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Abschlussbericht September 2009-Juni 2010 - KiKo eV

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<strong>Abschlussbericht</strong><br />

meines Freiwilligendienstes in der<br />

„fundacion florecer“<br />

<strong>September</strong> <strong>2009</strong>-<strong>Juni</strong> <strong>2010</strong><br />

verfasst von Julia Dienstbier<br />

im <strong>Juni</strong> und Juli <strong>2010</strong>


Gliederung<br />

1. Einleitung<br />

2. Projektdurchführung<br />

2.1. Einzelprojekt mit Andrea<br />

- Grobziele<br />

− Phasenziele<br />

− Aktivitäten<br />

− Entwicklung Andreas/erreichte und nicht erreichte Ziele<br />

− Auswertung der Methodik<br />

2.2. Einzelprojekt mit Daniel Felipe<br />

- Grobziele<br />

- Phasenziele<br />

- Aktivitäten<br />

- Entwicklung Daniels/ erreichte und nicht erreichte Ziele<br />

- Auswertung der Methodik<br />

2.3. Nachmittagsprojekt<br />

3. Reflexion<br />

3.1. Anleitung, Einsatzbereiche und Zusammenarbeit in der Fundacion<br />

Florecer<br />

3.2. ich als Person/ was nehme ich mit?<br />

3.3. Mein Zu Hause und meine Familie<br />

3.4. Popayan und Kolumbien<br />

3.5. abschließende Worte


1. Einleitung<br />

Dass ich jetzt meinen allerletzten Bericht während meines Aufenthaltes hier in<br />

Popayan schreiben muss, stimmt mich schon wehmütig. Auch wenn ich mich an den<br />

freien Tagen nicht nach dem Berichte verfassen verzehrt habe, war es trotzdem ein<br />

Teil meiner Arbeit hier. Des weiteren hält mir dieser Bericht, den ich gerade wie<br />

immer, mal sitzend, mal liegend in meinem Bett schreibe, da ich keinen Schreibtisch<br />

habe, vor Augen, dass meine Zeit hier sich nun wirklich gen Ende neigt.....<br />

Heute ist Sonntag der 20. <strong>Juni</strong> <strong>2010</strong>.<br />

Ich habe mir diesen Tag bewusst ausgewählt um diesen Bericht zu schreiben.<br />

Zum einen weil meine ganze Familie heute in der Kirche ist, ich also den ganzen<br />

Morgen und Vormittag meine Ruhe habe, zum anderen sind heute die Wahlen und eben<br />

Sonntag, das heißt ich werde heute den ganzen meinen Schlafanzug nicht ausziehen<br />

und die Zeit mit Tee, Kaffe und was zu essen vor dem Laptop verbringen.<br />

Auch das Wetter scheint es gut mit mir zu meinen, da es seit heute morgen um 7.00<br />

regnet und es auch nicht so scheint, als würde es bald aufhören.<br />

Bis zu meinem Flug habe ich nun noch genau eine Woche. Ich hätte wirklich nie<br />

gedacht, dass dieser Tag plötzlich so schnell da ist! Ich weiß noch genau, wie ich vor<br />

neun Monaten das erste mal die Treppe zu meinem neuen zu Hause hochgegangen bin,<br />

etwas erschrocken von den Kakerlaken und dem Wellblechdach.<br />

Den ersten Tag in der Fundacion, alles war fremd, neu irgendwie einfach so anders,<br />

viele Kindergesichter, die meisten verstand ich nicht richtig, manche verwechselte ich<br />

Anfangs oder konnte mir die Namen nicht merken.<br />

Und plötzlich war der Tag des Abschieds da. Nun waren es nicht mehr<br />

Kindergesichter, sondern es waren Juan David, Jorge, Daniela, Andrea. ich weiß wer<br />

was in seiner Mittagspause isst, wem welche Schuhe gehören, wer welche Geschichte<br />

und Bücher mag.<br />

Als ich das letzte mal jedes Kind umarmte wusste ich, dass jetzt ein ganz großer<br />

besonderer Teil einfach vom einen auf den anderen Augendblick vorbei ist.<br />

Aber die ganzen wundervollen Momente werde ich mitnehmen und in Erinnerung<br />

behalten.<br />

In den fogenden Texten werde ich zuerst von meinen Projekten berichten, dann<br />

Allgemeines über meinen Alltag und meine gesamte Zeit in der Fundacion, von Anfang<br />

bis Ende. Danach eine kleine Reflexion über meine Familie, mein zu Hause, allgemein<br />

die Stadt Popayan, kolumbianische Kultur, meine Konflikte, Gelerntes und vieles mehr.<br />

Viel Spaß beim lesen.....


