Braunschweig - DGB Niedersachsen - Bremen
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Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
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Biografische Daten<br />
von / über Werner Grevecke<br />
Gesprächsprotokolle<br />
1. Gespräch<br />
Beteiligte:<br />
2. Gespräch<br />
Beteiligte:<br />
3. Gespräch<br />
Beteiligte:<br />
am 30.09.2008 in <strong>Braunschweig</strong><br />
Werner Grevecke, Gundolf Algermissen.<br />
am 11.12.2008 in <strong>Braunschweig</strong><br />
Werner Grevecke, Gundolf Algermissen.<br />
am 18.12.2008 in <strong>Braunschweig</strong><br />
Werner Grevecke, Gundolf Algermissen.
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
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Lebensdaten<br />
Erinnerung<br />
Grundschule<br />
Erinnerung<br />
Geboren am 18.02.1939 in <strong>Braunschweig</strong>.<br />
Mein Vater, Heinrich Grevecke, war gelernter Stellmacher und<br />
Maurer. Da er das Baugeschäft des Vaters nicht übernehmen<br />
wollte, arbeitete er bei der MIAG als Konstrukteur. Etwa 1943<br />
wurde er nach Schachwitz bei Dresden versetzt, weil die<br />
Produktion ausgelagert war. Im März 1945 bekam er<br />
Heimaturlaub. In den Kriegswirren kehrte er nicht nach<br />
Schachwitz zurück.<br />
Mitte 1945 wurde er als Hausverwalter im Bebelhof in<br />
<strong>Braunschweig</strong> eingestellt.<br />
Meine Mutter, Emmi Grevecke, geb. Neddermeier, war<br />
gelernte Stenotypistin und arbeitete vor dem Kriege bei einer<br />
Wohnungsgesellschaft. Mach meiner Geburt blieb sie<br />
Hausfrau.<br />
Mitte 1944 wurden wir nach Bornum evakuiert, wir blieben dort<br />
bis April 1945. Ich habe in Bornum die ersten Amerikaner und<br />
auch farbigen US-Soldaten gesehen und erlebt. Einige<br />
verteilten zu unserer großen Freude Schokolade.<br />
1946 wurde ich in die Volksschule Ottmerstraße in<br />
<strong>Braunschweig</strong> eingeschult. Nach der Grundschule wechselte<br />
ich 1950 zur Mittelschule Augustplatz, aus der ich 1956 aus<br />
der Klasse 10 mit der sog. mittleren Reife entlassen wurde.<br />
In nachhaltiger Erinnerung blieb mir aus der Grundschulzeit die<br />
Schulspeisung. Eines Tages hatten ein Schulkamerad und ich,<br />
wir besuchten wohl die 3. Klasse, bereits unsere Ration<br />
gehabt. In der nächsten Pause plagte uns ein Hungergefühl<br />
und wir beschlossen, uns eine weitere Portion zu holen. Das<br />
ging jedoch nur über einen Zettel mit der Unterschrift des<br />
Klassenlehrers. Wir schrieben uns jeder einen solchen Zettel,<br />
zeichneten die Unterschrift nach und gingen zur Essenausgabe.<br />
Der Hausmeister nahm die Zettel ohne eine Mine zu<br />
verziehen, schüttete jedem eine Kelle Suppe in das Essgeschirr<br />
und ließ uns ziehen. Als wir nach der Pause wieder in<br />
den Klassenraum kamen, erwartete uns schon unser Klassenlehrer.<br />
Nachdem er uns erst eine ganze Weile wortlos stehen<br />
lassen hatte, folgte eine riesige Standpauke und wir bezogen<br />
jeder drei nicht allzu kräftige Stockhiebe auf den Hintern. Dann<br />
mussten wir das Schulhaus verlassen und unsere Eltern<br />
informieren. Zuhause ging die Gardinenpredigt weiter. Wir<br />
haben danach nie wieder den Versuch unternommen, eine<br />
Unterschrift nachzumachen.<br />
In die Zeit des Besuchs der Mittelschule fällt die Sozialisation<br />
in einer Jugendgruppe. Ein Klassenkamerad nahm mich mit zu<br />
einem Gruppenabend der „Falken“, der regelmäßig stattfand.<br />
Mit und in dieser Gruppe erlebte ich Wanderfahrten, Zeltlager,<br />
Volkstanztreffen, Gruppenleiterschulungen und Helfertätigkeiten<br />
unterschiedlicher Art bis hin zur Verteilung von Werbeflugblättern<br />
zu Kommunal- und Landtagswahlen für die<br />
Kandidaten der SPD.
