- Rundbrief - KiKo eV
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- <strong>Rundbrief</strong><br />
Informationsblatt des Kinderhilfe für Kolumbien e.V.<br />
Leibertingen<br />
Nummer: 19 Dezember 2005<br />
Liebe <strong>KiKo</strong>-Mitglieder, liebe Interessenten,<br />
abgesehen von den Bildern im<br />
Kopf des <strong>Rundbrief</strong>es, geht es in<br />
diesem Jahr im “Weihnachtsrundbrief”<br />
gar nicht weihnachtlich zu.<br />
Zu viel anderes gab es zu berichten.<br />
Aus Popayán kam wieder ein<br />
großer Teil der Beiträge – leider<br />
sind sie nicht alle erfreulich, denn<br />
es gibt Probleme mit der Vermieterin<br />
des Gebäudes, in dem die<br />
Integrative Heilpädagogische Tagesstätte<br />
CIPE untergebracht ist.<br />
Außerdem hat Renate von verschiedenen<br />
Kindern ihrer Einrichtung<br />
berichtet und zusammen mit<br />
zwei ihrer Mitarbeiterinnen einen<br />
Artikel zur Hippotherapie verfasst.<br />
Was das ist Auf Seite 8 können<br />
Sie es erfahren. Außerdem finden<br />
Sie auf den Florecer-Seiten ein<br />
Interview mit Libey, einer Schülerin<br />
von CIPE. Leider ist ihr tragisches<br />
Schicksal kein Einzelfall<br />
unter Kindern in Kolumbien.<br />
Für die Vereinsseiten hat der<br />
Vorsitzende Heinz Frick einen<br />
Beitrag über die Entwicklung<br />
CIPEs in den letzten drei Jahren<br />
verfaßt und auf den letzten Seiten<br />
finden Sie, wie schon in den<br />
letzten Jahren, den Jahresrückblick.<br />
Darin geht es diesmal um<br />
die Granda-Krise, die Entwaffnung<br />
der kolumbianischen Paramilitärs<br />
und die Verfassungsänderung, die<br />
es Präsident Uribe erlauben wird,<br />
im nächsten Jahr erneut für die<br />
Präsidentschaft zu kandidieren.<br />
Wie Sie sehen können, beginnt<br />
der <strong>Rundbrief</strong> jedoch, und hier ist<br />
er schließlich doch wieder ganz<br />
weihnachtlich, mit einem Dank an<br />
Sie, die Sie in diesem Jahr und<br />
teilweise seit vielen Jahren die<br />
Einrichtung in Popayán unterstützt<br />
haben. Diesen Dank möchte ich<br />
mit der Bitte verbinden, Renate<br />
Fricks Einrichtung auch in Zukunft<br />
die Treue zu halten.<br />
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete<br />
Weihnacht!<br />
Ihr E. Schönherr<br />
<strong>KiKo</strong> und Renate Frick sagen<br />
allen Mitgliedern, Spendern und Unterstützern<br />
Vielen Herzlichen Dank!<br />
Ein ereignisreiches Jahr neigt<br />
sich dem Ende zu. Ein Jahr, in dem<br />
sich die Fundación Florecer mit<br />
der Arbeit in der Behinderteneinrichtung<br />
CIPE und in den<br />
Flüchtlingslagern sehr erfreulich<br />
entwickeln konnte.<br />
Noch nicht wie erhofft entwickelt<br />
hat sich die Kooperation<br />
mit der FOSU, dem Verein für<br />
Vereinte Sozialarbeit in Kolumbien.<br />
Renate hat uns aber geschrieben,<br />
dass im Moment bei Florecer<br />
ein sehr positiver Prozess der<br />
Reflexion in Gang gekommen ist,<br />
da die Kooperation mit einer anderen<br />
Organisation neue Organisationsstrukturen<br />
verlangt. Renate<br />
empfindet die Reflexionen, die zur<br />
Zeit in Popayán über die<br />
gemeinsame Zukunft von Florecer<br />
und FOSU angestellt werden, als<br />
sehr konstruktiv, so dass davon<br />
ausgegangen werden kann, dass<br />
der Verein Florecer im Jahr 2006<br />
mit neuer, frischer Kraft die Arbeit<br />
weiter führen kann.<br />
Auch für Renate soll sich einiges<br />
zum Besseren verändern, vor allem,<br />
was ihren ständigen, unerhörten Arbeitseinsatz<br />
betrifft.<br />
Wie bereits berichtet, ist die<br />
Unterstützung durch die Schmitz-<br />
Hille-Stiftung nun Mitte des Jahres<br />
2005 ausgelaufen. Leider ist es uns<br />
bisher noch nicht gelungen eine<br />
andere Organisation zu finden, die<br />
durch ihre Unterstützung den<br />
Fortbestand der Einrichtung CIPE<br />
sicherstellen kann. Ganz herzlich<br />
bedanken wir uns an dieser Stelle<br />
nochmals bei der Schmitz-Hille-<br />
Stiftung, insbesondere bei deren<br />
Geschäftsführer, Herrn Ralf Kresal.<br />
Ohne ihr Engagement über die<br />
letzten drei Jahre hinweg hätte es<br />
<strong>KiKo</strong> nicht geschafft, den<br />
Fortbestand der Einrichtung zu<br />
gewährleisten.<br />
Am Ende dieses ereignisreichen Jahres bedanken wir uns bei<br />
allen Mitgliedern, allen Spendern und allen Unterstützern,<br />
ohne deren Hilfe und Einsatzbereitschaft unser Verein <strong>KiKo</strong><br />
die Fundación Florecer nicht unterstützen könnte.<br />
Heinz Frick<br />
Vorsitzender<br />
Dringende Bitte um Unterstützung in Spenden und Gebet!<br />
Wie uns Renate Frick aus Popayán berichtet, ist der Einrichtung<br />
CIPE zum 1. Januar 2006 das Gebäude gekündigt worden. Eine<br />
Vertragsverlängerung scheint nur unter unannehmbaren<br />
Bedingungen möglich. (Lesen Sie dazu den Bericht auf Seite 4.)<br />
Helfen Sie uns, der Fundación Florecer in diesem kritischen Moment<br />
beizustehen!<br />
Nehmen Sie Renate Frick und ihre Einrichtung CIPE in Ihr<br />
Gebet auf!<br />
Unterstützen Sie die Einrichtung mit einer Geldspende!<br />
Spendenkonto: <strong>KiKo</strong> e.V., Kto-Nr.: 862100 Volksbank Messkirch eG-Raiffeisenbank, BLZ: 693 620 32 Seite 1
Bericht über die Entwicklung der Fundación<br />
Florecer mit ihrer heilpädagogischen<br />
Einrichtung CIPE in den Jahren 2002 – 2005<br />
Sehr verehrte Mitglieder, Spender und Unterstützer<br />
unseres Vereines <strong>KiKo</strong> - Kinderhilfe für<br />
Kolumbien e.V.<br />
In diesem Jahr lief die Unterstützung des<br />
Vereins Fundación Florecer mit seinen Einrichtungen<br />
CIPE und Cristo y Paz durch die<br />
Schmitz-Hille-Stiftung aus. In ihrem Abschlußbericht<br />
fasste Renate Frick die Entwicklung der<br />
Einrichtung in den letzten drei Jahren noch einmal<br />
zusammen.<br />
Für uns ist das Anlass, auch Ihnen zu<br />
berichten, wie sich die Einrichtung in den letzten<br />
CIPE wurde im Jahr 1998 als<br />
private heilpädagogische Praxis<br />
gegründet und im September 1999<br />
zu einer heilpädagogischen Tagesstätte<br />
erweitert. Renate Frick konnte<br />
durch eine qualifizierte Weiterbildung<br />
die staatliche Anerkennung<br />
zur Führung eines Vereins und<br />
einer Einrichtung in Kolumbien<br />
erlangen.<br />
Renate Frick schreibt in ihrem<br />
Bericht:<br />
„War ich selbst zu Beginn meiner<br />
Tätigkeit noch sehr neu und<br />
unerfahren, nicht zu reden von der<br />
einsamen Position und oft<br />
angegriffen in meiner persönlichen<br />
Sichtweise und dem Engagement<br />
für die Behinderten, haben auch<br />
diese Jahre mich selbst sehr viel<br />
gelehrt. Ich selbst habe mit dem<br />
Projekt einen Reifeprozess erlebt,<br />
den ich am Anfang nicht für<br />
möglich gehalten hätte. Die immer<br />
wieder aufgetretenen und vielfältigen<br />
Schwierigkeiten haben<br />
mich manches Mal zermürbt und<br />
müde gemacht. Doch aufgeben, das<br />
gab es nicht.<br />
Heute kann ich sagen, die ganze<br />
Arbeit hat sich gelohnt. Vieles<br />
wurde erreicht, vieles gibt es noch<br />
zu tun. Vor allem aber konnte ich<br />
einen Veränderungsprozess im Bewusstsein<br />
vieler Menschen zu den<br />
Behinderten erreichen. Trotzdem,<br />
ich weiß, es gibt noch vieles zu tun.<br />
Dazu werde ich meine Kraft<br />
auch weiterhin schöpfen, aus dem<br />
Lächeln und den freudigen Augen<br />
meiner Kinder und Jugendlichen<br />
und vor allem aus der Kraft im<br />
Leben mit Jesus Christus.“<br />
Zum Programm CIPE<br />
Renate Frick wusste, dass es in<br />
Popayán, einer Stadt mit 300.000<br />
Einwohnern, keine Einrichtung<br />
gab, die sich für die Erziehung und<br />
Bildung von Kindern und<br />
Jugendlichen mit verschiedensten<br />
Behinderungen verantwortlich<br />
fühlte. Sie wollte deshalb einen<br />
Verein gründen, um die Tür für<br />
eben diesen Personenkreis zu öffnen.<br />
Den Schwerpunkt legte sie<br />
dann in den Stadtteil Popayans, in<br />
