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10 - Cottbus & Politik<br />

Mutsprünge, Wellen, Rutschen, Wettkampfsport<br />

„Lagune“ eröffnet am 1. Mai<br />

Ein gutes Stück Gelassenheit gehört dazu, sich in das Wespennest Cottbuser Bä<strong>de</strong>rlandschaft zu setzen. Das<br />

wur<strong>de</strong> Wolfgang Tober schnell klar. Gleich in <strong>de</strong>n ersten Gesprächen, damals noch mit Bürgermeister Schwarz.<br />

Tober hatte in einer Bä<strong>de</strong>r-Fachzeitung vom Interessenbekundungsverfahren gehört und sich beteiligt. Das<br />

war vor vier Jahren. In einem Hin und Her, das nicht alltäglich ist, wur<strong>de</strong> zunächst dieses Verfahren aufgehoben,<br />

ebenso, wie später die erste Ausschreibung. Gegen diese hatte ein Bewerber Beschwer<strong>de</strong> eingelegt, <strong>de</strong>r<br />

sich benachteiligt sah. Auch in <strong>de</strong>r dritten europaweiten Run<strong>de</strong> überzeugte Wolfgang Tober mit seinem Konzept.<br />

Bei allem positiven Baufortschritt musste er zwischenzeitlich Politiker- und Medienaussagen hinnehmen,<br />

die zwischen Unsachlichkeit, Stillosigkeit und Dummheit schwankten und <strong>de</strong>n Spaß am entstehen<strong>de</strong>n<br />

Bad einschränkten. Nun ist das Bad offen. Anlass genug für ein Gespräch mit <strong>de</strong>m Betreiber selbst.<br />

Jens Pittasch: Herr Tober, zunächst mal Gratulation. Dimensionen<br />

und die Gestaltung <strong>de</strong>r Anlage sind doch beeindruckend.<br />

Viel größer und vor allem großzügiger, als ich<br />

dachte.<br />

Wolfgang Tober: Ja, das macht vor allem die riesige Fläche<br />

<strong>de</strong>s Sportbeckens und <strong>de</strong>r offene Übergang zum Spaßbereich.<br />

JP: Man durfte ja so Einiges lesen über das Bad, behördliche<br />

Pannen, die Preise - nur keine Aussagen, von Ihnen<br />

selbst. Lassen Sie uns das mal aufklären.<br />

WT: Gern. Wo fangen wir an?<br />

JP: Bei <strong>de</strong>n Preise. Wie kamen die zustan<strong>de</strong>? Das wird je<strong>de</strong>n<br />

interessieren.<br />

WT: Ja. Dabei ist es ganz einfach. Im Vertrag steht, dass<br />

die Preise sich an <strong>de</strong>nen vergleichbarer Bä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Region<br />

orientieren müssen. Konkret muss man also mit Lübbenau<br />

und Burg vergleichen. Das haben wir gemacht und liegen<br />

genau in <strong>de</strong>m Bereich, im Schnitt sogar darunter.<br />

JP: Also gab es nie eine Vereinbarung, sich an Preise <strong>de</strong>r<br />

alten Schwimmhalle o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s „Splash“ zu halten?<br />

WT: Allerdings nicht. Unter solchen Voraussetzungen<br />

wäre dieses Bad auch nicht zu realisieren gewesen. Es sei<br />

<strong>de</strong>nn, bei extrem hohen Eigenanteilen <strong>de</strong>r Stadt selbst.<br />

JP: Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären.<br />

Den kommunalen Zuschüssen bzw. <strong>de</strong>r Finanzierung selbst.<br />

Wie lief das?<br />

WT: Ich pachte das Bad zu einem festen Betrag, mit einer<br />

festgelegten Laufzeit, von <strong>de</strong>r Stadt. Das ist mein Vertragsanteil.<br />

Bauherr und Investor ist eine Tochterfirma<br />

<strong>de</strong>r Commerzbank Leasing. Die finanziert <strong>de</strong>n Bau und<br />

vermietet das fertige Bad an die Stadt, die nach 25 Jahren<br />

Eigentümerin wird.<br />

JP: In nicht son<strong>de</strong>rlich sachlicher Art verwen<strong>de</strong>te jemand<br />

die Aussage, Sie seien gleichzeitig Investor und Betreiber?<br />

WT: Das ist, ganz sachlich, falsch. Allerdings fühle ich mich<br />

als Investor, wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass ich 500.000 Euro<br />

