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Fleisch & Fisch

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Gaisburger Marsch<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

1000g Rindfleisch<br />

750g Suppenknochen<br />

300g Möhren<br />

300g Lauchstangen<br />

2 Zwiebeln<br />

Salz, Pfeffer<br />

Pfefferkörner<br />

Lorbeerblätter<br />

500g Kartoffeln<br />

400g Spätzle<br />

Muskatnuss<br />

evtl. 1 Zwiebel zum Rösten<br />

Butter<br />

Schnittlauch<br />

Zubereitung<br />

(1) Rindfleisch und Knochen in Salzwasser bei<br />

milder Hitze kochen. (2) Möhren und Lauch<br />

putzen und in kleine Ringe schneiden, Zwie-<br />

Der Gaisburger Marsch –<br />

aufgestiegen vom Eintopf<br />

aus Resten zur delikaten<br />

regionalen Spezialität.<br />

Fülle an regionalen Spezialitäten angeführt werden. Originell oder traditionell,<br />

einfach oder verfeinert für ganz besondere Gelegenheiten:<br />

Hauptsache, schwäbisch kochen, was Spaß macht!<br />

Gaisburger Marsch – Traditionelles mit Spätzle und Kartoffeln<br />

Der Gaisburger Marsch, ein gehaltvoller Eintopf mit reichlich Spätzle,<br />

Kartoffelschnitzen, Gemüse und Rindfleisch hat sich seinen Platz auch<br />

außerhalb der Landesgrenzen gesichert, vor allem seit Bundespräsident<br />

Horst Köhler kurz nach seinem Amtsantritt im Juli 2004 anlässlich<br />

eines Bürgeressens am Brandenburger Tor Tausende von geladenen<br />

Gästen zu diesem seinem Lieblingsgericht eingeladen hat.<br />

Der Gaisburger Marsch hat seinen Ursprung der Legende nach in<br />

Stuttgart. Den Offiziersanwärtern der Stuttgarter Bergkaserne war es<br />

vor dem Ersten Weltkrieg erlaubt, auch außerhalb der Kaserne in einem<br />

Wirtshaus ihrer Wahl zu essen. In der Bäcka-Schmiede, einem<br />

Lokal im Stadtteil Gaisburg, wurde ein gehaltvoller Eintopf mit Kar-<br />

32<br />

beln schälen und hacken. Ein Drittel der<br />

gesamten Gemüsemenge mit Salz, Pfefferkörnern<br />

und Lorbeerblättern zu der <strong>Fleisch</strong>brühe<br />

geben, alles etwa zwei Stunden bei<br />

wenig Hitze ziehen lassen. Dabei immer wieder<br />

abschäumen. (3) Kartoffeln in schmale<br />

längliche Streifen schneiden. (4) Nach Ende<br />

der Garzeit das <strong>Fleisch</strong> aus der Brühe nehmen<br />

und in nicht zu große Würfel schneiden.<br />

Brühe durch ein Sieb schütten, davon 1,5l<br />

wieder in den Topf zurückgießen. Zutaten im<br />

Sieb wegschütten. (5) Das restliche Gemüse<br />

zusammen mit den Kartoffeln in die Brühe<br />

geben und in 20 Min. gar köcheln. (6) Das<br />

Rindfleisch und die fertig gegarten Spätzle<br />

dazugeben, mit etwas Salz, Pfeffer und<br />

Muskatnuss abschmecken. (7) Je nach<br />

Geschmack den Eintopf zusätzlich noch mit<br />

in Butter gerösteten Zwiebelringen und mit<br />

frischem Schnittlauch bestreuen.<br />

Viele deutsche Genießer<br />

der Gegenwart setzen<br />

auf Qualität und naturbelassene<br />

Produkte. Man<br />

bevorzugt Zutaten aus<br />

ökologischem Anbau<br />

und artgerechter Tierhaltung,<br />

wie sie beim<br />

Schwäbisch-Hällischen<br />

Landschwein gewährleistet<br />

sind.<br />

toffelschnitz und Spätzle serviert, der ganz nach dem Geschmack der<br />

Soldaten war. Dem Fußweg, der bis dorthin zurückgelegt werden musste,<br />

soll die Speise ihren Namen »Gaisburger Marsch« verdanken. Wahrscheinlicher<br />

