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W irtsch aft D H F - h.e.p. verlag ag, Bern

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Walter Eggen, Hugo Zimmermann<br />

Detailhandel – W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> DHF<br />

Grundl<strong>ag</strong>en – verstehen<br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> DHF<br />

5. Aufl<strong>ag</strong>e


vorwort<br />

5<br />

Vorwort<br />

Das vorliegende Lehr- und Lernmittel vermittelt Lernenden im Detail handel<br />

Grundl<strong>ag</strong>en- und Aufbauwissen über w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Zusammenhänge. Die<br />

verschiedenen Themenbereiche sind übersichtlich, verständlich und leicht<br />

lesbar dargelegt. Dabei werden die Lernziele nach der Bildungsverordnung<br />

Detailhandelsfachfrau / Detailhandelsfachmann befolgt. Das Grundl<strong>ag</strong>enbuch<br />

ist praxisorientiert und vernetzt das w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Basiswissen mit<br />

dem anspruchsvollen Berufsallt<strong>ag</strong> der Detailhandelsfachleute. Zusätzlich<br />

werden die Lernenden an aktuelle Geschehnisse in W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> und Politik<br />

herangeführt. Ergänzt wird das Grundl<strong>ag</strong>enbuch zudem durch zwölf<br />

Werkzeuge, in denen praxisrelevante Berechnungen verständlich dargelegt<br />

werden. Diese Werkzeuge stellen einerseits eine Repetition zum Rechnen im<br />

Detailhandel dar und dienen andererseits als Nachschl<strong>ag</strong>emöglichkeit beim<br />

Lösen von Aufgaben.<br />

«W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> DHF» ist schülerzentriert aufgebaut und unterstützt moderne<br />

Lernformen. Die Lernenden können sich die w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Grundl<strong>ag</strong>en<br />

selbstständig erarbeiten und das Gelernte jeweils am Ende jedes Kapitels<br />

anhand von Kontrollfr<strong>ag</strong>en überprüfen. Im zusätzlich herausgegebenen<br />

Anwendungsbuch können die Lernenden den Stoff aus dem Grundl<strong>ag</strong>enbuch<br />

sowie den Werkzeugen umfassend vertiefen und praktisch anwenden.<br />

Durch die anschliessende Kontrolle dieser Aufgabe mittels des Lösungsbuchs<br />

wird zudem die Selbstkompetenz entscheidend gefördert.<br />

Das Autorenteam sowie der Verl<strong>ag</strong> danken für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen<br />

und wünschen viel Spass beim Lernen und Unterrichten.<br />

April 2013 – Autoren und Verl<strong>ag</strong>


6 inhaltsverzeichnis<br />

Inhalt<br />

A Grundelemente der W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> 13<br />

Einleitung 14<br />

1. Arbeit, Konsum und Freizeit 16<br />

2. Die Notwendigkeit w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Handelns 17<br />

2.1 Private Haushalte und ihre Bedürfnisse 18<br />

2.2 Unternehmen und die von ihnen produzierten Güter 23<br />

2.3 Ökonomisches Prinzip (W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liches Prinzip) 26<br />

2.4 Produktionsfaktoren 28<br />

2.5 Effektivität und Effizienz 36<br />

2.6 Arbeitsteilung (= Spezialisierung) 40<br />

2.7 Der einfache W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>skreislauf 43<br />

2.8 Der Markt 45<br />

2.9 Die drei W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>ssektoren 46<br />

B Funktionen und Formen des Handels 49<br />

1. Der Handel im tertiären Sektor 50<br />

1.1 Absatzweg – Handelskette 51<br />

1.2 Funktioneller Handel 53<br />

1.3 Institutioneller Handel 53<br />

1.4 Kombinierte Betriebe (Produktion und Handel) 54<br />

2. Die Handelsbetriebe 55<br />

2.1 Der Detailhandel in der Gesamtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> 56<br />

2.2 Der Grosshandel in der Gesamtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> 58<br />

C Betriebsformen im Detailhandel 63<br />

1. Typische Unterscheidungsmerkmale des Detailhandels 64<br />

1.1 Sortiment 65<br />

1.2 Dienstleistungen 66<br />

1.3 Ladeneinrichtung 67<br />

1.4 Standort 67<br />

1.5 Preisniveau 68<br />

1.6 Verkaufsform / Bedienungsform 69<br />

1.7 Personal 70<br />

1.8 Betriebsgrösse 70


inhaltsverzeichnis<br />

7<br />

2. Unterscheidung der Betriebsformen im Detailhandel 71<br />

2.1 Ladenhandel 72<br />

2.2 Versandhandel 78<br />

2.3 Filialprinzip 80<br />

2.4 Discountprinzip 80<br />

3. Strukturwandel und Entwicklung in der Schweiz 81<br />

3.1 Der Strukturwandel in der Gesamtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> 81<br />

3.2 Der Strukturwandel im Handelssektor 81<br />

D Unternehmens-, Organisations- und Kooperationsformen 85<br />

1. Unternehmensformen (Rechtsformen) 86<br />

2. Unternehmensführung und Organisation 88<br />

2.1 Unternehmensstrategie und Leitbild 88<br />

2.2 Führung 91<br />

2.3 Organisation 98<br />

3. Unternehmensverbindungen 104<br />

3.1 Kooperation 105<br />

3.2 Konzentration 109<br />

3.3 Die Wettbewerbskommission (Weko) 110<br />

E Merkmale der Schweizer W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> 111<br />