2. Projektduchführung<br />

2.1 Einzelprojekt mit Andrea<br />

Thema: Musik<br />

Kind: Andrea Solarte<br />

Zeitraum: Januar- Mai <strong>2010</strong><br />

Ziele:<br />

am Anfang meines Projektes formulierte ich folgende Ziele für die Arbeit mit<br />

Andrea:<br />

Grobziele:<br />

Mit Andrea arbeite ich in Form von Musiktherapie.<br />

Mein Grobziel hierbei ist zum einen die Förderung der Kreativität. So soll sie am<br />

eigenständig, ob singend oder ein Instrument spielend, Musik praktizieren können, in<br />

der Form in der es ihr gefällt. Sie soll die Vielseitigkeit der Musik kennen lernen und<br />

die verschiedenen Töne, Klänge und Formen der Musik wahrnehmen.<br />

Zum Anderen ist mir bei Andrea der Beziehungsaufbau sehr wichtig! Sie lebt in<br />

ihrer eigenen Welt, redet eigentlich gar nicht mit den anderen Kindern oder den<br />

Lehrern. Durch die Musik sollte sie eine Ausdrucksform finden und lernen ein<br />

Vertrauensverhältniss aufzubauen.<br />

Es wäre sehr schön, wenn sie ein bisschen sozialer würde. Sich den anderen Kindern,<br />

Lehrerinnen und uns mehr öffnen könnte, und so die Lehrerinnen ihre Fähigkeiten<br />

erkennen und besser auf sie eingehen könnten.<br />

Ein bisschen spielt hierbei auch die Identitätsfindung eine Rolle. Durch die Musik<br />

kann sie vielleicht ihr eignen Fähigkeiten und Wünsche wahrnehmen und so Dinge<br />

finden, die ihr Spaß machen.<br />

Phasenziele:<br />

Mein erstes Phasenziel ist das Kennenlernen und der Beziehungsaufbau. Da Andrea<br />

sehr introvertiert ist und sich kaum der Außenwelt öffnet wird Dies denke ich einige<br />

Zeit in Anspruch nehmen...Für die Musikthreapie ist das Vertrauensverhältniss<br />

Fundament für eine erfolgreiche Arbeit


Mein zweites Phasenziel, welches allerdings auch mit dem ersten einhergeht, ist,<br />

Andrea für Musik zu begeistern. Es wäre sehr schön, wenn sie gefallen daran finden<br />

würde ein Instrument zu spielen oder zur Musik zu singen oder sich zu bewegen.<br />

Mein drittes Phasenziel hat das Thema „ Musik und Körperwahrnehmung“<br />

Ich möchte erreichen das Andrea mit Hilfe der musik, z.b mit Rythmik, lernt ihren<br />

körper bewusster wahrzunehmen.<br />

Verlauf des Projektes und Erreichtes:<br />

Aktivitäten:<br />

Ich begann meistens mit spielen, da auch das ein Teil meiner Arbeit war, da sie sehr<br />

wenig, und wenn nur alleine und nicht mit anderen Kindern spielt.<br />

So spielten wie Memorie, bauten ein Haus und richteten es ein, spielten mit Puppen<br />

oder Ähnliches.<br />

Außerdem lies ich sie die verschiedenen Instrumente ausprobieren. Rasseln,<br />

Trommeln, Xylophon, Flöte usw.<br />

Nachdem sie verschiedene Instrumente, Töne und Klänge kennen gelernt hatte,<br />

begann ich mit Aktivitäten „ zur Musik“, also tanzen, oder sich einfach nur zur Musik<br />

bewegen, klatschen, gehen, stampfen oder instrumentalisch begleiten.<br />

Nach meinem „Zwischenbericht“ und somit erster Reflexion Ende März, beschloss ich<br />

