6 : 2011 - marke41
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geht der Konzern differenziert auf lokale Märkte ein. In<br />
Chile serviert man einen McPollo mit Guacamole und<br />
in Indien wird sogar der BigMac modifi ziert. Aus Rücksicht<br />
auf die Hindu-Bevölkerung, die traditionellerweise<br />
kein Rind isst, heißt das Produkt hier Maharaja Mac<br />
und ist mit einem Bratling aus Huhn gefüllt.<br />
Für deutsche Agenturen mit asiatischen Kunden<br />
kann die Schlussfolgerung aus solchen Beispielen nur<br />
lauten: Unser Markt für den Direktexport liegt nicht<br />
innerhalb Chinas. Unsere Aufgabe muss die eines Türöffners<br />
und Dolmetschers für asiatische Marken in<br />
Europa sein. Hier liegt unser kulturelles Kapital und<br />
ein Know-how, was in den Herkunftsländern so nicht<br />
vorhanden sein kann. Wir können helfen, Importmarken<br />
so zu inkulturieren, dass sie hier und heute verstanden<br />
werden, nach dem Stand der Kultur, des<br />
aktuellen Designs und auch der Mode.<br />
Solche Anpassungsprozesse können vielschichtig<br />
sein. Sie können andere Positionierungen<br />
erfordern als in den Herkunftsländern. Und<br />
womöglich müssen Marken hier auch mit anderen<br />
Bildern arbeiten als dort. Wie so etwas aussieht,<br />
zeigt der Auftritt des japanischen Möbelherstellers<br />
Conde House in Europa, den Factor Design<br />
innO DESiGn<br />
tECH EXPO<br />
Deutschland ist<br />
Partnerland der<br />
Business of<br />
Design Week und<br />
der iDt Expo in<br />
Hongkong, um<br />
dort kreativität<br />
Made in Germany<br />
zu promoten.<br />
begleitet. Hier in Deutschland gewinnt die Herkunftsbezeichnung<br />
eine Bedeutung, die sie in Japan nicht hat.<br />
Hierzulande haben die Menschen bestimmte Vorstellungen<br />
von japanischer Kultur und Ästhetik, die man<br />
in positiver Weise instrumentalisieren kann. Diese<br />
spezifi sch deutsche Wahrnehmung von Japan ist von<br />
dort nicht einfach zu verstehen und damit auch schwierig<br />
zu managen. Die Aufgabe einer deutschen Agentur<br />
ist es zu klären, welche Dinge in der Kommunikation<br />
gleich bleiben müssen, welche Markentreiber im europäischen<br />
Markt besonders wirksam sind, welche Argumente<br />
hier am meisten überzeugen.<br />
Mit dieser Positionierung deutscher Kreativer kann<br />
übrigens auch einer Grundangst des Westens im Umgang<br />
mit Asien begegnet werden. Gewiss kann man<br />
dort Formen und Motive schnell und preiswert<br />
kopieren. Kulturelles Know-how aber ist nicht<br />
in gleicher Weise transferierbar. Es erfordert<br />
tiefe Vertrautheit mit gesellschaftlichen Verhältnissen<br />
– Kenntnisse, mit denen die deutsche<br />
Kreativwirtschaft asiatischen Exportoffensiven<br />
nicht nur gelassen, sondern geradezu<br />
freudig entgegensehen kann.<br />
von Olaf Stein und Christian Prill<br />
6 : <strong>2011</strong><br />
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