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NATUR &GEIST; - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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PHYSIK<br />

Abb.: © CERN<br />

Abb. 2: Simulation einer Proton-<br />

Proton-Kollision im ATLAS-Experiment<br />

mit den Bahnen der erzeugten<br />

geladenen Teilchen im Spurdetektor<br />

(innerer Kreis) und den<br />

Signalen von geladenen und neutralen<br />

Teilchen in den Kalorimetern<br />

(äußerer Bereich).<br />

Abb. 3: Aufbau des ATLAS-Experiments<br />

in der 100 Meter unter der<br />

Erde befindlichen Experimentierkaverne<br />

(Stand Oktober 2005).<br />

Sichtbar ist das zentrale Magnetsystem<br />

für Myonen mit acht supraleitenden<br />

Spulen sowie eines der<br />

drei Kalorimetersysteme. Der Aufbau<br />

des Experiments ist mittlerweile<br />

abgeschlossen und fast der gesamte<br />

Raum der Kaverne ist mit Detektorkomponenten<br />

gefüllt.<br />

Die Magnete werden bei einer Temperatur von 1,9<br />

Kelvin betrieben; dies ist geringer als die mittlere<br />

Temperatur im Universum, die bei 2,7 Kelvin (rund<br />

-270 Grad Celsius) liegt. In den Magneten wird während<br />

des Betriebs eine Energie gespeichert sein, die<br />

der Bewegungsenergie eines Airbus A380 im Reiseflug<br />

entspricht und ausreichen würde, zwölf Tonnen<br />

Kupfer zum Schmelzen zu bringen. Im LHC werden<br />

alle 25 Nanosekunden Proton-Proton Kollisionen<br />

stattfinden, also 40 Millionen Mal pro Sekunde. Bei<br />

jeder dieser Kollisionen zweier entgegengesetzt auf<br />

der Kreisbahn laufender Pakete werden bis zu einige<br />

hundert Teilchen erzeugt werden (Abb. 2).<br />

Der möglichst vollständige und präzise Nachweis<br />

sowie die Vermessung der in den Proton-<br />

Proton-Kollisionen entstehenden Teilchen erfordert<br />

ein äußerst komplexes Detektorsystem, das ATLAS-<br />

Experiment (ATLAS steht für „A Toroidal LHC<br />

Apparatus“). An diesem Experiment sind Physiker<br />

des Instituts für Physik seit über zehn Jahren aktiv<br />

beteiligt. Das ATLAS-Experiment (Abb. 3 und 4) ist ein<br />

Nachweisgerät zur genauen Vermessung insbesondere<br />

von hochenergetischen Teilchen (wie zum Beispiel<br />

Elektronen, Myonen und Photonen) und kann<br />

diese über fast den gesamten Raumwinkelbereich<br />

nachweisen. Das Experiment hat eine Länge von 46<br />

Metern, eine Höhe von 25 Metern (entspricht fünf<br />

Stockwerken) und ein Gewicht von 7.000 Tonnen<br />

(rund 70 % dessen, was der Pariser Eiffelturm auf die<br />

Waage bringt). Verschiedene, ineinander geschachtelte<br />

Detektoren weisen zuerst geladene Teilchen<br />

nach. Durch die Vermessung der Bahn in den Spurdetektoren<br />

– diese befinden sich in einem Magnetfeld<br />

– kann anhand der Krümmung der Impuls bestimmt<br />

werden. Um die Spurdetektoren herum sind<br />

hermetisch mehrere so genannte Kalorimetersysteme<br />

angeordnet. Diese bestimmen die Energien von geladenen<br />

wie neutralen Teilchen durch Totalabsorption.<br />

Einzig Myonen sowie Neutrinos werden hierbei nicht<br />

absorbiert. Zur Vermessung der Myonen befindet sich<br />

außerhalb der Kalorimeter ein weiteres System an<br />

Spurkammern und Magneten. Der gesamte Detektor<br />

umfasst etwa 100 Millionen elektronischer Kanäle<br />

und stellt somit eine äußerst große Art von Digitalkamera<br />

dar, mit der Besonderheit, dass hierbei 40<br />

Millionen Aufnahmen pro Sekunde (40 Megahertz)<br />

gemacht werden. Die dabei entstehende Datenmenge<br />

von etwa 1 PetaByte pro Sekunde (dies entspricht<br />

10 15 Byte bzw. der Datenmenge von etwa<br />

200.000 DVD’s) ist so enorm, dass sie durch ein komplexes<br />

elektronisches System in quasi Echtzeit stark<br />

reduziert werden muss. Dieser so genannte Trigger<br />

entscheidet in sehr kurzer Zeit (siehe unten), ob eine<br />

Kollision ein interessantes Ereignis erzeugt hat und<br />

reduziert die Rate von 40 Megahertz auf wenige<br />

Hundert Hertz. Pro Jahr wird so immer noch eine Datenmenge<br />

von zirka 3 PetaByte auf Massenspeicher-<br />

Foto: © CERN<br />

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