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Gerechte Sprache in der Liturgie - Bund alt-katholischer Frauen

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nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Mosaikste<strong>in</strong>chen e<strong>in</strong>es über unseren Horizont h<strong>in</strong>aus gehenden<br />

‚Gottesmosaiks’ ist. Nicht jedes Mosaikste<strong>in</strong>chen, d.h. nicht jede Metapher o<strong>der</strong> Anrede<br />

Gottes muss von je<strong>der</strong> und jedem Mitfeiernden bejaht und akzeptiert werden können. Aber <strong>in</strong><br />

dem größeren Bild, das durch das Zusammenspiel entsteht, sollen alle e<strong>in</strong>en Platz haben.<br />

Die Gebete müssen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>heit mit <strong>der</strong> Kirche se<strong>in</strong> und gleichzeitig „mit den heute Feiernden<br />

schw<strong>in</strong>gen“. 8 Wir brauchen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Sprache</strong>, die den Bedürfnissen möglichst vieler<br />

gerecht wird, die e<strong>in</strong>lädt, mitzubeten, die aber auch die Grenzen unserer festgefahrenen<br />

Gottesvorstellungen sprengt.<br />

2.2 Die Wirksamkeit von <strong>Sprache</strong><br />

Warum ist das Thema <strong>Sprache</strong> gerade im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Emanzipation von <strong>Frauen</strong><br />

so wichtig geworden? Wie lässt sich die Aussage begründen, dass <strong>Sprache</strong> Wirklichkeit<br />

verän<strong>der</strong>t und umgekehrt Wirklichkeit <strong>Sprache</strong> bee<strong>in</strong>flusst und verän<strong>der</strong>t? Wie wirkt<br />

<strong>Sprache</strong>? Es gibt nach wie vor auch viele <strong>Frauen</strong>, die sich we<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong> männlichen<br />

Gottesbild stören noch daran, dass bei Berufsbezeichnungen o. ä. die weibliche Form nicht<br />

genannt wird. „Ich brauche das nicht. Ich weiß selbst, dass ich e<strong>in</strong>e Frau b<strong>in</strong>“, so e<strong>in</strong>e<br />

Organist<strong>in</strong> zu diesem Thema. Dass sie das weiß, davon ist auszugehen. Aber wüssten die<br />

Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, dass e<strong>in</strong>e Frau die Orgel spielt, wenn sie die Information<br />

bekämen, heute habe <strong>der</strong> neue Organist gespielt? <strong>Sprache</strong> kann also auch unsichtbar<br />

machen und dafür sorgen, dass Personen o<strong>der</strong> Sachverh<strong>alt</strong>e gar nicht erst <strong>in</strong> das<br />

Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Menschen gelangen. Das ist beson<strong>der</strong>s dann wirksam, wenn <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong><br />

Fel<strong>der</strong> e<strong>in</strong>treten, die bislang den Männern vorbeh<strong>alt</strong>en waren, o<strong>der</strong> wenn zwar neue<br />

Gottesbil<strong>der</strong> entdeckt bzw. <strong>alt</strong>e wie<strong>der</strong> entdeckt, aber nicht angemessen zur <strong>Sprache</strong><br />

gebracht werden.<br />

„<strong>Sprache</strong> hängt unmittelbar mit Identität zusammen. Sie ist e<strong>in</strong> wesentliches Instrument, das<br />

Wirklichkeit setzt und Bewusstse<strong>in</strong> prägt. <strong>Sprache</strong> ist e<strong>in</strong> Abbild von sozialer Wirklichkeit, sie<br />

spiegelt Beziehungen und Machtstrukturen wie<strong>der</strong>. Nicht genannt werden, bedeutet letztlich<br />

nicht wichtig zu se<strong>in</strong>, nicht wertgeschätzt, vergessen zu werden. In unserer <strong>Sprache</strong> ist die<br />

männliche Sprachform übergeordnet. Die männliche Form bezeichnet sowohl den<br />

geschlechtsübergreifenden Oberbegriff, als auch das spezifisch männliche, das weibliche ist<br />

immer abgeleitet, zweitrangig, umständlich, speziell. E<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Herrschaftsverhältnisse,<br />

die Gleichstellung von <strong>Frauen</strong> und Männern muss auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprache</strong> sichtbar<br />

werden. Darum for<strong>der</strong>te die <strong>Frauen</strong>bewegung seit den frühen 70-er Jahren e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>klusive<br />

<strong>Sprache</strong>, also e<strong>in</strong>e <strong>Sprache</strong>, die Männer und <strong>Frauen</strong> bewusst benennt. Gleichzeitig müssen<br />

androzentrische (e<strong>in</strong>seitig am Männlichen orientierte) Texte h<strong>in</strong>terfragt und korrigiert werden,<br />

Erfahrungen von <strong>Frauen</strong> sichtbar und benannt werden. Obwohl manche Sprachversuche<br />

8 Mitschrift Blocksem<strong>in</strong>ar <strong>Liturgie</strong><br />

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