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AKTUELLES HEFT [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur 1/2 - 2013

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Parken und mehr …<br />

Heilbronn<br />

Nördlingen<br />

Meran<br />

Pullach<br />

Zürich<br />

Aachen<br />

Bad Hersfeld<br />

Bonn<br />

Heidelberg<br />

Hannover<br />

Essen<br />

München<br />

Heiligenhaus<br />

Cremlingen<br />

Bissendorf<br />

Schafstrift<br />

Garbsen<br />

[<strong>Umrisse</strong>]<br />

<strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Baukultur</strong>


Lärm gleich Lärmschutz – aber wie?<br />

Nicht nur an der sogenannten Rheinschiene oder in Offenburg werden die Bürger<br />

und Bürgerinnen von den Aus- und Umbauplänen der Deutschen Bahn AG betroffen,<br />

sondern auch an der S-Bahn-Trasse zwischen Frankfurt am Main und Friedberg, die<br />

um zwei Gleise erweitert und dann womöglich verstärkt für den Güterfernverkehr<br />

eingesetzt wird.<br />

Die Altstadt von Bamberg zählt seit 1993 zum »Weltkulturerbe« der Unesco.<br />

Wenn nun aber, wie geplant, der ICE künftig durch Bamberg fahren soll, müssten<br />

Lärmschutzwände in einer Höhe und Länge errichtet werden, die jede Sicht auf<br />

den historischen Stadtkern versperren und unter Umständen sogar den Status<br />

»Weltkulturerbe« gefährden würden.<br />

All diese Themen werden in einem großen Symposium erörtert, das wir in Verbindung<br />

mit der Stadt Bamberg am 25. und 26. Juni <strong>2013</strong> in Bamberg veranstalten.<br />

Vertreter der betroffenen Kommunen werden hier ebenso zu Wort kommen wie<br />

Verantwortliche der Deutsche Bahn AG und des Eisenbahn-Bundesamts sowie Experten<br />

aus den Bereichen der Denkmalpflege, der Architektur, der Ingenieurplanung und<br />

der Bauausführung.<br />

Angesprochen sind alle, die sich mit dieser Thematik schon heute oder erst in Zukunft<br />

auseinandersetzen müssen: Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen, Hersteller von<br />

Lärmschutzwänden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Verwaltung.<br />

Wir sind sicher, im Rahmen des Symposiums mit abschließender Podiumsdiskussion<br />

Lösungsvorschläge entwickeln und vorstellen zu können, die umweltverträglich und<br />

zustimmungsfähig sind.<br />

Wir freuen uns auf Sie, auf Anregungen, auf Ideen für neue Produkte und Verfahren –<br />

und Ihre aktive Teilnahme auch bei den Diskussionen.<br />

Unter www.mixedmedia-konzept.de finden Sie<br />

ab Mitte April das detaillierte Programm mit<br />

Themenplänen und Namen aller Vortragenden<br />

sowie die Anmeldekonditionen.<br />

V E R L A G S G R U P P E<br />

W I E D E R S P A H N<br />

mit MixedMedia Konzepts<br />

Biebricher Allee 11 b | 65187 Wiesbaden | Tel.: 0611/98 12 920 | Fax: 0611/80 12 52 |<br />

kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de | www.verlagsgruppewiederspahn.de | www.mixedmedia-konzepts.de


Große Kulissen, Orte des Transits<br />

»Nehmen Sie immer den Wagen?<br />

Ja. Oder den Zug.<br />

(…) Aber angenommen, Sie müssten<br />

plötzlich nach Los Angeles. Wie kommen<br />

Sie dann dahin?<br />

Ich muss nie plötzlich irgendwohin.<br />

Aber Ihre Arbeit − manchmal müssen Sie<br />

doch auch in Los Angeles arbeiten.<br />

Ja. Dann fahre ich mit dem Auto.<br />

(…) Ich weiß nicht, ob ich das aushalten<br />

würde. Quer durch das ganze Land. Es ist<br />

riesengroß! Wie viele Tage brauchen Sie<br />

dafür?<br />

Normalerweise fünf. Je nachdem. Manchmal<br />

mache ich unterwegs halt.<br />

(…) Ich glaube, ich würde mich sehr<br />

einsam fühlen.<br />

Ja. Vielleicht sollten Sie es lieber doch<br />

nicht versuchen.<br />

Oh, aber ich muss. Es kommt mir vor, als<br />

würde mir irgendwas fehlen. Schon als<br />

kleines Mädchen habe ich vom Westen<br />

geträumt.<br />

(…) Wo haben Sie denn in Schweden<br />

etwas über den Westen erfahren?<br />

Im Kino. Amerikanische Filme. Wir sehen<br />

diese großartige Landschaft in unseren<br />

Träumen. Sie lässt uns nicht los.<br />

Die Landschaft fesselt Sie also mehr als<br />

die Figuren?<br />

Ja. Dieser weite Hintergrund.<br />

Wenn ihr euch in Schweden einen amerikanischen<br />

Western anseht, starrt ihr dann<br />

alle auf den Hintergrund? Ist das so?<br />

Vermutlich. Er löst so viel bei uns aus.<br />

Diese Weite. Schweden ist sehr eng.<br />

Es kommt also nicht darauf an, wer in dem<br />

Western auftritt − ob John Wayne oder<br />

Jerry Lewis −, weil in Wirklichkeit alle von<br />

der Landschaft gebannt sind?<br />

Na ja, die Schauspieler lieben wir natürlich<br />

auch.<br />

(…) Haben Sie einen Lieblingsschauspieler?<br />

Ich glaube, da müsste ich sagen, Gary<br />

Cooper.<br />

(…) Aber wenn Sie entscheiden müssten,<br />

was ist wichtiger − Gary Cooper oder die<br />

Landschaft?«<br />

Über die Gründe, weshalb sich Menschen<br />

in Bewegung setzen, um von einem durch<br />

geographische Koordinaten definierten Ort<br />

an einen anderen zu gelangen, lässt sich<br />

natürlich immer wieder diskutieren, was<br />

aber nichts an der Tatsache ändert, dass<br />

Erscheinungsbild und Verweilqualität der<br />

Anfangs-, aller Zwischen- und der Endstationen<br />

in jedem (Einzel-)Fall erhebliche<br />

Auswirkungen auf die Frage haben, wie<br />

eine Reise und die für sie aufzuwendende<br />

Zeit im Vor- wie Nachhinein empfunden<br />

und bewertet werden, ja wie ein solcher<br />

Transit per Pkw, Zug oder Flugzeug letztlich<br />

das Lebensgefühl beeinflusst oder<br />

eben beeinträchtigt.<br />

Dass die Art des Reisens stets auch etwas<br />

über den Reisenden aussagt, ist ohnehin<br />

unbestritten – und verdeutlicht die hier<br />

gekürzt wiedergegebene, mit »Gary Cooper<br />

oder die Landschaft« betitelte Dialog-<br />

Erzählung des Pulitzerpreisträgers, Drehbuchautors<br />

und Schauspielers Sam Shepard,<br />

die (wahrscheinlich) 1994 irgendwo<br />

in New York City mit einer Schwedin unbekannten<br />

Alters stattfand und in Gänze in<br />

dem Buch »Spencer Tracy ist nicht tot«,<br />

einer Sammlung aus Reisenotizen, Tagebucheintragungen<br />

und teilbiographischfiktionalen<br />

Geschichten, nachzulesen ist.<br />

Ähnliches trifft freilich auf die Stätten des<br />

Aufbruchs und der Ankunft wie auf sämtliche<br />

Rastanlagen, Abzweige und Etappenziele<br />

zu, sollen oder können sie doch zeigen,<br />

wie willkommen der Kraftstoff- und<br />

Stärkungssuchende ist, wie (un)gern man<br />

ihn als einen Gast begrüßt, dessen stählernes<br />

Gefährt es für die Dauer seines Aufenthaltes<br />

zu behausen gilt. Oder um im<br />

Bild der amerikanischen Filme zu bleiben:<br />

Längst sind das Reisen und Rasten nicht<br />

mehr so gefährlich, wie uns Altmeister<br />

Hitchcock noch in den 1960er Jahren<br />

glauben machen wollte, eine Fahrt oder<br />

Flucht durch großartige oder weniger begeisternde<br />

Landschaft muss infolgedessen<br />

nicht (mehr) in der Dusche eines kaum<br />

animierenden und zudem arg einsam anmutenden<br />

Motels enden. Und dennoch<br />

bedarf es bis heute einer gewissen Vorplanung,<br />

um vor unliebsamen Überraschungen<br />

gefeit zu sein.<br />

Eine adäquate Form der Vorbereitung ermöglichen<br />

nun die [<strong>Umrisse</strong>] mit diesem<br />

Heft, in dem besondere, besonders gelungene<br />

und stille Orte des Transits sowie<br />

ungewöhnliche Funktionskombinationen<br />

vorgestellt werden – einige davon durchaus<br />

geeignet, über ihren bloßen Zweck<br />

hinaus auf der Leinwand für Cooper und<br />

Co. eine beeindruckende Kulisse zu bieten.<br />

Die zögerliche Skandinavierin hat sich am<br />

Ende übrigens gegen den Filmhelden und<br />

für die Landschaft entschieden.<br />

Michael Wiederspahn<br />

[ Editorial<br />

[<strong>Umrisse</strong>]<br />

[3


Inhalt ]<br />

Editorial Große Kulissen, Orte des Transits 3<br />

Michael Wiederspahn<br />

Forum <strong>Baukultur</strong> 6<br />

Parken und mehr … Parkhaus am Bildungscampus Heilbronn 10<br />

Falk Petry<br />

Busbahnhof mit Parkhaus in Nördlingen 14<br />

Michael Gebhard<br />

Zivilschutzzentrum in Meran 18<br />

Anne Tunkel<br />

Mitarbeiterparkhaus von Linde in Pullach 22<br />

Frank Welzbacher<br />

Parkhäuser am Flughafen Zürich 25<br />

Beat Burkhard, Martin Deuring<br />

Parkhaus für zwei Fraunhofer-Institute in Aachen 29<br />

Kim Steffens<br />

Parkhaus im Bad Hersfelder Schilde-Park 32<br />

Frank Dorbritz<br />

Parkhaus der Deutschen Telekom in Bonn 35<br />

Wolfgang Lutz<br />

Parkhaus des Heidelberger Zoos 39<br />

Siegfried Apenbrink<br />

Parkhaus am Hannover Congress Centrum 41<br />

Wolfgang Schneider, Wilhelm Meyer<br />

Parkhaus für das ThyssenKrupp Quartier in Essen 43<br />

Kim Steffens<br />

4] [<strong>Umrisse</strong>]


[ Inhalt<br />

Prototyp eines Design-Carports 46<br />

Claudia Ernst, Knut Brunier<br />

Waschstraße in Heiligenhaus 50<br />

Marina Kirrkamm, Marcello Groß<br />

Parkplatz-Toiletten an Niedersachsens Autobahnen 53<br />

Sven Martens<br />

Aktuell <strong>Baukultur</strong> im Brückenbau 56<br />

Siegfried Löffler<br />

Rubriken Immobilienmarkt 59<br />

Produkte und Projekte 61<br />

Software und IT 70<br />

Nachrichten 71<br />

Termine 78<br />

Bücher 80<br />

Impressum 81<br />

[<strong>Umrisse</strong>]<br />

[5


»Klotz« ohne Kleid?<br />

Forum <strong>Baukultur</strong> ]<br />

Die Liste der Spottnamen für das Bonner<br />

Stadthaus ist lang, sehr lang: Ob kommunale<br />

»Fronburg«, »Stadtungeheuer« oder<br />

»Verwaltungsmittelgebirge«, die Bonner<br />

wissen ihrer Antipathie in deutlichster<br />

Weise Ausdruck zu verleihen. Der zwischen<br />

1973 und 1977 errichtete Sitz der<br />

städtischen Verwaltung gilt vielen von<br />

ihnen noch heute als Fremdkörper am<br />

Eingang zur kleinteiligen Nordstadt.<br />

Als man 1968 einen bundesweit offenen<br />

Wettbewerb für seinen Bau ausschrieb,<br />

stand die Gebietsreform, die das Bonner<br />

Stadtgebiet 1969 um ein Vielfaches erweitern<br />

sollte, bereits fest. Mit ihr einher<br />

gingen Anforderungen an eine leistungsfähige<br />

Großverwaltung.<br />

Außerdem hatte der Bund, nach Jahren<br />

eines eher diskreten Gastaufenthaltes,<br />

begonnen, erste architektonische Duftmarken<br />

zu setzen. Ein Paradigmenwechsel<br />

zeichnete sich ab. Im Regierungsviertel<br />

reckte sich das als Langer Eugen bekanntgewordene<br />

Abgeordnetenhaus von Egon<br />

Eiermann aus den Rheinauen, und im Bad<br />

Godesberger Norden konkretisierten sich<br />

Pläne für einen großen Ministerienstandort.<br />

Es schien also an der Zeit, auch als<br />

Kommune ein Zeichen zu setzen.<br />

Selbiges glaubte man im Entwurf des Stuttgarter<br />

Büros Heinle, Wischer und Partner<br />

gefunden zu haben, der einstimmig aus<br />

73 Einreichungen als Sieger hervorging.<br />

Mustergültig wurden in ihm die damaligen<br />

Leitlinien der Stadtplanung umgesetzt. Und<br />

dazu gehörte auch die autogerechte Einpassung<br />

in das Stadtbild, für welche eine<br />

Zeile gründerzeitlicher Häuser weichen<br />

musste. Insbesondere diese Tatsache lastet<br />

dem Stadthaus wie eine Erbsünde an.<br />

Von einer ursprünglich großen Stadtlandschaft<br />

auf einem Plateau, die sich über<br />

drei inszenierte und miteinander verbundene<br />

Hochhauskomplexe erstreckt hätte,<br />

wurde letztlich nur ein Bauabschnitt realisiert.<br />

Seine Torsohaftigkeit ist dem Stadthaus<br />

bis heute anzumerken. So strahlt<br />

das Sockelgeschoß, in dem das Parkhaus<br />

untergebracht ist, einen sehr reduzierten<br />

Charme aus.<br />

Es sind, neben der »Erbsünde«, solche<br />

Aspekte, die in der aktuell aufgeflammten<br />

emotionalen Diskussion um die Zukunft<br />

der ungeliebten Verwaltungsburg eine<br />

(zu) große Rolle spielen, wären sie doch<br />

mit leichten Eingriffen revidierbar.<br />

Heutiges Erscheinungsbild des Bonner Stadthauses<br />

© Wolfgang Kirschbaum<br />

Auf den zweiten Blick überrascht das<br />

Stadthaus nämlich mit vielen komplexen<br />

architektonischen Details. Dazu kommen<br />

eine nahezu vollständig erhaltene Innenausstattung<br />

sowie die zahlreich über den<br />

Gesamtkomplex verteilt vorzufindende<br />

Kunst am Bau, für die prominente Maler<br />

und Bildhauer verantwortlich zeichneten.<br />

Ungeliebt und durch einen massiven Sanierungsstau<br />

in seiner Funktion und äußeren<br />

Erscheinung beeinträchtigt, bot das Stadthaus<br />

ab 2009 Anlass für eine sich zuspitzende<br />

kontroverse Debatte darüber, ob<br />

eine Generalsanierung in Betracht oder ein<br />

Abriss in Erwägung gezogen werden solle.<br />

Diese öffentlich ausgetragene Diskussion<br />

zeitigte sogar kuriose Zwischenresultate.<br />

So gab es Anfang 2010 die Offerte eines<br />

lange anonymen »Stifters«, welcher der<br />

Stadt 50 Millionen Euro in Aussicht stellte,<br />

allerdings nicht ohne Bedingungen. Nach<br />

Abriss des Stadthauses hätte auf dem<br />

innerstädtischen Filetgrundstück ein Komplex<br />

aus Geschäften, Büros und Wohnungen<br />

entstehen sollen, die kommunale Verwaltung<br />

sollte dafür in das in seinem Besitz<br />

befindliche, damals leerstehende ehemalige<br />

Landesbehördenhaus ziehen. Was<br />

anfänglich verlockend klang, hielt einer<br />

weiteren Überprüfung hingegen nicht<br />

stand. So entpuppte sich der Stifter als<br />

Investor von zweifelhafter Bonität − und<br />

Bonn entging nach dem Debakel um das<br />

World Conference Center, auf Seite 6 in<br />

Ausgabe 1∙ 2011 der [<strong>Umrisse</strong>] nachzulesen,<br />

einem neuerlichen Bauskandal. Die<br />

Begehrlichkeiten hatten allerdings lediglich<br />

auf der Grundlage der mehrheitlich<br />

negativen Einstellung gegenüber dem<br />

Bauwerk und der aufkeimenden Hoffnung,<br />

sich seiner unproblematisch entledigen zu<br />

dürfen, geweckt werden können.<br />

Nur zögerlich fanden zu diesem Zeitpunkt<br />

Stellungnahmen Gehör, die dem Stadthaus<br />

architektonische, städtebauliche, baukünstlerische<br />

und sogar zeithistorische Qualitäten<br />

abzugewinnen vermochten. Inwieweit<br />

sie auch immer zu einer Objektivierung der<br />

Debatte beitrugen, den Ausschlag gaben<br />

letztlich finanzielle Belange.<br />

Nachdem das städtische Gebäudemanagement<br />

die Kosten einer Sanierung auf<br />

138 Millionen Euro bezifferte, für Abriss<br />

und einen Neubau an reinen Baukosten<br />

jedoch mehr als 200 Millionen Euro veranschlagte,<br />

entschied der Rat der Stadt sich<br />

unter rein pekuniären Gesichtspunkten für<br />

die Instandsetzung. Mit Verweis auf die<br />

angespannte Haushaltslage werden zunächst<br />

aber nur die nötigsten Mittel in die<br />

Hand genommen, um einen reibungsfreien<br />

Betriebsablauf zu gewährleisten. Erst 2017<br />

oder 2018 soll eine grundlegende Sanierung<br />

in Angriff genommen werden.<br />

Das Stadthaus hat, unbestreitbar, ein<br />

Imageproblem und aktuell dräut weiteres<br />

Ungemach. Denn die den Brüstungsbereichen<br />

der Fassade vorgehängten 3.186<br />

Glasplatten, die entscheidend zur luziden<br />

Gesamtästhetik beitragen, weisen vielfach<br />

korrodierte Halterungen auf und drohen<br />

herabzustürzen, weshalb Überlegungen<br />

existieren, sie zu entfernen, allerdings<br />

ohne sie zu ersetzen. Wie das Stadthaus,<br />

eines seiner wichtigsten Gestaltungselemente<br />

beraubt, aussehen könnte, lassen<br />

erste Demontagen vermuten.<br />

Selbstredend sind sicherheitsrelevante<br />

Aspekte von vorderster Dringlichkeit,<br />

nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, wie<br />

die Verwaltung, wenn der zu Unrecht vielgescholtene<br />

Klotz nun noch klotziger werden<br />

sollte, seinen Erhalt der Öffentlichkeit<br />

vermitteln oder gar neue Wertschätzung<br />

für ihn hervorbringen will.<br />

Martin Neubacher<br />

6] [<strong>Umrisse</strong>]


Präsidiales Erinnern mal zwei<br />

Während sich in Washington der Streit um<br />

die Realisierung des Entwurfs von Frank<br />

O. Gehrys Eisenhower Memorial zuspitzt,<br />

wurde im Herbst letzten Jahres in New<br />

York eine weitere Präsidentenstätte eröffnet,<br />

deren Qualitäten sich erst in den kommenden<br />

Wochen und Monaten in Gänze<br />

zeigen werden.<br />

Etwas mehr als 70 Jahre nach Franklin D.<br />

Roosevelts legendärer Four Freedoms<br />

Speech ist auf der nach ihm benannten<br />

Insel im East River inmitten der Stadt der<br />

Four Freedoms Park als Gedenkort eröffnet<br />

worden: ein in mehr als einer Hinsicht<br />

bemerkenswertes Ereignis.<br />

Mit dem Entwurf war 1973 kein anderer<br />

als Louis I. Kahn betraut worden, nachdem<br />

die ehemals als Welfare Island bekannte<br />

und für ihre Armenhäuser und Anstalten<br />

berüchtigte Insel unter neuem Namen in<br />

ein etabliertes Wohngebiet umgewandelt<br />

werden sollte. Kahn arbeitete den Entwurf<br />

detailliert aus, doch als er 1974 unerwartet<br />

starb und die Stadt gleichzeitig in großen<br />

finanziellen Schwierigkeiten steckte, geriet<br />

das kostspielige und großangelegte Vorhaben<br />

schnell aus dem Blick. Während der<br />

Rest des Geländes erschlossen und bebaut<br />

wurde, blieb die südliche Landspitze sich<br />

selbst überlassen, trotz mehrerer Versuche<br />

in den Folgejahren, das bereits genehmigte<br />

Bauvorhaben umzusetzen.<br />

Erst 2005 fanden sich in der Architektin<br />

Gina Pollara und dem ehemaligen Diplomaten,<br />

Rechtsanwalt, Geschäftsmann<br />

und Vorsitzenden des Franklin und Eleonor<br />

Roosevelt Institute William van den Heuvel<br />

zwei hartnäckige Verfechter für die späte<br />

Realisierung dieses Projekts. Beide verband<br />

die Bewunderung für den Architekten<br />

sowie ihre Begeisterung für den Entwurf.<br />

Während Pollara Ausstellungen organisierte<br />

und damit das vergessene Vorhaben und<br />

seine Qualitäten der Öffentlichkeit wieder<br />

zugänglich und bekannt machte, kümmerte<br />

sich van den Heuvel um die finanzielle Basis,<br />

sammelte Spenden und ebnete mit diplomatischem<br />

Geschick den Weg für die posthume<br />

Umsetzung von Kahns gestalterischer<br />

Hinterlassenschaft. Rund 53 Millionen US-<br />

Dollar brachte er so zusammen, gründete<br />

eine Stiftung und führte Architekten und<br />

Landschaftsarchitekten zusammen, die<br />

gemeinsam mit Pollara die Umsetzung<br />

betreuten.<br />

Das Resultat ist ein kontemplativer Raum<br />

mitten in New York − eine sorgsam inszenierte<br />

Landschaft, die in ihrer reduzierten<br />

Bühnenhaftigkeit ein wenig an das Salk<br />

Institute in La Jolla erinnert.<br />

Was am meisten beeindruckt und von<br />

Kahns überragenden Fähigkeiten als Entwerfer<br />

zeugt, ist die Zeitlosigkeit des Parks,<br />

die in keiner Weise vermuten lässt, dass er<br />

auf einem über 40 Jahre alten Entwurf<br />

basiert. Es gibt sogar Stimmen, die behaupten,<br />

dass er besser in das heutige New<br />

York passe, als das damals der Fall gewesen<br />

wäre.<br />

In seiner Komposition basiert er auf einem<br />

langgestreckten, spitzwinkligen Dreieck,<br />

das auf einen quadratisch eingefassten<br />

Endpunkt der Landzunge mit einer Büste<br />

Roosevelts ausgerichtet ist. Diese beiden<br />

Elemente bilden ein Plateau, zu dem eine<br />

über 30 m breite Treppe aus weißem Granit<br />

führt. In seinem dreieckigen Inneren liegt<br />

eine große Rasenfläche, und die Seiten<br />

werden von doppelreihig wie Alleen angeordneten<br />

Linden flankiert. An der Spitze<br />

angekommen, entfaltet sich ein atemberaubendes<br />

Panorama, das für das<br />

40-jährige Warten entschädigt.<br />

Was hingegen Gehrys Entwurf für Washington<br />

betrifft, hat, wie die New York Times<br />

und die Washington Post berichten, der<br />

Streit über das 142 Millionen US-Dollar<br />

teure Projekt Mitte März in einer Anhörung<br />

des Kongresses eine neue Eskalationsstufe<br />

erreicht. Nachdem der Architekt<br />

schon mehrfach Modifikationen an seinem<br />

Siegerentwurf vornehmen musste, die<br />

der ursprünglichen Idee und Konzeption<br />

Abbruch taten, wird jetzt immer lauter<br />

ein neuer Wettbewerb gefordert. Die Deutungshoheit<br />

über das Erbe des Präsidenten<br />

ist zur Grundsatzfrage über Erinnerungskultur<br />

geworden. Die Fronten gehen quer<br />

durch die Parteien, wenngleich die ablehnende<br />

Haltung bei den Republikanern<br />

stärker ausgeprägt ist, die einen der Ihren<br />

anders gedacht wissen möchten. Hier sind<br />

längst die Formen eines gepflegten Diskurses<br />

verlassen worden, und die Diskussion<br />

ist in den Untiefen persönlicher Diffamierung<br />

versunken.<br />

E. P.<br />

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[<strong>Umrisse</strong>]


In Walter Gropius’ Netz<br />

Forum <strong>Baukultur</strong> ]<br />

Koolhaas plus Ungers<br />

Es scheint, als ob die Verantwortlichen<br />

der Architekturbiennale für Venedig<br />

nach Jahren der berechtigten Kritik etwas<br />

gelernt haben, hatten sie doch bisher<br />

regelmäßig nur wenige Monate vor dem<br />

architektonischen Jahrmarkt der Eitelkeiten<br />

einen Leiter bestimmt, der dann<br />

in kürzester Zeit ein Konzept und dessen<br />

Umsetzung stemmen musste. Ein Austausch<br />

mit den ausstellenden Ländern und/<br />

oder gar deren Einbezug und Bereitschaft,<br />

das jeweilige Gesamtmotto komplettierend<br />

oder komplementär in ihren architekturdiplomatischen<br />

Vertretungen der Pavillons<br />

zu reflektieren, ließ sich unter solchen<br />

Umständen nur sehr selten bewerkstelligen<br />

oder musste akrobatisch herbeiargumentiert<br />

werden.<br />

2014 soll endlich alles anders werden.<br />

Seit Anfang Januar <strong>2013</strong> steht mit Rem<br />

Koolhaas, wenig überraschend, der neue<br />

Chefdenker für die nächstjährige Architekturshow<br />

fest. Und der machte sich sofort<br />

ans Werk. »Fundamentals« soll das Thema<br />

sein, um Grundsätzliches wird es also<br />

gehen. Hierzu lieferte er auch gleich seine<br />

These: »Wir wollen einen neuen, unverbrauchten<br />

Blick auf die (eben) grundlegenden<br />

Bausteine der Architektur werfen.«<br />

Und dabei vielleicht etwas Neues<br />

entdecken. Das klingt eindeutig und kommt<br />

doch verrätselt daher, wenn ein Rem Koolhaas<br />

es ausspricht. Bequem wird es sicher<br />

nicht werden für die Besucher, so viel<br />

dürfte gewiss sein. Und bequem macht<br />

es sich auch Koolhaas nicht.<br />

»Wir«, das sind im Übrigen er und die<br />

Studenten seiner Klasse an der Harvard<br />

University, die sich auf intensive Entdeckungsreise<br />

begeben, unterstützt von<br />

dem ebenfalls in Harvard lehrenden Architekturtheoretiker<br />

Stefan Trüby. Erst wenige<br />

Wochen vor Ostern haben sie sich alle erst<br />

einmal im Kölner UAA, dem Ungers Architektur<br />

Archiv seines Lehrers und Meisters<br />

Oswald Mathias Ungers, zu Forschungszwecken<br />

eingefunden, um in dem überreichen<br />

Schatz an Büchern aus der legendären<br />

Sammlung des verstorbenen Architekten<br />

ihre Studien zu betreiben.<br />

So viel wissenschaftliche Feldforschung<br />

und Vorbereitung dürfte es seit langem<br />

nicht mehr für eine Biennale gegeben<br />

haben.<br />

E. P.<br />

Wir leben in Netzen. Ob Netzwerker oder<br />

Networking, wie auch immer die Bezeichnungen<br />

und Empfehlungen lauten, die im<br />

Manager-Coaching und mittlerweile sogar<br />

für Kleinstunternehmer gegeben werden,<br />

alles dreht sich um fein geknüpfte Strukturen,<br />

mit denen wir andere und sie uns einfangen<br />

oder sich mit uns eben verbinden<br />

wollen − je nach Sicht- und Interpretationsweise.<br />

Fast könnte man glauben, dies sei eine<br />

Erfindung des 21. Jahrhunderts. Ist sie aber<br />

mitnichten, und vielleicht gab es sie in der<br />

grauen Vor-Internet-Zeit in wesentlich<br />

komplexerer und effektiverer Struktur.<br />

Am Lehrstuhl der Brandenburgischen Technischen<br />

Universität (BTU) Cottbus läuft<br />

aktuell ein Forschungsprojekt, das sich<br />

diesem Thema unter einem ganz speziellen<br />

Gesichtspunkt nähert. »Bewegte Netze.<br />

Bauhausangehörige und ihre Beziehungs-<br />

Netzwerke in den 1930er und 1940er Jahren«<br />

lautet der Titel. Ein Projektteam aus<br />

Kunsthistorikern, Kommunikationswissenschaftlern<br />

und Mediendesignern will<br />

exemplarisch sechs solcher Netzwerke<br />

untersuchen. Ausgangspunkt des Vorhabens<br />

ist die Annahme, dass mit der<br />

Schließung des Bauhauses im April 1933<br />

zwar die Institution und damit der verortbare<br />

Kulminationspunkt der Lehre wegfielen,<br />

die Schule jedoch als »virtuelle<br />

Struktur« weiterbestand, wirkte und sich<br />

entwickelte. Denn schließlich hatten<br />

sich unter den Lehrenden wie Schülern<br />

Bekanntschaften, Freund- und Feindschaften<br />

und somit Seilschaften gebildet,<br />

die über die Zeit hinaus hielten.<br />

Neben Erkenntnissen zu systemischen<br />

Fragestellungen unter anderem dazu, nach<br />

welchen Regeln sich Netzwerkformationen<br />

ausbilden, werden neue Sichtweisen zum<br />

Aspekt erwartet, wie unter den damals<br />

veränderten Bedingungen sich künstlerische<br />

Produktivität darstellte. All dies soll<br />

ermöglichen, die Geschichtsschreibung<br />

des Bauhauses wissenschaftlich fundiert<br />

aufzuarbeiten und unter erweiterten<br />

Gesichtspunkten zu betrachten.<br />

Ein Ziel dabei ist es, »das vorherrschende<br />

Rezeptionsschema des Bauhauserbes als<br />

einer transatlantischen Erfolgsgeschichte,<br />

die wesentlich von einem starken Netzwerk<br />

um Walter Gropius gespeist wurde,<br />

durch die Rekonstruktion historischer<br />

Erfahrungshorizonte ausgewählter Gruppen<br />

zu erweitern und die bestehenden<br />

Deutungsmuster zu relativieren.«<br />

Die aktuell vorgesehenen Forschungsgebiete<br />

sind als sechs hier kurz skizzierte<br />

Formationen definiert:<br />

– Das Netzwerk um Walter Gropius<br />

Ihm liegt die Annahme zugrunde, dass<br />

es um Gropius ein stark auf seine Person<br />

ausgerichtetes Netzwerk gab, in<br />

dem außerdem Herbert Bayer, Marcel<br />

Breuer und Laszlo Moholy-Nagy eine<br />

große Rolle spielten. Über ihr Miteinander<br />

ist weniger bekannt, als es die<br />

zahlreichen Publikationen vermuten<br />

lassen würden.<br />

– Das Netzwerk um Hannes Meyer<br />

Der Untersuchungsschwerpunkt liegt<br />

darauf, wie Meyer als Gegenspieler<br />

von Gropius im Kampf um die Deutungshoheit<br />

über das Bauhaus lange<br />

über die Zeit des Nationalsozialismus<br />

hinweg seine Ziele verfolgte.<br />

– Das Netzwerk um Gerhard Marcks<br />

Marcks, in den Darstellungen zum<br />

Bauhaus meist mit wenig Aufmerksamkeit<br />

bedacht, könnte, so die zugrunde<br />

liegende These, während der Zeit des<br />

Nationalsozialismus das stabilste<br />

soziale Gefüge gehabt haben.<br />

– Graphikdesigner und Photographen<br />

im Nationalsozialismus<br />

Die Fragestellung des Forschungskomplexes<br />

konzentriert sich stark auf<br />

den Berliner Raum und die hier existierenden<br />

werbegraphischen Ateliers von<br />

Schülern Moholy-Nagys und Bayers.<br />

– Architekten im Nationalsozialismus<br />

Hier steht die Frage im Mittelpunkt,<br />

wie und ob sich Bauhausabsolventen<br />

während der Zeit von 1933–1945 in<br />

eigenen Strukturen, Formationen und<br />

Kooperationen wiederfanden und in<br />

welcher Weise es unter ihnen zu<br />

Auftragsvermittlungen kam.<br />

– Exil in den Niederlanden<br />

Die Niederlande stehen exemplarisch<br />

als ein Land, an dem die regionale Verdichtung<br />

von Exilanten in persönlichen<br />

Netzwerken untersucht werden soll.<br />

Eine ausführlichere Darstellung der einzelnen<br />

Untersuchungsgebiete ist unter<br />

www.tu-cottbus.de nachzulesen.<br />

E. P.<br />

8]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Spielgruppe mit Stress<br />

