Badische Leichtathletik - Heft 2/2014
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12 BL HEFT 2/<strong>2014</strong><br />
Karrieresprung: Vom Amateur zum Profi –<br />
und der Fiskus ist mit dabei<br />
er Weg vom Amateur zum Profisportler ist oft<br />
sehr langwierig und steinig. Zudem sind Grund-<br />
Dvoraussetzungen für den Erfolg neben dem Talent,<br />
auch die große Begeisterung für den Sport und vor<br />
allem die kontinuierliche Bereitschaft für intensives und<br />
hartes Training. Bei so viel Wille und Engagement wird<br />
zum Zeitpunkt des ersten Erfolgs dann gerne vergessen,<br />
dass der Schweiß dafür einem alleine bleibt, der Erfolg<br />
dann aber mit dem Fiskus geteilt werden muss. Wird<br />
jedoch zu Beginn vergessen, „dem Staat das Seine zu<br />
geben“, so führt dies später zu unliebsamen und meistens<br />
auch kostspieligen Überraschungen.<br />
Wann ist eigentlich der Sprung vom<br />
Amateur (= Hobbysportler) zum Profisportler<br />
vollzogen?<br />
Die Rechtsprechung hat hierzu einmal geurteilt, dass<br />
Profisport vorliegt, bei einer „Beteiligung an Sportwettkämpfen<br />
in der Absicht sichere Siegchancen zu<br />
nutzen und dies wiederholt zu tun“. Das mit den „sicheren<br />
Siegchancen“ ist in der Praxis nicht immer ganz so<br />
einfach. Daher sollte vielleicht noch eine griffigere<br />
Formel für die Abgrenzung zwischen „Hobby“ und<br />
„Beruf“ im Sport gefunden werden. Meines Erachtens ist<br />
die treffendste Abgrenzung: „Wenn die Einnahmen die<br />
Ausgaben übersteigen, d.h. wenn mit der sportlichen<br />
Tätigkeit und/oder mit der Teilnahme an Wettkämpfen<br />
„Geld verdient“ wird, dann liegt eine steuerlich relevante<br />
Tätigkeit als Berufssportler/Profi vor“. Das heißt ab<br />
diesem Moment will der Fiskus seinen „Obolus“ haben<br />
und erhebt entsprechende Steuern beim Profisportler.<br />
Müssen alle Profisportler dieselben Steuern<br />
bezahlen?<br />
Nein, es gibt erhebliche Unterschiede bei der Besteuerung<br />
von Berufssportlern. Wenn der Profi seinen Wohnsitz<br />
in Deutschland hat, muss er auch in vollem Umfang<br />
alle seine Einnahmen beim deutschen Fiskus erklären<br />
und nach den einzelnen Steuergesetzen versteuern.<br />
Zudem gibt es noch Unterschiede, ob ein Sportler, der in<br />
Deutschland wohnt, einen sogenannten „Mannschaftssport“<br />
(z.B. Fußball, Handball u.ä.) oder eine „Individualsportart“<br />
(z.B. <strong>Leichtathletik</strong>, Tennis o.ä.) ausübt.<br />
Übt ein Profisportler einen „Mannschaftssport“ aus,<br />
so ist er „Arbeitnehmer“ eines Vereins. Das heißt, die<br />
steuerlichen Pflichten (Einbehalt & Abführung der Lohnsteuer),<br />
die sich aus den Einnahmen aus der sportlichen<br />
Tätigkeit ergeben, werden im Rahmen des Lohnsteuerabzugs<br />
durch den Verein erfüllt. Ebenso werden die<br />
Sozialabgaben durch den Verein einbehalten und direkt<br />
an die Sozialversicherungsträger abgeführt.<br />
Übt beispielsweise ein Leichtathlet („Individualsportler“)<br />
seine sportliche Tätigkeit als Profisportler aus, so stellt<br />
diese berufliche Betätigung einen „Gewerbebetrieb“<br />
dar und der Sportler hat die steuerlichen Verpflichtungen<br />
in vollem Umfang selbst zu erfüllen. Als „Gewerbetreibender“<br />
ist der Leichtathlet dann verpflichtet, dem<br />
Fiskus die Grundlagen (Einnahmen, Ausgaben, Familienstand<br />
u.ä.) zur Berechnung/Festsetzung von Einkommen-,<br />
Gewerbe- und Umsatzsteuer darzulegen.<br />
Hierbei ist für den „Individualsportler“ dann die Anmeldung<br />
eines „Gewerbebetriebs“ der erste Schritt, den er<br />
für die weitere Registrierung bzw. ordnungsgemäße<br />
Abwicklung tun muss. In der Folge wird der Sportler dann<br />
vom Finanzamt aufgefordert, Angaben zu den zukünftigen<br />
Einnahmen bzw. zu den zu erwartenden Gewinnen<br />
zu machen. Diese Daten fordert der Fiskus, um klären zu<br />
können, in welcher Höhe Einkommen-, Gewerbe- und<br />
Umsatzsteuer anfallen. Zusätzlich muss sich der „Individualsportler“<br />
auch Gedanken über seine Gesundheitsund<br />
Altersvorsorge machen, da er nicht über gesetzliche<br />
Sozialversicherungsbeiträge abgesichert ist.<br />
Von Leichtathleten/innen, die als Profisportler/innen<br />
den Sport ausüben, wird daher ein hohes Maß an<br />
Eigenverantwortlichkeit – sei es in Bezug auf die steuerlichen<br />
Pflichten oder in Bezug auf die eigene „Risikovorsorge“<br />
– gefordert.<br />
Bei aller Euphorie über den Erfolg und der Freude über<br />
den Karrieresprung vom Amateur zum Profi ist der junge,<br />
erfolgreiche Sportler gut beraten, die daraus resultierenden<br />
„Begierden“ des Fiskus ernst zu nehmen und sich<br />
frühzeitig um seine steuerlichen Pflichten zu kümmern.<br />
Dieser Beitrag wurde uns freundlicherweise von der<br />
SAM Steuerberatungsgesellschaft mbH<br />
(Benzstr. 17, 71101 Schönaich) überlassen.