Oktober 2009 - SV Bayer Wuppertal

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Schwimmen: London 2012, here we come! Zwei Brust-Asse vom selben Typ Es war der Sommer für zwei Brust-Schwimmer des SV Bayer Wuppertal. Youngster Christian vom Lehn katapultierte sich mit dem Junioren-Europameistertitel und Altersklassenrekorden in den Fokus der Öffentlichkeit. Teamkollegin Sarah Poewe gelang ein beinahe märchenhaftes Comeback nach enttäuschenden Olympischen Spielen 2008. Sie schwamm Deutschen Rekord im WM-Finale über 100 m Brust und gewann zudem mit der 4 x 100 m Lagenstaffel WM-Bronze. YpsilonSport sprach mit den beiden. YpsilonSport: Was habt Ihr nach der WM bzw. EM gemacht? Sarah Poewe: Ich war zwei Wochen in Göteburg bei Emma Igeström, einer guten Freundin. Da war relaxen angesagt. Ein bisschen Sightseeing, ein Madonna-Konzert, Strand und viel Zeit mit der kleinen Tochter von Emma. Das hatte ich auch bitter nötig. Christian vom Lehn: Direkt nach meiner Rückkehr aus Prag gab es bei uns zu Hause eine kleine Feier mit Freunden und Verwandten. Danach ging es für zwei Wochen in den Urlaub nach Italien. Und da war wirklich nur faulenzen angesagt. Sarah Poewe präsentiert stolz ihre WM-Bronzemedaille. YpsilonSport: Wie ordnet ihr eure Erfolge bei JEM bzw. WM ein? Sarah Poewe: Die Lagenstaffel mit Deutschem und Europarekord war ein Highlight meiner Karriere. Die Medaille mit der Lagenstaffel bei den Olympischen Spielen 2004 war vielleicht noch etwas wertvoller. Mein Abschneiden im Einzelrennen mit Bestzeit und Deutschem Rekord war überraschend. Christian vom Lehn: Keine Frage, das ist bislang mein größter Erfolg, besonders weil es ein internationaler Wettkampf war. In Prag hatte ich überhaupt keine Zeit, mich mit diesem Erfolg zu beschäftigen. Ich musste ja noch öfters ins Becken. So richtig realisiert habe ich die ganze Sache dann zu Hause, als plötzlich das WDR da war. YpsilonSport: Wir erklärt ihr euch euer tolles Abschneiden? Sarah Poewe: Das Wesentliche war vielleicht, dass ich äußerst entspannt war. Und der Sieg bei den Deutschen hat mir noch mal psychisch einen Schub verliehen. Das Trainingslager im Vorfeld der WM und der Teamgeist während der Meisterschaften haben natürlich auch positiv dazu beigetragen. Christian vom Lehn: Vom Training her hat einfach alles gepasst. Ich denke zudem, dass ich eine gute Einstellung zum Wettkampf habe, großen Ehrgeiz. Ich will gewinnen. Wenn ich eine Chance sehe, ganz vorne zu landen, will ich das auch schaffen. YpsilonSport: Das heißt, du hast mit deinem EM-Titel gerechnet? Christian vom Lehn: Was heißt gerechnet. Nach den Deutschen Meisterschaften wurde ich mit der schnellsten Zeit für die JEM gemeldet. Nach meinen 2:18 Min. im Vorlauf hatte ich dann so meine Zweifel, aber als ich dann 2:14 im Halbfinale geschwommen bin, war mir klar, dass ich das jetzt unbedingt schaffen will und kann. Mit dieser Zeit hätte ich allerdings nicht gerechnet. YpsilonSport: Sarah, deine Saisonvorbereitung war ja alles andere als optimal. Hast du dich nicht gefragt, wo du gelandet wärest, wenn du dich optimal hättest vorbereiten können? Sarah Poewe: Natürlich. Aber, meine Priorität im letzten Jahr galt meinem Studium-Abschluss. Das hat ja auch gut geklappt. YpislonSport: Und jetzt soll wieder Schwimmen an Nummer eins stehen? Sarah Poewe: Genau. Schwimmen macht mir einfach wieder richtig viel Spaß. Deswegen freue ich mich auf die kommende Zeit. YpsilonSport: Wie sah das denn nach den enttäuschenden Olympischen Spielen aus? Hast du da nicht mit dem Gedanken gespielt, komplett aufzuhören? 10 YpsilonSport 10/09