Musik mit Körperwahrnehmung zu verbinden.<br />

So machten wir Abdrücke ihrer Füße und Hände auf Papier und sie malte diese aus<br />

oder ich ließ sie erkunden welche verschiedenen Klänge sie auf ihrem Körper durch<br />

klatschen, trommeln usw. erzeugen kann.<br />

In den letzten Stunden machten wir viel mit Bewegung, laufen und klettern.<br />

Entwicklung Andreas/erreichte und nicht erreichte Ziele:<br />

Anfangs war ich nicht wirklich zufrieden am Ende der Stunden, da Andrea sich mir<br />

nicht wirklich öffnete, aber auch das musste ich lernen. Dass ich dieses Projekt nicht<br />

mache, um für mich sichtbare Erfolge zu erzielen!!!!<br />

Doch mit der Zeit fand sie gefallen am Ausprobieren der Instrumente. Besonders das<br />

Spielen des Xylophons bereitete ihr große Freude.<br />

Auch das Bewegen zur Musik schien ihr Spaß zu machen. Ihr einen Zugang zur Musik<br />

zu verschaffen und ihr die verschiedenen Varianten zu zeigen habe ich also erreicht.<br />

Ihr Vater sagte mir vor einigen Wochen, dass Andrea zu Hause viel mehr als vorher<br />

auf Musik reagiere, manchmal zu ihr tanze oder auf etwas trommele.<br />

Bei dem Beziehungsaufbau und dem „sich öffnen“ muss ich diferenzieren zwischen mir<br />

und den Kindern sowie dem Personal.<br />

Da ich viel Zeit mit ihr verbrachte gewann sie nach und nach vertrauen, lachte und<br />

redete mit mir. Während des Projekts schien sie sich etwas aus ihrer Isolation zu


lösen, machte mich auf ihre Entdeckungen und Erfolge aufmerksam.<br />

Nach ein oder zwei Monaten redete sie, so schien es mir, auch etwas mehr in den<br />

Unterrichtsstunden, mit den anderen Kindern und Leherinnen oder lachte.<br />

In der Lanchera spielte sie aber größtenteils weiterhin alleine. Und auch während<br />

meines Nachmittagsprojektes war sie sehr verschlossen und reagierte kaum auf das<br />

was ich sagte oder die Aktivitäten. In einer Gruppe fällt es ihr also weiterhin sehr<br />

schwer sich zu öffnen und sich auf Dinge einzulassen.<br />

Leider war sie zum Ende meiner Zeit kaum in der Fundacion, da sie oft krank war, so<br />

dass ich mein Projekt, nicht wie bei Daniel bis zum Ende durchführen konnte.<br />

Gerade bei einem Ziel wie diesem finde ich es sehr schwierig zu sagen, ob es erreicht<br />

wurde oder nicht. Ich denke, dass es sehr gut wäre dieses Projekt fortzuführen und<br />

Andrea sehr viel Zeit braucht um sich ihrer Außenwelt und Umgebung mehr zu öffnen.<br />

Auswertung der Methodik:<br />

In den ersten Monaten begleitet ich sie bei vielen der Aktivitäten, in dem auch ich sie<br />

ausführte. Zum Beispiel beim Spielen, beim tanzen usw. nach der Video Reflexion<br />

lernte ich, dass ich oft einfach nur beobachten und sie lassen machen muss.<br />

So versuchte ich ein Mitzelmaß zu finden, zwischen dem „ gemeinsamen machen“ und<br />

dem „sie machen lassen und beobachten“.<br />

Auch überforderte ich sie anfangs mit vielen Aktivitäten gleichzeitig, da ich immer<br />

von mir ausging und nicht wollte, dass sie sich „langweilt“<br />

mit der zeit lernte ich mehr auf sie einzugehen, ihren Spiel- und Ausprobier<br />

Rhythmus zu erkennen und ihr die Zeit und den Raum zu geben, den sie braucht.<br />

Ich änderte also meine Methodik mit der Zeit....<br />

Das Festlegen wer die Autoritätsperson ist war ein nicht wirklich zu erkennender<br />

oder bewusster Prozess, da es für Andrea von Anfang an klar schien, sie die von mir<br />

geplanten Aktivitäten mitmachte und mich als „Leiterin des Projekts“ akzeptierte.<br />

Wenn ich merkte dass sie sich gar nicht auf die Aktivität einlassen wollte oder keinen<br />

gefallen daran fand, z. B am singen ( zur Musik ) änderte ich sie und wir machten<br />

etwas Anderes.


