Kurzfassung - (SFZ) e.V.
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ein Bewahren von erreichten Positionen - wenn auch<br />
auf niedrigerem Niveau - ebenso einschließt, wie eine<br />
überwiegend den Verhältnissen geschuldete Angleichung<br />
an westliche Lebensmuster.<br />
Von dem einstmals vorhandenen Gleichstellungsvorsprung<br />
in Bezug auf die hohe Erwerbsbeteiligung von<br />
Frauen in der DDR gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen<br />
im Westen, ist - außer dem Stellenwert von<br />
Arbeit für das eigene Leben - kaum etwas übrig geblieben.<br />
Im April 2010 waren rd. 475.000 Frauen in<br />
Ostdeutschland arbeitslos. Das waren 44 % aller Arbeitslosen,<br />
in Westdeutschland waren es knapp über<br />
eine Million (45 % aller Arbeitslosen).<br />
Die Prophezeiung der heutigen Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel von 1991 hat sich nur quantitativ bestätigt: "Man<br />
muss davon ausgehen, dass die Erwerbstätigkeit von<br />
Frauen in den neuen Bundesländern zurückgehen wird.<br />
Dies ist natürlich, weil es die Möglichkeit, Hausfrau zu<br />
sein, eigentlich nicht gab." 12 Der Wunsch endlich Hausfrau<br />
sein zu dürfen, hat sich nicht ausgebreitet.<br />
14. Haltung zu Ausländern<br />
Zur Vielfalt des Lebens in Deutschland gehören - in<br />
Westdeutschland aufgrund der Einwanderungspolitik der<br />
50er und 60er Jahre nicht vergleichbar mit dem Osten<br />
- das Zusammenleben mit Bürgern anderer Nationalitäten<br />
und Staatsangehörigkeiten, die damit verbundene<br />
Sprachenvielfalt, religiöse Unterschiede und Kulturen.<br />
Bis in die Gegenwart ist die Haltung zu Ausländern<br />
beliebtes Spielfeld für politische Auseinandersetzungen,<br />
die sich mit der deutschen Einheit verstärkt haben.<br />
Im Verlaufe der friedlichen Revolution wandelten sich<br />
die Losungen rasch von "Wir sind das Volk" in "Wir<br />
sind ein Volk" und förderten damit - aus Sicht der Akteure<br />
unbewusst - eine Entwicklung, die - unter Ein-<br />
Sozialreport 2010<br />
Abbildung 11: "Wie ist Ihre Meinung zur Berufstätigkeit von Frauen?"<br />
- nach Regionen - 2010 - in Prozent -<br />
in jedem<br />
Fall<br />
74<br />
neue Länder<br />
18<br />
Datenbasis: sfz/leben 2010 (gew.)<br />
unt. bestimmt.<br />
Beding.<br />
früheres B undesgebiet<br />
in jedem<br />
Fall<br />
48<br />
1 7 iwn/o.A./k.<br />
Mein.<br />
44<br />
nein<br />
unt. bestimmt.<br />
Beding.<br />
19<br />
iwn/o.A./k.<br />
Mein.<br />
schluss der hohen Ausländeranteile<br />
- nicht "Wir sind eine Bevölkerung"<br />
forderte, sondern<br />
der Anfang neuer Ausgrenzungen<br />
ausländischer Bürger war. 20<br />
Jahre später werden diese - vor<br />
allem in den alten Bundesländern<br />
Beheimateten - feststellen 13 , dass<br />
die von ihnen erbrachten Leistungen<br />
für die Bundesrepublik abgewertet<br />
werden, dass aus der<br />
alten ethnisch-sozialen Konstellation<br />
(Westdeutsche - Ausländer)<br />
plötzlich eine Dreierkonstellation<br />
geworden ist (Westdeutsche-Ostdeutsche-Ausländer).<br />
Ausländer werden als eine keineswegs unbedeutende<br />
Ursache für fehlende Arbeitsplätze, für niedrige<br />
Löhne, für die sozialen Probleme charakterisiert.<br />
Letztendlich führt das auch dazu, dass schon integrierte<br />
Ausländer sich wieder ihrer nationalen Herkunft besinnen<br />
und ethnische Aspekte für sie an Gewicht gewinnen.<br />
Obwohl im Osten eigene Erfahrungen im Umgang<br />
mit Ausländern weitgehend fehlen, werden sie<br />
als eine "Ursache" für soziale Probleme angesehen. 14<br />
Die Haltungen gegenüber Ausländern sind in Deutschland<br />
insgesamt geprägt von<br />
• der Forderung von 73 % der ab 18-jährigen Bürger,<br />
dass sich Ausländer den hiesigen Gegebenheiten<br />
mehr anpassen sollten (teilweise Zustimmung<br />
21 %, keine Zustimmung 3 %);<br />
• negativen Bewertungen hinsichtlich der Rolle der<br />
ausländischen Bürger in Deutschland. So stimmten<br />
36 % der Bürger der Auffassung voll zu, dass es<br />
"zu viele Ausländer" in Deutschland gäbe und "ihre<br />
Zahl in den nächsten Jahren reduziert werden müsse",<br />
36 % stimmten dem teilweise zu und nur 25 %<br />
stimmten dieser Auffassung nicht zu. Analoge Aussagen<br />
werden von den Befragten dazu getroffen,<br />
dass "Ausländer viele soziale Probleme verschärften"<br />
(33 % volle Zustimmung, 50 % teilweise Zustimmung,<br />
13 % keine Zustimmung) sowie hinsichtlich<br />
der Ausnutzung "unserer" sozialen Leistungen<br />
durch Ausländer und des "Lebens auf unsere Kosten"<br />
(23 % volle Zustimmung, 56 % teilweise, 16 %<br />
keine Zustimmung).<br />
• Positive Wertungen hinsichtlich des Zusammenlebens<br />
mit ausländischen Bürgern und ihrer Integration<br />
in die Gesellschaft werden nur in geringem<br />
Maße getroffen. Dass sie das Leben bereichern,<br />
12 Merkel, Angela: Die Situation der Frauen in der ehemaligen DDR, in: Frauenpolitik im Umbruch, Dokumentation einer Fachtagung der<br />
Konrad-Adenauer-Stiftung, 1991, S. 9f.<br />
13 Vgl. hierzu detaillierter: Cil, Nevim: Türkische Migranten und der Mauerfall, APuZ, 21-22-2009, S. 40 ff.<br />
14 Vgl. hierzu detaillierter: Winkler, Gunnar: Einstellungen zu Ausländern und rechtsextremistische Auffassungen in den neuen<br />
Bundesländern, Hans-Böckler-Stiftung, Arbeitspapier 133, Düsseldorf 2007.<br />
1 8<br />
nein