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Dichtetransformation und Untersuchung der Standardnomalverteilung

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<strong>Dichtetransformation</strong> <strong>und</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Standardnomalverteilung</strong><br />

Janina Alkan<br />

Humboldt Universität zu Berlin<br />

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II<br />

Institut für Mathematik<br />

Stochastische Methoden<br />

Dozent: Dr. B. Gerlach<br />

28.10.2012<br />

1 Mehrdimensionale Verteilungsdichten<br />

Bisher wurden Dichten von eindimensionalen Zufallsvariablen betrachtet. Im folgenden soll<br />

dieser Begriff auch auf mehrdimensionale Zufallsvektoren ausgeweitet werden. Beginnen wir<br />

mit <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> mehrdimensionalen Dichtefunktion.<br />

Definition 1 Eine Riemann-integrierbare Funktion f : R n → R heißt Dichte über R n , falls<br />

f(x) ≥ 0, x ∈ R n <strong>und</strong><br />

gilt.<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

. . .<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

f(x 1 , . . . , x n )dx 1 . . . dx n = 1 , x = (x 1 , . . . , x n ) T<br />

Bemerkung 1 Ist f eine Dichte über R n , so ist die zugehörige Verteilungsfunktion F stetig<br />

<strong>und</strong> gegeben durch:<br />

Zudem gilt dann:<br />

F (x 1 , . . . , x n ) =<br />

∫x n<br />

−∞<br />

. . .<br />

∫ x 1<br />

−∞<br />

f(y 1 , . . . , y n )dy 1 . . . dy n , (x 1 , . . . , x n ) ∈ R n .<br />

δ n<br />

δx 1 , . . . δ, x n<br />

F (x 1 , . . . , x n ) = f(x 1 , . . . , x n ).<br />

Verteilungen <strong>der</strong> einzelnen Zufallsvariablen eines n dimensionalen Zufallsvektors lassen sich aus<br />

<strong>der</strong> gemeinsamen Verteilung gewinnen wie die folgende Definition zeigt.<br />

Definition 2 Sei X = (X 1 , . . . , X n ) ein Zufallsvektor des R n mit <strong>der</strong> zugehörigen Dichte f X .<br />

Dann gilt für die i-te Randdichte (bzw. Dichtefunktion <strong>der</strong> i-ten Randverteilung) f Xi : R → R<br />

<strong>der</strong> i-ten Komponente X i mit i ∈ {1, . . . , n} <strong>und</strong> t ∈ R:<br />

f Xi (t) =<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

. . .<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

f(x 1 , . . . , x i−1 , t, x i+1 , . . . , x n )dx 1 . . . dx i−1 , dxi + 1, dx n .<br />

Betrachten wir den also im zweidimensionalen Fall den zufälligen Vektor (X 1 , X 2 ) mit <strong>der</strong><br />

zweidimensionalen Verteilung F (x 1 , x 2 ). Für die Randverteilungen F 1 (x 1 ) <strong>und</strong> F 2 (x 2 ) gilt:<br />

F (x 1 , ∞) = F 1 (x 1 )<br />

F (∞, x 2 ) = F 2 (x 2 )<br />

1


<strong>und</strong> für die zweidimensionale Randdichte gilt dann:<br />

f 1 (x 1 ) =<br />

f 2 (x 2 ) =<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

f(x 1 , x 2 )dx 2<br />

f(x 1 , x 2 )dx 1 .<br />

Abschließend soll in diesem Kapitel die stochastische Unabhängigkeit von Zufallsvariablen betrachtet<br />

werden.<br />

Definition 3 Sei n ∈ N <strong>und</strong> X 1 , . . . , X n Zuvallsvariablen über dem selben Wahrscheinlichkeitsraum<br />

(Ω, F, P ) <strong>und</strong> I eine nichtleere Indexmenge I ⊆ {1, . . . , n}. Dann heißen die Zufalssvariablen<br />

stochastisch Unabhängig, wenn für alle A 1 , . . . A n ∈ F gilt:<br />

( )<br />

⋂ n∏<br />

P {X i ∈ A i } = P {X 1 ∈ A 1 , . . . , X n ∈ A n } = P (X i ∈ A i ).<br />

i∈I<br />

i=1<br />

Zudem sind dann n- stetige Zufallsvariablen X 1 , . . . , X n über einem gemeinsamen Wahrscheinlichkeitsraum<br />

(Ω, F, P ) stochastisch Unabhängig, wenn <strong>der</strong> Zufallsvektor X = (X 1 , . . . , X n )<br />

stetig ist <strong>und</strong> eine gemeinsame Dichte f X bzw. Randdichten f X1 , . . . , f Xn existieren, so dass für<br />

alle x = (x 1 , . . . , x n ) ∈ R n gilt:<br />

f X (x) =<br />

n∏<br />

f Xi (x 1 ).<br />

i=1<br />

Bemerkung 2 Weiterhin gilt für stochastisch unabhängige Zufallsvariablen X 1 , . . . , X 2 mit<br />