Bürgschaft hinterlegen musste und zirka 350.000 Euro Projektentwicklungskosten<br />

aufgewen<strong>de</strong>t habe.<br />

JP: Ebenfalls öffentlich thematisiert wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abriss <strong>de</strong>r<br />

Tribüne. Was hat es damit auf sich?<br />

WT: In <strong>de</strong>r Ausschreibung war eine Leistung beschrieben,<br />

nämlich die Nutzung dieser Tribüne für Liegeplätze. Ausgegangen<br />

wur<strong>de</strong> davon, sie dafür zu renovieren. Als die<br />

alten Fließen abkamen fiel das Bauwerk darunter zusammen.<br />

Die Stadt hatte <strong>de</strong>n Zustand vor <strong>de</strong>r Ausschreibung<br />

nicht untersuchen lassen. Es stellte sich lei<strong>de</strong>r raus, dass<br />

das ganze Bauwerk nicht mehr zu halten war. Öffentlich<br />

wur<strong>de</strong> mir daraus Vertragsbruch unterstellt. Den gibt es<br />

nicht, an keiner Stelle. Es ist wirklich nicht schön, wie man<br />

hier behan<strong>de</strong>lt wird.<br />

JP: Zu <strong>de</strong>r Reihe <strong>de</strong>r Vorwürfe gehört die recht weit gehen<strong>de</strong><br />

Aussage vom In-<strong>de</strong>n-Sand-Setzen <strong>de</strong>r Bä<strong>de</strong>r in Ribnitz-Damgarten<br />

und Hoyerswerda?<br />

WT: Hm, ich hab´s gelesen. Reiht sich unwürdig ein in<br />

an<strong>de</strong>re, nahezu strafwürdige Dummheiten. Mal die Fakten.<br />

Richtig ist, dass ich die Bod<strong>de</strong>n-Therme in Ribnitz-Damgarten<br />

betreibe. Die Stadt ließ im Vorfeld ein Gutachten<br />

erstellen, mit welchen Besucherzahlen zu rechnen sei. Auf<br />

diese Daten muss ich mich verlassen können, darauf beruht<br />

die Kalkulation. Die Zahlen erwiesen sich als zu hoch,<br />

im Gegenzug erhöhten sich auch die Kosten für die Stadt.<br />

Von in <strong>de</strong>n Sand setzen kann kein Re<strong>de</strong> sein. Das Bad läuft<br />

ansonsten normal.<br />

JP: Und in Hoyerswerda?<br />

WT: Das ist nicht mein Bad, in keiner Weise. We<strong>de</strong>r als Person,<br />

noch mit meiner Gesellschaft habe ich damit zu tun.<br />

Mit wenig Mühe hätte man das herausfin<strong>de</strong>n können. Ich<br />

sagte ja schon dumm und unsachlich. Muss sich die Stadt<br />

das antun lassen?<br />

JP: Inwiefern?<br />

WT: Nun, die ganze Schmutzkampagne hat die Stadt 8.5<br />

Millionen Euro nicht gewährter För<strong>de</strong>rungen gekostet.<br />

Trotz berechtigter Ansprüche. Durch <strong>de</strong>n Wirbel um die<br />

Schwimmhallen-Schließung unterbrach die För<strong>de</strong>rstelle<br />

die Antragsbearbeitung, obwohl wir auf einem guten Weg<br />

waren. Durch die Verzögerung verstrich die aktuelle För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong>,<br />

und ob man in <strong>de</strong>r nächsten, ein paar Jahre<br />

später, wie<strong>de</strong>r zum Zuge käme, war reine Spekulation. Daraufhin<br />

entschloss sich die Stadt zum Bau ohne För<strong>de</strong>rung.<br />

Die Rechnung kann man <strong>de</strong>n berufsmäßigen Verhin<strong>de</strong>rern<br />

schicken.<br />

JP: So kannte ich das noch nicht. Doch ob geför<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r<br />

nicht. Die Besucherzahlen spielen offenbar eine große Rolle.<br />

Woher stammen die Cottbuser Daten?<br />

WT: Diese stammen auch von <strong>de</strong>r Stadt und wur<strong>de</strong>n auf<br />

Basis <strong>de</strong>r bisherigen Besucher aller drei Bä<strong>de</strong>r ermittelt.<br />