2.2 Einzelprojekt mit Daniel Felipe<br />

Thema: Musik<br />

Kind: Daniel Felipe<br />

Zeitraum: Januar- <strong>Juni</strong> <strong>2010</strong><br />

Ziele:<br />

am Anfang meines Projektes formulierte ich folgende Ziele für die Arbeit mit Daniel:<br />

Grobziele:<br />

Ich arbeite mit Daniel in Form von Musiktherapie. Eine wichtige Rolle hierbei spielt<br />

die Wahrnehmung und die Konzentration. Daniel lebt in seiner eigenen Welt, es fällt<br />

ihm schwer sich auf eine Sache zu konzentrieren und es ist sehr schwer<br />

einzuschätzen, was er wahr- und aufnimmt. Das Wahrnehmen von alltäglichen<br />

Abläufen, Menschen o.ä. beginnt in der Musiktherapie mit der Wahrnehmung und der<br />

Konzentration auf beispielsweise einzelne Töne, ein Lied, das Spielen eines<br />

Instrumentes.<br />

Es steht also die Konzentrations- und Wahrnehmungsförderung im Mittelpunkt.<br />

Ein anderer fundamentaler Punkt ist die Identitätsfindung. Durch die Musiktherapie<br />

soll Daniel seine Neigungen und Fähigkeiten erfahren, Herausfinden woran er Spaß<br />

hat und woran nicht.<br />

Die Förderung der Kreativität geht auch mit der Musiktherapie einher. Eines meiner<br />

Grobziele ist, Daniel die Vielseitigkeit der Musik zu zeigen. Er soll die verschiedenen<br />

Töne, Klänge, Möglichkeiten der Musik kennen lernen, die auch Ausdrucksform sein<br />

können!!!<br />

Phasenziele:<br />

Mein erstes Phasenziel ist der Beziehungsaufbau, welcher grundlegend für die<br />

Musiktherapie ist. Es wäre schön, wenn Daniel Vertrauen zu mir aufbaut und sich mir<br />

ein bisschen öffnet. Ich denke, dass dieser Prozess die ganze Therapiezeit begleitet<br />

und es sehr viel zeit in Anspruch nimmt, bis sich ein richtiges Vertrauensverhältniss<br />

entwickeln kann, aber wichtig ist erstmal das gegenseitige Kennenlernen.<br />

Außerdem soll er die Form kennenlernen, in der wir die nächsten Monate zusammen<br />

arbeiten werden.<br />

Mein zweites Pahsenziel ist es, Daniels Interesse für die Musik zu öffnen und ihm die<br />

verschiednen Varianten der Musik zu zeigen, ihm die Möglichkeit zu geben die


verschiedenen Klänge, Töne und Formen der Musik kennen zu lernen.<br />

Mein drittes Phasenziel hat das Thema „ Musik und Körperwahrnehmung“<br />

Ich möchte erreichen das Daniel mit Hilfe der Musik, z.b mit Rythmik, lernt seinen<br />

Körper bewusster wahrzunehmen.<br />

Verlauf des Projektes und Erreichtes:<br />

Aktivitäten:<br />

Anfangs lies ich Daniel vor allem Instrumente ausprobieren. So lernte er für sich<br />

kennen, welches Spielen welcher Instrumente ihm Spaß bereitet und welche nicht.<br />

Nachdem er verschiedene iInstrumente, Töne und Klänge kennen gelernt hatte,<br />

begann ich mit Aktivitäten „ zur Musik“, also sich zur Musik bewegen, klatschen,<br />

gehen, stampfen oder instrumentalisch begleiten.<br />

Nach meinem „Zwischenbericht“ und somit erster Reflexion Ende März, beschloss ich<br />

