NATUR &GEIST; - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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EINFÜHRUNG<br />
Medien – ein interdisziplinäres Forschungsfeld<br />
Von Stephan Füssel<br />
Die Ausgangslage<br />
„The printing press as an agent of Chance“ lautet ein<br />
epochemachender Buchtitel aus den 1960er Jahren<br />
von Elizabeth Eisenstein, in dem die Autorin die<br />
Wechselwirkung von Technikgeschichte und Geistesgeschichte<br />
sowie die zunehmende Rolle und Bedeutung<br />
der Medien bei der Konstitution von Wirklichkeit<br />
nachweisen konnte. Heute findet eine umfassende<br />
Mediatisierung der Lebenswelt mit zunehmender<br />
Geschwindigkeit und Breitenwirkung statt. Die<br />
gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit erfolgt<br />
im öffentlichen wie im nicht-öffentlichen Raum mittlerweile<br />
fast ausnahmslos über Medien, die im Zuge<br />
der Digitalisierung interaktiv und multimedial geworden<br />
sind – also mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen<br />
und eine dialogische Kommunikation ermöglichen,<br />
die nicht mehr ausschließlich nach der Lasswell-Formel<br />
von 1948 (Who says what in which<br />
channel to whom with what effect?) untersucht werden<br />
kann. Die Folgen sind theoretischer, praktischer<br />
und methodischer Art, da sie den Begriff der Medien<br />
ebenso stark verändern wie das Tätigkeitsfeld der<br />
Medienberufe und die Forschung, die sich mit diesem<br />
Tätigkeitsfeld und der von ihr ausgehenden Wirkung<br />
unter kulturellen, technischen, ökonomischen und<br />
juristischen Gesichtspunkten beschäftigt.<br />
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die<br />
Gestaltung der Medien, die zugleich eine technische<br />
und eine künstlerische Herausforderung darstellt.<br />
Ebenso wie die soziale Teilhabe an der medialen Konstruktion<br />
von Wirklichkeit weist daher die Medienforschung<br />
und -gestaltung eine dezidiert performative<br />
Dimension auf, die sich u.a. darin zeigt, dass die<br />
alltägliche Nutzung des Internets eine explorative<br />
Funktion besitzt, die mit der Medienevolution rückgekoppelt<br />
ist und neue Verhaltens- und Denkweisen<br />
kreiert. Um diese Praxis theoretisch zu erfassen, ist<br />
auch die Forschung gehalten, Methoden der Exploration<br />
zu entwickeln, die einen performativen Charakter<br />
haben. Im Ergebnis führt dies etwa zur Simulation<br />
von Rezeptionsprozessen im Medienlabor oder<br />
zur teilnehmenden Beobachtung der kulturellen<br />
Szenen, die sich – wie die blogs im web 2.0 – qua<br />
Mediennutzung konstituieren.<br />
Die bestehende Infrastruktur der<br />
Medienforschung in <strong>Mainz</strong><br />
Die <strong>Johannes</strong> <strong>Gutenberg</strong>-Universität in <strong>Mainz</strong> zeichnet<br />
sich durch ein bundesweit nahezu einzigartiges<br />
Profil und Potential in den Medienfächern aus. Zum<br />
einen wurden hier seit der Einrichtung des <strong>Gutenberg</strong>-Lehrstuhls<br />
für Buchwissenschaft (1947) und der<br />
Begründung des Instituts für Publizistik (1966) die<br />
beiden komplementären Forschungszweige der historisch-hermeneutischen<br />
Medialitätsforschung und<br />
der empirischen Kommunikationswissenschaft systematisch<br />
ausgebaut: durch das Journalistische Seminar<br />
(1978), das Institut für Theaterwissenschaft<br />
(1990), das Seminar für Filmwissenschaft (1993) und<br />
das <strong>Mainz</strong>er Medieninstitut (1999) – einer wissenschaftlichen<br />
Einrichtung zur interdisziplinären<br />
Weiterbildung im Medienrecht, die von der <strong>Johannes</strong><br />
<strong>Gutenberg</strong>-Universität gemeinsam mit dem Land<br />
Rheinland-Pfalz, dem Zweiten Deutschen Fernsehen<br />
(ZDF), dem Südwestrundfunk (SWR) und der Landeszentrale<br />
für private Rundfunkveranstalter (LPR)<br />
betrieben wird. Ebenso kooperativ ist zum anderen<br />
das <strong>Mainz</strong>er Medienhaus angelegt, in dem sich neben<br />
dem Elektronischen Medienzentrum (EMZ) das<br />
Seminar für Filmwissenschaft, der Offene Kanal – das<br />
Bürgerfernsehen der Stadt <strong>Mainz</strong> – Campus-TV, Abteilungen<br />
der Fachhochschule (Fachbereich II<br />
Kommunikationsdesign, Zeitbasierte Medien) und<br />
die Kinemathek der <strong>Johannes</strong> <strong>Gutenberg</strong>-Universität<br />
befinden.<br />
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