Mappe, 02/07 - Bau-Satz
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Wissen und Technik<br />
Aus dem Schoß<br />
der Erde<br />
Für eine Lehmfarbe in<br />
frischem Weiß kommt<br />
Kaolin zum Einsatz. Sie<br />
kann mit Pigmenten<br />
abgetönt werden.<br />
Der humanökologische <strong>Bau</strong>stoff Lehm erlebt einen andauernden<br />
Aufschwung. Die meisten Menschen fühlen<br />
sich zu Recht wohl und geborgen, wenn sie von dem archaischen<br />
Material umgeben sind.<br />
Produkte<br />
Massiv<br />
Dicke<br />
(mm)<br />
Eigenschaften und Qualitäten verschiedener Lehmprodukte<br />
Farbtöne<br />
Volllehm, -steine bis 175 lehmfarben<br />
Leichtlehm, -steine bis 175<br />
Unterputz als<br />
Trockenpulver<br />
Oberputz als<br />
Trockenpulver<br />
Dekor/Ambiente<br />
Strukturputze als<br />
Trockenpulver<br />
Fein-, Edelputze als<br />
Trockenpulver<br />
Streichputze als<br />
Trockenpulver<br />
Lehmfarbe fix und<br />
fertig<br />
10 bis 20<br />
(einlagig)<br />
5 bis 10<br />
(einlagig)<br />
zusätzliche Bindemittel<br />
ökologisch herkömmlich<br />
4-8 natürliche Erdtöne:<br />
Rot,<br />
2-3 Gelb, Schwarz; Zellulose-,<br />
Weiß (auf Kaolinbasis),<br />
weite-<br />
Kasein-,<br />
2-3<br />
Wasserglasbasire<br />
Pigmentfarben<br />
wie z.B.<br />
ca. 1 Blau<br />
Essigsäureester,<br />
Latex,<br />
Kunststoffe<br />
Foto: Claytec<br />
Schon ein Unterputz,<br />
aufgetragen<br />
auf eine Lehm-Haftschlämme,<br />
wirkt<br />
archaisch ruhig. Eine<br />
edlere Anmutung<br />
erzielen anschließende<br />
Oberputze<br />
Lehmprodukte besitzen noch viel von der Plastizität<br />
von Lehm, die jedes Kind vom Spielen mit<br />
Erde kennt. In Innenräumen vermitteln sie Ruhe<br />
und ein Gefühl von Geborgenheit. Die natürlichen<br />
Erdtöne, Rot, Gelb oder Schwarz, verleihen<br />
dem Raum eine angenehm warme Atmosphäre.<br />
Mit Weiß und anderen Pigmenttönen ist auch<br />
ein eindeutig modernes Ambiente möglich.<br />
Oberflächen lassen sich in unterschiedlichen<br />
Qualitätsstufen herstellen. Schon ein rauer Unterputz,<br />
der nur fixiert wurde und bei dem man<br />
noch die Auftragsspuren sieht, besitzt eine archaische<br />
Schönheit. Durch Weiterbeschichtung<br />
kann ein kunsthandwerkliches Unikat entstehen:<br />
Künstlerische Sgraffitos, schablonierte Ornamente,<br />
geglättete oder durch eingefärbtes<br />
Wachs angefeuerte Flächen bieten viele Möglichkeiten,<br />
handwerkliche<br />
Kreativität zu verkaufen.<br />
Innovationen<br />
Nicht nur die Tönung, sondern auch die Produkte<br />
gehen mit der Zeit. Der Kunde kann heute zwischen<br />
massiven Materialien, traditionellen<br />
Unter- und Oberputzen<br />
sowie modernen Dekorbeschichtungen<br />
wählen. Farbige<br />
Lehmputze oder auch Dekorputze<br />
müssen nicht mehr farbig gestrichen<br />
werden. Sie sind dünnlagige<br />
Endputzbeschichtungen für<br />
eine farbige Gestaltung. Durch<br />
Zugabe von natürlichen Zuschlägen<br />
entstehen ansprechende Effekte,<br />
die eine lebendige Oberfläche<br />
schaffen. Lehmfarben<br />
schließlich sind anwendungsfertig<br />
und abriebfest.<br />
Zuschläge<br />
Glimmer, Perlmutt,<br />
Strohhäcksel,<br />
Flachs,<br />
farbige Sande,<br />
Farbchips, o.ä.<br />
Gute Argumente<br />
Entscheidungskriterien, welches<br />
Produkt gewählt wird, sind neben<br />
der Feuchtespeicherung die<br />
Foto: <strong>Bau</strong>mitBayosan<br />
2 <strong>Mappe</strong> 2.20<strong>07</strong>
Wissen und Technik<br />
Lichtverhältnisse, Raumnutzung, Ausstattungsmaterialien,<br />
