30.01.2015 Aufrufe

- Rundbrief - KiKo eV

- Rundbrief - KiKo eV

- Rundbrief - KiKo eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

leiben wird. Ein Großteil der drei<br />

Millionen Flüchtlinge im Land<br />

wird nicht auf ihre Ländereien<br />

zurückkehren können, da diese<br />

jetzt in den Händen ehemaliger<br />

Paramilitärs sind. Damit scheinen<br />

zwei wesentliche Ziele der AUC-<br />

Führung durchgesetzt. Einmal ist<br />

ihnen de facto Straffreiheit gewährt,<br />

zum anderen wird es ihnen<br />

wohl gelingen, ihren mit Raub und<br />

Mord erworbenen Besitz zu<br />

wahren.<br />

Die Umsetzung zweier weiterer<br />

Hauptziele der Paramilitärs ist noch<br />

ungewiß. Einmal versuchen sie,<br />

sich als legale politische Kraft zu<br />

etablieren und an den Parlamentswahlen<br />

im Mai 2006 teilzunehmen.<br />

Zum anderen sind sie weiter<br />

bemüht, ein generelles Auslieferungsverbot<br />

an die USA durchzusetzen,<br />

die ihre Führer als Terroristen<br />

und Drogenhändler suchen.<br />

Nicht zufällig war es zuletzt<br />

ausgerechnet die drohende Auslieferung<br />

eines AUC-Führers, wegen<br />

der der Demobilisierungsprozess<br />

in die Krise geriet. Am 6.<br />

Oktober erklärten die AUC die<br />

Aussetzung der Entwaffnungen,<br />

weil Diego Fernando Murillo, der<br />

Chef der AUC-Verhandlungsgruppe,<br />

in ein Hochsicherheitsgefängnis<br />

verlegt wurde. Dort droht<br />

Murillo, der sich vorher unter polizeilicher<br />

Aufsicht auf einem Landgut<br />

im Norden Kolumbiens aufgehalten<br />

hatte, die Ausweisung in die<br />

USA, sobald seine Teilnahme an<br />

den Verhandlungen beendet ist.<br />

Präsident Alvaro Uribe reagierte<br />

scharf auf den „Streik“ der Paramilitärs<br />

und kündigte für das kommende<br />

Jahr die militärische Bekämpfung<br />

der AUC an, falls sie bis<br />

zum Jahresende ihre Waffen noch<br />

nicht abgegeben haben. In diesem<br />

Falle hätten im Wahlkampf aktive<br />

Paramilitärs mit ihrer sofortigen<br />

Festnahme zu rechnen.<br />

Die AUC beharren bisher auf<br />

Garantien dafür, dass ihre Führer<br />

nicht an die USA ausgeliefert werden.<br />

Ohnehin sei eine Entwaffnung<br />

ihrer verbliebenen 10.000 Kämpfer<br />

bis zum Jahresende nicht mehr<br />

möglich. Das ursprüngliche Ziel,<br />

bis Ende des Jahres 20.000 Kämpfer<br />

zu entwaffnen, scheint also<br />

nicht mehr erreichbar zu sein.<br />

Wieviel Gerechtigkeit darf der<br />

Frieden kosten Die Frage läßt sich<br />

vorerst auch an Kolumbien nicht<br />

beantworten. Denn in Kolumbien<br />

ist weiter unklar, ob die Ungerechtigkeit<br />

überhaupt den Frieden<br />

bringen wird.<br />

Alvaro Uribe Velez, der amtierende<br />

Präsident Kolumbiens, strebt eine<br />

zweite Amtszeit an<br />

Das dritte große Thema dieses<br />

Jahres war die Verfassungsänderung<br />

zur Frage der Wiederwahl des<br />

Präsidenten. Gegenstand der Diskussionen<br />

war ein Gesetz vom 30.<br />

November 2004, das die Wiederwahl<br />

eines amtierenden Präsidenten<br />

ermöglichen sollte. Diese Möglichkeit<br />

war von der Verfassung von<br />

1991 nicht vorgesehen.<br />

Die Befürworter einer zweiten<br />

Amtszeit sahen in Kolumbien eine<br />

reife Demokratie, in der eine<br />

Wiederwahl des Präsidenten möglich<br />