dem sich die ärmsten Bevölkerungsschichten<br />
niederließen.<br />
Wohl wissend, dass diese Familien<br />
wohl kaum in der Lage sind,<br />
für die Kinder Schulgeld und dergleichen<br />
zu bezahlen, hat sie das<br />
CIPE doch in dieser Gegend<br />
platziert.<br />
Das Projekt besteht inzwischen<br />
rund sechs Jahre, in denen sich die<br />
Lebensbedingungen der Kinder<br />
und Jugendlichen in Ihrem<br />
Zuhause nicht wesentlich<br />
verbessert haben. Fast alle Eltern<br />
sind noch immer ohne feste<br />
Beschäftigung und damit ohne<br />
festes Einkommen. Sehr viele<br />
Mütter sind weiter allein mit der<br />
Verantwortung für ihre behinderten<br />
Kinder. Der Staat tut immer<br />
noch nichts, außer Pläne zu<br />
drei Jahren entwickelt hat. Insgesamt können wir<br />
eine sehr erfreuliche Bilanz ziehen.<br />
Das ist vor allem auf folgende Aspekte<br />
zurückzuführen:<br />
-die finanzielle Unterstützung durch die Schmitz-<br />
Hille-Stiftung<br />
-die Zunahme der Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />
des Vereines <strong>KiKo</strong> Kinderhilfe<br />
-die ständige Fortbildung von Renate Frick und<br />
ihren Mitarbeiterinnen<br />
-die Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Einrichtung<br />
in Popayán und Umgebung<br />
schreiben. Öffentliche Gelder<br />
verschwinden in irgendwelchen<br />
„Kanälen“. Selbst Eltern teilen<br />
vielfach noch immer die öffentliche<br />
Meinung, dass ihre behinderten<br />
Kinder wert- und nutzlos<br />
sind.<br />
Insofern ist es sehr erfreulich,<br />
dass aus den anfänglichen sechs<br />
Kindern im CIPE inzwischen 25<br />
Kinder und Jugendliche geworden<br />
sind, die hier betreut werden<br />
können.<br />
Zum Programm<br />
Christus und Frieden<br />
2003 hat der Verein begonnen, in<br />
zwei Wohnvierteln mit Kindern zu<br />
arbeiten, in denen die Unterkünfte<br />
aus Wellblech, Karton, Holz,<br />
Bambus und Plastiksäcken<br />
bestehen.<br />
Rund 50 Kinder werden an zwei<br />
Tagen in der Woche vom Verein<br />
Florecer betreut. Die Kinder werden<br />
durch verschiedene Aktivitäten<br />
aus ihrem tristen Dasein befreit und<br />
lernen im Umgang mit anderen ein<br />
gewaltfreies Verhalten. Auch die<br />
pädagogische Arbeit als Ergänzung<br />
oder Vorbereitung für staatliche<br />
Schulteilnahme ist Kernpunkt der<br />
Arbeit.<br />
Christliche Erziehung, Hausaufgabenbetreuung<br />
und handwerkliche<br />
Aktivitäten geben den Kindern<br />
Möglichkeiten, ein anderes soziales<br />
Verhalten zu erlernen und so auch<br />
dem Teufelskreis der Gewalt zu<br />
widerstehen.<br />
Spendenkonto: <strong>KiKo</strong> e.V., Kto-Nr.: 862100 Volksbank Messkirch eG-Raiffeisenbank, BLZ: 693 620 32 Seite 2
Mit großer Freude haben von<br />
Beginn an die Kinder an den<br />
Aktivitäten teilgenommen. Bedingt<br />
durch die Besonderheiten in<br />
diesen ganz speziellen Armenvierteln<br />
schwankt die Teilnahme<br />
an den Aktivitäten immer wieder.<br />
Aber auch hier spricht sich herum,<br />
welche sinnvollen Tätig-keiten<br />
der Verein Florecer mit diesem<br />
Programm anbietet.<br />
So kann der Verein auch hier<br />
auf eine „fruchtbare Änderung“<br />
hinweisen. Zwar begann die<br />
Arbeit mit rund 50 Kindern,<br />
jedoch kamen diese in unregelmäßigen<br />
Abständen, blieben oft<br />
lange Zeit weg und kehrten erst<br />
um die Weihnachtszeit wieder<br />
zurück. Ganz offensichtlich kamen<br />
diese Kinder nur, um das<br />
Weihnachtsgeschenk zu erhalten.<br />
Das ist zwar verständlich, aber<br />
nicht eigentlicher Sinn der Arbeit.<br />
Durch bewusstes Hingehen in<br />
das Erziehungs- und Bildungsvorhaben<br />
dieses Programmes, sind<br />
es inzwischen 25 Kinder, die<br />
selbstständig, für sich selbst verantwortlich,<br />
kommen und an den<br />
Aktivitäten teilnehmen, weil sie<br />
den Sinn darin erkannt haben und<br />
an diesen Tagen mit Lachen und<br />
Freude bei der Sache sind.<br />
Es ließe sich noch vieles über die<br />
Fundación Florecer und die beiden<br />
Programme schreiben. Das würde<br />
aber den Rahmen des <strong>Rundbrief</strong>es<br />
sprengen.<br />
Gerne können Sie sich weiter<br />
informieren - entweder durch ein<br />
Gespräch mit dem Vorsitzenden<br />
Heinz Frick (Tel. 07466/1220) oder<br />
über die Homepage von <strong>KiKo</strong> -<br />
Kinderhilfe für Kolumbien e.V.<br />
www.kiko-ev.de oder auch auf der<br />
Homepage der Fundación Florecer<br />
www.fundacion-florecer.org -<br />
wählen Sie dort den deutschen Text.<br />
H.F.<br />
Florecer-Kalender für Kiko-Mitglieder und Interessenten<br />
Zu Weihnachten gibt <strong>KiKo</strong>,<br />
zusammen mit der Fundación<br />
Florecer einen Monatskalender für<br />
2006 heraus. Der Fotokalender zeigt<br />
Szenen aus dem Alltag in der<br />
Einrichtung CIPE. Die Bilder werden<br />
von Denksprüchen zu den<br />
Rechten der Kinder begleitet.<br />
Mitglieder des Vereins <strong>KiKo</strong>-<br />
Kinderhilfe für Kolumbien e.V.<br />
erhalten den Kalender mit diesem<br />
<strong>Rundbrief</strong> als Dankeschön für ihren<br />
Beitrag zu <strong>KiKo</strong> zugesandt.<br />
Andere Interessenten können ihn<br />
bestellen bei: Heinz Frick,<br />
Wildensteiner Str. 5, 88637 Leibertingen.<br />
(Unkostenbeitrag 8,00 €)<br />
Aktivitäten zu Gunsten von <strong>KiKo</strong><br />
im Jahr 2005<br />
-die Pfarrgemeinde Leibertingen<br />
stellt <strong>KiKo</strong> den Erlös aus dem<br />
Opferstock der Weihnachts-krippe<br />
zur Verfügung<br />
-Renate Frick hält verschiedene<br />
Vorträge, bis sie im Mai 2005<br />
nach Popayán zurückkehrt<br />
-Heinz Frick berichtet auf verschiedenen<br />
Veranstaltungen über<br />
seine Kolumbien-Reise von 2004<br />
-die Pfarrgemeinde Leibertingen<br />
spendet verschiedene Kollekten<br />
an <strong>KiKo</strong><br />
-<strong>KiKo</strong> ist wieder mit einem Stand<br />
am Wildensteiner Jahrmarkt in<br />
Leibertingen vertreten<br />
-„runde“ Geburtstags-Jubilare<br />
spenden <strong>KiKo</strong> Geldgeschenke<br />
-von Mitgliedern des Vereins<br />
werden im Raum Jena, Kelkheim,<br />
Augsburg, München, Bad Saulgau<br />
und Leibertingen Veranstaltungen<br />
durchgeführt<br />
S p e n d e n a u f r u f<br />
Es geht nun auf Weihnachten zu und viele von uns stellen sich die<br />
Fragen:<br />
Soll ich Geld für einen guten Zweck spenden<br />
Kann ich sinnvoll helfen<br />
Kommt meine Spende auch wirklich bei den Bedürftigen an<br />
Diese Fragen können wir eindeutig mit „Ja“ beantworten.<br />
Nach wie vor können wir bestätigen, dass sämtliche Spenden zu<br />
100 % und ein wesentlicher Teil der Mitgliedsbeiträge direkt bei<br />
den Bedürftigen ankommen. Mit einem geringen Teil der<br />
Mitgliedsbeiträge bestreitet der Verein <strong>KiKo</strong> seine<br />
Verwaltungskosten. Durch eine regelmäßige Rechnungslegung von<br />
Frau Frick und die Verfügungskontrolle unseres Vereins können<br />
wir diese Bestätigung auch weiter abgeben.<br />
In diesem Jahr konnten wir bisher rund € 9.600,00 an Spenden<br />
einnehmen (Vergleichszeitraum Vorjahr rd. € 12.000,00). Wir<br />
hoffen, dass wir das Spendenergebnis des Vorjahres noch erreichen<br />
können. Das wäre sehr erfreulich, aber auch erforderlich, um die<br />
erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu können.<br />
Spendenkonto: <strong>KiKo</strong> e.V., Kto-Nr.: 862100 Volksbank Messkirch eG-Raiffeisenbank, BLZ: 693 620 32 Seite 3
Seit Oktober beschäftigt uns das<br />
Problem, dass uns die Vermieterin<br />
ab Januar gekündigt hat. Aber es ist<br />
sehr schwer, ein geeignetes<br />
Gebäude zu finden, das den<br />
Ansprüchen gerecht wird, die die<br />
Arbeit mit unseren besonderen<br />
Kindern stellt.<br />
Schon das Haus, in dem sich die<br />
Einrichtung zur Zeit noch befindet,<br />
ist alles andere als ideal. Es ist<br />
zweistöckig, was für unsere Kinder<br />
sehr große Gefahren birgt. Es hat<br />