die angestrebte Oberflächenqualität<br />
und die Kosten.<br />
Erdfarbene Putze brauchen gut belichtete Räume.<br />
Mit großen Glasflächen bilden sie einen warmen<br />
Kontrast. Für ständig genutzte Aufenthaltsräume<br />
empfehlen sich hellere Töne. Verletzungen<br />
in dünnen Edelputzen fallen eher auf, da der<br />
Untergrund sichtbar wird. Bei mechanischer Beanspruchung<br />
ist eine stabile und dickere Oberfläche<br />
nötig. Dekorputze lassen sich im allgemeinen<br />
teurer anbieten. Da sie einen ebenen Untergrund<br />
brauchen, können aber aufwändige Vorarbeiten<br />
notwendig sein.<br />
Ursprung<br />
Lehm ist mehr als nur ein Gemisch aus Anteilen<br />
von färbenden Mineralien, Sand und Ton. Durch<br />
den Ton erhält er faszinierende Eigenschaften,<br />
die ihn wertvoll für das Wohnklima machen.<br />
Denn wie Quarz oder Glas besteht Ton aus Silizium.<br />
Dieses liegt in dünnen Schichten vor, zwischen<br />
die sich Wasser einlagern kann. Dadurch<br />
kann Ton weit mehr Feuchtigkeit aufnehmen<br />
und abgeben als alle anderen <strong>Bau</strong>materialien,<br />
die nur porös sind, wie beispielsweise Kalkputze.<br />
Seine Restfeuchte liegt bei nur 5 %, die von Holz<br />
ist weit größer, weshalb sie oft gemeinsam verbaut<br />
wurden. Da Wasser kapillar stets von Bereichen<br />
hoher zu Bereichen niedriger Feuchtigkeit,<br />
also zum Lehm wandert, hält er Holz trocken, ja<br />
entfeuchtet es sogar. Und damit schützt er es sowohl<br />
vor abbauenden Pilzen wie vor zerstörenden<br />
Insekten, die mindestens eine Feuchtigkeit<br />
von 14 % benötigen.<br />
Abbruch der Tradition<br />
Nicht nur wegen regional unterschiedlicher Zusammensetzung<br />
und fehlender gültiger Normen<br />
ist die Verwendung von Lehm stark zurückgegangen.<br />
Er hat einige Nachteile, die man kennen<br />
sollte:Wenn Wasser zwischen das dreischichtige<br />
Silizium eingelagert wird, quillt er. Beim Trocknen<br />
schrumpft er wieder und es können Risse<br />
entstehen. Seine Verfestigung erfolgt nur durch<br />
Lufttrocknung und ist immer wieder umkehrbar.<br />
In der Nähe von Spritzwasser hat er also auch<br />
heute nichts zu suchen. Da Druck- und Zugfestigkeit<br />
gering sind, ist er auch nicht für stark beanspruchte<br />
Flächen zu empfehlen. Ecken und beanspruchte<br />
Wandbereiche – beispielsweise durch<br />
Stuhllehnen – müssen besonders geschützt werden.<br />
Und da er im Brandfall abplatzt, verfügt er<br />
über ein schlechtes Brandschutzverhalten. Da<br />
seine Vorteile bei weitem überwiegen, wurde er<br />
dennoch häufig eingestzt. Noch heute gibt es in<br />
Deutschland zwei Millionen Fachwerkhäuser<br />
Wie überzeugen Sie <strong>Bau</strong>herren?<br />
und etwa 200.000 alte Gebäude in reiner Lehmbauweise.<br />
Moderner Lehmbau<br />
In den 1980er Jahren begannen einige Ökoidealisten,<br />
die alten Lehmbautechniken neu zu beleben.<br />
Denn auch ökologische Kriterien sprechen<br />
für Lehm: Bei seinem Abbau wird nur wenig<br />
Energie benötigt, bei seiner Aufbereitung entstehen<br />
keine Schadstoffe und er ist immer wieder<br />
verwendbar.<br />
Durch seine große innere Oberfläche bindet er<br />
Gerüche und Luftschadstoffe. Er lädt sich nicht<br />
elektrostatisch auf und dämpft durch seine raue<br />
Oberfläche den Luftschall. Damit ist Lehm ein<br />
wertvolles und wertbeständiges Material.<br />
Da moderne Gebäude in den letzten Jahren immer<br />
dichter wurden, fand er seine neue Bestimmung<br />