Sarah Poewe: Es war eine schwierige Zeit. Ich bin zwei Monate lang überhaupt nicht ins Wasser gegangen. Die Enttäuschung saß einfach sehr tief. Wäre ich in Peking über 100 m Brust so schnell geschwommen wie kurz vorher bei den Deutschen, hätte ich eine Medaille gewonnen. Kleiner als die WM- Medaille von Teamkollegin Sarah Poewe ist das EM- Edelmetall von Christian vom Lehn - dafür aber aus Gold! davon auszugehen ist, dass sie verboten werden. Abgesehen davon halte ich überhaupt nichts von diesem Anzugwahn. Gute Leistungen wurden fast nur noch mit einem Anzug in Verbindung gebracht. Wer bei der WM mit Anzug keinen Weltrekord geschwommen ist, wurde überhaupt nicht wahrgenommen. YpsilonSport: Dennoch hast du den Weg zurück ins Schwimmbecken gefunden. Wie hast du den Spaß wieder gefunden? Sarah Poewe: Ich bin zur Uni- Schwimmmannschaft gegangen und habe einfach gesagt, ich will mal gucken, wie es läuft. Das Team hat mich total motiviert, und ich habe dann für mich festgestellt, dass ich noch mehr in mir drin habe. YpsilonSport: Das ist ein gutes Stichwort. Jetzt bei den Weltmeisterschaften lagst du gut zwei Sekunden hinter der neuen Weltmeisterin Rebecca Soni. Glaubst du, dass du diesen Rückstand aufholen kannst? Sarah Poewe: Natürlich will ich diesen Abstand immer weiter verringern. Sicherlich wird sich positiv auswirken, dass ich in LA gemeinsam Rebecca trainiere. YpsilonSport: Was versprichst du dir von deinem Training in LA? Sarah Poewe: Ich glaube, dass es der richtige Schritt ist. Das Team ist enorm stark nicht nur wegen Rebecca Soni. Ich war vor der WM mal da und war total beeindruckt. Es ist ein anderes Training, und ich werde sicherlich auch meine Zeit brauchen, um mich anzupassen. Aber wie gesagt, ich freue mich. YpsilonSport: Welche Ziele verfolgt ihr für die Zukunft? Sarah Poewe: Ich würde gerne bei der Kurzbahn-EM im Dezember starten, und das Fernziel sind die Olympischen Spiele 2012. Und für diesen Traum, meine vierten Olympischen Spiele, arbeite ich ab jetzt. Christian vom Lehn: Und ich für meine ersten. 2012 in London dabei zu sein, wäre natürlich unglaublich. Was die nächste Zeit anbetrifft, würde ich gerne bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften Ende des Jahres unter 2:10 Min. schwimmen. Nächstes Jahr möchte ich meinen Titel bei der JEM verteidigen. Am liebsten mit JEM-Rekord. Dann gibt es noch die Jugend-Olympiade. YpsilonSport: Ab Anfang nächsten Jahres sollen die Wunderanzüge verboten werden. Wie steht ihr zu dieser ganzen Thematik? Sarah Poewe: Ich fände es gut, wenn es tatsächlich so käme. Aber so 100-prozentig überzeugt davon bin ich noch nicht. Ohne Anzüge ist die Geschichte einfach fairer. Christian vom Lehn: Ich bin die Saison ohne Anzug nur mit Hose geschwommen. Unter anderem auch deswegen, weil YpislonSport: Ihr startet beide gemeinsam für den SV Bayer Wuppertal. Sarah, du bist seit zwölf Jahren in der Weltspitze. Was kannst du Christian mit auf den Weg geben? Sarah Poewe: Erst mal muss ich betonen, dass die ganze Mannschaft eine gute Truppe ist. Wir hatten im Trainingslager auf Zypern jede Menge Spaß und haben gut gearbeitet. Über Christians Erfolge habe ich mich unheimlich gefreut. Als Typ ist er sehr entspannt. Er sollte so bodenständig bleiben. Ich glaube, wenn er weiter so konzentriert arbeitet, wird er noch sehr viele Erfolge feiern. Er hat das Potenzial, 2:11 ist einfach sauschnell. Christian vom Lehn: Danke. Ich schätze Sarahs Trainingseinstellung und ihr Selbstbewusstsein. Für sie zählt nicht nur, bei einer Meisterschaft dabei zu sein. Sie will vorne dabei sein. Das imponiert mir. Vom Typ Mensch sind wir durchaus ähnlich. Allerdings hat sie den besseren Tauchzug, ich dafür die bessere Schwimm-Technik. YpsilonSport 10/09 11
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