kleine und enge Zimmer, so dass in<br />
den einzelnen Klassen für<br />
Rollstühle und behinderten-gerechte<br />
Stühle kein Platz ist und auch die<br />
WC´s sind für Rollstühle nicht<br />
geeignet. Muss ein Kind im<br />
Rollstuhl auf die Toilette, dann<br />
kommt man nicht mal durch die<br />
Tür.<br />
Es ist viel zu eng und deshalb war<br />
es eigentlich schon längst<br />
notwendig, hier auszuziehen. Die<br />
Frage ist aber: Wohin<br />
Es gab verschiedene Lösungen:<br />
1. Wieder etwas zur Miete suchen.<br />
Das birgt das Risiko, dass wir<br />
wieder viel Geld für bauliche<br />
Änderungen ausgeben müssen –<br />
schon hier mußten wir für<br />
Sicherheitsgitter und Vergrößerungen<br />
bezahlen- und dabei doch<br />
von vornherein wieder beengt sind,<br />
weil das Haus nicht für unsere<br />
Bedürfnisse konstruiert ist.<br />
Oder<br />
2. Wir erwerben einen Bauplatz, um<br />
selbst zu bauen und so eine sichere<br />
eigene Einrichtung für die Zukunft<br />
zu haben, die unseren Bedürfnissen<br />
besser entspricht.<br />
Wir hatten uns für die zweite<br />
Lösung entschieden und haben<br />
begonnen, ein Finanzierungsprojekt<br />
für den Kauf eines Bauplatzes<br />
und Bau eines Gebäudes zu schreiben.<br />
Leider mußten diese Planungen<br />
aber abgebrochen werden, weil<br />
wir die Finanzierung dieses<br />
Vorhabens derzeit nicht absichern<br />
können.<br />
Inzwischen hatten wir aber<br />
immerhin geklärt, dass uns die<br />
Vermieterin den Vertrag ab Januar<br />
CIPE braucht ein neues Gebäude<br />
verlängert, so dass wir Zeit gehabt<br />
hätten, alles konkret anzugehen.<br />
Dann kam am 25. November die<br />
Vermieterin, hat mir ganz<br />
freundlich den Arm um die<br />
Schulter gelegt und – die Bedingungen<br />
für einen neuen Vertrag<br />
aufgezählt. Was sie da sagte, ist<br />
für uns einfach nicht annehmbar.<br />
Sie fordert für die Ausstellung<br />
des neuen Vertrages drei Einkommensbilanzen,<br />
das Zertifikat der<br />
Industrie – und Handelskammer,<br />
preis in dieser Gegend von höchstens<br />
$ 350.000 bis $ 400.000<br />
(113.00 - 130.00 Euro). Schon<br />
immer war klar, dass die Dame<br />
Geld geschnuppert hat. Na klar, eine<br />
Deutsche und eine deutsche<br />
Nichtregierungsorganisation – da ist<br />
es ja zu holen. ... Aber jetzt will sie<br />
noch mehr!<br />
Wir haben uns also entschlossen,<br />
das nicht mit uns machen zu lassen.<br />
Wir ziehen aus! Aber bisher haben<br />
wir nichts, wohin wir ziehen<br />
könnten. Außerdem kostet ein Um-<br />
Die Belegschaft und die CIPE-Kinder - hier noch vor der jetzigen<br />
Einrichtung versammelt<br />
einen Bürgen der mehr als zwei<br />
Mindestlöhne verdient und außerdem<br />
über Besitz (Ländereien oder<br />
Haus) verfügt.<br />
Freundlich lächelnd hat sie dann<br />
gesagt: “Machen wir jetzt einen<br />
Supervertrag, da wir ja niemals<br />
Zeit hatten und nur so ein übliches<br />
vorgedrucktes Formular verwendeten.<br />
Und da es ja verschiedene<br />
Miettarife für Kommerz und<br />
Privatnutzung gibt ...”<br />
Tja! Offensichtlich hat die Frau<br />
nicht begriffen, dass wir kein<br />
Wirtschaftsunternehmen sind.<br />
Aber was sie will, ist ganz klar.<br />
Seit zwei Jahren bezahlen wir einen<br />
total überhöhten Preis. Wir<br />
zahlen $ 590.000 (das sind 200.00<br />
Euro) bei einem normalen Miet-<br />
zug Geld. Wir müssen das Haus<br />
renovieren, Umzugskosten bezahlen<br />
usw.<br />
Deshalb bitten wir Sie:<br />
Helfen Sie uns,<br />
mit ihrem Gebet und mit Geld.<br />
Nehmen Sie uns in Ihr Gebet auf,<br />
damit wir eine neue Heimstatt<br />
finden können und spenden Sie<br />
uns, damit wir den Umzug<br />
finanzieren können.<br />
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!<br />
Renate Frick und CIPE<br />
Spendenkonto: <strong>KiKo</strong> e.V., Kto-Nr.: 862100 Volksbank Messkirch eG-Raiffeisenbank, BLZ: 693 620 32 Seite 4
Neues von Renate<br />
Hallo liebe <strong>KiKo</strong>-Mitglieder und<br />
Freunde von Florecer!<br />
!!!WASSERFREI!!!<br />
Hurraaaaahhhh!<br />
In Florecer gibt es kein Hitzefrei,<br />
aber Wasserfrei. Heute morgen<br />
beim Aufstehen (6:00 Uhr) hat die<br />
Besitzerin versucht, das spärlich<br />
fliessende Wasser im Wassertank<br />
aufzufüllen. Bis es ganz aufgehört<br />
hat zu fließen. Wie so oft. Man ist<br />
es ja gewöhnt. Strom oder Wasser<br />
fällt aus. Manchmal, weil es eben<br />
ausfällt, manchmal, weil die<br />
Guerilla irgendwas “dreht”.<br />
Jedenfalls hat es heute Morgen<br />
grad noch zum Duschen und zum<br />
Tee aufbrühen gereicht. Zum Spülen<br />
nicht mehr. Ausrufezeichen.<br />
Angekommen im CIPE, hat<br />
Angela ebenfalls schon angefangen,<br />
das spärliche Wasser im<br />
Wassertank aufzufüllen. Mit wenig<br />
Erfolg, denn wir waren zu spät.<br />
Jeder Mitarbeiter kam mit der<br />
gleichen Frage: “Hattet Ihr Wasser<br />
heute morgen”<br />
Um 8:00 Uhr kamen die<br />
Schüler/innen an: „Heute ist keine<br />
Schule, wir haben kein Wasser.“<br />
„Hurra ... Wasserfrei!“ jubelt das<br />
Personal. „Schade“ sagen die<br />
Kinder, denn die freuen sich ja auf<br />
die Schule. Alejandra, seit September<br />
bei uns, setzte sich auf den<br />
Boden und heulte, als ihre Mutter<br />
sie wieder mitnehmen wollte. Erst<br />
als sie eine Weile in ihrer leeren<br />
Aula saß, ging sie bereitwillig mit<br />
ihrer Mutter mit.<br />
Und wir Wir nutzten den Tag der<br />
„Ruhe“ aus, um die anstehenden<br />
Zeugnisse zu schreiben, Berichte<br />
etc. Und da ist einiges zu schreiben,<br />
denn wir hatten viele Neuzugänge,<br />
einige sind wieder gegangen.<br />
Im August kamen vier neue<br />
Schüler/innen, im September sechs<br />
neue Schüler/innen. Diego konnte<br />
nach drei Monaten wieder zurück in<br />
seine alte Schule. Diego ist fünf<br />
Jahre alt und hatte erhebliche<br />
Schwierigkeiten in der Vorschule.<br />
Von der Vorschulerzieherin als<br />
aggressiv, faul und lernbehindert<br />
bezeichnet, konnte ich bei dem<br />
Jungen beim spielen während des<br />
Erstgesprächs mit der Mutter keine<br />
entsprechenden Anzeichen feststellen,<br />
sondern im Gegenteil,<br />
seine Konzentration und seine<br />
Ordnung und Ruhe beim Spielen<br />
zeigten das Vorhandensein einer<br />
guten intelligenten Leistungsfähigkeit.<br />
Ich entschloss mich, den Jungen<br />
aufzunehmen, um ihm bei der<br />
Anpassung in die Schule zu<br />
helfen. Schon in den ersten Tagen<br />
zeigte sich die erhebliche Intelligenz<br />
des Jungen. Er war ein<br />
Meister im Manipulieren und,<br />
wenn ihm ein anderes Kind ein<br />
Spielzeug nicht gab, das er wollte,<br />
ein Meister im wütend werden.<br />
Außerdem war er ein lieber<br />
kleiner Junge, von der Großmutter<br />
verwöhnt, von der Mutter<br />
wurden ihm keine Grenzen<br />
gesetzt, ein Vater oder Ersatzvater<br />
war nicht vorhanden. Die Lehrerin<br />
ertrug sein Verhalten nicht und<br />
schimpfte ihn nur aus – und das<br />
vor den anderen Schüler-/innen,<br />
die ihn dann auch noch auslachten.<br />
Nun, nach drei Monaten, Ende<br />
Oktober, hatte der Junge so große<br />
Fortschritte in seinem Verhalten<br />
gemacht, dass die Mutter ihn<br />
wieder aus dem CIPE zurückzog,<br />
ihn wieder in seine Vorschule<br />
integrierte, damit der Junge das<br />
Schuljahr dort besteht. Und da ist<br />
er nun – und wird in zwei Wochen<br />
sein Vorschulzeugnis nach Hause<br />
tragen und ab Januar in die Schule<br />
eintreten können.<br />
Im August kam Joanni zu uns.<br />
Spachlos! Er war vier Jahre alt,<br />
hatte bisher keine Schule besucht.<br />
Die Eltern brachten ihn zu uns,<br />
weil er nicht redete. Im Aufnahmegespräch<br />
zeigte er keine<br />
Anzeichen von Entwicklungsverzögerungen,<br />
die auf eine<br />
hirnorganische Störung schließen<br />
ließen. Auch sonst fanden wir<br />
keine organischen Hinweise<br />
bezüglich seiner Sprachlosigkeit.<br />
Praktisch lebte der Junge vollkommen<br />