sein sollte, da diese dem<br />

Wahlvolk ermögliche, den seiner<br />

Meinung nach besten Kandidaten,<br />

einschließlich des amtierenden<br />

Präsidenten, zu wählen. In dieser<br />

Frage verwiesen sie auch auf die<br />

Demokratien in Nordamerika und<br />

Europa, wo zwei Amtszeiten möglich<br />

sind (USA) oder gar keine<br />

Begrenzung festgeschrieben ist<br />

(Deutschland). Darüber hinaus<br />

würde eine zweite Amtszeit amtierenden<br />

Präsidenten erlauben, begonnene<br />

Politiken fortzuführen.<br />

Das Parteiensystem würde institutionell<br />

gestärkt. Die Befürworter<br />

einer Verfassungsänderung plädierten<br />

im Allgemeinen dafür, bereits<br />

dem amtierenden Präsidenten eine<br />

Wiederwahl zu ermöglichen.<br />

Gegner der Verfassungsänderung<br />

argumentierten hingegen, dass die<br />

kolumbianische Demokratie noch<br />

nicht für die Ermöglichung einer<br />

zweiten Amtszeit reif sei. Die ohnehin<br />

starke Position des Präsidenten<br />

würde weiter gestärkt, so dass<br />

angesichts des niedrigen Bildungsgrades<br />

der Bevölkerung, der mangelnden<br />

Organisationskraft der Opposition<br />

und des starken Einflusses<br />

der Regierung auf die Medien eine<br />

Wiederwahl des amtierenden Präsidenten<br />

kaum zu verhindern wäre.<br />

Selbst wenn eine zweite Amtszeit<br />

Präsident Uribes wünschenswert<br />

sein sollte, würde eine Verfassungsreform<br />

auch einem „schlechten“<br />

Präsidenten die Chance geben, wiedergewählt<br />

zu werden.<br />

Am 19. Oktober hat der kolumbianische<br />

Verfassungsgerichtshof<br />

die endgültige Entscheidung zugunsten<br />

der Reform gefällt. Damit<br />

kann Alvaro Uribe sich bei den<br />

Präsidentschaftswahlen im Mai<br />

2006 erneut als Kandidat aufstellen<br />

lassen. Sollte er wiedergewählt werden,<br />

wäre er der erste Präsident in<br />

der kolumbianischen Geschichte mit<br />

zwei aufeinander folgenden Amtszeiten.<br />

Ob er auch als der Präsident<br />

in die Geschichtsbücher des Landes<br />

eingehen wird, der das Problem des<br />

Paramilitarismus gelöst hat, ist wieter<br />

unsicher. Sein Einsatz, die institutionalisierte<br />

Ungerechtigkeit<br />

gegenüber den Opfern der Paramilitärs,<br />

ist hoch. Wenn er überhaupt<br />

durch irgendetwas gerechtfertigt<br />

werden kann, dann muss am<br />

Ende des Prozesses die Zivilisierung<br />

der Paramilitärs, ihre Einbindung<br />

in ein friedlicheres Kolumbien<br />

und eine Neuregelung der<br />

Entschädigung ihrer Opfer stehen.<br />

Ein Erfolg dieser Politik würde eine<br />

zweite Amtszeit des jetzigen Präsidenten<br />

mehr als nur rechtfertigen.<br />

E.S.<br />

Kontaktadresse <strong>Rundbrief</strong>: Ekkehard Schönherr, Am Steinborn 5, 07749 Jena, (ekkeschoenherr@gmx.de).<br />

Kontaktadresse <strong>KiKo</strong>-e.V.: Heinz Frick, Wildensteiner Str. 5, 88637 Leibertingen (heinz.frick@t-online.de).<br />

<strong>KiKo</strong>-Homepage: www.kiko-ev.de<br />

Kontakt Renate Frick: renate_frick@yahoo.com<br />

Homepage der Fundación Florecer (spanisch und deutsch): www.fundacion-florecer.org<br />

Spendenkonto: <strong>KiKo</strong> e.V., Kto-Nr.: 862100 Volksbank Messkirch eG-Raiffeisenbank, BLZ: 693 620 32 Seite 12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!