Ganz so neu ist das Planspiel nicht, mit dem Bauingenieuren an<br />

der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK<br />

Leipzig) das Thema »Projektmanagement für Bauingenieure«<br />

vermittelt werden soll. »Bawiplan PM« heißt es und wird seit<br />

dem letzten Jahr in der studentischen Ausbildung an der Fakultät<br />

Bauwesen eingesetzt.<br />

Spielerisch erleben die Teilnehmer die typischen Abläufe und<br />

Probleme im Projektmanagement, heißt es dazu vonseiten der<br />

Hochschule. So sollen in der Praxis später kostspielige Fehler vermieden<br />

werden. Doch nicht nur Fachwissen hilft weiter, zusätzlich<br />

wird durch die Echtzeitsimulation das Verständnis für bau- und<br />

betriebswirtschaftliche Zusammenhänge vertieft.<br />

Auch die neudeutsch gern »Soft Skills« genannten sozialen<br />

Kompetenzen sind gefordert, will man erfolgreich sein. Dazu<br />

gehören Konfliktsituationen im Planungsteam, die es zu überwinden<br />

gilt, oder der Umgang mit berufstypischen Stresssituationen.<br />

Am Computer können diese als Einzelspieler oder<br />

vorzugsweise in der Gruppe getestet und bewältigt werden.<br />

Denn laut Projektleiter Prof. Bernd Reichelt sind es gerade ganzheitliches<br />

Denken und Sozialkompetenzen, also kontextbezogene<br />

Fähigkeiten, die in der Praxis immer relevanter werden und der<br />

Schulung bedürfen.<br />

In »Bawiplan PM« − einem Trainee-Modell, bei dem PM für<br />

Projektmanagement steht − wird die konkrete Ausführung eines<br />

Bauvorhabens in einem Bauunternehmen simuliert. Es stützt sich<br />

auf Erfahrungen zahlreicher Planspiele aus der Managementausbildung<br />

und lehnt sich weitgehend an die Vergabepraxis nach<br />

den Regeln der VOB an. Das Modell simuliert die Ausschreibung,<br />

Vergabe und Abwicklung von Bauwerken unterschiedlicher Art<br />

und Größe, wobei konjunkturell bedingte Schwankungen auftreten.<br />

Es versetzt die Spielteilnehmer derart in die wichtigsten Entscheidungssituationen<br />

der baubetrieblichen Akquisition und bietet ihnen<br />

die Möglichkeit, das Zusammenwirken der allerorten herrschenden<br />

Einflüsse zu studieren.<br />

Ab Mai dieses Jahres wird es über die Lehrstätte hinaus einen<br />

Vertrieb geben, für den die Hochschule in Kooperation mit der<br />

Firma Conci HR aus Leipzig ein Vermarktungskonzept erarbeitet.<br />

Deren Geschäftsführer Stephan Riedrich, heute auch als Dozent<br />

in Leipzig tätig, hatte einst während des eigenen Studiums erste<br />

Planspiele im Rahmen seiner Diplomarbeit entwickelt und die<br />

erste Vermarktung begleitet.<br />

Auf den ersten Blick wie ein Anachronismus mutete es hingegen<br />

an, als aus Leipzig die Nachricht kam, die Simulation sei seit Anfang<br />

des Jahres sogar analog verfügbar, nämlich als klassisches<br />

Brettspiel. Aber für jene, die vom Lernen einfach nicht genug<br />

bekommen oder eben ihrer Familie einmal spielerisch ihr Studienfach<br />

vermitteln wollen, könnte es zu einem Erlebnis werden;<br />

»Heimvorteil« der Studenten inklusive.<br />

Weitere Informationen zu diesem digitalen wie analogen<br />

Spielangebot finden sich unter www.bawiplan.com.<br />

E. P.<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Parkhaus am Bildungscampus Heilbronn<br />

Zweiteiliger Gesamtbaukörper mit Lärmschutzfunktion<br />

Stiftungsengagement für Bildung<br />

In Heilbronn errichtete die Dieter-Schwarz-<br />

Stiftung auf 12.000 m 2 den sogenannten<br />

Bildungscampus Heilbronn, mit dem die<br />

Institution des Unternehmers Schwarz,<br />

deren Stiftungszweck die Förderung von<br />

Wissenschaft und Forschung sowie Kunst<br />

und Kultur ist, den Standort fördern will.<br />

Auf dem Campus befinden sich seitdem<br />

die German Graduate School of Management<br />

and Law (GGS), eine Außenstelle der<br />

Dualen Hochschule Baden-Württemberg<br />

Mosbach (DHBW), und die Akademie für<br />

Innovative Bildung und Management (aim).<br />

Auch die Dieter-Schwarz-Stiftung selbst<br />

sowie eine Außenstelle der experimenta<br />

haben hier ihren Sitz. Kernstück des Bildungscampus<br />

ist das »Forum«. Es beherbergt<br />

eine Aula für 400 Personen, eine<br />

Hochschulbibliothek mit Cafeteria sowie<br />

eine Mensa, die vom Studentenwerk<br />

Heidelberg betrieben wird. Die Eröffnung<br />

erfolgte im Sommer 2011.<br />

Zweiteiliges Parkhaus aus Kopf- und Langbau<br />

© Anne Voll<br />

Rücksicht auf die Nachbarschaft<br />

Im Zuge dieses Großvorhabens wurde als<br />

infrastrukturelle Maßnahme der Bau eines<br />

neuen Parkhauses notwendig, das, öffentlich<br />

zugänglich, die Nutzung der universitären<br />

Einrichtungen unterstützen sollte.<br />

Mit dem Entwurf und der Realisierung<br />

des im Oktober 2011 eröffneten Gebäudes<br />

wurde das Stuttgarter Architekturbüro<br />

Petry + Wittfoht durch die Dieter-Schwarz-<br />

Stiftung direkt beauftragt.<br />

Das Parkhaus sollte im Besonderen dazu<br />

beitragen, die Verkehrsströme der mit dem<br />

Pkw anreisenden Nutzer und Besucher zu<br />

kanalisieren und damit die Stellplatzsuche<br />

in der Umgebung einzuschränken. So trägt<br />

es wesentlich zur Reduktion der entstehenden<br />

Verkehrs-, Lärm- und Emissionsbelastung<br />

für die bestehende nachbarschaftliche<br />

Wohnbebauung bei.<br />

Südwestfront des (höheren) Gebäudes<br />

© Anne Voll<br />

10]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Oberste Parkebene im Langbau<br />

© Anne Voll<br />

Parkhaus als Lärmschutz<br />

Eine entwurfsbestimmende Komponente<br />

wurde die von Südwesten nach Nordosten<br />

verlaufende Bahntrasse, welche die rückwärtige<br />

Begrenzung des Baufeldes bildet.<br />

Entlang jener dominierenden Achse entwickelte<br />

sich der Baukörper. So liegt das<br />

Parkhausgebäude zwischen dem Bahngleis<br />

und der südöstlich angrenzenden<br />

Wohnbebauung im Bereich der Sichererstraße<br />

und schirmt diese gegen die Schallemissionen<br />

des Bahnverkehrs ab. Die<br />

verbleibende Grundstücksfläche ist als<br />

Grünzone gestaltet und straßenbegleitend<br />

mit Bäumen bepflanzt.<br />

Das Parkhaus selbst ist als offene Konstruktion<br />

konzipiert, die innere Organisation<br />

erfolgte im d’Humy-System. Die halbgeschossig<br />

versetzten Parkebenen sind<br />

über gegensinnig befahrene Rampen<br />

erschlossen.<br />

Zweiteilige Anlage<br />

Der Gesamtbaukörper gliedert sich in zwei<br />

Bereiche, wobei die Höhenentwicklung<br />

der halbgeschossig versetzten Anlage den<br />

Gegebenheiten des vorhandenen Stadtraums<br />

Rechnung trägt: Der flachere, langgestreckte<br />

Gebäudeteil ist im Gegenüber<br />

der nachbarschaftlichen Wohnbebauung<br />

konzipiert, der höhere dem Vorfeld der<br />

Campusanlage zugeordnet und wird hier<br />

zur wahrnehmbaren Adresse des Parkhauses.<br />

In Summe weist es fünf Parkebenen auf.<br />

Vier davon, die Ebenen 0–3, sind oberirdisch<br />

angeordnet, eine weitere Ebene (-1)<br />

liegt unterhalb der Geländeoberkante. Die<br />

leichte Terrassierung in diesem Bereich<br />

ermöglicht auch auf der unteren Ebene<br />

eine natürliche Belichtung und Belüftung.<br />

Der niedrigere nordöstliche Teil des Baukörpers<br />

ist als einhüftiger, langgestreckter<br />

und dreigeschossiger Flachbau in direktem<br />

Anschluss an die Bahngleise ausgebildet.<br />

Der im Kopfbau gelegene Hauptzugang für<br />

Fußgänger lässt sich über einen Steg erreichen,<br />

der das terrassierte Gelände überspannt<br />

und mittig auf das zentrale innere<br />

Treppenhaus und die Aufzugsanlage führt.<br />

Die als reine Fluchtwege geplanten Nebentreppenhäuser<br />

befinden sich in der westlichen<br />

und östlichen Gebäudeecke des<br />

Kopfbaues. Ein weiterer ist als offene<br />

Treppenanlage im nordöstlichen Ende<br />

des Flachbaues untergebracht.<br />

Fußgängersteg zur Anbindung<br />

© Anne Voll<br />

Stegende: Hauptzugang und Kassenautomaten<br />

© Anne Voll<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [11


Lageplan<br />

© Petry + Wittfoht<br />

Längsansicht<br />

© Petry + Wittfoht<br />

Schnitt (Kopfbau)<br />

© Petry + Wittfoht<br />

Ebene 8<br />

© Petry + Wittfoht<br />

Eingangsebene<br />

© Petry + Wittfoht<br />

12]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Die Löschwassereinspeisung erfolgt an<br />

den drei Fluchttreppenhäusern im jeweils<br />

untersten Geschoß an der Außenfassade.<br />

Die geschoßweise vorzusehenden Entnahmestellen<br />

und Handfeuerlöscher befinden<br />

sich ebenfalls an den Fluchttreppenhäusern<br />

in Nähe der Fahrgasse.<br />

Falk Petry<br />

Rechtwinklige Anordnung aller Stellplätze<br />

© Anne Voll<br />

»Baukörperanschluss«<br />

© Anne Voll<br />

Fassadengestaltung<br />

Der Kopfbau ist allseitig von einer Metallfassade<br />

umschlossen, die die Kubatur<br />

durch den Einsatz von Metallverkleidungen<br />

unterschiedlicher Helligkeit, Transparenz<br />

und Struktur auflockert. Die Verkleidungen<br />

sind auf zwei räumlich leicht zueinander<br />

versetzten Ebenen angeordnet, wodurch<br />

eine räumliche Tiefe entsteht. Die äußere<br />

Schicht weist gelochte Bleche auf, die<br />

innere Stahlseilnetze. Im Bereich der<br />

Sichererstraße erfolgte die Anordnung<br />

der Seilnetze und Lochblechverblendungen<br />

unter Berücksichtigung der zulässigen<br />

Emissionswerte (Licht und Schall).<br />

Die Fassade des Flachbaues bildet eine<br />

schräg gestellte Holzlamellenstruktur, die<br />

mit Rankpflanzen begrünt wurde.<br />

Gründung und »Kenndaten«<br />

Aufgrund der Bodenbeschaffenheit wurde<br />

eine Tiefgründung mittels Magerbetonsäulen<br />

erforderlich. Das Tragwerk ist als<br />

Stahlverbundkonstruktion ausgeführt,<br />

bei der die Deckenplatten als Fertigteile<br />

auf das Stahltragwerk aufgelegt und<br />

anschließend kraftschlüssig vergossen<br />

wurden.<br />

Die Zu- und Ausfahrten für Pkws sind im<br />

Süden, also im Bereich der Ecke von Dammund<br />

Sichererstraße angeordnet, wobei<br />

die Haupterschließung aus Richtung der<br />

Dammstraße erfolgt. Sämtliche Ebenen<br />

werden im Uhrzeigersinn durchquert, die<br />

Ausfahrt ist gegenläufig organisiert.<br />

Das im Grundriss rechteckige Parkhaus<br />

erstreckt sich entlang dem Bahndamm<br />

über eine Gesamtlänge von 84 m, wovon<br />

die Länge des Kopfbaues 35,10 m beträgt.<br />

Dieser beinhaltet zwei je 16 m breite Parkgassen,<br />

der einhüftig erschlossene Flachbau<br />

hat eine Breite von ebenfalls 16 m.<br />

Insgesamt stehen 328 Stellplätze zur Verfügung,<br />

die auf beiden Seiten der 6 m breiten<br />

Fahrgassen im Winkel von 90° angeordnet<br />

wurden. Jeder von ihnen ist 5 m lang und<br />

2,50 m breit, in Ebene 0 wurden zudem vier<br />

Stellplätze für Behinderte ausgewiesen.<br />

Die Parkgassen sind frei überspannt, so<br />

dass das Rangieren wie das Begehen<br />

zwischen den Fahrzeugen bei freier Sicht<br />

erfolgen können. Die Geschoßhöhe misst<br />

durchgängig 2,75 m, die Beleuchtungsstärke<br />

ist auf 75 lx ausgelegt.<br />

Rankgerüst am Langbau<br />

© Anne Voll<br />

Bauherr<br />

Dieter Schwarz Stiftung gGmbH, Neckarsulm<br />

Architekten<br />

Petry + Wittfoht, Freie Architekten BDA, Stuttgart<br />

Projektleitung: Dipl.-Ing. Anne Voll<br />

Tragwerksplanung<br />

Breinlinger Ingenieure Hoch- und Tiefbau GmbH,<br />

Stuttgart<br />

Gebäudetechnik<br />

Ingenieurbüro Horst Juppenlatz, Stuttgart<br />

Elektrotechnik<br />

Ingenieurbüro für Elektrotechnik<br />

Werner Schwarz GmbH, Stuttgart<br />

Bodengutachten<br />

Büro für Umweltgeologie Dr. Gerhard Ingwersen,<br />

Keltern-Dietlingen<br />

Vermessung<br />

Vermessungsbüro Dr. Jochen Bäuerle, Flein<br />

Schallschutzgutachten<br />

Mörgenthaler Ingenieure Planungsgesellschaft mbH,<br />

Öhringen<br />

Sicherheits- und Gesundheitskoordination<br />

Dekra Umwelt GmbH, Stuttgart<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [13


Stadtraum aus Busbahnhof und Park-and-ride-Gebäude<br />

© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

Busbahnhof mit Parkhaus in Nördlingen<br />

Verkehrsdrehscheibe als Stadtraum<br />

Das Dach konnte in klassischer Einzelgewerkeausschreibung,<br />

das Park-and-ride-<br />

Gebäude jedoch musste in Form einer<br />

Generalunternehmer-(GU-)Ausschreibung<br />

realisiert werden. Da nicht sicher war,<br />

inwieweit die Detailarbeit bei einer GU-<br />

Ausschreibung unter exakter Kontrolle der<br />

Architekten erfolgen würde oder inwiefern<br />

sich wirtschaftliche Interessen eines GU<br />

durchsetzen würden, schien die Plakativität<br />

in der Ausgestaltung der beiden<br />

Elemente als geeignetes Mittel, um dennoch<br />

eine möglichst hohe Einheitlichkeit<br />

und damit eine Ensemblewirkung zu<br />

erreichen.<br />

Realisierung mit Hindernissen<br />

Das Projekt der Mobilitätsdrehscheibe am<br />

Bahnhof in Nördlingen basiert auf einem<br />

städtebaulichen Gutachten von 2004. Eine<br />

darauffolgende erste Planungsphase<br />

musste aufgrund unerwarteter Grundstücksansprüche<br />

eines privaten Bahnbetreibers<br />

im Jahr 2006 gestoppt werden.<br />

Erst 2009 konnten die Planungen wiederaufgenommen<br />

werden.<br />

Die Wahl der Formen, der Materialien und<br />

der Farben zielt darauf ab, ein eindrückliches<br />

und dabei plakatives Gesamterscheinungsbild<br />

zu gestalten. Dieser den<br />

Entwurfsprozess mitbestimmende Gedanke<br />

resultierte unter anderem aus der Vorgabe<br />

des Auftraggebers, für die beiden als<br />

Ensemble konzipierten Bauteile der Überdachung<br />

und des Parkhauses zwei unterschiedliche<br />

Vergabeverfahren zu wählen:<br />

Eigenständiges Ensemble im Kontext<br />

© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

14]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Gebäude als Stadt- und Warteraum<br />

Der neue Busbahnhof ist mehr als nur ein<br />

überdachter Warteraum, er ist ein Stadtraum<br />

im besten Sinne. Unter dem großen<br />

Dach haben sechs Haltestellen für Busse<br />

bis zu 15 m Platz. Parallel zum Park-andride-(P+R-)Gebäude<br />

sind zwei weitere<br />

Aufstellflächen angeordnet, die auch für<br />

Gelenkbusse geeignet sind. Das Parkhaus<br />

nimmt neben 151 Stellplätzen auf drei Ebenen<br />

und 102 Fahrradstellplätzen auch 18<br />

absperrbare Fahrradboxen und öffentliche<br />

Toiletten als wichtige Infrastruktureinrichtung<br />

auf.<br />

Busüberdachung und Westfassade des<br />

P+R-Bauwerks ergänzen sich in Materialwahl<br />

und Farbigkeit zu einer Einheit, die<br />

den neuentstandenen städtischen Raum<br />

definiert und als einprägsames Bild im<br />

Bewusstsein der Bürger verankert.<br />

Struktur von Dach und Fassaden<br />

Das Dach des Busbahnhofes ist als eine<br />

zweifach unter 90° abgewinkelte Scheibe<br />

ausgebildet, um so zwei verschiedene<br />

Bereiche zu definieren: die Wartehalle mit<br />

einer lichten Höhe von ca. 6 m und die an<br />

ihr vorbeilaufende, schmalere Fußgängerpassage<br />

mit einer lichten Höhe von ca.<br />

4,50 m. Die Dachscheibe, ein einhüftiger<br />

Rahmen mit Pendelstützen, ist auf kräftigen<br />

rechteckigen Haupt- und filigranen, rechteckig-konischen<br />

Nebenstützen gelagert.<br />

Dabei definieren die Hauptstützen die<br />

Fassung des Raumes in Richtung Stadt,<br />

während die konisch sich verjüngenden<br />

Pendelstützen das Dach wie filigrane<br />

Stäbe halten. Die farbliche Unterscheidung<br />

von anthrazitfarbig beschichteten<br />

Stützen und goldfarben beschichteter<br />

Scheibe unterstützt das Hervortreten der<br />

geknickten Scheibe.<br />

Bahnhofsdach und Parkhausfassade als Einheit<br />

© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

Offene Wartehalle mit Fußgängerpassage<br />

© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

Das gesamte Tragwerk des Daches,<br />

Haupt- und Nebenstützen sowie Hauptund<br />

Nebenträger umfassend, besteht aus<br />

feuerverzinkten Stahlprofilen. Die Stützen<br />

sind aus Flachstählen zu Rechteckprofilen<br />

zusammengesetzt, die Dachträger bestehen<br />

aus handelsüblichen Stahlprofilen.<br />

Sichtbare Elemente der Konstruktion<br />

verfügen über eine eisenglimmerhaltige<br />

Beschichtung auf Epoxidharzbasis mit<br />

einer Dicke von mindestens 80 µm. Die<br />

umlaufende Dachverkleidung besteht<br />

aus gekanteten, pulverbeschichteten<br />

Aluminiumblechen, die Untersicht aus<br />

Streckmetalltafeln, die auf einen verzinkten,<br />

pulverbeschichteten Stahlrahmen<br />

montiert wurden. Die Dachdeckung erfolgte<br />

mit handelsüblichen Kalzip-Tafeln in<br />

einer Neigung von 3°. Die Entwässerung<br />

ist im Knick der Dachfläche untergebracht,<br />

das Regenwasser wird von dort über handelsübliche<br />

Fallrohre in den Stützen unsichtbar,<br />

aber revisionierbar abgeführt.<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [15


Lageplan<br />

© Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

Schnittansicht<br />

© Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

Erdgeschoß<br />

© Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

16]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Goldfarbene Schaufront<br />

© Michael Heinrich/<br />

Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

Dem Dach gegenüber, auf der Bahnseite<br />

gelegen, schließt das P+R-Gebäude mit<br />

seiner ebenfalls goldfarbenen Schaufassade<br />

den Busbahnhof ab. Diese setzt sich<br />

zusammen aus einem über die gesamte<br />

Länge durchlaufenden Vordach und geschuppt<br />

angeordneten vertikalen Streckmetallelementen<br />

zur Verkleidung der Parkebenen.<br />

Die Erdgeschoßfassade sowie<br />

alle weiteren Fassaden des Parkhauses<br />

sind mit anthrazitfarbenem, perforiertem<br />

Trapezblech in horizontaler Ausrichtung<br />

bekleidet. So ergibt sich auch bei den<br />

geschlossenen Fassadenflächen mittels<br />

Perforierung eine schleierartige Transparenz,<br />

die Sichtkontakt zwischen innen und<br />

außen herstellt und die gefühlte Sicherheit<br />

verstärkt.<br />

Konstruktion des Parkhauses<br />

Das P+R-Gebäude kam als feuerverzinkte<br />

Stahlkonstruktion mit einem herstellersystembedingten<br />

Achsraster von 2,50 m<br />

zur Ausführung. Parkstände und Fahrbahn<br />

werden von Stahlträgern überspannt, so<br />

dass die einzelnen Geschosse stützenfrei<br />

bleiben konnten.<br />

Die Fassade aus Streckmetallelementen in<br />

feuerverzinkten und pulverbeschichteten<br />

Stahlwinkelrahmen wurde auf einer Unterkonstruktion<br />

aus Hohlprofilen vor das<br />

Traggerüst der Parkebenen gehängt.<br />

Das durchlaufende Vordach wird von Kragträgern<br />

gehalten, die stirnseitig mit goldfarbenen<br />

Glattblechen und unterseitig mit<br />

Streckmetalltafeln verkleidet sind. Das<br />

umlaufende Dach bietet Witterungsschutz<br />

für die Zugänge sowie die beiden vorgelagerten<br />

Bushaltestellen.<br />

Multifunktionale Stadtmöbel<br />

Sitzelemente aus Sichtbeton mit dunklen<br />

Holzauflagen in Thermoholz sind für die<br />

Wartenden vorgesehen. Im Bereich der<br />

Überdachung binden sie die schlanken,<br />

konischen Stützen am Fußpunkt ein und<br />

sorgen dort zugleich für den notwendigen<br />

Anprallschutz. Alle Sitzelemente sind hier<br />

zudem mit Informationsstelen für die<br />

Fahrplananzeige kombiniert.<br />

Das Ende 2010 fertiggestellte Projekt<br />

wurde 2012 mit dem Thomas-Wechs-Preis<br />

des BDA Schwaben gewürdigt, <strong>2013</strong> zum<br />

BDA-Preis Bayern nominiert und mit dem<br />

BDA-Preis <strong>2013</strong> in der Kategorie »Beste<br />

städtebauliche Interpretation« ausgezeichnet.<br />

Michael Gebhard<br />

Architekt und Stadtplaner BDA<br />

Bauherr<br />

Stadt Nördlingen<br />

Architekten<br />

Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung,<br />

München<br />

Michael Gebhard, M. Sc. Dipl.Ing.<br />

Architekt und Stadtplaner BDA<br />

Prof. Ingrid Burgstaller, M. Sc. Dipl.-Ing.<br />

Architektin und Stadtplanerin BDA<br />

Mitarbeit: Katharina Nicolait, Thomas Bönsch,<br />

Ulrich Strebel<br />

Bauleitung<br />

Ingenieurbüro Peter Strohm, Nördlingen<br />

Tragwerksplanung<br />

Behringer Beratende Ingenieure GmbH, München<br />

Details: Bank und Anprallschutz<br />

© Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [17


Zivilschutzzentrum in Meran<br />

Vier Funktionen unter einem »Dach«<br />

Viele Nutzer, viele Bedürfnisse<br />

Zivilschutzzentren sind komplexe Multifunktionseinrichtungen<br />

zum Schutz der<br />

Zivilbevölkerung, wie sie sich in der<br />

Schweiz und Südtirol finden. Neben den<br />

örtlichen Feuerwehren beherbergen sie<br />

meist Bergrettungsdienste, Kranken- und<br />

Rettungsdienste und weitere kommunale<br />

Hilfsdienste sowie koordinierende Leitstellen.<br />

Die effiziente Unterbringung der<br />

Ausrüstung und Fuhrparks der einzelnen<br />

Bereiche bilden dabei die vordringlichste<br />

Aufgabe, um jederzeit einsatzbereit zu<br />

sein.<br />

Funktionshof mit Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr<br />

© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />

Im 2002 ausgeschriebenen offenen Realisierungswettbewerb<br />

für ein solches neues<br />

Zivilschutzzentrum in Meran galt es, für<br />

die Freiwillige Feuerwehr Untermais, den<br />

Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol<br />

Meran und den Südtiroler Berg- und Höhlenrettungsdienst<br />

des C.N.S.A.S. Meran eine<br />

solche Funktionseinheit zu entwerfen, in<br />

die zusätzlich ein Übungsraum für die<br />

Bürgerkapelle des Stadtteils Untermais<br />

integriert werden musste. Nach einer<br />

Planungszeit von 2003 bis 2007 konnte die<br />

Rettungseinrichtung 2012 an die Nutzer<br />

übergeben werden.<br />

Hofzufahrt: Bergrettung (rechts)<br />

und Feuerwehr mit Schlauchturm<br />

© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />

18]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Das bauliche Ensemble wird gebildet aus<br />

einem langgestreckten Baukörper entlang<br />

der Straße und einem zurückgesetzten<br />

Gebäude für die Feuerwehr. Diesem ist der<br />

Schlauch- und Übungsturm zugeordnet.<br />

Diese beiden Hauptbaukörper bilden eine<br />

Hofzone, die den funktionalen Erfordernissen<br />

sehr gut entspricht; öffentliche und<br />

halböffentliche Bereiche sind klar definiert,<br />

und Ein- und Durchblicke machen die<br />

jeweilige Nutzung außen ablesbar.<br />

Die Hauptausfahrt wird an zentraler Stelle<br />

angeordnet. Es entsteht eine übersichtliche<br />

Verkehrssituation, die durch Ampelregelung<br />

kontrolliert wird. Die Zufahrt zur<br />

Tiefgarage befindet sich direkt an der<br />

Romstraße und ist eindeutig von den<br />

Zu- und Ausfahrten des Übungshofes<br />

getrennt.<br />

Städtebauliche Einordnung<br />

Die Aufgabe bestand in der Entwicklung<br />

eines städtebaulichen und architektonischen<br />

Konzeptes für ein Zivilschutzzentrum<br />

im südlichen Stadtbereich von Meran, das<br />

drei Nutzergruppen (Feuerwehr, Bergrettung<br />

und Bürgerkapelle) geeignete und<br />

angemessene Funktionseinheiten in einem<br />

gemeinsamen Komplex bieten sollte. Dabei<br />

lag, neben der logistischen Organisation<br />

die Herausforderung darin, eine städtebauliche<br />

Lösung für die offene Bebauung<br />

entlang der Haupterschließung (Romstraße)<br />

zu finden.<br />

Erscheinungsbild des Zivilschutzzentrums auf der Fahrt stadtauswärts<br />

© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />

Bürgerkapelle »über« Hofzufahrt bei Blickrichtung stadteinwärts<br />

© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [19


Lageplan<br />

© gildehaus.reich architekten BDA<br />

Gesamtquerschnitt<br />

© gildehaus.reich architekten BDA<br />

Längsschnitt des hinteren Baukörpers (Feuerwehr)<br />

© gildehaus.reich architekten BDA<br />

Erdgeschoß<br />

© gildehaus.reich architekten BDA<br />

Obergeschoß<br />

© gildehaus.reich architekten BDA<br />

20]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


(Abstell-)Halle für Feuerwehrfahrzeuge<br />

© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />

Umkleideraum und …<br />

© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />

Ausbildung des Baukörpers<br />

Im langgestreckten Baukörper entlang<br />

der Romstraße befinden sich die Räumlichkeiten<br />

der Bergrettungsdienste und der<br />

Bürgerkapelle. Während die Bereiche der<br />

Rettungsdienste relativ geschlossene<br />

Fassaden aufweisen, sind die Räume der<br />

Bürgerkapelle durch ihre unterschiedliche<br />

Fassadengestaltung von außen ablesbar.<br />

Die Feuerwehr ist hofseitig gegenüber<br />

angeordnet. Beide Baukörper sind über<br />

eine Tiefgarage miteinander verbunden.<br />

In den Erdgeschossen sind die Fuhrparks<br />

der einzelnen Einrichtungen sowie die<br />

Geräteräume und Werkstätten untergebracht,<br />

in den Obergeschossen liegen die<br />

jeweiligen Büro-, Seminar- und Vereinsräume.<br />

Konstruktion und Material<br />

Der Gesamtkomplex wurde als Stahlbetonkonstruktion<br />

ausgeführt, die Fassaden<br />

bestehen aus dunkelfarbigen Faserzementtafeln.<br />

Die Räume werden über horizontale<br />

Fensterbänder belichtet und belüftet. Der<br />

Bereich der Bürgerkapelle setzt sich durch<br />

seine Holzlamellenfassade deutlich ab.<br />

Die Materialien im Inneren entsprechen<br />

den jeweiligen funktionalen Anforderungen<br />

an das Zivilschutzzentrum. Fahrzeugräume,<br />

Werkstätten und Geräteräume haben<br />

einen technischen Charakter mit Sichtbetonoberflächen<br />

und Industrieböden.<br />

Für die Vereinsbereiche in den Obergeschossen<br />

wurden sowohl für die Böden<br />

als auch für die Einbaumöbel Eichenholz<br />

verwendet. Darüber hinaus gibt es immer<br />

wieder farbige Akzentuierungen.<br />

Anne Tunkel<br />

Bauherr<br />

Stadtgemeinde Meran, Provinz Bozen<br />

Architekten<br />

gildehaus.reich architekten BDA, Weimar<br />

Entwurf: Bernd Gildehaus, Anne Tunkel<br />

Mitarbeit: Annika Hauke, Gerd Günther<br />

Bauleitung: Martin Willeit, Bozen<br />

Tragwerksplanung<br />

Baubüro Ingenieurgemeinschaft, Bozen<br />

Elektrotechnik<br />

electroPlan Studio di ingegneria<br />

Dr.-Ing. Robert Covi, Meran<br />

Haustechnik<br />

Energytech Ingenieure GmbH, Bozen<br />

Teeküche der Feuerwehr<br />

© Oskar Da Riz/gildehaus.reich architekten BDA<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [21


Mitarbeiterparkhaus von Linde in Pullach<br />

Erster Schritt im Rahmen einer Großbaumaßnahme<br />

Teil eines Gesamtprojekts<br />

Das in Pullach bei München gelegene<br />

Areal der Linde AG, mit einer Fläche von<br />

11,80 ha der weltweit größte Standort des<br />

Unternehmens, wird nach Ausarbeitung<br />

eines Masterplans schrittweise umgebaut,<br />

vorhandene Strukturen werden mit Anbauten<br />

ergänzt und der Gesamtkomplex um<br />

neue Gebäude erweitert.<br />

Masterplan für das Gesamtareal<br />

© RitterBauerArchitektenGmbH<br />

Im Rahmen dieser tiefgreifenden Maßnahmen<br />

erfolgen auch die Neuordnung<br />

der Verkehrsanbindung sowie die der<br />

Parkierungsangebote. Außerdem ist eine<br />

Überplanung des Außenraumes unter<br />

Einbeziehung der bisherigen Grünanlagen<br />

vorgesehen.<br />

Als erste infrastrukturelle Maßnahme<br />

wurde im August 2011 die Errichtung eines<br />

Mitarbeiterparkhauses mit 855 Stellplätzen<br />

abgeschlossen. Realisiert wurde es innerhalb<br />

von nur sieben Monaten von der<br />

Firma Goldbeck Süd als Generalunternehmer<br />

auf Basis der Konzeption des<br />

Aschaffenburger Architekturbüros Ritter-<br />

Bauer, das auch den Masterplan federführend<br />

mit weiteren Fachplanern<br />

entworfen hat.<br />

Aktuell wird nach den Plänen von Ritter-<br />

Bauer ein neues, repräsentatives und<br />

zukunftsorientiert ausgerichtetes fünfgeschossiges<br />

Office Center für ca. 550<br />

Mitarbeiter der Linde AG mit ca. 8.000 m 2<br />

Nutzfläche gebaut, dessen Fertigstellung<br />

für den Herbst <strong>2013</strong> terminiert ist. Im Anschluss<br />

werden weitere Maßnahmen im<br />

Rahmen des Masterplanes verwirklicht<br />

werden.<br />

Offene Großgarage inmitten von Grünanlagen<br />

© Christian Kernchen/Goldbeck GmbH<br />

22]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Längsschnitt<br />

© RitterBauerArchitektenGmbH<br />

(Einfahrt-)Ebene 00<br />

© RitterBauerArchitektenGmbH<br />

Ebene 02<br />

© RitterBauerArchitektenGmbH<br />

Nordansicht<br />

© RitterBauerArchitektenGmbH<br />

Ostansicht<br />

© RitterBauerArchitektenGmbH<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [23


Geometrie und Konstruktion<br />

Das neue Mitarbeiterparkhaus wurde in<br />

Systembauweise mit Stahltragwerk und<br />

Stahlbetonfertigteildeckenplatten erstellt.<br />

Die Dachkonstruktion wurde mit einem<br />

leichten Stahltrapezblech, die Treppenhäuser<br />

in Stahlbetonfertigteilkonstruktion<br />

ausgeführt.<br />

Das mehrgeschossige Gebäude, als offene<br />

Großgarage mit gesamt zehn Ebenen in<br />

Splitt-Level-Anordnung konzipiert, weist<br />

Abmessungen von ca. 49 m x 85 m und eine<br />

Höhe von 14,15 m auf.<br />

Mäandrierende Öffnungen in der Fassade,<br />

einer vorgehängten Bekleidung aus Lochblechkassetten,<br />

akzentuieren das Haus<br />

und ermöglichen vielfältige Blickbeziehungen<br />

in die Umgebung.<br />

Nachhaltiges Bauen<br />

Umweltgesichtspunkte und Ressourcenschonung<br />

spielten bei der Konzeption eine<br />

bedeutende Rolle. So wurden Planungsgrundsätze<br />

für nachhaltiges Bauen aufgestellt<br />

und bei der Errichtung des Parkhauses<br />

mit den folgenden Maßnahmen<br />

umgesetzt:<br />

– Die Beleuchtungsanlage der Parkebenen<br />

wie die Beleuchtung der<br />

Zu- und Ausfahrtbereiche wurden<br />

zukunftsorientiert in LED-Technik<br />

ausgeführt, ihre Steuerung erfolgt<br />

mittels Helligkeits- und Bewegungssensoren.<br />

– Niederschlags- und Schleppwasser<br />

werden ausschließlich der Versickerung<br />

zugeführt, ein Anschluss an das<br />

öffentliche Abwasserkanalnetz ist<br />

nicht vorhanden.<br />

Erschließung: Zugang, Aufzugsturm und Einfahrtsbereich<br />

© Christian Kernchen/Goldbeck GmbH<br />

– Für die Elektromobilität entstand eine<br />

Stromtankstelle, die für zunächst vier<br />

Fahrzeuge eingerichtet ist.<br />

– Auf der gesamten Dachfläche befindet<br />

sich eine Photovoltaikanlage zur<br />

Stromeinspeisung in das öffentliche<br />

Netz.<br />

– Im Gebäude selbst ist keine Installationstechnik<br />

für Sanitär-, Lüftungsund<br />

Heizungsanlagen verbaut.<br />

– Der Barrierefreiheit für Menschen mit<br />

Mobilitätseinschränkungen wurde<br />

durch die Einrichtung von Aufzugsanlagen,<br />

ebenerdigen Übergängen<br />

und ausreichenden Türdurchgangsbreiten<br />

Rechnung getragen.<br />

Mit der Fertigstellung des Parkhauses<br />

konnte ein erster wichtiger Schritt in der<br />

Neustrukturierung des Gesamtareals<br />

abgeschlossen werden.<br />

Frank Welzbacher<br />

RitterBauerArchitektenGmbH,<br />

Aschaffenburg<br />

Mäandrierende Fassadeneinschnitte<br />

© Christian Kernchen/Goldbeck GmbH<br />

Bauherr<br />

Linde AG, München<br />

Architekten<br />

RitterBauerArchitektenGmbH, Aschaffenburg<br />

Landschaftsarchitekten<br />

terra.nova, München<br />

Generalunternehmer<br />

Goldbeck Süd GmbH, Niederlassung München<br />

24]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Parkhäuser am Flughafen Zürich<br />