stumm. Wir integrierten<br />
ihn in die Aula der kleineren<br />
Kinder. Joanni gewöhnte sich<br />
schnell ein, blieb aber stumm.<br />
Aber er begann zu grinsen.<br />
Manchmal fragte ich mich: „Was<br />
steckt wohl hinter diesem Grinsen“<br />
Auf jeden Fall sah man den<br />
Schelm in seinen Augen, ein liebes<br />
Grinsen - wie ein Warten auf ein<br />
freundliches Wort, dann ging er<br />
wieder grinsend weg. Joanni war<br />
auf der Warteliste für die spieltherapeutische<br />
Behandlung bei mir,<br />
aber dann fand der Vater eine Arbeit<br />
in Cali (Hoffentlich ist es auch<br />
wirklich eine feste Anstellung, so<br />
wie er erhofft hat.) und die Familie<br />
zog nach Cali.<br />
Daniel ist 10 Jahre alt und seit<br />
Oktober in der Einrichtung. Er hat<br />
eine spastische Lähmung, kann aber<br />
alleine gehen - zwar mit Schwierigkeiten,<br />
aber er kommt vorwärts. Er<br />
war zuerst in einer anderen Schule,<br />
zusammen mit Daniela. Diese kam<br />
ja schon im letzten Semester zu uns,<br />
und nun kam auch Daniel, weil die<br />
Mama von Daniel von den<br />
Fortschritten Danielas hier erfuhr.<br />
Am Anfang hat Daniel furchtbar<br />
geschrieen, sobald er etwas hätte<br />
tun müssen. Dann aber fasste er<br />
wohl Vertrauen, vor allem auch zu<br />
seiner Lehrerin Oliva.<br />
Eines Tages ging ich hoch in den<br />
zweiten Stock, um etwas zu holen.<br />
Die Schüler/innen hatten gerade<br />
Pause. Einige der “Kleineren” spielten<br />
irgendwas im Nassraum. Als ich<br />
vorbeiging, fragte mich Camilito:<br />
“Was machst du, wenn die Kinder<br />
nicht gehorchen” Im Moment<br />
wusste ich gar nicht, was ich darauf<br />
sagen solle, aber dann hatte ich DIE<br />
Idee: “Dann bin ich ein Löwe”, und<br />
brüllte (nicht so ganz laut) und<br />
zeigte meine Krallen, Camilito fing<br />
zu kreischen und zu lachen an, die<br />
anderen “Kleineren” suchten mich<br />
kreischend- und ich war der Löwe.<br />
Welch Spaß!<br />
Am anderen Tag erzählte Oliva:<br />
“Renate, weißt du was: Als du dort<br />
den Löwen gespielt hat, kam Daniel<br />
angerannt- und schrie: “osa, osa<br />
(profesora, profesora = Lehrerin,<br />
Lehrerin), ein Löwe!! Und versteckte<br />
sich hinter ihrem Rücken. Wie<br />
haben wir im Büro gelacht! Natürlich<br />
klärte ihn Oliva auf! Daniel hat<br />
sein Trauma überwunden, hat mich<br />
kennengelernt - und grüsst mich.<br />
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Und was gibt es von uns zu sagen:<br />
Es gab ein bisschen Auseinandersetzungen<br />
mit dem Lehrpersonal.<br />
Mit einigen Dingen konnte ich<br />
nicht mehr einverstanden sein.<br />
Nach insgesamt drei Nachmittagen<br />
Versammlung und „Konflikte auf<br />
den Tisch bringen“, ein Suchen und<br />
Klären von Unzufriedenheiten<br />
haben sich die Spannungen<br />
aufgelöst. Und wie es dann immer<br />
so ist:<br />
Frische, reine Luft verbessert.<br />
So ist unsere Zusammenarbeit<br />
sehr viel besser, das Arbeitsklima<br />
ruht auf einer neuen, freundschaftlichen<br />
Vertrauensbasis. Die<br />
Berichte und Zeugnisse sind viel<br />
besser geworden, auch ich habe<br />
wieder mehr Lust bekommen, sie<br />
anzuleiten. Schön, denke ich gerade,<br />
dieses Jahr 2005 so abschließen<br />
zu können, und mit<br />
konkreten Vorschlägen für Verbesserungen<br />
und Erneuerungen ins<br />
Jahr 2006 zu gehen.<br />
Ich freue mich darauf; auch<br />
wenn noch einiges im Argen liegt,<br />
noch viele Schwierigkeiten und<br />
Hindernisse auf dem Weg stehendie<br />
hinter uns liegenden Schwierigkeiten<br />
haben uns gestärkt, haben die<br />
Teamarbeit und die indivi-duelle<br />
Arbeit geformt. Wenn Gott es will,<br />
so werde ich ab nächsten März<br />
spätestens persönlich Euch<br />
informieren.<br />
Viele Grüße nach Deutschland!<br />
Eure<br />
Renate Frick<br />
Ein Interview mit LIBEY LASO PRIETO, 16 Jahre<br />
von: OLIVA LORENA ZAMBRANO<br />
Lehrerin der Aula 2B<br />
Einführung: Renate Frick<br />
Libey ist seit etwas über einem Jahr bei uns im<br />
CIPE. Anfangs war sie sehr misstrauisch und ich<br />
hatte kaum Kontakt mit ihr. Oliva erzählte mir,<br />
dass Libey am Anfang immer sehr schlecht<br />
aufgelegt war, sehr fordernd, dass ihr nichts<br />
Recht war, so dass Oliva dachte: „Sie bleibt<br />
nicht lange bei uns.“ Außerdem verliebte sie sich<br />
von Anfang an in David, aber er wollte nichts<br />
von ihr wissen. Und dann -irgendwann- war das<br />
alles vorbei. Auch zu Hause hatte sie sich<br />
verändert, das erzählte sie selbst, denn anscheinend<br />
war sie unerträglich, nur schlecht aufgelegt,<br />
gab schlechte Antworten.<br />
Nach und nach öffnete sie sich ein bisschen,<br />
auch mir gegenüber. Dann sprach mich Oliva an,<br />
dass es Libey nachmittags zu Hause langweilig<br />
sei. Schon damals hatten wir die Idee,<br />
nachmittags so etwas Ähnliches wie Neigungsgruppen<br />
auf zu machen. Demnächst wollen wir<br />
beginnen, einmal nachmittags Hospitationen in<br />
bestimmten handwerklichen Arbeiten mit Libey<br />
und den anderen Jugendlichen -David, Fernando<br />
und Hollmann- durchzuführen.<br />
Im Sommer war ich mit Libey in einer Kooperative<br />
für Honigproduktion. Eine der Verkäuferinnen<br />
dort ist Constanza, die vor einiger Zeit<br />
einmal bei uns gearbeitet hat. Sie ist selbst<br />
körperbehindert. Constanza freut sich sehr, diese<br />
Jugendlichen einen Nachmittag lang begleiten<br />
und orientieren zu können. Und ich weiß, dass<br />
sich vor allem diese beiden “Mädchen” sehr gut<br />
verstehen werden. Als ich zu Libey sagte, dass<br />
sie und Hollmann (18 Jahre) die Hospitation<br />
zusammen durchführen können, meinte sie:<br />
”Besser mit David”. Ich verstand – man sieht<br />
David (14,5 Jahre) ja an, wie zufrieden er mit<br />
seiner Libey ist.<br />
Auf dem Weg zur Kooperative erzählte mir<br />
Libey einen Teil ihrer Lebensgeschichte. Ich<br />
finde, dass sie es Wert ist, aufgeschrieben zu<br />
werden. Deshalb bat ich Oliva für die Leser/innen<br />
in Deutschland ein Interview mit Libey zu<br />
machen.<br />
Bitte achten Sie darauf: Libey spricht im Interview<br />
zunächst von ihrem Papa, aber es ist ihr<br />
Großvater ...<br />
Oliva: Sag mir, wie alt bist du<br />
Libey: Sechzehn Jahre<br />
Oliva: Weißt du, wie deine Schule<br />
heißt<br />
Libey: Ja, Fundación Florecer<br />
Seit wann geht du hier zur Schule<br />
Ein Jahr.<br />
Wie haben Deine Eltern von der<br />
Fundación erfahren<br />
Mein Papa ist mit mir zu einem<br />
Arzt gegangen, um meinen Kopf<br />
untersuchen zu lassen. Und dort<br />
gab es einige Papiere von euch<br />
und der Arzt hat meinem Papa<br />
eines gegeben und mein Papa hat<br />
angerufen und sie haben ihm<br />
einen Termin gegeben.<br />
Und wie war das, was hast du gefühlt,<br />
als du mit deinem Papa zum<br />
Vorstellungsgespräch gekommen<br />
bist<br />
Ich hatte etwas wie Angst.<br />
Und warum<br />
In Rosas hatte ich eine Lehrerin,<br />
die immer schimpfte. Sie<br />
mochte mich nicht.<br />
Ja, wie lange bist du dort zur<br />
Schule gegangen<br />
Ungefähr sechs Jahre.<br />
In welcher Klasse warst du<br />
In der zweiten.<br />
Warst du mit Kindern deines Alters<br />
zusammen in der Klasse<br />
Ja, sie waren groß, obwohl es<br />
auch einige Kleine gab. Aber<br />
danach hat es mich so gelangweilt<br />
und ich habe das Schuljahr<br />
nicht beendet. Ich habe zu<br />
meinem Großvater gesagt, dass<br />
ich nicht mehr zurück will. Ich<br />
habe geweint, damit sie mich<br />
nicht mehr schicken sollten. Er<br />
bestand darauf, aber schließlich<br />
akzeptierte er es und ich ging<br />
nicht mehr in die Schule zurück.<br />
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Warum hat es dich gelangweilt<br />
Weil ich nichts verstanden habe.<br />
Warum hast du deinen Großeltern<br />
gesagt, dass du nicht mehr zurück<br />
willst und nicht deinen Eltern<br />
