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NATUR &GEIST; - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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MEDIEN – KOMPETENZ<br />

Freizeit kostet. Der zeitliche Einsatz muss sich in einer<br />

nachhaltigen Verbesserung der innerfamiliären Kommunikation<br />

und einer generationenübergreifenden<br />

Kompetenz im Umgang mit den Neuen Medien niederschlagen.<br />

Die universitäre Initiative Medienintelligenz<br />

widmet sich der Entwicklung von auf diesen<br />

Effekt abgestimmten Lehr- und Lernprogrammen mit<br />

dem erklärten Ziel, die Medienwerkstatt für Familien<br />

zum Beispiel im regelmäßigen Betrieb eines Jugendmedienlabors<br />

und/oder als Angebot eines regionalen<br />

Medienkompetenznetzwerks zu etablieren.<br />

Netzbasierte Forschung: das „International<br />

Women’s Film Research Network“<br />

Das International Women’s Film Research Network<br />

ist ein sehr gutes Beispiel für eine intelligente<br />

Nutzung des Mediums Internet zu wissenschaftlichen<br />

Zwecken. Im Hinblick auf die Zukunft unserer Bildungsgesellschaft<br />

ist nicht nur die Medienkompetenz<br />

im Bereich der privaten Nutzung förderungswürdig,<br />

sondern es ist unerlässlich, auch an den Hochschulen<br />

ein Bewusstsein für die Möglichkeiten des Internets<br />

(z. B. globaler Wissensaustausch, neue Publikationswege)<br />

zu schaffen. Das International Women’s Film<br />

Research Network arbeitet an einer neuartigen Form<br />

der Wissensgenerierung und -vermittlung zu dem<br />

Themenschwerpunkt Das Filmschaffen weiblicher<br />

Regisseure.<br />

Die Filmregie ist nach wie vor ein von Männern<br />

beherrschtes Feld, obgleich sich immer mehr Frauen<br />

auf dem hart umkämpften Markt zu behaupten wissen.<br />

Die Oscar-Preisträgerinnen Jane Campion und<br />

Sofia Coppola sind gute Beispiele für bahnbrechende<br />

Regiearbeiten mit wirtschaftlichem Erfolg. Längst ist<br />

die Arbeit von Frauen am Set nicht mehr hauptsächlich<br />

auf Schauspiel, Kostüm, Ausstattung und Schnitt<br />

beschränkt – und dieser Trend setzt sich fort, wie<br />

gleich zwei Nominierungen von Regisseurinnen bei<br />

den Academy Awards im letzten Jahr bestätigen:<br />

Susanne Bier für After the Wedding (DK/SE 2006)<br />

und Deepa Mehta für Water (CA/IN 2005). Beide<br />

Filme fanden auch auf anderen nationalen und internationalen<br />

Filmfestivals starke Beachtung. Dennoch<br />

weist die Berücksichtigung der Arbeit von Filmemacherinnen<br />

sowohl im wirtschaftlichen als auch im<br />

wissenschaftlichen Sektor noch gravierende Lücken<br />

auf. Auch für die Filmwissenschaft gilt bis dato, dass<br />

die Arbeiten von Filmemacherinnen von der<br />

Forschung zu selten und zu unsystematisch beachtet<br />

werden. Dies ist angesichts der Menge des zur<br />

Verfügung stehenden, ausgezeichneten Materials auf<br />

Dauer nicht zu akzeptieren. Das Projekt International<br />

Women’s Film Research Network hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, diesen fundamentalen Mangel zu<br />

beheben. Insbesondere fehlt es in Bezug auf den<br />

künstlerischen Beitrag von Filmregisseurinnen am<br />

Weltkino an einem mit einer Datenbank kombinierten<br />

Lexikon, das forschungsrelevante Materialen<br />

(Dokumente, Medien etc.) im Internet uneingeschränkt<br />

zugänglich macht und wissenschaftlich auswertet.<br />

Das Konzept des Archive of Female Film Art –<br />

kurz AFFA – nutzt das Internet als wissenschaftliches<br />

Medium zur Veröffentlichung von Forschungsergebnissen<br />

sowie zur Online-Kommunikation über praktische,<br />

theoretische, ethische und ästhetische Gesichtspunkte<br />

der internationalen Filmkunst. Für AFFA<br />

wird eine benutzerorientierte Infrastruktur entwickelt,<br />

welche den Zugriff auf und die Rezeption von<br />

wissenschaftlichen Informationen unabhängig von<br />

Ort und Zeit ermöglicht. AFFA trägt dazu bei, die<br />

Verbreitung qualitativ hochwertiger digitaler Information<br />

für Wissenschaft und Bildung zu etablieren<br />

und zu sichern. Darüber hinaus richtet das<br />

International Women’s Film Research Network ein<br />

globales Forum zur Erforschung des Filmschaffens<br />

von Frauen ein, um ein virtuelles ForscherInnen-<br />

Netzwerk zu etablieren, dessen VertreterInnen sich<br />

im zweijährigen Turnus auf einer themenspezifischen<br />

Konferenz an wechselnden Standorten zum direkten<br />

Austausch treffen sollen.<br />

Die Untersuchung der kulturellen und politischen<br />

Bedeutung des Filmschaffens von Frauen<br />

sowie die Bereitstellung wissenschaftlicher Informationen<br />

sind die Hauptziele von International<br />

Women’s Film Research Network. Dabei lässt sich das<br />

Projekt in zwei ineinander verzahnte und sich wechselseitig<br />

ergänzende Arbeitsfelder gliedern: zum<br />

einen die Forschung und Bildung<br />

von wissenschaftlichen<br />

Netzwerken zu speziellen<br />

Themenfeldern der Filmwissenschaft,<br />

der Kulturwissenschaft<br />

sowie generell der<br />

international ausgerichteten<br />

Genderforschung; zum anderen<br />

die Erstellung und Pflege<br />

des Lexikons AFFA. Informationssuchende<br />

werden dort<br />

nicht nur fundiertes Material<br />

und umfangreiche Studien<br />

zum Beispiel zu den zu ihrer<br />

Zeit erfolgreichen, aber durch<br />

eine gezielte Verdrängungspolitik der Filmindustrie<br />

weitgehend in Vergessenheit geratenen Pionierinnen<br />

des Stummfilms Alice Guy-Blaché, Lois Weber oder<br />

Dorothy Arzner und vielen anderen Filmemacherinnen<br />

vorfinden, sondern auch seltenes Film- und<br />

Fotomaterial. Darum zählt die Klärung der<br />

Rechtelage für Filme, Bilder und sonstige Quellen<br />

neben der Materialrecherche, der Auswertung der<br />

bereits zur Verfügung stehenden Filmdatenbanken<br />

und Sammlungen sowie dem Verfassen von wissenschaftlichen<br />

Aufsätzen und Lexikonartikeln für AFFA<br />

zu den elementaren Herausforderungen des Projekts.<br />

Die Initiative Medienintelligenz ist bei der technischen<br />

Realisation von AFFA federführend. In exemplarischer<br />

Weise soll das langfristig angelegte<br />

Die Wirklichkeit im Blick:<br />

„Salaam Bombay!“ Regie: Mira Nair,<br />

Indien 1988.<br />

Quelle: Fimmuseum Berlin – Deutsche Kinemathek<br />

FORSCHUNGSMAGAZIN 1/2008<br />

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