Maßnahmen zur Erneuerung und Erweiterung<br />

Ausgangslage<br />

Im Jahr 2012 wurde der Flughafen Zürich<br />

von 24,80 Millionen Passagieren frequentiert;<br />

in der gleichen Zeit wurden insgesamt<br />

418.751 t Fracht transportiert. Zu Spitzenzeiten<br />

in den Ferien beträgt das Passagieraufkommen<br />

bis zu 90.000 Personen pro Tag.<br />

Das macht Zürich-Kloten zu einer internationalen<br />

Verkehrsdrehscheibe. Auch als<br />

Wirtschaftsstandort ist der Flughafen für<br />

die Schweiz und das benachbarte Ausland<br />

von sehr großer Bedeutung, da hier über<br />

21.000 Personen in mehr als 260 verschiedenen<br />

Firmen beschäftigt sind.<br />

Die verkehrstechnisch hervorragende Vernetzung<br />

mit rund 1.000 Bahn- und Busverbindungen<br />

ermöglicht es, dass Passagiere,<br />

Mitarbeitende und Besucher ressourcenschonend<br />

an- und abreisen können. So<br />

lässt sich fast die Hälfte der Personentransporte<br />

über öffentliche Verkehrsmittel<br />

abwickeln. Für den motorisierten Individualverkehr<br />

bietet der Flughafen mit ca.<br />

17.000 mehrheitlich sehr nahe bei den<br />

Terminals gelegenen Stellplätzen ebenfalls<br />

optimale Verhältnisse.<br />

Einzelne Parkierungsanlagen am Flughafen<br />

Zürich sind seit über 40 Jahren im Dauerbetrieb<br />

und infolge des wachsenden Passagieraufkommens<br />

an Spitzentagen im<br />

Frühling und Herbst bis zum letzten Stellplatz<br />

voll ausgelastet. Seit rund zehn Jahren<br />

ist daher der Prozess im Gange, die<br />

bestehenden Parkhäuser zu ertüchtigen<br />

und zweckmäßig zu erweitern. Die Flughafen<br />

Zürich AG beschäftigt dazu Bauprojektleiter,<br />

die als interne Bauherrenvertreter<br />

die Gesamtkoordination zwischen<br />

der vielschichtigen Bestellerorganisation<br />

und den externen (General-)Planern wahrnehmen.<br />

Lage der Parkhäuser P 1, P 2, P 3, P 6 und P 7<br />

© Flughafen Zürich AG<br />

Ertüchtigung bestehender Bauten<br />

Die in den Jahren 1973–1983 als Elementbauten<br />

erstellten Parkhäuser P 1, P 2 und<br />

P 6 weisen heute zwölf Geschosse auf,<br />

ihre Grundrissflächen betragen zwischen<br />

6.000 m² und 7.500 m 2 . Die Lasten werden<br />

über Stahlstützen in die Fundamente abgeleitet,<br />

die Verbände bestehen aus Stahlprofilen.<br />

Die Decken sind aus Rippenplatten<br />

gefügt, die auf vorgespannten<br />

Unterzügen lagern. Der bewehrte Überbeton<br />

wirkt im Verbund mit, um die Kraftübertragung<br />

auf die Rippen sowie horizontal<br />

die Scheibenwirkung der Decke<br />

sicherzustellen. Der Überbeton selbst als<br />

oberste Schicht bildete gleichzeitig den<br />

Belag, eine Abdichtung fehlte. Durch<br />

ungenügende Entwässerung, Fehlstellen<br />

im Beton wie Risse und Abplatzungen,<br />

nicht ausreichend funktionierende Dilatationen<br />

sowie Fugen zu den Stützen konnten<br />

Chloride über lange Zeit fast ungehindert<br />

in die Konstruktion eindringen.<br />

Bei einer Bauaufnahme wurden, bezogen<br />

auf den Zementgehalt, sehr hohe Chloridkonzentrationen<br />

von einigen Masseprozenten<br />

gemessen. Die statisch wichtige<br />

Bewehrung zeigte massive Korrosionsschäden,<br />

teilweise waren Stäbe vollstän-<br />

dig korrodiert. Hinzu kommt, dass die<br />

Bauten aus heutiger Sicht Defizite für die<br />

außergewöhnliche Bemessungssituation<br />

»Erdbeben« aufweisen.<br />

Im Rahmen der Sanierung wird der Überbeton<br />

mittels Höchstdruckwasserstrahlen<br />

(HDW) entfernt und die noch vorhandene<br />

Bewehrung ausgebaut. Mit dem neuen<br />

Beton wird nicht nur die Tragsicherheit<br />

wiederhergestellt, sondern es werden<br />

nun auch Gefälleverhältnisse geschaffen,<br />

die eine funktionierende Entwässerung<br />

ermöglichen.<br />

Abtrag des Überbetons mittels HDW<br />

© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [25


Saniertes Geschoß in bestehendem Parkhaus<br />

© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />

Ein hochwertiger Sika-Parkdeckbelag,<br />

der zudem optimal an den vertikalen Bauteilen<br />

hochgezogen wird, sorgt künftig für<br />

einen idealen Schutz der Konstruktion.<br />

Die optische Aufwertung wie die Benutzerfreundlichkeit<br />

für die Fußgänger und ideale<br />

Eigenschaften für die Fahrzeuge zeichnen<br />

die gewählten Beläge zusätzlich aus.<br />

Durch das Auswechseln von Verbänden<br />

sowie die Verstärkung der Knotenbleche<br />

kann auch bezüglich Erdbebensicherheit<br />

ein normgerechter Zustand herbeigeführt<br />

werden.<br />

Für die Sanierungen werden jeweils drei<br />

übereinanderliegende Geschosse gesperrt.<br />

Die Arbeiten können damit sehr effizient<br />

umgesetzt werden, gleichzeitig steht der<br />

Großteil der Geschosse während dieser<br />

Zeit uneingeschränkt zur Verfügung.<br />

Konzeption der Neubauten<br />

Parallel zur Sanierung des Parkhauses<br />

P 6 erfolgt dessen Erweiterung in zwei<br />

Etappen. Während die Süderweiterung<br />

zum Sommer <strong>2013</strong> fertiggestellt sein wird,<br />

soll auf der Ostseite mit dem Neubau<br />

des Parkhauses P 7 noch in diesem Jahr<br />

gestartet werden; die rechtskräftige Baubewilligung<br />

liegt bereits vor. Im Endzustand<br />

werden drei statisch unabhängige Baukörper,<br />

die optisch als ein Gebäude wahrgenommen<br />

werden, bei zwölf Geschossen<br />

bzw. der aus dem Bestand vorgegebenen<br />

Gesamthöhe von knapp 40 m und einer<br />

Grundrissfläche von 16.700 m 2 insgesamt<br />

7.500 Stellplätze aufweisen. Damit wird<br />

die Anlage zu den größten Parkhäusern<br />

in Europa gehören.<br />

Der städtebaulichen Anordnung der Parkhausbauten<br />

liegt ein rigider Masterplan<br />

zugrunde. Aufgereiht entlang einem Kreisbogen<br />

und im Grundriss als Kreissegment<br />

ausgelegt, ergeben sie eine schlüssig<br />

gestaltete Reihe, welche das Gesicht<br />

des Flughafens mitprägt. Die Erweiterung<br />

des Parkhauses P 6 bildet dabei den Übergang<br />

zur linearen Ausrichtung der Frachtgebäude.<br />

Lediglich der zwischen den Parkhäusern<br />

P 1 und P 6 inzwischen realisierte,<br />

streng rechtwinklige Baukörper des SAS-<br />

Hotels durchbricht das ursprüngliche<br />

Bebauungsmuster. Das Parkhaus P 7 stellt<br />

mit seiner Größe und Höhe als imposantes<br />

Kopfgebäude den Abschluss der Reihe<br />

der Parkbauten dar. Für den mit dem Auto<br />

anreisenden Besucher oder Passagier<br />

wird es den ersten Eindruck des Flughafens<br />

Zürich bestimmen und damit zu<br />

seiner Visitenkarte werden.<br />

Eine sorgfältig gestaltete Leichtmetallfassade<br />

aus geschoßhohen, gezogenen<br />

Aluminiumlamellen soll diesem Aspekt<br />

gebührend Rechnung tragen. Jede zweite<br />

Lamelle wird daher mit einer Neigung<br />

nach innen montiert, womit insgesamt<br />

eine plastische Tiefenwirkung entsteht,<br />

aus der bei abendlicher Beleuchtung ein<br />

spannendes Lichtspiel resultiert. Darüber<br />

hinaus dient die Fassade als Personenabsturzsicherung,<br />

während die Absturzsicherung<br />

für Pkws durch drei übereinander<br />

angeordnete Drahtseile gegeben<br />

ist.<br />

Fassadenmuster mit Aluminiumlamellen<br />

© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />

Normalgeschosse in den Parkhäusern P 6 und P 7<br />

© Stutz + Bolt + Partner Architekten AG<br />

26]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Künftiges Erscheinungsbild der P 6-Erweiterung<br />

© Stutz + Bolt + Partner Architekten AG<br />

Mit einem Öffnungsanteil von 25 % sorgt<br />

die Fassade nicht nur für angenehme Lichtverhältnisse<br />

im Innern, sondern stellt auch<br />

die aus brandschutztechnischer Sicht<br />

erforderliche natürliche Querlüftung sowie<br />

Entrauchung sicher. Eine mittlere Brandschutzachse<br />

teilt die Geschosse in je zwei<br />

Brandabschnitte, wobei die Fahrgassen<br />

mit automatischen Toren bestückt sind.<br />

Die Anlage ist an das übergeordnete Verkehrsnetz<br />

des Flughafens angeschlossen,<br />

welches über eine direkte Anbindung an<br />

das Autobahnnetz verfügt. Intern ermöglichen<br />

zwei Spindelrampen eine sehr effiziente<br />

Erschließung mit einem hohen Benutzerkomfort.<br />

Die Senkrecht-Parkierung entspricht<br />

der Komfortstufe B der Schweizer<br />

Norm »Parkieren« (SN 640 291 a, 2006).<br />

Für die Neubauten kommen Großbohrpfähle<br />

mit einem Durchmesser von 118 cm<br />

und einer Länge von 17 m als Tiefgründung<br />

zur Ausführung, um die konzentrierten<br />

Lasten in den Baugrund einzuleiten, womit<br />

ebenfalls Setzungsdifferenzen zum<br />

Bestand minimiert werden.<br />

Die Regelgeschosse sind als Stahl-Beton-<br />

Verbunddecken mit Haupt- und Sekundärträgern<br />

sowie Trapezblech und Überbeton<br />

ausgebildet. Das Dach, auf dem eine<br />

Photovoltaikanlage angeordnet wird, ist<br />

als reiner Stahlbau konzipiert. Diese Bauweise<br />

stellt nicht nur eine sehr wirtschaft-<br />

Baugrube samt Verbau und Großbohrpfählen<br />

© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />

Erweiterung von P 6: Stahlbaumontage<br />

© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [27


Verlegen der Rollbewehrung<br />

© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />

liche Lösung dar, sondern ermöglicht ebenso<br />

eine kurze Bauzeit, die durch weitere<br />

Maßnahmen, wie beispielsweise den<br />

Einsatz von Rollbewehrungen (Bamtec),<br />

zusätzlich begünstigt wird. Gleichermaßen<br />

erlaubt der Verzicht auf Abstützungen im<br />

Errichtungszustand den parallelen Ausbau<br />

in den unteren Geschossen. Das Raster für<br />

die Stahlstützen resultiert einerseits aus<br />

den Abständen der vorhandenen Struktur,<br />

andererseits aus der Optimierung des<br />

Tragwerks, womit beim Parkhaus P 7<br />

innerhalb des Rasters jeweils vier Stellplätze<br />

vorgesehen sind.<br />

Eigenschwingform im Finite-Elemente-Modell<br />

© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />

Durch die bereits im Gefälle montierten<br />

Hauptträger ist eine nach innen führende<br />

Entwässerung realisierbar, weshalb auf<br />

lasteinbringende Gefällebetone verzichtet<br />

werden konnte. Auch teure und für den<br />

Unterhalt nicht zweckmäßige Randborde<br />

entfielen damit.<br />

Entsprechend den unterschiedlichen<br />

Bauweisen und Geometrien – die vorhandene<br />

Struktur weist zum Beispiel andere<br />

Dimensionen infolge Betonbauweise auf –<br />

werden die drei Baukörper statisch voneinander<br />

getrennt. Der lichte Abstand von<br />

knapp 0,50 m trägt zudem den unterschiedlichen<br />

Schwingformen Rechnung, spezielle<br />

Übergangskonstruktionen ermöglichen<br />

dabei eine ebene Überfahrt und lassen für<br />

den Gebrauchszustand Bewegungen bis zu<br />

80 mm zu. Die Lagerung der beweglichen<br />

Stahlelemente ist so konzipiert, dass sie<br />

bei Erdbebenschwingungen über Keile<br />

aus der Konstruktion geschoben werden,<br />

womit eine Koppelung der Baukörper<br />

verhindert wird.<br />

Die vertikale Gebäudeaussteifung in<br />

den beiden Hauptrichtungen wird mittels<br />

K-Verbänden gewährleistet. Neben ästhetischen<br />

Vorteilen gegenüber Kreuzverbänden,<br />

bei denen die druckschlaffen<br />

Diagonalen meist ausknicken, spricht für<br />

ihre Verwendung das deutlich steifere<br />

Gebäudeverhalten, wodurch der lichte<br />

Abstand der Baukörper reduziert und die<br />

aufwendigen Überfahrtkonstruktionen<br />

vereinfacht werden können.<br />

Um eine maximale Lebensdauer bei geringen<br />

Erhaltungskosten zu erzielen, wurden<br />

analog zur Sanierung des Bestandes nicht<br />

nur alle Details und Anschlüsse sehr sorgfältig<br />

geplant, sondern gerade auch dem<br />

in puncto Risse optimierten Überbeton und<br />

dem Schutz durch einen qualitativ hochwertigen<br />

Sika-Parkdeckbelag besondere<br />

Beachtung geschenkt. Die Verwendung<br />

von feuerverzinktem Stahl führt hier ebenfalls<br />

zur Minimierung der Unterhaltskosten.<br />

Fazit<br />

Die meisten jahrzehntealten Parkhausbauten<br />

weisen inzwischen einen beträchtlichen<br />

Erneuerungsbedarf auf. Die Erfahrungen<br />

mit ihren Alterungsprozessen<br />

helfen, sie heute qualitativ hochwertig zu<br />

sanieren bzw. die entsprechenden Erkenntnisse<br />

in die Konzeption von Neubauten<br />

einfließen zu lassen – mit dem Fokus auf<br />

einer ganzheitlichen Life-Cycle-Betrachtung.<br />

Die Nutzerfreundlichkeit steht aber<br />

gleichermaßen im Vordergrund, das heißt,<br />

dem äußeren Erscheinungsbild dieser<br />

Bauwerke und einer hellen, angenehmen<br />

Atmosphäre im Innern sowie dem Fahrkomfort<br />

ist große Beachtung zu schenken.<br />

Maßnahmen zur Ertüchtigung und Erweiterung<br />

bestehender Parkhäuser müssen<br />

meist unter laufendem Betrieb umgesetzt<br />

werden. Dies stellt besonders hohe Anforderungen<br />

an den Bauherrn sowie die<br />

Planer- und Bauorganisation, um die<br />

geforderten Termine, Umsetzungsqualität<br />

und Kosten einhalten zu können. Eine ausgeprägt<br />

positive Umgangskultur unter den<br />

Beteiligten ist dabei ein wesentlicher<br />

Schlüssel zum Erfolg.<br />

Beat Burkhard, Dipl. Arch. ETH<br />

Projektleiter und Bauherrenvertreter<br />

Flughafen Zürich AG<br />

Martin Deuring, Dr. Dipl. Bauing. ETH<br />

Generalplaner<br />

Bauherr<br />

Flughafen Zürich AG, Zürich<br />

Generalplaner (Bauingenieure)<br />

Dr. Deuring + Oehninger AG, Dipl. Bauingenieure<br />

ETH SIA USIC, Winterthur<br />

Architekten<br />

Stutz + Bolt + Partner Architekten AG, Winterthur<br />

Verkehrsplaner<br />

Enz & Partner GmbH, Zürich<br />

Haustechnikplaner<br />

A-Projekt AG, Adetswil<br />

Spalinger Planungsbüro für<br />

Haustechnik und Fachkoordination, Baden<br />

3-Plan Haustechnik AG, Winterthur<br />

28]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Parkhaus für zwei Fraunhofer-Institute in Aachen<br />

Neubau mit artifizieller Grünfassade<br />

Forschungsfelder mit Potential<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung<br />

der angewandten Forschung e.V. siedelt<br />

am Campus der RWTH Aachen ein Kompetenzzentrum<br />

für Wachstumsmärkte an.<br />

Hierfür werden die benachbarten Institute<br />

für Lasertechnik (ILT) sowie für Produktionstechnologie<br />

(IPT) um insgesamt ca. 5.300 m²<br />

Labor- und Bürofläche erweitert. Im Rahmen<br />

eines 2009 ausgeschriebenen VOF-<br />

Verfahrens zum Projekt »Aachener Kompetenzzentrum<br />

Hightech-Produktion für<br />

Wachstumsmärkte, Erweiterung der Fraunhofer-Institute<br />

ILT + IPT in Aachen« überzeugte<br />

das Konzept aus dem Büro JSWD<br />

Architekten, die im September des gleichen<br />

Jahres den Auftrag erhielten.<br />

Die neuen strategischen Forschungsfelder<br />

der Hightech-Produktionstechnik und der<br />

Nano-Photonik komplettieren die Profile<br />

der schon vorhandenen Institute, so dass<br />

am Standort Aachen ein in Europa einzigartiges<br />

Kompetenzzentrum für ein Marktsegment<br />

mit hohem Wachstumspotential<br />

entsteht, das künftig einen Beitrag zur<br />

wirtschaftlichen Entwicklung der Region<br />

leisten soll.<br />

JSWD Architekten positionierten die Erweiterungsflächen<br />

um einen neuen Vorplatz<br />

an der Steinbachstraße. Die durch die<br />

Neubauvolumen geschaffene Torsituation<br />

definiert die Adresse der beiden Institute<br />

neu und führt Mitarbeiter wie Besucher<br />

selbstverständlich zu den Haupteingängen,<br />

die mit einer großzügigen Dachstruktur<br />

versehen werden. Funktionale Mängel im<br />

Bestand werden behoben, seine Erschließung<br />

erweitert.<br />

Der aus dem Wachstum resultierende zusätzliche<br />

Raumbedarf wird durch bauliche<br />

Erweiterungsmaßnahmen auf dem vorhandenen<br />

Institutsgelände abgedeckt, da<br />

innerhalb der vorhandenen Gebäudestrukturen<br />

der Institutsgebäude keine weiteren<br />

Flächen mehr geschaffen werden können.<br />

So kann unter anderem auch die bereits<br />

vorhandene Infrastruktur der Bestandsgebäude<br />

genutzt werden. Der Abschluss<br />

der Gesamtbaumaßnahme ist für 2014<br />

terminiert.<br />

Fassade als »vertikale Blumenwiese«<br />

© Thomas Lewandowski<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [29


Das neue Parkhaus<br />

Da die Erweiterungsbauten teilweise auf<br />

bislang als Parkplatzflächen genutzten<br />

Freiräumen realisiert werden, die durch<br />

die Nachverdichtung nun entfallen, und<br />

außerdem durch die Erweiterungsbauten<br />

der Stellplatzbedarf erhöht wird, war eine<br />

Neustrukturierung der Parkmöglichkeiten<br />

notwendig. In einem ersten Bauabschnitt<br />

entstand deshalb auf der benachbarten<br />

Erweiterungsfläche der Fraunhofer Gesellschaft<br />

ein Parkhaus, das bereits im Sommer<br />

2012 fertiggestellt wurde.<br />

Der Bau ist quer zur Hauptstraße angeordnet<br />

und wird über eine Zufahrt im<br />

90°-Winkel zu dieser erschlossen. An<br />

die Zufahrt angegliedert sind weitere,<br />

in den Außenanlagen untergebrachte<br />

Stellplätze.<br />

Institute<br />

Lageplan<br />

© JSWD Architekten<br />

Schnitt<br />

© JSWD Architekten<br />

Parkhaus<br />

Erdgeschoßebene<br />

© JSWD Architekten<br />

Ebenen 3–8<br />

© JSWD Architekten<br />

Das Grundstück fällt von Süden nach<br />

Norden um 4 m ab, in West-Ost-Richtung<br />

hingegen weist es nur ein geringes Gefälle<br />

auf. Der Baukörper entwickelt sich aus<br />

dem vorhandenen Gelände heraus und<br />

orientiert sich in Anordnung und Dimensionen<br />

an den Raumkanten der benachbarten<br />

Bestandsbauten.<br />

Das Erdgeschoßniveau des Parkhauses<br />

nimmt Bezug auf die bestehenden Geländehöhen<br />

im nördlichen Teil des Grundstücks,<br />

wodurch eine ebenerdige Zu- und<br />

Ausfahrt ermöglicht wurde. Der Höhenunterschied<br />

zu den Fraunhofer-Instituten<br />

ILT und IPT im Westen wird durch eine<br />

bestehende Freitreppenanlage überwunden.<br />

An den Schmalseiten des Baukörpers<br />

im Westen und Osten ist das vorhandene<br />

Gelände abgeböscht.<br />

Das quaderförmige Parkhaus hat eine<br />

Grundfläche von ca. 2.000 m 2 und ist in<br />

acht Parkebenen zu je 38 Parkeinheiten in<br />

Split-Level-Bauweise aufgeteilt. Insgesamt<br />

bietet es Platz für 300 Pkws, die Stellplätze<br />

sind im 90°-Winkel zur Fahrbahn orientiert.<br />

Die vertikale Erschließung für Fußgänger<br />

erfolgt über zwei offene Treppenräume<br />

an den Schmalseiten des Gebäudes.<br />

Die Belüftung der untersten Ebene erfolgt<br />

im Süden über zwei Lichtschächte. Die<br />

obersten Ebenen sind nicht überdacht.<br />

30]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Wirkung der Fassade bei Dunkelheit<br />

© Thomas Lewandowski<br />

Konstruktion und Idee<br />

Als Bauweise wurde eine effiziente Verbundkonstruktion<br />

aus Stahl und Beton<br />

gewählt, die die einzelnen Ebenen stützenfrei<br />

überspannt. Als Aussteifungen fungieren<br />

die Treppenhauskerne und Auskreuzungen<br />

von einzelnen Fassadenfeldern.<br />

Die Statik des Parkhauses genügt damit<br />

auch den Anforderungen aus der Erdbebenzone<br />

3, in der Aachen liegt.<br />

Der Fassadengestaltung des Parkhauses<br />

liegt das architektonische Bild einer »vertikalen<br />

Blumenwiese« zugrunde. Dieses<br />

Konzept wird mittels einer offenen Fassade<br />

aus unregelmäßig angeordneten,<br />

farbig variierten Aluminiumwinkeln in<br />

zwei versetzten Ebenen umgesetzt. Bei<br />

den gewählten Farbtönen dominieren<br />

grüne Farben, durchmischt mit roten<br />

und blauen Winkelprofilen. So erhält die<br />

Gebäudehülle eine Leichtigkeit und fügt<br />

sich harmonisch in die Landschaft ein.<br />

Die Gestaltung der Außenanlagen mit<br />

Rasen- und Bodendeckerbepflanzungen<br />

verstärkt den Eindruck einer aus ihrer<br />

Umgebung emporwachsenden Struktur.<br />

Je nach Blickwinkel wirkt das Gebäude<br />

offen und transparent oder geschlossen.<br />

Nachts leuchtet das Parkhaus, und die<br />

äußere Kubatur scheint sich aufzulösen.<br />

Kim Steffens<br />

JSWD Architekten,<br />

Köln<br />

Aluminiumwinkel in zwei Ebenen<br />

© Thomas Lewandowski<br />

Eindruck von Offenheit<br />

oder Geschlossenheit<br />

© Thomas Lewandowski<br />

Bauherr<br />

Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der<br />

angewandten Forschung e.V., München<br />

Nutzer<br />

Fraunhofer-Institut für Lasertechnik (ILT), Aachen<br />

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT),<br />

Aachen<br />

Architekten<br />

JSWD Architekten, Köln<br />

Tragwerksplanung<br />

IDK Kleinjohann GmbH & Co. KG, Köln<br />

Haustechnik<br />

Carpus+Partner AG, Aachen<br />

Elektrotechnik<br />

Müller & Bleher Filderstadt GmbH & Co. KG,<br />

Filderstadt<br />

Bauphysik<br />

Tohr Bauphysik GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach<br />

Brandschutz<br />

BFT Cognos GmbH, Aachen<br />

Freianlagenplanung<br />

JSWD Architekten, Köln<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [31


Parkhaus im Bad Hersfelder Schilde-Park<br />

Gelungene Einbindung in die Landschaft<br />

Entwurfsskizze<br />

© Dorbritz Architekten<br />

Neues Leben im Industrieareal<br />

Als Benno Schilde Ende des 19. Jahrhunderts<br />

in Bad Hersfeld seine gleichnamige<br />

Maschinen- und Apparatefabrik gründete,<br />

lag diese noch außerhalb des innerstädtischen<br />

Bereichs. Hier ließ er für die Fertigung<br />

von industriellen Trocknungsanlagen<br />

Verwaltungsbauten und Montagehallen<br />

in anspruchsvoller Backstein-Industriearchitektur<br />

errichten.<br />

Über die Jahre wuchsen Stadt und Unternehmen<br />

gleichermaßen, und auf dem Areal<br />

entstanden weitere Anlagen. Nach mehreren<br />

Umfirmierungen fusionierte die<br />

Schilde AG in den 1970er-Jahren zur Büttner-Schilde-Haas<br />

AG, aus der später die<br />

Babcock BSH und seit 2002 Grenzebach<br />

BSH wurde. Diese zog 2009 auf ein neues<br />

Firmengelände in einem außerhalb gele-<br />

genen Gewerbegebiet. Zurück blieb ein<br />

großes Areal, das bis Ende 2012 zum<br />

Schilde-Park umgestaltet wurde.<br />

Holzskulptur in der Landschaft<br />

© Stefan Marquardt<br />

Lageplan<br />

© Dorbritz Architekten<br />

32]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Semitransparente Struktur vor denkmalgeschütztem Ensemble<br />

© Stefan Marquardt<br />

Dessen Mittelpunkt bilden heute zwei<br />

Industriedenkmäler aus den Jahren 1904<br />

und 1908, die für Veranstaltungs- und Ausstellungszwecke<br />

umgebaut und instandgesetzt<br />

wurden. Durch den Rückbau vieler<br />

weiterer Büro- und Fertigungshallen entstand<br />

um sie herum eine innerstädtische<br />

Park- und Erholungslandschaft. Damit bei<br />

Veranstaltungen ausreichend Parkraum<br />

zur Verfügung steht, war außerdem der<br />

Bau eines neuen Parkhauses notwendig,<br />

an das in dieser Umgebung hohe funktionale<br />

und ästhetische Ansprüche gestellt<br />

wurden. Außerdem sollte es kostengünstig<br />

und wirtschaftlich sein.<br />

Konstruktion mit Lichtspielen<br />

© Stefan Marquardt<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [33


Schnitt<br />

© Dorbritz Architekten<br />

Systemkonstruktion …<br />

Um die zweigeschossige Anlage in die<br />

neue landschaftlich gestaltete Umgebung<br />

einzufügen und zu einer Bereicherung<br />

werden zu lassen, entschied man sich für<br />

eine Systemkonstruktion aus Stahl und<br />

Beton, die von einer räumlich komplex<br />

gefalteten Fassade ummantelt ist. Die<br />

Ebenen sind gegeneinander versetzt und<br />

nutzen den Geländeverlauf. Auf diese<br />

Weise tragen sie dazu bei, die Rampenlänge<br />

zu minimieren.<br />

Die Fassade besteht aus einer vorgefertigten<br />

auskragenden räumlichen Struktur<br />

aus Stahlrohren, die mit der Systemkonstruktion<br />

verbunden ist. Auf ihr sind jeweils<br />

parallel in der Fläche angeordnete Holzlamellen<br />

montiert. Das unbehandelte<br />

Lärchenholz bindet sich wie selbstverständlich<br />

in die Grünanlage ein. Im Laufe<br />

der Zeit wird die intendierte Verwitterung<br />

der Verkleidung den Übergang zwischen<br />

Gelände und Gebäude verwischen lassen.<br />

Schon jetzt fallen die Hell-Dunkel-Kontraste<br />

ins Auge.<br />

Lärchenholz auf Stahlrohrunterkonstruktion<br />

© Dorbritz Architekten<br />

Erdgeschoß<br />

© Dorbritz Architekten<br />

Mit ihrer lebendig gestalteten Außenhaut<br />

setzt die Konstruktion gestalterische Akzente.<br />

Die Architektur versteht sich dabei<br />

als gefaltete Interpretation und Weiterführung<br />

des modellierten Landschaftsraumes.<br />

Je nach Standort des Betrachters<br />

erscheint die Parkstruktur als leicht transparenter<br />

beziehungsweise geschlossener<br />

Landschaftskörper.<br />

Realisierte Nachhaltigkeit<br />

Durch das Fassadenkonzept mit seiner<br />

offenen Lamellenstruktur werden neben<br />

einer natürlichen Belichtung die notwendige<br />

Entrauchung und Durchlüftung des<br />

Gebäudes gewährleistet. So ließen sich<br />

Material, Energie und Kosten für ein<br />

Belüftungs- und Entrauchungssystem<br />

einsparen.<br />

Insgesamt wurde großer Wert auf Nachhaltigkeit<br />

gelegt. Zum einen durch ein präzise<br />

umgesetztes Nutzungskonzept, zum<br />

anderen durch den Einsatz großflächiger<br />

Photovoltaikelemente auf Teilen der Dachflächen,<br />

mit deren Hilfe Energie gewonnen<br />

wird. Es ist bei diesem Parkhaus gelungen,<br />

den Eingriff in die Landschaft so gering wie<br />

möglich zu halten. Insgesamt stehen den<br />

Benutzern ca. 190 Stellplätze auf den zwei<br />

Geschossen zur Verfügung.<br />

Dipl.-Ing. Frank Dorbritz<br />

»Eckausbildung«<br />

© Stefan Marquardt<br />

Bauherr<br />

Wirtschaftsbetriebe Bad Hersfeld GmbH,<br />

Bad Hersfeld<br />

Architekten<br />

Dorbritz Architekten, Bad Hersfeld<br />

Generalunternehmer<br />

Goldbeck West GmbH, Kassel<br />

34]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Erscheinungsbild entlang der Nahum-Goldmann-Allee<br />

© Thomas Ollendorf/Deutsche Telekom AG<br />

Parkhaus der Deutschen Telekom in Bonn<br />

Städtebauliche Eingliederung als Voraussetzung<br />

Entspannte Lage<br />

Seit dem Frühsommer 2012 hat die Deutsche<br />

Telekom ein neues Parkhaus für ihre<br />

Konzernzentrale in Bonn. Mitarbeitern und<br />

Besuchern stehen dort nun insgesamt<br />

630 Stellplätze auf über 17.000 m 2 zur Verfügung.<br />

Dies entspannt die Situation deutlich,<br />

denn rund ein Drittel der 2.500 Beschäftigten<br />

kommt mit dem Auto zur Arbeit.<br />

Bevor aber mit dem Bau des Parkhauses<br />

begonnen werden konnte, gab es im Vorfeld<br />

viele Überlegungen.<br />

Vorgeschichte<br />

Bei der Planung der zwischen 1993 und<br />

1995 errichteten Zentrale der Deutschen<br />

Telekom war auf dem südlich gelegenen<br />

Grundstücksstreifen parallel zur Nahum-<br />

Goldmann-Allee ein Erweiterungsgebäude<br />

als zweiter Bauabschnitt vorgesehen. Die<br />

Abmessungen und die Nutzung als Bürohaus<br />

wurden im damals von der Stadt<br />

Bonn erstellten Bebauungsplan festgeschrieben.<br />

Zwischenzeitlich befanden sich<br />

auf dem potentiellen Erweiterungsgrundstück<br />

rund 90 begrünte Besucherstellplätze.<br />

In der Folge jedoch wurde entschieden,<br />

statt eines zweiten Bauabschnitts eine<br />

großzügige Erweiterung auf dem gegenüberliegenden<br />

Areal der ehemaligen<br />

CDU-Zentrale zu realisieren, wo neue<br />

Büroflächen entstanden.<br />

Mit dem Bezug dieser weiteren Büros<br />

wurde der Wunsch nach gut erreichbaren<br />

und günstig zur Telekom-Zentrale gelegenen<br />

Parkierungsflächen immer dringlicher.<br />

Zunächst musste dafür geprüft werden, ob<br />

anstelle der Büroerweiterung ein Parkhaus<br />

errichtet werden konnte. Hierfür lieferten<br />

KBK Architekten aus Stuttgart eine Mach-<br />

Lageplan<br />

© KBK Architekten<br />

barkeitsstudie. Mit der gestalterisch hochwertigen<br />

Fassadenausbildung und der hervorragenden<br />

städtebaulichen Gliederung<br />

sowie Einbindung in das Gesamtensemble<br />

wurden die Auflagen der Stadt Bonn erfüllt,<br />

so dass einer Zustimmung zur Nutzungsänderung<br />

des Bebauungsplans nichts im<br />

Wege stand.<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [35


Erdgeschoß<br />

© KBK Architekten Belz/Lutz<br />

Querschnitte: Treppenhaus und Ausfahrtbereich<br />

© KBK Architekten<br />

Herausforderungen<br />

Das bauliche Konzept des Parkhauses<br />

musste einerseits die Auflagen der Stadt<br />

Bonn berücksichtigen und andererseits<br />

den wirtschaftlichen Gesichtspunkten des<br />

Bauherrn Rechnung tragen. Letztendlich<br />

galt es, eine größtmögliche Stellplatzzahl<br />

auf kleinster Grundrissfläche zu erreichen.<br />

Weitere Aspekte waren eine Anbindung an<br />

den öffentlichen Straßenraum mit den notwendigen<br />

Rückstaulängen sowie die optimale<br />

Verkehrsführung im Parkhaus selbst.<br />

Für die Bebauung stand nur ein 20 m breiter<br />

und 200 m langer Grundstücksstreifen<br />

zur Verfügung, bei dem die Mindestabstände<br />

zum Bestandsgebäude ein- und die<br />

Feuerwehrzufahrt freigehalten werden<br />

mussten. Zudem war die Baumallee entlang<br />

der Nahum-Goldmann-Allee ein zu<br />

beachtendes Kriterium.<br />

Erschwerend kam hinzu, dass das Baufeld<br />

zur Hälfte mit der vorhandenen zweigeschossigen<br />

Tiefgarage der Telekom-Zentrale<br />

unterbaut war, deren Ein- und Ausfahrten<br />

von der Nahum-Goldmann-Allee<br />

in die Planung integriert werden mussten.<br />

Die aus dem Bestand resultierenden Beschränkungen<br />

stellten vor allem für die<br />

Gründungsstatik und die Abwicklung der<br />

Baumaßnahme Herausforderungen dar.<br />

Konzept<br />

Das Parkhaus verfügt über eine mittige<br />

Erschließungsspur mit doppelseitigen<br />

Stellplatzreihen. Die Erschließung erfolgt<br />

über zwei Einfachspindeln an den Gebäudeenden,<br />

die jeweils im Einbahnverkehr frequentiert<br />

werden. Auf diese Weise konnte<br />

die beste Flächenwirtschaftlichkeit erreicht<br />

werden: Je Stellplatz sind unter 25 m²<br />

Bruttogeschoßfläche erforderlich.<br />

Mit der gesamten Ausführung beauftragte<br />

man nach der auf der Entwurfsplanung<br />

basierenden produktneutralen Ausschreibung<br />

den Systemanbieter Goldbeck. Die<br />

Basis für die Umsetzung bildet das Bausystem<br />

Gobacar, die dabei vorgegebene<br />

Tragstruktur besteht aus zwei außenliegenden<br />

Stützenachsen im Abstand von<br />

16,00 m. Die Anpassung der aus dem System<br />

resultierenden Achsabstände von<br />

2,50 m an das vorhandene Untergeschoßtragwerk<br />

erfolgt mittels eines Betonüberzugs,<br />

der auf die Tiefgaragendecke aufgesetzt<br />

wurde und die Lastverteilung auf die<br />

im Abstand von 7,50 m angeordneten<br />

Untergeschoßstützen übernimmt.<br />

Ertüchtigungen in den Untergeschossen<br />

waren nur in den Einfahrts- und Spindelbereichen<br />

erforderlich, da die Lastreserven<br />

aus der ursprünglich geplanten Bürobebauung<br />

aktiviert werden konnten.<br />

36]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Anschluss an die Bestandsbauten<br />

