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Download - Galerie St. Johann

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Bernar beschreibt anschaulich in einem<br />

2008 geführten Interview mit Walter<br />

Smerling: „The arcs have their origin in the<br />

Représentation graphique de la fonction y<br />

= - x2 (Graphical representation of the<br />

function y = - x2) (1966). I grew conscious<br />

of the fact that the line had become<br />

a central element in my work in 1976<br />

when creating these large-format paintings<br />

- which are characterised by angles<br />

(broken lines), arcs (curved lines) and<br />

chords (straight lines). This exhibition features<br />

excellent examples of this. Furthermore,<br />

we are exhibiting wall reliefs which<br />

represent a logical development of the<br />

canvas works. It was during this time in<br />

1979 that I was struck by the idea of adding<br />

to these three variations – the<br />

straight line, the curved line and the broken<br />

line – the indeterminate line or ligne<br />

indéterminée. It is called this because it<br />

liberates itself from the geometrical constraints<br />

and consequently can no longer<br />

be determined mathematically. The subsequent<br />

focus on sculptures came about<br />

almost inexorably because I realised that<br />

they enabled me to represent my ideas,<br />

both visually and conceptually, even more<br />

convincingly. The larger dimensions of<br />

these works and their presentation in<br />

public spaces contributed to their wider<br />

acceptance because as a result they had<br />

become more accessible.“ 6<br />

Die Linie ist eine der Konstanten in Venets<br />

Werk, ganz gleich, ob sie gerade gezogen<br />

ist, oder ob sie sich „unbestimmt“<br />

und offen windet. Das Eine ist das Kalkulierbare,<br />

das Andere suggeriert mehr Offenheit<br />

und bleibt unberechenbar. Der<br />

„Arc“ entwickelt sich aus der geraden<br />

Linie, nur auf das Kreisrund bezogen und<br />

basiert auf mathematischen Grundlagen.<br />

Durch seine Öffnung bleibt er unvollkommen,<br />

strebt aber immer nach Ergänzung,<br />

nach dem zum Rund geschlossenen<br />

Kreis. Dabei bleibt er im Prozess des<br />

Dynamischen, wird niemals statisch und,<br />

gerade in der vierfachen oder fünffachen<br />

Parallelisierung seiner Bogenform und<br />

den damit verbundenen unterschiedlichen<br />

Endungen, umso offener und lebendiger.<br />

Nahezu tänzerisch verhalten sie<br />

sich zu dem Raum, in dem sie sich befinden.<br />

Trotz aller Monumentalität und<br />

Schwere gewinnen sie etwas Leichtes<br />

und lassen etwas Neues zu: Es ist die Eleganz<br />

und Schönheit, die ein Unbestimmtes,<br />

ein nicht letztes Endgültiges verkörpert.<br />

Es ist der Gedanke an die Freiheit.<br />

Anmerkungen<br />

1 Vgl.: Von Arman bis Andy Warhol.Die Meisterwerke<br />

des Ludwig Museum, Freiburg 2009, 129.<br />

2 Karl Heinrich Hofmann, Commutative Diagrams in<br />

the Fine Arts, in: Notice of the AMS, Volume 49,<br />

Number 6, June/July 2002, S. 665.<br />

3 Ebenda, S. 665, zitiert nach: Bernar Venet,<br />

Apoétiques 1967-1998, Musée d‘Art Moderne et<br />

Contemporain (MAMCO), Genève 1999, o.S.<br />

4 Ebenda, S. 667: „We concede, as mathematicians,<br />

that he attains an uncontested degree of authenticity<br />

by copying material from its scholarly environment<br />

without modifying or adulterating it, and<br />

thus maintains what we call “truth”.”<br />

5 Ludwig Wittgenstein, Logisch-philosophische Abhandlung,<br />

Tractatus logico-philosophicus, Kritische<br />

Edition, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1998<br />

6 Bernar Venet, in: Fragen an den Künstler, Gespräch<br />

mit Walter Smerling, in: Bernar Venet, System und<br />

Zufall, Ausst.Kat., Museum Küppersmühle für<br />

Moderne Kunst, Duisburg 2007, S.62<br />

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