ist jedoch, dass es sich dabei um die schwäbische Variante<br />

eines im 19.Jahrhundert sehr populären österreichischen Rindfleischtopfes<br />

handelt, nämlich den so genannten Grenadiermarsch, der allerdings<br />

anstatt Spätzle und Kartoffeln Nudeln und Kartoffeln enthielt.<br />

So oder so gilt der Gaisburger Marsch, einst der aus Essens- und<br />

<strong>Fleisch</strong>resten bestehende Eintopf des kleinen Mannes, heute mit ausgewählten<br />

reichhaltigen und verfeinerten Zutaten als eine besonders delikate<br />

regionale Spezialität. Vor allem verschwenderisch viel feines Rindfleisch<br />

bildet die gehobene <strong>Fleisch</strong>basis.<br />

Das Beste vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein<br />

Das Schwein ist in Baden-Württemberg wie in Deutschland überhaupt<br />

als wichtigster <strong>Fleisch</strong>lieferant nie aus seiner Führungsrolle verdrängt<br />

worden. Der im Schwäbischen so beliebte knusprige Schweinebraten<br />

ebenso wie die gepökelte oder geräucherte Schweineschulter, das wür-<br />

33<br />

<strong>Fleisch</strong> & <strong>Fisch</strong>


Der Klassiker – die schwäbische Laugenbrezel<br />

Zutaten für 8–10 Brezeln<br />

Teig:<br />

500g Weißmehl<br />

1 Würfel Hefe (42g)<br />

250ml warme Milch<br />

50g Butter<br />

1/2Tl Salz<br />

Lauge:<br />

50ml Milch<br />

1 schwach gehäufter El Natron (z.B. Haus<br />

Natron von Dr. Oetker oder Kaiser Natron<br />

von Holste)<br />

Verzierung:<br />

gekörntes Salz<br />

Zubereitung<br />

(1) Für den Teig das Mehl in eine Schüssel sieben<br />

und in die Mehlmitte eine Vertiefung eindrücken.<br />

Die Hefe in etwas warmer Milch auflösen<br />

und in die Mulde schütten. Die in Stücke<br />

geschnittene Butter und Salz auf dem Mehlrand<br />

verteilen. Zugedeckt ca. 15Min. ruhen lassen.<br />

(2) Die restliche warme Milch dazugeben<br />

und zu einem geschmeidigen, formbaren Teig<br />

kneten. Den Teig in 8–10 Stücke teilen und<br />

68<br />

nochmals zugedeckt ruhen lassen, bis er schön<br />

aufgegangen ist–ca. 20Min. (3) Den Backofen<br />

auf 180°C (Umluft: 160°C) vorheizen. (4) Das<br />

Backblech fetten oder mit Backpapier auslegen.<br />

(5) Aus den Teigstücken Brezeln formen. Dabei<br />

rollt man mit den Händen rund 50–60cm lange<br />

einzelne Teigstränge aus, deren mittlerer<br />

Teil etwas dicker bleibt, wohingegen die beiden<br />

Seiten zu den Enden hin dünner auslaufen. Die<br />

Strangenden mit beiden Händen nehmen und<br />

überkreuzen. Anschließend die Stränge nochmals<br />

miteinander verdrillen, sodass der typische<br />

Brezelknoten entsteht. Zum Schluss die<br />

beiden Enden rechts und links des Brezelbauches<br />

(dicker Teil der Brezel) andrücken.<br />

(6) Für die Lauge Milch in einem Kochtopf zum<br />

Kochen bringen und vom Herd nehmen. Die<br />

entsprechende Menge Natron mit dem Löffel<br />

einrühren. Die Lauge schäumt die Milch auf<br />

und sollte sofort verwendet werden. (7) Natronlauge<br />

gleichmäßig mit einem Pinsel auf die<br />

Brezeln streichen und diese anschließend auf<br />

das Backblech setzen. (8) Die Teigoberfläche<br />

am Brezelbauch mit einem scharfen Messer<br />

einschneiden und das gekörnte Salz darüber<br />

streuen. (9) Auf der mittleren Schiebeleiste<br />

15–20Min. backen, danach vorsichtig vom<br />

Backblech nehmen und etwas abkühlen lassen.<br />

Kommen wir von der Theorie zur Praxis, nämlich zur Brezelspezialität<br />

zum Nachbacken. War die Brezel aber nicht immer – und das bis heute<br />

– eine Bäckerware? Richtig! Kein Wunder, dass die meisten so ihre<br />

Zweifel haben, und wer schon einige gescheiterte Versuche des Brezelschlingens<br />