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Die „Bande von der<br />
Friedrichstraße“ in<br />
<strong>Braunschweig</strong> etwa<br />
1948 (Bildmitte, der<br />
Größte, Werner<br />
Grevecke)<br />
Ausbildung<br />
Erinnerung<br />
Zum 1. April 1956 erhielt ich eine Lehrstelle bei der Firma<br />
Brunsviga Rechenmaschinen in <strong>Braunschweig</strong>, bei der ich in<br />
dreieinhalb Jahren Lehrzeit zum Werkzeugmacher ausgebildet<br />
wurde.<br />
Zum 1. August 1956 trat ich in die IG Metall. Mitte 1957 wurde<br />
ich vom Vorsitzenden des Betriebsrates gefragt, ob ich als<br />
Jugendvertreter beim Betriebsrat mitarbeiten wollte. Daraufhin<br />
meldete er mich zu einem Lehrgang für Jugendvertreter in<br />
Schliersee an. Damit begann meine Tätigkeit innerhalb der<br />
Gewerkschaften. Im Sommer 1958 konnte ich einer <strong>DGB</strong>-<br />
Delegation aus Jugendvertretern verschiedener Gewerkschaften<br />
an einer vierwöchigen Sommerschule der<br />
schwedischen Gewerkschaft LO bei Stockholm teilnehmen.<br />
In dieser Zeit fragten mich zwei Personen aus dem Vorstand<br />
der „Falken“, ob ich nicht nach Abschluss der Lehrzeit die<br />
Aufnahmeprüfung zum Studium an der Kanthochschule<br />
ablegen wolle, um Lehrer zu werden. Nach einigem Zögern<br />
beschloss ich, so zu verfahren und bereitete mich<br />
entsprechend vor.<br />
Mitglieder der „Falken-<br />
Republik Mitte der<br />
50er Jahre<br />
(Werner Grevecke,<br />
stehend ganz rechts)
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Zum 1. Oktober 1959 wurde ich zur Ableistung des zwölfmonatigen<br />
Grundwehrdienstes einberufen. Nach der Grundausbildung<br />
wurde ich zum Funker ausgebildet. Meine Aufgabe<br />
bestand darin, die Funk- und Telefonverbindungen zwischen<br />
der Brigadekompanie und den einzelnen Bataillonen aufrecht<br />
zu halten. Da ich in der Schule Kenntnisse in Stenografie und<br />
Maschinenschreiben erworben hatte, wurde ich zusätzlich vom<br />
Kompaniechef mit der Abwicklung von schriftlichen Bürotätigkeiten<br />
beauftragt und leitete die Poststelle der Stabskompanie.<br />
Vom 1. Oktober 1960 bis 31. März 1961 arbeitete ich wieder<br />
als Werkzeugmacher in der Firma Brunsviga, wo ich besonders<br />
Spritzwerkzeuge bauen musste.<br />
Im November 1960 bewarb ich mich zur Aufnahmeprüfung der<br />
Nichtabiturienten, um das Studium für das Lehramt an Volksschulen<br />
aufzunehmen. Ich bestand diese Prüfung und studierte<br />
von April 1961 bis März 1964 in sechs Semestern an der<br />
Pädagogischen Hochschule in <strong>Braunschweig</strong> die Fächer<br />
Werkerziehung, Geschichte, Mathematik und Biologie.<br />
Erinnerung<br />
Während des Studiums gab ich die Gruppenleitertätigkeit bei<br />
den „Falken“ auf und konzentrierte mich ausschließlich auf die<br />
Ausbildung.<br />
Nach Abschluss des Studiums bekam ich zum 1. April 1964<br />
meine erste Lehrerstelle an der Volksschule Diesterwegstraße<br />
in <strong>Braunschweig</strong> und wurde Klassenlehrer eine siebte Klasse,<br />
die ich bis zum Abschluss nach Klasse 8 bzw. 9 führte.<br />
Lehrertätigkeit<br />
In diese Zeit fiel die gesetzliche Verlängerung der allgemeinen<br />
Schulpflicht von acht auf neun Jahre. Das neunte Schuljahr<br />
dieses Jahrganges war freiwillig. Außerdem wurde das<br />
Schuljahr vom Beginn zum 1. April auf den Beginn zum 1.<br />
August umgestellt, sodass es zwei Kurzschuljahre gab. Nach<br />
mehr vier Jahren Ausbildung als Junglehrer legte im Sommer<br />
1968 ich meine zweite Staatsprüfung ab.<br />
Mit dieser Klasse begann ich, in meinem Unterricht die<br />
Schülerinnen und Schüler auf die Berufswahl vorzubereiten. Es<br />
wurden in den achten und neunten Klassen die ersten<br />
Betriebserkundungen durchgeführt. Kleinere<br />
Handwerksbetriebe waren besonders interessiert, ich hörte oft<br />
die Bemerkung „wir nehmen erst mal einen, vielleicht<br />
übernehme ich einen als Lehrling. Anschließend organisierte<br />
ich für alle Jungen und Mädchen der Klasse das erste<br />
dreiwöchige Schülerbetriebspraktikum der Stadt<br />
<strong>Braunschweig</strong>. In den nachfolgenden Jahren übernahmen<br />
zunächst alle Hauptschulen, später auch alle Realschulen die<br />
praktische Ausbildung.
