Aristoteles in Stichworten
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Rph II 10<br />
WS 05/06<br />
Prof. Dr. D. Klesczewski<br />
Hauses für das Leben notwendig und nützlich s<strong>in</strong>d, diejenigen zur Verfügung stehen, die aufgespeichert<br />
werden können.“ Politik I. 8.<br />
40. „Es gibt <strong>in</strong>dessen noch e<strong>in</strong>e andere Art von Erwerbskunst, die man vorzugsweise und mit Recht<br />
als die Kunst des Gelderwerbs bezeichnet; im H<strong>in</strong>blick auf sie sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>e Grenze des …<br />
Erwerbs zu bestehen. (…) Beg<strong>in</strong>nen wir die Untersuchung über sie mit folgendem: für jedes<br />
Besitzstück gibt es e<strong>in</strong>e doppelte Verwendung. Jede ist Verwendung des D<strong>in</strong>gs als solchen, aber<br />
nicht <strong>in</strong> derselben Weise, sondern die e<strong>in</strong>e ist dem D<strong>in</strong>g eigentümlich, die andere nicht, so etwa<br />
beim Schuh das Anziehen und die Verwendung zum Tausch. Beides ist Verwendung des<br />
Schuhs. Auch wer den Schuh um Geld oder Nahrungsmittel jemandem gibt, der ihn nötig hat,<br />
verwendet den Schuh als Schuh, aber nicht zu dem ihm eigentümlichen Gebrauche. (…) Der<br />
Tausch ist bei allem möglich, anknüpfend an die naturgemäße Tatsache, daß die Menschen von<br />
den notwendigen Gütern hier zuviel und dort zuwenig haben. (…) E<strong>in</strong> derartiger Tauschhandel<br />
ist weder gegen die Natur, noch ist er e<strong>in</strong>e besondere Form der Erwerbskunst …; aber allerd<strong>in</strong>gs<br />
entsteht folgerichtig aus ihm jene andere Kunst. Denn durch die E<strong>in</strong>fuhr dessen, was man<br />
entbehrte, und die Ausfuhr des Überschusses dehnte sich die Hilfeleistung über die<br />
Landesgrenzen h<strong>in</strong>aus aus, und so ergab sich mit Notwendigkeit die Verwendung von Geld.<br />
Denn nicht alle naturgemäß notwendigen Güter s<strong>in</strong>d leicht zu transportieren. Also kam man<br />
übere<strong>in</strong>, beim Tausch gegenseitig e<strong>in</strong>e Sache zu nehmen und zu geben, die selbst nützlich und<br />
im täglichen Verkehr handlich war, wie Eisen, Silber usw. (…) Als nun schon das Geld aus den<br />
Bedürfnissen des Tauschverkehrs geschaffen war, entstand die zweite Art der Erwerbskunst, die<br />
Kaufmannskunst … (…) So sucht man e<strong>in</strong>e andere Bestimmung des Reichtums und der<br />
Erwerbskunst, und mit Recht. Denn die rechte Erwerbskunst ist etwas anderes und ebenso der<br />
naturgemäße Reichtum; es ist die Hausverwaltungskunst. Die Kaufmannskunst dagegen<br />
produziert zwar Vermögen, aber nicht schlechth<strong>in</strong>, sondern nur durch den Umsatz von<br />
Gegenständen; und nur sie sche<strong>in</strong>t sich um das Geld zu drehen. (…) Darum ist der Reichtum,<br />
der von dieser Erwerbskunst kommt, allerd<strong>in</strong>gs unbegrenzt. (…) Ursache dieser Verfassung ist,<br />
daß man sich um das Leben, aber nicht um das vollkommene Leben bemüht. Politik I. 9.<br />
41. „Da es aber e<strong>in</strong>e doppelte Erwerbskunst gibt, … die des Kaufmanns und die des<br />
Hausverwalters, und da diese notwendig und lobenswert ist, die Tauschkunst dagegen mit Recht<br />
getadelt wird …, so ist erst recht der Wucher hassenswert, der aus dem Geld selbst den Erwerb<br />
zieht … und nicht aus dem, wofür das Geld da ist. Denn das Geld ist um des Tausches willen<br />
erfunden worden, … (…) Diese Art des Gelderwerbs ist also am meisten gegen die Natur.“<br />
Politik I. 10.<br />
42. „Da wir nun drei Teile der Hausverwaltungslehre unterschieden haben, das Herrenverhältnis,<br />
von dem vorh<strong>in</strong> gesprochen wurde, das Vaterverhältnis und drittens das eheliche Verhältnis<br />
…,Denn das Männliche ist von Natur zur Leitung mehr geeignet als das Weibliche … und<br />
ebenso das Ältere und Erwachsene mehr als das Jüngere und Unerwachsene.“ Politik I. 12.<br />
43. Es ist also klar, daß die Aufmerksamkeit der Hausverwaltung sich mehr auf die Menschen<br />
richten wird als auf den unbeseelten Besitz, und mehr auf die Tüchtigkeit von jenen als auf den<br />
Vorzug des Besitzes, den man Reichtum nennt, und mehr auf die Tugend der Freien als auf die<br />
der Sklaven. (…) E<strong>in</strong> Vorbild dafür haben wir gleich an der Seele. Denn <strong>in</strong> ihr gibt es e<strong>in</strong> von<br />
Natur Herrschendes und e<strong>in</strong> Dienendes, und jedes von beiden, das Vernunftbegabte und das<br />
Vernunftlose, hat se<strong>in</strong>e eigene Tugend. Offensichtlich verhält es sich so auch beim anderen.<br />
Also gibt es von Natur mehrere Arten von Herrschendem und Dienendem. (…) Der Sklave besitzt<br />
das planende Vermögen überhaupt nicht, das Weibliche besitzt es zwar, aber ohne<br />
Entscheidungskraft, das K<strong>in</strong>d besitzt es, aber noch unvollkommen. Ebenso muß es sich auch mit<br />
den ethischen Tugenden verhalten. Alle müssen an ihnen teilhaben, aber nicht auf dieselbe<br />
Weise, sondern soviel e<strong>in</strong> jedes für se<strong>in</strong>e besondere Aufgabe braucht. So muß der Regent die<br />
ethische Tugend vollkommen besitzen … und von den anderen jedes so viel, als ihm zukommt.<br />
Also gehört die ethische Tugend allen Genannten, doch ist die Besonnenheit des Mannes und<br />
der Frau nicht dieselbe und auch nicht die Tapferkeit und die Gerechtigkeit, wie Sokrates<br />
me<strong>in</strong>te, sondern das e<strong>in</strong>e ist e<strong>in</strong>e regierende Tapferkeit, das ändere e<strong>in</strong>e dienende und so<br />
weiter.“ Politik I. 13.<br />
44. „Wir müssen mit dem beg<strong>in</strong>nen, was der naturgemäße Anfang e<strong>in</strong>er solchen Prüfung ist.<br />
Notwendigerweise haben alle Bürger entweder alles geme<strong>in</strong>sam …, oder e<strong>in</strong>iges. Das sie nichts<br />
geme<strong>in</strong>sam ist offenbar unmöglich. Denn der Staat ist e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft, und es ist als erstes