Meine Großeltern sind die, die<br />
mich großgezogen haben und für<br />
mich sorgen, denn meine Eltern<br />
haben sie umgebracht, als ich ein<br />
Baby war. Natürlich sage ich zu<br />
ihnen Papa und Mama.<br />
Erinnerst du dich an etwas von<br />
ihnen<br />
Oh nein, ich kenne sie nur von<br />
Fotos. Meine Schwester erinnert<br />
sich an sie, sie war sieben Jahre<br />
und mein Bruder war vier Jahre.<br />
Aber er erinnert sich auch nicht<br />
an sie.<br />
Weißt du, wer sie umgebracht hat<br />
Meine Großeltern erzählen, dass<br />
meine Eltern Händler waren und<br />
dass sie auf die Dörfer reisten<br />
und Eis verkauften. Und in<br />
einem Dorf im Cauca (Dto.<br />
Cauca) hat das Militär sie mit<br />
den Guerilleros verwechselt und<br />
sie erschossen.<br />
Das ist etwas sehr trauriges. Aber<br />
dank dem Herrn, dass es dir gut<br />
geht, und dass du Großeltern hast,<br />
die dich mögen und für dich<br />
sorgen so wie deine Eltern es<br />
getan hätten.<br />
Mein Opa hat sehr darunter<br />
gelitten. Meine Oma sagt, dass<br />
mein Opa ein ganzes Jahr krank<br />
war wegen dem Tod seiner<br />
Tochter und seines Schwiegersohnes.<br />
Wo hab Ihr gewohnt<br />
In Piedra Sentada, einem Dorf<br />
bei Rosas. Meine Großeltern haben<br />
uns dann nach Rosas geholt.<br />
Und jetzt lebt ihr in Popayán<br />
Ja, weil meine Geschwister und<br />
ich hierher gekommen sind, um<br />
zu lernen. Aber meine Großeltern<br />
leben immer noch in<br />
Rosas.<br />
Erzähl mir,<br />
was du in der<br />
Fundación<br />
gelernt hast.<br />
Viele Sachen.<br />
Was für Sachen<br />
Meine Großeltern<br />
sagen,<br />
dass ich mich<br />
sehr verändert<br />
habe, seit<br />
ich in der<br />
Fundación<br />
bin.<br />
Ja, und warum<br />
Ich bin<br />
glücklich und<br />
habe nicht<br />
mehr so<br />
schlechte<br />
Laune wie<br />
früher. Da<br />
hatte ich nur<br />
schlechte Laune.<br />
Oliva: Was gefällt dir am besten am<br />
lernen hier<br />
Libey: Alles, alles. Die Lehrerinnen,<br />
Hippotherapie, Hydrotherapie,<br />
Fonoaudiologie und die<br />
Freunde.<br />
Oliva: Kannst du lesen<br />
Libey: Ein bisschen. Ich bin<br />
gerade dabei, es hier zu lernen.<br />
Oliva: Und willst du hier bleiben<br />
Libey: Natürlich, natürlich!<br />
(das Interview mit Libey wurde im<br />
Sommer 2005 geführt)<br />
Leider ist Libey kein Einzelfall. Die alltägliche Gewalt in Kolumbien hat viele Kinder zu Waisen<br />
gemacht. Dabei ist egal, ob ihre Eltern zu einer bewaffneten Gruppen gehörten oder nur zufällig<br />
zwischen die Fronten gerieten. Die Kinder sind unschuldig an dem Schicksal, das sie getroffen hat.<br />
Besonders schwer trifft es behinderte oder problematische Kinder, die zusätzliche Aufmerksamkeit<br />
und Förderung brauchen. Diese Aufmerksamkeit kann ihnen ihre Umgebung häufig nicht geben –<br />
sei es, weil es die Lebensverhältnisse nicht zulassen oder sei es, weil bei ihren Bezugspersonen das<br />
Verständnis für die besonderen Bedürfnisse dieser Kinder nicht vorhanden ist.<br />
Der Verein Fundación Florecer bietet mit der Integrativen Heilpädagogischen Tagesstätte CIPE<br />
eine Einrichtung an, in der behinderte und sozial benachteiligte Kinder von Fachkräften betreut<br />
und gefördert werden. Mit seinem Programm Cristo y Paz erreicht er Kinder in den<br />
Flüchtlingsviertel von Popayán, denen er mit seiner Friedenserziehung Auswege aus dem<br />
Kreislauf der Gewalt aufzeigt.<br />
Helfen Sie denen, die sich nicht selbst helfen können! Helfen Sie den Kindern in Popayán!<br />
Unterstützen Sie die Arbeit der Fundación Florecer.<br />
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Die Hippotherapie aus der Sicht der Praktiker<br />
Seit zwei Jahren haben Renate<br />
Frick und ihre Mitarbeiterinnen<br />
therapeutisches Reiten in ihr<br />
Behandlungsprogramm aufgenommen.<br />
Das mag diesen oder<br />
jenen Leser überraschen, denn<br />
bei uns gilt Reiten inzwischen<br />
fast als luxuriöses Vergnügen.<br />
In Kolumbien dagegen ist das<br />
Pferd, besonders in den ländlichen<br />
Gegenden, häufig noch<br />
das gebräuchlichste Transportund<br />
Fortbewegungsmittel. Hier<br />
sind Pferde wirklich noch Nutztiere.<br />
Bis vor Kurzem hätte sich die<br />
Polizei von Popayán sicher<br />
nicht träumen lassen, dass ihre<br />
Pferde auch für therapeutische<br />
Zwecke „genutzt“ werden könnten.<br />
Lesen Sie im folgenden<br />
Artikel, was sich mit der Hippotherapie<br />
für die Kinder von<br />
CIPE erreichen läßt.<br />
Um es nicht zu verschweigen:<br />
Manchmal ist es nicht ganz einfach<br />
mit dem Programm der Hippotherapie.<br />
Am Anfang dieses Jahres<br />
wurde es sogar von der Polizei<br />
ganz aus dem Programm gestrichen.<br />
Die Polizei nahm es raus aus<br />
ihrem Programm – und wir nahmen<br />
es rein ins Gebet.<br />
Kurz vor den Ferien, im Juni,<br />
suchten sie uns dann sogar. Damit<br />
wir sofort wieder anfangen. So<br />
schnell ging das gar nicht bei uns,<br />
wie sie wieder anfangen wollten.<br />
Aber die Polizei des Cauca hatte<br />
NATIONALEN BEFEHL bekommen,<br />
das Programm der Hippotherapie<br />
SOFORT wieder aufzunehmen.<br />
Na, da ging es schnell. So<br />
schnell, dass wir sogar die Kinder<br />
zu Hause angerufen haben, die die<br />
nötigen Papiere schon besorgt hatten,<br />
damit sie in den Ferien zur<br />
Polizei in die Hippotherapie gehen.<br />
Seit Schulbeginn sind wir wieder<br />
alle dabei. Zu Claudia, unserer<br />
Physiotherapeutin, und den Lehrerinnen<br />
ist Amparo, die Logopädin,<br />
gekommen. Außerdem begleite ich<br />
sie als heilpädagogisch orientierte<br />
Psychotherapeutin.<br />
Camilo, Franzisco und Fernando sind mit sichtlicher Freude dabei<br />
Hippotherapie aus der Sicht<br />
der Logopädie<br />
Wie bringt ein Pferd einer Person<br />
das Sprechen bei<br />
Gehen wir viele, viele Jahre<br />
zurück. Die Griechen im Jahre 400<br />
vor Christus, unter ihnen der Vater<br />
der Medizin, Hippokrates, haben<br />
den Menschen, die an einer<br />
unheilbaren Krankheit litten, das<br />
Reiten empfohlen. Viel später, im<br />
XVII Jahrhundert, haben die Ärzte<br />
ihren Patienten empfohlen, die<br />
Gicht durch das Reiten zu<br />
bekämpfen.<br />
So entstand die Hippotherapie –<br />
das Wort stammt von der griechischen<br />
Vokabel „hippos“ für<br />
„Pferd“ ab-, die die dreidimensionalen<br />
Bewegungen des Pferdes für<br />
die Stimulation der Muskeln und<br />
Artikulation benutzt und gleichzeitig<br />
auch zur Intelligenzentwicklung<br />
beiträgt.<br />
Aber was bedeutet das für unsere<br />
Schüler/innen im CIPE, die ja nun<br />
nicht krank sind oder gar an Gicht<br />
leiden<br />
Es stellt eine wichtiges Hilfsinstrument<br />
für den Erwerb der Sprache<br />
dar. Sprache ist nicht nur<br />
verbales Reden, Sprache ist auch<br />
nonverbal. Man drückt sich aus<br />
durch Gesten, durch Mimik, durch<br />
Bewegungen.<br />
Einmal, während David hoch oben<br />
auf den Pferd saß, im Trab,<br />
schmetterte er lauthals das Lied:<br />
„Florecer, wir lieben dich...“ oder<br />
ein Jauchzer der Freude von<br />
Camilito auf dem Rücken eines<br />
Pferdes. „Artikulationsförderung“<br />
nennt es Amparo, die Logopädin,<br />
während wir zu zweit an diesem<br />
Artikel schreiben. Der Akt des<br />
Reitens fördert die Sozialisation und<br />
verringert Ängste, mit anderen in<br />
Kontakt zu treten. Außerdem ist der<br />
„Reiter“ auch über das Pferd in<br />
Kontakt mit dem interdisziplinären<br />
Team, das die Therapie durchführt.<br />
Wenn beispielsweise ein Kind mit<br />
einer schweren geistigen Behinderung<br />
oder mit autistischen<br />
Zügen das Pferd umarmt, dann<br />
drückt das Kind aus: „Ich mag<br />
dich“. Außerdem lernen die Kinder<br />
leichter, Anordnungen zu verstehen<br />
und sie zu befolgen. Sagt man<br />
einem Kind, es soll die Arme heben<br />
und zeigt ihm die Bewegung,<br />
dann macht das Kind es sofort nach,<br />