Verteilungsdichten F X1 , . . . , F Xn :<br />

F X1,...,X n<br />

(x 1 , . . . , x n ) = F X1 (x 1 ) · · · · · F Xn (x n ), d.h.<br />

P (X 1 ≤ x 1 , . . . X n ≤ x n ) = P (X 1 ≤ x 1 ) · · · · · P (X n ≤ x n ) ∀(x 1 , . . . x n ) ∈ R n .<br />

2 Verteilungstransformation<br />

2.1 Betrachtung des skalaren Falls<br />

Sei X eine Zufallsgröße mit <strong>der</strong> Verteilungsfunktion f X . Außerdem sei eine streng monotone<br />

stetig differenzierbare Funktion g(x) mit <strong>der</strong> inversen Transformation g −1 (y) = h(y) gegeben,<br />

dann besitzt Y = g(X) eine Dichte f Y , die gegeben ist durch:<br />

f Y (y) = f X (h(y)) · |h ′ (y)|<br />

y ∈ W b(g)<br />

= 0 y ∉ W b(g).<br />

Dies folgt aus <strong>der</strong> Betrachtung zweier Fallunterscheidungen:<br />

1. Fall h ′ (ẋ) ≥ 0:<br />

2. Fall h ′ (ẋ) ≤ 0:<br />

F y (y) = P (Y ≤ y) = P (h(Y ) ≤ h(y)) = P (X ≤ x) = F x (x) = F x (h(y))<br />

⇒ f y (y) = f x (h(y)) · h ′ (y) (1)<br />

F y (y) = P (Y ≤ y) = P (h(Y ) ≥ h(y)) = 1 − P (X ≤ x) = 1 − F x (x) = 1 − F x (h(y))<br />

⇒ f y (y) = −f x (h(y)) · h ′ (y) (2)<br />

Zusammen aus (1) <strong>und</strong> (2) ergibt sich die Formel zur <strong>Dichtetransformation</strong> im eindimensionalen<br />

Fall.<br />

Zum besseren Verständnis wird die folgende Transformation <strong>der</strong> Normalverteilung betrachtet.<br />

2


Beispiel 1 Es sei die Zufallsvariable X ∼ N(µ, σ 2 ) mit f X (x) = 1 √<br />

2πσ 2 e− 1 2( x−µ<br />

σ ) 2 gegeben. Sie<br />

soll durch y = g(x) = (x−µ)<br />

σ<br />

transformiert werden. Also ist:<br />

x = yσ + µ = h(y) <strong>und</strong> h ′ (y) = σ<br />

Und mit f Y (y) = f x (h(y)) · |h ′ (y)| folgt dann:<br />

f Y (y) = √ 1 e − 1 2( y+µ−µ<br />

σ ) 2 · |σ| = √ 1 e − 1 2 y2<br />

2πσ 2π<br />

⇔ Y ∼ N(0, 1)<br />

Das heißt also eine lineare Transformation Y einer normalverteilten Zufallsvariablen X ist<br />

wie<strong>der</strong> normalverteilt <strong>und</strong>. An<strong>der</strong>sherum gilt auch: Ist Y ∼ N(0, 1), so gilt X = σX + µ ∼<br />

N(0, 1).<br />

2.2 Betrachtung des n-dimensionalen Falls<br />

Sei im folgenden X = (X 1 , . . . , X n ) T ein n-dimensionaler Zufallsvektor des R n mit <strong>der</strong> Dichte<br />

f X . Weiterhin sei U eine offene Menge aus R n mit P x (U) = 1 <strong>und</strong> h eine eindeutige stetig<br />

differenzierbare Funktion von U auf V ⊆ R n , <strong>der</strong>en Jacobimatrix<br />

( δhi (x)<br />

J (x) :=<br />

δx i<br />

)i,j=1,...,n<br />

nirgends auf U singulär ist. Mit g = h −1 werde die Inverse Funktion zu h bezeichnet.<br />

Dann hat <strong>der</strong> Zufallsvektor Y := h(X) eine Dichte f Y mit<br />

{<br />

f X (g(Y)) · |detJ g (y)| , falls y ∈ V<br />

f Y (y) =<br />

0 , falls y ∈ R n \ V<br />

Nun kann auch im mehrdimensionalen Fall zu einer gegebenen Dichte f X die Dichte f Y <strong>der</strong><br />

Funktion h : x → y mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>Dichtetransformation</strong>sformel ermittelt werden. Im folgenden<br />

Abschnitt wird diese Formel ihre Anwendung finden.<br />

3 <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> Standardnormalverteilung<br />