hinter sich gebracht hat, dürfte erst recht entmutigt sein.<br />

Und dann die Lauge, die nach unserem Schulwissen im ungebackenen<br />

Zustand so ätzend auf Haut und Kleidung einwirkt, dass sie als Gefah-<br />

renstoff eingestuft wird. Vom zeitlichen Aufwand ganz zu schweigen.<br />

Wer nun trotzdem seiner Brezel selber den richtigen Dreh geben will<br />

und als ambitionierter Brezelbäcker seine Begeisterung für dieses vielseitige<br />

Gebäck mit Familie und Freunden teilen möchte? Keine Sorge,<br />

mit etwas Zeit, Muße und mit zuverlässigen Rezepten gelingt es bald.<br />

Und was die Lauge angeht: Mit dem altbewährten Hausmittel Natron<br />

selbst hergestellt und wie angegeben verwendet, hat diese Backlauge<br />

mit dem Inhaltsstoff Natriumhydrogencarbonat (doppeltkohlensaures<br />

Natron oder Baking Soda) nichts mit den namensähnlichen, aber anders<br />

zusammengesetzten ätzenden Natronlaugen zu tun.<br />

Regionale Brezeltraditionen<br />

Fastenbrezel, Brezgenmärkte und andere »Brezel-Events«<br />

Nach dem Schlingen<br />

werden die Fastenbrezelteiglinge<br />

in Wasser »gesotten«<br />

und anschließend<br />

gebacken. Das fertige<br />

Gebäck, wie hier aus<br />

der Bäckerei Häring in<br />

Biberach, findet jedes<br />

Jahr reißenden Absatz<br />

und bleibt selten lang im<br />

Korb.<br />

Noch heute werden vielerorts Traditionen gepflegt und zu bestimmten<br />

Lebens- und Jahreslauffesten Bräuche geübt, bei denen die Brezel eine<br />

wesentliche Rolle spielt. Und das aus gutem Grund, denn dass gerade<br />

der Brauchtumsbrezel eine besondere Segens- und Heilkraft nachgesagt<br />

wurde, lässt sich aus ihrem schon beschriebenen Ursprung als Abendmahlsbrot<br />

