- Rundbrief - KiKo eV
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leiben wird. Ein Großteil der drei<br />
Millionen Flüchtlinge im Land<br />
wird nicht auf ihre Ländereien<br />
zurückkehren können, da diese<br />
jetzt in den Händen ehemaliger<br />
Paramilitärs sind. Damit scheinen<br />
zwei wesentliche Ziele der AUC-<br />
Führung durchgesetzt. Einmal ist<br />
ihnen de facto Straffreiheit gewährt,<br />
zum anderen wird es ihnen<br />
wohl gelingen, ihren mit Raub und<br />
Mord erworbenen Besitz zu<br />
wahren.<br />
Die Umsetzung zweier weiterer<br />
Hauptziele der Paramilitärs ist noch<br />
ungewiß. Einmal versuchen sie,<br />
sich als legale politische Kraft zu<br />
etablieren und an den Parlamentswahlen<br />
im Mai 2006 teilzunehmen.<br />
Zum anderen sind sie weiter<br />
bemüht, ein generelles Auslieferungsverbot<br />
an die USA durchzusetzen,<br />
die ihre Führer als Terroristen<br />
und Drogenhändler suchen.<br />
Nicht zufällig war es zuletzt<br />
ausgerechnet die drohende Auslieferung<br />
eines AUC-Führers, wegen<br />
der der Demobilisierungsprozess<br />
in die Krise geriet. Am 6.<br />
Oktober erklärten die AUC die<br />
Aussetzung der Entwaffnungen,<br />
weil Diego Fernando Murillo, der<br />
Chef der AUC-Verhandlungsgruppe,<br />
in ein Hochsicherheitsgefängnis<br />
verlegt wurde. Dort droht<br />
Murillo, der sich vorher unter polizeilicher<br />
Aufsicht auf einem Landgut<br />
im Norden Kolumbiens aufgehalten<br />
hatte, die Ausweisung in die<br />
USA, sobald seine Teilnahme an<br />
den Verhandlungen beendet ist.<br />
Präsident Alvaro Uribe reagierte<br />
scharf auf den „Streik“ der Paramilitärs<br />
und kündigte für das kommende<br />
Jahr die militärische Bekämpfung<br />
der AUC an, falls sie bis<br />
zum Jahresende ihre Waffen noch<br />
nicht abgegeben haben. In diesem<br />
Falle hätten im Wahlkampf aktive<br />
Paramilitärs mit ihrer sofortigen<br />
Festnahme zu rechnen.<br />
Die AUC beharren bisher auf<br />
Garantien dafür, dass ihre Führer<br />
nicht an die USA ausgeliefert werden.<br />
Ohnehin sei eine Entwaffnung<br />
ihrer verbliebenen 10.000 Kämpfer<br />
bis zum Jahresende nicht mehr<br />
möglich. Das ursprüngliche Ziel,<br />
bis Ende des Jahres 20.000 Kämpfer<br />
zu entwaffnen, scheint also<br />
nicht mehr erreichbar zu sein.<br />
Wieviel Gerechtigkeit darf der<br />
Frieden kosten Die Frage läßt sich<br />
vorerst auch an Kolumbien nicht<br />
beantworten. Denn in Kolumbien<br />
ist weiter unklar, ob die Ungerechtigkeit<br />
überhaupt den Frieden<br />
bringen wird.<br />
Alvaro Uribe Velez, der amtierende<br />
Präsident Kolumbiens, strebt eine<br />
zweite Amtszeit an<br />
Das dritte große Thema dieses<br />
Jahres war die Verfassungsänderung<br />
zur Frage der Wiederwahl des<br />
Präsidenten. Gegenstand der Diskussionen<br />
war ein Gesetz vom 30.<br />
November 2004, das die Wiederwahl<br />
eines amtierenden Präsidenten<br />
ermöglichen sollte. Diese Möglichkeit<br />
war von der Verfassung von<br />
1991 nicht vorgesehen.<br />
Die Befürworter einer zweiten<br />
Amtszeit sahen in Kolumbien eine<br />
reife Demokratie, in der eine<br />
Wiederwahl des Präsidenten möglich<br />
sein sollte, da diese dem<br />
Wahlvolk ermögliche, den seiner<br />
Meinung nach besten Kandidaten,<br />
einschließlich des amtierenden<br />
Präsidenten, zu wählen. In dieser<br />
Frage verwiesen sie auch auf die<br />
Demokratien in Nordamerika und<br />
Europa, wo zwei Amtszeiten möglich<br />
sind (USA) oder gar keine<br />
Begrenzung festgeschrieben ist<br />
(Deutschland). Darüber hinaus<br />
würde eine zweite Amtszeit amtierenden<br />
Präsidenten erlauben, begonnene<br />
Politiken fortzuführen.<br />
Das Parteiensystem würde institutionell<br />
gestärkt. Die Befürworter<br />
einer Verfassungsänderung plädierten<br />
im Allgemeinen dafür, bereits<br />
dem amtierenden Präsidenten eine<br />
Wiederwahl zu ermöglichen.<br />
Gegner der Verfassungsänderung<br />
argumentierten hingegen, dass die<br />
kolumbianische Demokratie noch<br />
nicht für die Ermöglichung einer<br />
zweiten Amtszeit reif sei. Die ohnehin<br />
starke Position des Präsidenten<br />
würde weiter gestärkt, so dass<br />
angesichts des niedrigen Bildungsgrades<br />
der Bevölkerung, der mangelnden<br />
Organisationskraft der Opposition<br />
und des starken Einflusses<br />
der Regierung auf die Medien eine<br />
Wiederwahl des amtierenden Präsidenten<br />
kaum zu verhindern wäre.<br />
Selbst wenn eine zweite Amtszeit<br />
Präsident Uribes wünschenswert<br />
sein sollte, würde eine Verfassungsreform<br />
auch einem „schlechten“<br />
Präsidenten die Chance geben, wiedergewählt<br />
zu werden.<br />
Am 19. Oktober hat der kolumbianische<br />
Verfassungsgerichtshof<br />
die endgültige Entscheidung zugunsten<br />
der Reform gefällt. Damit<br />
kann Alvaro Uribe sich bei den<br />
Präsidentschaftswahlen im Mai<br />
2006 erneut als Kandidat aufstellen<br />
lassen. Sollte er wiedergewählt werden,<br />
wäre er der erste Präsident in<br />
der kolumbianischen Geschichte mit<br />
zwei aufeinander folgenden Amtszeiten.<br />
Ob er auch als der Präsident<br />
in die Geschichtsbücher des Landes<br />
eingehen wird, der das Problem des<br />
Paramilitarismus gelöst hat, ist wieter<br />
unsicher. Sein Einsatz, die institutionalisierte<br />
Ungerechtigkeit<br />
gegenüber den Opfern der Paramilitärs,<br />
ist hoch. Wenn er überhaupt<br />
durch irgendetwas gerechtfertigt<br />
werden kann, dann muss am<br />
Ende des Prozesses die Zivilisierung<br />
der Paramilitärs, ihre Einbindung<br />
in ein friedlicheres Kolumbien<br />
und eine Neuregelung der<br />
Entschädigung ihrer Opfer stehen.<br />
Ein Erfolg dieser Politik würde eine<br />
zweite Amtszeit des jetzigen Präsidenten<br />
mehr als nur rechtfertigen.<br />
E.S.<br />
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