1. Volksw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> als Kreislauf 112<br />

1.1 Einfacher W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>skreislauf 112<br />

1.2 Erweiterter W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>skreislauf 113<br />

1.3 Messung der W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>saktivität 116<br />

2. Verteilung von Einkommen und Vermögen 118<br />

2.1 Ungleiche Verteilung 118<br />

2.2 Armut in der Schweiz: Working Poor 120<br />

2.3 W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>sethik 121<br />

3. W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>sformen 123<br />

3.1 System der Marktw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> – liberale Staatstheorie 123<br />

3.2 System der Planw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> – marxistische Staatsauffassung 124<br />

3.3 Soziale Marktw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> – W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>sordnung der Schweiz 125


8 inhaltsverzeichnis<br />

F Der Kaufvertr<strong>ag</strong> 127<br />

1. Die rechtlichen Bestimmungen des Kaufvertr<strong>ag</strong>s 128<br />

1.1 Vertr<strong>ag</strong>sfähigkeit 129<br />

1.2 Abtretung einer Vollmacht 129<br />

1.3 Das Angebot (Antr<strong>ag</strong>) 130<br />

1.4 Form der Verträge 130<br />

1.5 Unterscheidung nach der Art des Kaufgegenstandes 133<br />

1.6 Unterscheidung nach der Zahlungsart: Die fünf Kaufvertr<strong>ag</strong>sarten 134<br />

1.7 Der Fahrniskauf 135<br />

1.8 Besondere Arten des Fahrniskaufs 137<br />

1.9 Rücktrittsmöglichkeiten 139<br />

1.10 Verjährungsfristen 139<br />

2. Probleme mit Kaufverträgen (Vertr<strong>ag</strong>sverletzungen) 140<br />

2.1 Übersicht 140<br />

2.2 Annahmeverzug 140<br />

2.3 Zahlungsverzug 140<br />

2.4 Lieferungsverzug 141<br />

2.5 Mangelh<strong>aft</strong>e Lieferung 142<br />

3. Zahlungsverkehr 144<br />

3.1 Zahlungsmittel 144<br />

3.2 Zahlungsarten 144<br />

3.3 Barzahlungsverkehr 145<br />

3.4 Bargeldloser Zahlungsverkehr 146<br />

4. Die Rolle der Finanzdienstleister beim Zahlungsverkehr 150<br />

4.1 Konten 150<br />

4.2 Bargeldloser Zahlungsverkehr 150<br />

5. Kreditgeschäfte 152<br />

5.1 Konsumkredite 152<br />

5.2 Von der Bank gewährte Kredite 155<br />

5.3 Vom Detailhändler gewährte Kredite 156<br />

G Preisbildung, Geld, Kaufkr<strong>aft</strong>, Konjunktur 159<br />

1. Marktmechanismus und Preisbildung 160<br />

1.1 Die Funktion des Marktes 160<br />

1.2 Die Bildung des Marktpreises 161<br />

1.3 Marktvers<strong>ag</strong>en 162


inhaltsverzeichnis<br />

9<br />

2. Geld 164<br />

2.1 Entwicklung des Geldes 164<br />

2.2 Funktionen des Geldes 166<br />

2.3 Geldmenge 167<br />

2.4 Wechselkurssystem 169<br />

3. Geldwert 172<br />

3.1 Kaufkr<strong>aft</strong> des Geldes im Inland 172<br />

3.2 Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) 173<br />

3.3 Nominallohn – Reallohn 175<br />

4. Störungen im W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>skreislauf 177<br />

4.1 Inflation 177<br />

4.2 Deflation 178<br />

4.3 St<strong>ag</strong>flation 179<br />

5. Konjunktur 180<br />

5.1 Konjunkturzyklus 180<br />

5.2 Konjunkturpolitik 181<br />

6. Gesamtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Ziele 183<br />

6.1 W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>s- und Konjunkturpolitik der Schweiz 183<br />

6.2 Wettbewerbsfähigkeit 188<br />

H Aussenw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> und Globalisierung 189<br />