erklären. Ob nun als Neujahrs-, Fasten- oder Karfreitagsbrezel,<br />

als süße Palmbrezel, Oster- und Stabausbrezel – das geschlungene<br />

Gebäck sollte Glück, Segen, Gesundheit und Fruchtbarkeit bringen, galt<br />

aber auch als Schutz vor Verhexung und als Freundschaftsgabe. Wenn<br />

Sie neugierig sind auf Orte mit Brezeltraditionen, die es vor allem in<br />

Bayern und Baden-Württemberg noch gibt, dann lassen Sie sich doch<br />

von einigen Ausflugstipps und Brezelspezialitäten anregen.<br />

69<br />

Brot


Springerlesmodel der Familie Gindele aus<br />

Ulm, 1699. Die dargestellten 28 Bildfelder<br />

zeigen unter anderem Fabeltiere, Reiter,<br />

Wappen und Blumen.<br />

94<br />

Das mit Modeln geprägte anisgewürzte<br />

Eierteiggebäck ist seit dem 17.Jahrhundert bekannt<br />

und erlebte seine Blütezeit in der ersten<br />

Hälfte des 19.Jahrhunderts. Bei dieser zeitlichen<br />

Einordnung spielt der Zucker eine<br />

Rolle. Bis ins Spätmittelalter und auch danach<br />

noch süßte man mit dem kostengünstigeren<br />

Honig. Allerdings hätten dem mit Honig gesüßten<br />

Springerlesteig die Füßle gefehlt; das bedeutete,<br />

dass man auf die damals noch teure<br />

Zuckersüße angewiesen war. Kein Wunder also,<br />

dass es Springerle zunächst nur auf den<br />

herrschaftlichen Tafeln gab und sie für den<br />

Normalbürger erst in Betracht kamen, als im<br />

Verlauf des 19.Jahrhunderts der Rübenzucker<br />

aufkam und Zuckergebäcke populär wurden.<br />

Das erste Auftauchen Ende des 17.Jahrhunderts<br />

hatte allerdings auch etwas damit zu tun,<br />

dass man in gutbürgerlichen Kreisen darin einen<br />

wohlschmeckenden Ersatz aus Teig für<br />

den noch teureren, aber begehrten Marzipan<br />

aus den Küchen hochherrschaftlicher Häuser<br />

sah. Für den weißen Springerlesteig konnte<br />

man handelsübliche Zutaten wie Zucker und<br />

Eier sowie Mehl statt der teuren Mandeln verwenden.<br />

Daher rühren auch die volkstümlichen<br />

Bezeichnungen für das Gebäck wie<br />

»Eiermarzipan«, »Marzibaulich« oder »Bauernmarzipan«.<br />

An Marzipan erinnerten<br />

Springerle deshalb, weil sie mehr getrocknet als<br />

gebacken werden und daher so weiß wie<br />

Marzipan bleiben. Und wie richtiges Marzipan<br />

wurden auch Springerle in kleine feine Model<br />

gedrückt und ausgeformt. Solche Surrogate<br />

sind im Übrigen so ungewöhnlich nicht; man<br />

denke nur an den Ersatz von Bohnenkaffee<br />

durch den billigeren Malzkaffee.<br />

Schwäbische Springerle<br />

Über 200Jahre ist es her, seit Friederike Luise Löffler in ihrem »Neuen Stuttgarter Kochbuch«<br />

(1802, 3.Auflage) ein klassisches Rezept für schwäbische Springerle notierte:<br />

»Ein Pfund gesiebter Zucker wird mit 4 Eiern eine Stunde gerührt, die Schale von einer Zitrone<br />

abgerieben, und diß nebst einem Pfund feinem Mehl in den Zuker geschaft. Alsdann nimmt<br />

man von dem Taig ein Stüklein auf ein Bakbret, wällt es einen starken Messerrücken dik aus, bindet<br />

etwas Mehl in ein zartes Tüchlein, dupft damit die Springerleinsmödel, legt die gewällte Seite<br />

von dem Taig auf den Model, drukt mit dem Mehltüchlein darauf, doch nicht zu fest, sondern<br />

nur, daß die Figur in den Taig kommt, kehrt es dann um, und schneidet mit einem Messer oder<br />

Bakrädlein die Figur heraus. Die Bleche werden mit Butter bestrichen, mit Anis bestreut und die<br />

Springerlein darauf gelegt. Sie können ein paar Stunden auch über Nacht auf dem Blech liegen.<br />

Hierauf bakt man sie in einem nicht mehr heissen Ofen. Sie müssen mehr weis als braun werden...«<br />

Ohne weiteres wird man diese Vorlage verallgemeinern<br />

dürfen, denn die Zeit konnte dem<br />

Rezept nichts anhaben.<br />

Zubereitung<br />

(1) Vier Eier und 500g Zucker müssen nach<br />

wie vor so lange schaumig gerührt werden, bis<br />

sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Das<br />

ist mit einer modernen Küchenmaschine nicht<br />

weiter schwierig. (2) Anschließend fügt man<br />

die geriebene Schale einer unbehandelten<br />

Zitrone, 500g Mehl sowie 2g Hirschhornsalz<br />

hinzu. (3) Zur Technik des Ausformens gibt es<br />

Springerle kennt man<br />

im gesamten süddeutschen<br />

Raum, im Elsass,<br />

in Österreich und der<br />

Schweiz.<br />

Obschon Springerle im gesamten süddeutschen Raum, im Elsass, in<br />

Österreich und in der Schweiz beheimatet sind, gelten sie doch als<br />

schwäbisches Nationalgebäck. Da mag es manchen überraschen, dass<br />

das bislang früheste Rezept in einem unscheinbaren Grazer Koch- und<br />

Arzneibuch aus dem Jahre 1686 zu finden ist. Andererseits hatte Österreich<br />

für die Entwicklung von süßen Sachen häufig eine Vorreiterfunktion!<br />

95<br />

zwei Varianten: Entweder man presst, wie<br />

oben angegeben, das Teigstück in den Model<br />

oder man verfährt genau umgekehrt, drückt<br />

den Model fest auf den Teig und nimmt ihn<br />

senkrecht nach oben wieder ab. Welches<br />

Verfahren nun das richtige ist, ist unter<br />

schwäbischen Hausfrauen und Springerlesexpertinnen<br />

umstritten. Wir wollen uns hier<br />

mit dem salomonischen Urteil begnügen:<br />

Beides geht! (4) Den Anis streut man in der<br />

Regel auf das Backblech und nicht in den Teig,<br />

da die Aniskörner das Bildrelief (zer)stören<br />

könnten.<br />

Süsshunger


isch nochher glei!« Dazu kommt ab und an ein fruchtig-aromatischer<br />

Obstbranntwein und natürlich der Most, jenes erfrischende, mild-alkoholische<br />