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Erinnerung<br />
Etwa im Winter 1967 nahm mich ein Kollege der Schule<br />
erstmals mit in eine Versammlung der Lehrergewerkschaft.<br />
Im Herbst 1968, ich hatte meine Lehrerausbildung<br />
abgeschlossen, wurde im Stadtkreis <strong>Braunschweig</strong> der<br />
Lehrergewerkschaft ein Helfer für die Kassierung von<br />
Beiträgen gesucht. Mit einem weiteren Kollegen versuchten<br />
wir, die Mitglieder zur Zustimmung zum Beitragseinzug durch<br />
die Bank zu bewegen. Innerhalb von zwei Jahren hatten wir<br />
das Einverständnis von rund 900 Mitgliedern der Stadt<br />
<strong>Braunschweig</strong> gewonnen. Die erforderlichen Bankbelege<br />
wurden von uns per Hand ausgestellt.<br />
Einführung der<br />
Orientierungsstufe<br />
Wegen der Einführung der Orientierungsstufe in den Jahrgängen<br />
fünf und sechs musste ich mit meiner Oberstufenklasse<br />
im Jahr 1970 zur Volksschule Bürgerstraße wechseln.<br />
Am 1. April 1972 wurde ich Konrektor an der Hauptschule<br />
Cranachstraße in Wolfenbüttel und übernahm die Leitung einer<br />
achten Klasse. Nachdem diese Klasse zum Abschluss geführt<br />
und entlassen war, bewarb ich mich um die Leitung der Grundund<br />
Hauptschule in Rüningen in damaligen Landkreis<br />
<strong>Braunschweig</strong>.<br />
Etwa im Sommer 1970 erfuhr ich, dass die Gewerkschaften<br />
HBV und NGG in Zusammenarbeit mit der damaligen Bank für<br />
Gemeinwirtschaft an einem Projekt arbeiteten, den Bankeinzug<br />
der Beiträge und die Karteiführung zu verbinden und für alle<br />
Mitglieder einzuführen. Wenig später erfuhr ich, dass der<br />
Landesverband Berlin der GEW sich diesem Projekt<br />
anschließen wollte.<br />
Ich nahm Kontakt mit den Berlinern auf und stellte fest, dass<br />
ich für <strong>Braunschweig</strong> alle erforderlichen Daten vorliegen hatte.<br />
Ich informierte den Vorstand des GEW Landesverbandes<br />
<strong>Niedersachsen</strong>. Es folgte eine Einladung in die Sitzung des<br />
Geschäftsführenden Vorstandes. Es kristallisierte sich heraus,<br />
dass großes Interesse bestand, dieses Projekt für den ganzen<br />
Landesverband <strong>Niedersachsen</strong> zu übernehmen.<br />
Schulungen<br />
für Kassierer und<br />
Karteiführer<br />
Ich wurde beauftragt, die erforderlichen Unterlagen vorzubereiten,<br />
die Kassierer und Karteiführer der Bezirksverbände<br />
und in den Kreis- und Ortsvorständen zu schulen. Nach<br />
einigen kraftvollen Anstrengungen konnten Anfang Oktober<br />
1971 die ersten für jedes Mitglied handschriftlich ausgefüllten<br />
Erfassungsbogen mit den erforderlichen Daten zum GEW-<br />
Hauptvorstand nach Frankfurt gesandt werden. Dieser gab die<br />
Bogen an die BfG weiter, die wiederum die Unterlagen an ein<br />
Erfassungsbüro zur Umsetzung in die Maschinensprache<br />
leitete.