Musik mit Körperwahrnehmung zu verbinden.<br />

So machten wir Abdrücke unserer Füße und Hände auf Papier und er malte diese aus<br />

oder ich ließ ihn erkunden welche verschiedenen Klänge er auf seinem Körper durch<br />

klatschen, trommeln usw. erzeugen kann.<br />

Welche Aktivität mir besondes schön erschien, war das Zeichnen seines Körpers auf<br />

einem riesen großen Papier.<br />

Auch mit Daniel machte ich einige „sportliche Sachen“, z.b einen Hindernisspakur oder<br />

das Hinaufklettern eines großen Turmes aus Schaumstoffwürfeln.<br />

Entwicklung Daniels/erreichte und nicht erreichte Ziele:<br />

Daniel hatte großen Spaß am Spielen verschiedener Instrumente. Besonders hat es<br />

ihm gefallen „Bald ist Niklausabend da“ zu singen, während ich auf der Gitarre spiele.<br />

Er hat in den 4 Monaten verschiedene Wege kennen gelernt Musik zu praktizieren und<br />

wusste am Ende was ihm Spaß bereitet und was nicht.<br />

Besonders gut waren die Aktivitäten zur Körperwahrnehmung. Er war plötzlich über<br />

lange Zeiträume sehr konzentriert!<br />

Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte über einen so langen Zeitraum mit<br />

ihm zu arbeiten, da besonders der Beziehungsaufbau und menschliche Kontakt für ihn<br />

sehr wichtig sind, diese Dinge allerdings sehr viel zeit beanspruchen.<br />

In den letzten Wochen nahm er oft meine Hand, umarmte mich oder redete mit mir.<br />

Auch in der Lanchera spielt er seit einiger Zeit mehr mit anderen Kindern, besonders<br />

mit Juan David Victoria, anstatt die ganze Zeit mit sich selber zu reden.


2.3. Nachmittagsprojekt:<br />

Neben meinen Einzelprojekten begann ich nach unserem Zwischenseminar im März<br />

auch mit einem Nachmittagsprojekt. Thema war „Musik“ und ähnlich wie bei bei<br />

meinem Einzelprojekt versuchte ich den Kindern erstmal einen Zugang zu der Musik<br />

zu verschaffen. Ich arbeitete mit den Kleinen der Aula 1, meistens waren es 3-4<br />

Kinder.<br />

Ich lies sie verschiedene Instrumente ausprobieren, allerdings hintereinander und<br />

dann alle zusammen um auch das Zuhören und aufmerksam sein „beizubringen“ . Ich<br />

machte machte Musikgeschichten mit ihnen oder wir tanzten.<br />

Da die Förderung durch die behinderten Kinder durch die Eltern, was Interessen,<br />

Fähigkeiten usw. angeht fast gar nicht statt findet, war es mir wichtig ihnen die<br />

Möglichkeit zu geben verschiedene Aktivitäten kennen zu lernen und so auch zu<br />

merken, was sie mögen und was nicht. Also auch zu merken: wer bin ich eigentlich?!<br />

Einige waren begeistert vom Tanzen und wollten gar nicht wieder aufhören, andere<br />

wollten die ganze zeit Instrumente ausprobieren und erkunden. Ein Mädchen, Andrea<br />

wollte am liebsten gar nicht mitmachen und konnte sich leider nicht, oder sehr<br />

zögerlich auf die Aktivitäten einlassen.<br />

Eigentlich war das Projekt für 5 oder 6 Kinder gedacht, leider waren oft nur 2 oder 3<br />

da, so war zwar eine intensivere Arbeit möglich, aber Gruppenarbeit ist besonders<br />

wichtig bei den Kindern!!! Sich gegenseitig helfen, zu hören und respektieren.


3.Reflexion<br />

3.1 Anleitung, Einsatzbereiche und Zusammenarbeit in der Fundacion<br />

Ich kann ohne Zögern sagen, dass ich eine wunderschöne, tolle Zeit in der Fundacion<br />

Florecer hatte. Angefangen hat alles im <strong>September</strong>. Obwohl Einiges am Anfang eher<br />

etwas chaotisch verlief, gerade was die Anleitung und Organisation angeht, habe ich<br />

mich doch schnell sehr wohlgefühlt.<br />

Ich fand es sehr gut in den ersten Wochen „sanft“ ins Lehrerinnen Dasein eingeführt<br />

zu werden, bevor es dann mit den Projekten losging. Aber auch die darauf folgenden<br />

Monate und sowieso die ganze Zeit in der Fundacion war der Alltag bei allen<br />

Mitarbeitern durch ein sehr rücksichtsvolles, respektvolles Arbeitsklima geprägt.<br />

