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AUSGABE 2 - Herzzentrum

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CHRONISCH THROMBOEMBOLISCHE PULMONALE HYPERTOMIE (CTEPH)<br />

Chronisch thromboembolische<br />

pulmonale Hypertonie (CTEPH) –<br />

Die korrekte Diagnose ist wichtig!<br />

– Stephan Rosenkranz, Thorsten Wahlers –<br />

Die chronisch-thromboembolische pulmonale<br />

Hypertonie (CTEPH) tritt als Folge klinisch nicht<br />

selten inapparent verlaufender Lungenembolien<br />

auf. Sie ist eine schwerwiegende Erkrankung,<br />

die mit einer besonders schlechten Prognose<br />

behaftet ist (Hoeper et al., 2006). So beträgt die<br />

5-Jahres-Überlebensrate von Patienten mit<br />

unbehandelter CTEPH lediglich 30%. Aufgrund<br />

aktueller Daten ist davon auszugehen, dass die<br />

Inzidenz der CTEPH nach einer Lungenembolie<br />

bis zu 8,8% beträgt (Dentali et al., 2009; Pengo<br />

et al., 2004; Becattini et al., 2006). Das Risiko für<br />

die Entwicklung einer CTEPH ist bei zentralen<br />

Lungenembolien besonders hoch (Er et al.,<br />

2009). Die korrekte Diagnosestellung ist für die<br />

Patienten eminent wichtig, da sie auch bei<br />

chronischen Gefäßverschlüssen häufig einer<br />

operativen Therapie mit kurativem Behandlungsziel<br />

zugeführt werden können. Für<br />

inoperable Patienten mit CTEPH wird eine<br />

medikamentöse Therapie analog der pulmonal<br />

arteriellen Hypertonie (PAH) empfohlen,<br />

obgleich die Datenlage hier eingeschränkt ist<br />

und formal bislang keine Zulassung für PAH-<br />

Medikamente besteht.<br />

Diagnostisches Vorgehen<br />

Zunächst gilt es, bei Patienten mit Belastungsdyspnoe<br />

und entsprechenden Hinweisen an die<br />

Möglichkeit einer CTEPH zu denken. Dies gilt in<br />

zweierlei Hinsicht: Zum einen muss bei Patienten,<br />

die eine akute Lungenembolie erlitten haben,<br />

insbesondere bei anhaltender oder progredienter<br />

Dyspnoe-Symptomatik an das Vorliegen<br />

einer CTEPH gedacht und eine entsprechende<br />

Diagnostik eingeleitet werden. Zum anderen<br />

muss bei nachgewiesener pulmonaler Hypertonie<br />

eine thromboembolische Genese konsequent<br />

diagnostiziert oder ausgeschlossen werden.<br />

Die wichtigste nicht-invasive Untersuchungsmethode<br />

zum Nachweis eines Lungenhochdrucks<br />

ist die Echokardiographie. Hier kann<br />

neben der Beurteilung der Größe und Funktion<br />

des rechten Herzens insbesondere der systolische<br />

pulmonal arterielle Druck (PAPsyst)<br />

abgeschätzt werden. Vor allem nach zentralen<br />

Lungenembolien sollte nach einem gewissen<br />

Intervall (3-6 Monate) ein echokardiographisches<br />

Screening erfolgen. Lässt sich ein erhöhter<br />

PAPsyst messen, so ist zur Sicherung der<br />

Diagnose und zur Bestimmung weiterer hämodynamischer<br />

Parameter die invasive Diagnostik<br />

mittels Rechtsherzkatheter indiziert. Die<br />

invasive Bestätigung ist wichtig, da echokardiographisch<br />

und invasiv gemessene Werte zum<br />

Teil erheblich variieren können (Fisher et al.,<br />

2009).<br />

Zum Nachweis oder Ausschluss chronischer<br />

pulmonaler Thromboembolien kommen verschiedene<br />

bildgebende Verfahren zum Einsatz.<br />

Die Computertomographie mit Kontrastmittel<br />

stellt eine wesentliche Hilfe zum Nachweis von<br />

Lungenembolien dar. Mit ihrer Hilfe sind<br />

Thromboembolien sowohl in den zentralen als<br />

auch den peripheren Abschnitten der Pulmonalarterien<br />

bis in die Subsegmentebene als Kontrastmittelaussparungen<br />

und Gefäßabbrüche<br />

gut nachweisbar. Zu bedenken ist jedoch, dass<br />

die bildmorphologischen Veränderungen bei<br />

chronischen thromboembolischen Verschlüssen<br />

häufig anders aussehen als bei akuten Embolien.<br />

Zum Ausschluss chronisch-rezidivierender Embolien<br />

bei Patienten mit chronischer pulmonaler<br />

Hypertonie kann auch die Lungenszintigraphie<br />

hilfreich sein. Hierbei zeigen sich typische<br />

segmentale Ausfälle in der Perfusionsszintigraphie.<br />

Zur Erhöhung der Spezifität sollte bei<br />

pathologischem Perfusionsbefund stets eine<br />

ergänzende Ventilationsszintigraphie durchgeführt<br />

werden. Ein Perfusionsausfall bei erhaltener<br />

Ventilation („Mismatch“) ist beweisend<br />

für eine Lungenembolie.<br />

Zur Beurteilung der Operabilität und Operationsplanung<br />

kommt der selektiven Pulmonalisangiographie<br />

eine wichtige Bedeutung zu.<br />

Sie stellt nach wie vor den Goldstandard zum<br />

Nachweis bzw. Ausschluss pulmonaler<br />

Thrombembolien dar. Im Rahmen der Pulmonalisangiographie<br />

können Gefäßverschlüsse,<br />

umspülte Thromben und eine verminderte<br />

pulmonale Perfusion erkennbar werden. Die<br />

Pulmonalisangiographie ist bei unklaren und<br />

diskrepanten nicht-invasiven Befunden sowie<br />

vor einer geplanten chirurgischen Thrombendarteriektomie<br />

indiziert.<br />

Primäre Therapieoption und potenzielle<br />

Heilungschance:<br />

Pulmonalis-Endarteriektomie (PEA)<br />

Wann immer möglich, sollten Patienten mit<br />

CTEPH einer chirurgischen Therapie zugeführt<br />

werden, da die Beseitigung des thrombotischen<br />

Materials mittels Pulmonalis-Endarteriektomie<br />

(PEA) einen potenziell kurativen<br />

Behandlungsansatz darstellt. Diese schwierige<br />

und komplikationsträchtige Operation, die in<br />

tiefer Hypothermie durchgeführt wird, sollte<br />

ausgewählten Chirurgen mit viel Erfahrung auf<br />

diesem Gebiet vorbehalten sein. Kandidaten<br />

für einen solchen Eingriff sind Individuen, bei<br />

denen die Gefäßobstruktion proximal genug<br />

gelegen ist, um chirurgisch erreichbar zu sein.<br />

Die PEA desobliteriert proximale und periphere<br />

Gefäße und führt daher in aller Regel zu einer<br />

signifikanten Verbesserung der hämodynamischen<br />

Parameter, der klinischen Symptomatik<br />

und wahrscheinlich auch der Prognose (Abb. 1).<br />

In erfahrenen Zentren liegt die Letalität dieses<br />

Eingriffs bei

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