Sommer - LOUISe Magazin Bad Homburg

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Erika Fuchs muss man sich als eine resolute Frau vorstellen. Geboren 1906 in Rostock, machte sie ihr Abitur als erstes Mädchen an einem zuvor reinen Jungengymnasium. Sie studierte Kunst in mehreren europäischen Ländern, wurde promoviert, heiratete und bekam in den 30er Jahren zwei Söhne. Erst nach dem Krieg, als es im Hause Fuchs finanziell ein wenig klamm war, suchte und fand sie eine Verdienstmöglichkeit. Die Akademikerin und zudem erfahrene Mutter schien dem „Das-Beste“-Verlag die Idealbesetzung für die vakante Stelle als Übersetzerin der damals noch weitgehend als Schund geltenden amerikanischen Comics. Frau Fuchs griff beherzt zu – und blieb bei der Stange: Von 1951 bis 1988 verdeutschte sie nicht nur über 1000 „Micky-Maus“-Hefte, sie fungierte bis 1979 zudem als Chefredakteurin und erfreute sich bis zu ihrem Tod im Jahre 2005 ihrer stetig wachsenden Berühmtheit. Ernst Horst, geboren 1951, im laut Selbstaussage „finstersten Oberhessen“, ist seiner jugendlichen Comic- Leidenschaft treu geblieben. In „Nur keine Sentimentalitäten!“ beschreibt er pointiert-geistreich, worin das Verdienst von Erika Fuchs bestand. Zuallererst gilt sie als witzbegabte Sprachakrobatin, die häufig tief in ihren Bildungsfundus griff und mit manch klassischem Zitat, wörtlich oder abgewandelt, die stilistisch deutlich schlichteren Originale aufpeppte. „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör!“ etwa konnte nur dank Erika Fuchs zum geflügelten Wort werden. Selbstironisch bezeichnet sich der bekennende Donaldist Ernst Horst als „Hagiographen“ der Frau, die Entenhausen nach Deutschland brachte. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, der verehrten Übersetzerin einige gravierende Fehler nachzuweisen. globaler siegeszug F Ü R s I E g E L E s E n Ernst Horst: Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte Von Hedwig Kaster-Bieker Nur keine Sentimentalitäten Meist entstanden sie, wenn Erika Fuchs hierzulande kaum Bekanntes dem deutschen Verständnis nahe bringen wollte. Da lässt sie etwa ungeniert Donald Duck mit Hockeyschläger in der Hand zum „Fußballplatz“ marschieren oder dichtet Hamburger, bevor sie ihren globalen Siegeszug antraten, in ähnlich aussehende deutsche „Törtchen“ um. Verzeihlich bei einer Frau, die die deutsche Grammatik immerhin um den „Erikativ“ („Schlürf! Heul! Würg!“) bereicherte, meint der Autor. Über 250 Farbabbildungen ergänzen Horsts kluge Anmerkungen zur „heroischen Zeit“ der deutschen „Micky-Maus“-Hefte. „Nur keine Sentimentalitäten!“ veranschaulicht dabei auf lehrreich-vergnügliche Weise die kulturgeschichtliche Bedeutung von Donald Duck und seinen gefiederten Artgenossen: Waren schon die amerikanischen Figuren in „Duckburg“ Karikaturen, so sind erst recht die Bewohner von Entenhausen „ein Zerrbild der USA mit deutschen Kulissen“. Ernst Horst: „Nur keine Sentimentalitäten! Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte“. Blessing, München, 384 S., 22,95 Euro Quelle: Taunus Zeitung LOUISe 6 / 2011 | 47
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