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Die Beitragskassierung nach dem neuen Verfahren begann am<br />
1. Januar 1972 mit rund 17.000 Mitgliedern. Nachdem die<br />
Kassierung praktisch ohne große Probleme angelaufen war,<br />
wurde ich in der Landesvertreterversammlung im Sommer<br />
1972 zum stellvertretenden Schatzmeister gewählt. Zuständig<br />
wurde ich damit für die Beitragskassierung und die Karteiführung<br />
im Landesverband <strong>Niedersachsen</strong>.<br />
Nachdem die Einführung in <strong>Niedersachsen</strong> und in Berlin so<br />
erfolgreich angelaufen war, wurde ich vom Hauptvorstand der<br />
GEW gebeten, die übrigen Landesverbände bei deren<br />
Umstellungsarbeiten Schulungs- und Beratungsarbeiten zu<br />
übernehmen. Damit wurde ich beim Hauptvorstand in die<br />
sogenannte EDV-Kommission berufen, in der alle<br />
Vorkommnisse der Datenverarbeitung diskutiert, korrigiert und<br />
beschlossen wurden.<br />
Schulleitungstätigkeit<br />
Zum 1. August 1974 wurde ich Rektor der Grund- und Hauptschule<br />
Rüningen in <strong>Braunschweig</strong>. Die Schule hatte zum<br />
Zeitpunkt der Übernahme der Leitung etwa 590 Schülerinnen<br />
und Schüler und 52 Lehrkräfte in der Grundschule, Orientierungsstufe<br />
und Hauptschule. Die Orientierungsstufe, deren<br />
Neubau in Stöckheim ich zu Beginn meiner Tätigkeit zusätzlich<br />
zu betreuen hatte, wurde erst 1976 eine selbstständige Schule.<br />
Danach leitete ich die Grund- und Hauptschule Rüningen ohne<br />
die Klassen 5 und 6 bis zum 31. Juli 2002. In den letzten vier<br />
Jahren vor Vollendung meines 65. Lebensjahres arbeitete ich<br />
in Altersteilzeit im Blockmodell, d.h. 4 Jahre zur halben Arbeitszeit,<br />
abgeleistet in 2 Jahre mit voller Stundenzahl und 2 Jahre<br />
mit 0 Stunden.<br />
1977 war für die GEW die Umstellung der Karteiführung und<br />
der Beitragskassierung auf das Datenverarbeitungsverfahren<br />
abgeschlossen. Die Kommission tagte einmal jährlich.<br />
In den 1970er Jahren ging es in der gewerkschaftlichen<br />
Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern insbesondere um<br />
die Verkürzung der Arbeitszeit. Nachdem andere Gewerkschaften<br />
Arbeitszeitverkürzungen für die in ihren Bereichen<br />
erkämpfen konnten, war die GEW auf ganzer Linie erfolglos<br />
geblieben. Kampfmaßnahmen kamen in die Diskussion. Im<br />
November 1979 gelangte die Diskussion auch in der Mitgliedschaft<br />
ihren Höhepunkt.
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Der geschäftsführende Landesvorstand beschloss in seiner<br />
Sitzung am 13. November 1979, die Mitglieder zu einer<br />
zweistündigen Arbeitsniederlegung am 20. November 1979<br />
aufzurufen. Der Beschluss wurde am gleichen Tage der<br />
Landesregierung und der Presse mitgeteilt. Als ich an diesem<br />
Tage nachmittags gegen 16.00 Uhr nach Hause zurückkehrte,<br />
hörte ich in den Nachrichten, dass das Kultusministerium<br />
sieben namentlich genannte Mitglieder mit sofortiger Wirkung<br />
vom Dienst suspendiert hatte.<br />
Erinnerung<br />
Am nächsten Morgen fuhr ich nach Hannover. Der gesamte<br />
geschäftsführende Vorstand war versammelt und diskutierte.<br />
Am Abend desselben Tages wurde ich von einem Kollegen<br />
meiner Schule telefonisch informiert, dass sich Eltern und<br />
Schüler zu einer Solidaritätsveranstaltung in der Aula der<br />
Schule einfinden würden. Da ich ein Schulverbot hatte, durfte<br />
ich die Aula nicht betreten. Von außen beobachtete ich, dass<br />
