Landwirtschaft in China: Zwischen ... - Globe Spotting
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ter erwarb die Ch<strong>in</strong>a State Farm Agribus<strong>in</strong>ess Corporation<br />
43.000 Hektar Land <strong>in</strong> Queensland.<br />
In Ch<strong>in</strong>as unmittelbaren Nachbarländern s<strong>in</strong>d es dagegen<br />
nicht hochwertige Konsumgüter wie Milch oder<br />
R<strong>in</strong>dfl eisch, die die Investitionen antreiben, sondern<br />
Grundnahrungsmittel und agro<strong>in</strong>dustrielle Rohstoffe,<br />
Viehfutter und zunehmend auch Energiepfl anzen. Sie<br />
gehen mit e<strong>in</strong>em wachsenden Agrarhandel – <strong>in</strong> beiden<br />
Richtungen – e<strong>in</strong>her. E<strong>in</strong> bevorzugtes Ziel s<strong>in</strong>d die kle<strong>in</strong>en<br />
Nachbarn Burma, Laos, Kambodscha und Vietnam.<br />
Für sie ist Ch<strong>in</strong>a längst wichtigster Wirtschaftsfaktor geworden,<br />
was sich auch im Agrarbereich niederschlägt.<br />
Mit ihnen bestehen jahrzehntelang, wenn auch wie im<br />
Falle Vietnams nicht nur konfl iktfreie Beziehungen. Sie<br />
zählen zudem zum unmittelbaren wirtschaftlichen, politischen<br />
und geostrategischen Interessenbereich Ch<strong>in</strong>as.<br />
So gehörte <strong>in</strong> Kambodscha Ende 2006 jede zweite der<br />
26 wirtschaftlichen Landkonzessionen <strong>in</strong> ausländischem<br />
Besitz mit e<strong>in</strong>er Gesamtgröße von 188.000 Hektar Ch<strong>in</strong>esen.<br />
Überwiegend handelt es sich dabei ansche<strong>in</strong>end<br />
um Pfl anzungen schnell wachsender Bäume wie Akazien<br />
und Eukalyptus, um Ölpalmen, Cassava, Zuckerrohr und<br />
Kautschuk. Außerdem gab Ch<strong>in</strong>a dem kle<strong>in</strong>en Nachbarn<br />
für die Verbesserung der Bewässerung e<strong>in</strong>en Kredit <strong>in</strong><br />
Höhe von 240 Millionen Dollar, damit Kambodscha se<strong>in</strong>e<br />
ehrgeizigen Pläne erreichen kann, zu e<strong>in</strong>em führenden<br />
Reisexporteur aufzusteigen.<br />
Auch <strong>in</strong> Laos fördert Ch<strong>in</strong>as Regierung Agrar<strong>in</strong>vestitionen,<br />
unter anderem <strong>in</strong> die Kautschukproduktion. Wie<br />
<strong>in</strong> Afrika oder anderen Ländern s<strong>in</strong>d belastbare Zahlen<br />
schwer zu bekommen, aber e<strong>in</strong>e Schätzung spricht von<br />
150.000 Hektar, die privaten Unternehmen preiswert für<br />
Pachtzeiten von 30 bis 50 Jahren zur Verfügung gestellt<br />
wurden.<br />
Wie <strong>in</strong> Afrika, gehören zu den Investoren häufi g ch<strong>in</strong>esische<br />
Prov<strong>in</strong>zregierungen. Um die wachsenden E<strong>in</strong>kommensdisparitäten<br />
zwischen dem <strong>in</strong>dustrialisierten<br />
Osten und dem Westen und Nordosten zu verr<strong>in</strong>gern, hat<br />
ihnen die Regierung <strong>in</strong> Beij<strong>in</strong>g im Rahmen e<strong>in</strong>es „go<strong>in</strong>g<br />
out“-Programms mehr Spielraum für eigene wirtschaftliche<br />
Aktivitäten e<strong>in</strong>geräumt. So stiegen e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>es Jahrzehnts zu den größten Handelspartnern, Investoren<br />
und Gebern für asiatische Nachbarländer auf.<br />
Die Erschließung neuer Exportmärkte und Ressourcen<br />
geht meist mit Infrastrukturmaßnahmen e<strong>in</strong>her. 52 Zu<br />
diesem Engagement gehören auch Pachtverträge über<br />
426.667 Hektar Land, die die Nordostprov<strong>in</strong>z Heilongjiang,<br />
mit e<strong>in</strong>er Produktion von über 43 Millionen Tonnen<br />
(2009) der wohl größte Getreideproduzent <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, mit<br />
dem benachbarten Russland abschloss. Die Abkommen<br />