Natürlich gab es auch mal Reibereien, aber gerade in den letzten Monaten habe ich<br />

mich wirklich wie ein Teil der Fundacion gefühlt, hatte meinen geregelten Tag und<br />

musste nur noch selten die Lehrerinnen etwas fragen, wurde von den Kindern „profe<br />

Julia“ genannt und hatte auch zu den restlichen Angestellten ein sehr gutes<br />

Verhältniss.<br />

Besonders Spaß gemacht hat mir mein Projekt. Besonders die Tipps,<br />

Verbesserungsvorschläge und Gespräche mit Renate haben mir da sehr geholfen.<br />

Beim Vorbereitungsseminar erschrak ich unglaublich über die ganzen Berichte und<br />

auch an so manchen Donnerstagen quälte ich mich den Computer einzuschalten, statt<br />

raus zu gehen und irgendwas zu machen. Aber wenn ich mir jetzt so meine ganzen<br />

Projektprotokolle auf Spanisch so anschaue, bin ich doch ein bisschen stolz und froh<br />

sie zu haben und sie haben mir bei der Planung und Orientierung des Projekts<br />

geholfen.<br />

Aber ich fand es auch schade, dass manchmal so viel Zeit vor dem Laptop draufging.<br />

3.2. was nehme ich mit/was lasse ich da<br />

Ich für mich kann sagen, das ich unglaublich viel über die Arbeit in einer<br />

Sonderschule, den Umgang mit behinderten Kindern, eigenständiges Arbeiten, die<br />

Menschen Kolumbiens und auch über mich selber gelernt habe!!<br />

Es war ja das erste Mal, dass ich in einer Schule für behinderte Kinder gearbeitet<br />

habe. Überhaupt das erste Mal, dass ich fast den ganzen Tag über gearbeitet habe<br />

und dann auch noch 9 Monate. Morgens von den Kindern begrüßt zu werden, ihnen<br />

Etwas von dir zu geben, sei es Wissen oder deine Zuneigung und das alles dann auch<br />

zurück zu bekommen, hat mir unglaublich viel gegeben und mich Nachmittags sehr<br />

glücklich nach Hause gehe lassen.<br />

Ich habe vorher noch nie etwas Ähnliches wie Musiktherapie mit einem Kind gemacht<br />

und am Anfang saß ich manchmal ganz hilflos in dem Klassenraum und wusste nicht was


ich machen sollte. Durch das Praktizieren allerdings und auch durch das Kennen lernen<br />

der Kinder, durch regelmäßige Reflexionen hatte ich nach einiger Zeit plötzlich immer<br />

mehr Ideen, habe an den Kindern kleine Veränderungen gesehen und es hat mir<br />

unglaublich viel Spaß gemacht.<br />

In manchen Augenblicken dachte ich einfach:Mann, das macht so viel Sinn was du hier<br />

machst.<br />

Bianca und ich haben sehr viel mit den Lehrerinnen geredet, über die Kinder, über<br />

unser Projekt. Und auch wenn wir keine Ausbildung haben, haben wir glaube ich auch<br />

den Lehrerinnen viel dagelassen. Gerade unsere Projekte mit Musik und Kunst sind<br />

Aktivitäten, die die Leherinnen sonst nicht in der Fundacion machen.<br />

Was ich immer sehr schön fand war die Beobachtung, dass egal aus welchem<br />

Elternhaus die Kinder morgens kommen , sich so wohl in der Fundacion fühlen. Sie<br />

kennen den Tagesablauf, freuen sich auf das Mittagessen, den Ausflug ins<br />

Schwimmbad oder den Unterricht und vor allem:haben Freunde mit denen sie alles<br />

teilen können.<br />

Bianca und ich haben auch das gemacht, wozu die Lehrerinnen natürlich nicht jeden<br />

Tag Zeit haben: rumalbern, einfach nur zuhören oder Spiele spielen.<br />

Ich habe aus den neun Monaten ganz viel Fachliches Wissen mit nach Hause<br />

genommen, das ist sozusagen, das Abrufbar Gelernte...<br />

Ich glaube aber, dass man aus jeder Erfahrung irgendwas lernt und Stärke sammelt,<br />

besonders kleine Konflikte, Unsicherheiten oder schwierige Situationen.<br />

All das, was ich während der Traumreisen mit Renate in schönes Geschenkpapier<br />

eingepackt und mitgenommen habe.=)<br />

3.3 Mein Zu Hause und meine Familie<br />

Ich habe während meines gesamten Aufenthaltes in einer Gastfamilie gewohnt.<br />