1. Aussenw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> 190<br />

1.1 Bedeutung des internationalen Handels für die Schweiz 190<br />

1.2 Import und Export der Schweiz 191<br />

1.3 Nationale Bilanzen 192<br />

1.4 Die Schweiz und die Europäische Union 193<br />

1.5 Ausländische Arbeitskräfte in der Schweiz 194<br />

2. Globalisierung 196<br />

2.1 Abschaffen von Handelshindernissen 196<br />

2.2 Was ist Globalisierung? 197<br />

2.3 Globalisierung der Gütermärkte 198<br />

2.4 Globalisierung der Finanzmärkte 199<br />

2.5 Weltw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>sräume 201<br />

2.6 W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Integrationsmodelle 202<br />

2.7 Die WTO 203


10 inhaltsverzeichnis<br />

I Marketinggrundl<strong>ag</strong>en 205<br />

1. Grundl<strong>ag</strong>en des Marketings 206<br />

1.1 Verkäufermarkt 206<br />

1.2 Käufermarkt 206<br />

1.3 Vom Marktpotenzial zum Marktanteil 207<br />

2. Marketing 208<br />

3. Marktforschung 209<br />

3.1 Arbeitsbereiche der Marktforschung 209<br />

3.2 Gegenstand der Marktforschung 210<br />

3.3 Methoden der Informationsgewinnung 211<br />

3.4 Auswertung der Daten 214<br />

4. Marketing und Unternehmensziele 215<br />

5. Marketing-Instrumente 217<br />

5.1 Der Marketing-Mix 218<br />

5.2 Produkt: Sortimentspolitik 219<br />

5.3 Preis: Preispolitik 220<br />

5.4 Promotion: Kommunikationspolitik 220<br />

J Preisbestimmung, Mehrwertsteuer und Rechnungswesen 233<br />

1. Preisbestimmung im Detailhandel 234<br />

1.1 Kalkulierter Verkaufspreis 234<br />

1.2 Nachfr<strong>ag</strong>eorientierter Verkaufspreis 240<br />

1.3 Konkurrenzorientierter Verkaufspreis 242<br />

2. Prinzip der Mehrwertsteuer 245<br />

2.1 Beispiel zur Mehrwertsteuer 245<br />

2.2 Warenauszeichnung 247<br />

3. Bilanz und Erfolgsrechnung eines Detailhandelsbetriebes 250<br />

3.1 Bilanz 250<br />

3.2 Erfolgsrechnung (Gewinn- und Verlustrechnung) 257<br />

3.3 Budget 258


inhaltsverzeichnis<br />

11<br />

K Gesetzliche Bestimmungen 261<br />

1. Gesetze und Verordnungen 262<br />

1.1 Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) 263<br />

1.2 Verordnung über die Bekanntgabe von Preisen<br />

(Preisbekanntgabeverordnung, PBV) 266<br />

1.3 Ladenschlussverordnung 269<br />

1.4 Bundesgesetz über den Schutz der Fabrik- und Handelsmarken (Markenschutzgesetz,<br />

MSchG) 270<br />

1.5 Bundesgesetz über die Information der Konsumentinnen und Konsumenten<br />

(Konsumenteninformationsgesetz, KIG) 271<br />

1.6 Chemikaliengesetz 272<br />

2. Rechtliche Aspekte der Unternehmungs- und Rechtsformen 273<br />

2.1 Handelsregister (HR) 273<br />

2.2 Firmenrecht 275<br />

2.3 Die Rechtsformen 275<br />

2.4 Die Wahl der Rechtsform 280<br />

3. Betreibung 283<br />

3.1 Betreibungsarten 283<br />

3.2 Konkursverfahren 285<br />

3.3 Kollokationsplan und Konkurs 285<br />

3.4 Nachlassvertr<strong>ag</strong> 285<br />

3.5 Betreibungsferien, Rechtsstillstand, Betreibungsfristen 286<br />

Werkzeuge 287<br />

Einleitung: Darstellungsmöglichkeiten bei Proportionalitätsaufgaben 288<br />

1 Prozentrechnen 291<br />

2 Provision 292<br />

3 Rabatt 293<br />

4 Skonto 294<br />

5 Zugabe (Naturalrabatt) 295<br />

6 Preisänderungen 296<br />

7 Verpackung: Bruttogewicht, Tara, Nettogewicht 298<br />

8 Verteilungs-, Durchschnitts - und Mischungsrechnungen 299<br />

9 Statistik 301<br />

Währungsrechnen 303<br />

Zinsrechnen 306<br />

Kassenbuch 311<br />

Anhang 313<br />

Stichwortverzeichnis 314


vorwort<br />

13<br />

A<br />

Grundelemente der W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

Einleitung 14<br />

1. Arbeit, Konsum und Freizeit 16<br />

2. Die Notwendigkeit w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Handelns 17<br />

Lernziele<br />

• Sie können die Grundelemente der w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Tätigkeit erklären.<br />

• Sie kennen den Zusammenhang zwischen Bedürfnis, Bedarf, Nachfr<strong>ag</strong>e<br />

und Angebot.<br />

• Sie wissen, wie ein Markt entsteht.<br />

• Sie kennen die verschiedenen Kategorien von Bedürfnissen und Gütern.<br />

• Sie haben das ökonomische Prinzip verstanden und können es auf<br />

verschiedene Situationen übertr<strong>ag</strong>en.<br />

• Sie können die Bedeutung von Produktionsfaktoren darlegen.<br />

• Sie können die Auswirkung effizienter und effektiver Arbeit auf den<br />

Betrieb und den Menschen beschreiben.<br />

Werkzeuge<br />

1 Prozentrechnen<br />

2 Provision


14 A grundelemente der w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

Einleitung<br />

Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral, von Heinrich Böll<br />

In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas liegt ein ärmlich gekleideter<br />

Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein schick angezogener Tourist<br />

legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild<br />

zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen schneeweissen<br />

Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick. Noch einmal:<br />

Klick, und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes<br />

Mal: Klick. Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer,<br />

der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel<br />

angelt; aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist<br />

schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade<br />

in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das<br />

des Feuerzeuges, schliesst die eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum<br />

messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit ist eine gereizte<br />

Verlegenheit entstanden, die der Tourist – der Landessprache mächtig –<br />

durch ein Gespräch zu überbrücken versucht.<br />

«Sie werden heute einen guten Fang machen.» Kopfschütteln des Fischers.<br />

«Aber man hat mir ges<strong>ag</strong>t, dass das Wetter günstig ist.» Kopfnicken des<br />

Fischers. «Sie werden also nicht ausfahren?» Kopfschütteln des Fischers,<br />

steigende Nervosität des Touristen. Gewiss liegt ihm das Wohl des ärmlich<br />

gekleideten Menschen am Herzen, n<strong>ag</strong>t an ihm die Trauer über die<br />

verpasste Gelegenheit. «Oh, Sie fühlen sich nicht wohl?» Endlich geht der<br />

Fischer von der Zeichensprache zum wahrh<strong>aft</strong> gesprochenen Wort über.<br />

«Ich fühle mich grossartig», s<strong>ag</strong>t er. «Ich habe mich nie besser gefühlt.» Er<br />

steht auf, reckt sich, als wolle er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist.<br />