Wir gehen im Rahmen unserer Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

von <strong>de</strong>ren Untergrenzen aus.<br />

JP: Mal weg von <strong>de</strong>m Gemecker. Wer hat die „Lagune“ gebaut?<br />

Woher kamen die Firmen?<br />

WT: Danke, dass Sie fragen. Hat bisher noch keiner getan.<br />

Bis auf die Rutschen und die Spinne und vielleicht Spezialsachen<br />

haben hier nur Betriebe aus <strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

gebaut. Von Rostock, bis Plauen. Die gesamten<br />

Sanitäranlagen sind aus Cottbus, von <strong>de</strong>r Firma Kopf und<br />

Elektro von Firma Natusch, auch aus Cottbus.<br />

JP: Ein Ausblick wäre noch schön, was erwartet die Cottbuser<br />

hier, außer <strong>de</strong>m Ba<strong>de</strong>n?<br />

WT: Die Antwort möchte ich gern teilen. Neben <strong>de</strong>r Therme<br />

wer<strong>de</strong> ich, wenn ich die entsprechen<strong>de</strong> Ausschreibung<br />

gewinne, das „Splash“ umgestalten. Als Bad darf es nicht<br />

mehr genutzt wer<strong>de</strong>n. Meine Vorstellung ist, daraus ein<br />

Veranstaltungshaus <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Art zu machen - mit<br />

einem tropischen Umfeld. Schmetterlinge, Pflanzen, Terrarien<br />

als Kulisse für Kultur, Konferenzen etc..<br />

JP: Wow, das ist ja ein Anspruch. Und hier, im Bad.<br />

WT: Da wird es einerseits verschie<strong>de</strong>ne, direkt mit <strong>de</strong>m<br />

Ba<strong>de</strong>erlebnis zusammen hängen<strong>de</strong> Feste und Parties geben.<br />

Aber wir beschreiten, gemeinsam mit <strong>de</strong>r KUNST.<br />

FABRIK Cottbus, auch neue Wege. Geplant ist Live-Kunst<br />

verschie<strong>de</strong>ner Arten, Lesungen, Musik, Theater, aber auch<br />

Ausstellungen - das konzipieren wir gera<strong>de</strong>. Schön ist, dass<br />

wir eine eigene Veranstaltungshalle haben, die sich separat<br />

nutzen lässt und eine eigene Klimazone hat.<br />

JP: Vor allem die letzten bei<strong>de</strong>n Aussagen klingen richtig<br />

gut. Es ist gut, dass Sie trotz schlechter Begrüßung die Lust<br />

auf Cottbus noch nicht verloren haben. Viel Erfolg für´s<br />

Bad und die weiteren I<strong>de</strong>en!<br />

ALLE INFOS: http://www.lagune-<strong>cottbus</strong>.<strong>de</strong><br />

Gestalt <strong>de</strong>r Erinnerung<br />

Ge<strong>de</strong>nkstätten an Orten ehemaliger Außenlager<br />

<strong>de</strong>s Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück<br />

Wir wissen um die Orte, in<br />

<strong>de</strong>nen die Menschen eingesperrt,<br />

ausgebeutet und<br />

vernichtet wur<strong>de</strong>n und<br />

wir haben gestaltete Räume,<br />

die eine Erinnerung<br />

an die Geschichte präsentieren.<br />

Je<strong>de</strong>r Besuch einer<br />

Ge<strong>de</strong>nkstätte trifft mit einer<br />

bereits vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Vorstellung von <strong>de</strong>r Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

zusammen, hilft<br />

sie zu ergänzen, zu bestätigen o<strong>de</strong>r produziert einen Wi<strong>de</strong>rspruch.<br />

Zu <strong>de</strong>m Begriff eines „Konzentrationslagers“ stellen<br />

sich <strong>de</strong>n meisten von uns automatisch Assoziationen her.<br />

Zum einen mit einem bestimmten historischen Zeitraum.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren zu Ortsnamen wie Dachau, Bergen-Belsen,<br />

Sachsenhausen, Mauthausen, Sobibor, Treblinka. Bei „Auschwitz“<br />

<strong>de</strong>nken wir nicht nur an einen Ort; <strong>de</strong>r Begriff steht<br />

für die systematische Vernichtung <strong>de</strong>r Jüdinnen und Ju<strong>de</strong>n<br />

