadtarchitekturen<br />
in Berlin und Paris. Verlag<br />
Königshausen & Neumann, Würzburg<br />
2012. 292 S., zahlr. Abb., kart., 39,80 €.<br />
Tankstelle(n) in neun Kapiteln<br />
Trotz allen Umweltbewusstseins, der<br />
nicht nur politisch korrekten Forderung<br />
nach Ressourcenschonung und damit des<br />
Verzichts auf kraftstoffzehrende Fortbewegungsmittel<br />
soll es tatsächlich noch Unbelehrbare<br />
geben, die den Motor ihrer zweioder<br />
vierrädrigen, mit raffineriertem Erdöl<br />
betriebenen Fahrzeuge gerne anzulassen<br />
pflegen – und sich zudem für deren Entwicklung,<br />
ja sogar für die der zugehörigen<br />
Behausungen und Energieversorgungseinrichtungen<br />
zu interessieren vermögen.<br />
An solche Automobilisten von (vermeintlich)<br />
vorgestriger Gesinnung wendet sich<br />
nun Christof Vieweg mit einem Buch, das<br />
er höchst passend mit »Volltanken bitte!«<br />
betitelt hat. Diese Formulierung ist quasi<br />
Programm: Fernab wohlmeinender Streitschriften<br />
oder irgendwelcher Forschungsarbeiten,<br />
die nicht selten ein Lektürevergnügen<br />
von eher ambivalentem Charakter<br />
bieten, geht es hier weniger um Zahlen,<br />
Daten, Fakten, sondern vielmehr um das,<br />
was nach landläufiger Auffassung eigentlich<br />
nicht existieren dürfte, nämlich die<br />
durchaus freudvoll bis beglückend zu<br />
nennenden (Erfahrungs-)Momente in einer<br />
immerhin 100-jährigen Kulturgeschichte.<br />
Die insgesamt 144 Seiten vermitteln infolgedessen<br />
Impressionen, und zwar ebenso<br />
abgas- wie chronologiebefreit, indem sie<br />
mit oftmals doppelseitigen Abbildungen<br />
von zeittypischen, also älteren und jüngeren<br />
Bauwerken, berühmten Werbeplakaten,<br />
exemplarischen Zapfsäulen und -pistolen,<br />
großen wie kleinen Kanistern, Produktionsstätten,<br />
Rohrleitungen und historischen<br />
wie künftigen Befüllungssituationen aufwarten.<br />
Über die Qualität der Fotos und<br />
des Layouts kann man sicherlich streiten,<br />
von dem vergleichsweise geringen Umfang<br />
an Text(en) wird der geneigte Leser hingegen<br />
begeistert sein, im Übrigen genauso<br />
vom Tenor jener lebendigen Nacherzählung<br />
in neun bestens, weil bedenkenlos goutierbaren<br />
Kapiteln.<br />
Michael Wiederspahn<br />
Christof Vieweg: Volltanken bitte! 100 Jahre<br />
Tankstelle. Delius Klasing Verlag, Bielefeld<br />
2011. 144 S., 59 Abb., geb., 29,90 €.<br />
80] [<strong>Umrisse</strong>]
Herausgeber<br />
Chefredaktion<br />
Verlag<br />
Anzeigen<br />
Satz und Layout<br />
Fotos Titel und Inhalt<br />
Fotos »Rückseite«<br />
Druck<br />
Erscheinungsweise<br />
und Bezugspreis<br />
Beilage<br />
[<strong>Umrisse</strong>]<br />
<strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Baukultur</strong><br />
ISSN 1437 - 2533<br />
13. Jahrgang<br />
Ausgabe 1/2·<strong>2013</strong><br />
www.umrisse.de<br />
Die <strong>Zeitschrift</strong> und alle in ihr enthaltenen Beiträge und<br />
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde<br />
Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser <strong>Zeitschrift</strong> darf ohne<br />
schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form<br />
reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare<br />
Sprache übertragen werden.<br />
Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />
Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />
Vorstandsmitglied AIV Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />
mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de<br />
V E R L A G S G R U P P E<br />
W I E D E R S P A H N<br />
mit MixedMedia Konzepts<br />
Biebricher Allee 11 b<br />
65187 Wiesbaden<br />
Tel.: 06 11/84 65 15<br />
Fax: 06 11/80 12 52<br />
www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />
Monika Kriester<br />
Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar <strong>2013</strong>.<br />
Christina Neuner<br />
Parkhaus für zwei Fraunhofer-Institute in Aachen<br />
© Thomas Lewandowski<br />
Busbahnhof mit Parkhaus in Nördlingen<br />
© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />
Waschstraße in Heiligenhaus<br />
© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />
Parkhaus im Bad Hersfelder Schilde-Park<br />
© Stefan Marquardt<br />
Parkhaus am Bildungscampus Heilbronn<br />
© Anne Voll<br />
Parkhaus am Flughafen Zürich<br />
© Stutz + Bold + Partner Architekten AG<br />
Toilettenhaus am Autobahnparkplatz Bissendorf<br />
© Christian Richters<br />
Parkhaus am Hannover Congress Centrum<br />
© Olaf Mahlstedt<br />
Prototyp eines Design-Carports<br />
© Brunier Ernst Architekten<br />
Solarcarport mit Holzstruktur<br />
© Ligna construct PGmbH<br />
Mitarbeiterparkhaus von Linde in Pullach<br />
© Christian Kernchen/Goldbeck GmbH<br />
Berechnungsmodell eines Parkhauses am Flughafen Zürich<br />
© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />
Parkhaus in Dortmund<br />
© HIB Huber Integral Bau GmbH<br />
Parkhaus der Deutschen Telekom in Bonn<br />
© KBK Architekten<br />
Parksystem für »Schwergewichte«<br />
© Klaus Multiparking GmbH<br />
Schmidt printmedien GmbH<br />
Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg<br />
[<strong>Umrisse</strong>]<br />
<strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Baukultur</strong><br />
erscheint 6 x pro Jahr.<br />
Einzelheft: 9,50 €<br />
Doppelheft: 19,00 €<br />
Jahresbezugspreis: 57,00 €<br />
Abonnement Ausland: 63,00 €<br />
Die Gesamtauflage von Ausgabe 1/2·<strong>2013</strong> enthält eine Beilage<br />
der Berner Fachhochschule für Architektur, Holz und Bau HSB, Biel.<br />
[ Impressum