Jüdische Erinnerungsstätten in Bad Homburg - Gemeinschaftskreis ...
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Jüdische Er<strong>in</strong>nerungsstätten <strong>in</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong><br />
von Harro Kieser<br />
Die jüdischen Bürger unserer Heimatstadt, sofern sie<br />
nicht rechtzeitig Deutschland verlassen hatten, wurden<br />
e<strong>in</strong> Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns. Sie<br />
wurden diskrim<strong>in</strong>iert, verfolgt, ihres Eigentums beraubt,<br />
schließlich deportiert und <strong>in</strong> den Vernichtungslagern im<br />
Osten umgebracht. Das Zentrum ihres religiösen Lebens,<br />
die Synagoge <strong>in</strong> der Elisabethenstraße, am Ende der<br />
Wallstraße, wurde 1938 zerstört, die Ru<strong>in</strong>e abgetragen..<br />
Lediglich das dah<strong>in</strong>ter stehende Geme<strong>in</strong>dehaus blieb erhalten.<br />
Als Vorbereitung für e<strong>in</strong> Informationsblatt für Bürger<br />
und für Besucher der Stadt werden <strong>in</strong> Auswahl Er<strong>in</strong>nerungsstätten<br />
an unsere jüdischen Mitbürger verzeichnet.<br />
Es sei darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Zeitschrift des Geme<strong>in</strong>schaftskreises<br />
Alt <strong>Homburg</strong> bzw. Unser <strong>Homburg</strong><br />
im Laufe der Jahre öfters über jüdische Geschichte, jüdische<br />
Persönlichkeiten, Gebäude usw. berichtet hat. Dem<br />
Lokalhistoriker He<strong>in</strong>z Grosche verdanken wir e<strong>in</strong>e (Teil)<br />
Geschichte der Juden <strong>in</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> vor der Höhe.<br />
Platz der (zerstörten) Synagoge (Elisabethenstraße) mit<br />
Er<strong>in</strong>nerungsmal. Es wurde am 8. November 1988 e<strong>in</strong>geweiht<br />
.Das Er<strong>in</strong>nerungsmal er<strong>in</strong>nert an e<strong>in</strong> dreibogiges<br />
Synagogenfenster. Die Inschrift lautet „Den ermordeten<br />
jüdischen Bürgern unserer Stadt und allen Opfern nationalsozialistischen<br />
Unrechts zum Gedenken - den Lebenden<br />
zur Mahnung".<br />
Die Ru<strong>in</strong>e der Synagoge nach der Sprengung 1939 (Foto: Stadtarchiv <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>)<br />
12
Zum Gedenken s<strong>in</strong>d die Namen der Opfer auf den Tafeln verzeichnet (Foto: Marianne Roth-Profenius):<br />
Adler geb. Gutmann, Helene<br />
Adler, Margot<br />
Altschul geb. Bender, Frieda<br />
Altschul, Richard<br />
Aitschul, Roben<br />
Auerbach, Arthur<br />
Blum geb. Lorch, Leont<strong>in</strong>e<br />
Cahn-Bronner geb. Levy, Annene<br />
Daub geb. Daniel, Margarete<br />
D<strong>in</strong>kelspühler, Thekla<br />
Doemberg geb. D<strong>in</strong>kelspühler, M<strong>in</strong>na<br />
Eppste<strong>in</strong> geb. Löwenthal, Auguste<br />
Eppste<strong>in</strong>, Hugo<br />
Götz geb. Meyer, M<strong>in</strong>na<br />
Gross geb. Freundlich, Margarethe<br />
Gross, Max<br />
Gutmann, Franziska<br />
Gutmann, Ludwig<br />
Haas, Ida<br />
Haas, Joseph<br />
Hardt geb. Schwarz, Dora<br />
Hanh, Berta<br />
Herz, Bessy<br />
Herz, Moses<br />
Herz geb. Haas, Sofie<br />
Hirsciiberger, Flora<br />
Holzmann, Erna<br />
Holzmann, Otto<br />
Idste<strong>in</strong> geb. Seckbach, Franziska<br />
Idste<strong>in</strong>, Therese<br />
Kahn geb. Katz, Fanny<br />
Klieneberger geb. Hamburger, Sophie<br />
Konek, Moritz Moses<br />
Kottek, Salomon<br />
Kottek geb. Loeb, Anneliese<br />
Kottek, Ruth<br />
