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Die laparoskopische Narbenhernienreparation zur Behandlung von ...

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<strong>Die</strong> <strong>laparoskopische</strong> <strong>Narbenhernienreparation</strong> <strong>zur</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>von</strong> Narbenhernien 7<br />

3.0 Ätiologie und Pathogenese der Narbenhernie<br />

<strong>Die</strong> Entstehung einer Narbenhernie stellt ein multifaktorielles<br />

Geschehen dar. Dabei ist ein Missverhältnis<br />

zwischen der intraabdominellen Druckbelastung und<br />

der Festigkeit des komplexen Muskel-Fasziengerüstes<br />

bzw. der chirurgisch induzierten Narbe zu verzeichnen<br />

43 . Bislang konnte kein einzelner Faktor eruiert<br />

werden, der allein <strong>zur</strong> Entstehung einer Narbenhernie<br />

führt. Dabei zeigt sich, dass lediglich 25% der Narbenhernien<br />

im ersten Jahr entstehen. Prinzipiell sind<br />

2 Ursachenkomplexe <strong>zur</strong> Entstehung <strong>von</strong> Narbenhernien<br />

zu nennen 36 . Zum einen sind dies technische<br />

Aspekte im Laparotomieverschluss und zum anderen<br />

biologische Faktoren, die die Narbenheilung beeinflussen<br />

(Tab.1).<br />

Resorbierbare Nahtmaterialien verlieren nach 4–8<br />

Wochen ihre Stabilität. Deshalb ist die Ausbildung <strong>von</strong><br />

stabilem Narbengewebe besonders wichtig. Das<br />

Ausmaß der durch die Narbe erreichten Stabilität wird<br />

kontrovers diskutiert 83 . In tierexperimentellen Unter -<br />

suchungen wurden nach 3 Wochen 15%–50% der<br />

Ausgangsfestigkeit erreicht 39 . Endgültig abgeschlossen<br />

ist die Narbenreparation wahrscheinlich erst nach 1–2<br />

Jahren 36, 39, 44 . Dennoch kann nach suffizientem Nahtverschluss<br />

die Narbe einen Großteil der Belastung<br />

aufnehmen.<br />

Eine hohe Nahtspannung sowie das Auftreten <strong>von</strong><br />

Nekrosen können zu einer Wundinfektion führen 29 .<br />

<strong>Die</strong>se Faktoren könnten vielleicht die Frühmanifestation<br />

einer Narbenhernie erklären, aber nicht das Auf -<br />

treten zu einem späteren Zeitpunkt.<br />

<strong>Die</strong> abdominelle mediane Inzision weist das größte<br />

Narbenhernienrisiko auf 31 . <strong>Die</strong> Faszie ist vor allem im<br />

Bereich der oberen Medianebene starker Zug- und<br />

Druckbelastung ausgesetzt, weshalb hier Narbenhernien<br />

am häufigsten auftreten. Alternative Zugänge, vor<br />

allem über quere Laparotomien, sollten wenn möglich<br />

erwogen werden. Auf den Vorteil des raschen und<br />

erweiterbaren Zugangs des Medianschnittes und die<br />

damit verbundene Möglichkeit der Exploration des<br />

gesamten Abdomens kann aber vielfach nicht verzichtet<br />

werden. Notfalleingriffe sind mit einem höheren<br />

Risiko <strong>zur</strong> Entstehung einer Narbenhernie assoziiert 31 .<br />

Untersuchungen zum Kollagenstoffwechsel zeigen,<br />

dass bei einem Teil der Patienten mit Spätmanifestation<br />

einer Narbenhernie eine Störung in der Synthese<br />

<strong>von</strong> spezifischem Kollagen vorliegt 40, 41 . <strong>Die</strong> Analyse<br />

<strong>von</strong> Komponenten der Extrazellulärmatrix zeigt übereinstimmend<br />

sowohl in der Haut als auch in der Faszie<br />

oder im Peritoneum eine Zunahme an unreifem Typ III-<br />

Tab. 1: Ätiopathogenetische Faktoren<br />

in der Narbenhernienentstehung 30, 36, 56 .<br />

Technische Faktoren<br />

Nahttechnik<br />

Nahtmaterial<br />

Schnittführung<br />

Biologische Faktoren<br />

Alter, Geschlecht<br />

Wundheilungsstörungen<br />

Begleiterkrankungen<br />

Adipositas, Anämie,<br />

Diabetes mellitus,<br />

Malignes Grundleiden,<br />

Nierenerkrankungen,<br />

Malnutrition<br />

Exogene Noxen<br />

Nikotinkonsum, Medikamente<br />

Kollagenerkrankungen<br />

Präoperative Medikation<br />

Steroide<br />

Postoperativer Verlauf<br />

Infektionen<br />

Kollagen mit einer entsprechenden Abnahme des<br />

Kollagen-I/III-Verhältnisses bei Patienten mit Narbenhernien<br />

40–42, 44, 104 . Der Verdacht einer genetisch verankerten,<br />

systemischen Bindegewebsstörung wird durch<br />

den Nachweis einer verminderten Expression <strong>von</strong><br />

MMP-1 sowie einer verstärkten Expression <strong>von</strong> MMP-<br />

13 in der Haut bei diesen Patienten unterstützt.<br />

Das Vorliegen einer primär gestörten Narbenbildung<br />

würde auch die hohen Rezidivraten bei Wiederholung<br />

des primär versagenden Verfahrens sowie das<br />

gehäufte Auftreten <strong>von</strong> Hernien bei Patienten mit<br />

Kollagen-Erkrankungen erklären und unterstützt die<br />

Forderung nach einem Verfahrenswechsel <strong>zur</strong> Therapie<br />

<strong>von</strong> Narbenhernien mit dem Einsatz <strong>von</strong> alloplastischen<br />

Materialien 43 .<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung der technischen Faktoren erkennt man<br />

an den unterschiedlichen Inzidenzen <strong>von</strong> Narbenhernien<br />

einzelner Operateure, obwohl hier keine statistisch<br />

signifikanten Unterschiede festzustellen waren 13 .<br />

Wahrscheinlich ist, dass eine fest angezogene, transmuskulär<br />

gestochene Naht zu einer Wundrandnekrose<br />

führt und mit einer Zunahme <strong>von</strong> Narbenhernien<br />

einhergeht 33 . Auch die Allschichtnaht ergibt zumindest<br />

im Medianbereich weniger Narbenhernien als beim<br />

schichtweisen, mehrreihigen Verschluss 76 .

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