in Innenräumen. Denn so wird die Feuchtigkeit,<br />
die durch Wohnen entsteht zu einem Problem<br />
(siehe Artikel »Gute Feuchte schlechte<br />
Feuchte« in <strong>Mappe</strong> 7/2006). Tonreicher Lehm<br />
kann bis zu dreimal mehr Feuchtigkeit speichern<br />
als andere Wandmaterialien.Wenn er diffusionsoffen<br />
beschichtet wird, hält er die Oberfläche<br />
trocken und hilft, sie vor Schimmel zu schützen.<br />
Den Puristen: Der Lehmpurist<br />
würde am liebsten in einem jahrhundertealten,<br />
japanischen Lehmtempel<br />
wohnen, mit Komposttoilette und<br />
Holzheizung. Zur Not genügt ihm<br />
auch ein traditioneller Lehmwellerbau<br />
oder eine ultramoderne Wohnlandschaft<br />
– ökologisch natürlich.<br />
Nur massive Lehmwände garantieren<br />
ihm über das gesamte Jahr ein<br />
ausgeglichenes Raumklima. Ein solcher<br />
Purist ist beispielsweise Prof.<br />
Gernot Minke, der »Das neue Lehmbau-Handbuch«<br />
geschrieben hat. Für<br />
einen solchen Kunden müssen Sie<br />
wirklich fundiertes Fachwissen mitbringen.<br />
Wenn Sie das genannte<br />
Buch auswendig kennen, dann können<br />
Sie mit ihm fachsimpeln, dass es<br />
eine Freude ist.<br />
Den Ästheten: Der Lehmästhet<br />
möchte mit allen seinen Sinnen spüren.<br />
Über die Körnung einer geriebenen<br />
Lehmoberfläche fährt er manchmal<br />
verträumt mit der Hand. Das Glitzern<br />
der Glimmer- oder Perlmutstückchen<br />
erfreut ihn besonders,<br />
wenn es die Abendsonne reflektiert.<br />
Und er weiß, dass Lehm in Küche,<br />
Bad und Schlafzimmer nur mit einer<br />
entsprechend dicken Funktionsschicht<br />
für das Wohlbefinden seiner<br />
Familie sorgt. Ein solcher Kunde freut<br />
sich über jede Information: Wie positiv<br />
das Material auf seine Gesundheit<br />
wirkt, wie wenig Chemie es enthält<br />
und wie gut es für die Umwelt ist.<br />
Den Innovativen: Der Innovative<br />
möchte seiner Zeit am liebsten ein<br />
kleines bisschen voraus sein und<br />
Trends setzen. Purismus oder Ästhetik<br />
findet er dann gut, wenn sie vor<br />
allem praktikabel sind. Für ihn wurden<br />
die Lehmfarben entwickelt. Sie<br />
sind scheuerbeständiger und dass da<br />
auch ein bisschen organische Chemie<br />
mit drin sein kann, ist ja nur praktisch.<br />
Damit das Ambiente stimmt,<br />
harmoniert bei ihm jeder Farbton mit<br />
der Raumeinrichtung. Wenn er sich<br />
an einem satt gesehen hat, dann ist<br />
er ja leicht wieder zu überstreichen.<br />
<strong>Mappe</strong> 2.20<strong>07</strong><br />
3
Wissen und Technik<br />
Feuchtespeicherung und Lehmdicke<br />
Besonders viel Feuchte entsteht in<br />
der Küche (Kochen bis 900 g/h, Geschirrspülen<br />
200 g/Spülgang), im<br />
Bad (Wäsche 350 g/Waschgang, Baden<br />
1100 g/h, Duschen 1700 g/h)<br />
und in kühlen Bereichen wie dem<br />
Schlafzimmer. Hier kann Lehm die<br />
Feuchte speichern. Als Faustregel gilt:<br />
Je dicker der Lehm aufgebracht wird,<br />
umso schneller und mehr Feuchtigkeit<br />
kann er speichern. Er wird fortschreitend<br />
von außen nach innen gesättigt.<br />
1 mm Putzdicke nimmt in einer<br />
Stunde etwa 5 g/m 2 Wasser auf<br />
(hergeleitet aus dem Artikel »In Balance<br />
– Das Feuchtesorptionsvermögen<br />
von Lehmbaustoffen« von Dr.<br />
Ing. Christof Ziegert, erschienen in<br />
der Deutschen <strong>Bau</strong>zeitung 2/2003).<br />
Putzdicke und -fläche können damit<br />
in Abhängigkeit der Dauer und der<br />
Intensität der Befeuchtung gewählt<br />
werden. Für eine kurze Befeuchtung<br />