Lang, Adolf<br />
Lang geb. Weil, Charlotte<br />
Lang, Johanna<br />
Lichtenste<strong>in</strong>, Melitta<br />
L<strong>in</strong>d, Salomon<br />
L<strong>in</strong>denheim geb. Sommer, Henriette<br />
Liskewitsch, Josef<br />
Liskewitsch geb. Kadeschewski, Nachc<br />
Löwenste<strong>in</strong>, Edith<br />
Löwenste<strong>in</strong> geb. Marx, Jenny<br />
Ma<strong>in</strong>zer, He<strong>in</strong>rich<br />
Ma<strong>in</strong>zer geb. Hirsch, Klara<br />
Mart<strong>in</strong>o geb. Bernheim, Ida<br />
Mayer geb. Heymann, Emma<br />
Müller geb. Michel, Elisabeth<br />
Neugass, Blanche<br />
Neugass, Gertrud<br />
Neugass, Rudolf<br />
Neumeier, Ludwig<br />
Pariser geb. Meyer, Else<br />
Riess geb. Levy, Rosa<br />
Ries, Rudolf<br />
Rosenberg, Karl<br />
Rosenberg, Willy Meier<br />
Rothschild geb. Strauss, Bella<br />
Rothschild, Eduard<br />
Rothschild, Louis<br />
Rothschild geb. Emmerich, Melanie<br />
Solomon, Arno<br />
Solomon geb. Re<strong>in</strong>ach, Edith<br />
Schönemann geb. Klieneberger, Anno<br />
Soll<strong>in</strong>g geb. Meyer, Emma<br />
Sommer, Clara<br />
Sommer, Emil<br />
Sommer, Ernst<br />
Sommer, Isidor<br />
Sommer, Jenny<br />
Sommer geb. Karlsberg, Johanna<br />
Ste<strong>in</strong>, Bertha<br />
Ste<strong>in</strong>, Julius<br />
Ste<strong>in</strong> geb. Katz, M<strong>in</strong>a<br />
Stern, Adolf<br />
Stern geb. Wallach, Reg<strong>in</strong>e<br />
Weis geb. Altschul, Karol<strong>in</strong>e<br />
Wiesenthal, Bernhard<br />
13
Er<strong>in</strong>nerungsstätten<br />
Das (ehemalige) Geme<strong>in</strong>dehaus (h<strong>in</strong>ter der zerstörten<br />
Synagoge):<br />
Das Gebäude wird heute von der Volkshochschule<br />
genutzt. Text der Gedenktafel.: „Vor diesem Haus<br />
stand die Synagoge der jüdischen Geme<strong>in</strong>de <strong>Bad</strong><br />
<strong>Homburg</strong>. Erbaut von Christian Holler, e<strong>in</strong>geweiht<br />
am 9. November 1866. In Brand gesetzt und zerstört<br />
am 10. November 1938.“<br />
Wallstraße (zwischen Louisen- und Elisabethenstr.):<br />
Sie war früher die Wohnstraße jüdischer Bürger und<br />
wurde deshalb „Judengasse“ genannt, 1880 erfolgte<br />
die Umbenennung. Hier befand sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnhaus<br />
e<strong>in</strong> erster für gottesdienstliche Zwecke genutzter<br />
Raum und wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e Mikwe (Ritualbad).<br />
Wallstraße des menschen handeln re<strong>in</strong>igt sich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em andern gedeiiken als <strong>in</strong> geschichtlichen büchem.<br />
Was ist aus dem aufbegehren geworden, aus<br />
den menschen, die den abschluß der straße ausbrannten?<br />
was haben sie gedacht, als sie die Stätte<br />
der andacht, wie fremd sie ihnen auch erschienen<br />
se<strong>in</strong> möge, zerschlugen? um der straße willen und<br />
der häuser an ihr und der k<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihien, und dem<br />
e-werktreff und der Volkshochschule möchte ich vor<br />
schäm bestimmte zeiten der chronik dieser straße am<br />
liebsten überschlagen...<br />
(Hem Schüppel „im Lächeln des <strong>Homburg</strong>er Frühl<strong>in</strong>gs“)<br />
Landgraf-Ludwig-Schule:<br />
In der Mitte des 19. Jahrhunderts gestattete die<br />
Landgräfliche Regierung den Schulbesuch jüdischer<br />
Schüler.<br />
Waisenhausstraße:<br />
Hier befand sich im 18. Jahrhundert e<strong>in</strong>e jüdische<br />
