Die Zaubersprache - Hueber

Baummieter
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Bäume und Wälder waren für die Deutschen
immer schon ein bedeutendes Symbol.Träume
wie Ängste kommen darin zum Ausdruck. „Die
Deutschen suchen den Wald, in dem ihre Vorfahren
gelebt haben, noch gern auf und fühlen
sich eins mit den Bäumen“, schreibt Elias
Canetti. In der Tradition der Liebe zu Wald und
Natur steht auch die Blaue Blume der Romantik.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden große
Teile der Wälder von der Bevölkerung und den
Siegermächten abgeholzt, da dringend Brennholz,
aber auch Baustoff, benötigt wurden.
Doch die Deutschen gründeten die „Schutzgemeinschaft
Deutscher Wald“. So gelang die
Wiederaufforstung schneller als der Wiederaufbau
der deutschen Städte. Deutschland hat heute
wieder so viele Wälder wie vor 600 Jahren.
Ein Viertel der gesamten Fläche ist von Wald
bedeckt.
Als 1978 die ersten Meldungen über den
schlechten Zustand der Wälder durch die deutsche
Presse gingen, war die ganze Nation verwirrt.
Es entstand der Begriff Waldsterben
(Waldsterben), der sofort in aller Munde war.
Wegen des bedrohten Waldes hat die ökologische
Bewegung in Deutschland viel mehr Kraft
gewonnen als anderswo.
Eng mit der emotionalen Bindung zum Wald
ist die Wanderbewegung verbunden, die sich in
den Gebirgs- und Wandervereinen organisiert
hat. Im Jahr 1994 wurden zwei Millionen Wanderer
auf 90 000 organisierten Wanderungen
registriert, die sich vorwiegend auf die Waldgebiete
konzentrierten.
Wo der Wald eine so große Rolle spielt, kann
man auch leicht ein politisches Thema daraus
machen. Als die Nationalsozialisten den zweiten
Weltkrieg vorbereiteten, verglichen sie das
Heer mit dem Wald. Eine gute und disziplinierte
Armee war sozusagen der marschierende Wald, in
dem das Individuum nichts als ein Teil des
Ganzen war und dadurch auch bereit, für das
Ganze zu sterben.
Dies hat sich grundlegend geändert. Nach 1945
fand in der deutschen Gesellschaft die Entwertung
des Militärs statt. In kaum einem Land ist
heute das Bedürfnis nach militaristischen Symbolen
derart gering entwickelt wie in Deutschland.
Gleichzeitig hat sich auch die Symbolqualität
des Waldes verändert. Die Parallele Heer – Wald
konnte ja nur gezogen werden, da die Wälder
zu einem großen Teil Monokulturen waren und
die Bäume in Reih und Glied angepflanzt
worden waren. Heute weiß man, dass solche
Wälder viel anfälliger für Schadstoffe und Schädlinge
sind als die ursprünglichen Mischwälder.
Deshalb plädieren Umweltschützer, die Forstwirtschaft
sowie die Waldfreunde für artenreiche
Mischwälder,Wälder aus Baumindividuen.
Ein leidenschaftlicher Freund der Baumindividuen
war auch der österreichische Künstler
Friedensreich Hundertwasser. Er hatte die Idee,
Bäume als Mieter in Wohnungen aufzunehmen
und mit ihnen zusammenzuleben.
Lernwege
In dieser letzten Lerneinheit des Buches wurde
bewusst darauf verzichtet, Erklärungen und
Übungen anzubieten. Es liegt an Ihnen, die
Blaue Blume des richtigen Wegs zu finden, wie
Sie mit den angebotenen Materialien Ihre
Deutschkenntnisse bereichern können. Bei dem
Hörtext zu Friedensreich Hundertwasser ist es
jedoch hilfreich, wenn Sie vor dem Hören den
Text über den Künstler lesen und sich die
Abbildungen und Bildunterschriften genau anschauen.
Sie spiegeln die Themen wider, die im
Hörtext angesprochen werden.
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1620_00_Blaue Blume_ © Max Hueber Verlag