itz ausgabe 13-14/2013 - ITJ | Transport Journal
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Internationale <strong>Transport</strong> Zeitschrift <strong>13</strong>-<strong>14</strong>20<strong>13</strong> Recht &Versicherung<br />
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Das Insolvenz-Risiko in der Supply Chain<br />
Insolvenz: Risiken abfedern<br />
Wie lässt sich das Insolvenzrisiko einzelner Elemente in der Supply Chain mindern? Der TT Club rät zu einer klaren Gestaltung der<br />
Verträge mit den Dienstleistern, der eine umfassende Prüfung aller Glieder der Supply Chain vorausgehen muss. Die langfristige Bonität<br />
eines Vertragspartners kann dabei wichtiger sein als ein günstiges Angebot.<br />
Es kann nur vermutet werden, wie viele<br />
Verlader die finanzielle Stabilität ihrer<br />
Carrier beurteilen können. Die Frage<br />
der Frachtzahlungen, wenn Dienstleister<br />
Bankrott gegangen sind, wirft jedoch einige<br />
interessante Fragen auf. In der Tat<br />
haben Verlader häufigdie Sorge, dass sie<br />
am Ende zwei Mal zur Kasse gebeten<br />
werden, in der Hoffnung, sich aus einer<br />
künftigen Konkursmasse schadlos halten<br />
zu können. Wie also der Gefahr begegnen?<br />
Dieser Beitrag versucht, eine allgemein<br />
gültige Antwort zugeben, obwohl<br />
jede Situation selbstverständlich inihrer<br />
Beurteilung einzigartig bleibt.<br />
Der klassische Fall<br />
In einer geradlinigen Ausgangslage hat<br />
der Verlader mit einem <strong>Transport</strong>eur<br />
oder NVOC eine klare Vereinbarung<br />
getroffen, welcher wiederum den Auftrag<br />
an eine Reederei weitergegeben hat.<br />
Die Situation ist auch dann kalkulierbar,<br />
wenn der NVOC unerwartet inKonkurs<br />
gehen sollte. In einem solchen Fall kann,<br />
obwohl das Konnossement ggf. bereits<br />
die Supply Chain durchlaufen hat, die<br />
Ladung nicht bezahlt wurde und der<br />
Reeder von seinem ZurückbehaltungsrechtGebrauchmacht,die<br />
Angelegenheit<br />
über eine direkte Zahlung an den Reeder<br />
oder Zwangsverwalter bereinigt werden.<br />
Die Schwierigkeit besteht in diesem Fall<br />
darin, den Seefrachtbrief, der ggf. inden<br />
Händen des Zwangsverwalters ist, dem<br />
Reeder zukommen zu lassen. Das Szenario<br />
ist einfach, denn üblicherweise werden<br />
keine Vorauszahlungen vor Ankunft<br />
der Ware amBestimmungsort geleistet.<br />
Es bleibt also hier höchstwahrscheinlich<br />
bei einer einfachen Bezahlung.<br />
EinDilemma entsteht,wennder Verlader<br />
den Seetransport bereits dem NVOC<br />
oder seinem ausländischen Agenten im<br />
Voraus bezahlt hat. Indieser Lage kann<br />
der Reeder, falls er wiederum nicht bezahlt<br />
wurde, die Fracht zurückbehalten,<br />
auch dann, wenn eine Zahlung bereits<br />
erfolgt ist. Zusatzkosten können ferner<br />
durch den Versand von Dokumenten<br />
entstehen, ebenso zusätzliche<br />
Kosten für die Übertragung<br />
der Dokumente. Invielen<br />
Fällen, insbesondere<br />
bei Sammelladungen,<br />
ist eswahrscheinlich,<br />
dass der Reeder sich<br />
an der Fracht schadlos<br />
hält. Wenn der<br />
ausgewählte NVOC<br />
mit einem ausländischen<br />
Agenten abgeschlossen<br />
hat, gilt in der<br />
Regel nach den Handelsbedingungen<br />
eine Kreditfrist<br />
von 30 oder 60 Tagen.<br />
Wird der ausländische<br />
Agent<br />
im Frachtbrief als<br />
Warenempfänger<br />
benannt und steht<br />
so bei Ausfall der<br />
Fracht mit inder Verantwortung,<br />
sollte esmöglich<br />
sein, mit ihm die Auslieferung der<br />
Fracht zu klären. Darüber hinaus werden<br />
bei Sammelcontainern zahlreiche<br />
Warenempfänger Druck ausüben, um<br />
die Freigabe der Ladung zu erreichen.<br />
Überseeische NVOC werden eine damit<br />
einhergehende Rufschädigung fürchten.<br />
Solche Verhandlungen kosten natürlich<br />
Zeit, Mühe und Energie.<br />
Güte und sicheres Eintreffen der Ware hängen<br />
auch von der Bonität der Dienstleister ab.<br />
Foto: thinkstock<br />
Doppelte Zahlung<br />
In den Fällen, in denen der NVOC die<br />
Fracht miteinem Reeder zusammen geladen<br />
hat, ist die Wahrscheinlichkeit gross,<br />
dass der Verlader oder Käufer zwei Mal<br />
für die Ladung aufkommen muss. Die<br />
Bonitätdes NVOC muss also genau überprüft<br />
werden. Das trifft gleichermassen<br />
für jeden Subunternehmer in der Supply<br />
Chain zu. Die Richtlinien des TTClub<br />
«Kenne Deinen Spediteur» und «Kenne<br />
Deinen Vertragspartner» können hier<br />
hilfreich sein.<br />
AlsTrend in denletzten Jahren istauszumachen,<br />
dass der Verlader den <strong>Transport</strong>eur<br />
oder NVOC mit auswählt. Üblicherweise<br />
erhöht das die Kontrolle und<br />
wird von einem definierten Auswahlprozessbei<br />
denDienstleisternbegleitet.Viele<br />
Unternehmen haben Rahmenabkommen<br />
mit klaren Leistungs- und Finanzvorgaben<br />
entwickelt. In Ausschreibungen<br />
wird üblicherweise die mittelfristige<br />
Bonität des Vertragspartners abgefragt.<br />
Die Risiken durch Insolvenzen sind<br />
real und immer Gegenstand der jeweiligen<br />
Rechtslage. Auch nachgeordnete<br />
Dienstleister müssen entsprechend geprüft<br />
und der Zuschlag für Aufträge<br />
nicht ausschliesslich nach Kostengesichtspunkten<br />
vergeben werden. Im<br />
Nachgang können die Ausfälle durch<br />
verlorene oder verdorbene Fracht hoch<br />
sein, teilweise besteht sogar das Risiko<br />
einer Verdopplung der Kosten. Der TT<br />
Club rät zu proaktiver Kontrolle aller<br />
Glieder der Lieferkette, um ein böses<br />
Erwachen zu vermeiden.<br />
www.ttclub.com/publications