MITMENSCHEN Dezember 2013 - Diakonie de La Tour
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Stafettenübergabe<br />
NIKOLAUS ONITSCH<br />
Nur wenige kennen das Haus Abendruh in Waiern so gut wie sie. Vieles dort trägt ihre Handschrift. Jetzt ging die<br />
Pflegedienstleiterin Christa Ostermann nach mehr als drei Jahrzehnten und abwechslungsreichen Berufsetappen<br />
innerhalb <strong>de</strong>r <strong>Diakonie</strong> in Pension. Nachfolger Werner Simonitti übernimmt ein wohlgeordnetes Erbe.<br />
Können Sie sich noch an <strong>de</strong>n 1. April<br />
1979 erinnern?<br />
Christa Ostermann: Natürlich, damals<br />
habe ich als Reinigungskraft im Haus<br />
Abendruh angefangen. Eine Entschei<br />
dung, die ich aus meiner persönlichen<br />
Situation heraus getroffen habe. Die<br />
Beweggrün<strong>de</strong> waren ein gesichertes<br />
Einkommen als alleinerziehen<strong>de</strong> Mutter<br />
und ein Arbeitsplatz in <strong>de</strong>r Nähe.<br />
mit <strong>de</strong>r Ausbildung im mittleren und<br />
basalen Pflegemanagement. Ab <strong>de</strong>m<br />
Jahr 2004 durfte ich die Pflegedienst<br />
leitung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Wohn und Pflege<br />
einrichtungen ErnstSchwarzHaus<br />
und Haus Abendruh übernehmen. Der<br />
Weiterbildungslehrgang an <strong>de</strong>r Fach<br />
hochschule Kärnten zur aka<strong>de</strong>misch<br />
geprüften Gesundheits und Pflege<br />
managerin war die letzte große<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung auf meinem beruf<br />
lichen Bildungsweg. Als 2008 für<br />
for<strong>de</strong>rung ist es, die täglichen Anfor<strong>de</strong>r<br />
ungen, Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bewohner und<br />
die Belastungssituation <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
gleichermaßen zu berücksichtigen und<br />
gegebenenfalls ausgleichend einzugrei<br />
fen. Mir hat es geholfen, mich zurück<br />
zu erinnern, wie es mir in solchen<br />
Situationen mit meinen Vorgesetzten<br />
gegangen ist. Eine empathische Haltung<br />
ist <strong>de</strong>r Schlüssel zu allem.<br />
Gab es für Sie auch schon belasten<strong>de</strong><br />
Situationen?<br />
Werner Simonitti: Die gibt es immer<br />
wie<strong>de</strong>r. Ich war ja, bevor ich im Haus<br />
Abendruh die Pflegedienstleitung<br />
übernommen habe, sechs Jahre lang<br />
als Pflegedienstleiter im Haus Elvine in<br />
Treffen tätig. Es gibt belasten<strong>de</strong> Situa<br />
tionen für Bewohner, Angehörige und<br />
Mitarbeiter, in <strong>de</strong>nen man rasch reagieren<br />
muss, um Eskalationen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Dazu braucht es ein großes Maß an<br />
Einfühlungsvermögen, Entscheidungs<br />
kraft und Flexibilität. Zum Glück konnte<br />
ich mich in solchen Fällen auf die Hilfe<br />
meiner Kollegen, aber auch auf jene<br />
unseres Fachbereichsleiters, Peter<br />
Gunhold, stets verlassen. Man stärkt<br />
sich in Krisensituationen gegenseitig.<br />
Das hilft, Belasten<strong>de</strong>s zu überwin<strong>de</strong>n.<br />
Was haben Sie gemacht, ehe Sie zum<br />
Pflegebereich gekommen sind und<br />
warum ist es gera<strong>de</strong> dieser gewor<strong>de</strong>n?<br />
Simonitti: Ich bin gelernter Möbel und<br />
Bautischler. Aus Interesse habe ich<br />
vor 22 Jahren ehrenamtlich beim Roten<br />
Kreuz begonnen. Mir ist schnell klar<br />
gewor<strong>de</strong>n, dass in <strong>de</strong>r Arbeit mit Men<br />
schen meine berufliche Zukunft liegt.<br />
Ich begann mit <strong>de</strong>r Ausbildung zum<br />
diplomierten Gesundheits und Kranken<br />
pfleger, danach wur<strong>de</strong> ich Einsatzleiter<br />
für Hauskrankenpflege und absolvierte<br />
dafür die Weiterbildung für mittleres<br />
und basales Pflegemanagement. Im Jahr<br />
2007 schloss ich das Diplomstudium für<br />
Gesundheits und Pflegemanagement<br />
an <strong>de</strong>r Fachhochschule Kärnten ab. Meine<br />
erste Arbeitsstelle nach <strong>de</strong>m Studium<br />
war die <strong>de</strong>s Pflegedienstleiters im Haus<br />
Elvine in Treffen. Berufsbegleitend<br />
been<strong>de</strong>te ich erfolgreich <strong>de</strong>n Master<br />