Im folgenden soll nun gezeigt werden, dass die Dichte f X einer normalverteilten Zufallsgröße<br />

X ∼ N(µ, σ 2 ) mit f X (x) = √ 1 1 2πσ 2 e− 2( x−µ<br />

σ ) 2 tatsächlich eine Dichte ist. Da jede Normalverteilung<br />

durch eine lineare Transformation auf eine Standardnormalverteilung transformiert werden<br />

kann <strong>und</strong> umgekehrt (s. Beispiel 1), genügt es, die Standardnormalverteilung zu untersuchen.<br />

Satz 1 Sei X ∼ N(0, 1) mit f X (x) = 1 √<br />

2π<br />

e − 1 2 x2 , dann ist f X eine Dichte.<br />

Beweis 1 Falls f X eine Dichte ist, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein.<br />

(i) Zum einen muss gelten: f X (x) ≥ 0 ∀x ∈ R. Dies ist offensichtlich erfüllt.<br />

(ii) z.z. bleibt also:<br />

∞∫<br />

−∞<br />

f X (x)dx = 1<br />

Hierfür wird <strong>der</strong> zweidimensionale Fall betrachtet, d.h. die unabhängigen Zufallsgrößen<br />

X 1 , X 2 ∼ N(0, 1) mit den Dichten<br />

f X1 (x 1 ) = 1 √<br />

2π<br />

e − 1 2 x2 1<br />

f X2 (x 2 ) = 1 √<br />

2π<br />

e − 1 2 x2 2 .<br />

Da X 1 <strong>und</strong>X 2 unabhängig verteilt sind, gilt:<br />

<strong>und</strong><br />

f(x 1 , x 2 ) = f X1 (x 1 ) · f X2 (x 2 ).<br />

3


Es ist:<br />

∫ ∞<br />

∫ ∞<br />

−∞ −∞<br />

f(x 1 , x 2 )dx 1 dx 2 =<br />

Zu zeigen ist also:<br />

I :=<br />

∫ ∞<br />

∫ ∞<br />

−∞ −∞<br />

∫ ∞<br />

∫ ∞<br />

−∞ −∞<br />

f X1 (x 1 )f X2 (x 2 )dx 1 dx 2 =<br />

1<br />

√ e − 1 1<br />

2 x2 1 · √ e − 1 2 x2 2 dx1 dx 2 =<br />

2π 2π<br />

∫ ∞<br />

∫ ∞<br />

−∞ −∞<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

f X1 (x 1 )dx 1<br />

∫∞<br />

−∞<br />

1<br />

2π e− 1 2(x 2 1 +x2 2) dx1 dx 2 = 1<br />

f X2 (x 2 )dx 2 .<br />

Nun lässt sich das Integral mit Hilfe <strong>der</strong> folgenden Transformation in Polarkoordinaten<br />

umwandeln:<br />

Hierbei ist h : (x 1 , x 2 ) → (r, φ) mit:<br />

x 1 = r cos(φ)<br />

x 2 = r sin(φ).<br />

h(y) = (x 1 , x 2 ) T = (r cos(φ), r sin(φ)) T<br />

Der Integrationsbereich bzw. <strong>der</strong> Bildbereich V wird dadurch die Menge:<br />

M = {(r, φ) : 0 ≤ r < ∞, 0 ≤ φ < 2π} = [0, ∞) [0, 2π) .<br />

Hierbei ergibt sich für die Jacobideterminante:<br />

J (x) =<br />

∣ cos φ<br />

−r sin φ<br />

sin φ r cos φ ∣ = r(cos2 φ + sin 2 φ) = r<br />

Nach Einsetzen in die Formel für die <strong>Dichtetransformation</strong> ergibt sich dann:<br />

∫<br />

I =<br />

2π∫ ∞<br />

0<br />

∫<br />

=<br />

=<br />

1<br />

2π e− 1 2(r 2 cos 2 φ+r 2 sin 2 φ) · |r| drdφ<br />

0<br />

2π∫ ∞<br />

0 0<br />

∫2π<br />

∫ ∞<br />

0<br />

∫<br />

=<br />

2π<br />

0<br />

0<br />

1<br />

2π e− 1 2(r 2 (cos 2 φ+sin 2 φ)) · |r| drdφ<br />

1<br />

2π e− 1 2 r2 · r dφdr<br />

∫∞<br />

1<br />

2π dφ e − 1 2 r2 · r dr.<br />

0<br />

Hierbei handelt es sich also um zwei bekannte Dichten, die integriert werden sollen, zum<br />

einen um die Gleichverteilung auf dem Intervall [0, 2π] <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en um die Weibullverteilung<br />

zum Parameter r. Auf dem angegebenen Integrationsbereichen ergeben beide<br />

Verteilungen 1, womit auch die zweite Bedingung erfüllt ist.<br />

4

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