Buchdruckerei. In ihr wurden <strong>in</strong>sgesamt 45 jüdische<br />
Bücher gedruckt.<br />
Villa Renaissance - Am Hohlebrunnen 2:<br />
In diesem Haus sowie <strong>in</strong> zwei weiteren Häusern <strong>in</strong><br />
der Kisseleffstraße 12 und 14 waren <strong>in</strong> der Kriegszeit<br />
die letzten <strong>in</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> verbliebenen jüdische<br />
Familien bis zu ihrer Deportation zwangsweise untergebracht.<br />
Jüdischer Friedhof und Trauerhalle - Gluckenste<strong>in</strong>weg:<br />
1865/1866 wurde der Friedhof se<strong>in</strong>er Bestimmung<br />
übergeben. Für die 1884 errichtete Trauerhalle entwarf<br />
die Pläne Louis Jacobi; im Jahr 2010 wurde sie<br />
erneuert. An der Seitenwand im Inneren der Trauerhalle<br />
ist e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungstafel angebracht: Zum Andenken<br />
an Michael Kaufmann und M<strong>in</strong>a Kaufmann<br />
(geb. Goldschmidt) liesen ihre K<strong>in</strong>der diese Halle<br />
1913 renovieren.<br />
Literatur: Günther Scherf: E<strong>in</strong> Teil unserer Seele.<br />
Die Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof ist restauriert.<br />
In: Unser <strong>Homburg</strong>. 2010/10, S. l0f. - Gabriela<br />
Schlick: Der Jüdische Friedhof am Gluckenste<strong>in</strong>weg<br />
- e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme. In: Alt <strong>Homburg</strong>.<br />
2003/12, S. 12-17.<br />
Jüdischer Friedhof - im Hardtwald bei Seulberg:<br />
Dieser Friedhof ist bereits im Jahr 1580 urkundlich<br />
erwähnt. Auf ihm wurden auch <strong>Homburg</strong>er Juden<br />
bestattet. Er wurde 1865 geschlossen.<br />
Denkmal für Samuel Joseph Agnon - im Kurpark:<br />
Jüdischer Schriftsteller (17.7.1888 Buczacz/Galizien<br />
bis 17.2.1970 Rehovot/Israel). Das Denkmal im<br />
Kurpark wurde nach e<strong>in</strong>em Entwurf der Künstler<strong>in</strong><br />
D<strong>in</strong>a Kunze geschaffen und im Jahr 1993 e<strong>in</strong>geweiht.<br />
Femer er<strong>in</strong>nert an den Dichter der im November<br />
2010 benannte Agnonweg im Kurpark. Texttafel<br />
(unter dem Straßenschild): Samuel Joseph Agnon<br />
(1887 - 1970)<br />
Hebräischer Schriftsteller, erhielt 1966 den Nobelpreis<br />
für Literatur, lebte 1921 -1924 <strong>in</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>.<br />
E<strong>in</strong> Großbrand zerstörte 1924 se<strong>in</strong>e Wohnung<br />
im Eckhaus Kaiser-Friedrich-Promenade/Agnonweg<br />
und vernichtete se<strong>in</strong>e Bibliothek mit zahlreichen unveröffentlichten<br />
Manuskripten.<br />
Bahnhof <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>:<br />
Am 28. August 1942 wurden vom Bahnhof aus 18<br />
jüdische Bürger aus <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> und dem damaligen<br />
Obertaunuskreis deportiert. E<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungstafel<br />
sollte an diese Geschehen er<strong>in</strong>nern. Sie könnte<br />
folgenden Text enthalten: „Zum Gedenken an den<br />
Leidensweg der jüdischen Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />
der Stadt <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> und des Hochtaunuskreises,<br />
deren Deportation <strong>in</strong> die Vemichtungslager hier<br />
ihren Anfang nahm. Die Stadt <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> v. d.<br />
Höhe“<br />
Sanatorium Dr. Pariser - Landgrafenstraße:<br />
Es wurde durch e<strong>in</strong>en Neubau ersetzt. Vor ihm steht<br />