«Ich fühle mich phantastisch.» Der Gesichtsausdruck des Touristen wird<br />

immer unglücklicher, er kann die Fr<strong>ag</strong>e nicht mehr unterdrücken, die ihm<br />

sozus<strong>ag</strong>en das Herz zu sprengen droht: «Aber warum fahren Sie denn nicht<br />

aus?» Die Antwort kommt prompt und knapp. «Weil ich heute morgen


einleitung<br />

15<br />

schon ausgefahren bin.» «War der Fang gut?» «Er war so gut, dass ich nicht<br />

noch einmal auszufahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben<br />

gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen …»<br />

Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen beruhigend<br />

auf die Schultern. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm<br />

als ein Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis. «Ich<br />

habe sogar für morgen und übermorgen genug», s<strong>ag</strong>t er, um des Fremden<br />

Seele zu erleichtern. «Rauchen Sie eine von meinen?»<br />

«Ja, danke.»<br />

Zigaretten werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt<br />

sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn<br />

er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen.<br />

«Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen», s<strong>ag</strong>t<br />

er, «aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes,<br />

vielleicht sogar ein viertes Mal aus und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht<br />

gar zehn Dutzend Makrelen fangen … stellen Sie sich das mal vor.»<br />

Der Fischer nickt.<br />

«Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in<br />

zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht<br />

einen kleinen Kutter haben; mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie<br />

natürlich viel mehr fangen – eines T<strong>ag</strong>es würden Sie zwei Kutter haben, Sie<br />

würden …», die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die<br />

Stimme, «Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei,<br />

später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen,<br />

die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung geben.<br />

Sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen,<br />

den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren – und<br />

dann …», wieder verschlägt die Begeisterung dem Fremden die Sprache.<br />

Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast<br />

verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen<br />

Fische munter springen. «Und dann», s<strong>ag</strong>t er, aber wieder verschlägt<br />

ihm die Erregung die Sprache.<br />

Der Fischer klopft ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich verschluckt<br />

hat. «Was dann?», fr<strong>ag</strong>t er leise.<br />

«Dann», s<strong>ag</strong>t der Fremde mit stiller Begeisterung, «dann könnten Sie beruhigt<br />

hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen – und auf das herrliche Meer<br />

blicken.»<br />

«Aber das tu ich ja schon jetzt», s<strong>ag</strong>t der Fischer, «ich sitze beruhigt am<br />

Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört.»<br />

Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen,<br />

denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines T<strong>ag</strong>es einmal<br />

nicht mehr arbeiten zu müssen, und es blieb keine Spur von Mitleid mit<br />

dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.


16 A grundelemente der w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

1. Arbeit, Konsum und Freizeit<br />

Die einleitende «Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral» schrieb Heinrich<br />

Böll im Jahr 1963. Sie ist allerdings aktueller denn je, handelt sie doch vom<br />

Problem, wie der Mensch sein Leben in Arbeitszeit und Freizeit einteilt.<br />

Arbeit<br />

Freizeit<br />

Beruf und Arbeit sind die Einkommensgrundl<strong>ag</strong>e der meisten Menschen.<br />

Ohne Geld ist ein Leben in unserer Gesellsch<strong>aft</strong> nicht möglich. Die Ausbildung<br />

und spätere Berufstätigkeit sind zentrale Elemente im Leben. Damit<br />

Ihnen die Arbeit im Detailhandel Freude macht, sollten Sie kommunikativ,<br />

weltoffen und spontan sein. Kommunikation steht im Zentrum aller Aktivitäten<br />

im Detailhandel. Detailhändlerinnen und Detailhändler gehen auf<br />

Menschen zu, sind aufmerksam, einfühlsam und erkennen rasch die Wünsche<br />

des Gesprächspartners und gehen auf diese ein.<br />

Neben der Arbeit gehören aber auch Lust und Spass zum Leben. Immer<br />

mehr Menschen sehen Sinn und Zweck des Lebens sogar ausschliesslich darin,<br />

immer und überall Lust zu erleben und Spass zu haben: in den menschlichen<br />

Beziehungen, bei der Arbeit, in der Freizeit. Die Unterhaltungs- und<br />

Freizeitindustrie bietet unzählige Erlebnismöglichkeiten an, die raschen<br />

Lustgewinn versprechen: Abenteuerreisen, Trendsportarten, Action filme<br />

und vieles mehr. In unserer Erlebnis- und Freizeitgesellsch<strong>aft</strong> ist die Verlockung<br />

gross, zu viel und alles sofort haben zu wollen. Aber: Freude und<br />

innere Zufriedenheit kann nur erleben, wer sich auch den weniger angenehmen<br />

Seiten des Lebens stellt und Anstrengungen auf sich nimmt. Um<br />

ein zufriedenes und ausgewogenes Leben zu führen, ist es wichtig, einen<br />

Ausgleich zwischen folgenden Zuständen zu finden:<br />

Zustände des lebens<br />

Anspannung<br />

Arbeit<br />

Konzentriertes Nachdenken<br />

Körperliche Betätigung<br />

Stilles Alleinsein<br />

Entspannung<br />

Freizeit<br />

Träumen<br />

Beschaulichkeit<br />

Ausgelassene Fröhlichkeit<br />

in der Gemeinsch<strong>aft</strong><br />

Gelesen – Verstanden?<br />

1. Was verstehen Sie unter der Erlebnis- und<br />

Freizeitgesellsch<strong>aft</strong>?<br />

2. Wie sollten die Detailhändlerin und der Detailhändler<br />

mit der Kundsch<strong>aft</strong> umgehen?