Europas, als Synonym für <strong>de</strong>n Holocaust o<strong>de</strong>r die Shoa. Darüber<br />

hinaus haben wir die Bil<strong>de</strong>r von Baracken und Stacheldrahtzäunen<br />

im Kopf, von <strong>de</strong>n ausgemergelten Menschen<br />

in gestreifter Kleidung, seltener dagegen von SS-Uniformen<br />

und bellen<strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong>n. Uns fallen Bil<strong>de</strong>r von Zügen ein und<br />

von Bahngleisen, die an <strong>de</strong>n Eingangstoren en<strong>de</strong>n. Wir wissen<br />

um die Millionen Toten, um Zwangsarbeit; wir kennen<br />

die Berichte <strong>de</strong>r Überleben<strong>de</strong>n, die uns mit ihrer Geschichte<br />

von <strong>de</strong>m Grauen erzählen. Wir verorten die Menschenverachtung<br />

in einem mit Stacheldraht umzäunten Gelän<strong>de</strong>.<br />

Die Erinnerung an die <strong>de</strong>utschen Konzentrations- und Vernichtungslager<br />

geschieht im Wesentlichen über die ehemals<br />

„großen“ Lager. Zu <strong>de</strong>n großen Stammlagern gehörten die<br />

zahlreichen Außenlager. Sie wur<strong>de</strong>n eingerichtet, um die<br />

Gefangenen vor allem zur Zwangsarbeit in <strong>de</strong>r Rüstungsindustrie<br />

zu zwingen. Dies führte zu einer weiträumigen<br />

Existenz von Konzentrationslagern und damit auch zu<br />

ihrer Allgegenwart im öffentlichen Raum. Sie waren nicht<br />

nur mit <strong>de</strong>m Stammlager funktional und personell verbun<strong>de</strong>n;<br />

son<strong>de</strong>rn auch mit ihrer direkten Umgebung. Sie waren<br />

wahr- und zum Teil einsehbar; die Gefangenen und die SS-<br />

Mannschaften gehörten zum alltäglichen Bild in Städten<br />

und Dörfern.<br />

Ein Wissen um die Dichte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Konzentrationslager,<br />

um ihre zahlreichen Standorte und die daraus abzuleiten<strong>de</strong><br />

Vorstellung einer Vernetzung steht in einem Gegensatz zu<br />

einer Wahrnehmung <strong>de</strong>r bekannten „großen“ KZ-Ge<strong>de</strong>nkstätten<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Stammlager. Sofern eine Kennzeichnung<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung an ehemalige Außenlager erfolgt, ist<br />

diese räumlich und in <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Wahrnehmung<br />

und Diskussion wenig präsent. Damit geht ein Wissen verloren,<br />

welches die Lager vernetzt und damit in Ansätzen komplex<br />

wahrnehmbar macht.<br />

Hier lassen sich Strategien im Umgang mit <strong>de</strong>r nationalsozialistischen<br />

Vergangenheit ablesen: Verdrängung und<br />

Verweigerung durch Nicht-Kennzeichnung <strong>de</strong>r Orte, die Erinnerung<br />

ermöglichen wür<strong>de</strong>n, Reduktion und Einengung<br />

<strong>de</strong>s Geschehens auf räumlich eingegrenzte, marginalisierte<br />

Flächen und Auslagerung <strong>de</strong>r nationalsozialistischen Verbrechen<br />

in geographisch entfernte Plätze.<br />

In „Gestalt <strong>de</strong>r Erinnerung“ wird <strong>de</strong>r Umgang mit <strong>de</strong>r Geschichte<br />

ehemaliger Außenlager <strong>de</strong>s KZ Ravensbrück in<br />

Deutschland dokumentiert und analysiert. Dabei spielt die<br />

Frage nach <strong>de</strong>r Einrichtung von Ge<strong>de</strong>nken im öffentlichen<br />

Raum genauso eine Rolle, wie eine Betrachtung <strong>de</strong>s Umgangs<br />

mit <strong>de</strong>m ehemaligen Lager selbst, seinem Gelän<strong>de</strong> und<br />

seinen baulichen Relikten.<br />

Vortrag zum Buch am Donnerstag, 24.05.2007 in <strong>de</strong>r Zelle79 (Parzellenstraße<br />

79 in Cottbus)

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