Roman - Rowohlt Theaterverlag

58 Leseprobe September Oktober November Dezember Januar Februar 2011 2011 September Oktober November Dezember Januar Februar Humor 59
«
Auf dem Heimweg mit Adsche wollte
Brakelmann gleich mal den Inhalt der
Weihnachtsgeschichte rekapitulieren.
«Und kennt man das irgendwie, das
Stück?» fragte Adsche noch.
«Das ist immer Weihnachten.
Das ist ganz bekannt …»
«Ach, das! Ja! Das ’ja bekannt!»
dämmerte es nun auch Adsche.
«Die Weihnachtsgeschichte …»,
sinnierte Brakelmann.
„Die kenn ich auch», sagte Adsche.
«Die ist doch immer im Fernsehen.
Da hat sich meine Mudder immer so
gefreut, wenn das kam...»
«Ich muss das Stück gleich mal
aufschreiben, wenn ich zu hause bin.
Wie war das noch? Die beiden kommen
da irgendwie an …»
Adsche geriet gleich ins Schwärmen.
«Ja, sie ist noch so jung
und lacht so niedlich.
Und er ist ’n bisschen
ernster …
Brakelmann blickte
verunsichert auf.
„Das weiß ich jetzt
nich …»
«Und die lieben
sich wie
verrückt»,
fuhr Adsche
fort.
«Das
fand
meine
Mudder
immer
so herrlich
…»
«Ja, aber
dann
müssen sie
irgendwo
bleiben“,
nahm Brakelmann
den Faden
auf. «Und
die finden erst
kein Quartier.»
«Im Palast ist
ihr das nämlich
zu ungemütlich»,
erinnerte
sich Adsche voller
Mitgefühl.
«Da is’ sie nich der Typ für.»
«Sie is’ ja schwanger …», fiel wiederum
Brakelmann ein.
«Und deshalb kommt dann ja auch das
Kind zur Welt …»
«Der Erlöser...», verkündete Brakelmann
durchaus mit Ehrfurcht.
«Und da is’ sie natürlich stolz. Und
der Kaiser kommt auch gleich …»
Brakelmann verhielt den Schritt und
blickt etwas irritiert zu Adsche, der
nun ebenfalls stehenblieb.
«Nee, nee», meinte Brakelmann. «Das
sind Könige …»
Adsche war sich
seinerseits nicht
minder sicher:
«Nee. Der ist
Kaiser. Der
ist Kaiser von
Österreich.»
«Könige,
Adsche.
Drei Könige aus’m Morgenland.»
«Nun, hör aber auf“, erwiderte Adsche
nun doch recht scharf. „Da ist nur
einer der Vadder. Und der ist Kaiser!»
«Hä?»
«In der Weihnachtsgeschichte, Brakelmann.
In Österreich.»
«Im Heiligen Land, Adsche. Maria
und Joseph.»
«Franz Joseph», verbesserte Adsche
wissend.
«Watt?»
«Und sie heißt Sissi …»
«Mensch, Adsche …»
«Sissi!»
«Das ist doch nicht die Weihnachtsgeschichte!»
«Das hat meine Mudder immer gern
gesehen. Jeden Weihnachten. Die
Weihnachtsgeschichte...»
»
Norbert Eberlein
Gedeck, doppelt!
Neues aus Büttenwarder
Büttenwarder – ein kleines Dorf im hohen Norden. Ein Idyll,
gäbe es nicht die beiden Ureinwohner, Bauer Kurt Brakelmann
und Bauer Arthur «Adsche» Tönnsen, die durch ihre
«feindliche» Freundschaft tief miteinander verbunden sind
und die Dorfgemeinschaft um Bürgermeister Dr. Waldemar
Schönbiehl, Gastwirt «Shorty» und Stallknecht «Kuno» in so
manchen Krisensituationen aufmischen. Äußerst unterhaltsame
Geschichten voll trockenem Humor.
Norbert Eberlein, 1956
in Hamburg geboren,
begann seine Karriere als
Drehbuchautor 1991 mit
dem ARD-Dauerschlager
«Großstadtrevier». 1997
kam ihm die Idee zu
der Serie «Neues aus
Büttenwarder», für die
er bis heute die Drehbücher
verfasst. Mittlerweile
hat er auch preisgekrönte
Drehbücher zu
zahlreichen TV-Filmen
geschrieben und zuletzt
zur Kinoverfilmung von
«Dorfpunks».
Er war mehrfach u. a. für
den Grimme-Preis und
den Deutschen Fernsehpreis
nominiert.
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Norbert Eberlein
Gedeck, doppelt!
Neues aus Büttenwarder
Originalausgabe
Ca. 224 Seiten
Mit ca. 20 vierfarbigen Fotos
€ 9,99 (D)
€ 10,30 (A)/sFr. 15,90*
ISBN 978-3-499-62820-7
WG 2967 | Dezember 2011
Erscheint zum Start der neuen Staffel von
«Neues aus Büttenwarder»
Dieter Moor, «Was wir nicht haben, brauchen
Sie nicht», auf Norddeutsch
Norbert Eberlein lebt in Hamburg
dana-kristin.funck@rowohlt.de