Oktober 2009 - SV Bayer Wuppertal

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Die „Tour de France“ im Bodensee bei 18 ° Wassertemperatur Freiwasser-Ass Pia Hartwig ist hart im Nehmen „Das ist wie Bahnrad fahren, oder ob du die Tour der France fährst!“ Genau diesen Vergleich bemüht SV Bayer- Schwimmtrainer Farshid Shami, wenn er nach dem Unterschied zwischen Becken- und Freiwasserschwimmen gefragt wird. „Auf der Bahn fährst du nur im Kreis, im Becken ziehst du deine Bahnen. Aber bei der Tour de France geht es in die Natur genauso wie beim Freiwasserschwimmen.“ Dabei birgt die Natur so manche Tücken. Wind, Wellen und nicht zu vergessen die Wassertemperatur machen es den Athleten nicht leichter. „Unter 17° darf zum Glück kein Wettkampf durchgeführt werden“, weiß Wuppertals beste Freiwasserschwimmerin Pia Hartwig. Doch von den gewohnten angenehmen Beckentemperaturen, die für gewöhnlich um 26° liegen, sind Seen und Kanäle meist weit entfernt. Im Zweifelsfall hilft eine gute Schicht Vaseline. „Im Wasser bleibt man ja durch die Bewegung mehr oder weniger warm. Allerdings ist es mir auch schon mal passiert, dass ich meine Zehen nicht mehr gespürt habe“, plaudert die 18- Jährige aus dem Nähkästchen. Ihrem erfolgreichen Abschneiden tat dies bislang keinen Abbruch. In den letzten beiden Jahren gewann die Wuppertalerin bei den Deutschen Meisterschaften jeweils Bronze über 5 km in ihrem Jahrgang. Dabei lockte im Juni diesen Jahres der Bodensee mit 18 °. „Der Schritt aus dem Becken ins Freiwasser ist für jeden Schwimmer erst einmal eine Herausforderung. Viele vermeiden es, so gut es geht. Oftmals spielt Angst eine Rolle. Man sieht nicht viel und hat kaum Orientierung“, bringt Farshid Shami Verständnis für Freiwasser-Gegner auf. Nichtsdestotrotz sieht der 37-Jährige einen positiven Trend in Richtung Freiwasser. „Deutschland ist eine der führenden Nationen. Mit Thomas Lurz haben wir einen der weltbesten Freiwasserschwimmer und nicht zuletzt sind die 10 km sogar olympisch.“ Den Wuppertaler Trainer faszinieren Taktik und Strategie im Freiwasser. „Man muss nicht der Schnellste sein. Wie beim Rad fahren geht es auch um Windschatten bzw. Sog. Dem Kurs zur ersten Boje kommt eine ganz wesentliche Bedeutung zu.“ Und bereits am Start geht es anders zu als im Becken. „Alle halten sich an einer Leine fest, Schwamm im Bodensee bei den Deutschen Freiwassermeisterschaften über 5 km zur Bronzemedaille in ihrem Jahrgang: Pia Hartwig. und dann geht’s plötzlich los. Das ist dann ein ziemliches Gewusel, und man hat alle Hände voll zu tun, vorne dran zu bleiben. Da muss man sich wirklich durchkämpfen“, schildert die Langstrecklerin ihre Erfahrungen. „Du bekommst schon einiges ab. Zum Glück sind kurze Fingernägel Pflicht“, bleiben auch bei Pia blaue Flecken nicht aus, wenn andere Athleten sie überschwimmen oder unbeabsichtigt mit Schlägen und Tritten traktieren. Wenn die Startphase erst einmal vorbei ist, beginnt der Kampf mit dem eigenen Körper. Für die 5 km benötigt die Ausdauerspezialistin derzeit gut eine Stunde. Spätestens 12 YpsilonSport 10/09
auf der letzten der drei zu absolvierenden 1,25 km langen Runden sind auch eventuelle Algen, die die junge Frau überhaupt nicht mag, nur noch Nebensache. „Dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben, sage ich mir dann nur noch.“ Gibt auch beim Schmetterlingsschwimmen eine gute Figur ab: Langstreckenspezialistin Pia Hartwig. Wie im Becken ist eine Kommunikation mit dem Trainer möglich. Allerdings nur einmal pro Runde, wenn die Schwimmer am Start- und Ziel-Steg vorbeiziehen. Auf den längeren Strecken können die Trainer die Athleten hier auch verpflegen. Die Technik der Freiwasserschwimmer hat sich im Vergleich zu ihren Kollegen aus dem Becken verändert. „Um sich orientieren zu können, müssen die Schwimmer den Kopf höher aus dem Wasser heben“, beschreibt der SV Bayer-Trainer und kennt auch die Unterschiede in der Trainingsgestaltung, „Freiwasser- Athleten trainieren bis zu 25 km täglich. Also viel mehr als der normale Beckenschwimmer.“ Wobei das Training fast ausschließlich im Becken stattfindet. Erst ab Mai gehen die Sportler zum Training tatsächlich auch ins Freiwasser. Pia im Übrigen nie. „Ich trainieren ganz normal mit den anderen. Aber natürlich andere Umfänge.“ Die zweimalige Freiwasser DM-Bronzemedaillengewinnerin stören intensive und lange Einheiten überhaupt nicht. „Schon als Mädchen habe ich viel trainiert und mochte das Deutschlands Schwimmelite zu Gast in Wuppertal Bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften 2000 in Wuppertal hießen die Stars Sandra Völker, Hannah Stockbauer oder Mark Warnecke. Neun Jahre später versammelt sich die deutsche Schwimmelite erneut in der Schwebebahnstadt. Am 5. und 6. Dezember küren die aktuellen Stars wie Britta Steffen, Helge Mueew und Thomas Lurz im Leistungszentrum Küllenhahn den neuen nationalen Mannschaftsmeister. Mittendrin die Damen- und Herren-Erstliga-Teams der SG Bayer. Neben der Titelvergabe geht es auch um den Abstieg aus der 1. Bundesliga. auch. Wenn der Trainer zu mir sagt, wir müssen noch eine dritte Einheit einfügen, dann schwimme ich auch noch eine dritte Einheit. Ohne Schwimmen würde mir einfach etwas fehlen.“ Und ohne die Ausflüge in Seen und Kanäle sicherlich auch. YpsilonSport 10/09 13
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