sehen Investitionen <strong>in</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>, Viehzucht und<br />
52 Julia Bader, Ch<strong>in</strong>a‘s Impact on its Neighbours‘ Political Systems, Deutsches Institut<br />
für Entwicklungspolitik, 1/2010.<br />
Seite 26 Ch<strong>in</strong>as <strong>Landwirtschaft</strong> global<br />
Verarbeitung vor. Alle<strong>in</strong> die Stadt Mudanjiang im Südosten<br />
der Prov<strong>in</strong>z hat landwirtschaftliche Nutzfl ächen von<br />
146.667 Hektar <strong>in</strong> Russland erworben, e<strong>in</strong> Anstieg um<br />
42 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 53<br />
Doch ähnlich wie <strong>in</strong> Mosambik stößt auch <strong>in</strong> der<br />
Nachbarschaft die Suche Ch<strong>in</strong>as nach Land und Wasser<br />
auf Widerstand. E<strong>in</strong>es der ersten Großprojekte Ch<strong>in</strong>as im<br />
Off-shore-farm<strong>in</strong>g-Bereich war der Vorvertrag (Memorandum<br />
of Understand<strong>in</strong>g), den Fuhua, e<strong>in</strong> Unternehmen<br />
der Prov<strong>in</strong>zregierung von Jil<strong>in</strong>, im Juni 2007 mit der<br />
philipp<strong>in</strong>ischen Regierung über die Pacht von e<strong>in</strong>er Million<br />
Hektar Land für den Anbau von Hochertragsreis,<br />
Mais und Sorghum unterzeichnete. Doch nach heftigen<br />
Protesten und e<strong>in</strong>er erfolgreichen Mobilisierung durch<br />
zivilgesellschaftliche Gruppen, Bauernorganisationen,<br />
Kirchen und Medien, die weit über die Philipp<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>aus<br />
Unterstützung fanden, machte die Regierung <strong>in</strong> Manila<br />
e<strong>in</strong>en Rückzieher.<br />
Selbst <strong>in</strong> den autoritären Nachfolgestaaten der e<strong>in</strong>stigen<br />
Sowjetunion regt sich Protest. Als im Dezember<br />
2009 Kasachstans Präsident Nursultan Nazarbayev ankündigte,<br />
Ch<strong>in</strong>a wolle e<strong>in</strong>e Million Hektar Land pachten,<br />
um Soja und Raps für Speiseöl anzubauen, gab es heftige<br />
Demonstrationen. „Sie haben sich 13 Milliarden US-<br />
Dollar von Ch<strong>in</strong>a geliehen”, klagt Bolat Abilov von der<br />
Oppositionspartei Azat, „und jetzt wollen sie das mit<br />
unserem Land zurückzahlen“. Kurze Zeit später dementierte<br />
die Regierung jegliche Pläne, an Ch<strong>in</strong>a Land zu<br />
verpachten.<br />
„Global Europe“, außer Ch<strong>in</strong>a<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass die Europäische Union<br />
als der wichtigste Agrarhändler der Welt großes Interesse<br />
am Handel mit dem Reich der Mitte hat. Der wachsende<br />
Markt für hochwertige Nahrungsmittel, aber auch<br />
die erkennbaren natürlichen Grenzen des Wachstums<br />
lassen die Absatzerwartungen steigen. So hofft Gerd<br />
Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Berl<strong>in</strong>er<br />
<strong>Landwirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isterium, dass sich für Milch, Butter<br />
und andere tierische Produkte „vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
des boomenden ch<strong>in</strong>esischen Marktes für Deutschland<br />
große Chancen eröffnen.“ Denn schließlich sei deutsche<br />
Milch ja bekanntlich „hochwertig“ und „sicher“, im<br />
Unterschied zur Melam<strong>in</strong>-Milch. Doch die Absatzmärkte<br />
haben längst andere besetzt: Australien und Neuseeland<br />
für Milch, die USA für Mais und Gefl ügel, Brasilien<br />
für Viehfutter, ... Und für Getreide aus Europa besteht<br />
ke<strong>in</strong> Bedarf.<br />
Zwar stieg der Agrarhandel der EU mit Ch<strong>in</strong>a <strong>in</strong> den<br />
vergangenen vier Jahren um 82 Prozent. Aber der große<br />
53 Http://farmlandgrab.org/13438 vom 29. Mai 2010.