AUSGABE 2 - Herzzentrum
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TACHYKARDE HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN<br />
Tachykarde Herzrhythmusstörungen<br />
bei Kindern und Jugendlichen<br />
– N. Sreeram, M. Emmel, F. Udink ten Cate,<br />
K. Brockmeier<br />
Klinik und Poliklinik für Kinderkardiologie,<br />
<strong>Herzzentrum</strong> Universitätsklinik Köln –<br />
Die häufigsten tachykarden Herzrhythmusstörungen<br />
im Kindesalter zeigen einen<br />
Reentry-Mechanismus [24]. Das typische<br />
Substrat für Reentry-Tachykardien sind akzessorische<br />
Leitungsbahnen oder eine duale AV-<br />
Knoten Physiologie. Durch die im Vergleich<br />
zum Erwachsenen kleineren Kavitäten und<br />
Gefäße des Kindes, ergeben sich eine Reihe von<br />
Besonderheiten bei der Katheterisierung,<br />
beginnend beim Einsatz von entsprechenden<br />
Kathetern, vor allem jedoch zu erwartende<br />
technische Problemen bei der Durchführung<br />
von elektrophysiologischen Untersuchungen<br />
und Ablationsbehandlungen [5]. Daten des<br />
Internationalen Registers für Rhythmusstörungen<br />
im Kindesalter und Übersichtsarbeiten der<br />
jüngeren Zeit belegen jedoch die Machbarkeit<br />
und hohe Sicherheit von Ablationsbehandlungen<br />
im Kindesalter [11, 12, 24, 27]. Die Akzeptanz<br />
der Ablationsbehandlung für die kurative<br />
Behandlung von Herzrhythmusstörungen im<br />
Kindesalter nimmt auch bei Pädiatern zu.<br />
Indikation zur Ablationsbehandlung<br />
im Kindesalter<br />
Akzessorische Leitungsbahnen sind typisches<br />
Substrat von Reentry-Tachykardien im Kindesalter.<br />
Die meisten Patienten zeigen keine<br />
durchgehende Präexzitation. Die überwiegende<br />
Mehrzahl der Neugeborenen und Säuglinge<br />
mit akzessorischen Leitungsbahnen und Tachyarrhythmien<br />
zeigen wiederholte Episoden im<br />
ersten Lebensjahr, um danach bis zum vierten –<br />
fünften Lebensjahr symptomfrei zu bleiben.<br />
Die Ursache für diese temporäre Symptomfreiheit<br />
ist unklar, es wird jedoch angenommen,<br />
dass Veränderungen des Vagustonus während<br />
dieser Zeit eine beeinflussende Rolle spielen<br />
könnten. Tachyarrhythmien die nach dem vierten<br />
Lebensjahr auftreten, werden typischerweise<br />
zu klinischen Symptomen führen und erfordern<br />
eine Behandlung [17]. Diese Präsentationsform<br />
hat zu folgender Vorgehensweise geführt:<br />
Während des ersten Lebensjahres wird bei<br />
Patienten eine medikamentöse antiarrhythmische<br />
Therapie bei symptomatischen Tachyarrhythmien<br />
durchgeführt, überwiegend erfolgreich.<br />
Die antiarrhythmische Behandlung wird<br />
für zwölf Monate beibehalten und danach<br />
beendet. Treten erneut Symptome im Intervall<br />
auf, kann entweder erneut medikamentös<br />
behandelt werden oder eine Ablationsbehandlung<br />
indiziert sein. Bei Kindern mit symptomatischen<br />
Tachykardien nach dem vierten Lebensjahr<br />
ist die Ablationsbehandlung Therapie der<br />
ersten Wahl. Eine effektive Ablationsbehandlung<br />
im Kindesalter kann prinzipiell im Säuglingsalter<br />
durchgeführt werden. Das Hauptrisiko<br />
ist eine komplette AV-Blockierung, die<br />
Prof. Dr. N. Sreeram<br />
MD, PhD, MRCP, FACC, FESC<br />
E-mail:<br />
n.sreeram@uni-koeln.de<br />
Tel: 0221 478 32517<br />
Fax: 0221 478 32515<br />
Termine für<br />
Ablationsbehandlungen über<br />
das Case Management des<br />
<strong>Herzzentrum</strong>s<br />
Prof. Dr. N. Sreeram hat seine Ausbildungsstationen in<br />
Bristol, Southampton, Newcastle, Liverpool und Birmingham<br />
(UK) und seine Ausbildung zum Elektrophysiologen<br />
in Maastricht (NL) (bei Prof. Dr. H. Wellens). Er war Leiter<br />
der Kinderkardiologie in Utrecht (NL) bevor er 2003 an<br />
die Universität Köln kam.<br />
In der Klinik und Poliklinik für Kinderkardiologie des<br />
<strong>Herzzentrum</strong>s am Universitätsklinikum Köln wird derzeit<br />
etwa eine Ablationsbehandlung pro Woche durchgeführt.<br />
Damit gehört die Gruppe um Prof. Sreeram zu<br />
den aktivsten Kinderkardiologen auf dem Gebiet der<br />
Elektrophysiologie im Bundesgebiet. Seit 2003 wurden<br />
ca. 250 invasive Elektrophysiologieuntersuchungen und<br />
Ablationsbehandlungen durchgeführt. Die Rate von<br />
schrittmacherpflichtigen AV-Blockierungen lag unter<br />
einem Prozent insgesamt. Die Wartezeiten für einen<br />
Termin zur Ablationsbehandlung liegt derzeit bei etwa<br />
sechs Wochen.<br />
eine permanente Schrittmachertherapie erforderlich<br />
macht. Die Wahrscheinlichkeit für einen<br />
schrittmacherpflichtigen AV-Block ist bei septalen<br />
akzessorischen Leitungsbahnen in diesem<br />
Patientengut erhöht [18]. Zusätzlich ist ein<br />
theoretischer Moment bezüglich der potentiell<br />
wachsenden Narbe, die ablationsbedingt<br />
induziert wird, zu erwägen. Im Tiermodell,<br />
aber nicht beim Menschen, konnten wachsende<br />
Narben im Zeitverlauf nachgewiesen<br />
werden. Ein weiteres potenzielles Problem sind<br />
Schädigungen epikardialer Koronargefäße<br />
in Folge endokardialer Applikationen von<br />
Hochfrequenzwechselstrom. Ablationsbehandlungen<br />
bei Kindern unter vier Jahren sind in<br />
der Regel nur indiziert bei klinisch symptomatischen<br />
Tachykardien trotz adäquater medikamentöser<br />
antiarrhythmischer Behandlung, bei<br />
denen es in Folge der Tachykardien zur dilatativen<br />
Kardiomyopathie kommt. Die permanent<br />
junktionale reziproke Tachykardie (PJRT),<br />
welche besondere (septale) akzessorische Leitungsbahnen<br />
voraussetzt und typischerweise<br />
dekrementale Überleitungseigenschaften aufweisen,<br />
ist eine der wenigen Tachyarrhythmien,<br />
die auch im Kleinkindalter bereits Indikation zu<br />
einer kurativen Ablationsbehandlung sein<br />
können [18]. Ganz selten sind ektope Foci [4]<br />
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