die für mich zuständige Schulrätin vor dem überfüllten Saal<br />
versuchte, die Situation zu rechtfertigen. Es gelang ihr<br />
offensichtlich nicht, die Versammlung ging protestierend<br />
auseinander. In den folgenden Tagen übernahm besagte<br />
Schulrätin die Leitung der Schule, saß über mehrere Tage im<br />
Rektorat und versuchte, die Schule zu koordinieren. Auch das<br />
gelang ihr nicht, Vertretungen wurden vom Kollegium nicht<br />
befolgt, Pausen von Schülern nicht eingehalten u.a.m.<br />
Collage mit Forderung<br />
zur Rückkehr von<br />
Werner Grevecke<br />
während seiner<br />
Suspendierung in seiner<br />
Schule 1979
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Drei Wochen<br />
suspendiert<br />
Erinnerung<br />
Drei Wochen nach der Suspendierung erhielt ich von der<br />
Bezirksregierung einen Anruf, dass ich ab sofort die Arbeit<br />
wieder aufnehmen sollte. Vorermittlungen zu einem<br />
Disziplinarverfahren wurden eingeleitet. Das Disziplinarverfahren<br />
wurde 1980 durchgeführt. Ich wurde zu 5.000 DM<br />
Geldstrafe verurteilt, die höchste Summe unter den anderen<br />
sechs Suspendierten. Das Vergehen, das uns zur Last gelegt<br />
wurde, war die Teilnahme am Beschluss zur Durchführung der<br />
Arbeitsniederlegung. An der Arbeitsniederlegung habe ich nicht<br />
teilgenommen, weil zu diesem Zeitpunkt bereits suspendiert<br />
war. Der Landesvorsitzende, der dagegen protestierte, weil er<br />
als Landesvorsitzender nur zu 4.500 DM verurteilt war, hatte<br />
keinen Erfolg.<br />
In dieser zwangsweisen Freizeit kaufte ich mir meinen ersten<br />
Personalcomputer und erlernte die Programmiersprache Basic.<br />
Der Rechner hatte einen grünen Bildschirm mit 9 Zoll<br />
Diagolage und einer Speicherleistung von 32 KB. Gespeichert<br />
wurden die Texte auf einem Kassettenlaufwerk.<br />
Vor meiner Suspendierung war ich für zwei Amtsperioden zum<br />
ehrenamtlichen Richter beim Verwaltungsgericht <strong>Braunschweig</strong>,<br />
Kammer für Personalfragen, und einige Jahre nach<br />
der Suspendierung eine Amtsperiode beim Oberverwaltungsgericht<br />
Lüneburg, Kammer für Personalratsfragen tätig.<br />
Erinnerung<br />
Als im Frühjahr 1980 während der Bezirksdelegiertenkonferenz<br />
der gesamte Vorstand mit Ausnahme des Schatzmeisters Erich<br />
Leitow zurücktrat, erklärte ich mich bereit, für eine Übergangszeit<br />
die Geschäftsführung zu übernehmen. Bedingung war,<br />
dass ich die erforderlichen Arbeiten vom Schreibtisch in meiner<br />
Wohnung aus erledigen konnte. Ein Büro als Geschäftsstelle<br />
des Bezirks gab es nicht. Die Aufgaben beschränkten sich auf<br />
die Protokollführung der Sitzung des Bezirksvorstandes und<br />
die organisatorische Vorbereitung und Durchführung der<br />
Bezirksdelegiertenkonferenzen. Nach einem Herzinfarkt im<br />
Jahr 2000 habe ich das Amt des Geschäftsführers abgegeben.<br />
1989 - Die Mauer fällt<br />
Nach dem Fall der innerdeutschen Grenze im November 1989<br />
knüpften Mitglieder des GEW-Landesvorstands <strong>Niedersachsen</strong><br />
Kontakte zum Vorstand der Gewerkschaft Unterricht und<br />
Erziehung, Bezirk Magdeburg. Die Kontakte entwickelten sich<br />
zunächst zur Beratungstätigkeit. Die dortigen Lehrkräfte<br />
wollten weg von der GUE und unbedingt die Mitgliedschaft in<br />
der GEW-<strong>Niedersachsen</strong> erwerben. Übergangsweise wurden<br />
auch einige Kolleginnen und Kollegen mit einem Sonderstatus<br />
aufgenommen.
