StippVisite - Klinikum Quedlinburg
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Ein Standort im Wandel<br />
der Geschichte<br />
<strong>Quedlinburg</strong>er <strong>Klinikum</strong> 100 Jahre am Ditfurter Weg<br />
„Jedermann sollte voller Freude<br />
über das wohlgelungene Werk<br />
sein. Und doch gibt es Nörgler,<br />
die meinen: Wozu ein solcher<br />
Prachtbau?“ Nein, das Zitat<br />
stammt nicht aus den 1990er<br />
Jahren, als das <strong>Klinikum</strong> am Ditfurter<br />
Weg begann, sein Antlitz<br />
nachhaltig zu verändern. Die<br />
Worte fielen zur Einweihung des<br />
Krankenhauses vor genau einhundert<br />
Jahren. Die aufstrebende<br />
Stadt <strong>Quedlinburg</strong> war dem steigenden<br />
Bedarf an stationärer<br />
medizinischer Versorgung gefolgt:<br />
Es entstand endlich eine<br />
Klinik, die im Wandel der Geschichte<br />
Höhen und Tiefen überstand<br />
und sich heute zu einem<br />
Zentrum moderner Medizin entwickelt<br />
hat.<br />
Dr. Stefan Wolter, Berliner Historiker<br />
und Experte für Krankenhausgeschichte<br />
berichtet über<br />
den Weg vom damaligen, lang<br />
ersehnten Klinikneu-bau zum<br />
heutigen, gut aufgestellten <strong>Klinikum</strong>.<br />
Eigentlich schwer nachvollziehbar,<br />
dass es damals manch einem einflussreichen<br />
Bürger der Stadt so schwer<br />
fiel, die notwendigen Veränderungen<br />
im Krankenhausalltag einzusehen.<br />
Denn unerträglich geworden war die<br />
räumliche Enge in den Fachwerk- und<br />
Ziegelsteingemäuern des Vorgängerbaues<br />
in der Wipertistraße. Diese wurde<br />
umso bedrückender, je mehr die<br />
Bismarcksche Sozialgesetzgebung zu<br />
greifen begann. Noch immer aber<br />
haftete dem Krankenhaus der Ruf<br />
einer Armeninstitution an, die für den<br />
„neuen Mittelstand“ – geschweige<br />
denn für die Wohlhabenden der Stadt<br />
– nicht infrage zu kommen schien.<br />
Während diese bevorzugt die größeren<br />
Krankenhäuser bis hin nach Magdeburg<br />
und Berlin aufsuchten, glaubten<br />
die Stadtbehörden die Kosten für<br />
einen Neubau scheuen zu können.<br />
Grundstein 1905 gelegt<br />
Um 1900 aber duldete die aufblühende<br />
Blumenstadt mit ihrem rasanten<br />
Bevölkerungswachstum keinen Aufschub<br />
mehr. Im August 1905 endlich<br />
konnte in dem „mit Wappen und Girlanden<br />
sinnreich geschmückten“ Gelände<br />
der Grundstein gelegt und<br />
schon zwei Jahre später das Gebäude<br />
bezogen werden. An der Einweihung<br />
am 5. Oktober 1907 nahmen hochrangige<br />
Regierungsvertreter teil, wie<br />
etwa der Regierungspräsident. Tat-<br />
Blick auf das neue Krankenhaus 1907 von der Oeringer Brücke aus<br />
sächlich nahm sich das neue Gemäuer<br />
in den Wiesengründen am Ufer der<br />
Bode im Vergleich zum Vorgängerbau<br />
wie ein Palast aus. Wohltuend fügte<br />
er sich in einen Park nach englischem<br />
Vorbild ein.<br />
Viel Zeit und Energie hatte man im<br />
Stadtbauamt auf die Ausarbeitung<br />
der Baupläne verwendet. Nach vielen<br />
Baustudien in anderen Städten fand<br />
man für <strong>Quedlinburg</strong> eine Mischform<br />
des Korridor- und Pavillonsystems am<br />
geeignetsten. Infektionskranke und<br />
die Wäscherei fanden unter je einem<br />
eigenen Dach hinter dem Hauptgebäude<br />
Platz. Der Baugrund, ursprünglich<br />
für den Städtischen<br />
Schlachthof vorgesehen, gehörte<br />
zum Teil zur Stadtgärtnerei. Hier<br />
hatte man sich jahrelang an Aprikosen-,<br />
Pfirsich- und Birnenbäumen, ja<br />
sogar an Weinstöcken, Spargel- und<br />
Fortsetzung auf Seite 8<br />
<strong>StippVisite</strong><br />
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