wie Duschen genügt im Prinzip die<br />
geringe Dicke einer Lehmfarbe. Für<br />
ein Schlafzimmer wären 8 Stunden<br />
Nutzung anzusetzen. Mindestens 8<br />
mm dick sollte also der Putz sein, damit<br />
er nicht vorher gesättigt ist. Eine<br />
schlafende Person atmet 40 bis 50 g<br />
Feuchtigkeit pro Stunde aus, ein Paar<br />
also etwa 800 g pro Nacht. Ein wenig<br />
gelüftetes Schlafzimmer sollte also<br />
mindestens 20 m 2 Wandfläche mit<br />
8-mm-Lehmputz aufweisen (20 m 2 x<br />
8 h x 5 g/m 2 .h = 800 g).<br />
(links) Erdige, warme Töne<br />
und die Verarbeitungsspuren<br />
der Lehmfarbe sorgen für<br />
ein gemütliches Ambiente<br />
(rechts) Feuchte speichernde<br />
Lehmuntergründe muss<br />
man nicht gleich von weitem<br />
erkennen. Von nahem<br />
verführt ihre weiche Körnigkeit<br />
zum Berühren<br />
Innenraum<br />
Verarbeitung<br />
Lehm haftet auf den üblichen Untergründen. Da<br />
er nur mechanisch haftet, muss der Untergrund<br />
nicht nur tragfähig, sauber und gleichmäßig<br />
saugend, sondern auch ausreichend rau sein. Bei<br />
glatten und Mischuntergründen, wie etwa Gipsfaserplatten,<br />
wird für Streichputz ein sandkörniger<br />
Lehmhaftgrund aufgetragen. Für einen reinen<br />
Lehmfarben-Anstrich benötigt man eine<br />
Grundierung ohne Sandkörnung, die Haftvermittler<br />
und Tiefengrund zugleich ist. Moderne<br />
Lehmputze lassen sich von Hand oder mit herkömmlichen<br />
Putzmaschinen verarbeiten. Dekorbeschichtungen<br />
werden ebenfalls maschinell<br />
oder von Hand mit dem Rührwerk angemischt<br />
und wie andere Dekorputze aufgetragen. Damit<br />
die Oberfläche von reinen Lehmprodukten nicht<br />
absandet, sollte sie beispielsweise mit wasserverdünntem<br />
Wasserglas fixiert werden. Als Endbeschichtung<br />
sind dünne, offenporige Anstriche<br />
wie Silikat-, Kalk- und Kaseinanstriche geeignet.<br />
Achim Pilz<br />
Mehr zum Thema Lehm<br />
Die CD-Rom »Lehmputze und Gestaltung« des<br />
FAL e.V. ist in die Module »Grundlagen«, »Gestaltung«<br />
und »Marketing Strategien« gegliedert<br />
und enthält viele praxisrelevante Materialien<br />
zum Nachschlagen. Die Fachinformationen, Infoblätter<br />
und Bilder wurden für den gleichnamigen<br />
Lehrgang zusammengestellt. Sie ist für 29 ¡<br />
unter www.clay-plaster.com erhältlich.<br />
Foto: Maler Epple<br />
Foto: <strong>Bau</strong>mitBayosan<br />
4 <strong>Mappe</strong> 2.20<strong>07</strong>
Wissen und Technik<br />
Fragen an den Lehmspezialisten Florian Epple<br />
(oben) Lehm entfeuchtet<br />
Holz. Noch heute gibt es in<br />
Deutschland zwei Millionen<br />
lehmverputzte Fachwerkhäuser<br />
(unten) Edelputze aus<br />
mineralischen Bestandteilen<br />
befriedigen ästhetische<br />
und humanökologische<br />
Bedürfnisse der Kundschaft<br />
auf höchstem Niveau<br />
Florian Epple: »Bei der<br />
Kundschaft muss der<br />
Funke für Lehmprodukte<br />
überspringen«<br />
Florian Epple<br />
(www.malerbetrieb-epple.<br />
de) leitet im<br />
bayerischen<br />
Waging am<br />
See in vierter<br />
Generation einen<br />
Malerbetrieb<br />
mit acht<br />
Mitarbeitern.<br />
Da im Betrieb immer ein älterer Mitarbeiterstamm<br />
sein handwerkliches Wissen<br />
weitergab, wird auch heute noch viel mit<br />
der Hand gearbeitet. Seit fast 20 Jahren<br />
werden zunehmend humanökologische<br />
Produkte verwendet.<br />
<strong>Mappe</strong>: Warum haben Sie sich auf humanökologische<br />
Produkte spezialisiert?<br />
Florian Epple: Ein naturfreundlicher<br />
Mensch war ich schon immer. Da war es<br />