e<strong>in</strong> Betonblock mit e<strong>in</strong>er Tafel zur Er<strong>in</strong>nerung an<br />
Paul Ehrlich.<br />
Sanatorium Rosenthal - Kaiser-Friedrich-Promenade<br />
49-51.<br />
Taunus Sanatorium - Untere Terrassenstraße:<br />
Bauherr war Dr. Siegfried Goldschmidt. Er ließ das<br />
Haus 1911 errichten. Die Diskussion um die Erhaltung<br />
des Gebäudes und se<strong>in</strong>e zukünftige Nutzung ist<br />
noch nicht abgeschlossen.<br />
14
Die Synagoge 1910<br />
Haus <strong>in</strong> der Wallstraße, das bis 1866 als Synagoge benutzt<br />
wurde. (Stadtarchiv <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>)<br />
Innenraum der Synagoge<br />
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Jüdische Trauerhalle (Foto: S<strong>in</strong>a-Maria Schlag)<br />
Villa Renaissance (Foto: Barbara Dölemeyer)<br />
Der jüdische Friedhof bei Seulberg; fotografiert im Mai<br />
2011 (Foto: Guntram Bay)<br />
Samuel Josef Agnon<br />
Taunus-Sanatorium (Foto: Ra<strong>in</strong>er Schlag)<br />
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E<strong>in</strong>zelne Persönlichkeiten<br />
Literatur<br />
Paul Ehrlich<br />
*14.3.1854 Strehlen - + 20.8.1915 <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong><br />
• Begründer der modernen Chemotherapie<br />
• 1908 Nobelpreis<br />
• Er war des öfteren <strong>in</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> zur Kur<br />
und verstarb hier im Sanatorium Dr. Pariser.<br />
Moses Herz<br />
• Kantor und Religionslehrer<br />
• Se<strong>in</strong>e Wohnung hatte er <strong>in</strong> derLouisenstr. 42<br />
• Se<strong>in</strong> Sohn war Sophoni Herz (1905 - 1993)<br />
Dr. Hey mann Kottek<br />
+<br />
1912<br />
• Rabb<strong>in</strong>er<br />
Curt Pariser<br />
+<br />
27.12.1931 Berl<strong>in</strong><br />
• Mediz<strong>in</strong>er; er entwickelte e<strong>in</strong>e spezielle Diät<br />
• Shoshana Persitz, Verleger<strong>in</strong>.<br />
He<strong>in</strong>z Grosche<br />
Geschichte der Juden <strong>in</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> vor der<br />
Höhe, 1866 - 1945<br />
Frankfturt am Ma<strong>in</strong> 1991, 122 S., mit Abb. und<br />
Literaturverzeichnis. (Geschichte der Stadt <strong>Bad</strong><br />
<strong>Homburg</strong> vor der Höhe. Sonderband)<br />
Barbara Dölemeyer<br />
Zum Schicksal der <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong>er jüdischen<br />
Rechtsanwälte <strong>in</strong> der NSZeit.<br />
In: Alt <strong>Homburg</strong> 2004/10. (Über die jüdische Juristen<br />
Dr. Alfred Henry Wertheimer, Dr. Bernhard<br />
Wiesenthal, Dr. Wolf Sal<strong>in</strong>ger u. a.)<br />
Yitzhak Sophoni Herz<br />
Me<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung an <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> und se<strong>in</strong>e<br />
600jährige jüdische Geme<strong>in</strong>de (1335 - 1942).<br />
Rechovoth 1981<br />
Samuel Josef Agnon. <strong>Bad</strong> <strong>Homburg</strong> 2010<br />
Familie Rothschild<br />
• sie wohnte <strong>in</strong> der Louisenstraße 97.<br />
Fred und Hilde Silbermann<br />
• das Ehepaar kaufte nach 1918 die Villa Hammelmann,<br />
Louisenstraße 120<br />
Julius Wertheimer<br />
• Bankier<br />
• kaufte 1898 den „Gustavsgarten“<br />
Agnondenkmal im Kurpark (Foto: Guntram Bay)<br />
6. Juni 1993. Oberbürgermeister Assmann mit der Bildhauer<strong>in</strong><br />
D<strong>in</strong>a Kunze (Foto: Max Gromer)<br />
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