© Thomas Ollendorf/Deutsche Telekom AG<br />

Geschuppte Fassade<br />

Bei der Fassadenausbildung des Parkhauses<br />

waren die Gestaltungsvorgaben<br />

der Stadt Bonn zu berücksichtigen. Für<br />

den rund 200 m langen und 16 m hohen<br />

Baukörper entlang der Nahum-Goldmann-<br />

Straße entschied man sich für eine aus<br />

1,40 m × 2,50 m großen Fassadenplatten<br />

bestehende, geschuppte Gebäudehülle.<br />

Die halbgeschoßhohen Blech- und Glaselemente<br />

sind dabei im Wechsel angeordnet.<br />

Die im Winkel von ca. 10° montierten<br />

Platten gliedern die Fassade deutlich und<br />

erreichen eine auf horizontale Linien ausgerichtete<br />

Gestaltung. Außerdem konnte<br />

so den Belangen des Brandschutzes und<br />

der geforderten Rauchableitung sehr gut<br />

Rechnung getragen werden.<br />

Die drei deutlich vor die Schuppenfassade<br />

gestellten Erschließungstreppen nehmen<br />

die Struktur des Bestandsgebäudes auf<br />

und gliedern den langen Baukörper vor<br />

allem in der Schrägansicht in überschaubare<br />

Einheiten. Die eher an ein Bürohaus<br />

erinnernden Treppentürme zeichnen sich<br />

durch eine großzügige Eckverglasung und<br />

weiße, homogene Putzoberflächen aus.<br />

Eine hochwertige Gestaltung und die Nähe<br />

zur Materialität der Zentrale standen hier<br />

im Vordergrund. Der Anteil der Glasflächen<br />

nimmt zu den Treppenhäusern hin deutlich<br />

zu, so dass mit dieser natürlichen Lichtführung<br />

auf die Ausgänge hingewiesen<br />

werden kann.<br />

Das quadratische Lochbild der silberfarbenen<br />

Blechtafeln ist geometrisch auf die<br />

ebenfalls quadratische Bedruckung der<br />

Glasplatten abgestimmt. Zu den Spindeln<br />

an den Gebäudeenden hin werden die<br />

Verglasungsanteile deutlich reduziert,<br />

da hier eine Blendung des Fahrverkehrs<br />

bei der Rampenfahrt ausgeschlossen<br />

werden musste.<br />

Wechselspiel zwischen Glas- und Lochblechelementen<br />

© KBK Architekten<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [37


Grüner Rücken<br />

Im Kontrast zu der auf technische Präzision<br />

ausgerichteten Straßenfront sollte die<br />

Rückansicht zu den Innenhofbüros des<br />

Bestandsgebäudes als bepflanzte »Grünfläche«<br />

ausgebildet werden. Im Gegensatz<br />

zur modular aufgebauten Straßenfassade<br />

wurde hier ein Edelstahlnetz über eine<br />

Unterkonstruktion gespannt, um als Rankhilfe<br />

für Wilden Wein zu dienen, der hier<br />

langfristig für eine Begrünung sorgen wird<br />

und damit einen naturnahen Anblick aus<br />

den Bestandsbauten ermöglichen soll.<br />

Fassadenansichten und -schnitte Süd und Nord<br />

© KBK Architekten<br />

(Rückseitige) Fahrspindel und Netzkonstruktion vor Fertigstellung<br />

© KBK Architekten<br />

Das neue Parkhaus fügt sich in das bestehende<br />

Ensemble gut ein. Es ist ein ansprechender<br />

Bestandteil des Gesamtgefüges<br />

geworden. Mit den eingesetzten hochwertigen<br />

Fassadenmaterialien und der<br />

realisierten Grünfassade sind die gestalterischen<br />

Anforderungen optimal erfüllt<br />

worden. Die Planungs- und Bauzeit umfassten<br />

knapp zwei Jahre.<br />

Dipl.-Ing. Architekt Wolfgang Lutz<br />

Die helle, offene Tageslichtkonstruktion<br />

erlaubt Aus- wie Einblicke und fördert so<br />

auch die Sicherheit. Insgesamt wurden<br />

auf zwei Ebenen rund 2.000 m² sogenannte<br />

X-Tend-Netze angebracht: Die Struktur<br />

erinnert an einen abstrakten Baum.<br />

Tatsächlich sind es acht nach oben spreizende<br />

Stahlrohre, die, den Ästen eines<br />

Baumes nachempfunden, zur Gliederung<br />

der Grünfassade beitragen. 2.000 Seilführungen<br />

fixieren dabei die unterschiedlichen<br />

I-Sys-Edelstahlseile, an denen<br />

die Edelstahlseilnetze befestigt sind. Um<br />

eine Kontaktkorrosion zwischen Stahlbau<br />

und Seilführung zu verhindern, kam eine<br />

EPDM-Kunststoffschicht zum Einsatz. Die<br />

verwendeten Edelstahlnetze halten hohen<br />

Lasten und Spannungen stand.<br />

Bauherr<br />

Deutsche Telekom AG, Bonn<br />

Architekten<br />

KBK Architekten Belz Lutz<br />

Architektengesellschaft mbH, Stuttgart<br />

Generalunternehmer<br />

Goldbeck West GmbH, Niederlassung Bielefeld<br />

38]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Parkhaus des Heidelberger Zoos<br />

»Wildwechsel« als Charakteristikum<br />

Tierische Begrüßung: Fassade mit aufgedruckten Motiven<br />

© Goldbeck GmbH<br />

Tor zum Tierpark<br />

Wer sich dem Parkhaus des Heidelberger<br />

Zoos nähert, wird mit einem ungewöhnlichen<br />

optischen Effekt begrüßt. Kommt man<br />

von rechts, lässt sich auf der nördlichen<br />

Außenfassade eine Gruppe riesiger Elefanten<br />

erblicken, von links dagegen schaut<br />

von gleicher Stelle eine Herde überdimensionierter<br />

Zebras auf einen herunter.<br />

Welchen Blickwinkel man auch wählt, er<br />

stimmt bestens auf den bevorstehenden<br />

Zoobesuch ein.<br />

Bedruckte Aluminiumlamellen machen diesen<br />

»Wildwechsel« möglich, der nur in der<br />

Schrägansicht erlebbar ist. In der Frontale<br />

hingegen verschwinden die Bilder, und es<br />

wird deutlich, dass die Fassade sehr transparent<br />

und durchlässig ist. Damit bietet<br />

sie ideale Voraussetzungen für ein helles,<br />

sicheres und gut klimatisiertes Parkhaus.<br />

Auch die drei weiteren Fassaden des Parkhauses<br />

wurden transparent gestaltet; sie<br />

sind mit filigranen Ranggittern versehen.<br />

Vom Zebra zum Elefanten …<br />

© Goldbeck GmbH<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [39


Mit der Leichtigkeit in der Außengestaltung<br />

und seinem thematischen Bezug ist die<br />

optische Eingliederung in die Umgebung<br />

bei diesem Parkhaus besonders gut gelungen.<br />

Es ist ein ausdrucksstarkes Tor zum<br />

Zoo geworden, und das im doppelten Wortsinn,<br />

denn hier finden die Besucher nicht<br />

nur Stellplätze, sondern auch das Zoo-<br />

Eingangsgebäude samt Shop-Bereich<br />

liegt in seinem Inneren.<br />

Der Heidelberger Zoo hatte sich jahrelang<br />

mit der Problematik des Parkens und des<br />

Zugangs beschäftigt. Die integrierte<br />

Lösung darf als eine zweifelsohne gelungene<br />

betrachtet werden. Großen Anklang<br />

findet das neue Parkhaus aber auch darüber<br />

hinaus, denn nicht nur Zoobesucher,<br />

sondern auch die Mitarbeiter des benachbarten<br />

Nierenzentrums sowie Patientinnen<br />

und Patienten der Uniklinik nutzen es<br />

regelmäßig.<br />

Offenheit und Komfort<br />

Das ca. 73 m lange, 32,50 m breite und 11 m<br />

hohe Gebäude ist als offene Parkgarage<br />

mit fast 400 Stellplätzen konzipiert. Diese<br />

verteilen sich auf zehn versetzt angeordnete<br />

Halbebenen, die über »leichtgängig«<br />

zu befahrende Halbgeschoßrampen miteinander<br />

verbunden sind. Sollte der Bedarf<br />

steigen, können zwei weitere Ebenen aufgestockt<br />

werden. Jede Ebene ist 16 m breit<br />

und mit einer 6 m breiten Fahrstraße ausgestattet,<br />

die jeweils zwei gegenüberliegende<br />

Stellplatzreihen erschließt. Die<br />

Stahlverbundbauweise ermöglicht große<br />

Spannweiten und damit den weitgehenden<br />

Verzicht auf Stützen, woraus Offenheit,<br />

Helligkeit und Übersichtlichkeit resultieren,<br />

die das Ein- und Ausparken sowie Rangieren<br />

bequemer und sicherer machen. Die<br />

2,50 m breiten Stellplätze erlauben den<br />

Nutzern außerdem ein komfortables Einund<br />

Aussteigen.<br />

Die Fußgängererschließung erfolgt über<br />

ein repräsentativ gestaltetes Treppenhaus<br />

mit leistungsstarker Aufzugsanlage. Eine<br />

hocheffiziente, speziell für Goldbeck-Parkhäuser<br />

entwickelte, stromsparende LED-<br />

Beleuchtung schafft optimale Lichtverhältnisse.<br />

Auch im Hinblick auf die übrige<br />

Technik erfüllt das Parkhaus die zeitgemäßen<br />

Anforderungen.<br />

Parkebenen aus Hochleistungsbeton<br />

© Goldbeck GmbH<br />

Bauweise mit Besonderheiten<br />

Eine Besonderheit stellen die verwendeten<br />

Decken aus Hochleistungsbetonfertigteilen<br />

dar. Dank der Zugabe von Microsilicia<br />

konnte die spezifische Betondichte<br />

erhöht und die Druckfestigkeit sowie der<br />

Widerstand gegen Verschleiß, Erosion,<br />

Frost- und Taumittel gesteigert werden,<br />

so dass keine zusätzliche Beschichtung<br />

notwendig war. Dies führt auch zur Minimierung<br />

für die zu erwartenden Folgekosten<br />

für Wartung und Reparatur.<br />

Als großer Vorteil sowohl bei der Konzeption<br />

als auch bei der späteren Realisierung<br />

erwies sich zudem die elementierte Systembauweise,<br />

die sich gerade bei diesem<br />

Gebäudetypus als ausgesprochen wirtschaftlich<br />

bewährt hat. Da sie auf industriell<br />

vorgefertigte Teile zurückgreift, kann<br />

die Montagegeschwindigkeit gesteigert<br />

und so die Errichtungszeit verkürzt werden,<br />

und zwar bei gleichbleibend hoher Qualität<br />

der einzelnen Bauteile. In Heidelberg<br />

dauerte die Erstellung des Parkhauses<br />

lediglich fünf Monate.<br />

Und: Dass eine solche Bauweise keineswegs<br />

zu Einheitslösungen führt, sondern<br />

großen Raum für kreative Gestaltung lässt,<br />

macht das neue Zoo-Parkhaus eindrücklich<br />

deutlich.<br />

Siegfried Apenbrink<br />

Goldbeck GmbH,<br />

Bielefeld<br />

Bereich der Ein- und Ausfahrt<br />

© Goldbeck GmbH<br />

Bauherr<br />

Tiergarten Heidelberg gGmbH, Heidelberg<br />

Architekten<br />

Kessler De Jonge Architekten und Partner,<br />

Heidelberg<br />

Generalunternehmer<br />

Goldbeck Süd GmbH, Hirschberg<br />

40]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Parkhaus am Hannover Congress Centrum<br />

Stellplätze in denkmalgeschützter Umgebung<br />

Stirnseite des Bauwerks mit Holzspalier<br />

© Olaf Mahlstedt<br />

Anspruchsvolle Nachbarschaft<br />

Die markante Konfiguration der Stadthalle<br />

von Hannover mit Kuppelsaal und Niedersachsenhalle,<br />

von den Architekten Paul<br />

Bonatz und Friedrich Eugen Schöler zwischen<br />

1911 und 1914 erbaut, steht nicht<br />

nur unter Denkmalschutz, sondern genießt<br />

Lageplan<br />

© ASP Architekten Schneider Meyer Partner<br />

im Zusammenhang mit dem angrenzenden<br />

Stadtpark auch Ensembleschutz. Als Hannover<br />

Congress Centrum (HCC) ist sie Veranstaltungsort<br />

vieler Messen und großer<br />

Tagungen. Gelegen im vornehmen Zooviertel,<br />

der einstigen Gartenstadt, mit ihren<br />

Gründerzeitvillen, wo in den 1920er Jahren<br />

schon Reichspräsident Paul von Hindenburg<br />

sein repräsentatives Domizil hatte,<br />

stellt sie die »erste Adresse« Hannovers<br />

dar.<br />

Um den steigenden Stellplatzbedarf zu<br />

decken, wurde entschieden, in ihrer direkten<br />

Nachbarschaft, an der Schackstraße,<br />

auf einem bislang als Parkplatz genutzten<br />

Grundstück zwei überdachte Parkhäuser<br />

mit 900 Stell- sowie Behinderten- und<br />

Busparkplätzen im Außenbereich zu realisieren.<br />

Diese sollten als kostengünstige<br />

offene Parkpaletten mit natürlicher Durchlüftung<br />

konzipiert werden. Dabei galt es<br />

Rücksicht auf das Ensemble zu nehmen<br />

sowie dem Lärmschutz der Anwohner<br />

höchste Priorität zu geben. Leitgedanke<br />

des Entwurfs wurde deshalb die Idee,<br />

die Konstruktion in einen parkähnlichen<br />

Stadtraum zu verwandeln.<br />

Visualisierung: Park und Parkhaus<br />

© ASP Architekten Schneider Meyer Partner<br />

Parkhaus als Park<br />

Das Parkhaus wurde in zwei Einheiten als<br />

Split-Level-Anlage konzipiert, wodurch es<br />

möglich wurde, jeweils eine Parkebene<br />

um ein halbes Geschoß einzugraben. Zur<br />

Integration in den Park und aus Gründen<br />

des Lärmschutzes wurden eine geschlossene<br />

Umbauung mit Gabionen und eine<br />

Begrünung mit hohen Heckenelementen<br />

gewählt. Eine Metallblende im oberen<br />

Fassadenbereich dient ebenfalls dem<br />

Schallschutz und hemmt den Lichtaustritt<br />

von innen nach außen. Ergänzend dazu<br />

wurden die zur Schackstraße sowie zum<br />

HCC hin orientierten Stirnseiten des Parkhauses<br />

mit einem Holzspalier als äußerer<br />

Verkleidung der Betonaußenwände<br />

versehen.<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [41


Zufahrt zwischen den Parkhäusern 1 und 2<br />

© Olaf Mahlstedt<br />

Stahlstruktur mit Betondecken<br />

Die Realisierung erfolgte in zwei Bauabschnitten<br />

als Stahlkonstruktion in verzinkter<br />

Ausführung mit aufgelegten Stahlbetondecken.<br />

Die Umfassungswände der untersten<br />

Parkebene sowie die Treppenräume<br />

wurden in Stahlbetonfertigteilbauweise<br />

realisiert. Die aus Schallschutzgründen<br />

erforderlichen Dachflächen sind flach<br />

geneigt und bestehen aus Trapezblech.<br />

Das hier anfallende Regenwasser wird<br />

über Regenrinnen und Fallrohren gesammelt<br />

und in Versickerungsmulden eingeleitet.<br />

Für den Fahrbahnbelag der oberen Parkebenen<br />

wurde eine Beschichtung, für den<br />

Bodenbelag der untersten Ebenen ein<br />

Beton-Verbundpflaster mit versickerungsfähigen<br />

Fugen gewählt. Zur Abführung des<br />

Schlagregens bzw. des über die Pkws eingebrachten<br />

Regen- oder Schneewassers<br />

erhalten die oberen Parkebenen ein leichtes<br />

Außengefälle, so dass das Wasser am<br />

Rand abtropfen und versickern kann. Die<br />

Eröffnung erfolgte im September 2012.<br />

Barrierefreiheit und …<br />

Die Aufzugsanlage ermöglicht die barrierefreie<br />

Erschließung sämtlicher Ebenen der<br />

größeren Einheit des Parkhauses. Zusätzlich<br />

zu den ebenfalls barrierefreien Behindertenstellplätzen<br />

im Außenbereich sind<br />

im Innern auf der E0-Ebene insgesamt acht<br />

Familienparkplätze ausgewiesen.<br />

Eine 1.500 m² große Photovoltaikanlage auf<br />

dem Dach liefert rund 300 kWp als Spitzenleistung.<br />

Neue öffentliche Grünräume als<br />

Park um das Bauwerk herum bilden den<br />

Übergang zu den angrenzenden hochwertigen<br />

und auch zu den augenblicklich<br />

neuentstehenden Wohnquartieren.<br />

Photovoltaikanlage auf dem Dach<br />

© Olaf Mahlstedt<br />

Wolfgang Schneider<br />

Prof. Wilhelm Meyer<br />

Bauherr<br />

Landeshauptstadt Hannover,<br />

Fachbereich Wirtschaft<br />

Nutzer<br />

Hannover Congress Centrum HCC, Hannover<br />

Projektsteuerung<br />

Landeshauptstadt Hannover,<br />

Fachbereich Gebäudemanagement<br />

Architekten<br />

ASP Architekten Schneider Meyer Partner,<br />

Hannover<br />

Wolfgang Schneider, Prof. Wilhelm Meyer,<br />

Architekten BDA<br />

Mitarbeiter: Harald Fliess (Projektleitung),<br />

Philipp Kahl, Raimund Zimmer, Sebastian Heumann<br />

Tragwerksplanung<br />

Vogel Ingenieure im Bauwesen GmbH, Hannover<br />

Außenanlagen<br />

Gruppe Freiraumplanung Landschaftsarchitekten,<br />

Langenhagen<br />

Verkehrsplanung<br />

SHP Ingenieure GbR, Hannover<br />

Schallschutz<br />

Bonk-Maire-Hoppmann GbR, Garbsen<br />

Stellflächen im Split-Level-System<br />

© Olaf Mahlstedt<br />

Brandschutz<br />

Ingenieurgesellschaft Stürzl mbH, Dollern<br />

42]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Offenheit und Transparenz der Fassade<br />

© Michael Wolff<br />

Parkhaus für das ThyssenKrupp Quartier in Essen<br />

Gestaltung im Sinne einer Corporate Architecture<br />

Campusstruktur als Konzept<br />

Der Auslobungstext für den 2006 ausgeschriebenen,<br />

offenen, internationalen<br />

zweistufigen Architektenwettbewerb hatte<br />

als Leitidee für die Konzeption des neuen<br />

ThyssenKrupp Quartiers in Essen keinen<br />

Solitär, sondern ein in sich geschlossenes,<br />

flächig ausgelegtes Gebäudeensemble<br />

gefordert. Mit einer flexiblen Struktur<br />

gleichberechtigter Bauten wollte man<br />

langfristig auf Veränderungsprozesse<br />

innerhalb des Konzerns reagieren können.<br />

Der gemeinsame Entwurf der Arbeitsgemeinschaft<br />

aus JSWD Architekten, Köln,<br />

und Chaix & Morel et Associés, Paris,<br />

konnte sich damals im Feld der 106 Wettbewerbsteilnehmer<br />

mit dem konsequent<br />

weitergedachten Konzept einer Campusstruktur<br />

durchsetzen.<br />

Ein konsistentes Ensemble<br />

Das rund 17 ha große ThyssenKrupp Quartier<br />

besteht aus einem Gefüge von Einzelbauwerken,<br />

eingebettet in einen grünen,<br />

baumbestandenen Teppich. Verbunden<br />

durch kurze Wege und kleine Plätze, säumen<br />

die Gebäude eine zentrale, ordnende<br />

Achse mit dem großen Wasserbecken und<br />

der »Allee der Welten«.<br />

Fassade aus Stahl- und Streckmetallprofilen<br />

© Christian Richters<br />

Ziel war ein Quartier mit einem kompakten<br />

und homogenen Erscheinungsbild: Auf dem<br />

Campus dominieren filigrane Fassadenkonstruktionen<br />

aus metallischen Werkstoffen<br />

und Glas. Eine durchgängige, geschoßhohe<br />

Verglasung der Etagen stärkt<br />

das Bild von Offenheit und Transparenz<br />

der architektonisch sorgfältig ausgearbeiteten<br />

und aufeinander abgestimmten<br />

Einzelbauten.<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [43


Quer- und Längsschnitt<br />

© JSWD Architekten/Chaix & Morel et Associés<br />

Prinzip von »Schale–Kern«<br />

Das übergeordnete Gestaltungsmotiv, das<br />

auf alle neuen Gebäude des Campus angewendet<br />

wird, ist das Prinzip »Schale–<br />

Kern«. Alle Gebäude im Quartier sind aus<br />

L-förmigen Einzelkörpern zusammengesetzt,<br />

die jeweils eine gemeinsame Mitte<br />

umschließen. Sowohl beim Headquarter<br />

(Q1) als auch beim Q2 und den benachbarten<br />

Verwaltungsgebäuden Q5 und Q7<br />

erfährt die Architektur somit eine eindeutige<br />

Zentrierung. Es gibt zwei Fassadentypen:<br />

Der eine ist in die Mitte orientiert,<br />

der andere bestimmt die Außenseite und<br />

damit die Wirkung der Gebäude zu den<br />

Freianlagen.<br />

Die äußeren Fassaden variieren das Bild<br />

der »rauen Schale«: Im Gebäude Q1 sind<br />

es die horizontalen Lamellen des außenliegenden<br />

Sonnenschutzes, die die »raue<br />

Schale« ausprägen. Auch im Q2 ist der<br />

äußere Sonnenschutz Träger des architektonischen<br />

Gedankens – hier verkörpern<br />

gekantete Lochbleche aus Edelstahl die<br />

durchgängige Gestaltungsidee. Bei Q5 und<br />

Q7 ist der Gedanke der »rauen Schale«<br />

als spielerischer Struktur horizontaler und<br />

vertikaler Edelstahllamellen ausgebildet.<br />

Den Fassaden von Atrien und Innenhöfen<br />

liegt eine andere Gestaltungsidee zugrunde:<br />

Hier sind es großformatige, farbige<br />

Grundrisse: Ebenen 1, 2 und 7<br />

© JSWD Architekten/Chaix & Morel et Associés<br />

Glattbleche, die den Fassadenabschluss<br />

bilden. Fenster zur Belichtung der zu den<br />

Höfen orientierten Büros sind als großformatige,<br />

langgestreckte Öffnungen aus<br />

den Blechen herausgeschnitten. Beide<br />

Fassadentypen haben ihre individuelle<br />

Ausstrahlung, ihre Gesamtwirkung aber<br />

beruht auf der Überlagerung von Schale<br />

und Kern. Die konsequente Anwendung<br />

dieses Prinzips auf alle Gebäude des<br />

Campus war der Schlüssel zum heute<br />

spürbaren homogenen architektonischen<br />

Gesamteindruck des neuen ThyssenKrupp<br />

Quartiers.<br />

Parkhausstruktur als gestaltete Landschaft<br />

© Christian Richters<br />

44]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Tageslicht für die Tiefgarage<br />

© Christian Richters<br />

Heller Parkraum<br />

Eine großflächige Tiefgarage sowie ein<br />

Parkhaus im Osten des Quartiers bieten<br />

Stellplätze für Mitarbeiter und Besucher.<br />

Das Parkhaus mit einer Bruttogrundrissfläche<br />

von ca. 26.165 m² nimmt den Geländeversprung<br />

zum Berthold-Beitz-Boulevard<br />

auf.<br />

Als Bauweise wurde eine Verbundkonstruktion<br />

aus Stahl und Beton gewählt, die<br />

die einzelnen Ebenen weitgehend stützenfrei<br />

überspannt. Die dabei verwendete<br />

sogenannte Additiv-Decke der Firma<br />

Hoesch bot den Vorteil einer hohen Wirtschaftlichkeit<br />

bei kurzer Bauzeit, da sie<br />

sowohl Schalung, Bewehrung als auch<br />

fertige Sichtdecke in einem ist.<br />

Die Parkdecks sind als Split-Level organisiert<br />

und bieten auf sechs Ebenen insgesamt<br />

800 rechtwinklig zur Fahrbahn angeordnete<br />

Stellplätze. Die Dachfläche ist zum<br />

Teil begrünt, Abschnitte der sechsten Parkhausebene<br />

sind nach oben hin offen.<br />

Als Teil der Fassadenfamilie im Thyssen-<br />

Krupp Quartier wurde die Gebäudehülle<br />

hier aus einer Unterkonstruktion aus verzinkten<br />

Stahl- und einer Bekleidung aus<br />

Aluminiumstreckmetallprofilen in schräger<br />

Reihung konstruiert. Die transparente Seite<br />

des Parkhauses ist zum Berthold-Beitz-<br />

Boulevard und damit zum angrenzenden<br />

Krupp-Park hin orientiert. Im Sommer 2010<br />

wurde das Parkhaus als Teil des ersten<br />

Bauabschnitts fertiggestellt.<br />

Kim Steffens<br />

JSWD Architekten,<br />

Köln<br />

Bauherr<br />

ThyssenKrupp AG, Essen<br />

Auftraggeber<br />

ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, Hamburg<br />

Architekten<br />

JSWD Architekten, Köln<br />

Chaix & Morel et Associés, Paris<br />

Tragwerksplanung<br />

IDN Ingenieurbüro Domke Nachfolger GbR,<br />

Duisburg<br />

Elektroplanung<br />

Dörflinger + Beikirch Gesellschaft für<br />

Elektroplanung mbH & Co. KG, Erfurt<br />

Brandschutz<br />

HHP West Beratende Ingenieure GmbH, Bielefeld<br />

Freianlagenplanung<br />

KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH, Duisburg<br />

ThyssenKrupp Quartier mit vorgelagertem Parkhaus<br />

© Michael Wolff<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [45


Design-Carport: Perspektive<br />

© Brunier Ernst Architects<br />

Prototyp eines Design-Carports<br />

Ansatz, Konzept und Realisierung<br />

Einleitung<br />

Zeitgenössische computergestützte Entwurfsprozesse<br />

bieten heute die Möglichkeit,<br />

Lösungen für komplexe architektonische<br />

Systeme zu entwickeln. Hierbei ist<br />

es wichtig, das Potential einer digitalen<br />

Arbeitsmethodik zu erkennen und zu nutzen<br />

und gleichzeitig die Grenzen von Materialverhalten<br />

und Fertigungstechnologien zu<br />

berücksichtigen.<br />

Messestand in München<br />

© Otto Wöhr GmbH<br />

Präsentation des Prototyps<br />

© Otto Wöhr GmbH<br />

Die Otto Wöhr GmbH, ein bekannter Hersteller<br />

von Parksystemen, entwickelte<br />

gemeinsam mit den Architekten Claudia<br />

Ernst und Knut Brunier für die Weltleitmesse<br />

BAU <strong>2013</strong> in München eine Carport-<br />

Vision. Der Design-Carport stellt den Prototyp<br />

eines innovativen digitalen Entwurfsund<br />

Fabrikationsprozesses unter Verwendung<br />

modernster Technologien in der<br />

Blechverarbeitung dar. Das Ergebnis ist<br />

eine gleichzeitig expressive und effiziente<br />

Struktur.<br />

46]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Entwurf und Formfindung<br />

Ausgangspunkt war der Gedanke, ein<br />

leichtes Tragwerk unter ausschließlicher<br />

Verwendung von Stahlblech als Konstruktionswerkstoff<br />

zu entwickeln − ein Material,<br />

das in der Architektur meist als nichttragende<br />

Verkleidung Anwendung findet.<br />

Dem Entwurf liegt ein hyperbolisches Paraboloid<br />

zugrunde. Die geometrischen Eigenschaften<br />

der doppeltgekrümmten Fläche<br />

ermöglichen eine effiziente Lastverteilung.<br />

Die zunächst noch konzeptionelle Form<br />

wird an die gegebenen architektonischen<br />

Rahmenbedingungen, das heißt die Abmessungen<br />

eines Standard-Carports sowie<br />

die Stellplatzgröße eines mittelgroßen<br />

Pkws, angepasst. Gemäß diesen Parametern<br />

erfolgt die Positionierung der Stützen<br />

an den gegenüberliegenden Eckpunkten<br />

der parallelogrammförmigen Grundfläche.<br />

Diese bilden den Druckbogen des hyperbolischen<br />

Paraboloids.<br />

Im nächsten Schritt wird die Oberfläche<br />

in Längsrichtung um die der gleichen<br />

Krümmung folgenden auskragenden<br />

Flächen in beide Richtungen erweitert.<br />

Die Randkurve der durch das erweiterte<br />

hyperbolische Paraboloid definierten<br />

Fläche bildet den Rahmen, über den die<br />

endgültige Oberfläche ähnlich einem Seifenfilm<br />

gespannt ist. Diese Minimalfläche<br />

wird mit Hilfe digitaler Formfindungsmethoden<br />

ermittelt, geometrisch und statisch<br />

optimiert und durch Triangulierung in planare<br />

Flächen zerlegt.<br />

Erscheinungsbild von »unten«<br />

© Brunier Ernst Architects<br />

Entwurfprozess zur Formfindung<br />

© Brunier Ernst Architects<br />

Tragstruktur<br />

Das Tragwerk ist als Kassettenstruktur<br />

aus gekanteten Stahlblechpaneelen ausgebildet.<br />

Durch diese Verarbeitung kann<br />

das Potential des Stahlblechs als Konstruktionswerkstoff<br />

genutzt werden. Das<br />

Abkanten des Materials erhöht dessen<br />

Biegesteifigkeit, was zu einer deutlich<br />

verbesserten Tragfähigkeit führt und damit<br />

die Reduzierung der Materialstärke der<br />

verwendeten Bleche erlaubt.<br />

Fertigungsprozess<br />

Die komplexe Geometrie wird in einem<br />

mehrstufigen Abstimmungsprozess zwischen<br />

Entwurf und Fertigungstechnik<br />

mittels 3-D-CAD-Software in individuelle<br />

Blechsegmente (Kassetten) zerlegt, wobei<br />

die materialspezifischen Eigenschaften wie<br />

Toleranzen, Blechstärke und Biegeradien<br />

Berücksichtigung finden. Die Größe der<br />

Einzelteile muss dann rückwirkend an die<br />

Masse der verarbeitenden Maschinen<br />

angepasst werden.<br />

Abfolge beim Fertigungsverfahren<br />

© Brunier Ernst Architects<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [47


Ansichten: Stirn- und Längsseite<br />

© Brunier Ernst Architects<br />

Da die Grundform um den Scheitelpunkt<br />

des Druckbogens rotationssymmetrisch ist,<br />

reduziert sich die Anzahl der unterschiedlichen<br />

Kassetten um die Hälfte. So werden<br />

etwa 40 indizierte Kassetten in doppelter<br />

Stückzahl gefertigt. In der Folge wird für<br />

jede Kassette eine spezifische 2-D-Abwicklung<br />

ihrer dreidimensionalen Form erarbeitet,<br />

ein separates Laser- und Biegeprogramm<br />

geschrieben und jede Kassette<br />

schließlich aus einem individuellen<br />

Blechsegment gefertigt.<br />

Aufsicht<br />

© Brunier Ernst Architects<br />

Gekantete Stahlblechoberfläche<br />

© Brunier Ernst Architects<br />

Die Knotenpunkte zwischen den einzelnen<br />

Kassetten werden durch maßgefertigte<br />

Kappen aus eloxiertem Aluminium abgedeckt,<br />

die mittels fünfachsiger CNC-Technologie<br />

gefräst sind, um eine präzise<br />

Passgenauigkeit zu gewährleisten.<br />

Wie die Blechsegmente sind auch die Kappen<br />

alle unterschiedlich. Mit Ausnahme<br />

der Kappen über dem Druckbogen können<br />

jedoch alle 26 benötigten Kappen in zweifacher<br />

Ausführung produziert werden.<br />

Knotenpunkte mit Abdeckung<br />

© Brunier Ernst Architects<br />

48]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Konstruktion und Montage<br />

Die einzelnen Kassetten werden über die abgekanteten Laschen<br />

miteinander verschraubt, was eine kontinuierliche Lastübertragung<br />

gewährleistet. So bilden die individuellen Komponenten<br />

im Gefüge die übergeordnete Gesamtstruktur. Die Laschen<br />

verjüngen sich zu den auskragenden Flächen hin, was neben<br />

dem gewünschten ästhetischen Effekt eine Reduzierung des<br />

Gewichts im Bereich der Auskragungen bewirkt. Die Kassetten,<br />

die die Stützen bilden, sind mit einem Blech verkleidet, um den<br />

im Boden verankerten Ständerfuß zu integrieren. Dieses Detail<br />

erlaubt es darüber hinaus, Leuchten in die abgekanteten<br />

Laschen zu platzieren, um die Unterseite des Design-Carports<br />

anzustrahlen. Eine genaue Indizierung aller Blechsegmente und<br />

Kappen während der Fertigung vereinfacht die Logistik sowie<br />

den eigentlichen Aufbau zum fertigen Produkt.<br />

Gestaltungsmöglichkeiten<br />

Der Design-Carport ist durch seine in Komponenten zerlegbare<br />

Struktur besonders flexibel in Bezug auf maßgeschneiderte<br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Dazu gehören in erster Linie die Wahl<br />

des Materials, wie beispielsweise Edelstahl, sowie vielfältige<br />

Alternativen bei der Oberflächenbehandlung. Als Beispiele seien<br />

hier Feuerverzinkung und Pulverbeschichtung in verschiedenen<br />

Farbtönen genannt.<br />

Weitere Möglichkeiten für die Individualisierung des Design-<br />

Carports können ergänzend aus den Stützen herausgeschnittene<br />

Hausnummern oder Namen sein, die zusätzlich nach Wunsch<br />

farbig hinterlegt werden können, individuell integrierte Beleuchtungsmöglichkeiten<br />

oder eine Duplexaufstellung.<br />

Fazit<br />

Die Herausforderung der beschriebenen Arbeitsweise besteht<br />

darin, digitale und materielle generative Entwurfssysteme in<br />

einen nichtlinearen methodologischen Prozess zu integrieren.<br />

Dies ermöglicht es uns als Architekten, das jeweilige Innovationspotential<br />

der Systeme zu verwirklichen und auf diese<br />

Weise die Beziehung zwischen Form und Material, Tragwerk<br />

und Ornament sowie Entwurf und Fabrikation in der Architektur<br />

neu zu definieren.<br />

Dipl.-Ing. Claudia Ernst,<br />

M Arch (AA) ARB SIA LEED AP<br />

Dipl.-Ing. Knut Brunier,<br />

M Arch (dist) ARB SIA<br />

Bauherr<br />

Otto Wöhr GmbH, Friolzheim<br />

Entwurf<br />

Brunier Ernst Architects, Claudia Ernst und<br />

Knut Brunier, Zürich<br />

Tragwerksplanung<br />

Heiniger Stahlbau Statik + Konstruktion,<br />

Niederscherli, Schweiz<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Kuben als Funktionseinheiten<br />

© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />

Waschstraße in Heiligenhaus<br />

Autowäsche mit Ausblick<br />

Dienstleistung in Kombination<br />

Nach einer Machbarkeitsstudie im Jahr<br />

2009 entschloss sich die Stadt Heiligenhaus<br />

dazu, ein 3.200 m 2 großes Areal,<br />

hinter dem ehemaligen Bahnhof der Stadt<br />

gelegen, von der Deutschen Bahn zurückzukaufen,<br />

um dort eine Waschanlage zu<br />

realisieren.<br />

Im Rahmen der Planung und Ausführung<br />

einer Entflechtungsstraße, verbunden mit<br />

einem städteübergreifenden Rad- und<br />

Wanderweg, der an dem Grundstück vorbeiführt,<br />

lobte sie Mitte 2009 einen Investorenwettbewerb<br />

aus, der unter anderem<br />

die eher ungewöhnliche Forderung enthielt,<br />

»Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer<br />

gemeinsam an einem Ort zusammenzubringen«.<br />

Kriterium für die Wahl des prämierten<br />

Entwurfs war der kreative Vorschlag,<br />

ein reguläres Waschstraßengeschehen<br />

mit einem Angebot von Gastronomie und<br />

Erholung zu verbinden, statt, wie in den<br />

weiteren fünf Wettbewerbsbeiträgen ausgearbeitet,<br />

eine herkömmliche Dienstleistungsstätte<br />

zu errichten. Noch vor<br />

der Sommerpause des gleichen Jahres<br />

wurde das Projekt vom Rat der Stadt<br />

Wülfrath begeistert verabschiedet.<br />

Rückfront der Wasch- und Rastanlage<br />

© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />

50]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Städtebauliches »Neuland«<br />

Auf dem sehr langen, schmalen und zudem<br />

konisch zulaufenden Grundstück wurde<br />

entlang dem Radweg ein Waschpark<br />

errichtet, der direkten Bezug auf die Radfahrer<br />

nimmt, sie während der Vorbeifahrt<br />

begleitend informiert und ihnen dazu die<br />

Möglichkeit bietet, an einem für gewöhnlich<br />

eher unattraktiven Ort, wie dem einer<br />

herkömmlichen Waschstraße, zu verweilen<br />

und diesen Aufenthalt zu genießen.<br />

Hier können Radfahrer und Wanderer des<br />

Panoramaradweges auf dem Dach der<br />

Waschstraße den unvergleichlichen Ausblick<br />

in das Tal bis zu den Vororten der<br />

Stadt Essen genießen und sich gleichzeitig<br />

stärken. Damit wurde ein Verkehrsknotenpunkt<br />

geschaffen, der zur Interaktion<br />

der bisweilen als »natürliche Feinde«<br />

im Straßenraum agierenden Parteien,<br />

Auto- und Radfahrer sowie Wanderer,<br />

einlädt.<br />

Panoramaweg entlang der Selbstwaschanlage<br />

© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />

Farbige Funktionskuben<br />

Intention des Entwurfes war es, den Bau in<br />

mehrere Einzelvolumina zu unterteilen, den<br />

eigentlichen Waschstraßenkörper von den<br />

anderen Bereichen der Technik sowie den<br />

Personal- und Büroräumen abzuheben,<br />

die als Betonkuben einzeln ausgebildet<br />

wurden.<br />

An den 40 m langen Trakt der eigentlichen<br />

Waschstraße sind sie beidseitig verschoben<br />

als niedrigere Einzelkuben angelagert.<br />

An ihnen dockt ein größerer Kubus an, der<br />

in einer Höhe von 4 m über das Gelände<br />

auskragt und ein großes Panoramafenster<br />

aufweist. Hier sind die Gastronomie und<br />

ein Kiosk untergebracht. Er wird über eine<br />

Brückenkonstruktion mit Stahltreppe erschlossen,<br />

über die man gleichzeitig auch<br />

die auf der Waschstraße gelegene großzügige<br />

Dachterrasse erreicht.<br />

Entlang dem Waschstraßenkörper ist an<br />

Betonkragarmen die Überdachung für den<br />

Reinigungs- und den Saugbereich angebracht.<br />

Etwas abgesetzt davon gibt es<br />

einen eigenen Bereich mit Selbstwaschboxen.<br />

Farb- und Schriftleitsystem<br />

Die Rhythmisierung der Anlage durch die<br />

einzelnen Gebäudekörper wird unterstützt<br />

durch deren farbliche Gestaltung; ein<br />

Wechselspiel aus blauen und grauen<br />

Betonkuben charakterisiert das Ensemble<br />

aus Waschhalle, Technik- und Bürobereichen<br />

sowie Reinigungsplätzen, Gastronomie<br />

und Selbstwaschboxen. So sind die<br />

Bereiche optisch getrennt wahrnehmbar<br />

und geben den Besuchern und Nutzern<br />

Orientierung.<br />

Diese wird zusätzlich durch die aus der<br />

Betonoberfläche der Kuben ausgesparten<br />

Schriftzüge unterstützt. Diese inversen<br />

Buchstabenreliefs beschreiben alle Bereiche<br />

des Waschstraßengeländes. So ist<br />

zum Beispiel im Waschstraßenkubus in<br />

den elf Sprachen der prozentual in Heiligenhaus<br />

am häufigsten vertretenen Nationen<br />

das Wort »Waschen« eingelassen. Entlang<br />

dem Panoramaradweg, der 1–2 m<br />

unterhalb des Waschareals liegt, wurden<br />

die Koordinaten des Standortes und ein<br />

Verlaufs- und Lageplan der Wanderstrecke<br />

mit Angabe der Distanzen abgebildet.<br />

Zentrales Element der kombinierten Nutzung<br />

ist die neuerrichtete Entflechtungsstraße,<br />

in deren Zuge sich die Erschließung<br />

des Geländes ergab. Durch die Anhebung<br />

des Baufeldes wurde eine 150 m lange<br />

Stützmauer errichtet, die den 2-m-Höhenversprung<br />

zwischen Panoramaweg und<br />

Waschstraßengelände ausgleicht.<br />

Gastronomiekubus mit Blick auf die Selbstwaschboxen<br />

© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />

Terrasse mit Blick auf die Selbstwaschboxen<br />

© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [51


Internationale Beschriftung im …<br />

© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />

Reinigungsbereich<br />

© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />

Konstruktion und Konzeption<br />

Die Gesamtanlage der Waschstraße ist<br />

fast ausschließlich als Betonkonstruktion<br />

ausgeführt. Durch die Stützenfreiheit konnte<br />

der Waschkubus hinsichtlich der Nutzfläche<br />

und der Anforderungen an die<br />

Wasserdichtigkeit optimiert werden.<br />

Für die Wasseraufbereitung ist ein Behälter<br />

mit einem Fassungsvermögen von<br />

10.000 l in den Boden eingelassen. Von den<br />

rund 200 l Wasser, die pro Auto für einen<br />

Waschgang benötigt werden, müssen so<br />

jeweils nur 10 l Frischwasser zugeführt<br />

werden, der Rest wird von einer hauseigenen<br />

Aufbereitungsanlage gefiltert<br />

und in die Schläuche gepumpt.<br />

Die Beheizung erfolgt über eine Wärmepumpe.<br />

Da innerhalb einer Waschstraße<br />

ständig hohe Feuchtegrade auftreten,<br />

wurde ein besonderes Augenmerk auf die<br />

innenräumlichen Installationen gelegt.<br />

So ist beispielsweise die Beleuchtung<br />

flächenbündig in die Betonfertigteile installiert,<br />

um weitere Vor- und Rücksprünge<br />

innerhalb der Waschstraße zu vermeiden.<br />

Hierfür wurden bereits in die Schalung<br />

entsprechende Hohlräume geplant, in<br />

die dann LED-Röhrenleuchten mit vorgelagerten<br />

Glasverblendern flächenbündig<br />

geklebt wurden. Die Fensteröffnungen<br />

wurden geschickt in Bereichen positioniert,<br />

in denen kein erhöhter Lichteinfall<br />

anfällt, damit es zu keiner vermehrten<br />

Algenbildung kommt. Damit konnten die<br />

Reinigungsprozesse optimiert und dem<br />

Verschleiß vorgebeugt werden. Seit Juli<br />

2011 werden nun rund 350 Wagen pro<br />

Tag bei Kaffe, Kuchen und Ausblick<br />

gewaschen.<br />

Dipl.-Ing. M. Sc. Marina Kirrkamm<br />

Dipl.-Ing. M. Sc. Marcello Groß<br />

GKM architektur studio,<br />

Wuppertal<br />

Bauherr<br />

R&M Car-Wash-Center GmbH, Wülfrath<br />

Architekten<br />

GKM architektur studio, Wuppertal<br />

Tragwerksplanung<br />

Ingenieurbüro GSH, Siegburg<br />

Gebäudetechnik<br />

Firma Andreas Kinder, Wülfrath<br />

Lageplan<br />

© GKM architektur studio<br />

Erdgeschoßebene<br />

© GKM architektur studio<br />

52]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Typ 1-4-1 am Autobahnparkplatz Cremlingen<br />

© Christian Richters<br />

Parkplatz-Toiletten an Niedersachsens Autobahnen<br />

Neue Anlagenkonzepte für eine verbesserte Akzeptanz<br />

Emotionalität gegen Vandalismus<br />

Im Zuge des Neubaus von Parkplätzen an<br />

Bundesautobahnen in Niedersachsen galt<br />

es, neue Prototypen für Toilettenhäuser<br />

zu entwickeln. In einer ersten Erprobungsphase<br />

werden derzeit zwölf Anlagen an<br />

sieben Standorten realisiert.<br />

Bei der Neukonzeption standen erhöhte<br />

Hygienestandards sowie ein hohes Sicherheitsempfinden<br />

im Mittelpunkt, die für eine<br />

bessere Akzeptanz dieser Einrichtungen<br />

sorgen sollen. Da unbeaufsichtigte Toilettenanlagen<br />

eher dem Vandalismus ausgesetzt<br />

sind, war ein Weg zu finden, ihrer<br />

Zerstörung und Verschandelung vorzubeugen.<br />

Die augenblicklich in Erprobung<br />

befindliche Lösung besteht nun aus einem<br />

flexiblen, modular typisierten Funktionsgebäude<br />

mit hohem Vorfertigungsgrad, das<br />

in modern interpretierter Form ortsbezogen<br />

ist und durch seine Gestaltung die emotionale<br />

Seite des Betrachters ansprechen<br />

soll.<br />

So sind die Schaufassaden der jeweiligen<br />

Sanitäreinheiten in künstlerischer Weise<br />

gestaltet. Leuchtend bunte abstrahierte<br />

Farb-»Landschaften« empfangen die<br />

Besucher der Rastplätze. Wer sich auf<br />

den ersten Blick an die Pop-Art der 1960er<br />

Jahre erinnert fühlt, liegt gar nicht so<br />

falsch.<br />

Die Fassadenmotive sind eine Übersetzung<br />

geographischer Höhenschichten aus Landkartenauszügen.<br />

Was im Atlas in gedeckten<br />

Braun- und Grüntönen dargestellt ist,<br />

wurde durch eine ungewöhnliche Neuzuordnung<br />

der Farben zu den Höhenzügen<br />

in graffitiartige Bilder transformiert. Und<br />

bei genauer Betrachtung lassen sich<br />

Schriftzüge von Seen, Hügeln oder Landschaften<br />

erkennen.<br />

Erscheinungsbild von Typ 1-3-1 in Schafstrift<br />

© Christian Richters<br />

Aufgebracht sind sie auf Hochdruckschichtstoffplatten<br />

(HPL-Tafeln), die mittels einer<br />

Unterkonstruktion auf vorgefertigte Betonmodule<br />

montiert werden.<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [53


Grundversion 0-2-0 für Garbsen<br />

© Christian Richters<br />

Funktion mit Variationen<br />

Die Gebäude bestehen aus verschiedenen<br />

Modulen, die je nach Bedarf kombiniert<br />

werden können. Der Basistyp verfügt über<br />

vier Unisex-WC-Module, einen Urinalraum<br />

und ein behindertengerechtes WC. Bei<br />

Bedarf lässt er sich um ein Modul mit<br />

Duschraum ergänzen.<br />

Im hinteren Teil der Sanitäreinheiten befindet<br />

sich ein Technikraum, von dem aus die<br />

WCs gewartet werden. Jede Kabine weist<br />

zudem eine Waschtischeinheit mit Händetrockner<br />

auf und ist mit einem WC ausgestattet,<br />

das nach Benutzung im Technikbereich<br />

gesäubert und desinfiziert wird.<br />

Für die Wand- und Bodenflächen im Innenbereich<br />

wurden leicht zu reinigende, fugenlose<br />

Stahlkeramik-Paneele und Epoxidharzböden<br />

gewählt. Über Oberlichtkuppeln<br />

werden die Räume natürlich belichtet.<br />

Schnitt durch den Urinalraum<br />

© gruppeomp architekten<br />

Grundriss von Typ 0-2-0 (kleinste Einheit)<br />

© gruppeomp architekten<br />

Grundriss von Typ 1-4-1 (ein Urinalraum, vier Einzel- und ein Behinderten-WC)<br />

© gruppeomp architekten<br />

54]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Nächtliche Signalwirkung und Sicherheit in Bissendorf<br />

© Christian Richters<br />

Dachscheibe und Betonmodule<br />

Die Einheiten aus vorgefertigten Betonmodulen<br />

werden, weitestgehend vormontiert,<br />

zur Baustelle gebracht, wodurch sich<br />

die Bauzeiten auf den Parkplätzen reduzieren<br />

lassen.<br />

Zusammengefasst sind die Module durch<br />

eine auskragende Dachscheibe, die Wetterschutz<br />

bietet und auf deren Unterseite<br />

das Fassadenmotiv fortgeführt wird.<br />

Jeweils an einer Seite wird sie nach oben<br />

gekantet und bildet damit eine Fläche für<br />

die Toiletten-Piktogramme, die Logo-ähnlich<br />

über den Einheiten schweben.<br />

Auf den umlaufenden Seiten sind die Betonmodule<br />

durch eine auf Abstand montierte<br />

Gitterrostfassade geschützt, die sie optisch<br />

auch zusammenbindet. Durch den Moiré-<br />

Effekt wechselt die Wahrnehmung zwischen<br />

Beton und verzinktem Stahl.<br />

Schaufassade als Kontrapunkt<br />

Die in Zusammenarbeit mit Prof. Andreas<br />

Uebele entwickelte Schaufassade, die je<br />

nach Entfernung und Erwartung als großformatiges<br />

Bild, Landkarte oder Graffiti<br />

erscheint, setzt einen Kontrapunkt zu den<br />

industriellen Materialien wie dem verzinkten<br />

Stahl und den ruppigen Betonflächen.<br />

Jedem Standort ist ein individuell ortsbezogener<br />

Kartenausschnitt zugeordnet. So<br />

entstehen einzigartige Erlebnisse. In das<br />

Dach eingelassene Beleuchtungskörper<br />

erhellen die Sanitäranlagen auch bei<br />

Nacht großflächig und tragen zum Sicherheitsempfinden<br />

bei.<br />

Zu finden sind sie unter anderem schon<br />

in Cremlingen, Bissendorf, Schafstrift<br />

und Garbsen.<br />

Dipl.-Ing. Sven Martens<br />

gruppeomp architekten BDA,<br />

Bremen und Rastede<br />

Rastplatz Cremlingen mit markantem Logo am Abend<br />

© Christian Richters<br />

Bauherr<br />

Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die<br />

Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau<br />

und Verkehr, vertreten durch das Staatliche<br />

Baumanagement Weser-Leine<br />

Architekten<br />

gruppeomp architekten BDA, Bremen und Rastede<br />

Kommunikationsdesign<br />

büro uebele, visuelle kommunikation, Stuttgart<br />

Tragwerksplanung und Haustechnik<br />

SHI Planungsgesellschaft für Städte-, Hoch- und<br />

Ingenieurbau mbH, Oldenburg<br />

Bissendorf (Typ 1-4-1): ähnlich und doch individuell<br />

© Christian Richters<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [55


<strong>Baukultur</strong> im Brückenbau<br />

13. Symposium der Verlagsgruppe Wiederspahn in Leipzig<br />

Aktuell ]<br />

Resonanz dank Qualität<br />

Genau wie in all den Jahren zuvor hatte<br />

die Verlagsgruppe Wiederspahn mit<br />

MixedMedia Konzepts nach Leipzig eingeladen.<br />

Und wiederum waren der Einladung<br />

über 170 Brückenbauexperten aus dem<br />

In- und Ausland gefolgt – zum inzwischen<br />

13. »Symposium Brückenbau« am 19. und<br />

20. Februar <strong>2013</strong>. Die Teilnehmerzahl blieb<br />

also auf gewohnt hohem Niveau: ein mehr<br />

als eindrucksvolles Indiz für das Renommee<br />

eines Ingenieurtreffens, das schon<br />

von jeher durch die Qualität seines Vortrags-<br />

wie des Rahmenprogramms zu<br />

überzeugen wusste.<br />

Eine weitere Tradition, die diese Veranstaltung<br />

seit Anbeginn auszeichnet, ist das<br />

sogenannte Referentenessen am Vorabend,<br />

das eine erste Gelegenheit zu Dialogen wie<br />

Diskussionen bietet und dementsprechend<br />

stets regen Anklang findet. Mehr als die<br />

Hälfte der angemeldeten Brückenbauspezialisten<br />

reiste daher bereits am 18. Februar<br />

an, um sich in zwangloser Atmosphäre<br />

auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen<br />

oder aber um bestehende zu vertiefen.<br />

Internationale Perspektiven<br />

Verteilt auf die beiden Veranstaltungstage,<br />

umfasste das Programm insgesamt 20<br />

Vorträge und damit ein ausgesprochen<br />

breitgefächertes und zudem international<br />

ausgerichtetes Spektrum, das einem jeden<br />

Teilnehmer mannigfaltige Ein- und Ausblicke<br />

zu bieten vermochte.<br />

Den offiziellen Auftakt bildete die Begrüßung<br />

durch Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

am Dienstagmorgen, der nach ein paar<br />

einleitenden Sätzen zu Ablauf und Themenschwerpunkten<br />

sogleich den ersten Referenten<br />

ankündigte: Dipl.-Ing. Stefan Uelzmann<br />

von Julius Berger International, der<br />

Entwurf und Ausführung der Lekki-Ikoyi<br />

Bridge in Lagos, Nigeria, erläuterte, wobei<br />

er nicht zu erwähnen vergaß, dass es sich<br />

bei diesem Bauwerk um die bisher einzige<br />

Schrägkabelbrücke Westafrikas handelt.<br />

Eine aus anderen Gründen sehr bemerkenswerte<br />

Lösung präsentierte anschließend<br />

Dipl.-Ing. Viktor Schmitt, SSF Ingenieure,<br />

indem er vermittelte, warum der Muresviadukt<br />

im rumänischen Simeria von einem<br />

Ingenieurbüro aus Deutschland zunächst<br />

umgeplant wurde und später in Verbundträgerrost-(VTR-)Bauweise<br />

zur Realisierung<br />

gelangte. Unter deutscher Mitwirkung<br />

erfolgt derzeit auch die Herstellung der<br />

sogenannten Stadsbrug Nijmwegen, einer<br />

Kombination aus Stahlbogen- und massiven<br />

Vorlandbrücken, deren Charakteristika<br />

Dipl.-Ing. Norbert Duczek, Bauunternehmung<br />

Max Bögl, ebenso kompetent wie<br />

anschaulich zu beschreiben wusste.<br />

Über eine weitere Rheinquerung in den<br />

Niederlanden, die sich momentan im Bau<br />

befindet, informierte danach Emile Völkers,<br />

Mobilis. Im Unterschied zu seinem Vorredner<br />

wartete er jedoch mit einer Schrägseilbrücke<br />

auf, die bei Ewijk unter dem<br />

Namen »Extra Waalbrug« entsteht, und<br />

zwar auf Basis eines Design-and-Construct-<br />

Vertrages, den er als eine Art von differenzierter<br />

Rahmenvereinbarung definierte.<br />

Ein Beispiel für die enge Kooperation<br />

von Theorie und Praxis lieferte hingegen<br />

Ltd. Baudirektor Dr.-Ing. Hartmut Freystein,<br />

Eisenbahn-Bundesamt, zumal er hier aus<br />

aktuellen Forschungsarbeiten zitierte, um<br />

den Einfluss der »Interaktionen zwischen<br />

Gleis und Brücke« auf die Konstruktion und<br />

Bemessung von Tragstrukturen aus Stahl<br />

zu dokumentieren. Welche statischen<br />

und dynamischen Herausforderungen<br />

aus einer Hängergeometrie resultieren,<br />

wie sie der Bogenbrücke in Bruck an der<br />

Murr zu eigen ist, verdeutlichte wiederum<br />

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Harald Unterweger,<br />

Technische Universität Graz, der ihr Konzept<br />

mitentwickelt hatte und insofern<br />

bestätigen konnte, dass es mitunter aufwendiger<br />

Berechnungen bedarf, wenn<br />

außergewöhnliche Ergebnisse erzielt<br />

werden sollen.<br />

Impressionen: Referenten (auch) als aufmerksame Zuhörer, Uwe Heiland beim Vortrag, Reinhold Frenzl und Stephan Sonnabend am Empfangscounter<br />

© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

56]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Großprojekte in Deutschland<br />

Der zweite Vortragsblock, Großprojekte<br />

aus Deutschland ins Blickfeld rückend,<br />

thematisierte Fragen der Erhaltung und<br />

Ergänzung des bestehenden Fernstraßennetzes,<br />

widmete sich also primär der<br />

Ertüchtigung und dem Neu- oder eben<br />

Ersatzneubau von nicht mehr zu sanierenden<br />

Brücken. Letzteres gelte insbesondere<br />

für den Neckartalübergang bei Neckarsulm,<br />

wie Ltd. Baudirektor Reinhold Frenzl,<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, zu Beginn<br />

seiner Überlegungen betonte, die sich<br />

dementsprechend auch von den früheren<br />

Verstärkungsmaßnahmen und der vor zwei<br />

Jahren angefertigten Machbarkeitsstudie<br />

bis hin zum Ausschreibungsentwurf für<br />

die künftige Fluss- und Vorlandquerung<br />

erstreckten. Der nächste Referent, Holger<br />

Haug von Leonhardt, Andrä und Partner,<br />

war mit einer Aufgabe von ähnlichem<br />

Schwierigkeitsgrad konfrontiert, denn<br />

der neue Murrtalviadukt bei Backnang<br />

musste parallel zur vorhandenen und erst<br />

später abzubrechenden Bogenbrücke in<br />

gleicher Form errichtet werden, was er als<br />

bestimmend für die Ausführungsplanung<br />

bezeichnete.<br />

Realisierungswettbewerbe für Ingenieurbauwerke<br />

sind eher selten, weshalb den<br />

beiden nachfolgenden Betrachtungen<br />

schon fast unweigerlich höchste Aufmerksamkeit<br />

gebührte: Während Dipl.-Ing.<br />

Thomas Hermann M. Sc. vom thüringischen<br />

Landesamt für Bau und Verkehr und<br />

der Freie Architekt Dipl.-Ing. Henry Ripke<br />

Vorgeschichte und Entscheidung im Fall<br />

der »Werratalbrücke bei Bad Salzungen«<br />

erörterten und in dem Zusammenhang vor<br />

allem den siegreichen Vorschlag vertieften,<br />

schilderte Baudirektor Dipl.-Ing. Bernd<br />

Endres, Autobahndirektion Nordbayern,<br />

Intention, Ablauf und Resultat eines Verfahrens,<br />

das für den »Neubau der Talbrücke<br />

Heidingsfeld« ausgelobt und in diesem<br />

Jahr mit der Zuerkennung von zwei zweiten<br />

und einem dritten Preis abgeschlossen<br />

worden ist.<br />

Intensiver Austausch während der Pausen<br />

© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Die von Dipl.-Ing. Uwe Heiland und Dipl.-<br />

Ing. Thomas Stihl, Eiffel Deutschland Stahltechnologie,<br />

skizzierte Instandsetzung der<br />

Hängebrücke über die Saar in Mettlach<br />

verdiente indessen nicht weniger Konzentration,<br />

wurde zur Gewährleistung ihrer<br />

dauerhaften Funktionsfähigkeit doch statt<br />

der bisherigen Verbund- ein Sandwich-<br />

Plate-System (SPS) als Stahlleichtfahrbahn<br />

angeordnet, das in Deutschland bis dato<br />

nur zweimal zur Anwendung gekommen<br />

war. Als ein nachgerade komplexes Vorhaben<br />

erwies sich zudem die Erneuerung<br />

des Wertachtalübergangs bei Nesselwang,<br />

da sie bedingte, den alten Überbau herausund<br />

den neuen zur selben Zeit einzuschieben,<br />

ergo den einen mit dem anderen zu<br />

koppeln. Wie das im Einzelnen geschah<br />

und welche Zwischenbilanz sich für eine<br />

Methode ziehen lässt, die bei jener fünffeldrigen<br />

Querung eines Landschaftsschutzgebietes<br />

ihre Premiere hatte, präzisierten<br />

Dipl.-Ing. Christoph Eichler vom<br />

Staatlichen Bauamt Kempten und Dr.-Ing.<br />

Dieter Reitz von Bilfinger MCE. Das adäquate<br />

Pendant bot nun Dipl.-Ing. Andreas<br />

Stumpp, K + S Ingenieur-Consult, der über<br />

die Erneuerung der Illerkanalbrücke bei<br />

Kirchdorf aufklärte, dazu den Untertitel<br />

»Zusammenspiel zwischen Spannbeton<br />

und Stahlverbund« wählte und demgemäß<br />

die wesentlichen Parameter für Entwurf<br />

und Detailausbildung eines solchen Tragwerktyps<br />

genauestens erhellte.<br />

Der offizielle Teil des ersten Veranstaltungstages<br />

war damit beendet, das Programm<br />

sah jetzt, wie stets beim Leipziger Symposium,<br />

eine kurzweilige Abendveranstaltung<br />

in einer exquisiten »Lokalität« für sämtliche<br />

Teilnehmer und Gäste vor.<br />

Fachausstellung im Foyer<br />

© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Beispiele aus anderen Ländern<br />

Die drei ersten Referate am Dienstagmorgen<br />

erweiterten abermals den Horizont,<br />

indem sie sich mit exemplarischen Konzepten<br />

aus Ländern beschäftigten, die<br />

sonst kaum oder lediglich geringe Beachtung<br />

genießen. Den Anfang machte hier<br />

Dipl.-Ing. Martin Steinkühler, Porr Bau, die<br />

vertraglichen wie technischen Kriterien<br />

aufzeigend, die Trassierung und Verwirklichung<br />

der sogenannten South Approach<br />

Roads als eines, wie er meinte, der wichtigsten<br />

Verkehrsknotenpunkte von Belgrads<br />

neuer Ringstraße prägen. Eine in doppelter<br />

Hinsicht relevante, weil exklusiv anmutende<br />

Perspektive eröffnete danach<br />

»The Designer’s View on Challengers in<br />

Selecting Bearing Type for Bridges in<br />

Vietnam«, den Cong Tam Nguyen und<br />

Hong Nhat Nguyen von Britec aus Hanoi<br />

am Beispiel von Großbrücken und deren<br />

Gliederungsprinzipien präsentierten. Ein<br />

milliardenschweres Infrastrukturprojekt,<br />

das durch die Vergabe der Winterolympiade<br />

2014 nach Sotchi ausgelöst worden<br />

ist und in Summe die Errichtung von vier<br />

Bahnhöfen, 30 km Hochstraßen, diversen<br />

Über- und Unterführungen sowie mehreren<br />

Tunneln umfasst, konkretisierte hingegen<br />

Alexey Vasilkov, Giprostroymost, wobei<br />

er hauptsächlich auf das exponierteste<br />

Bauwerk, eine Schrägseilbrücke mit zwei<br />

85 m hohen Pylonen und einer maximalen<br />

Feldlänge von 312 m, einging.<br />

[ Aktuell<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [57


1/2 . <strong>2013</strong> | ISSN BRÜCKENBAU 1867-643X<br />

Sonderausgabe 2012 | BRÜCKENBAU<br />

ISSN 1867-643X<br />

Aktuell ]<br />

Vorstellung der ausgezeichneten Entwürfe<br />

© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Preisverleihung durch Karl Goj und Michael Wiederspahn<br />

© Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Nach einer Pause folgten dann erneut<br />

Brücken aus Deutschland, die in puncto<br />

Gestalt, Funktion oder Konstruktion über<br />

überzeugende Qualitäten verfügen, wie<br />

etwa die Autobahnbrücke bei Nuttlar. Dass<br />

sie nach ihrer Vollendung die höchste Talquerung<br />

Nordrhein-Westfalens sein wird,<br />

ist freilich nur eines ihrer Attribute, wie<br />

Dr.-Ing. Hans Grassl, Grassl Ingenieure,<br />

und Dieter Schummer, Bauunternehmung<br />

Max Bögl, zu demonstrieren vermochten,<br />

die in ihrem Vortrag eine Vielzahl an<br />

Aspekten vom Entwurf über die Planung<br />

bis hin zur Umsetzung beleuchteten und<br />

darüber hinaus die Frage nach der Sinnhaftigkeit<br />

einteiliger Querschnitte beantworteten.<br />

Bei der Osthafenbrücke in Frankfurt<br />

am Main handelt es sich ebenfalls<br />

um einen Neubau, dessen Ursprungsidee<br />

allerdings bis 2006 zurückreicht: Die Stadt<br />

hatte einen interdisziplinären Realisierungswettbewerb<br />

ausgelobt und eine der<br />

eingesandten Arbeiten noch im selben<br />

Jahr mit dem ersten Preis gewürdigt. Und<br />

bereits zwei Monate später wurde der<br />

prämierte Vorschlag im Rahmen des siebten<br />

»Symposiums Brückenbau« in Leipzig<br />

vorgestellt, Dipl.-Ing. Claus Berndorfer von<br />

der Bauunternehmung Max Bögl konnte<br />

also bei seiner Erläuterung des Montageverfahrens<br />

an den Tagungsband von 2007<br />

anknüpfen und die Spezifika der Stahlbauweise<br />

gezielt umreißen. Einen Ersatzneubau,<br />

der wegen des Risikos von<br />

Ermüdungsversagen der vorhandenen<br />

Verdübelung notwendig geworden war<br />

und überdies Variantenuntersuchungen<br />

sowie den Abbruch der existierenden<br />

»Brücke Oehde über das Tal der Wupper«<br />

beinhaltete, veranschaulichten wiederum<br />

Dipl.-Ing. Peter Spinke und Dr.-Ing. Alexandra<br />

Wehnert-Brigdar, Schüßler-Plan,<br />

die somit für einen fundierten, fachlich<br />

passenden Ausklang vor der anschließenden<br />

Preisverleihung sorgten.<br />

Preisverleihung zum Abschluss<br />

Der Gedanke zur Ausschreibung des<br />

Ideenwettbewerbs »Entwurf einer Lärmschutzwand«<br />

entstand während des letztjährigen<br />

Symposiums in Leipzig, wurde in<br />

den Pausen intensiv diskutiert und kurz<br />

darauf von der Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

mit MixedMedia Konzepts in die Tat umgesetzt,<br />

beginnend mit der Berufung einer<br />

Jury, der Anfertigung des Auslobungstextes<br />

und der Ankündigung in diversen<br />

Medien. Vorgesehen war im Übrigen schon<br />

damals, die Preisverleihung dementsprechend<br />

auch in Leipzig vorzunehmen, was<br />

nun stattfand: Der Juryvorsitzende Ministerialrat<br />

Dipl.-Ing. Karl Goj und Dipl.-Ing.<br />

Michael Wiederspahn gratulierten den<br />

Preisträgern und überreichten ihnen<br />

Urkunden und Schecks sowie eine Publikation,<br />

in der alle Wettbewerbsbeiträge<br />

inklusive Jurybegründungen exakt<br />

dokumentiert sind.<br />

Ausgabe 1/2 . <strong>2013</strong><br />

13. Symposium Brückenbau in Leipzig<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Tagungsband<br />

© Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

xxx<br />

1<br />

Sonderausgabe 2012<br />

Dokumentation des Ideenwettbewerbs<br />

Entwurf einer Lärmschutzwand<br />

mit<br />

Schallschutzelemente aus Glas an Eisenbahnstrecken<br />

Schallschutz mit biegeweichem System<br />

Produkte und Projekte<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Wettbewerksdokumentation<br />

© Verlagsgruppe Wiederspahn<br />

Mit einem gemeinsamen Mittagessen<br />

endete danach dieses außerordentlich<br />

interessante und gelungene 13. Symposium,<br />

das den Anwesenden mit Nachdruck<br />

bestätigte: <strong>Baukultur</strong> im Brückenbau ist<br />

(zweifelsohne) gelebte Praxis. Und wie in<br />

jedem Jahr liegen sämtliche Vorträge zusätzlich<br />

in gedruckter Form vor – als Ausgabe<br />

1/2 ∙<strong>2013</strong> der <strong>Zeitschrift</strong> »Brückenbau«,<br />

das heißt in Form eines Doppelheftes,<br />

das 28 € kostet und in jeder gut<br />

sortierten Fachbuchhandlung oder aber<br />

direkt über den Veranstalter zu erwerben<br />

ist.<br />

Siegfried Löffler<br />

Fachjournalist,<br />

München<br />

xxx<br />

1<br />

58]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Oldtimer-Zentrum in Berlin<br />