2. die notwendigkeit w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen handelns<br />

17<br />

2. Die Notwendigkeit w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen<br />

Handelns<br />

Wünsche<br />

Alle Menschen haben intensive Wünsche und Träume, die sie verwirklichen<br />

möchten – womit wir uns mitten im Gebiet der W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> befinden. Die<br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>swissensch<strong>aft</strong> beschäftigt sich nämlich mit den Anstrengungen,<br />

welche die Menschen unternehmen, um ihre Wünsche zu erfüllen.<br />

Denn einfach und von alleine erfüllen sich Wünsche nur im Schlaraffenland.<br />

Bei uns auf der Erde müssen die Menschen arbeiten, um etwas zu<br />

erhalten. Mann und Frau müssen selbst aktiv werden und w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lich<br />

handeln. Was heisst das?<br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liches<br />

Handeln<br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liches Handeln beinhaltet das Umwandeln von Gütern. In der<br />

einleitenden Kurzgeschichte von Heinrich Böll über den Fischer entsprechen<br />

diese Güter den Fischen. Die Fische stehen symbolisch für alle anderen<br />

begehrenswerten Dinge im Leben. Besonders interessant und lohnend wird<br />

die Arbeit mit Gütern, welche auf der Erde knapp und begehrt sind: Für die<br />

Arbeitsleistung wird man mit Geld entschädigt.<br />

Alle Menschen gehen irgendeiner Arbeit nach und sind w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lich tätig:<br />

Dinge herstellen – Dinge verkaufen – Geld verdienen – Geld ausgeben. Die<br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>swissensch<strong>aft</strong> befasst sich mit dem Austausch von Gütern.<br />

Wichtige Fr<strong>ag</strong>en der W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

Hausw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

Wie w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>et man im<br />

privaten Haushalt?<br />

Betriebsw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

Wie führt man ein<br />

w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liches Unternehmen?<br />

Volksw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

Wie w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>en die<br />

Bewohnerinnen und<br />

Bewohner eines ganzen<br />

Landes?<br />

Weltw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

Wie w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>en alle<br />

Erdenbürgerinnen und<br />

Erdenbürger untereinander?<br />

Gelesen – Verstanden?<br />

3. Mit welchem grundlegenden Problem beschäftigt<br />

sich die W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>swissensch<strong>aft</strong>?<br />

4. Wann handelt ein Mensch w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lich?


18 A grundelemente der w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

2.1 Private Haushalte und ihre Bedürfnisse<br />

Haushalte<br />

Bedürfnisse<br />

Personen, die in einer Wohnung oder einem Haus leben, bezeichnet man<br />

als private Haushalte. Sie konsumieren Waren, nehmen Dienstleistungen in<br />

Anspruch und sparen einen Teil ihres Einkommens. Die unter dem Begriff<br />

«Haushalte» zusammengefassten Menschen nennt man deshalb auch Konsumenten.<br />

Konsumentinnen und Konsumenten treten als Käufer auf. Sie haben Wünsche,<br />

und das macht sie w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lich aktiv. So gesehen sind die Wünsche<br />

der Menschen Ausgangspunkt allen w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Handelns. Es gibt<br />

unendlich viele Wünsche: Jede und jeder hat den Eindruck, es fehle noch<br />

etwas. Dieses Gefühl bezeichnen wir als Bedürfnis. Ein Bedürfnis ist ein<br />

Mangelgefühl, das man beseitigen möchte.<br />

Bedürfnisse können nach verschiedenen Merkmalen unterteilt werden:<br />

Bedürfnisse<br />

Nichtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche<br />

Bedürfnisse<br />

Individualbedürfnisse<br />

Kollektivbedürfnisse<br />

Existenzbedürfnisse<br />

(Grundbedürfnisse)<br />

Kulturbedürfnisse<br />

(Wahlbedürfnisse)<br />

Luxusbedürfnisse<br />

(Wahlbedürfnisse)<br />

Auch die sinnvolle Gestaltung der Freizeit gehört zu den menschlichen Bedürfnissen.


2. die notwendigkeit w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen handelns<br />

19<br />

Individualbedürfnisse<br />

Individualbedürfnisse sind Mangelgefühle, die der einzelne Mensch hat und<br />

die er mit seiner alleinigen Entscheidung und seinen persönlichen Möglichkeiten<br />

befriedigen kann.<br />

Beispiel: Wunsch nach Essen, einem Konzertbesuch oder einer luxuriösen Uhr.<br />

Die Individualbedürfnisse kann man in Existenz-, Kultur- und Luxusbedürfnisse<br />

unterteilen:<br />

individualbedürfnisse<br />

••<br />

Existenzbedürfnisse<br />

Ihre Befriedigung ist lebensnotwendig<br />

und dient der<br />

Selbsterhaltung. Existenzbedürfnisse<br />

müssen vor<br />

allen anderen Bedürfnissen<br />

befriedigt werden.<br />

Beispiele: Bedürfnis nach<br />

Grundnahrungs mitteln, Kleidung<br />

oder einer einfachen Wohnung.<br />

••<br />

Kulturbedürfnisse<br />

Erst durch die Befriedigung<br />

von Kulturbedürfnissen<br />

empfinden wir unser Leben<br />

als erfüllt. Die Erfüllung von<br />

Kulturbedürfnissen setzt<br />

allerdings voraus, dass nach<br />

der Befriedigung der Existenzbedürfnisse<br />

noch ein Teil<br />

unseres Einkommens übrig<br />

bleibt und wir ausserdem<br />

über Freizeit verfügen.<br />

Beispiele: Bedürfnis nach Musik,<br />

Zeitungen, Reisen oder einer<br />

geschmackvoll eingerichteten<br />

Wohnung.<br />

••<br />

Luxusbedürfnisse<br />

Sie umfassen den Wunsch<br />

nach luxuriösem Leben<br />

und setzen entsprechende<br />

w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Verhältnisse<br />

voraus.<br />

Beispiele: Bedürfnis nach Luxusgütern<br />

(Sport w<strong>ag</strong>en, Schmuck),<br />

nach luxuriösen Dienst leistungen<br />

(Privatchauffeur, Schönheitsoperation)<br />

oder einer luxuriösen<br />

Villa.<br />

Die Grenze zwischen Kultur- und Luxusbedürfnissen ist fliessend. Deshalb<br />

lässt sich nicht immer klar bestimmen, ob ein bestimmtes Bedürfnis noch<br />

ein Kulturbedürfnis oder bereits ein Luxusbedürfnis ist. Während z. B. eine<br />

