Gerechte Sprache in der Liturgie - Bund alt-katholischer Frauen
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Das Wortpaar Ich-Du, das Mart<strong>in</strong> Buber „Grundwort“ nennt, stiftet Beziehung. Die „geistigen<br />
Wesenheiten“ betreffend „ist die Beziehung <strong>in</strong> Wolke gehüllt, aber sich offenbarend,<br />
sprachlos, aber sprachzeugend. Wir vernehmen ke<strong>in</strong> Du und fühlen uns doch angerufen, wir<br />
antworten – bildend, denkend, handelnd: wir sprechen mit unserm Wesen das Grundwort,<br />
ohne mit unserm Munde Du sagen zu können.“ … Wir „blicken an den Saum des ewigen Du<br />
h<strong>in</strong>“, … wir „vernehmen e<strong>in</strong> Wehen von ihm.“ 41 Nach jüdischer Überzeugung darf <strong>der</strong> Name<br />
Gottes nicht ausgesprochen werden, weil Gottes Wirklichkeit jegliche <strong>Sprache</strong> sprengt und<br />
ihn jede Formulierung ehrfurchtslos verkle<strong>in</strong>ert. Deshalb haben Mart<strong>in</strong> Buber und Stefan<br />
Rosenzweig bei ihrer deutschen Übersetzung <strong>der</strong> Bibel an die Stellen, an denen die<br />
hebräischen Schriftzeichen für Gott stehen, das Personalpronomen DU gesetzt. So soll zum<br />
Ausdruck kommen, dass es um Beziehung geht, um e<strong>in</strong> personales Gegenüber, um e<strong>in</strong> Du,<br />
aber groß geschrieben, weil es menschliche Beziehungen endlos übersteigt. 42 Für die<br />
Gottesrede, die nicht suggerieren will, dass es um e<strong>in</strong> männliches Du geht, stellt sich hier<br />
wie<strong>der</strong>um das Problem <strong>der</strong> dort verwendeten Dekl<strong>in</strong>ationsformen ER, SEIN, IHM, IHN.<br />
Wie Gregor von Nyssa müssen wir uns fragen, mit welchem Namen wir Gott anrufen sollen,<br />
<strong>der</strong> über allen Namen ist. Wie nennen wir e<strong>in</strong> Gegenüber, das als Person mit uns <strong>in</strong><br />
Beziehung treten will, aber gleichzeitig über unsere Vorstellung von Person h<strong>in</strong>ausgeht?<br />
Wenn also <strong>Frauen</strong>-gerechtes Beten e<strong>in</strong>geschränkte, enggeführte und e<strong>in</strong>seitige Gottesbil<strong>der</strong><br />
ergänzt und den Blick weitet für die Fülle von Gottesvorstellungen ohne selbst wie<strong>der</strong>um<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige weibliche Gottheit zu <strong>in</strong>stallieren, dann geht dieses Beten auch e<strong>in</strong>en Schritt<br />
<strong>in</strong> Richtung Gott-gerechtes Beten.<br />
3.3 Kriterien für <strong>Frauen</strong>-gerechtes Beten<br />
Die Frage, was denn nun <strong>Frauen</strong>-gerechtes Beten ist, beantwortet Teresa Berger <strong>in</strong> ihrer<br />
Schlussüberlegung zur Analyse von Entwürfen <strong>in</strong>klusiver Hochgebete mit folgenden<br />
Kriterien: 43<br />
- Sie for<strong>der</strong>t den Verzicht auf e<strong>in</strong>e androzentrisch geprägte <strong>Sprache</strong>: statt ‚Väter im<br />
Glauben’ ‚Vorfahren o<strong>der</strong> Väter und Mütter im Glauben’, statt ‚Brü<strong>der</strong>’ ‚Brü<strong>der</strong> und<br />
Schwestern’ und statt ‚Söhne Gottes’ ‚Töchter und Söhne Gottes’.<br />
- <strong>Frauen</strong> sollen als Mitspieler<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heilsgeschichte sichtbar se<strong>in</strong>, z.B.: Sara<br />
bewusst neben Abraham genannt werden. Gott wird dadurch als Gott <strong>der</strong> Väter und<br />
Mütter im Glauben erkennbar.<br />
- Wenn <strong>Frauen</strong> sichtbar werden, dann sollen sie auch als aktiv Mitwirkende benannt<br />
werden (nicht mehr nur traditionell-passive <strong>Frauen</strong>bil<strong>der</strong>). Als Beispiel nennt sie die<br />
heilsgeschichtliche Rolle Marias, wobei m. E. auch hier etlicher Schutt e<strong>in</strong>es durch<br />
41 Mart<strong>in</strong> Buber, Das dialogische Pr<strong>in</strong>zip, S. 10<br />
42 vgl.: Bernard<strong>in</strong> Schellenberger, Spirituelle Wendezeit, S. 113f<br />
43 vgl.: Teresa Berger, a.a.O., S. 147-149<br />
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