Weiteres (Hauptstadt-)Projekt von Meilenwerk<br />

Auf der Havel-Insel Eiswerder im Nordwesten<br />

Berlins entsteht ein (weiteres)<br />

Oldtimer-Zentrum, das Meilenwerk Berlin.<br />

Schon Ende <strong>2013</strong> wird mit dem Bauvorhaben<br />

begonnen, um es im Jahr 2015 fertigstellen<br />

zu können. »Rund zehn Jahre<br />

nachdem wir in der Hauptstadt das erste<br />

Meilenwerk für klassische Automobile und<br />

Liebhaber-Fahrzeuge initiiert haben, setzen<br />

wir hier in Berlin unser neues Forum<br />

für Fahrkultur mit deutlich erweitertem<br />

Konzept um«, so Martin Halder, CEO der<br />

Meilenwerk AG. Gemeinsam mit Partnern<br />

soll Eiswerder zur sogenannten Insel der<br />

schönen Dinge entwickelt und zudem um<br />

Wohn- und Hotellerieangebote ergänzt<br />

werden.<br />

Vorgesehen ist, das Meilenwerk Berlin in<br />

den Gebäuden des denkmalgeschützten<br />

preußischen Königlichen Feuerwerkslaboratoriums<br />

unterzubringen. Das heißt, für<br />

die neue Nutzung werden die Übergänge<br />

zwischen den Backsteinhallen atriumartig<br />

überdacht, so dass sich eine Bruttogeschoßfläche<br />

von ca. 18.000 m² ergibt,<br />

von denen ca. 14.500 m² vermietbar sind.<br />

Darüber hinaus erfolgen die Errichtung eines<br />

Neubaus für moderne Liebhaberfahrzeuge<br />

und Sportwagen sowie die Realisierung<br />

eines ca. 3.500 m² großen Eventufers auf<br />

einer bereits vorhandenen Freifläche mit<br />

Denkmalgeschütztes Ensemble auf Eiswerder<br />

© Meilenwerk AG<br />

direktem Havelanschluss und eigenem<br />

Schiffsanleger. Besucher werden also<br />

auch mit dem eigenen Privatboot oder<br />

dem Ausflugsschiff nach Eiswerder<br />

gelangen können.<br />

Mit der Planung wurde das Berliner Architekturbüro<br />

Müller Reimann beauftragt,<br />

dessen Entwurf beinhaltet, die hoch aufragende<br />

wasserseitige Fassade des historischen<br />

Ensembles als Markenzeichen<br />

dieses künftigen Forums für Fahrkultur<br />

zu betonen.<br />

www.meilenwerk.com<br />

Neue Nutzung für die Halle(n)<br />

© Meilenwerk AG<br />

[ Immobilienmarkt<br />

Mehrkosten bei Projektverzögerung vor Baubeginn<br />

Hinweis auf ein Bundesgerichtshofurteil durch Leinemann Partner<br />

Mit Beschluss vom 10. Januar <strong>2013</strong> (Aktenzeichen<br />

VII ZR 37/11) hat der Bund vor dem<br />

Bundesgerichtshof (BGH) eine erneute<br />

Niederlage erlitten. Grund der Auseinandersetzung<br />

ist der Versuch der öffentlichen<br />

Bauauftraggeber in Deutschland, alle<br />

Mehrkosten durch verzögerten Baubeginn<br />

auf die Bauunternehmen abzuwälzen –<br />

die entstehen, wenn laufende Ausschreibungsverfahren<br />

mit zeitlichem Verzug zum<br />

Abschluss gebracht werden. Eine derartige<br />

Verschiebung hat für die beauftragten Firmen<br />

oft höhere Kosten, etwa für Materialien<br />

oder Nachunternehmerleistungen, zur<br />

Folge, die nach dem BGH-Urteil künftig<br />

der öffentliche Bauherr tragen muss. Dazu<br />

Rechtsanwalt Ralf Leinemann: »Wir hoffen,<br />

dass der Bund nun die Prozesstreiberei<br />

beendet und stattdessen die Schwachstellen<br />

der Bauverwaltung beseitigt. Die<br />

Ursachen von Verzögerungen sind überlange<br />

Entscheidungswege und Ausschreibungsfehler,<br />

hier muss angesetzt werden.«<br />

Leinemann Partner Rechtsanwälte vertritt<br />

seit mehr als zehn Jahren in Dutzenden<br />

von Verfahren Bauunternehmen, die solche<br />

Mehrkosten gegen öffentliche Auftraggeber<br />

geltend machen. Die öffentliche<br />

Hand war bis zur BGH-Grundsatzentscheidung<br />

zur A 113, dem Tunnel Rudower Höhe<br />

in Berlin, bislang nicht gewillt, Mehrkosten<br />

aus Verzögerungen in der Auftragsvergabe<br />

zu übernehmen. Nach diversen Prozessniederlagen<br />

wollte der Bund jetzt eine<br />

Zuständigkeit der deutschen Gerichte für<br />

die Grundsatzfrage verneinen lassen und<br />

die Vorlage zum Europäischen Gerichtshof<br />

erzwingen. Mit deutlichen Worten hat der<br />

BGH am 10. Januar <strong>2013</strong> jenem Ansinnen<br />

eine klare Absage erteilt, denn die Preisanpassung<br />

aufgrund einer Verzögerung<br />

im Vergabeverfahren stellt keine nachträgliche<br />

Vertragsänderung dar. Vielmehr sind<br />

Preise schon deshalb anzupassen, weil<br />

sie von vornherein nur auf einen konkreten,<br />

ausgeschriebenen Vergabe- und Ausführungszeitraum<br />

hin angeboten waren. Und<br />

wenn selbiger sich verschiebt, ist die<br />

Preisanpassung eine zwangsläufige Folge<br />

und somit vom Bauherrn zu tragen.<br />

www.leinemann-partner.de<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [59


Kommunale Altstadtsanierung in Schwabach<br />

Gelungenes Revitalisierungsprojekt der »örtlichen« Gewobau<br />

Immobilienmarkt ]<br />

Die Sanierung des denkmalgeschützten<br />

Hauses in der Kappadocia Nr. 9 darf als<br />

(fast) abgeschlossen bezeichnet werden.<br />

»Für mich ist heute ein Feiertag«, so Gewobau-Geschäftsführer<br />

Harald Bergmann.<br />

»Als wir 2006 das ehemalige Vogelbacher-<br />

Anwesen erworben haben, wussten wir<br />

noch gar nicht, was alles auf uns zukommt.<br />

Die Kappadocia Nr. 9 hat sich im Zuge der<br />

Sanierungsarbeiten als wahres Juwel<br />

erwiesen. Dank der konstruktiven Zusammenarbeit<br />

aller Beteiligten sowie der verständnisvollen<br />

Nachbarschaft hat Schwabach<br />

jetzt ein weiteres Paradebeispiel in<br />

Sachen kommunaler Altstadtsanierung.<br />

Für diese Projekte werden wir in der<br />

ganzen Region beneidet.«<br />

Knapp zwei Millionen Euro hat die Gewobau<br />

der Stadt Schwabach GmbH investiert –<br />

und der Aufwand hat sich gelohnt, denn in<br />

dem vor kurzem noch einsturzgefährdeten<br />

Gebäude warten nun acht außergewöhnliche<br />

Wohnungen mit freigelegtem Fachwerk,<br />

Holzsprossenfenstern, extravaganten<br />

Schnitten sowie imposanten Holzbalken,<br />

die vor allem im spätgotischen Dachstuhl<br />

zu finden sind, auf ihre Mieter. Jede von<br />

Neuer Innenhof und historisches Fachwerk<br />

© Gewobau der Stadt Schwabach GmbH<br />

ihnen verfügt zudem über eine Terrasse<br />

oder einen Wintergarten und eignet sich<br />

dank Wohnflächen von 47–100 m² und<br />

einer Kaltmiete von 6,50 €/m² gleichermaßen<br />

für Alleinstehende, Paare und<br />

Familien.<br />

www.gewobau-schwabach.de<br />

Förderung von selbstgenutztem Wohneigentum<br />

Unterstützung durch die Landeshauptstadt Wiesbaden<br />

Für die Förderung von selbstgenutztem<br />

Wohneigentum stehen weiterhin Mittel<br />

des Landes Hessen zur Verfügung, die sich<br />

für den Neubau wie für den Erwerb von<br />

Gebrauchtimmobilien abrufen lassen, und<br />

zwar in Form der sogenannten Hessen-<br />

Bau- oder eben nur -Darlehen.<br />

Diese Darlehen können sich auf bis zu<br />

50 % der Gesamtkosten, maximal aber auf<br />

80.000 € belaufen, wobei auch notwendige<br />

Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen<br />

berücksichtigt werden dürfen.<br />

Und: Sie werden zu einem Zinssatz angeboten,<br />

der deutlich unter dem Kapitalmarktniveau<br />

liegt, auf zehn Jahre festgeschrieben<br />

wird und aktuell 1,60 % beträgt.<br />

Ihre Sicherung erfolgt nachrangig im<br />

Grundbuch, so dass man im günstigeren,<br />

erststelligen Beleihungsraum noch sonstige<br />

Kapitalmarktdarlehen einzusetzen vermag.<br />

Bedingung für eine solche Förderung<br />

ist jedoch, dass mit dem Bau bisher nicht<br />

begonnen bzw. der Kaufvertrag bis dato<br />

nicht abgeschlossen wurde – und gewisse<br />

Einkommensgrenzen nicht überschritten<br />

werden.<br />

Die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG<br />

Wiesbaden mbH fungiert hier als Treuhänderin<br />

der Landeshauptstadt Wiesbaden,<br />

die entsprechenden Antragsvordrucke<br />

sind in Papier- oder Dateiform demzufolge<br />

direkt über sie erhältlich.<br />

www.seg-wiesbaden.de<br />

www.wiesbaden.de<br />

Orientierung bei »Smart Homing«<br />

Definierter Mindeststandard von Albis<br />

»Smart Homing« ist in der Wohnungswirtschaft<br />

kein neuer Begriff, zumal bereits seit<br />

einigen Jahren diverse Soft- und Hardware-Lösungen<br />

existieren, die das Leben<br />

in den eigenen vier Wänden leichter zu<br />

machen verheißen. Doch in der Branche<br />

herrscht noch Unsicherheit: Ein zeitgemäßer<br />

Wohnstandard muss definiert,<br />

Kosten müssen zugeordnet, und der wirtschaftliche<br />

Nutzen muss identifiziert<br />

werden.<br />

Die Schweizer Albis AG beschreibt mit<br />

ihrem »albis.standard« nun einen Mindeststandard<br />

als neue Orientierungshilfe,<br />

wobei sich dieses anbieterunabhängige<br />

Leistungspaket in und für Neubauten wie<br />

Bestandsimmobilien und Sanierungen<br />

verwenden lässt und Lösungen in den<br />

Bereichen Sicherheit, Energieeffizienz,<br />

Komfort und HomeCare umfasst.<br />

Die zum Einsatz kommenden Netztechniken<br />

richten sich nach den jeweiligen<br />

Bedingungen, was Anforderungen an das<br />

Gebäude, die Wohnungsgrößen, Lage,<br />

Bewohnerstruktur und sonstige individuelle<br />

Charakteristika sein können. Gesteuert<br />

werden die Funktionen stets mit Smartphones<br />

oder Tabletcomputern, die ebenso<br />

Flexibilität gewährleisten wie die installierte<br />

Infrastruktur, die Optionen für einen<br />

künftigen Ausbau oder ihre Erweiterung<br />

beinhaltet, wie zum Beispiel die Option,<br />

sich erst später, mit zunehmendem Alter,<br />

für die Option »HomeCare« zu entscheiden.<br />

www.albis.ag<br />

60]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Parkhaus in Dortmund<br />

Errichtung durch HIB Huber Integral Bau<br />

Am sogenannten Lensing Carrée und damit<br />

inmitten der Innenstadt von Dortmund wurden<br />

dank eines durchdachten Konzepts<br />

Geschäftsräume für drei Unternehmen und<br />

ausreichend Stellplätze für Mitarbeiter<br />

und Kunden unter einem Dach integriert:<br />

Den hervorragenden Entwurf der Bergstermann<br />

Architekten setzte der Generalunternehmer<br />

Rundholz um, der mit dem Parkhausbau<br />

wiederum die HIB Huber Integral<br />

Bau, einen führenden Spezialisten auf<br />

diesem Gebiet, beauftragte.<br />

Auf minimaler Grundfläche und in beengter<br />

Raumsituation wurden hier 150 Stellplätze<br />

auf fünf Ebenen oberhalb der gewerblichen<br />

Funktionseinheit realisiert. Das heißt, in<br />

einer logistischen Meisterleistung errichtete<br />

Huber innerhalb einer reinen Bauzeit<br />

von nur 20 Wochen das moderne, anspruchsvolle<br />

Parkhaus, dessen Grundgerüst<br />

aus vorgefertigten, maßgeschneiderten<br />

Elementen aus feuerverzinktem<br />

Stahl und Trapezblechdecken mit Aufbeton<br />

besteht. Die besonders benutzerfreundliche,<br />

helle und offene Bauweise des Gebäudes,<br />

die ohne Zwischenstützen auskommt,<br />

sorgt für ein komfortables Ein- und Ausparken.<br />

Ein Brückenübergang verbindet<br />

das Parkhaus mit dem Bürotrakt, über einen<br />

lichten Treppenturm kann es zudem sicher<br />

und schnell verlassen werden.<br />

Die Front des Gesamtkomplexes wurde in<br />

den Corporate-Identity-Farben des Hauptnutzers,<br />

des Verlags der Ruhr-Nachrichten,<br />

gestaltet. Die mit vertikalen Lamellen und<br />

blauen Kassettenelementen versehene<br />

Fassade dokumentiert dabei die beeindruckende<br />

Kombinationsmöglichkeit von<br />

zeitgenössischer Architektur und aktuellem<br />

Design.<br />

Über 150 Projekte von Huber zeugen von<br />

der individuellen Vielfalt, die moderne,<br />

wirtschaftliche Stellplatzlösungen nach<br />

kurzer Bauzeit bieten. Denn: Maßgeschneiderte<br />

Parkhäuser finden sich in jede Standortsituation<br />

ein.<br />

www.huber-integralbau.de<br />

Stahlkonstruktion mit Trapezblechdecken<br />

© HIB Huber Integral Bau GmbH<br />

Nutzungsflächen ohne Zwischenstützen<br />

© HIB Huber Integral Bau GmbH<br />

Fassade in Corporate-Identity-Farben<br />

© HIB Huber Integral Bau GmbH<br />

[<br />

Produkte und Projekte<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [61


Parksystem für Schwergewichte<br />

Innovation mit Maßvorteilen von Klaus Multiparking<br />

Produkte und Projekte ]<br />

Höher, breiter, schwerer: Mit seiner Multiparker-Innovation<br />

MultiBase 2072 reagiert<br />

der deutsche Qualitätshersteller Klaus<br />

Multiparking aus Aitrach, Baden-Württemberg,<br />

auf den XXL-Trend der Autoindustrie<br />

und bietet jetzt ein System an, in dem sich<br />

die Schwergewichte der Straße besonders<br />

platzsparend verstauen lassen. Egal ob<br />

2,70 m breite Einzel- oder 5,40 m breite<br />

Doppelbühne: Die MultiBase 2072 nimmt<br />

den neuen Golf genauso gerne auf wie<br />

den Geländewagen oder den Edel-SUV.<br />

Besonders stolz ist die Entwicklungsabteilung<br />

von Klaus Multiparking auf den<br />

5-cm-Maßvorteil des neuen Systems<br />

gegenüber jenen von anderen Herstellern.<br />

Das eröffnet Planern, Architekten und<br />

Bauherren mehr Freiheiten, denn diese<br />

Anlage benötigt bei gleichen Fahrzeughöhen<br />

weniger umbauten Raum als die<br />

Lösungen der Konkurrenz. »Die MultiBase<br />

2072 ist der absolute Raumkünstler am<br />

Markt, der aus engstem Raum am meisten<br />

Parkplatz herausholt«, so Wolfgang<br />

Schuckel, Geschäftsführer der Klaus Multiparking<br />

GmbH. »Die MultiBase 2072 ist für<br />

den Neubau genauso interessant wie für<br />

die Sanierung. Und sie macht nicht nur in<br />

der Tiefgarage oder der Garage eine gute<br />

Figur, sondern kann auch im Freien genutzt<br />

werden.«<br />

Die MultiBase 2072 spielt von Anfang an<br />

in der Schwergewichtsklasse mit: In der<br />

Doppelbühnen-Ausführung können die<br />

Fahrzeuge bis zu 2.600 kg schwer sein,<br />

die Einzelbühne nimmt sogar Kolosse bis<br />

3.000 kg auf. Maßstäbe setzt sie zudem<br />

auch im Komfort für den Autofahrer, da<br />

durch die Plattformbreite bis zu 2,70 m bei<br />

der Einzel- und bis zu 5,40 m bei der Doppelbühne<br />

genügend Platz für ein bequemes<br />

Aussteigen vorhanden ist – und das nicht<br />

nur, wenn zwei Smarts nebeneinanderstehen.<br />

Und: In der Zusammenstellung<br />

des individuellen Parkraums bieten sich<br />

Architekten, Planern und Bauherren individuelle<br />

Möglichkeiten, lassen sich die<br />

Einzel- und Doppelbühnen von Klaus Multiparking<br />

doch beliebig miteinander kombinieren.<br />

Die MultiBase 2072 ist wie alle Parksysteme<br />

von Klaus Multiparking mit unterschiedlichen<br />

Plattformbelägen erhältlich.<br />

Die High-End-Version »AluLonglife« aus<br />

seewasserfestem Aluminium steht ebenso<br />

zur Auswahl wie die »EasyWalk«-Version<br />

aus durchgehend geschlossenem, feuerverzinktem<br />

Stahl oder der Standard-<br />

Trapez-Belag.<br />

www.multiparking.com<br />

Platzsparende Unterbringung<br />

von kleinen und großen Fahrzeugen<br />

© Klaus Multiparking GmbH<br />

62]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Parkhausneubau in Düren<br />

Schallabsorbierende Wandelemente von Thermodur<br />

Aufgrund der Lage innerhalb eines Wohngebietes und der direkten<br />

Anbindung an das Marien-Hospital war gefordert, dass die Schallemission<br />

durch die Nutzung des Parkhauses auf ein Minimum zu<br />

reduzieren ist. Und so entschieden sich die Auftraggeber für die<br />

Zusammenarbeit mit Thermodur, denn die Bimsbetonelemente des<br />

Herstellers aus Neuwied verfügen durch ihre haufwerksporige<br />

Innenoberfläche über eine hohe, ja die fast einzigartige Fähigkeit<br />

der Schallabsorption.<br />

Im Bereich der Montage überzeugte Thermodur zudem mit Erfahrungspotential<br />

und insbesondere auch großen Elementabmessungen.<br />

So waren nur wenige Hübe mit einem Mobilkran notwendig,<br />

um die ca. 800 m² vom Transportfahrzeug direkt an die fertige<br />

Stahlkonstruktion heranzuschweben und zu befestigen.<br />

In puncto Kosten boten sich sogar mehrere Vorteile: Dank der<br />

Elementabmessungen ließen sich die Achsabstände vergrößern<br />

und die Anzahl von Stützen wie Fundamenten reduzieren. Und:<br />

Die hier 20 cm dicken Betonelemente sind bereits werkseitig mit<br />

Außenputz und den passenden, exakt positionierten Verbindungsund<br />

Befestigungselementen ausgerüstet, was den Montageaufwand<br />

zusätzlich verringerte. Die Betriebskosten bleiben im Übrigen<br />

ebenfalls niedrig, da bei einer etwaigen Beschädigung immer nur<br />

das jeweilige Einzelelement ausgetauscht werden muss – und<br />

nicht ein ganzes Fassadenfeld.<br />

www.thermodur.de<br />

Brüstungen aus Bimsbeton<br />

© Thermodur Wandelemente GmbH & Co. KG<br />

Befestigung mittels Auflagerwinkel<br />

© Thermodur Wandelemente GmbH & Co. KG<br />

Fassade nach Fertigstellung<br />

© Thermodur Wandelemente GmbH & Co. KG<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Neues Parksystem in Madrid<br />

Minimaler Platzbedarf dank stolzer<br />

Produkte und Projekte ]<br />

Mitten im Zentrum von Madrid gelegen,<br />

wurde ein Altbau saniert sowie im Zuge<br />

der Nachverdichtung ein Nebengebäude<br />

mit Parkflächen errichtet. Die Prämisse<br />

lautete: In dem Wohn- und Geschäftshaus<br />

in der Calle de Goya sollten mindestens<br />

pro Wohneinheit zwei Stellplätze entstehen,<br />

besser aber so viele wie möglich,<br />

da in der Innenstadt Parkplätze rar und<br />

entsprechend wertvoll sind.<br />

Auf einem Grundstück von ca. 25 m x 15 m<br />

war das eine echte Herausforderung für<br />

die Investmentgesellschaft – und ein mit<br />

konventionellen Konzepten nicht zu bewältigendes<br />

Problem. »Eine herkömmliche<br />

Tiefgarage in der benötigten Dimension<br />

wäre aufgrund der schmalen Front des<br />

Grundstücks nicht realisierbar gewesen«,<br />

so Hugo Zapf, Vertriebsleiter von stolzer,<br />

einer Marke der Stopa Anlagenbau GmbH.<br />

»Eine normale Tiefgarage erfordert Rampen<br />

und Zufahrtswege, Treppenhäuser<br />

oder Aufzüge zum Erschließen der Parkebenen<br />

und zum Ermöglichen von Personenverkehr.<br />

Eine Infrastruktur, die beim<br />

automatischen Parksystem entfallen<br />

kann.«<br />

Die Lösung fand sich daher im automatisierten<br />

Parksystem von stolzer, mit dem<br />

sich 71 Stellplätze auf sieben Ebenen realisieren<br />

ließen: Mit Technologie aus dem<br />

Anlagenbau werden die Fahrzeuge automatisch<br />

verstaut und dem Fahrer wieder<br />

zur Verfügung gestellt, der Platzbedarf ist<br />

so um ein Vielfaches geringer. Von außen<br />

sieht man dem Gebäude sein Innenleben<br />

nicht an, denn es geht hier sieben Stockwerke<br />

tief unter die Erde.<br />

Das Parksystem wurde mit dem Anbau<br />

errichtet, Wohnen und Parken wurden<br />

also zeitgleich ermöglicht. Und so übergibt<br />

der Fahrer sein Auto heute in einem ebenerdigen,<br />

hell beleuchteten und großzügig<br />

dimensionierten Übergaberaum, das von<br />

dort dann automatisch auf die unterirdischen<br />

Parkebenen bewegt wird und dort<br />

vor Einbruch und Diebstahl geschützt ist.<br />

Die spätere Abholung erfolgt wiederum<br />

mittels einer berührungslosen Chipkarte,<br />

die jedem Nutzer als persönliche Identifikation<br />

zum Ein- und Ausparken zur<br />

Verfügung steht.<br />

Nebengebäude mit Übergaberaum<br />

© Stopa Anlagenbau GmbH<br />

Letztes Jahr wurde das Projekt in Madrid<br />

fertiggestellt, in Valladolid und Santander<br />

befinden sich zudem weitere Anlagen im<br />

Bau, die ebenfalls im Rahmen von Nachverdichtungsmaßnahmen<br />

verwirklicht<br />

werden – und zwar allesamt unterirdisch<br />

über mehrere Etagen.<br />

www.stolzer.com<br />

Wohnhaus vor der Sanierung<br />

© Stopa Anlagenbau GmbH<br />

Automatischer »Fahrzeugtransport«<br />

© Stopa Anlagenbau GmbH<br />

Stellplätze unter der Erde<br />

© Stopa Anlagenbau GmbH<br />

Identifizierung mittels Chipkarte<br />

© Stopa Anlagenbau GmbH<br />

Technik aus dem Anlagenbau<br />

© Stopa Anlagenbau GmbH<br />

64]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Weitere Stellflächen mit automatischem Parksystem<br />

Bessere Raumnutzung und mehr Gewinn dank Skyline<br />

Bei konventionellen Parkhäusern sind Aufund<br />

Abfahrtrampen, Manövrierflächen,<br />

Treppen, Notausgänge etc. unabdingbar,<br />

auch wenn durch sie wertvoller Raum verschwendet<br />

wird. Der umbaute Raum pro<br />

Auto beträgt bei herkömmlichen Anlagen<br />

ca. 100 m³, obwohl ein Auto nur ca. 20 m³,<br />

also ein Fünftel dieses Volumens, hat! Somit<br />

werden 80 % des Raumes verschwendet,<br />

der für das eigentliche Parken genutzt<br />

werden könnte.<br />

Nicht so bei automatischen Anlagen: Hier<br />

werden für das Befördern der Fahrzeuge<br />

mechanische Geräte verwendet und auf<br />

Rampen, Treppen, Notausgänge, Personenlifte,<br />

Beleuchtung und Lüftung lässt<br />

sich weitgehend verzichten.<br />

Auf- und Abfahrsrampen gibt es in den<br />

unterschiedlichsten Ausführungen. Aus<br />

Sicht des Parkhausbesitzers und -betreibers<br />

rauben aber besonders Spiralrampen<br />

wertvollen Raum, auf welchem Autos abgestellt<br />

werden könnten. Die Zylinder im<br />

Kern von Parkhäusern mit spiralförmigen<br />

Auffahrtsrampen weisen meist einen<br />

Durchmesser von ca. 20 m und mehr auf,<br />

und ihr Innenraum mit ca. 14 m Durchmesser<br />

bleibt meist ungenutzt. In einem<br />

Parkhaus mit zehn Etagen sind somit ca.<br />

6.000 m³ leerstehend, und dies in einer<br />

Zeit, wo jedes zusätzlich geparkte Auto<br />

zur Profitabilität eines Parkhauses<br />

beiträgt.<br />

Die Schweizer Firma Skyline Parking AG,<br />

spezialisiert auf fortschrittliche automatische<br />

Parking-Systeme mit hoher Stelldichte<br />

und schnellen Fördermitteln, hat<br />

sich zum Ziel gesetzt, solche Räume zu<br />

nutzen – und hat dazu eine Technologie<br />

entwickelt, mit welcher sie die Hohlräume<br />

im Zentrum von Spiralrampen mit zusätzlichen<br />

Parkplätzen ausrüsten kann. Mit<br />

dieser Technologie lassen sich pro Deck<br />

bis zu neun zusätzliche Autos lagern, in<br />

einem Parkhaus mit 10–12 Etagen finden<br />

derart 15–20 solcher Decks, also bis zu<br />

180 Autos, Platz.<br />

Der Benutzer fährt auf der untersten<br />

oder obersten Ebene in eine Einfahrtbox,<br />

zieht die Handbremse an, steigt aus und<br />

bestätigt der Fördermaschine, dass sie<br />

sein Fahrzeug einparken kann. Von dort<br />

Automatisches Parksystem in Spindelrampen<br />

© Skyline Parking AG<br />

wird das Auto auf einem Förderband auf<br />

die Liftplattform verschoben, und schon ist<br />

die Einfahrtbox für den nächsten Kunden<br />

frei. Das Fahrzeug wird dann in wenigen<br />

Sekunden auf eine der freien Stellplatten<br />

befördert. Beim Ausparken erfolgt dies in<br />

umgekehrter Reihenfolge.<br />

Die Installation der Technik erfolgt ohne<br />

wesentliche Einschränkung des täglichen<br />

Parkhausbetriebes und benötigt nur wenig<br />

Zeit. Da in bereits existierenden Parkhäusern<br />

die Bezahlungs- und Zutrittssysteme<br />

schon vorhanden sind und die bestehende<br />

Baustatik genutzt werden kann, ergibt<br />

sich mit dieser Technik ein sehr wirtschaftliches<br />

Add-on: Mit geringen Investitionen,<br />

ohne zusätzliche Gebäude oder Grundstücke<br />

lässt sich die Anzahl der Parkplätze<br />

um bis zu 15 % erhöhen.<br />

www.skyline-parking.com<br />

[<br />

Produkte und Projekte<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [65


Solarcarports mit Holzstruktur<br />

Langlebige Konstruktion von Ligna<br />

Produkte und Projekte ]<br />

Aus einer massiven Leimholzstruktur<br />

bestehend, die gemäß Eurocode für die<br />

jeweiligen Schnee- und Windlasten, die<br />

Photovoltaikanlage sowie entsprechende<br />

Anpralllasten dimensioniert ist, sind diese<br />

Solarcarports in sich ausgesteift und<br />

benötigen keine eingespannten Stützen.<br />

Ihre Gründung erfolgt in der Regel mit<br />

Schraubfundamenten, als Eindeckung<br />

kommt Trapezblech in einer Dicke von<br />

mindestens 0,75 mm zur Anwendung. Die<br />

Binderkonstruktion und die Dachpfetten<br />

werden aus riss- und torsionsarmem,<br />

getrocknetem und gehobeltem Fichte-<br />

Brettschichtholz hergestellt, das sich farblich<br />

behandeln lässt, was im Übrigen ebenso<br />

für die verzinkten Metallteile gilt. Der<br />

Standardachsabstand der Binder beträgt<br />

10 m, je nach Gesamtlänge des Bauwerks<br />

kann er jedoch in einzelnen Feldern auf 5 m<br />

oder 7,50 m reduziert werden. Und: An den<br />

Witterungsschutz plus Stromerzeugung<br />

© Ligna construct PGmbH<br />

Giebelseiten befindet sich aus Gründen<br />

des konstruktiven Holzschutzes stets ein<br />

Dachüberstand von 2,50 m.<br />

Die in ein- und zweireihiger Ausführung<br />

erhältlichen Carports bieten aber nicht<br />

nur Schutz vor Schnee, Regen, Hagel, Verschmutzungen<br />

und Hitze, sondern produzieren<br />

auch dezentral sauberen Solarstrom,<br />

helfen bei der Vermeidung von klimaschädlichem<br />

CO 2 , weisen einen nur geringen Verbrauch<br />

an grauer Energie auf und verfügen<br />

infolgedessen über eine hervorragende<br />

Ökobilanz.<br />

www.ligna-carports.com<br />

www.ligna-systems.com<br />

Crossrail Station in London<br />

(Holzdach-)Errichtung durch Wiehag<br />

Die Wiehag GmbH, ansässig im oberösterreichischen<br />

Altheim, hat vor kurzem den<br />

Auftrag für die Errichtung der Holzdachkonstruktion<br />

der Crossrail Station in Canary<br />

Wharf in London erhalten. Das vom Londoner<br />

Architekturbüro Foster + Partners entworfene<br />

(Bahnhofs-)Gebäude steht mitten<br />

im Wasser des West India Dock, eines<br />

Seitenarms der Themse, und ist nicht nur<br />

ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, sondern<br />

auch umgeben von den Hochhäusern<br />

des Finanzzentrums Canary Wharf. Die<br />

Realisierung der sogenannten Crossrail-<br />

Linie ist zurzeit eine der größten Baustellen<br />

Europas und soll nach ihrer Inbetriebnahme<br />

unter anderem den Flughafen<br />

Heathrow mit dem durch Olympia zu<br />

neuem Leben erwachten Ost-London<br />

verbinden.<br />

Das Gebäude ist ca. 300 m lang, hat vier<br />

Geschosse »im« und zwei oberhalb des<br />

Wassers sowie einen eindrucksvollen<br />

Landschaftspark auf dem obersten Deck,<br />

der mit einer grazilen Struktur aus Holz und<br />

Membrankissen in Gestalt einer Freiformfläche<br />

überdacht wird, wobei immer wie-<br />

(Künftiges) Bahnhofsgebäude im Finanzbezirk<br />

© Foster + Partners/Wiehag GmbH<br />

der Öffnungen für viel Luft- und Lichtzufuhr<br />

sorgen. Wiehag liefert hier nun in enger<br />

Zusammenarbeit mit der ebenfalls aus<br />

Oberösterreich stammenden Firma Seele<br />

das gesamte Dach inklusive der Membrankissen:<br />

Der Kunde erspart sich dadurch<br />

ein aufwendiges externes Projektmanagement,<br />

obwohl das Zusammenspiel von und<br />

die Schnittstelle zwischen Membrandach<br />

und Holzbaukonstruktion sehr komplex<br />

sind. Die Rohware, also das Holz, kommt im<br />

Übrigen aus nachhaltig bewirtschafteten<br />

österreichischen Fichtenwäldern, am<br />

Standort Altheim werden zudem die einbaufertigen<br />

Einzelteile hergestellt und<br />

dann direkt nach London geliefert und<br />

dort montiert.<br />

www.wiehag.com<br />

66]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Plattenbeläge für befahrene Verkehrsflächen<br />

Neuer Planungsleitfaden des Betonverbands SLG<br />

In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab<br />

es erhebliche Veränderungen hinsichtlich<br />

der Anwendungen von Platten aus Beton<br />

für Verkehrsflächen. Handelte es sich<br />

früher fast ausschließlich um nutzengeprägte<br />

Herausforderungen, wie sie zum<br />

Beispiel bei Gehwegbefestigungen auftreten,<br />

so kommen diese Platten in letzter<br />

Zeit nun verstärkt im repräsentativen Umfeld<br />

zum Einsatz, und zwar auch dort, wo<br />

Pkws und sogar Lkws fahren.<br />

»Platten gehören nicht in befahrene Bereiche,<br />

so ist das derzeitige einschlägige<br />

Straßenbauregelwerk auszulegen. Aber<br />

wieso sollten Platten in befahrenen Bereichen<br />

eigentlich nicht eingesetzt werden<br />

können«, fragt Dipl.-Ing. Dietmar Ulonska,<br />

Geschäftsführer des Betonverbandes<br />

Straße, Landschaft, Garten e.V. (SLG),<br />

und liefert die Antworten samt Planungsempfehlungen<br />

gleich mit – in der neu-<br />

erschienenen und kostenlos erhältlichen<br />

Broschüre »Plattenbeläge aus Beton für<br />

befahrene Verkehrsflächen«. Als Planungsleitfaden<br />

konzipiert, vermittelt sie<br />

eine Übersicht über funktionsgerechte<br />

Beläge, die selten oder nur gelegentlich<br />

befahren werden, wobei die Festlegung<br />

von Mindestdicken in Abhängigkeit verschiedener<br />

Rahmenbedingungen im Vordergrund<br />

steht. Für »Untergründe«, die<br />

häufiger oder regelmäßig von Schwerfahrzeugen<br />

frequentiert werden, verweist der<br />

Bonner Verband zudem auf sein (kostenpflichtiges)<br />

Merkblatt für die Planung und<br />

Ausführung von Verkehrsflächen mit großformatigen<br />

Pflastersteinen und Platten<br />

aus Beton. Beide Publikationen sind direkt<br />

über den sogenannten Betonshop zu<br />

beziehen.<br />

www.betonstein.de<br />

www.betonshop.de<br />

Regeln für Konzeption und Ausführung<br />

© Betonverband Straße, Landschaft, Garten e. V.<br />

[ Produkte und Projekte


Hotel mit Kongresszentrum in Oran<br />

Luxuriöse Parkanlage über Tiefgaragen dank ZinCo<br />

Produkte und Projekte ]<br />

Das Le Méridien Oran Hotel & Convention<br />

Centre in Oran, an der nordwestlichen<br />

Mittelmeerküste Algeriens gelegen, ist<br />

ein neues, aus Kongresszentrum und Fünf-<br />

Sterne-Hotel mit angrenzenden Parks und<br />

Strandpromenade bestehendes Ensemble<br />

mit 12.000 m² Grünfläche, von denen sich<br />

ca. 4.500 m² oberhalb des zugehörigen Tiefgaragenkomplexes<br />

befinden. Geplant von<br />

IAC Arquitectura, Castellón Plana, erfolgte<br />

die Errichtung durch das ebenfalls aus<br />

Spanien stammende Unternehmen OHL<br />

Obrascón Huarte Lain S. A., das für die<br />

Realisierung der Garten- und Gründachanlagen<br />

wiederum Technik von ZinCo wählte.<br />

Und so wurden die Pflanzbereiche auf der<br />

Tiefgarage mit dem ZinCo-Dachbegrünungssystem<br />

»Dachgarten« gebaut, dessen<br />

Kernelement das Drän- und Wasserspeicherelement<br />

Floradrain ® FD 60 ist.<br />

Verfüllt mit dem mineralischen Schüttstoff<br />

Zincolit ® Plus und abgedeckt mit dem<br />

Systemfilter SF, umfasst es zudem eine<br />

auf die Bepflanzung abgestimmte Substratschicht,<br />

deren Schütthöhe von<br />

20–100 cm je nach Pflanzzone variiert.<br />

Mit seinen 80 Palmen und einem exponiert<br />

angeordneten Wasserbecken gleicht der<br />

gesamte Park heute einer grünen Oase,<br />

zumal weitere 220 Bäume, 2.000 Sträucher<br />

und 38.000 Stauden den Besuchern hier<br />

Schatten spenden und ein auf die Örtlichkeiten<br />

angepasster trockenresistenter<br />

Rasen auf ca. 10.000 m² zum Verweilen einlädt.<br />

Niederschläge sind in Oran vor allem<br />

von Mai bis September sehr selten, weshalb<br />

eine vollautomatische Bewässerung<br />

mit Tropfschläuchen sowie Beregnung<br />

den Bedarf der Bepflanzung zuverlässig<br />

abdeckt, und zwar seit der Anwachsphase.<br />

Da die Palmen zum Zeitpunkt der Bepflanzung<br />

bereits eine Wuchshöhe von 6–8 m<br />

aufwiesen, waren sowohl das Einbringen<br />

wie ihre Verankerung und Sicherung<br />

gegenüber Windsog eine echte Herausforderung:<br />

Die per Tieflader angelieferten<br />

Palmen, die teilweise auch mehrstämmig<br />

waren, konnten per Kran direkt an den entsprechenden<br />

Standort gehoben und dort<br />

abgesetzt werden. In das Substrat hatte<br />

man zudem entsprechende Stahlgitter mit<br />

eingebettet, an denen sich die großen<br />

Wurzelballen mit Zurrbändern befestigen<br />

ließen. Dank dieser Wurzelballenverankerung<br />

sind Palmen und andere Bäume sogar<br />

bei starkem Wind bestens gesichert.<br />

Sämtliche Gestaltungsvarianten waren<br />

dank ZinCo-Systemaufbau auf der Tiefgaragendecke<br />

zu verwirklichen, so dass<br />

die Planer des Le Méridien Oran Hotel &<br />

Convention Centre ihrem Ideenreichtum<br />

wahrlich freien Lauf lassen konnten.<br />

www.zinco-greenroof.com<br />

www.zinco.de<br />

Prinzip des Systemaufbaus<br />

© ZinCo GmbH<br />

Palmen entlang den Wegen<br />

© ZinCo GmbH<br />

Intensivbegrünung als Charakteristikum<br />

© ZinCo GmbH<br />

Pflanzbeete mit Zierkies<br />

© ZinCo GmbH<br />

Treppenaufgänge in Türkis<br />

© ZinCo GmbH<br />

68]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Oberflächenschutz für Parkbauten<br />