Weltreise für eine bestimmte Person ein Kulturbedürfnis darstellt, kann<br />

sich jemand mit einem bescheidenen Einkommen dieses (Luxus-) Bedürfnis<br />

kaum leisten.<br />

In welchem Umfang ein Mensch seine w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Bedürfnisse befriedigen<br />

kann, hängt von zwei Dingen ab:<br />

• Erstens davon, wie viele Bedürfnisse und Wünsche er hat, und<br />

• zweitens von der Höhe seines Einkommens und Vermögens.<br />

Kaufkr<strong>aft</strong><br />

Jemand, der viele Bedürfnisse und teure Wünsche hat, wird eher das Gefühl<br />

haben, es fehle ihm etwas, als jemand, der bescheiden und genügsam ist.<br />

Und wer über ein hohes Einkommen und Vermögen verfügt, kann mehr<br />

w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Bedürfnisse befriedigen und sich auch teurere Wünsche erfüllen,<br />

als jemand mit geringen finanziellen Mitteln. Die finanziellen Mittel,<br />

über die ein Mensch verfügt, nennt man seine Kaufkr<strong>aft</strong>.


20 A grundelemente der w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

«Motor der W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>»<br />

«Die Bedürfnisse sind der Motor (Antrieb) der W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>!» Mit anderen<br />

Worten: Ziel jeder w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Aktivität ist bei allen Personen das Befriedigen<br />

ihrer Bedürfnisse. Diese Auss<strong>ag</strong>e soll durch folgende Darstellung<br />

erläutert werden:<br />

Bedürfnisse<br />

Bedarf<br />

Markt<br />

Nachfr<strong>ag</strong>e nach Gütern<br />

angebot von Gütern<br />

Markt<br />

Produktion<br />

Bedürfnisse<br />

Jemand empfindet ein bestimmtes Bedürfnis, ein Mangelgefühl, das er beseitigen<br />

möchte.<br />

Sie verspüren z. B. das Bedürfnis, sich neu einzukleiden zu wollen, ein Bedürfnis nach<br />

neuer Kleidung.<br />

Bedarf<br />

Der Bedarf nennt konkret, womit das Bedürfnis befriedigt werden soll.<br />

Wenn Sie beispielsweise Fr. 40.– von Ihrem Einkommen sparen, um einen Wollpullover<br />

zu kaufen, dann haben Sie nicht mehr nur ein Bedürfnis nach Kleidung, sondern<br />

den Bedarf nach einem Wollpullover.<br />

Nachfr<strong>ag</strong>e<br />

Wird für ein bestimmtes Gut tatsächlich Geld ausgegeben, wird der Bedarf<br />

zur Nachfr<strong>ag</strong>e nach diesem Gut.<br />

Wenn Sie nun Ihre ersparten Fr. 40.– für den roten Wollpullover ausgeben, ist aus<br />

dem Bedarf nach einem Wollpullover die Nachfr<strong>ag</strong>e nach dem roten Pullover entstanden.<br />

Markt<br />

Der Nachfr<strong>ag</strong>e nach Gütern steht ein umfassendes Angebot von Gütern gegenüber.<br />

Durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfr<strong>ag</strong>e entsteht<br />

ein Markt. Der entstandene Preis ist der Regulator zwischen Angebot und<br />

Nachfr<strong>ag</strong>e.<br />

Da Sie mit dem Ihnen zur Verfügung stehenden Geld möglichst viel anfangen möchten,<br />

sind Sie nicht bereit, für den roten Pullover Fr. 80.– zu bezahlen, wenn Sie woanders<br />

dasselbe Produkt zum halben Preis erhalten. Und weil dies nicht nur auf Sie,<br />

sondern auch auf Ihre Kolleginnen und Kollegen und überhaupt auf die meisten Menschen<br />

zutrifft, kaufen alle, die einen bestimmten Bedarf haben, dort ein, wo das entsprechende<br />

Produkt am günstigsten zu haben ist. Das Geschäft, welches den roten<br />

Pullover teurer als die Konkurrenz anbietet, ist gezwungen, den Preis zu senken.


2. die notwendigkeit w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen handelns<br />

21<br />

Produktion<br />

Durch die Nachfr<strong>ag</strong>e auf dem Markt nach Gütern sehen sich die Produzenten<br />

(Fabrikanten) veranlasst, die gewünschten Güter zu produzieren<br />

(herzustellen).<br />

Erst Ihre Nachfr<strong>ag</strong>e (und die von vielen anderen) nach einem roten Pullover veranlasst<br />

die Produzenten, auch tatsächlich solche rote Pullover zu produzieren. Sollte im<br />

nächsten Jahr die Nachfr<strong>ag</strong>e ändern und mehr Konsumentinnen einen blauen Pullover<br />

nachfr<strong>ag</strong>en, so werden die Produzenten blaue Pullover herstellen.<br />

Handel<br />

Der Handel, als verlängerter Arm der Produktion, verkauft die Güter im<br />

direkten Kundenkontakt an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter.<br />

