Badische Leichtathletik - Heft 2/2014
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BL HEFT 2/<strong>2014</strong><br />
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Die Talente daraus sind oft schnell gezählt. Großes<br />
Engagement kompetenter Betreuer ist auch danach<br />
der Schlüssel zum Erfolg. Das Interesse am Wettkampf<br />
und an der individuellen Leistungsüberprüfung und -<br />
verbesserung muss vorgelebt werden. Dann hat die<br />
<strong>Leichtathletik</strong> eine große Chance.<br />
Sinnfindung abseits von Titeln, Kader<br />
und Bestenlisten<br />
Zu den Gründen, warum viele dann vorzeitig aus dem<br />
Wettkampfsport aussteigen, gehört neben den schwieriger<br />
werdenden Rahmenbedingungen durch die<br />
veränderte Schullandschaft auch ein „Exzellenz-<br />
Phänomen“: Man macht nichts mehr, wenn man nicht zu<br />
den Besten gehört! Und da die Wettbewerbe auf den<br />
unteren Stufen weniger werden, ist das Anspruchsniveau<br />
dann gleich der Landeskader. Kennzeichnend für<br />
diese Einstellung ist der häufig verwendet Spruch „Der<br />
Zweite ist der erste Verlierer“. Was als Motivationsspruch<br />
fürs Training zukünftiger Champions gut sein<br />
mag, wird für das gesamte Wettkampfsystem zur Crux.<br />
Man trainiert nicht, um besser zu werden und weil es<br />
einem Freude macht, sondern nur, um im Vergleich mit<br />
allen anderen (kann man ja auch in den Internet-<br />
Bestenlisten ersehen) vorne zu sein. Wer das nicht<br />
schafft, wechselt die Sportart oder sucht sich ein<br />
anderes Betätigungsfeld. Zurück bleiben U16-Landesmeisterschaften,<br />
zu denen nur noch 60% der Qualifizierten<br />
antreten, in höheren Altersstufen nur noch fünf<br />
Landeskader, in „ausgefallenen“ Disziplinen gar nur<br />
noch zwei Bundeskader! Das olympische Motto zählt<br />
offenbar nicht mehr. Es scheint keine Ehre mehr zu sein,<br />
überhaupt an etwas teilnehmen zu dürfen. Hier ist für die<br />
Trainer ein weites pädagogisches Betätigungsfeld, ihren<br />
Schützlingen jenseits der U12 zu vermitteln, dass eine<br />
Sportart, das zugehörige Training und die erhofften<br />
Leistungssteigerungen an sich schon Freude machen<br />
können. Nicht nur dann, wenn es zu Kaderaufnahmen,<br />
Meisterschafts-Qualifikationen oder gar Titeln reicht.<br />
Titel zu holen gab es im abgelaufenen Jahr genug. Der<br />
DLV richtete allein drei Bahn-Meisterschaften für die<br />
U16 aus. Der süddeutsche Verband ergänzte sein Angebot<br />
noch um Wettbewerbe für die AK 14. Beide Jahrgänge<br />
konnten <strong>2014</strong> ab Ende Juni im Zwei-Wochen-Takt<br />
Meisterschaften von der Landesebene aufwärts bestreiten.<br />
Davor standen noch zahlreiche Wettkämpfe, um<br />
sich für das alles zu qualifizieren. Wettkämpfe ohne den<br />
Hintergrund, eine Leistung aus einem bestimmten Grund<br />
erbringen zu müssen, sind rar geworden. Da brauchen<br />
wir uns nicht zu wundern, wenn diejenigen, die das nicht<br />
locker schaffen, bald das Handtuch werfen, weil sie<br />
keinen Sinn mehr in ihrer Anstrengung sehen.<br />
Zum Glück haben die meisten Trainer der Versuchung<br />
widerstanden, alles mit ihren hochbegabten Schütz-<br />
lingen mitzunehmen, was im Angebot war. Sonst leiden<br />
einfach dauerhaft das Grundlagentraining, das in solchen<br />
Zeiten ja meist komplett ausgeschaltet wird, und<br />
die Gesundheit der Athleten, da sie permanent hoch,<br />
weil intensiv belastet werden. Von der Motivation für<br />
langfristige Ziele ganz abgesehen, denn wer mit 15<br />
schon bei „seinen“ Deutschen Meisterschaften war, hat<br />
für die Zukunft in den allermeisten Fällen keine Steigerungen<br />
mehr zu erwarten. Medaillen bei Deutschen<br />
Meisterschaften oder gar internationale Einsätze sind<br />
eben nur den wenigsten vergönnt.<br />
Die ArGe setzt ein Zeichen gegen den Trend des<br />
Wettkampfüberangebots<br />
Als Reaktion auf das Meisterschaftsüberangebot – ganz<br />
nach dem Motto „der Klügere gibt nach“ – haben die<br />
Baden-Württembergischen <strong>Leichtathletik</strong>-Verbände<br />
ihre AK14-Meisterschaften gestrichen, obwohl diese<br />
Veranstaltung wegen ihrer leistungsförderlichen Kompaktheit<br />
eigentlich vorbildlich war. Es ist den Verantwortlichen<br />
dabei durchaus bewusst, dass schon im<br />
ersten Jahr der Süddeutschen AK14-Meisterschaften<br />
trotz des noch verkehrsgünstigen Austragungsortes<br />
Augsburg absehbar ist, dass dort nur die Hälfte bis zwei<br />
Drittel der Starter der BW-Meisterschaften teilnehmen<br />
werden. Das Wettkampf-System dreht sich schon im<br />
Nachwuchsbereich zu sehr um die Spitze. Die Empfehlung,<br />
sich auf maximal zwei Höhepunkte in der Sommersaison<br />
hin vorzubereiten und zu motivieren, anstatt<br />
Meisterschafts-Hopping zu betreiben, bleibt.<br />
In diesem Sinne wie immer ein herzliches Dankeschön<br />
an alle, die sich dafür engagieren, Kinder und Jugendliche<br />
für unsere Sportart zu gewinnen und zu begeistern,<br />
sie verantwortungsvoll im Training zu begleiten<br />
und ihnen ein paar „nicht-bestenlistenreife“ Werte zu<br />
vermitteln.<br />
Christian Hummel<br />
Teamleiter Nachwuchs