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Einmal wöchentlich<br />
nach Magdeburg<br />
Vom Februar 1990 an fuhr ich wöchentlich dienstags ab Mittag<br />
nach Magdeburg. Der <strong>DGB</strong> hatte uns einen Raum in seiner<br />
ersten Geschäftsstelle in der Zollstraße zur Verfügung gestellt.<br />
Hans Lehnert, der Generalsekretär des Landesverbandes<br />
<strong>Niedersachsen</strong> handelte ebenso. Lehnert betreute den noch<br />
amtierenden GUE-Vorstand, ich übernahm die Beratung der<br />
Mitglieder. Der Hauptvorstand in Frankfurt beschloss, dass die<br />
Lehrkräfte die Mitgliedschaft in der GEW durch einen Antrag<br />
auf Aufnahme erworben werden musste. Die IG Metall, die die<br />
Mitglieder der IG Metall Ost pauschal übernahm, hatte dadurch<br />
erhebliche Übergangsprobleme.<br />
Erinnerung<br />
Aus Überzeugung, dass wir mindestens gewerkschaftlich<br />
zusammenwachsen werden, habe ich einen großen Teil<br />
meiner Freizeit investiert. Die Schulbehörde wusste von<br />
meinem Engagement und unterstützte es „stillschweigend“.<br />
Trotzdem lag ein komplett ausgefüllter Urlaubsantrag in<br />
meinem Schreibtisch – für alle Fälle.<br />
Es wurde nach gemeinsamen Verhandlungen zwischen den<br />
Vorständen des GEW-Landesvorstandes <strong>Niedersachsen</strong> und<br />
des GUE-Vorstands Sachsen-Anhalt gemeinsam ein neuer<br />
GEW-Landesverband Sachsen-Anhalt gebildet. Die<br />
Gründungsversammlung fand im Juni 1990 in Halle statt. Hier<br />
wurde ein vorläufiger Vorstand gewählt, der die Aufgabe<br />
bekam, eine Delegiertenversammlung vorzubereiten, in der<br />
eine Satzung und ein ordentlicher Haushalt beschlossen<br />
werden konnte. Gleichzeitig wurden die ersten Aufnahmeanträge<br />
angenommen.<br />
Vom zögerlichen<br />
Rücklauf<br />
zur Antragsflut<br />
Der anfangs recht zögerliche Rücklauf der Aufnahmeanträge<br />
steigerte sich zum Herbst 1990 zur riesigen Flut. Zur Übertragung<br />
der Daten auf besondere Erfassungsbögen hatte ich<br />
die Damen im Büro in der GUE-Bezirksverwaltung gebeten.<br />
Denen war allerdings die Arbeit zu viel, weil die GEW keine<br />
Gehälter dafür zahlte. Sie bekamen allerdings ihr Gehalt von<br />
der alten GUE. So stand ich zunächst mit einer arbeitslosen<br />
Lehrerin vor dem Berg von Anträgen. Etwas später fand sie<br />
einige Studenten und Freundinnen, die mithalfen, die Arbeit zu<br />
erledigen.<br />
Ich erinnere mich, dass ich im Oktober 1990 rund 18.000<br />
Anträge in meiner Wohnung liegen hatte, die mir während<br />
meiner Besuche in den Schulen der Kreise Sachsen-Anhalts<br />
mitgegeben wurden. Ich hatte mir ein EDV-Programm<br />
entworfen und saß wochenlang an der Erfassungsarbeit.<br />
Ab September 1990 sollte Beitrag erhoben werden. Es gab<br />
jedoch auch Schwierigkeiten beim Hauptvorstand und bei der<br />
Erfassungsfirma in Frankfurt, sodass die erste Abbuchung im<br />
Januar 1991 erfolgte.
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
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Ein Büro im<br />
Magdeburger<br />
Gewerkschaftshaus<br />
Inzwischen war ein Büro im <strong>DGB</strong>-Haus in der Otto-von-<br />
Guericke-Straße eingerichtet. Es konnten zwei<br />
Sachbearbeiterinnen zur Arbeit in der Mitgliederverwaltung<br />
eingestellt werden.<br />
Es dauerte dann bis Mitte des Jahres 1991, dass sich die<br />
Turbulenzen um die Erfassung und die Kassierung legten. Das<br />
wirkte sich besonders bei der Gewährung von Rechtsschutz<br />
und beim Zeitungsversand aus. Ich erinnere mich, dass ich<br />
den ersten Haushalt für den Landesverband Sachsen-Anhalt<br />
während einer Busreise nach Budapest geschrieben habe. Die<br />
Schatzmeisterin hatte mich um Hilfe gebeten, weil sie diese<br />
Arbeit noch nie gemacht hatte. In Anlehnung an den Haushalt<br />
in Niedersachen erstellte ich eine Einnahmen- und Ausgaben-<br />
Rechnung. Dabei hatte ich nur schwache Kenntnisse über die<br />