Weiterbildungslehrgang für Pädagogik<br />
für Gesundheitsberufe.<br />
Wie ist die Arbeit in einer Berufssparte,<br />
die traditionell eher von Frauen<br />
dominiert ist?<br />
Simonitti: Damals in <strong>de</strong>r Krankenpflege<br />
schule war ich <strong>de</strong>r einzige Mann in<br />
einer Klasse mit 30 Mitschülerinnen.<br />
Diese Zeiten haben sich ein wenig<br />
geän<strong>de</strong>rt. Im Haus Abendruh gibt es<br />
momentan vier Pflegehelfer und einen<br />
diplomierten Gesundheits und Kranken<br />
pfleger. Anfangs machte ich die Erfahrung,<br />
dass mir einige weibliche Pflegedienst<br />
leitungen weniger zugetraut haben.<br />
Es gibt noch immer ein existieren<strong>de</strong>s<br />
Klischee, dass Medizin männlich und<br />
Pflege weiblich ist.<br />
Und dann machten Sie Karriere in <strong>de</strong>r<br />
<strong>Diakonie</strong> …<br />
Ostermann: Ich wollte nie auf <strong>de</strong>r<br />
Stelle treten, son<strong>de</strong>rn mitgestalten<br />
und verän<strong>de</strong>rn. Für an<strong>de</strong>re Menschen<br />
da sein, sie unterstützen, das war<br />
mein Antrieb. So habe ich mich schritt<br />
weise beruflich weiterentwickelt. Die<br />
Vorgesetzten stan<strong>de</strong>n mir dabei stets<br />
motivierend und för<strong>de</strong>rnd zur Seite.<br />
Was <strong>de</strong>n Ausbildungsweg anbelangt,<br />
so führte mich dieser von <strong>de</strong>r Stations<br />
gehilfin und <strong>de</strong>r diplomierten Gesund<br />
heits und Krankenschwester bis hin<br />
zur Stationsleitung <strong>de</strong>r Abteilung für<br />
Akutgeriatrie im Krankenhaus Waiern<br />
das ErnstSchwarzHaus eine neue<br />
Pflegedienstleitung kam, blieb ich noch<br />
fünf Jahre bis zur Pensionierung Pflege<br />
dienstleiterin im Haus Abendruh,<br />
jenem Haus, in <strong>de</strong>m vor 34 Jahren<br />
alles begann.<br />
Teilweise sicher ein emotionales<br />
Tätigkeitsfeld?<br />
Ostermann: Oft fällt ganz einfach das<br />
Abgrenzen schwer. In unserem Berufs<br />
feld muss man sich auf Menschen<br />
einlassen und eine Beziehung mit<br />
Bewohnern, Angehörigen und Mitar<br />
beitern aufbauen. Die größte Heraus<br />
Was hat sich im Pflegebereich<br />
geän<strong>de</strong>rt?<br />
Ostermann: Im Vergleich zu meinen<br />
Anfangsjahren wird in <strong>de</strong>r Pflege und<br />
Betreuung die Individualität und Bio<br />
grafie unserer Bewohner mehr berück<br />
sichtigt. Der Heimeinzug erfolgt später<br />
und mit einer höheren Pflegestufe.<br />
Die Angehörigenarbeit ist ebenfalls<br />
anspruchsvoller und zeitintensiver ge<br />
wor<strong>de</strong>n. Das Einbin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />
Personen ist gleichermaßen eine Heraus<br />
for<strong>de</strong>rung als auch ein positiver Nutzen<br />
für alle Beteiligten. Für die Mitarbeiter<br />
in <strong>de</strong>r Pflege gibt es heute auch ein<br />
vielfältiges Weiterbildungsangebot,<br />
welches genutzt und unterstützt wird.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat sich <strong>de</strong>r<br />
Aufwand für rechtliche Aspekte -<br />
wie Dokumentation - erhöht, was<br />
oft zu zeitlichen Engpässen führen<br />
kann.<br />
Was heißt überhaupt Führung?<br />
Simonitti: Wertschätzung <strong>de</strong>r Bewohner<br />
und <strong>de</strong>r Mitarbeiter. Letztere zu moti<br />
vieren, auch Entscheidungen selbst zu<br />
treffen. Ob ein Haus gut geführt ist,<br />
zeigt sich am besten, wenn man einmal<br />
nicht da ist.<br />
Ostermann: Führen heißt für mich, <strong>de</strong>n<br />
Mitarbeiter zu begleiten, Vorbild sein<br />
und authentisch zu bleiben.<br />
Fällt Ihnen nach so langer Zeit das<br />
„Loslassen“ von <strong>de</strong>r Arbeit schwer?<br />
Ostermann: Der Abschied fällt mir<br />
absolut nicht leicht. Ich wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />
Haus aber sicher in irgen<strong>de</strong>iner Form<br />
treu bleiben. Mein ganz beson<strong>de</strong>rer<br />
Dank gilt vor allem meiner Familie,<br />
welche mir in dieser Zeit immer zur<br />
Seite gestan<strong>de</strong>n ist.<br />
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