Schon in der ersten Nacht wurde ich sehr lieb und mit großer Neugier empfangen.<br />

Nur hat mein schlechtes Spanisch die Verständigung am Anfang etwas gehemmt....<br />

Zuerst einmal zu meinem Haus. Ich habe genau in einer Marktstraße gewohnt, heißt<br />

also es war immer was los, es war immer laut und es gab immer super leckere Früchte<br />

genau vor meiner Haustür. Ich habe mich sehr schnell in den Räumlichkeiten eingelebt<br />

und mich heimisch gefühlt. Das kalte Wasser, und die Kakerlaken, naja. Aber dank<br />

meines Daseins als Pfadfinderin habe ich mit so was keine großen Probleme.<br />

Nur hatte ich nicht wirklich Privatsphäre, da man imHaus durch die nicht ganz bis an<br />

die Decke reichenden Wände alles gehört hat, aber da man fast die ganze Zeit<br />

zusammen im Wohnzimmer vrebringt, ist das ja auch nicht so dramatisch.=)<br />

Ich wurde wie eine neue Tochter, Schwester, Cousine in meiner Familie aufgenommen,<br />

die am Anfang noch aus mehr als 8 Leuten bestand. Musste aber auch feststellen,<br />

dass es gar nicht so einfach ist einen guten Mittelweg zu finden aus „Tochter“, aber


auch „selbstständiger Person“.<br />

Meine Mutter fand glaube ich einfach meine Lebensweise anfangs sehr fremd und hat<br />

es zwar akzeptiert, dass ich z.B nicht wie sie, regelmäßig in die Kirche gehe, aber es<br />

war schon seltsam für sie und sie wollte mich anfangs oft überreden mitzukommen.<br />

Nach einiger Zeit, als ich mich auch besser ausdrücken konnte, habe ich viel mit ihr<br />

geredet und wir haben auch mehr unternommen, so dass wir uns sehr gut verstanden<br />

haben.<br />

Mit meinen Brüdern habe ich mich von Anfang an super verstanden. Und als wir am<br />

Ende dann auch nur noch zu viert gewohnt haben ist das ganze Zusammen leben noch<br />

intensiver geworden und wir waren wie ein kleine Familie.<br />

Ich habe so viel mit ihnen geteilt, geredet, Gelacht, getröstet,erlebt, dass sie am<br />

Ende wirklich wie kleine Brüder und auch Freunde für mich waren zu denen ich sehr<br />

viel Vertrauen habe!!<br />

Die letzten Tage waren gleichzeitig wunderschön und schrecklich traurig mit vielen<br />

Tränen aber auch schönen Worten.<br />

Seitdem ich hier bin habe ich schon einige Male mit ihnen telefoniert und geschrieben<br />

und vermisse sie ziehmlich!<br />

Aber besonders hier wird mir nochmal klar, wie besonders dieses Zusammen leben<br />

war. Wir hätten eigentlich unterschiedlicher nicht sein können und manchmal war es<br />

auch schwierig und ich hatte Auseinandersetzungen und Kämpfe mit mir selber, aber<br />

wir haben eine wirklich enge Beziehung aufgebaut und ich glaube unglaublich viel über<br />

den Anderen und über sich selbst gelernt! Vor allem hatten wir aber einfach eine<br />

wunderschöne, für jeden sehr besondere Zeit zusammen.<br />

3.4. Popayan und Kolumbien<br />

Wie soll man das jetzt alles in einem kleinen Artikel zusammen fassen???<br />

Ein Land mit so vielen Fascetten, mit so wunerschönen Landschaften, einer unglaublich<br />

interassanten Geschichte, ganz viel Kultur und einem sehr schlechtem Ruf...<br />

Ich habe Kolumbien auf jeden Fall kennen und lieben gelernt.<br />

Was einem die Menschen aber auch sehr leicht machen. Denn jeder Neuankömmling<br />

wird angsprochen, angelacht, eingeladen und ausgefragt.<br />

Die meisten sind wirklich sehr offene, herzliche freundliche Menschen.<br />

Für mich als Deutsche, die mit intensiven Freundschaften ohne Geheimnisse und sehr<br />

langen Kennlernprozessen aufgewachsen ist natürlich vieles auch sehr oberflächlich!<br />

