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Gerechte Sprache in der Liturgie - Bund alt-katholischer Frauen

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Als Kirche sollten wir die Theorien <strong>der</strong> Sprachwissenschaft von gel<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Kommunikation<br />

ernst nehmen. Wenn wir <strong>Liturgie</strong> als die Feier unseres Lebens und Glaubens verstehen,<br />

müssen wir dafür sorgen, dass sich diejenigen, die zusammen feiern, als Subjekte<br />

wahrnehmen, also spüren, dass sie geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d. Die Gebete, die die Vorsteher<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Vorsteher stellvertretend für die Geme<strong>in</strong>de spricht, müssen <strong>in</strong> den Lebens- und<br />

Glaubenserfahrungen <strong>der</strong> Mitfeiernden verwurzelt se<strong>in</strong>. Unser Sprechen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und<br />

unser Reden von und mit Gott darf Personen o<strong>der</strong> Personengruppen nicht ausschließen. Die<br />

von <strong>Frauen</strong> immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>te sogenannte <strong>in</strong>klusive <strong>Sprache</strong> führt uns e<strong>in</strong>en Schritt<br />

<strong>in</strong> diese Richtung.<br />

3 Inklusive <strong>Sprache</strong><br />

Das Anliegen <strong>der</strong> <strong>in</strong>klusiven <strong>Sprache</strong> war bereits Mitte <strong>der</strong> 90-er Jahre bei <strong>der</strong> Abfassung<br />

des neuen Eucharistiebuchs für das Katholische Bistum <strong>der</strong> Alt-Katholiken <strong>in</strong> Deutschland im<br />

Blick <strong>der</strong> Verfasser<strong>in</strong>nen und Verfasser. Der damalige Bischof Sigisbert Kraft widmete<br />

diesem Thema e<strong>in</strong>en eigenen Abschnitt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung zum neuen Eucharistiebuch.<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er liturgischen <strong>Sprache</strong>, die <strong>Frauen</strong> und Männer gleichermaßen<br />

e<strong>in</strong>schließt, sei <strong>in</strong>zwischen allgeme<strong>in</strong> als berechtigt anerkannt.<br />

„Nur die Ausführung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis bereitet Schwierigkeiten, vor allem wenn <strong>alt</strong>e Texte<br />

bearbeitet werden müssen.“ 12 E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Problematik sieht er beim Gottesnamen.<br />

Inklusive <strong>Sprache</strong> bedeute auch mehr als nur die ‚Schwestern’ e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Hier s<strong>in</strong>d bereits die beiden Hauptpunkte genannt, die <strong>in</strong> den Diskussionen und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Literatur über <strong>in</strong>klusive <strong>Sprache</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Liturgie</strong> meistens thematisiert werden.<br />

3.1 ‚Ansprache’ von <strong>Frauen</strong><br />

Bei vielen Schrifttexten, vor allem aber bei den Lesungstexten zeigt sich immer wie<strong>der</strong> das<br />

Problem, dass <strong>in</strong> den Paulusbriefen bei <strong>der</strong> eröffnenden Anrede „Brü<strong>der</strong>“ die „Schwestern“<br />

nicht genannt werden. Zwei Beobachtungen liegen dem zugrunde:<br />

In <strong>der</strong> männlich geprägten Lebenswelt des Paulus wurde das griechische Wort „adelphoi“ –<br />

„Brü<strong>der</strong>“ selbstverständlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> maskul<strong>in</strong>en Form verwendet. Die Menschen damals<br />

konnten dabei durchaus <strong>Frauen</strong> mithören, was unseren heutigen Sprachgewohnheiten nicht<br />

mehr entspricht. Für uns ist daher die sprachlich angemessene Übersetzung von „adelphoi“<br />

„Schwestern und Brü<strong>der</strong>“ – jedenfalls sofern <strong>Frauen</strong> bzw. weibliche Aspekte im Text nicht<br />

ausdrücklich ausgeschlossen werden. 13<br />

Die Anrede zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Lesungstexte wurde <strong>in</strong> den meisten Fällen bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong><br />

Lesungen h<strong>in</strong>zugesetzt,um deutlich zu machen, dass es hier um e<strong>in</strong>en Brief geht, um e<strong>in</strong>e<br />

12 Sigisbert Kraft, Die Eucharistiefeier… S. 25<br />

13 vgl. Elisabeth, Schüssler-Fiorenza, Brot statt Ste<strong>in</strong>e. Die Herausfor<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er fem<strong>in</strong>istischen<br />

Interpretation <strong>der</strong> Bibel, S. 52<br />

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