Kurzfassung - (SFZ) e.V.
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Sozialreport 2010<br />
Viertens haben die vergangenen Jahre mit der Zunahme innerer und äußerer Konflikte einerseits das<br />
politische Interesse der Bürger erhöht, aber andererseits nicht die Möglichkeiten für den Einzelnen<br />
verbessert, sich einbringen zu können.<br />
Der hohe Stellenwert, welcher Demokratie beigemessen wird, ist jedoch keine ausschließliche Akzeptanz<br />
der auf Wahlen beruhenden repräsentativen Demokratie, sondern bedarf der Ergänzung durch<br />
direkte Mitwirkungsformen. Alle vier bis fünf Jahre zur Wahl gehen zu können, empfindet nur jeder<br />
fünfte Bürger als hinreichend - mehr Bürgerbeteiligung im Sinne der Beteiligung an Sachentscheidungen<br />
wird für erforderlich gehalten. Das gilt im Besonderen für die Bundesebene, wo es längst Zeit ist,<br />
Volksentscheide auf Bundesebene im Grundgesetz festzuschreiben. So lange Politiker den in Deutschland<br />
lebenden Bürgern die demokratische Reife absprechen, Sachfragen auf Bundesebene in Übereinstimmung<br />
mit ihren Interessen zu entscheiden, entsteht der Eindruck, dass es gar nicht gewollt ist.<br />
Von der Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf 67, der Bürgerversicherung im Gesundheitswesen<br />
bis zum Gebrauch religiöser Symbole im öffentlichen Raum u.a.m. gäbe es notwendigen Bedarf.<br />
Zunehmender Stellenwert von Bürgerinitiativen und sachorientierten Wahlbündnissen verweist nicht<br />
auf Politikverdrossenheit, sondern auf Unglauben an Veränderungen, die den Interessen der Mehrheiten<br />
dienen. Das erkennbar fehlende Institutionenvertrauen in Bundestag, Bundes- und Landesregierungen<br />
sollte ein Alarmsignal sein. So lange wie Entscheidungen fast ausschließlich dem Kalkül der<br />
Parteien entspringen, so lange Parteien in der Opposition das widerrufen was sie als Koalitionspartner<br />
mit verantwortet haben, so lange Wahlversprechen nicht einzuhalten als "normal" abgetan wird, so<br />
lange dürfen sich Politiker über mangelndes Vertrauen in Institutionen, in die sie gewählt wurden, nicht<br />
wundern.<br />
Es scheint sich in Ost wie West ein Trend zunehmender Bürgerinitiativen und sachbezogener Bündnisse<br />
anzubahnen, welche Zuspruch gewinnen. Dafür sprechen auch die abnehmenden Mitgliederzahlen<br />
von Parteien, Verbänden und Vereinen, welche zu wenig die Interessen ihrer Mitglieder zum<br />
Gegenstand ihres Handelns machen und sich mit ihren Aktivitäten immer mehr am Markt orientieren.<br />
Das Interesse an bürgerschaftlichem Engagement ist (noch) groß, Reserven sind noch vorhanden.<br />
Diese unter den veränderten Bedingungen zu nutzen, ist ein Gebot, dem sich auch unser Verband<br />
stellen muss und wird.<br />
Berlin, August 2010<br />
Prof. Dr. Gunnar Winkler<br />
Präsident der Volkssolidarität - Bundesverband e.V.<br />
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