Dauerhafte Systemlösungen von StoCretec<br />

Die heute meist verwendeten Oberflächenschutzsysteme<br />

OS 8 und OS 11 haben<br />

gegensätzliche Eigenschaften: OS 8 zeichnet<br />

sich durch hervorragende Verschleißfestigkeit<br />

aus, ist aber nicht rissüberbrückend.<br />

Umgekehrt hat OS 11 gute Rissüberbrückungseigenschaften,<br />

ist hingegen<br />

nicht bei starker mechanischer Belastung<br />

geeignet. Eine Abdichtung mit Schweißbahn<br />

und Gussasphalt vereint nun beide<br />

Eigenschaften, Nachteile sind hier jedoch<br />

das Gewicht und die Einbauhöhe.<br />

Vor einigen Jahren wurden deshalb Alternativen<br />

entwickelt, die sich aus einer<br />

Polyurethan-Flüssigfolie und einer Kaltbitumenschicht<br />

zusammensetzen. Diese<br />

OS-10-Systeme haben eine sehr hohe<br />

Rissüberbrückung (Gesamtsystem IVT+V)<br />

und sind für sehr starke mechanische<br />

Belastungen ausgelegt, die Gesamtschichtdicke<br />

liegt zudem bei 8–20 mm.<br />

Für Bereiche, in denen aus optischen<br />

Gründen eine Farbigkeit der Bodenflächen<br />

gewünscht ist, stehen solche OS 10 mit<br />

Kunststoffdeck- statt bituminöser Schutzschicht<br />

zur Verfügung, wobei eine Epoxi-<br />

Polyurethan-Kombination zur Anwendung<br />

kommt, die ein besseres Korneinbindeverhalten<br />

aufweist als übliche Polyurethan-<br />

Deckschichten. Bei einer Epoxi-Polyurethan-Kombination<br />

handelt es sich um keine<br />

neue Technologie, sondern um Standardbindemittel<br />

aus der Anfangszeit der elastischen<br />

Parkhaussysteme: In den 1980er<br />

Öffentliches Parkhaus: Situation nach langjähriger Nutzung<br />

© StoCretec GmbH<br />

Jahren kamen zuerst teerhaltige Epoxi-<br />

Polyurethane mit dem ehedem bekannten<br />

Markenname Concretin TEP und später<br />

teerfreie Epoxi-Polyurethan-Kombinationen<br />

zur Ausführung, die sich ebenfalls durch<br />

Robustheit bewährt haben. Im Laufe der<br />

1990er Jahre wurden dann von mehr und<br />

mehr Herstellern reine Polyurethansysteme<br />

als OS 11 angeboten, da sie sich<br />

günstiger herstellen lassen.<br />

Mit Inkrafttreten der Richtlinie SIB 2001<br />

wären nun für bestehende OS-11-Systeme,<br />

wie StoPox TEP Multi Top, umfangreiche<br />

und teure Prüfungen notwendig geworden,<br />

was aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht<br />

erfolgt ist. Insbesondere in den letzten beiden<br />

Jahren wurde von Betreibern und<br />

Planern allerdings wieder verstärkt der Ruf<br />

nach robusteren OS-11-Systemen laut –<br />

und hat die StoCretec GmbH bewogen,<br />

Parkbauten, die 1997–2003 mit StoPox TEP<br />

Typischer Abrieb im Kurvendrehbereich<br />

© StoCretec GmbH<br />

Deckversiegelung mit Abstreukorn<br />

© StoCretec GmbH<br />

Multi Top beschichtet wurden, zu untersuchen<br />

und, aufgrund positiver Erkenntnisse,<br />

mit StoPox TEP Multi Top ein OS 11a und<br />

ein OS 11b zur Prüfung einzureichen. Die<br />

entsprechenden Übereinstimmungszertifikate<br />

werden noch in <strong>2013</strong> vorliegen.<br />

www.stocretec.de<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [69


Kaffee-Erlebniswelt am Irschenberg<br />

Problemfreie Ausschreibung und Vergabe dank Orca<br />

Software und IT ]<br />

Der Irschenberg, wohl der landschaftlich<br />

exponierteste Punkt der Chiemsee-Autobahn,<br />

lädt mit seinem einzigartigen Ausblick<br />

in die Voralpen zum Innehalten und<br />

Durchatmen ein. Wer dazu noch Kaffeekultur<br />

der besonderen Art in einem Gebäude<br />

mit ganz individueller Ästhetik erleben<br />

möchte, kehrt in die Dinzler Kaffeerösterei<br />

ein. Ludwig Hohenreiter und Andreas Kohwagner<br />

vom Architekturbüro werkbureau,<br />

München, haben die neue Firmenzentrale<br />

konzipiert: Verteilt auf fünf Geschosse sind<br />

hier Bar, Restaurant, Küche, Backstube,<br />

Schau-Rösterei, Kaffeewelt, Seminarräume,<br />

Labor und eine betriebliche Kinderkrippe<br />

untergebracht.<br />

Für die Ausschreibung und Vorbereitung<br />

der Vergabe setzten die beiden Planer<br />

Orca AVA ein. »Wir arbeiten seit zehn<br />

Jahren mit Orca AVA und sind immer<br />

wieder begeistert über die intuitive Bedienung,<br />

obwohl der Leistungsumfang stetig<br />

gestiegen ist«, resümiert Hohenreiter. Für<br />

die Anfertigung von Leistungsverzeichnissen<br />

kann auf eigene vorhandene Strukturen<br />

und Positionsbeschreibungen zugegriffen<br />

werden, Texte externer Partner<br />

lassen sich ebenfalls einpflegen, da alle<br />

Schnittstellen im Lieferumfang der Software<br />

bereits standardmäßig enthalten<br />

sind. »Zusätzlich wurden für das Gebäude<br />

am Irschenberg die Ausschreibungen der<br />

beteiligten Fachplaner für Heizung, Lüftung,<br />

Sanitär, Elektro- und Außenanlagen<br />

in unser System eingespielt und eine komplette<br />

Generalunternehmer-Ausschreibung<br />

erstellt«, so Hohenreiter weiter.<br />

Die eingehenden Angebote wurden dann<br />

in Orca AVA übernommen und im Preisspiegel<br />

nach unterschiedlichen Kriterien<br />

ausgewertet. »Mit Orca AVA haben wir ein<br />

leistungsfähiges Werkzeug, um unserem<br />

Anspruch nach Präzision und Qualität bei<br />

der Planung von Bauvorhaben gerecht zu<br />

werden«, urteilt Hohenreiter abschließend.<br />

www.orca-software.com<br />

Gebäude nach Fertigstellung<br />

© werkbureau/Orca Software GmbH<br />

Gastronomie im Innern<br />

© Dinzler AG/Orca Software GmbH<br />

Tools für Brandschutzingenieure<br />

Browserbasierte Lösungen von hhpberlin<br />

FireModeler, fireSim und fireAnalytics<br />

heißen die neuen Werkzeuge, die den<br />

Alltag eines jeden »Brandschützers« verbessern<br />

helfen. Als weltweit agierendes<br />

Ingenieurbüro wusste hhpberlin um die<br />

Notwendigkeit solcher Instrumente und<br />

hat deshalb eine Suite von Lösungen entwickelt.<br />

Um qualitativ hochwertige Simulationen<br />

durchführen zu können, müssen zunächst<br />

Brandparameter und -szenarien festgelegt<br />

werden. Diese Überlegungen waren bislang<br />

umständlich und zeitintensiv, nun aber<br />

generiert »fireModeler« unter anderem aus<br />

vorhandenen Realbranddaten neue Szenarien<br />

und ermittelt die passende Brandlast<br />

für bestimmte Fragestellungen.<br />

»FireSim« wiederum, auf Software der<br />

neuseeländischen Firma GreenButton setzend,<br />

gewährleistet eine effiziente, einfache<br />

Integration von fireSim auf Basis<br />

von Microsoft Azure, einer weltweit verfügbaren<br />

Cloud-Plattform, die dem Anwender<br />

beliebige Hard- und Software-Ressourcen<br />

bietet. Mit ausgesprochen hoher Recheneffizienz<br />

lassen sich so komplexe Simulationen<br />

oder eben zeitgleich verschiedene<br />

Variationen eines Brandszenarios verwirklichen.<br />

Realisiert und betrieben wird<br />

fireSim gemeinsam mit dem Partner T-Systems<br />

Multimedia Solutions aus Dresden,<br />

deren Experten sich auch um die Einhaltung<br />

gesetzlicher Bestimmungen kümmern.<br />

Und »fireAnalytics« als drittes Werkzeug<br />

vereinfacht schließlich die bisher komplexe<br />

Nachbereitung und Auswertung.<br />

Über einen Webbrowser erhält man hier<br />

Einblick in die Daten der Simulationen,<br />

wobei interaktive Diagrammtypen die Analyse<br />

erleichtern. Mit der Möglichkeit, kurzfristig<br />

diverse Simulationen miteinander<br />

zu vergleichen, unterstützt fireAnalytics<br />

zudem Ingenieure bei der Auswertung<br />

mehrerer Brandszenarien. Bemerkenswert<br />

ist, dass schon während einer Simulation<br />

in frei definierbaren Intervallen mit der<br />

wichtigen Datenanalyse begonnen<br />

werden kann.<br />

www.hhpberlin.de<br />

70]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Schinkel-Wettbewerb <strong>2013</strong><br />

Preisverleihung durch den AIV zu Berlin<br />

In Erinnerung an Karl-Friedrich Schinkel<br />

hat der Architekten- und Ingenieur-Verein<br />

(AIV) zu Berlin am Geburtstag des Baumeisters<br />

und damit am 13. März die Preise<br />

des bereits 158. Schinkel-Wettbewerbs<br />

verliehen. In diesem Jahr zum Thema<br />

»Transformation TXL – Vom Flugfeld zum<br />

Lebensraum« ausgelobt, wurden in Summe<br />

18.000 € vergeben und beteiligten sich 366<br />

Teilnehmer aus dem In- und Ausland mit<br />

insgesamt 154 Arbeiten. »Auf originelle<br />

Weise zeigen die ausgezeichneten Entwürfe<br />

auf, wie sich weitere dringende<br />

Aufgaben für die Nachnutzung von Tegel<br />

lösen lassen, die der AIV als ergänzende<br />

Überlegungen zu den Masterplanungen<br />

der Senatsverwaltung mit der Entwicklung<br />

eines Forschungs- und Technologieparks<br />

versteht. Dazu zählen der Schutz der landschaftlichen<br />

Weite und die Chancen einer<br />

nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung<br />

in gemischten Quartieren, für die das<br />

Flugfeld genügend Raum bietet im Übergang<br />

zu angrenzenden Stadtteilen«, so<br />

Dr. Melanie Semmer, Vorsitzende des<br />

Schinkel-Ausschusses.<br />

Bäume säumen die einstige Startbahn,<br />

die sich als graues, breites Band mehr als<br />

2 km durch den Wald zieht. Das bedeutet,<br />

wo einst Flugzeuge beschleunigten und<br />

tosend in die Lüfte abhoben, wandern in<br />

wenigen Jahren vielleicht schon Berliner<br />

in Richtung Jungfernheide und sausen<br />

Skater über die Bahn: Mit ihrem Vorschlag<br />

»Urbane Wälder TXL« gewannen Niklas<br />

Mayr und Martin Schmitz, Studenten der<br />

Technische Universität Berlin, den mit<br />

2.500 € dotierten Schinkel-Preis in der<br />

Sparte Landschaftsarchitektur. Als besondere<br />

Auszeichnung für ihre hervorragende<br />

Leistung erhielten sie außerdem das Reise-<br />

Stipendium der Hans-Joachim-Pysall-<br />

Stiftung in Höhe von ebenfalls 2.500 €,<br />

das ihnen eine Italienexkursion auf den<br />

Spuren Karl-Friedrich Schinkels ermöglicht.<br />

»Es entsteht ein besonderer und<br />

eigenständiger Freiraum, der sowohl<br />

Naturerlebnisräume bietet, durch den<br />

Kontrast zu den Landebahnen die ehemalige<br />

Nutzung des Flughafens spüren<br />

lässt und verschiedenste Spiel- und Sportmöglichkeiten<br />

erlaubt«, würdigte die Jury<br />

das Konzept.<br />

Für den Entwurf »Arbeitswelt = Lebenswelt«<br />

zeichnete die Jury Dagmara Sietko-<br />

Sierkiewicz und David Weclawowicz,<br />

die beide an der Technischen Universität<br />

Breslau ihren Masterabschluss machen,<br />

in der Fachsparte Architektur mit dem<br />

zweiten Schinkel-Preis aus, und zwar mit<br />

folgender Begründung: »Die Arbeit überzeugt<br />

die Jury auf mehreren Ebenen. Die<br />

städtebauliche Konzeption ist aus der<br />

Geometrie des Flughafens abgeleitet. Die<br />

Zuordnung der Funktionen – produzierendes<br />

Gewerbe nach Westen in Richtung<br />

Hangar und Cargo sowie Dienstleistungen,<br />

Büros und Wohnen nach Osten zum Hochschulstandort<br />

– erzeugt wie selbstverständlich<br />

eine Höhenstaffelung und damit<br />

Dokumentation der ausgezeichneten Arbeiten<br />

© Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin e.V.<br />

eine Dichte, die dem Ort angemessen<br />

erscheint.«<br />

Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb<br />

schon traditionell in den sieben Fachsparten<br />

Städtebau, Landschaftsarchitektur,<br />

Architektur, Konstruktiver Ingenieurbau,<br />

Freie Kunst, Verkehrswesen Straßenbau<br />

sowie Verkehrswesen Eisenbahnbau.<br />

Neben den Schinkel-Preisen vergab die<br />

Jury im Übrigen zwei Anerkennungspreise<br />

des AIV in Höhe von je 1.000 € sowie sieben<br />

Sonderpreise der Stifter und Förderer<br />

zwischen 1.000 € und 2.000 €. Der Schinkel-<br />

Wettbewerb des AIV zu Berlin wird jährlich<br />

seit 1855 durchgeführt und ist die größte<br />

Ideen- und Förderkonkurrenz für junge,<br />

maximal 35 Jahre alte Planer im deutschsprachigen<br />

Raum. Ermöglicht wird der<br />

Wettbewerb durch die Unterstützung unter<br />

anderem des Bundesministeriums für<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, der<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt Berlin und diverser Stifter.<br />

www.aiv-berlin.de<br />

[ Nachrichten<br />

Deutscher Ingenieurpreis Straße und Verkehr <strong>2013</strong><br />

Auszeichnung(en) für richtungsweisende Planungsleistungen<br />

Bereits bei seiner ersten Ausschreibung<br />

erzielte der Deutsche Ingenieurpreis<br />

Straße und Verkehr <strong>2013</strong> der Bundesvereinigung<br />

der Straßen‐ und Verkehrsingenieure<br />

(BSVI) 63 Einreichungen. Nach<br />

einem neuen Verfahren durchgeführt,<br />

wird er in den drei Kategorien »<strong>Baukultur</strong>«,<br />

»Innovation« und »Verkehr im Dialog« verliehen,<br />

wobei sich die mittlere besonderer<br />

Beliebtheit erfreute. »Wir sind sehr zufrieden<br />

mit der hohen Resonanz. Die Neuausrichtung<br />

war richtig«, erklärt Christiane<br />

Ehrhardt, Präsidentin der BSVI.<br />

Mit dem neuen Format sollen zukunftsfähige<br />

und richtungsweisende Ingenieurleistungen<br />

gewürdigt werden, welche die<br />

heutigen gesellschaftlichen Ansprüche<br />

an den öffentlichen Raum und an die Verkehrswege<br />

erfüllen. Die eingereichten<br />

Bewerbungen sichtete nun eine BSVI-Jury,<br />

um dann drei Beiträge pro Kategorie für<br />

eine zweite Wettbewerbsphase auszuwählen:<br />

Hier sind die Nominierten aufgefordert,<br />

ihre Arbeiten in einer umfangreicheren<br />

Darstellung zu präsentieren. Die<br />

Jury der zweiten Wettbewerbsphase umfasst<br />

wichtige Persönlichkeiten der breiten<br />

Fachöffentlichkeit, die nach gemeinsamer<br />

Diskussion im Rahmen einer Sitzung pro<br />

Kategorie einen Preisträger benennen.<br />

Der Deutsche Ingenieurpreis Straße und<br />

Verkehr steht auch in der neuen Fassung<br />

unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.<br />

Die Preisverleihung wird<br />

durch den Schirmherrn und die Präsidentin<br />

der BSVI im Rahmen des Festaktes zum<br />

50-jährigen Bestehen der Bundesvereinigung<br />

der Straßen‐ und Verkehrsingenieure<br />

am 6. September <strong>2013</strong> in Berlin vorgenommen.<br />

Das heißt, die drei jeweils Nominierten<br />

werden ihre Beiträge präsentieren, und<br />

anschließend erfolgt die feierliche Würdigung<br />

der Preisträger mit einer ebenfalls<br />

neugestalteten Skulptur.<br />

www.bsvi.de<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [71


»Beratungsgarten« als Planungsaufgabe<br />

Studentenwettbewerb an der Hochschule Geisenheim University<br />

Nachrichten ]<br />

Anlässlich der Landesgartenschau 2014 in<br />

Gießen hatten der Landesbetrieb Landwirtschaft<br />

Hessen (LLH) und die Verbände des<br />

Freizeitgartenbaus für Studierende der<br />

Landschaftsarchitektur einen Wettbewerb<br />

zur Planung eines »Beratungsgartens«<br />

ausgelobt. Der Siegerentwurf wurde nun<br />

vor kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Ob Gemüsegarten oder Blumenbeete, Bauerngarten<br />

oder »Urban Gardening«: Immer<br />

mehr Menschen sind auf der Suche nach<br />

dem eigenen, maßgeschneiderten Gartenprojekt.<br />

Eine zentrale Anlaufstelle für<br />

erfahrene wie neugierige Hobby- und Freizeitgärtner<br />

soll auf der Landesgartenschau<br />

2014 daher der sogenannte Beratungsgarten<br />

sein, der vom Landesbetrieb Landwirtschaft<br />

Hessen gemeinsam mit den Verbänden<br />

des Freizeitgartenbaus, wie etwa<br />

dem Landesverband Hessen der Kleingärtner<br />

und dem Landesverband Hessen für<br />

Obstbau, Garten und Landschaftspflege,<br />

geplant und betreut wird. Anregungen, Rat<br />

und Hilfestellungen rund um Konzeption,<br />

Anlage und Unterhaltung des eigenen Zierund<br />

Nutzgartens sind hier das Thema. Das<br />

heißt, im und mittels des Beratungsgartens<br />

werden Fragen nach der Reduzierung des<br />

Pflegeaufwands und der nachhaltigen<br />

Nutzung von Niederschlägen ebenso beantwortet<br />

wie zur anspruchsvollen Gestaltung<br />

des privaten Grüns. Und in einer Außenküche<br />

wird den Besuchern der Gartenschau<br />

die kulinarische Verwertung der<br />

gärtnerischen Erzeugnisse in anschaulicher<br />

und interaktiver Weise nahegebracht.<br />

Neben klassischem Schau-Kochen sind<br />

zudem spezielle Angebote für Kinder und<br />

Jugendliche vorgesehen, in denen die<br />

Erzeugung und Verarbeitung regionaler<br />

Nahrungsmitteln thematisiert und praktiziert<br />

werden.<br />

Drei Ecken, drei Möglichkeiten: Mit ihrem<br />

(gleichnamigen) Entwurf konnten Corinna<br />

Mackrott und Felix Modrow die Jury unter<br />

Leitung von Landschaftsarchitekt Prof. Dr.<br />

Friedrich Bartfelder überzeugen, denn das<br />

auf der Form eines Dreiecks basierende<br />

Konzept zeige die Möglichkeiten einer<br />

sinnvollen Verwendung der »ungenutzten<br />

Ecke im Garten, auf Balkon oder Terrasse«<br />

auf und sei konsequent umgesetzt. Die<br />

geschickte Anordnung der Ein- und Aus-<br />

blicke wecke Interesse und leite die Besucher<br />

in das Garteninnere. Ein gutes Angebot<br />

von Präsentationsflächen beispielsweise<br />

für thematische Pflanzungen zu<br />

Obst- und Gemüseanbau, vertikaler Begrünung<br />

oder Kübeln und Kästen liefere<br />

zudem vielfältiges Anschauungsmaterial<br />

für den Freizeitgärtner, während die mobile<br />

Freilandküche Kochen in kleinen Gruppen<br />

wie vor größerem Publikum erlaube. Darüber<br />

hinaus sei der Entwurf nach Meinung<br />

der Jury realisierbar und grenze sich<br />

gestalterisch wohltuend ab.<br />

»Die Qualität der Einreichungen ist außergewöhnlich:<br />

Die Vielfalt unterschiedlicher<br />

Lösungsvorschläge ist äußerst spannend«,<br />

so Petra Bittkau, Lehrbeauftragte der<br />

Hochschule Geisenheim University und<br />

Gruppenfoto mit Preisträgern<br />

© Hochschule Geisenheim University<br />

Entwurf von Corinna Mackrott und Felix Modrow<br />

© Hochschule Geisenheim University<br />

Betreuerin des Wettbewerbsverfahrens.<br />

Helmut Müller vom auslobenden LLH ist<br />

nicht minder begeistert vom Ergebnis:<br />

»Der Beratungsgarten wird sicher ein<br />

Highlight auf der Landesgartenschau<br />

und macht Lust auf Selbergärtnern!«<br />

In enger Zusammenarbeit der Geisenheimer<br />

Studiengänge Landschaftsarchitektur<br />

und Gartenbau wird der Entwurf jetzt weiter<br />

konkretisiert. Diese Kooperation soll<br />

auch im Rahmen der Landesgartenschau<br />

durch die Präsentation der Wettbewerbsbeiträge<br />

und anderer Veranstaltungen fortgesetzt<br />

werden. Und: Mit Eröffnung der<br />

Landesgartenschau in Gießen am 26. April<br />

2014 wird der Beratungsgarten natürlich<br />

ebenfalls fertiggestellt sein.<br />

www.hs-geisenheim.de<br />

Präsentation des siegreichen Konzepts<br />

© Hochschule Geisenheim University<br />

72] [<strong>Umrisse</strong>]


Parken <strong>2013</strong><br />

Fachveranstaltung in Wiesbaden<br />

Vom 19. bis 20. Juni <strong>2013</strong> sind die Wiesbadener<br />

Rhein-Main-Hallen bereits zum<br />

zehnten Mal Schauplatz der einzigen deutschen<br />

Fachausstellung und Fachtagung<br />

für Planung, Bau und Betrieb von Einrichtungen<br />

des ruhenden Verkehrs.<br />

Die Kombination von Kompetenz, Vielfalt<br />

und Wissenstransfer ist ein Markenzeichen<br />

der »Parken«: Anbieter wie Besucher<br />

profitieren von einem Konzept, das mit<br />

Messe und Kongress sowie der Jahreshauptversammlung<br />

des Bundesverbandes<br />

Parken e.V. drei Veranstaltungen unter<br />

einem Dach vereint.<br />

Inhalte der Fachtagung <strong>2013</strong> sind »Nachhaltige<br />

Verkehrsinfrastruktur« und »Nachhaltige<br />

Mobilität«, das sogenannte Neuro-<br />

Pricing ® sowie »Parking und Urban Mobility«.<br />

Für die Fachausstellung haben darüber<br />

hinaus schon jetzt rund 80 Unternehmen<br />

ihre Präsenz zugesagt, darunter so<br />

renommierte Firmen wie Designa, Scheidt &<br />

Bachmann, Siemens, Skidata und Parkeon.<br />

Und: Aufgrund der großen Nachfrage<br />

wird die Fachausstellung erstmals in zwei<br />

Messehallen stattfinden. Zu den Themen<br />

gehören hier schlüsselfertige Park- und<br />

Garagenhäuser, Parkdecks, Parkhaussanierung<br />

und -finanzierung sowie Beschilderungs-,<br />

Beleuchtungs- und Leitsysteme,<br />

Abfertigungsmedien, Kassenautomaten,<br />

Zufahrts- und Abfahrtskontrollen etc. Zielgruppe<br />

der »Parken« sind Betreiber von<br />

Park- und Garagenhäusern, Architekten,<br />

Bauingenieure, Gebäudetechniker und<br />

andere Planer sowie Facility-Manager und<br />

staatlich Beauftragte aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet. Ausrichter der Veranstaltung<br />

ist die Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />

in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesverband<br />

Parken e.V.<br />

www.parken-messe.de<br />

www.mesago.de<br />

[<strong>Umrisse</strong>]<br />

1 2<br />

zeige_149x297_RZ.indd 1 26.03.13 16:5


Ökologisches Bauen mit Ästhetik und Funktionalität<br />

Konferenz in Polen an der Staatlichen Hochschule in Suwalki<br />

Nachrichten ]<br />

Das Technische Institut der Staatlichen<br />

Hochschule in Suwalki, Polen, veranstaltet<br />

am 24. und 25. Mai <strong>2013</strong> eine wissenschaftliche<br />

Tagung zum Thema »Energieeffizientes<br />

und ökologisches Bauen mit Berücksichtigung<br />

der Ästhetik und Funktionalität<br />

der Architektur«. Die Konferenz findet<br />

unter der Schirmherrschaft der Internationalen<br />

Akademie für <strong>Baukultur</strong> statt.<br />

Dem wissenschaftlichen Komitee gehören<br />

insgesamt neun Personen an, und zwar<br />

– Prof. Dr. Z. Peter Pininski, Münster<br />

(Vorsitzender, Präsident der Akademie),<br />

– Prof. Dr. Michal Boltryk, Bia ystok<br />

(Stellvertreter, Mitglied der Akademie),<br />

– Prof. Dr. Volodymyr Durmanow,<br />

Lemberg (Mitglied der Akademie),<br />

– Dr.-Ing. Jürgen Fissler, Berlin<br />

(Mitglied der Akademie),<br />

– Prof. Dr. Borys Gusiew, Moskau<br />

– Prof. Martin Korda, Münster<br />

(Mitglied der Akademie),<br />

– Prof. Jo o Santa-Rita, Lissabon<br />

(Mitglied der Akademie),<br />

– Prof. Dr. Wojciech Zablocki, Warschau<br />

(Mitglied der Akademie),<br />

– Dr.-Ing. Wies aw Starosiek, Suwalki<br />

(Sekretär).<br />

Tagungsgebäude mit Foyer<br />

© Internationale Akademie für <strong>Baukultur</strong><br />

Das Organisationskomitee steht unter der<br />

Leitung von Dipl.-Ing. Architektin Iwona<br />

Gajewska. Medienpartner sind<br />

– [<strong>Umrisse</strong>] <strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Baukultur</strong>,<br />

Wiesbaden,<br />

– Materialy Budowlane, Warschau,<br />

sowie<br />

– Gazeta Wyborcza, Warschau.<br />

Das Programm umfasst am ersten Tag die<br />

Präsentation der Referate und Diskussionen<br />

sowie am zweiten Tag das Resümee<br />

und Schlussfolgerungen, ergänzt und<br />

abgerundet durch eine Exkursion nach<br />

Vilnius, Litauen. Eine Ausstellung von Fachfirmen<br />

im Foyer des Tagungsgebäudes<br />

komplettiert zudem das Konferenzangebot.<br />

www.baukultur-akademie.de<br />

Zukunft Lebensräume als Thema<br />

Neue Kongressmesse in Frankfurt am Main<br />

Am 29. und 30. Oktober <strong>2013</strong> geht in Frankfurt<br />

am Main die erste interdisziplinäre<br />

Kongressmesse »Zukunft Lebensräume«<br />

an den Start. Umfassend und dazu branchenübergreifend<br />

befasst sie sich mit den<br />

Auswirkungen des demographischen Wandels<br />

in Deutschland, mit dessen Folgen vor<br />

allem Wohnungswirtschaft, Bausektor und<br />

Gesundheitswesen unmittelbar konfrontiert<br />

werden. »Mit dieser spezialisierten Kongressmesse<br />

möchten wir Vertretern dieser<br />

Sparten ein Dialogfeld bieten, das bislang<br />

in dieser Kombination noch nicht existiert.<br />

Gemeinsam geht es darum, zukunftsorientierte<br />

und tragfähige Lösungen für das<br />

Bauen, Wohnen und Leben in einer alternden<br />

Gesellschaft zu finden und Anregungen<br />

zu geben«, so Klaus Reinke, Geschäftsleitung<br />

der Messe Frankfurt Exhibition<br />

GmbH, zur Intention der »Zukunft Lebensräume«.<br />

Ziel ist es also, die drei wesentlichen Interessengruppen<br />

zusammenbringen, ihnen<br />

eine gemeinsame Plattform zu bieten und<br />

Kompetenz zu bündeln, weshalb auch ein<br />

breites Spektrum angesprochen wird:<br />

Wohnungsunternehmen, Bauträger und<br />

Projektentwickler, Investoren, Stadtplaner<br />

und Architekten, Vertreter des Handwerks<br />

wie der Gesundheitswirtschaft, und zwar<br />

vom ambulanten Pflegedienst bis zum<br />

Seniorenheim-Betreiber. Themen wie<br />

nachhaltige Baukonzepte, Barrierefreiheit,<br />

neuartige und zudem generationenübergreifende<br />

Wohnformen stehen daher ebenso<br />

im Mittelpunkt wie modular aufgebaute<br />

gegliederte Betreuungs-, Service- und<br />

Freizeitlösungen.<br />

Parallel zu den Expertenvorträgen und<br />

-präsentationen greift die begleitende<br />

Fachausstellung diese Themen in vielfältiger<br />

Weise auf, indem Bau- und Möbelindustrie,<br />

Elektro- und Sicherheitstechnik<br />

sowie Gesundheitswirtschaft einen Überblick<br />

über ihre aktuellen Produkte und<br />

Dienstleistungen bieten.<br />

www.zukunft-lebensraeume.de<br />

www.messefrankfurt.com<br />

74]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Forum Building Science <strong>2013</strong><br />

Veranstaltung der Donau-Universität Krems<br />

Das traditionsreiche »Forum Building<br />

Science« der Donau-Universität Krems<br />

findet in diesem Jahr am 8. Mai statt: Am<br />

Campus Krems präsentiert und diskutiert<br />

das Department für Bauen und Umwelt<br />

also bereits zum achten Mal in ausgewählten<br />

Fachvorträgen aktuelle Projekte und<br />

Forschungsergebnisse, wobei das Themenspektrum<br />

von Fragen der Lichtplanung,<br />

der Bauklimatik und der Gebäudetechnik<br />

über Kriterien des baukulturellen Erbes und<br />

der konzeptionellen Architektur bis hin zu<br />

Aspekten von Facility-Management und<br />

Immobilienwirtschaft reicht.<br />

Das Detailprogramm der etablierten Fachtagung<br />

steht Ende März zur Verfügung,<br />

die Teilnahme am Forum ist kostenlos.<br />

www.donau-uni.ac.at<br />

Fachtagung am Campus<br />

© Donau-Universität Krems<br />

[ Nachrichten<br />

Bionischer Versuchsbau aus Verbundmaterial<br />

Realisiertes Forschungsprojekt an der Universität Stuttgart<br />

Im November 2012 realisierten das Institut<br />

für Computerbasiertes Entwerfen (ICD)<br />

und das Institut für Tragkonstruktionen<br />

und Konstruktives Entwerfen (ITKE) der<br />

Universität Stuttgart einen temporären<br />

bionischen Versuchsbau aus faserbasiertem<br />

Verbundmaterial, der zusammen mit<br />

Studierenden im Rahmen einer einjährigen<br />

Entwicklungszeit entworfen, geplant und<br />

ausgeführt wurde. An der Schnittstelle von<br />

Lehre und Forschung angesiedelt, untersucht<br />

das Projekt die Übertragbarkeit<br />

biologischer Form- und Materialbildungsprinzipien<br />

der Außenskelette von Gliederfüßern<br />

(Arthropoden) als Ausgangspunkt<br />

für neue Konstruktionen in der Architektur.<br />

Grundlage des Vorhabens war die Erarbeitung<br />

einer für das Bauwesen innovativen<br />

Fertigungsmethode des robotischen<br />

Wickelns von Carbon- bzw. Glasfasern und<br />

die der zugehörigen computerbasierten<br />

Entwurfs- und Simulationsverfahren, wobei<br />

das Ziel lautete, die Struktur des biologischen<br />

Originals mit faserverstärkten Kunststoffen<br />

abzubilden, deren Anisotropie von<br />

Beginn an im computerbasierten Entwurfsund<br />

Simulationsprozess zu berücksichtigen<br />

und daraus tektonische Möglichkeiten für<br />

die Architektur abzuleiten. Durch die Integration<br />

der Methoden der Formgenerierung,<br />

der Simulation sowie der robotischen<br />

Fertigung gelang es nun letztlich, eine<br />

hochleistungsfähige Strukturlogik zu verwirklichen,<br />

so dass der Pavillon bei einer<br />

Spannweite von 8 m eine Schalendicke<br />

von lediglich 4 mm aufweist.<br />

Die Untersuchung und Abstraktion des<br />

bionischen Prinzips des Hummers und<br />

die anschließende technische Umsetzung<br />

führten hier also zu einer gänzlich neuartigen<br />

Lösung. Der semitransparente Bau,<br />

der »seine« Gestaltprinzipien durch die<br />

räumliche Anordnung der Carbon- und<br />

Tragstruktur aus Carbon- und Glasfasern<br />

© Universität Stuttgart<br />

Glasfasern erfassbar werden lässt, wiegt<br />

trotz seiner beachtlichen Größe weniger<br />

als ca. 320 kg und verkörpert infolgedessen<br />

auch eine extrem leichte Konstruktion.<br />

www.itke.uni-stuttgart.de<br />

www.icd.uni-stuttgart.de<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [75