zu erwartenden Einnahmen und keine Vorgaben zur Verteilung<br />
der Beiträge nach Landes- und Kreisverbänden sowie für<br />
Personal- und Verwaltungskosten.<br />
Erinnerung<br />
Ich legte willkürlich den Anteil der Beitragsanteile für die<br />
Kreisverbände auf 15 % fest. Nach einem ersten Aufschrei in<br />
der Landesdelegiertenversammlung wurde dieser Satz jedoch<br />
beschlossen und ist bis heute gültig. Meine Arbeit für den<br />
Landesverband Sachsen-Anhalt endete im Frühjahr 1993.<br />
Im Sommer 1993 endete auch meine Tätigkeit als stellv.<br />
Schatzmeister beim GEW-Landesverband <strong>Niedersachsen</strong>.<br />
Als stellvertretender Schatzmeister beim LV <strong>Niedersachsen</strong><br />
war ich für die Abbuchung der Beiträge zuständig. Eine große<br />
Anzahl von Mitgliedern bestand darauf, am Jahresende eine<br />
Quittung über die im abgelaufenen Jahr geleisteten Beiträge<br />
zur Vorlage beim Finanzamt zu erhalten. Für den Versand der<br />
Beitragsquittungen war ich zuständig.<br />
Im Jahr 1992 war die deutsche Einheit zwar formal vollzogen,<br />
es gab jedoch in einigen Bereichen noch unterschiedliche<br />
Regelungen. Das war z. B. bei den Portogebühren der Fall. In<br />
den neuen Landesteilen waren die Portogebühren für Briefund<br />
Paketpost erheblich geringer.<br />
Übersendung von<br />
Beitragsquittungen –<br />
und die Folgen<br />
So beschloss ich in eigener Zuständigkeit, die rund 32.00<br />
Beitragsquittungen nicht als Drucksachen, sondern als<br />
Briefpost aufzugeben. Damit war sichergestellt, dass nicht<br />
zustellbare Sendungen an den Absender zurückgegeben<br />
wurden. Zur Frankierung brachte ich die Sendung allerdings<br />
nach Magdeburg, wie es zu dieser Zeit auch etliche<br />
Unternehmen taten. Durch diese Maßnahme wurden rund<br />
10.000 DM an Gebühren eingespart.
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
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Beschwerden<br />
und die Lösung<br />
Etwa eine Woche später gingen beim Landesverband in<br />
Hannover einige Beschwerden ein, weshalb der Versand nicht<br />
von Hannover aus vorgenommen wurde. Es sei unrecht<br />
gewesen, diese Sparlücke schamlos auszunutzen. Gleichzeitig<br />
lief in der Organisation eine Suche nach Finanzmitteln zur<br />
Gründung eines neuen Referates im Vorstand. Im<br />
geschäftsführenden Vorstand kam es zu einer merkwürdigen<br />
Diskussion. Ich wurde ultimativ aufgefordert, meinen Fehler<br />
einzugestehen und deshalb bei der bevorstehenden<br />
Delegiertenversammlung nicht mehr für das Amt des stellvertretenden<br />
Schatzmeisters zu kandidieren. In der darauf<br />
folgenden Woche wurde ein Antrag zur Abstimmung gestellt,<br />
die Satzung durch die Landesdelegiertenversammlung ändern<br />
zu lassen, das Amt des stv. Schatzmeisters zu streichen und<br />
die freiwerdenden (sehr geringen) Mittel zur Einrichtung des<br />
neuen Referates zu verwenden. Es wurde im Protokoll<br />
festgehalten, dass der durch den Postversand eingesparte<br />
Betrag auf keinen Fall im Landeshaushalt anderweitig<br />
verwendet werden, sondern einem besonderen Zweck<br />
zugeführt werden sollte.<br />
Es wurde so verfahren. Als nach zwei Jahren der Vorstand<br />
noch immer keine Verwendung für die Ersparnis gefunden<br />
hatte, beantragte ich, den Betrag dem "Internationalen Haus<br />
Sonnenberg" zur Renovierung eines Sitzungsraumes zu<br />
spenden. Der Vorstand stimmte zu, das Leo-Raeppel-Zimmer<br />
(nach einem Gründungsmitglied der GEW benannt) wurde<br />
1996 grundlegend renoviert.<br />
Das Kollegium Mitte der<br />
90er Jahre an der<br />
Haupt- und Realschule<br />
in <strong>Braunschweig</strong>-<br />
Rüningen<br />
(sitzend ganz links,<br />
Werner Grevecke)
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
Seite 12 von 20 Seiten<br />
Ausmustern von<br />
Elektronik und<br />
Neuanfang in Schulen<br />
1993 musterte der GEW-Hauptvorstand in Frankfurt in seiner<br />