Hausgetränk der Schwaben, das zwar mittlerweile sehr viel von<br />

seiner ursprünglichen Bedeutung verloren hat, aber eine wirkliche<br />

Kulturtradition in der Region besitzt. Und so gibt es in Baden-Württemberg<br />

eine durchaus friedliche Koexistenz von Wein und Bier, Most und<br />

feinen Obstbränden.<br />

Weine mit Tradition<br />

Trollinger, Schwarzriesling &Co.<br />

Viel Sonne, ausreichende<br />

Niederschläge und<br />

verschiedene Bodentypen<br />

begünstigen das Weinland<br />

Baden-Württemberg.<br />

Kein Wein ist wie der andere. Mehr als manch anderes Genussmittel<br />

strahlt Wein geradezu unverwechselbar die Einzigartigkeit seines<br />

Entstehungsortes aus und verändert seinen Geschmack je nach dem<br />

Gesicht der Landschaft, in der er wächst.<br />

Baden-Württemberg ist eine Region, in der Wein überall eine große<br />

Rolle spielt, bietet das Land doch optimale Anbaubedingungen: viel<br />

Sonne, ausreichende Niederschläge und ein breites Spektrum verschiedener<br />

Bodentypen, die das Kultivieren einer Reihe einheimischer Rebsorten<br />

erlauben. Wer sich ein wenig auskennt, weiß um die Vielfalt des<br />

Landschaftsbildes, das durch Weinanbauflächen geprägt wird: vom<br />

nördlichen Tauberfranken bis zum Ufer des größten deutschen Binnensees,<br />

dem Bodensee im Süden, vom Markgräflerland im Westen bis<br />

zum Remstal im Osten oder an den Hängen zwischen Heilbronn und<br />

Stuttgart. Und was die Landeshauptstadt selbst angeht – hier gedeihen<br />

die Weinreben nur wenige Hundert Meter vom Hauptbahnhof, quasi<br />

mitten in der Stadt.<br />

Von der Sonne verwöhnt und von Kennern getrunken<br />

Kommt das Gespräch auf badische und württembergische Weine, fallen<br />

den meisten spontan so typische und vielfältige Rebsorten ein wie der<br />

rote Lemberger, die trocken-frischen Spät- und Grauburgunder oder der<br />

Riesling, auf die Badener wie Schwaben zu Recht stolz sind. Die<br />

Slogans der badischen und württembergischen Weinwerbung wie »von<br />

der Sonne verwöhnt« oder »Kenner trinken Württemberger« sind denn<br />

auch hinlänglich bekannt. Kleinere Seitenhiebe dürfen da nicht fehlen<br />

und so kennt man einige recht derbe Plänkeleien, die nicht allzu ernst<br />

136<br />

Weinberge im Remstal<br />

zu nehmen sind. Wirbt der Schwabe, dann kontert so mancher Badener<br />

mit dem etwas holprigen Vers: »Über Baden lacht die Sonne, über<br />

Schwaben die ganze Welt.« Wir begnügen uns mit dem salomonischen<br />

Urteil, dass sowohl die Badener wie die Württemberger qualitativ hoch<br />

stehende Weine produzieren, die sich auf dem deutschen und europäischen<br />

Markt nicht zu verstecken brauchen. Doch bleiben wir beim<br />

Weinland Württemberg.<br />

Württemberger Weingeschichte<br />

Was heute in der Region so selbstverständlich wirkt, hat eine lange Geschichte.<br />

Urkundlich nachgewiesen ist der Weinbau im Südwesten bereits<br />

gegen Ende des 8.Jahrhunderts. Im 16.Jahrhundert dehnte sich die<br />

gesamte württembergische Weinanbaufläche auf rund 45000 Hektar<br />

137<br />

Wein

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