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weniger co2 ich bin dabei! - IG Fahrrad

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Dulce, Süßgebäck, zu füllen. Manche<br />

alte Senora ließ s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t<br />

davon abbringen, uns den Inhalt<br />

ihrer letzten eingekühlten Flasche<br />

Agua aus dem Kühlschrank in unsere<br />

Radflaschen zu füllen. Wir hätten<br />

auch das Warme daneben genommen,<br />

aber Hospitalidad und Solidaridad<br />

werden in Kuba n<strong>ich</strong>t nur vorgeschrieben,<br />

sondern gelebt – wenn<br />

die Jineteros in den Touristenstädten<br />

diese Prinzipien auch mit manifest<br />

monetären Forderungen ver<strong>bin</strong>den.<br />

Anders in den ländl<strong>ich</strong>en Gebieten:<br />

Arroldo hatte uns vor vier Tagen an<br />

der Playa Carinthia entdeckt, wir<br />

hatten in verlassenen staatl<strong>ich</strong>en<br />

Strandhäuschen vor dem Dauerregen<br />

Schutz gesucht, er war der<br />

Hüter der Anlage, ein wenig erfüllender<br />

Job. Da die Lebensmittelbeschaffung<br />

trotz Devisa n<strong>ich</strong>t die<br />

le<strong>ich</strong>teste Aufgabe im ländl<strong>ich</strong>en,<br />

armen Cuba ist, waren unsere Vorräte<br />

zieml<strong>ich</strong> am Ende. Arroldo verstand<br />

die Problematik sofort, holte<br />

mit einer langen Stange zahllose<br />

Kokosnüsse von den ringsum platzierten<br />

Palmen und schwang die<br />

Machete. In Kürze waren wir mit<br />

Milch und Fruchtfleisch regelrecht<br />

abgefüllt, zur Überbrückung. Denn<br />

bald hatte er einen Companero<br />

organisiert, der wiederum Brot mit<br />

Ei organisierte, um danach die Einladung<br />

zu Fischsuppe, Rind und<br />

Reis auszusprechen. Wir tafelten<br />

also bis in den Abend am regennassen<br />

Strand und konnten nur etwas<br />

Rum beisteuern. 200 Pesos verdiene<br />

er im Monat, dazu kämen die<br />

Zuteilungen der Libretá, der<br />

Lebensmittelrationierung, und der<br />

kleine Garten. Wiederholt boten wir<br />

ihm eine uns angemessen erscheinende<br />

Summe für unser Mahl an,<br />

aber er lehnte strikt ab. Nur unser<br />

Rum schmeckte ihm vorzügl<strong>ich</strong>.<br />

Dabei erzählte er, dass seine Tochter<br />

bald 15 Jahre alt werde, die<br />

Fiesta de los quince stand nächstes<br />

Jahr vor der Tür. Dies ist der größte<br />

Feiertag im Leben der Kubanerinnen,<br />

Hochzeiten finden selten und<br />

sparsam statt. Zur Quincas werden<br />

Verwandte und Freunde eingeladen<br />

und verköstigt, die Jubilarin herausgeputzt<br />

und mit 15 verschiedenen<br />

prachtvollen Kleidern fotografiert,<br />

Trova und Salsa dürfen n<strong>ich</strong>t fehlen.<br />

Das verschlingt Unsummen an<br />

Pesos – dennoch nahm der stolze<br />

Arroldo keinen einzigen von uns.<br />

Nur sein Freund Riccardo hatte meine<br />

Flipflops gern behalten.<br />

Nun sind wir schon weit von diesem<br />

Strand entfernt und platzen in<br />

eine fröhl<strong>ich</strong>e morgendl<strong>ich</strong>e Runde<br />

nahe eines Dorfes am Rio Catalina<br />

namens Naranja Dulce, süße Orange.<br />

Die Campesinas und Campesinos<br />

hatten s<strong>ich</strong> schon unter einem<br />

schirmförmigen Schattendach aus<br />

Palmwedeln versammelt und ließen<br />

den Selbstgebrannten kreisen. Die<br />

Feier fände anlässl<strong>ich</strong> des Internationalen<br />

Tags der Frau statt. N<strong>ich</strong>t<br />

nur dazu wurden wir lauthals<br />

lachend eingeladen und zu Reisezielen<br />

und Herkunft befragt –<br />

„Austria, Europa, Nieve???)“; „Ja, bei<br />

uns liegt gerade Schnee!“ –, sondern<br />

auch ausgiebig versorgt: Unsere<br />

Packtaschen waren bald mit frisch<br />

gepflückten Tomaten und einer<br />

riesigen Flasche hausgemachten<br />

Orangensirups gefüllt. Daran würden<br />

wir noch schwer und lange<br />

schleppen, aber Gastfreundschaft<br />

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