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Badische Leichtathletik - Heft 2/2014

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BL HEFT 2/<strong>2014</strong><br />

7<br />

Die Talente daraus sind oft schnell gezählt. Großes<br />

Engagement kompetenter Betreuer ist auch danach<br />

der Schlüssel zum Erfolg. Das Interesse am Wettkampf<br />

und an der individuellen Leistungsüberprüfung und -<br />

verbesserung muss vorgelebt werden. Dann hat die<br />

<strong>Leichtathletik</strong> eine große Chance.<br />

Sinnfindung abseits von Titeln, Kader<br />

und Bestenlisten<br />

Zu den Gründen, warum viele dann vorzeitig aus dem<br />

Wettkampfsport aussteigen, gehört neben den schwieriger<br />

werdenden Rahmenbedingungen durch die<br />

veränderte Schullandschaft auch ein „Exzellenz-<br />

Phänomen“: Man macht nichts mehr, wenn man nicht zu<br />

den Besten gehört! Und da die Wettbewerbe auf den<br />

unteren Stufen weniger werden, ist das Anspruchsniveau<br />

dann gleich der Landeskader. Kennzeichnend für<br />

diese Einstellung ist der häufig verwendet Spruch „Der<br />

Zweite ist der erste Verlierer“. Was als Motivationsspruch<br />

fürs Training zukünftiger Champions gut sein<br />

mag, wird für das gesamte Wettkampfsystem zur Crux.<br />

Man trainiert nicht, um besser zu werden und weil es<br />

einem Freude macht, sondern nur, um im Vergleich mit<br />

allen anderen (kann man ja auch in den Internet-<br />

Bestenlisten ersehen) vorne zu sein. Wer das nicht<br />

schafft, wechselt die Sportart oder sucht sich ein<br />

anderes Betätigungsfeld. Zurück bleiben U16-Landesmeisterschaften,<br />

zu denen nur noch 60% der Qualifizierten<br />

antreten, in höheren Altersstufen nur noch fünf<br />

Landeskader, in „ausgefallenen“ Disziplinen gar nur<br />

noch zwei Bundeskader! Das olympische Motto zählt<br />

offenbar nicht mehr. Es scheint keine Ehre mehr zu sein,<br />

überhaupt an etwas teilnehmen zu dürfen. Hier ist für die<br />

Trainer ein weites pädagogisches Betätigungsfeld, ihren<br />

Schützlingen jenseits der U12 zu vermitteln, dass eine<br />

Sportart, das zugehörige Training und die erhofften<br />

Leistungssteigerungen an sich schon Freude machen<br />

können. Nicht nur dann, wenn es zu Kaderaufnahmen,<br />

Meisterschafts-Qualifikationen oder gar Titeln reicht.<br />

Titel zu holen gab es im abgelaufenen Jahr genug. Der<br />

DLV richtete allein drei Bahn-Meisterschaften für die<br />

U16 aus. Der süddeutsche Verband ergänzte sein Angebot<br />

noch um Wettbewerbe für die AK 14. Beide Jahrgänge<br />

konnten <strong>2014</strong> ab Ende Juni im Zwei-Wochen-Takt<br />

Meisterschaften von der Landesebene aufwärts bestreiten.<br />

Davor standen noch zahlreiche Wettkämpfe, um<br />

sich für das alles zu qualifizieren. Wettkämpfe ohne den<br />

Hintergrund, eine Leistung aus einem bestimmten Grund<br />

erbringen zu müssen, sind rar geworden. Da brauchen<br />

wir uns nicht zu wundern, wenn diejenigen, die das nicht<br />

locker schaffen, bald das Handtuch werfen, weil sie<br />

keinen Sinn mehr in ihrer Anstrengung sehen.<br />

Zum Glück haben die meisten Trainer der Versuchung<br />

widerstanden, alles mit ihren hochbegabten Schütz-<br />

lingen mitzunehmen, was im Angebot war. Sonst leiden<br />

einfach dauerhaft das Grundlagentraining, das in solchen<br />

Zeiten ja meist komplett ausgeschaltet wird, und<br />

die Gesundheit der Athleten, da sie permanent hoch,<br />

weil intensiv belastet werden. Von der Motivation für<br />

langfristige Ziele ganz abgesehen, denn wer mit 15<br />

schon bei „seinen“ Deutschen Meisterschaften war, hat<br />

für die Zukunft in den allermeisten Fällen keine Steigerungen<br />

mehr zu erwarten. Medaillen bei Deutschen<br />

Meisterschaften oder gar internationale Einsätze sind<br />

eben nur den wenigsten vergönnt.<br />

Die ArGe setzt ein Zeichen gegen den Trend des<br />

Wettkampfüberangebots<br />

Als Reaktion auf das Meisterschaftsüberangebot – ganz<br />

nach dem Motto „der Klügere gibt nach“ – haben die<br />

Baden-Württembergischen <strong>Leichtathletik</strong>-Verbände<br />

ihre AK14-Meisterschaften gestrichen, obwohl diese<br />

Veranstaltung wegen ihrer leistungsförderlichen Kompaktheit<br />

eigentlich vorbildlich war. Es ist den Verantwortlichen<br />

dabei durchaus bewusst, dass schon im<br />

ersten Jahr der Süddeutschen AK14-Meisterschaften<br />

trotz des noch verkehrsgünstigen Austragungsortes<br />

Augsburg absehbar ist, dass dort nur die Hälfte bis zwei<br />

Drittel der Starter der BW-Meisterschaften teilnehmen<br />

werden. Das Wettkampf-System dreht sich schon im<br />

Nachwuchsbereich zu sehr um die Spitze. Die Empfehlung,<br />

sich auf maximal zwei Höhepunkte in der Sommersaison<br />

hin vorzubereiten und zu motivieren, anstatt<br />

Meisterschafts-Hopping zu betreiben, bleibt.<br />

In diesem Sinne wie immer ein herzliches Dankeschön<br />

an alle, die sich dafür engagieren, Kinder und Jugendliche<br />

für unsere Sportart zu gewinnen und zu begeistern,<br />

sie verantwortungsvoll im Training zu begleiten<br />

und ihnen ein paar „nicht-bestenlistenreife“ Werte zu<br />

vermitteln.<br />

Christian Hummel<br />

Teamleiter Nachwuchs

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