denn so ist es größer. So lernt es,<br />
verbunden mit dem Reiten, auch<br />
viele andere Ausdrücke und Anordnungen.<br />
Das wichtigste Element der<br />
Motivation ist dabei das Pferd.<br />
Also zweifeln wir nicht mehr,<br />
wenn uns jemand sagt, dass das<br />
Pferd einen Jeden zum Reden<br />
bringt!<br />
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Die Hippotherapie aus<br />
psychotherapeutischer Sicht<br />
Wir fühlen uns sehr wohl in der<br />
Hippotherapie. Nicht nur die<br />
Kinder, auch wir Erwachsenen fühlen<br />
uns pudel-, pferdepudelwohl.<br />
Obwohl wir ja nicht aufs Pferd steigen,<br />
nur manchmal mit einem/r<br />
Schüler/in, sind wir alle zufrieden.<br />
Die Kinder sind sichtlich entspannt.<br />
Hoch auf dem Pferd überwinden sie<br />
Ängste und Unsicherheiten. Sie<br />
sind glücklich und stolz. Das Pferd<br />
lädt ein, es zu streicheln.<br />
Der Mensch und das Pferd! Unbewusst<br />
vermittelt das Bild eines<br />
Reiters tiefe Freundschaft und<br />
Treue, Mensch und Pferd sind eins.<br />
Die Bewegungen des einen setzen<br />
sich als Bewegungen im andern<br />
fort, es entsteht eine Synthese. Es<br />
entsteht Vertrauen, Sicherheit. So<br />
war es, als man als Baby von der<br />
Mutter getragen wurde: die perfekte<br />
Synchronie der Bewegung zweier<br />
Körper. Die Harmonie der Bewegungen,<br />
das Empfinden, dass der<br />
Freund einen trägt.<br />
Das sind psychische Empfindungen,<br />
die viele unserer Schüler/innen<br />
als Säuglinge vermissten oder auch<br />
als größere Kinder noch immer vermissen.<br />
Die einen wegen ihre physischen<br />
Behinderung, die anderen<br />
durch eine Cerebralparese, die das<br />
Empfinden dieser frühkindlichen<br />
Stimulierungen erschwert. Andere<br />
wiederum haben durch traumatische<br />
Einflüsse als Baby, etwa infolge<br />
von Gewalt, diese wichtigen<br />
Erfahrungen nicht machen können.<br />
Auf dem Reitgelände der Polizei<br />
entdeckte ich noch einen anderen<br />
wichtigen Aspekt: der Polizist als<br />
Polizei“mann“. Er flösst ganz auf<br />
die klassische Art und Weise Autorität<br />
ein, aber Autorität, die Vertrauen<br />
und Sicherheit verspricht.<br />
Die Polizei,,männer“ empfangen<br />
uns, heißen uns willkommen und<br />
ich kann sagen, dass sie unsere<br />
Schüler/innen mögen. Sie empfangen<br />
sie mit der Liebe und der Geduld,<br />
die sie verdienen. So können<br />
einige ihr schlechtes Bild vom<br />
“Mann” berichtigen. Sie erfahren,<br />
dass ein Mann nicht nur schlägt,<br />
schreit, trinkt, misshandelt oder<br />
ausbeutet (sexuell).<br />
Es ist wichtig, dass das nicht<br />
verallgemeinernd aufzufassen ist,<br />
sondern dass es der traurige<br />
Hintergrund vieler Kinder ist. Die<br />
Polizei“männer” erfüllen die<br />
unbewusste Versprechung, dass<br />
der Mann, der Vater auf einen aufpasst,<br />
für einen sorgt, einem echte<br />
Zärtlichkeit und Liebe gibt. Ich<br />
freue mich, diese Männer im Polizeigelände<br />
kennen gelernt zu<br />
haben. Sie können Liebe und<br />
Freundschaft geben, ohne behinderte<br />
Kinder zu diskriminieren. Sie<br />
erlauben uns, das offene Feld des<br />
Polizeigeländes zu “erobern”. Da<br />
ist Platz zum Rennen und Spielen<br />
(“Der Fuchs geht um ...”), um<br />
unsern Friedensbaum zu pflegen,<br />
um Aloe zu säen und zu lachen,<br />
wenn der neue Kommandant der<br />
Reitabteilung mit Fernando und<br />
den Hunden Fußball spielt.<br />
In wenigen Worten: eine Insel<br />
der Freundschaft, des Friedens, der<br />
Wertschätzung, der Achtung für<br />
den Anderen, zum spielen, lachen,<br />
ausprobieren…..<br />
Hippotherapie und<br />
Physiotherapie<br />
Ich, Claudia Molina, danke Gott<br />
für die schöne und wertvolle Gelegenheit,<br />
in dieser Fundación zu<br />
arbeiten. Zuerst, als die Fundación<br />
während meines Physiotherapiestudiums<br />
zu meiner Ausbildung<br />
beitrug, und jetzt als angestellte<br />
Physiotherapeutin. So hat sich im<br />
Laufe der Zeit eine Liebe zu den<br />
Schüler/innen entwickelt, die uns<br />
jeden Tag neu motiviert, uns noch<br />
mehr für eine Verbesserung unserer<br />
Arbeit mit diesen Kindern<br />
einzusetzen. So freut es mich auch,<br />
dass wir unsere Schüler/innen wieder<br />
in die Hippotherapie begleiten<br />
können.<br />
Was hat nun die Physiotherapie<br />
mit der Hippotherapie zu tun<br />
Was ist das eigentlich Es ist ein<br />
passives Reiten, das die Bewegungen<br />
des Pferdes ausnutzt. Es vermittelt<br />
110 motorische Impulse pro<br />
Minute in einer Menge dreidimensionaler<br />
Bewegungen: Vorwärts –<br />
und Rückwärtsbewegungen, Auf -<br />
und Abwärtsbewegungen. Die<br />
Muskeln und die Bewegungsartikulation<br />
werden stimuliert.<br />
Das Reiten vermittelt durch die<br />
rhythmischen, sich wiederholenden<br />
und sich ändernden Bewegungen<br />
des Pferdes eine Serie von sensorischen<br />
Empfindungen. Die motorischen<br />
Antworten im Reiter sind<br />
ähnlich der menschlichen Bewegung<br />
des Gehens. Die sich ändernden<br />
Gangarten des Pferdes ermöglichen,<br />
die verschiedenen motorischen<br />
Impulse zu variieren.<br />
Die wichtigsten therapeutischen<br />
Resultate sind dabei:<br />
° Regulierung der Muskelspannung<br />
und der damit verbundenen<br />
Bewegungen, Automatisierung<br />
der Bewegungen,<br />
° Förderung der visuellen, akustischen,<br />
taktilen und kinästhetischen<br />
Wahrnehmung und der<br />
Körperbewusstheit<br />
° Stabilisierung der Kopfhaltung,<br />
des Gleichgewichtsempfindens<br />
und der motorischen Koordination<br />
° Verbesserung der Konzentration<br />
und der Aufmerksamkeit<br />
° Erhöhung des Selbstwertgefühls<br />
und des Selbstvertrauens<br />
° Verringerung der Aggressivität<br />
und Entwicklung des Verantwortungsgefühls<br />
Seit zwei Jahren führen wir die<br />
Hippotherapie mit diesen Schüler-<br />
/innen durch und die Kinder haben<br />
sich sowohl physisch als auch<br />
emotional sehr gut entwickelt. Es<br />
gibt sogar einige Schüler/innen, die<br />
so viel Vertrauen zum Pferd<br />
entwickelt haben, dass sie alleine<br />
reiten können.<br />
Renate Frick,<br />
Amparo Lopez (Logopädin),<br />
Claudia Molina (Physiotherapeutin)<br />
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Wieviel Gerechtigkeit darf der Frieden kosten<br />
Während am Ende diesen Jahres<br />
die rechtsextremen AUC dem<br />
Präsidenten Probleme bereiten,<br />
war es an seinem Anfang das entgegengesetzte<br />
politische Lager.<br />
Denn im Januar 2005 entwickelte<br />
sich aus der Affäre um die Festnahme<br />
von Rodrigo Granda, des<br />
„Außenministers“ der Guerrillaorganisation<br />
FARC, die schwerste<br />
diplomatische und politische Krise<br />
zwischen Kolumbien und seinem<br />
Nachbarland Venezuela seit fast<br />
zwanzig Jahren.<br />
Granda war am 14. Dezember<br />
2004 von der kolumbianischen<br />
Polizei in der Grenzstadt Cúcuta<br />
verhaftet worden. Einige Tage<br />
später wurde jedoch bekannt, dass<br />
er am Tag zuvor von venezolanischen<br />
Sicherheitskräften in<br />
Caracas verhaftet und dann nach<br />
Cúcuta überführt worden war. Als<br />
sich herausstellte, dass die Venezolaner<br />
für ihre „Mitarbeit“ Lösegeld<br />
der kolumbianischen Regierung<br />
erhalten hatten, war der<br />
Skandal perfekt.<br />
Venezuela beschuldigte die kolumbianische<br />
Regierung der Bestechung<br />
und der Lüge. Am 14. Januar<br />
2005 verlangte Hugo Chávez,<br />
der Präsident Venezuelas, eine<br />
Entschuldigung für die Verletzung<br />
der Souveränität seines<br />
Landes. Am selben Tag wurden<br />
der venezolanische Botschafter aus<br />
Bogotá abberufen und die gemeinsamen<br />
Wirtschaftsbeziehungen<br />
unterbrochen.<br />
Präsident Uribe seinerseits bemühte<br />
sich zunächst, den Ball niedrig<br />
zu halten. Das Problem sei<br />
nicht Venezuela, sondern die<br />
FARC. Vordringlich gehe es um<br />