Technologieallianz in Oberfranken<br />

Kooperation aller vier Hochschulen und Universitäten<br />

Nachrichten ]<br />

Auftakt mit Hochschulpräsidenten,<br />

Wissenschaftsminister und Geschäftsführerin<br />

© Hochschule Coburg<br />

An der Hochschule Coburg wurde Anfang<br />

März der Startschuss für die »Technologie<br />

Allianz Oberfranken« (TAO) gegeben –<br />

eine Kooperation der vier oberfränkischen<br />

Hochschulen bzw. Universitäten Bamberg,<br />

Bayreuth, Coburg und Hof in den Bereichen<br />

Energie, Informationstechnologie,<br />

Mobilität, Sensorik und Werkstoffe sowie<br />

der Schnittstelle Mensch und Technik,<br />

die vom Freistaat Bayern mit insgesamt<br />

65 Millionen Euro finanziert wird.<br />

Prof. Godehard Ruppert, Präsident der Universität<br />

Bamberg, machte deutlich, was<br />

die Ziele sind: »Wir vereinfachen den<br />

Übergang zwischen den beteiligten Hochschulen<br />

und schaffen vermehrt Möglichkeiten<br />

für kooperative Promotionen.« Für<br />

die regionale Wirtschaft mit ihren zahlreichen<br />

Weltmarktführern bedeutet die TAO<br />

wiederum, dass sie auf gut ausgebildete<br />

Fachkräfte zurückgreifen und in konkreten<br />

Forschungsprojekten von der Kompetenz<br />

profitieren kann, die in ihrer Nähe vorhanden<br />

ist. Prof. Michael Pötzl, Präsident der<br />

Hochschule Coburg, sieht in der Allianz<br />

zudem die Antwort Oberfrankens auf das<br />

Konzept des Bayerischen Zukunftsrates<br />

aus 2011, in dem die ländlichen Regionen<br />

nur eine untergeordnete Rolle spielen:<br />

»Dieses Konzept hat uns herausgefordert<br />

und motiviert, selbstbewusst aufzutreten<br />

und gemeinsam unsere Stärken zu zeigen.«<br />

Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung<br />

zeigten darüber hinaus 26 Institute bzw.<br />

einzelne Wissenschaftler am »Marktplatz<br />

der Wissenschaften«, woran sie aktuell<br />

arbeiten. Interessant war diese Präsentation<br />

aber nicht nur für Unternehmen, sondern<br />

auch für die Forscher selbst, denn sie<br />

veranschaulichte ihnen das Potential der<br />

benachbarten Institutionen, das bei künftigen<br />

wissenschaftlichen Fragestellungen<br />

zur Verfügung steht.<br />

www.uni-bamberg.de<br />

www.uni-bayreuth.de<br />

www.hs-coburg.de<br />

www.hof-university.de<br />

Schule der Nachhaltigkeit<br />

Fächerübergreifende Lehre in Karlsruhe<br />

Das Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT) trägt verstärkt zu einer nachhaltigen<br />

Entwicklung von Technik, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft bei – durch die sogenannte<br />

»Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit«<br />

(KSN), die künftig mehrere fächerübergreifende<br />

Lehrmodule anbietet: ein Begleitstudium,<br />

einen Masterstudiengang, ein<br />

Graduiertenmodul sowie den Baustein<br />

»Lokal Bildung«, der Nachhaltigkeit in<br />

die Öffentlichkeit trägt.<br />

Die Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit<br />

ist institutionell am KIT-Schwerpunkt<br />

Mensch und Technik angesiedelt. In den<br />

KSN-Lehrmodulen geht es aber nicht nur<br />

um Wissensvermittlung, sondern ebenso<br />

um Handeln und Wandlungsprozesse,<br />

weshalb das »Zertifikatsstudium Nachhaltigkeit<br />

und Transformation« auch allen<br />

Studierenden des KIT offensteht. Außerdem<br />

ist daran gedacht, ein »KIT-Intro« und<br />

damit eine Einführungsphase in das Studium<br />

zu etablieren, welche die Entwicklung<br />

fächerübergreifender Kompetenzen im<br />

Hinblick auf das Nachhaltigkeitsthema anstoßen<br />

soll. Der »Master of Sustainability«<br />

bildet hingegen berufsbegleitend hochqualifizierte<br />

Akteure für nachhaltiges Handeln<br />

fort. Dazu kommen das Lehrmodul<br />

»Sustainable Background« für die bereits<br />

existierenden Graduiertenprogramme am<br />

KIT sowie der Baustein »Lokal Bildung«,<br />

welcher der Öffentlichkeit in Stadt und<br />

Region Karlsruhe gewidmet ist.<br />

Die KSN kooperiert mit Wirtschaftsunternehmen,<br />

öffentlichen Einrichtungen und<br />

Nichtregierungsorganisationen. Und: Für<br />

die Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit<br />

erhält das KIT in den Jahren <strong>2013</strong>–2015<br />

ca. 400.000 € aus dem Förderprogramm<br />

»Stärkung des Beitrags der Wissenschaft<br />

für eine nachhaltige Entwicklung« des<br />

Ministeriums für Wissenschaft, Forschung<br />

und Kunst Baden-Württemberg.<br />

www.kit.edu<br />

Netzwerk für Mobilitätssysteme<br />

Projektinitiative des Fraunhofer-Instituts<br />

Im Innovationsnetzwerk »Gemeinschaftliche<br />

Mobilitätssysteme« will das Fraunhofer-Institut<br />

für Arbeitswissenschaft und<br />

Organisation (IAO) mit Partnern aus verschiedenen<br />

Branchen funktionierende,<br />

wirtschaftliche und nachhaltige Mobilitätskonzepte<br />

für den urbanen Raum erarbeiten.<br />

Aus diesem Grund bringt das Fraunhofer<br />

IAO gemeinsam mit der Edag GmbH Kommunen,<br />

Stadtplaner, Betreiber öffentlicher<br />

Verkehrsmittel, Initiatoren von Sharing-<br />

Angeboten sowie Unternehmen aus der<br />

Automobilbranche zusammen, um neue<br />

Ansätze zu realisieren. Ziel ist es, die<br />

Ansprüche und Interessenslagen von<br />

Akteuren aus verschiedenen Branchen<br />

sowie der Städte zusammenzuführen,<br />

um Dienstleistungen und Produkte, abgestimmt<br />

die Anforderungen von Kommunen,<br />

entwickeln zu können. Die Projektpartner<br />

erstellen zudem Konzepte, die es ermöglichen,<br />

Elektromobile gemeinschaftlich zu<br />

nutzen. Dabei soll das Prinzip der Edag-<br />

Elektrofahrzeugnutzung namens »LightCar<br />

Sharing« als Arbeitsthese dienen und<br />

weitergedacht sowie in bestehende und<br />

künftige urbane Systeme integriert werden.<br />

www.iao.fraunhofer.de<br />

76]<br />

[<strong>Umrisse</strong>]


Kaum Feinstaubreduktion durch Umweltzonen<br />

Neue wissenschaftliche Studie von EUGT und IERA<br />

Viele Städte reagieren auf die aktuellen,<br />

von der Europäischen Union angegebenen<br />

Grenzwerte zur Feinstaubreduktion mit<br />

der Einrichtung von Umweltzonen. Die<br />

Europäische Forschungsvereinigung für<br />

Umwelt und Gesundheit im Transportsektor<br />

e.V. (EUGT) wollte es daher genau wissen:<br />

Können Umweltzonen die Feinstaubelastung<br />

tatsächlich signifikant senken? Das<br />

beauftragte Institut für Epidemiologie und<br />

Risikobewertung in der Arbeitswelt (IERA)<br />

nutzte eine neue und umfassende wissenschaftliche<br />

Auswertungsmethode – und<br />

macht in der aktuellen Ausgabe des Zentralblatts<br />

für Arbeitsmedizin nun die Resultate<br />

seiner Pilotanalyse für die umstrittene<br />

Umweltzone München publik.<br />

Die Zahlen vermögen die Befunde einer<br />

früheren Analyse von Cyrys et al. 2009 trotz<br />

gleicher Datenbasis, jeweils vor und nach<br />

Einführung der Umweltzone München<br />

(gelbe Plakette) ermittelt, nicht zu bestätigen.<br />

Nur an einer Messstation gab es faktisch<br />

geringgradige Feinstaubreduktionen.<br />

»Das Ergebnis ist ernüchternd«, so IERA-<br />

Studienleiter PD Dr. Peter Morfeld. »Entgegen<br />

bisherigen öffentlichen Darstellungen<br />

lassen sich keine überzeugenden Wirkungen<br />

erkennen.«<br />

Und weiter: »Der methodische Ansatz ist<br />

für eine wissenschaftlich belastbare<br />

Bewertung der Wirksamkeit von Umweltzonen<br />

entscheidend.« Deshalb ermittelte<br />

das IERA die PM10-Staubkonzentrationen<br />

in halbstündigen Messungen zeitgleich an<br />

Indexstationen innerhalb sowie Referenzstationen<br />

außerhalb der Umweltzone. Die<br />

jeweils gematchten Messwertequadrupel<br />

wurden anschließend per Differenzwertmethode<br />

im Zwei-Perioden-Fall vergleichend<br />

ausgewertet, wobei auch meteorologische<br />

Faktoren sowie bestimmte Basisdaten<br />

der Index- und Referenzstationen<br />

Berücksichtigung fanden. Die Studienergebnisse<br />

sind infolgedessen aussagekräftiger<br />

als die älterer Veröffentlichungen<br />

und liefern eine verlässliche Grundlage für<br />

zukünftige Betrachtungen der Wirksamkeit<br />

von Umweltzonen.<br />

Auf dem 15. Technischen Kongress des<br />

Verbandes der Automobilindustrie werden<br />

PD Dr. Peter Morfeld, IERA, und PD<br />

Dr. Michael Spallek, EUGT, neben der<br />

Pilotanalyse und Methodik zudem erstmals<br />

auch Auswertungen für Gesamtdeutschland<br />

vorstellen: eine Studie, die<br />

auf sechs Millionen Datensätzen aus<br />

19 deutschen Städten in sechs Bundesländern<br />

basiert und damit die weltweit<br />

umfassendste Untersuchung zur Effektivität<br />

sogenannter »Low Emission Zones«<br />

überhaupt ist. Das Forschungsteam wertete<br />

hier die gewonnenen Daten mittels<br />

gematchter Messwertequadrupel aus.<br />

Dieses neue analytische Verfahren wurde<br />

auf Wunsch der sechs beteiligten Landesumweltämter<br />

im Vorfeld kritisch und<br />

erfolgreich getestet.<br />

www.eugt.org<br />

[ Nachrichten<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [77


Termine ]<br />

Ausstellungen<br />

Public Affairs.<br />

Architektur für die Öffentlichkeit<br />

Ausstellung der Initiative Architektur<br />

im Künstlerhaus Salzburg bis 3. Mai;<br />

Di–Fr 12–18 Uhr.<br />

Initiative Architektur Salzburg<br />

Hellbrunner Straße 3, A – 5020 Salzburg<br />

Tel.: 00 43/6 62/87 28 69<br />

Yoko Ono. Eine Retrospektive<br />

Ausstellung in der Schirn Kunsthalle<br />

Frankfurt am Main bis 12. Mai;<br />

Di–So 10–19 Uhr, Mi–Do 11–22 Uhr.<br />

Schirn Kunsthalle Frankfurt<br />

Römerberg, 60311 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 0 69/29 98 82-0<br />

Vom Expressionismus<br />

bis zur Postmoderne<br />

Ausstellung im Architekturmuseum<br />

Schwaben in Augsburg bis 19. Mai;<br />

Di–So 14–18 Uhr.<br />

Architekturmuseum Schwaben<br />

Thelottstraße 11, 86150 Augsburg<br />

Tel.: 08 21/22 81 83-0<br />

Netzwerk Wohnen.<br />

Architektur für Generationen<br />

Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum<br />

in Frankfurt am Main bis 19. Mai;<br />

Di–Sa 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr, So 11–19 Uhr.<br />

Deutsches Architekturmuseum<br />

Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 0 69/2 12-3 88 44<br />

Holz in Form<br />

Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur<br />

bis 20. Mai; Di–So 10–17 Uhr,<br />

Do 10–20 Uhr.<br />

Gewerbemuseum Winterthur<br />

Kirchplatz 14, CH – 8400 Winterthur<br />

Tel.: 00 41/52/2 67 51 36<br />

Doppelte Ökonomien.<br />

Fotoarchiv aus der DDR<br />

Ausstellung im Architekturfoyer der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule<br />

Zürich bis 23. Mai; Mo–Fr 8–22 Uhr,<br />

Sa 8–17 Uhr.<br />

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich<br />

Rämistraße 101, CH – 8092 Zürich<br />

Tel.: 00 41/44/6 33 29 36<br />

Kultur: Stadt<br />

Ausstellung in der Akademie der Künste<br />

in Berlin bis 26. Mai; Di–So 11–19 Uhr.<br />

Akademie der Künste<br />

Hanseatenweg 10, 10557 Berlin<br />

Tel.: 0 30/2 00 57-10 00<br />

Unesco-Welterbe.<br />

Eine Deutschlandreise<br />

Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum<br />

in Frankfurt am Main bis 26. Mai;<br />

Di–Sa 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr,<br />

So 11–19 Uhr.<br />

Deutsches Architekturmuseum<br />

Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 0 69/2 12-3 88 44<br />

Verbrechen lohnt sich.<br />

Der Kriminalfilm<br />

Ausstellung im Museum für Gestaltung<br />

Zürich bis 2. Juni; Di–So 10–17 Uhr,<br />

Mi 10–20 Uhr.<br />

Museum für Gestaltung<br />

Ausstellungsstraße 60, CH – 8005 Zürich<br />

Tel.: 00 41/43/4 46 67 67<br />

Frederick J. Kiesler.<br />

Architekt und Theatervisionär<br />

Ausstellung im Museum Villa Stuck in<br />

München bis 23. Juni; Di–So 11–18 Uhr.<br />

Museum Villa Stuck<br />

Prinzregentenstraße 60, 81675 München<br />

Tel.: 0 89/45 55 51-0<br />

Henry van de Velde und sein<br />

Beitrag zur europäischen Moderne<br />

Ausstellung im Neuen Museum Weimar<br />

bis 23. Juni; Di–So 10–18 Uhr.<br />

Neues Museum Weimar<br />

Weimarplatz 5, 99423 Weimar<br />

Tel.: 0 36 43/5 45-4 00<br />

Innenansicht Südost. Erkundungen<br />

islamischer Glaubensräume<br />

Ausstellung im Vorarlberger Architektur<br />

Institut in Dornbirn bis 29. Juni;<br />

Di–Fr 14–17 Uhr, Sa 11–17 Uhr.<br />

Vorarlberger Architektur Institut<br />

Marktstraße 33, A – 6850 Dornbirn<br />

Tel.: 00 43/55 72/5 11 69<br />

Das Gold des AzW. Die Sammlung<br />

Ausstellung im Architekturzentrum Wien<br />

(AzW) bis 22. Juli; täglich 10–19 Uhr.<br />

Architekturzentrum Wien<br />

Museumsplatz 1, A – 1070 Wien<br />

Tel.: 00 43/1/5 22 31 15<br />

Louis Kahn.<br />

The Power of Architecture<br />

Ausstellung im Vitra Design Museum in<br />

Weil am Rhein bis 11. August; täglich<br />

10–18 Uhr.<br />

Vitra Design Museum<br />

Charles Eames Straße 1, 79576 Weil am Rhein<br />

Tel.: 0 76 21/7 02 32 00<br />

Light Structures. Jörg Schlaich<br />

und Rudolf Bergermann<br />

Ausstellung im Museum unter der Yburg<br />

in Kernen-Stetten bis 25. Oktober;<br />

So 15–18 Uhr.<br />

Museum unter der Yburg<br />

Hindenburgstraße 24, 71394 Kernen-Stetten<br />

Tel.: 0 71 51/4 13 00<br />

Hilde Weström<br />

zum 100. Geburtstag<br />

Ausstellung in der Berlinischen Galerie in<br />

Berlin bis 31. Dezember; Mi–Mo 10–18 Uhr.<br />

Berlinische Galerie<br />

Alte Jakobstraße 124–128, 10969 Berlin<br />

Tel.: 0 30/7 89 02-6 00<br />

78] [<strong>Umrisse</strong>]


Tagungen<br />

Internationale<br />

Passivhaustagung <strong>2013</strong><br />

Messen<br />

Stone + tec <strong>2013</strong><br />

Internationale Fachmesse für Naturstein<br />

und Natursteinbearbeitung in Nürnberg<br />

vom 29. Mai bis 1. Juni; Auskünfte und<br />

Anmeldung:<br />

NürnbergMesse GmbH<br />

Messezentrum, 90471 Nürnberg<br />

Tel.: 09 11/86 06-0<br />

transport logistic <strong>2013</strong><br />

Internationale Fachmesse für Logistik,<br />

Mobilität, IT und Supply Chain Management<br />

in München vom 4. bis 7. Juni;<br />

Auskünfte und Anmeldung:<br />

Messe München GmbH<br />

Messegelände, 81823 München<br />

Tel.: 0 89/9 49-2 07 20<br />

Air Cargo Europe <strong>2013</strong><br />

Europäische Fachmesse für Luftfracht in<br />

München vom 4. bis 7. Juni; Auskünfte<br />

und Anmeldung:<br />

Messe München GmbH<br />

Messegelände, 81823 München<br />

Tel.: 0 89/9 49-2 07 20<br />

Techtextil <strong>2013</strong><br />

Internationale Fachmesse für Technische<br />

Textilien und Vliesstoffe in Frankfurt am<br />

Main vom 11. bis 13. Juni; Auskünfte und<br />

Anmeldung:<br />

Messe Frankfurt Exhibition GmbH<br />

Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 0 69/75 75-0<br />

Parken <strong>2013</strong><br />

Fachmesse mit Tagung für Planung, Bau<br />

und Betrieb von Einrichtungen des ruhenden<br />

Verkehrs in Wiesbaden vom 19. bis<br />

20. Juni; Auskünfte und Anmeldung:<br />

Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />

Rotebühlstraße 83–85, 70178 Stuttgart<br />

Tel.: 07 11/6 19 46-16<br />

17. derartige Tagung in Frankfurt am Main<br />

vom 19. bis 20. April; Auskünfte und Anmeldung:<br />

Passivhaus Institut<br />

Anichstraße 29/54, A – 6020 Innsbruck<br />

Tel.: 00 43/5 12/57 07 68<br />

Sustainable Building Conference<br />

Sogenannte Nachhaltigkeitskonferenz<br />

unter dem Titel »sb13 munich« in München<br />

vom 24. bis 26. April; Auskünfte und Anmeldung:<br />

Technische Universität München<br />

Lehrstuhl für Bauphysik<br />

Arcisstraße 21, 80333 München<br />

Tel.: 0 89/2 89-2 57 64<br />

GTG-Jahrestagung <strong>2013</strong><br />

Diesjährige Jahrestagung der Gesellschaft<br />

für Technikgeschichte (GTG) in Dresden<br />

vom 10. bis 12. Mai; Auskünfte und Anmeldung:<br />

Gesellschaft für Technikgeschichte e.V.<br />

Historisches Seminar der Universität Hamburg<br />

Allende-Platz 1, 20146 Hamburg<br />

Tel.: 0 40/4 28 38-43 51<br />

EHB <strong>2013</strong><br />

6. Europäischer Kongress für effizientes<br />

Bauen mit Holz (EHB) in Köln vom 6. bis<br />

7. Juni; Auskünfte und Anmeldung:<br />

Forum Holzbau<br />

Berner Fachhochschule<br />

Postfach 474, CH – 2501 Biel<br />

Tel.: 00 41/32/3 27 20 00<br />

Veranstaltungen<br />

Van-de-Velde-Jahr in Thüringen<br />

Diverse Veranstaltungen in Thüringen<br />

anlässlich des 150. Geburtstags von<br />

Henry van de Velde bis 31. Dezember;<br />

Auskünfte und Anmeldung:<br />

Klassik Stiftung Weimar<br />

Burgplatz 4, 99423 Weimar<br />

Tel.: 0 36 43/5 45-0<br />

Wettbewerbe<br />

Deutscher Fassadenpreis <strong>2013</strong><br />

Prämierung von maximal ein Jahr alten<br />

Gebäudehüllen in insgesamt sieben<br />

Sparten; Einsendeschluss ist der 17. Mai;<br />

Auskünfte und Anmeldung:<br />

Brillux GmbH & Co. KG<br />

Weseler Straße 401, 48163 Münster<br />

Tel.: 02 51/71 88-0<br />

Architekturpreis Energie <strong>2013</strong><br />

Auszeichnung für Gebäude unter der<br />

Maxime »Verbindung von Energieeinsparung<br />

und <strong>Baukultur</strong>«, Einreichungstermin<br />

ist der 17. Mai; Auskünfte und<br />

Anmeldung:<br />

Architektenkammer Rheinland-Pfalz<br />

Hindenburgplatz 6, 55118 Mainz<br />

Tel.: 0 61 31/99 60-38<br />

Knauf Award <strong>2013</strong><br />

Preis(e) für realisierte Fassaden- und<br />

Innenraumkonzepte unter Verwendung<br />

von Knauf-Produkten; Abgabeschluss ist<br />

der 30. Mai; Auskünfte und Anmeldung:<br />

Knauf Gips KG<br />

Am Bahnhof 7, 97346 Iphofen<br />

Tel.: 0 93 23/31-0<br />

neuland-Förderpreis <strong>2013</strong><br />

Würdigung von »innovativer und nachhaltiger<br />

Gestaltung von größtmöglicher ökonomischer<br />

und ökologischer Qualität« für<br />

Nachwuchsentwerfer; Einsendeschluss ist<br />

der 24. Juni; Auskünfte und Anmeldung:<br />

aed Verein zur Förderung von Architektur,<br />

Engineering und Design in Stuttgart e.V.<br />

Motorstraße 45, 70499 Stuttgart<br />

Tel.: 07 11/7 26 95 51<br />

[ Termine<br />

[<strong>Umrisse</strong>] [79


Zwei Städte, zwei Weltsichten<br />

Bücher ]<br />

Parkhausplanung mit Qualität<br />

Bereits bei flüchtiger Betrachtung macht<br />

diese Neuerscheinung großen, einen im<br />

doppelten Sinne des Wortes schwergewichtigen<br />

Eindruck, umfasst sie doch zwei<br />

Bände von 556 Seiten Gesamtumfang, die<br />

sich in einem Schuber aus stabilem, graublau<br />

getöntem Karton befinden. Der vom<br />

Autor gewählte Untertitel »Handbuch«<br />

muss infolgedessen als ein Euphemismus<br />

bezeichnet werden, der wohl aus der<br />

Intention resultiert, den Nutzwert seiner<br />

Publikation zu verdeutlichen.<br />

Und über den Nutzwert von »Parkhäuser<br />

und Tiefgaragen«, der von ihm erarbeiteten<br />

und in jeder Hinsicht ebenso ausführlichen<br />

wie informativen Veröffentlichung kann es<br />

kaum Zweifel geben: Während der erste,<br />

»Grundlagen für die Planung« überschriebene<br />

Band eine nachgerade erschöpfende<br />

Vielfalt an Kriterien von den diversen Anforderungen<br />

über die einschlägigen Richtlinien<br />

und Verordnungen bis hin zu den<br />

Entwurfsansätzen, Tragstrukturen und<br />

Konstruktionselementen thematisiert,<br />

wobei den mechanischen und automatischen<br />

Parksystemen eigene Kapitel<br />

gewidmet sind, werden im zweiten Teil<br />

namens »Bauten und Projekte« gelungene<br />

Beispiele jüngeren Datums vorgestellt,<br />

ebenfalls anschaulich gegliedert, kompetent<br />

erläutert und angemessen bebildert.<br />

Einzelne Aspekte hier herausgreifen und<br />

näher be- oder gar durchleuchten zu wollen<br />

verbietet sich daher von selbst. Dem<br />

Rezensenten bleibt also letztendlich nur<br />

die Möglichkeit einer einzigen Schlussfolgerung,<br />

die dementsprechend auch<br />

in eine (Kauf-)Empfehlung mündet: Mit<br />

seinem »Handbuch« hat Ilja Irmscher ein<br />

Standardwerk vorgelegt, das Architekten<br />

und Ingenieure in toto lesen sollten –<br />

bevor sie mit der Konzeption, ja der Ideenentwicklung<br />

für die von ihnen zu realisierenden<br />

Baukörper beginnen.<br />

Michael Wiederspahn<br />

Ilja Irmscher: Parkhäuser und Tiefgaragen.<br />

Handbuch und Planungshilfe. DOM Publishers,<br />

Berlin 2012. 556 S., 1.225 Abb., geb.,<br />

2 Bände im Schuber, 98 €.<br />

Berlin ist nicht Bonn − und auch nicht<br />

Paris. Während das Werden der bundesdeutschen<br />

Hauptstadt in den letzten Jahren<br />

häufig mit dem ihres alten rheinischen<br />

Gegenparts verglichen wurde, eröffnet<br />

eine Publikation nun einen neuen, europäischen<br />

Blickwinkel: »Die gebaute Republik.<br />

Zur umkämpften Ordnung der Hauptstadtarchitekturen<br />

in Berlin und Paris« des<br />

Soziologen Christian Peters analysiert<br />

die städtischen Gefüge und die architektonisch<br />

in sie eingeschriebenen gesellschaftlichen<br />

Implikationen.<br />

Mitterrands kulturpolitische Bautätigkeit<br />

wird dabei vor dem Hintergrund der<br />

Stadtgeschichte ausgelotet und der ihr<br />

zugrundeliegende Paradigmenwechsel<br />

dechiffriert. Und: Während Paris eine<br />

kontinuierliche nationale französische<br />

Erzählung ist und Bonn immer eine Negativfolie<br />

war, steht Berlin für eine nationale<br />

Erinnerungskultur der Diskontinuitäten −<br />

allerdings ohne Gründungsmythos und<br />

dafür mit teilweise recodierten Gebäuden.<br />

Wenn Peters nachweist, wie Hauptstädte<br />

im Mikrokosmos Nationalgeschichte abbilden,<br />

wird verständlich, warum Berlin<br />

als Neuerzählung und Neuschöpfung<br />

nationalen Selbstverständnisses »werden«<br />

und Bonn »vergehen« musste.<br />

Es geht um gestaltete Orte und die ihnen<br />

eingeschriebenen Möglichkeitsräume,<br />

um Macht und Identität, Bewusstsein und<br />

Symbole. Was in den hinlänglich bekannten<br />

Debatten um Berlin immer wieder eine<br />

emotionale Vermengung erfährt, analysiert<br />

der Soziologe sorgfältig und verdeutlicht<br />

die zentrale Rolle, die der Stadt durch die<br />

Neudefinition von Ost und West nach dem<br />

Fall der Mauer in der Neuordnung der<br />

politischen Landschaft zufiel.<br />

Die auf der Dissertation des Autors basierende<br />

Veröffentlichung ist unbedingt empfehlenswert,<br />

denn es gelingt ihm, bei aller<br />

akademischen Wissenschaftlichkeit, in<br />

bildhafter und lebendiger Sprache komplexe<br />

Bezüge leicht verständlich zu vermitteln,<br />

was die Lektüre zu einer spannenden<br />

Entdeckungsreise macht.<br />

Elisabeth Plessen<br />

Christian Peters: Die gebaute Republik.<br />

Zur umkämpften Ordnung der Hauptstadtarchitekturen<br />

in Berlin und Paris. Verlag<br />

Königshausen & Neumann, Würzburg<br />

2012. 292 S., zahlr. Abb., kart., 39,80 €.<br />

Tankstelle(n) in neun Kapiteln<br />

Trotz allen Umweltbewusstseins, der<br />

nicht nur politisch korrekten Forderung<br />

nach Ressourcenschonung und damit des<br />

Verzichts auf kraftstoffzehrende Fortbewegungsmittel<br />

soll es tatsächlich noch Unbelehrbare<br />

geben, die den Motor ihrer zweioder<br />

vierrädrigen, mit raffineriertem Erdöl<br />

betriebenen Fahrzeuge gerne anzulassen<br />

pflegen – und sich zudem für deren Entwicklung,<br />

ja sogar für die der zugehörigen<br />

Behausungen und Energieversorgungseinrichtungen<br />

zu interessieren vermögen.<br />

An solche Automobilisten von (vermeintlich)<br />

vorgestriger Gesinnung wendet sich<br />

nun Christof Vieweg mit einem Buch, das<br />

er höchst passend mit »Volltanken bitte!«<br />

betitelt hat. Diese Formulierung ist quasi<br />

Programm: Fernab wohlmeinender Streitschriften<br />

oder irgendwelcher Forschungsarbeiten,<br />

die nicht selten ein Lektürevergnügen<br />

von eher ambivalentem Charakter<br />

bieten, geht es hier weniger um Zahlen,<br />

Daten, Fakten, sondern vielmehr um das,<br />

was nach landläufiger Auffassung eigentlich<br />

nicht existieren dürfte, nämlich die<br />

durchaus freudvoll bis beglückend zu<br />

nennenden (Erfahrungs-)Momente in einer<br />

immerhin 100-jährigen Kulturgeschichte.<br />

Die insgesamt 144 Seiten vermitteln infolgedessen<br />

Impressionen, und zwar ebenso<br />

abgas- wie chronologiebefreit, indem sie<br />

mit oftmals doppelseitigen Abbildungen<br />

von zeittypischen, also älteren und jüngeren<br />

Bauwerken, berühmten Werbeplakaten,<br />

exemplarischen Zapfsäulen und -pistolen,<br />

großen wie kleinen Kanistern, Produktionsstätten,<br />

Rohrleitungen und historischen<br />

wie künftigen Befüllungssituationen aufwarten.<br />

Über die Qualität der Fotos und<br />

des Layouts kann man sicherlich streiten,<br />

von dem vergleichsweise geringen Umfang<br />

an Text(en) wird der geneigte Leser hingegen<br />

begeistert sein, im Übrigen genauso<br />

vom Tenor jener lebendigen Nacherzählung<br />

in neun bestens, weil bedenkenlos goutierbaren<br />

Kapiteln.<br />

Michael Wiederspahn<br />

Christof Vieweg: Volltanken bitte! 100 Jahre<br />

Tankstelle. Delius Klasing Verlag, Bielefeld<br />

2011. 144 S., 59 Abb., geb., 29,90 €.<br />

80] [<strong>Umrisse</strong>]


Herausgeber<br />

Chefredaktion<br />

Verlag<br />

Anzeigen<br />

Satz und Layout<br />

Fotos Titel und Inhalt<br />

Fotos »Rückseite«<br />

Druck<br />

Erscheinungsweise<br />

und Bezugspreis<br />

Beilage<br />

[<strong>Umrisse</strong>]<br />

<strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Baukultur</strong><br />

ISSN 1437 - 2533<br />

13. Jahrgang<br />

Ausgabe 1/2·<strong>2013</strong><br />

www.umrisse.de<br />

Die <strong>Zeitschrift</strong> und alle in ihr enthaltenen Beiträge und<br />

Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde<br />

Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser <strong>Zeitschrift</strong> darf ohne<br />

schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form<br />

reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare<br />

Sprache übertragen werden.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

Vorstandsmitglied AIV Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de<br />

V E R L A G S G R U P P E<br />

W I E D E R S P A H N<br />

mit MixedMedia Konzepts<br />

Biebricher Allee 11 b<br />

65187 Wiesbaden<br />

Tel.: 06 11/84 65 15<br />

Fax: 06 11/80 12 52<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Monika Kriester<br />

Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar <strong>2013</strong>.<br />

Christina Neuner<br />

Parkhaus für zwei Fraunhofer-Institute in Aachen<br />

© Thomas Lewandowski<br />

Busbahnhof mit Parkhaus in Nördlingen<br />

© Michael Heinrich/Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung<br />

Waschstraße in Heiligenhaus<br />

© Anna Schwartz/GKM architektur studio<br />

Parkhaus im Bad Hersfelder Schilde-Park<br />

© Stefan Marquardt<br />

Parkhaus am Bildungscampus Heilbronn<br />

© Anne Voll<br />

Parkhaus am Flughafen Zürich<br />

© Stutz + Bold + Partner Architekten AG<br />

Toilettenhaus am Autobahnparkplatz Bissendorf<br />

© Christian Richters<br />

Parkhaus am Hannover Congress Centrum<br />

© Olaf Mahlstedt<br />

Prototyp eines Design-Carports<br />

© Brunier Ernst Architekten<br />

Solarcarport mit Holzstruktur<br />

© Ligna construct PGmbH<br />

Mitarbeiterparkhaus von Linde in Pullach<br />

© Christian Kernchen/Goldbeck GmbH<br />

Berechnungsmodell eines Parkhauses am Flughafen Zürich<br />

© Dr. Deuring + Oehninger AG<br />

Parkhaus in Dortmund<br />

© HIB Huber Integral Bau GmbH<br />

Parkhaus der Deutschen Telekom in Bonn<br />

© KBK Architekten<br />

Parksystem für »Schwergewichte«<br />

© Klaus Multiparking GmbH<br />

Schmidt printmedien GmbH<br />

Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg<br />

[<strong>Umrisse</strong>]<br />

<strong>Zeitschrift</strong> für <strong>Baukultur</strong><br />

erscheint 6 x pro Jahr.<br />

Einzelheft: 9,50 €<br />

Doppelheft: 19,00 €<br />

Jahresbezugspreis: 57,00 €<br />

Abonnement Ausland: 63,00 €<br />

Die Gesamtauflage von Ausgabe 1/2·<strong>2013</strong> enthält eine Beilage<br />

der Berner Fachhochschule für Architektur, Holz und Bau HSB, Biel.<br />

[ Impressum

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