Hauptverwaltung im ganzen Hause die erste Generation der<br />
Bürocomputer aus. Ich hatte das Glück, davon 18 Rechner und<br />
Monitore übernehmen zu dürfen. Damit richtete ich 1994 in der<br />
Schule Rüningen den ersten Computerraum für Schüler ein, in<br />
dem jeder Schüler an seinem eigenen Rechner arbeiten<br />
konnte. In einer Arbeitsgruppe erarbeiteten die Lehrkräfte der<br />
Hauptschule einen Lehrplan und erlernten ebenfalls den<br />
Umgang mit dem PC.<br />
Im Rahmen von schulinternen Lehrerfortbildungskursen bot ich<br />
den Lehrkräften der Stadt <strong>Braunschweig</strong> Kurse zum Erlernen<br />
der Arbeit am PC mit Word.<br />
Die Urkunde für 40<br />
Jahre „Treue<br />
Pflichterfüllung“
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
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Inzwischen führte auch die Stadt <strong>Braunschweig</strong> in den<br />
Schulsekretariaten die Textverarbeitung mit PC ein. 1998<br />
erwarb die Stadtverwaltung ein Komplettpaket für die Schulsekretariate.<br />
In dieses Paket wurden nach und nach alle<br />
anfallenden Aufgaben integriert. Es reichte von der Textverarbeitung<br />
über die Karteiführung, Lehr- und Lernmittelverwaltung<br />
bis zur Stundenplangestaltung. Die Schulsachbearbeiterinnen<br />
wurden in dieses Programm von der Stadtverwaltung eingearbeitet.<br />
Die Schulleitungen blieben außen vor. Da das<br />
Programm speziell für die Stadt <strong>Braunschweig</strong> entwickelt<br />
wurde, nahm man mich in diese Arbeitsgruppe auf.<br />
Von 1998 bis 2000 führte ich rund 130 Schulleiterinnen und<br />
Schulleiter in viertägigen Kursen in den Umgang mit diesem<br />
Programm ein, damit sie auch bei Abwesenheit der<br />
Schulsachbearbeiterin die wichtigsten Verwaltungsarbeiten<br />
selbstständig ausführen konnten.<br />
Im Laufe der Jahre das<br />
liebste Hobby,<br />
Drehorgelspielen<br />
(Im Vordergrund Werner<br />
Grevecke mit seiner<br />
Frau während eines<br />
Straßenkonzerts)
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
Seite 14 von 20 Seiten<br />
ANLAGEN<br />
Anlage 1: Brief zur Suspendierung Werner Greveckes<br />
im Jahr 1979<br />
Anlage 2a: Berichterstattung<br />
über ausgefallene Unterrichtsstunden<br />
und die Abhilfe dieser Situation<br />
vom 20. Februar 1980<br />
Anlage 2b: Berichterstattung<br />
über ausgefallene Unterrichtsstunden<br />
und die Abhilfe dieser Situation<br />
vom 24. Februar 1980<br />
Anlage 2c: Berichterstattung<br />
über ausgefallene Unterrichtsstunden<br />
und die Abhilfe dieser Situation<br />
vom 27. Februar 1980<br />
Protokollführung:<br />
Gundolf Algermissen, Abteilungsleiter im <strong>DGB</strong>-Bezirk NBS<br />
Technische Umsetzung und Bildbearbeitung:<br />
Gunda Jortzig, PCA beim <strong>DGB</strong>-Bezirk NBS –<br />
„grafik und design moritz“, <strong>Braunschweig</strong>
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
Seite 15 von 20 Seiten<br />
Anlage 1: Brief zur Suspendierung Werner Greveckes im Jahr 1979 - Seite 1 von 3 Seiten
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
Seite 16 von 20 Seiten<br />
Anlage 1: Brief zur Suspendierung Werner Greveckes im Jahr 1979 - Seite 2 von 3 Seiten
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
Seite 17 von 20 Seiten<br />
Anlage 1: Brief zur Suspendierung Werner Greveckes im Jahr 1979 - Seite 3 von 3 Seiten
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
Seite 18 von 20 Seiten<br />
Anlage 2a: Berichterstattung über ausgefallene Unterrichtsstunden<br />
und die Abhilfe dieser Situation vom 20. Februar 1980
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
Seite 19 von 20 Seiten<br />
Anlage 2b: Berichterstattung über ausgefallene Unterrichtsstunden<br />
und die Abhilfe dieser Situation vom 24. Februar 1980
Werner GREVECKE, <strong>Braunschweig</strong><br />
Seite 20 von 20 Seiten<br />
Anlage 2c: Berichterstattung über ausgefallene Unterrichtsstunden<br />
und die Abhilfe dieser Situation vom 27. Februar 1980