die Bekämpfung des Terrorismus.<br />
Am 14. Januar nahm auch Uribe<br />
zu der eskalierenden Krise Stellung,<br />
lieferte Chávez aber nicht die<br />
gewünschte Entschuldigung. Dafür<br />
wurden am 20. Januar 2005 dem<br />
Außenminister Venezuelas Dokumente<br />
vorgelegt, die die Unterstützung<br />
von 7 Mitgliedern der<br />
FARC und einem Führungsmitglied<br />
der ELN durch venezolanische<br />
Behörden belegen. Auch<br />
Rodrigo Granda hatte sich, seit<br />
Januar 2004 sogar mit venezolanischem<br />
Paß, in Venezuela frei<br />
Die Verhaftung Rodrigo Grandas wurde zum Auslöser für die schwerste<br />
Krise zwischen Kolumbien und Venezuela seit fast zwanzig Jahren.<br />
bewegen können und hatte noch im<br />
Dezember 2004 die FARC auf<br />
einer Konferenz in Caracas offiziell<br />
vertreten. Die Vorwürfe Kolumbiens<br />
lauteten, dass Venezuela „in<br />
aktiver und passiver Weise“<br />
Terroristen Unterschlupf gewähre,<br />
seinen Verpflichtungen bei der Bekämpfung<br />
des Terrorismus nicht<br />
nachkomme und zugelassen habe,<br />
dass sich verschiedene Einheiten<br />
der FARC Rückzugsräume in<br />
Venezuela geschaffen haben.<br />
In der Krise stellte sich die<br />
kolumbianische Öffentlichkeit hinter<br />
ihren Präsidenten. Das war nicht<br />
selbstverständlich, da zu diesem<br />
Zeitpunkt die Frage einer zweiten<br />
Amtszeit Uribes heftig und kontrovers<br />
diskutiert wurde. Auf internationalem<br />
Parkett unterstützten die<br />
USA, ohnehin mit dem linken<br />
Präsidenten Chávez aufs herzlichste<br />
verfeindet, die Position Uribes.<br />
Im letzten Januardrittel verstärkten<br />
sich die internationalen Bemühungen<br />
um die Beilegung des<br />
Konflikts. Zunächst hatten sich<br />
Peru und Brasilien als Vermittler<br />
angeboten, doch den Durchbruch<br />
brachten schließlich Bemühungen<br />
Fidel Castros, den Uribe am 21.<br />
Januar um Vermittlung gebeten<br />
hatte. Über Castro, der ein enger<br />
politischer Freund Präsident<br />
Chávez’ ist, fanden die verstrittenen<br />
Parteien schließlich einen<br />
Ausweg aus der Krise.<br />
In zwei Kommuniqués sagte Kolumbien<br />
am 28. Januar eine „Untersuchung<br />
der Umstände, die der Öffentlichkeit<br />
bekannt sind“ zu und<br />
kündigte ein Treffen beider<br />
Staatspräsidenten an. Dieses<br />
Treffen fand am 15. Februar statt<br />
und wurde mit fast übertriebener<br />
Herzlichkeit und Harmonie<br />
begangen. Der Fall „Granda“<br />
wurde mit keinem Wort erwähnt,<br />
dagegen betonte man die<br />
Gemeinsamkeiten beider „Brudervölker“<br />
und Chávez versicherte,<br />
dass er jede Art von Terrorismus<br />
schärfstens bekämpfe. So viel<br />
Harmonie wurde in den Medien<br />
Kolumbiens mit Erstaunen und<br />
Skepsis zur Kenntnis genommen,<br />
insgesamt aber überwog die Erleichterung,<br />
dass zu normalen<br />
Wirtschafts- und Handelsbeziehungen<br />
zurückgekehrt wurde. Wie<br />
haltbar die neue Brüderlichkeit<br />
zwischen den beiden Nachbarstaaten<br />
ist, wird sich erst noch<br />
zeigen müssen, denn die Regierungen<br />
beider Länder könnten<br />
unterschiedlicher kaum sein.<br />
Immerhin liegen gute Wirtschaftsbeziehungen<br />
und eine sichere gemeinsame<br />
Grenze sowohl im<br />
Interesse der rechten USA-Freunde<br />
um Uribe wie der linken USA-<br />
Hasser um Chávez.<br />
Die Granda-Krise hat erneut<br />
gezeigt, dass der kolumbianische<br />
Konflikt die gesamte Region<br />
erfaßt. Die kolumbianische Guerrilla<br />
operiert längst auch in den<br />
Nachbarländern und hat sich dort<br />
Rückzugsräume geschaffen. Auch<br />
die Regierungen der Nachbarländer<br />
Kolumbiens müssen sich zu<br />
den Aktivitäten der Guerrilla auf<br />
ihrem Territorium positionieren.<br />
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Besonders Hugo Chávez ist dabei<br />
in die Zwickmühle geraten.<br />
Einerseits steht es ihm als Regierungschef<br />
schlecht an, mit den<br />
FARC eine Gruppierung zu unterstützen,<br />
die international als „terroristische<br />
Organisation“ eingestuft<br />
ist. Zum anderen aber versteht<br />
H. Chávez, Präsident Venezuelas<br />
sich die Guerrilla selbst als „bolivarianische<br />
Kraft“ und damit der<br />
„bolivarianischen Revolution“, der<br />
neuen sozialistischen Bewegung<br />
Hugo Chávez’, nahe stehend.<br />
International hat der Konflikt bewiesen,<br />
dass die Länder Südamerikas<br />
willens und in der Lage sind,<br />
bilaterale Konflikte zu entspannen<br />
und friedlich zu lösen. Dabei darf<br />
durchaus gewürdigt werden, dass<br />
es Vertreter linker wie rechter<br />
Regierungen waren, die zur<br />
Beilegung der Krise beigetragen<br />
haben.<br />
Im nationalen Horizont Kolumbiens<br />
lautet die wohl wichtigste<br />
Frage dieses Jahres: Wieviel<br />
Gerechtigkeit darf der Frieden<br />
kosten Den konkreten Anlass für<br />
diese Frage liefert der Verlauf der<br />
Entwaffnung der AUC, der Autodefensas<br />
Unidas de Colombia.<br />
Dieser Dachverband der paramilitärischen<br />
Gruppen Kolumbiens<br />
hatte sich nach einer einseitigen<br />
Waffenstillstandserklärung im Juli<br />
2003 mit der Regierung Uribe<br />
darauf geeinigt, bis Ende 2005 die<br />
Mehrheit seiner Mitglieder zu demobilisieren.<br />
Entsprechend dieser<br />
Vereinbarungen hatten im November<br />
2003 Einheiten der AUC mit<br />
der Abgabe ihrer Waffen begonnen.<br />
Die Entwaffnung wurde auch<br />
im Folgejahr und 2005 fortgesetzt,<br />
so dass inzwischen etwa 11.000<br />
Paramilitärs entwaffnet wurden.<br />
Auch Salvatore Mancuso, der<br />
Nachfolger des unter mysteriösen<br />
Umständen verschwundenen<br />
obersten AUC-Kommandanten<br />
Carlos Castaño, hat sich im<br />
Februar 2005 symbolisch entwaffnen<br />
lassen und seine Funktion in<br />
der AUC-Führung aufgegeben.<br />
Der Demobilisierungsprozess<br />
der AUC wurde von Anfang an von<br />
erheblichen Zugeständnissen der<br />
kolumbianischen Regierung begleitet.<br />
2003 hatte sie zugesagt, sich<br />
um die schnelle Integration der<br />
entwaffneten Kämpfer zu bemühen<br />
und ihnen bei Bedarf finanzielle<br />
Unterstützung zu gewähren. Im<br />
2004 getroffenen Abkommen von<br />
Santa Fé de Ralito räumte sie dann<br />
den Anführern der AUC eine 370<br />
km² große Schutzzone ein, innerhalb<br />
derer die Haftbefehle gegen<br />
die AUC-Führung ausgesetzt sind<br />
und die vom kolumbianischen<br />
Militär abgesichert wird. Die Paramilitärs<br />
dürfen sich hier eigene<br />
Schutztruppen mit insgesamt bis zu<br />
400 Mann Stärke halten. Um die<br />
Demobilisierung nicht zu gefährden,<br />
war die Regierung auch bereit,<br />
zu ignorieren, dass seit Verkündung<br />
des Waffenstillstands von Kämpfern<br />
der AUC weit über 2000<br />
Tötungsdelikte begangen wurden.<br />
Zur Unterstützung der Demobilisierung<br />
hat der kolumbianische<br />
Kongress am 22. Juni 2005 das<br />
Gesetz Justicia y Paz („Gesetz über<br />
Gerechtigkeit und Frieden“) verabschiedet.<br />
Das Gesetz regelt unter<br />
anderem den juristischen Umgang<br />
mit den Verbrechen, die die Paramilitärs<br />
begangen haben.<br />
Gerade weil die AUC der gewalttätigste<br />
Akteur im kolumbianischen<br />
Bürgerkrieg sind, auf dessen<br />
Konto eine Unzahl von<br />
Massakern an der Zivilbevölkerung<br />
geht, muss erschrecken, dass das<br />
neue Gesetz den Verantwortlichen<br />
de facto Straffreiheit gewährt oder<br />
allenfalls geringe Strafen zulässt.<br />
Selbst bei schweren Verletzungen<br />
der Menschenrechte sind<br />
nur Strafen zwischen fünf und acht<br />
Jahren vorgesehen, die auch<br />
außerhalb von Gefängnissen verbüßt<br />
werden können. Entwaffnete<br />
Kämpfer sind nicht zur Ablegung<br />
von Geständnissen verpflichtet.<br />
Räumt ein Beschuldigter ihm<br />
vorgeworfene Taten ein, erfolgen<br />
keine Ermittlungen. Vermutet der<br />
Staatsanwalt die Beteiligung an<br />