Das Ziel jeder Detailhändlerin und jedes Detailhändlers ist es, möglichst<br />

viel zu verkaufen. Die Erreichung dieses Ziels setzt voraus, dass die Detailhandelsangestellten<br />

die Bedürfnisse ihrer möglichen Kunden genau kennen<br />

und ihre Sortimente entsprechend zusammenstellen.<br />

Ihre bevorzugte Kleiderboutique kennt die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden<br />

sowie die Angebote der Konkurrenz und führt daher rote Pullover für Fr. 40.–. In<br />

einer persönlichen Kundenberatung suchen Sie sich den passenden Wollpullover aus.<br />

Kollektivbedürfnisse<br />

Kollektivbedürfnisse ergeben sich aus dem Zusammenleben der Menschen.<br />

Es sind Bedürfnisse, die eine Mehrheit der Bevölkerung gemeinsam haben.<br />

Dabei entscheidet die Öffentlichkeit (Gemeinde, Kanton, Bund) über Art<br />

und Umfang der Befriedigung, meist mittels öffentlichen Einrichtungen.<br />

Beispiele sind die Ausbildung, die öffentliche Sicherheit und Gerechtigkeit, Spitäler,<br />

öffentlicher Verkehr, Verkehrsverbindungen oder die Altersvorsorge.<br />

Aus dem Individualbedürfnis Mobilität aller entsteht das Kollektivbedürfnis nach Schienen und Strassen.


22 A grundelemente der w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

Steigende<br />

Kollektivbedürfnisse<br />

Je grösser der Wohlstand, d. h., je mehr Individualbedürfnisse befriedigt<br />

werden, desto zahlreicher werden die Kollektivbedürfnisse. Die technischen,<br />

w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen und sozialen Verhältnisse werden komplizierter: Deshalb<br />

müssen immer zahlreichere gemeinsch<strong>aft</strong>liche Lösungen gefunden werden.<br />

Es entstehen beispielsweise Probleme mit der Abfallbeseitigung, mit der<br />

Umweltverschmutzung oder der Rohstoffknappheit.<br />

Nichtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Bedürfnisse<br />

Nicht w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lich<br />

= nicht käuflich<br />

Neben den verschiedenen w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Bedürfnissen gibt es auch nichtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche<br />

Bedürfnisse. Diese können nicht mit käuflichen w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen<br />

Gütern befriedigt werden. Nichtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Bedürfnisse sind allen<br />

Menschen mehr oder weniger eigen.<br />

Beispiele nichtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>licher Bedürfnisse: Aufmerksamkeit und Zuwendung, Geborgenheit,<br />

Zugehörigkeit, Liebe, Vertrautheit, Ansehen und Status, Selbstverwirklichung.<br />

Nichtw<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Bedürfnisse spielen im Detailhandel eine wichtige<br />

Rolle: Beispielsweise befriedigen Sie als Detailhandelsfachfrau oder Detailhandelsfachmann<br />

das Bedürfnis Ihrer Kundinnen und Kunden nach Aufmerksamkeit<br />

und Respekt, wenn Sie ihre Anliegen ernst nehmen.<br />

Gelesen – Verstanden?<br />

5. Was ist ein Haushalt?<br />

6. Was ist das Ziel jeder w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen<br />

Aktivität?<br />

7. Weshalb können Sie nie alle Ihre Bedürfnisse<br />

befriedigen?<br />

8. Welche Arten von Bedürfnissen kennen Sie?<br />

9. Welche Bedürfnisse kann die W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> nicht<br />

befriedigen?<br />

10. Wie entsteht die Nachfr<strong>ag</strong>e nach einem Gut?<br />

11. Was ergibt sich durch das Zusammentreffen<br />

von Angebot und Nachfr<strong>ag</strong>e?


2. die notwendigkeit w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen handelns<br />

23<br />

2.2 Unternehmen und die von ihnen produzierten Güter<br />

Unternehmen sind gewinnorientierte W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>steilnehmer und produzieren<br />

die von den Haushalten nachgefr<strong>ag</strong>ten Güter. Deshalb nennt man die<br />

Unternehmen auch Produzenten.<br />

Güter<br />

Alle Mittel, die zur Befriedigung von Bedürfnissen dienen, nennt man im<br />

w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Sinne Güter. Ein Gut ist für uns insofern von Nutzen, als<br />

es ein Mangelgefühl beseitigt.<br />

Einteilung der Güter nach Eigensch<strong>aft</strong>en<br />

Güter<br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Güter<br />

(mit Preis)<br />

Freie Güter<br />

(ohne Preis)<br />

Materielle Güter (stofflich)<br />

Immaterielle Güter (nicht stofflich)<br />

Dienstleistungen<br />

(nicht aufbewahrbar)<br />

Konsumgüter<br />

(Privatgut)<br />

Investitionsgüter<br />

(Betriebsgut)<br />

Konsumgüter<br />

(Privatgut)<br />

Investitionsgüter<br />

(Betriebsgut)<br />

GG* VG** GG* VG**<br />

** Gebrauchsgüter (mehrmals verwendbar)<br />

** Verbrauchsgüter (einmal verwendbar)<br />

Verfügbarkeit (wie sie erhältlich sind)<br />

Beschaffenheit<br />

Art der Verwendung<br />

Nutzungsdauer<br />

Einteilung der Güter nach ihrer Verfügbarkeit<br />

Es gibt Güter, die für alle Menschen einer Gesellsch<strong>aft</strong> in genügend grossen<br />

Mengen vorhanden sind: freie Güter. Die meisten Güter jedoch sind knapp<br />

und begehrt. Für diese können die Unternehmen einen Preis verlangen und<br />

sie verkaufen. Man nennt solche Güter w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Güter. Im Detailhandel<br />

werden w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Güter angeboten.<br />

Freie Güter<br />

Freie Güter sind Güter, die begrenzt, aber nicht knapp sind. Da freie Güter<br />

von der Natur in einem ausreichenden Masse zur Verfügung stehen, haben<br />

sie keinen Preis – sie sind gratis.<br />

Freie Güter werden nicht bew<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>et, aber trotzdem<br />

intensiv genutzt. Die Menschen sind deshalb gezwungen,<br />

Massnahmen zur Erhaltung von sauberer Luft,<br />

Erde und sauberem Wasser zu ergreifen. Folge: Immer<br />

weniger Güter sind wirklich freie Güter.<br />

Beispiele: Luft, Wasser, Sand am Meer oder Sonnenstrahlen.