Aber meine ersten Tage in Deutschland haben mir gezeigt, wie unterschiedlich die<br />

gesellschaftlichen Umgangsformen sind. Während auf den deutschen Straßen<br />

hektisch aneinander vorbeigelaufen wird, schließen die Kolumbianer gerne mal<br />

Freundschaften auf der Straße, unterhalten sich mit jedem Verkäufer, machen Witze<br />

mit vorüberlaufenden Menschen und sind vor allem fast nie im Stress.<br />

Ein bisschen schade ist bei dem Ganzen, der unvermeidbare Fakt, die ganze Zeit einen


gewissen Sonderstatus zu haben, da man einfach als Blonde Europäerin sehr auffällt<br />

und vor allem viele Männerblicke und Pfiffe erntet.<br />

Aber an all die Eigenheiten der kolumbianichen Kultur habe ich mich eigentlich schnell<br />

gewöhnt. Die Verkehrsmittel, in denen man sich wirklich nie anschnallt, oder das<br />

andere, sehr reislastige Essen.<br />

Popayan hat mir zum Leben sehr gut gefallen, da es eine sehr kleine, für<br />

kolumbianische Verhältnisse ruhige Stadt ist, in der ich fast überall zu Fuß hingehen<br />

konnte und nach einiger zeit vieles kannte und meine Standard Stände, Geschäfte<br />

oder Plätze hatte.<br />

Womit ich immer ein bisschen meine Probleme hatte, als emanzipierte Deutsche, ist<br />

das Frauenbild. Vor allem wenn man die ganze zeit von Telenovelas beschallt wird...<br />

Von April bis <strong>Juni</strong> durfte ich eine wichtige politische Etappe Kolumbiens miterleben,<br />

die Präsidentschaftswahlen.<br />

Zum ersten Mal war die grüne Partei ( die es erst seit 2 Jahren in Kolumbien gibt)<br />

eine wirkliche Konkurrenz zu der rechtsautoritären uribe (bzw. jetzt Santos)-<br />

Regierung. Die Grünen wollen Kolumbien mit Leitgedanken wie „ Mit Bildung ist alles<br />

möglich“ reformieren. Jugendliche liefen überall in Popayan mit den grünen Partei t-<br />

shirts gerum, verteilten Flyer, große Gruppen von Fahrradfahren riefen Mockus<br />

Parolen ( so der Name des Kandidaten) und fuhren ihre Runden im Zentrum und<br />

natürlich zudem heftige Diskussionen in den Medien.<br />

Obwohl es natürlich noch andere Kandidaten gab, teilte die Bevölkerung sich<br />

irgendwann in 2 Gruppen auf und eigentlich bei jedem Gespräch oder beim Treffen<br />

mit Fremden wurde erstmal geklärt: Mockus oder Santos??<br />

Am Wahltag saß auch ich mit meiner Familie gespannt vor dem Fernseher und wartete<br />

auf die Ergebnisse. Letzendlich gewann Santos doch mit großer Mehrheit und die<br />

grüne Welle konnte doch nicht überschwappen....<br />

3.5. abschließende Worte<br />

Mittlerweile bin ich wieder zu Hause in Hamburg und im Moment wird mir dauernd die<br />

Frage gestellt: „ Und wie wars in Kolumbien?“ Ich habe s wirklich schon oft versucht,<br />

aber alles in 4,5 Sätzen zusammen zu fassen geht einfach nicht und selbst mit<br />

größter Überlegung und poetischer Ausreifung drückt es einfach nie, nie aus was ich<br />

alles erlebt, erfahre, gelernt, gelebt habe.<br />

Ich bin auf jeden Fall unendlich dankbar für meine tolle Zeit in der Fundacion, in<br />

meiner Familie, allgemein in Kolumbien.<br />

Ich merke aber auch, dass es ein Lebensabschnitt ist, den ich nicht einfach so hinter<br />

mir lassen und „abhaken“ möchte, da ich so vieles auch von dort mitgenommen und da<br />

gelassen habe und irgendwie auch noch ein bisschen da und noch gar nicht richtig<br />

angekommen bin.....

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