weiteren Taten, so ist er an eine<br />
Ermittlungsfrist von nur 60 Tagen<br />
gebunden. Da der Sonderstaatsanwaltschaft<br />
für Gerechtigkeit und<br />
Frieden nur 20 Ermittler zugeteilt<br />
S. Mancuso, Ex-Paramilitär<br />
sind, ist abzusehen, dass der größte<br />
Teil der Verbrechen der Paramilitärs<br />
ungesühnt bleiben wird.<br />
Das Gesetz Justicia y Paz ist<br />
deshalb von Menschenrechtsgruppen<br />
wie amnesty international,<br />
Peace Brigades International und<br />
dem deutschen kolko – Menschenrechte<br />
für Kolumbien e.V., heftig<br />
kritisiert worden, da es de facto<br />
eine „Amnestie für die Verantwortlichen<br />
für Massaker, Vertreibungen<br />
und Entführungen“<br />
bedeute. Die Menschenrechtsorganisationen<br />
kritisieren auch, dass<br />
die Opfer der Paramilitärs an den<br />
Verfahren nicht beteiligt werden.<br />
Einen Entschädigungsanspruch<br />
haben sie nur, wenn die Täter verurteilt<br />
wurden. Weder die materiellen<br />
Rechte der Opfer auf Wiedergutmachung<br />
noch ihr ideelles<br />
Recht auf Wahrheit und auf Aufklärung<br />
der AUC-Verbrechen<br />
werde durch das Gesetz gefördert.<br />
Schließlich betreffe das Gesetz nur<br />
Personen und Personengruppen,<br />
garantiere jedoch nicht die Zerschlagung<br />
der paramilitärischen<br />
Strukturen. Die vom Gesetz legitimierte<br />
Straflosigkeit ermögliche<br />
vielmehr, dass die paramilitärischen<br />
Truppen „recycelt und<br />
legalisiert“ werden.<br />
Insgesamt ist zu erwarten, dass<br />
der von den Paramilitärs geschaffene<br />
status quo weithin erhalten<br />
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leiben wird. Ein Großteil der drei<br />
Millionen Flüchtlinge im Land<br />
wird nicht auf ihre Ländereien<br />
zurückkehren können, da diese<br />
jetzt in den Händen ehemaliger<br />
Paramilitärs sind. Damit scheinen<br />
zwei wesentliche Ziele der AUC-<br />
Führung durchgesetzt. Einmal ist<br />
ihnen de facto Straffreiheit gewährt,<br />
zum anderen wird es ihnen<br />
wohl gelingen, ihren mit Raub und<br />
Mord erworbenen Besitz zu<br />
wahren.<br />
Die Umsetzung zweier weiterer<br />
Hauptziele der Paramilitärs ist noch<br />
ungewiß. Einmal versuchen sie,<br />
sich als legale politische Kraft zu<br />
etablieren und an den Parlamentswahlen<br />
im Mai 2006 teilzunehmen.<br />
Zum anderen sind sie weiter<br />
bemüht, ein generelles Auslieferungsverbot<br />
an die USA durchzusetzen,<br />
die ihre Führer als Terroristen<br />
und Drogenhändler suchen.<br />
Nicht zufällig war es zuletzt<br />
ausgerechnet die drohende Auslieferung<br />
eines AUC-Führers, wegen<br />
der der Demobilisierungsprozess<br />
in die Krise geriet. Am 6.<br />
Oktober erklärten die AUC die<br />
Aussetzung der Entwaffnungen,<br />
weil Diego Fernando Murillo, der<br />
Chef der AUC-Verhandlungsgruppe,<br />
in ein Hochsicherheitsgefängnis<br />
verlegt wurde. Dort droht<br />
Murillo, der sich vorher unter polizeilicher<br />
Aufsicht auf einem Landgut<br />
im Norden Kolumbiens aufgehalten<br />
hatte, die Ausweisung in die<br />
USA, sobald seine Teilnahme an<br />
den Verhandlungen beendet ist.<br />
Präsident Alvaro Uribe reagierte<br />
scharf auf den „Streik“ der Paramilitärs<br />
und kündigte für das kommende<br />
Jahr die militärische Bekämpfung<br />
der AUC an, falls sie bis<br />
zum Jahresende ihre Waffen noch<br />
nicht abgegeben haben. In diesem<br />
Falle hätten im Wahlkampf aktive<br />
Paramilitärs mit ihrer sofortigen<br />
Festnahme zu rechnen.<br />
Die AUC beharren bisher auf<br />
Garantien dafür, dass ihre Führer<br />
nicht an die USA ausgeliefert werden.<br />
Ohnehin sei eine Entwaffnung<br />
ihrer verbliebenen 10.000 Kämpfer<br />
bis zum Jahresende nicht mehr<br />
möglich. Das ursprüngliche Ziel,<br />
bis Ende des Jahres 20.000 Kämpfer<br />
zu entwaffnen, scheint also<br />
nicht mehr erreichbar zu sein.<br />
Wieviel Gerechtigkeit darf der<br />
Frieden kosten Die Frage läßt sich<br />
vorerst auch an Kolumbien nicht<br />
beantworten. Denn in Kolumbien<br />
ist weiter unklar, ob die Ungerechtigkeit<br />
überhaupt den Frieden<br />
bringen wird.<br />
Alvaro Uribe Velez, der amtierende<br />
Präsident Kolumbiens, strebt eine<br />
zweite Amtszeit an<br />
Das dritte große Thema dieses<br />
Jahres war die Verfassungsänderung<br />
zur Frage der Wiederwahl des<br />
Präsidenten. Gegenstand der Diskussionen<br />
war ein Gesetz vom 30.<br />
November 2004, das die Wiederwahl<br />
eines amtierenden Präsidenten<br />
ermöglichen sollte. Diese Möglichkeit<br />
war von der Verfassung von<br />
1991 nicht vorgesehen.<br />
Die Befürworter einer zweiten<br />
Amtszeit sahen in Kolumbien eine<br />
reife Demokratie, in der eine<br />
Wiederwahl des Präsidenten möglich<br />
sein sollte, da diese dem<br />
Wahlvolk ermögliche, den seiner<br />
Meinung nach besten Kandidaten,<br />
einschließlich des amtierenden<br />
Präsidenten, zu wählen. In dieser<br />
Frage verwiesen sie auch auf die<br />
Demokratien in Nordamerika und<br />
Europa, wo zwei Amtszeiten möglich<br />
sind (USA) oder gar keine<br />
Begrenzung festgeschrieben ist<br />
(Deutschland). Darüber hinaus<br />
würde eine zweite Amtszeit amtierenden<br />
Präsidenten erlauben, begonnene<br />
Politiken fortzuführen.<br />
Das Parteiensystem würde institutionell<br />
gestärkt. Die Befürworter<br />
einer Verfassungsänderung plädierten<br />
im Allgemeinen dafür, bereits<br />
dem amtierenden Präsidenten eine<br />
Wiederwahl zu ermöglichen.<br />
Gegner der Verfassungsänderung<br />
argumentierten hingegen, dass die<br />
kolumbianische Demokratie noch<br />
nicht für die Ermöglichung einer<br />
zweiten Amtszeit reif sei. Die ohnehin<br />
starke Position des Präsidenten<br />
würde weiter gestärkt, so dass<br />
angesichts des niedrigen Bildungsgrades<br />
der Bevölkerung, der mangelnden<br />
Organisationskraft der Opposition<br />
und des starken Einflusses<br />
der Regierung auf die Medien eine<br />
Wiederwahl des amtierenden Präsidenten<br />
kaum zu verhindern wäre.<br />
Selbst wenn eine zweite Amtszeit<br />
Präsident Uribes wünschenswert<br />
sein sollte, würde eine Verfassungsreform<br />
auch einem „schlechten“<br />
Präsidenten die Chance geben, wiedergewählt<br />
zu werden.<br />
Am 19. Oktober hat der kolumbianische<br />
Verfassungsgerichtshof<br />
die endgültige Entscheidung zugunsten<br />
der Reform gefällt. Damit<br />
kann Alvaro Uribe sich bei den<br />
Präsidentschaftswahlen im Mai<br />
2006 erneut als Kandidat aufstellen<br />
lassen. Sollte er wiedergewählt werden,<br />
wäre er der erste Präsident in<br />
der kolumbianischen Geschichte mit<br />
zwei aufeinander folgenden Amtszeiten.<br />
Ob er auch als der Präsident<br />
in die Geschichtsbücher des Landes<br />
eingehen wird, der das Problem des<br />
Paramilitarismus gelöst hat, ist wieter<br />
unsicher. Sein Einsatz, die institutionalisierte<br />
Ungerechtigkeit<br />
gegenüber den Opfern der Paramilitärs,<br />
ist hoch. Wenn er überhaupt<br />
durch irgendetwas gerechtfertigt<br />
werden kann, dann muss am<br />
Ende des Prozesses die Zivilisierung<br />
der Paramilitärs, ihre Einbindung<br />
in ein friedlicheres Kolumbien<br />
und eine Neuregelung der<br />
Entschädigung ihrer Opfer stehen.<br />
Ein Erfolg dieser Politik würde eine<br />
zweite Amtszeit des jetzigen Präsidenten<br />
mehr als nur rechtfertigen.<br />
E.S.<br />
Kontaktadresse <strong>Rundbrief</strong>: Ekkehard Schönherr, Am Steinborn 5, 07749 Jena, (ekkeschoenherr@gmx.de).<br />
Kontaktadresse <strong>KiKo</strong>-e.V.: Heinz Frick, Wildensteiner Str. 5, 88637 Leibertingen (heinz.frick@t-online.de).<br />
<strong>KiKo</strong>-Homepage: www.kiko-ev.de<br />
Kontakt Renate Frick: renate_frick@yahoo.com<br />
Homepage der Fundación Florecer (spanisch und deutsch): www.fundacion-florecer.org<br />
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