naheliegend, dass ich mich auf humanökologische<br />
Produkte spezialisiere, als ich<br />
erfahren habe, dass es so etwas gibt.«<br />
<strong>Mappe</strong>: Wie lange sind Sie schon in diesem<br />
Bereich tätig?<br />
Florian Epple:1989 habe ich meine Lehre<br />
in einem anderen Malerbetrieb begonnen.<br />
Als ich damals einen Flammschutzanstrich<br />
machte, habe ich einen Hautausschlag bekommen.<br />
Da habe ich mir gedacht, dass<br />
es doch etwas anderes geben muss. Damals<br />
hat mein Vater begonnen, mit Livos<br />
zu arbeiten. Auf ökologischer Basis ölten<br />
wir hauptsächlich Böden. Livos haben auf<br />
ihrer Website eine Sparte über Schimmelsanierung.<br />
Als dort der <strong>Bau</strong>berater-Kurs<br />
angeboten wurde, habe ich ihn 2006 mitgemacht<br />
und war damit sehr zufrieden.<br />
<strong>Mappe</strong>: Seit wann arbeiten Sie mit Lehmprodukten?<br />
Florian Epple:Seit 1998. Beim Institut für<br />
<strong>Bau</strong>biologie und Ökologie Neubeuern IBN<br />
gibt es ein Einführungsseminar in die <strong>Bau</strong>biologie,<br />
das an zwei Wochenenden stattfindet.<br />
Bei solch einem Seminar haben wir<br />
ein Lehmhaus besichtigt und da ist der<br />
Funke übergesprungen. Ich habe mein<br />
Haus innen mit knapp einem Zentimeter<br />
Lehm verputzt und dann mit Tierrfino einige<br />
Edelputze gemacht – die sind sehr gut.<br />
Als ich die auf der Messe gesehen habe,<br />
war ich begeistert, von den glitzernden<br />
Oberflächen und den anderen Zuschlägen.<br />
Bei der Kundschaft springt der Funke<br />
über und sie ist ebenso begeistert oder sie<br />
sagt: » Na, des g’fallt mir net!« Es gibt da so<br />
gut wie kein Dazwischen.<br />
<strong>Mappe</strong>: Wie viele unterschiedliche Lehmprodukte<br />
verwenden Sie?<br />
Florian Epple: Ich verwende von Tierrfino<br />
die natürlichen Erden, die es in verschiedenen<br />
Farbtönen gibt. Von Casa Natura verarbeite<br />
ich den weißen Lehmfinishputz,<br />
den ich mit Pigmenten abtöne. Von Livos<br />
bekomme ich Lehmstreichputze und<br />
Lehmfarben. Das sind die drei Firmen, die<br />
mich beliefern.<br />
<strong>Mappe</strong>: Wo sehen Sie die Vorteile von<br />
diesen Produkten?<br />
Florian Epple: Ich bringe absolut keine<br />
Giftstoffe ein, keine Acrylate und gar<br />
nichts. In einem Lehmputz, der aus farbigen<br />
Erden besteht, ist sonst nichts drin.<br />
<strong>Mappe</strong>: Wie viel Prozent Umsatz machen<br />
Sie mit Lehmprodukten?<br />
Florian Epple: Etwa 10 %. Durch den<br />
Streichputz und den Finishputz wird es immer<br />
mehr, gerade bei Renovierungen,<br />
wenn der Untergrund Risse hat. Anstatt zu<br />
Spachteln und zu Streichen, gehe ich nach<br />
der Grundierung gleich mit einem Lehmedelputz<br />
drüber und habe eine fertige<br />
Oberfläche.<br />
<strong>Mappe</strong>: Welche Kunden fragen hauptsächlich<br />
Lehmprodukte nach?<br />
Florian Epple: Überwiegend private Kunden.<br />
Wenn die mich anrufen, haben sie<br />
schon im Internet nachgelesen und sind<br />
ziemlich gut informiert. Das sind mittlerweile<br />
sehr mündige Kunden.<br />
<strong>Mappe</strong>: Wie kommen Sie zu diesen Kunden?<br />
Florian Epple: Viel über Mundpropaganda.<br />
Hier in der Region bin ich in der Richtung<br />
bekannt. Aber ich habe auch schon<br />
bis zu 140 km weit verkauft, weil mich die<br />
Kunden im Internet gefunden haben.<br />
<strong>Mappe</strong> 2.20<strong>07</strong><br />
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