24 A grundelemente der w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong><br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche<br />

Güter<br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Güter sind in der Regel nur in begrenzten Mengen vorhanden.<br />

Deren Produktion verursacht Kosten, und sie sind im Verhältnis zu den<br />

unbegrenzten Bedürfnissen der Menschen nicht in genügender Menge vorhanden.<br />

Sie sind knapp.<br />

W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liche Güter müssen von der W<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong> hergestellt<br />

werden, sind knapp und haben deshalb am Markt<br />

einen Preis.<br />

Beispiele: Autos, Handys, Bücher, Medikamente oder Fernsehgeräte.<br />

Einteilung der Güter nach ihrer Beschaffenheit<br />

Materielle Güter<br />

Materielle Güter sind Sachgüter. Sie sind physischer Natur, d. h., man kann<br />

sie anfassen.<br />

Beispiele: Werkzeuge, Kleider oder Lebensmittel.<br />

Immaterielle Güter<br />

Immaterielle Güter sind Güter ohne Gestalt oder Materie, also nicht zum<br />

Anfassen. Sie sind aber genauso handelbar (z. B. in Form von Lizenzen oder<br />

Copyrights) und l<strong>ag</strong>erfähig (z. B. auf Datenträgern) wie materielle Güter.<br />

Beispiele: Filmrechte, Software.<br />

Dienstleistungen<br />

Dienstleistungen sind nicht separat vom Produktionsprozess handelbar und<br />

auch nicht l<strong>ag</strong>erfähig, da die Erbringung durch den Anbieter und der Verbrauch<br />

durch die Nachfr<strong>ag</strong>erin stets gleichzeitig geschehen.<br />

Beispiele: Fahrlehrer, Anl<strong>ag</strong>eberaterin oder Vor-Ort-Bereitstellung von Gütern durch<br />

den Detaillisten.<br />

Einteilung der Güter nach der Art der Verwendung<br />

Bei dieser Einteilung wird nicht nach der Art des Gutes unterschieden, sondern<br />

nach dessen Verwendung. Dasselbe Gut kann ein Investitionsgut oder<br />

ein Konsumgut sein.<br />

Beispiel: Ein Auto, das in Ihrem Lehrgeschäft zum Ausliefern von Ware angeschafft<br />

wurde, ist ein Investitionsgut. Wird dasselbe Auto von Ihnen zum privaten Gebrauch<br />

gekauft, handelt es sich um ein Konsumgut.<br />

Investitionsgüter/<br />

Produktionsgüter<br />

Investitionsgüter werden am Arbeitsplatz eingesetzt. Mit ihrer Hilfe werden<br />

andere, neue Güter hergestellt und verteilt oder es werden Dienstleistungen<br />

erbracht. Sie befriedigen also nur indirekt ein menschliches Bedürfnis.<br />

Diese Güter werden auch Produktionsgüter genannt. Sie werden im Produktionsprozess<br />

abgenützt (z. B. ein Traktor oder eine Stanzmaschine) bzw. verbraucht<br />

(z. B. der Diesel beim Betrieb des Traktors).<br />

Beispiele: Fabrikanl<strong>ag</strong>en, Werkzeuge, Lastautos oder die Innen einrichtung eines Detailhandelsbetriebes.


2. die notwendigkeit w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen handelns<br />

25<br />

Traktoren zählt man zu den Investitionsgütern, Kleider zu den Konsumgütern.<br />

Konsumgüter<br />

Konsumgüter werden im Privatleben konsumiert und befriedigen direkt ein<br />

menschliches Bedürfnis. Sie werden durch den Konsum abgenützt (z. B. ein<br />

Fahrrad oder ein Snowboard) bzw. verbraucht (z. B. ein Sandwich oder ein<br />

Getränk).<br />

Beispiele: Nahrungsmittel, Bekleidung, Möbel, Medikamente.<br />

Einteilung der Güter nach der Nutzungsdauer<br />

Gebrauchsgüter<br />

Gebrauchsgüter können mehrmals oder dauernd verwendet werden, sie<br />

werden durch den Gebrauch nur unwesentlich verändert.<br />

Investitionsgüter: Maschinen, Lastw<strong>ag</strong>en, Automaten oder Verkaufseinrichtung.<br />

Konsumgüter: Haushaltgeräte, Möbel oder Kleider.<br />

Verbrauchsgüter<br />

Verbrauchsgüter werden konsumiert, also verbraucht.<br />

Investitionsgüter: Rohstoffe oder Büromaterial.<br />

Konsumgüter: Lebensmittel oder Medikamente.<br />

Gelesen – Verstanden?<br />

12. Nach welchen Merkmalen kann man Güter<br />

unterscheiden?<br />

13. Was ist der Unterschied zwischen einem freien<br />

und einem w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>lichen Gut?<br />

14. Ist die Luft ein freies oder ein w<strong>irtsch</strong><strong>aft</strong>liches<br />

Gut? Warum?

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