12.07.2015 Aufrufe

Grundlagen- und Strukturwissen - h.e.p. verlag ag, Bern

Grundlagen- und Strukturwissen - h.e.p. verlag ag, Bern

Grundlagen- und Strukturwissen - h.e.p. verlag ag, Bern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Vorwort3VorwortDas vorliegende Lehr- <strong>und</strong> Lernmittel vermittelt <strong>Gr<strong>und</strong>l<strong>ag</strong>en</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturwissen</strong> zuwesentlichen Themenbereichen der Staatsk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> der Politik. Es entspricht demersten Teil des Lehrbuchs «Staat <strong>und</strong> Wirtschaft».Leicht lesbare Texte, strukturierte Darstellungen sowie Visualisierungen mittels auss<strong>ag</strong>ekräftigenGrafiken, treffenden Fotos <strong>und</strong> zusammenfassenden Mindmaps erleichterndas Verständnis für komplexe Sachinhalte. Jedes Kapitel beginnt mit einer Übersichtsseite,welche den Sachverhalt erläutert, die Lernziele aufzählt <strong>und</strong> mit einem Mindmap dieSachstruktur aufzeigt.Eine klare, farblich unterstützte Einteilung der Inhalte ermöglicht den Lernenden,gezielt ausgewählte Themen zu bearbeiten.Als weitere Orientierungshilfe dienen: zahlreiche Querverweise in den Kapiteln, Definitionenvon Fachbegriffen im Text, eine Schweizer-, eine Welt-, <strong>und</strong> eine Europakarte,Top-Internetadressen, ein Glossar <strong>und</strong> ein Stichwortverzeichnis mit Internetadressenim Anhang.Zu jedem Kapitel werden als Repetition Verständnisfr<strong>ag</strong>en <strong>und</strong> Vertiefungsarbeitengestellt. Zur persönlichen Reflexion über ethische <strong>und</strong> moralische Werte enthält jedesKapitel gezielte ethische Gr<strong>und</strong>fr<strong>ag</strong>en.Die kostenlose «S&W-App» fürs iPhone ist im App Store erhältlich. Mit dieser App könnendie Lernenden die Schlüsselbegriffe des Buches nachschl<strong>ag</strong>en <strong>und</strong> ihr Wissen miteiner digitalen Lernkartei trainieren <strong>und</strong> überprüfen.Das beiliegende Buchzeichen beinhaltet die elementarsten Begriffe der einzelnen Kapitel<strong>und</strong> soll als Gedankenstütze <strong>und</strong> Vernetzungshilfe dienen.Um aktuelle staatspolitische <strong>und</strong> gesellschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, ist einegr<strong>und</strong>legende Sachkompetenz Voraussetzung. Dieses Buch hilft Ihnen dabei.Eng mit diesem Lehrmittel verknüpft sind die «Politics – Economics», frei zugängliche<strong>und</strong> downloadbare Arbeitsblätter, welche aktuelle Themen aus den Bereichen Staat,Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft in prägnanter Form inklusive Fr<strong>ag</strong>estellungen aufgreifen(weitere Informationen siehe Seite 111 sowie www.hep-<strong>verl<strong>ag</strong></strong>.ch).Unser Dank gebührt:• Eva Woodtli Wiggenhauser für ihre aufopfernde Arbeit als Grafikerin,• Stefan Schaer, Büro eigenart, für die dauernde grafische Überarbeitung,• Salzmann & Gertsch, Grafik & Typografie, für die neuen Umschläge,• Matthias Vatter, Andreas Tschöpe <strong>und</strong> <strong>Bern</strong>hard Probst für das fachspezifische Lektorat<strong>und</strong> die vielen Anregungen zum vorliegenden Buch.April 2013, die AutorenBeat Gurzeler,BerufsschullehrerHanspeter Maurer,Berufsschullehrer,Projektleiter Qualitäts -entwicklung Kanton Zürich


4 Staat InhaltInhalt1. Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71.1 Politik – Macht der Interessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81.2 Ansprüche <strong>und</strong> Leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.3 Politische Entscheidungsträger Parteien, Gr<strong>und</strong>haltungen, Verbände, NGOs . . . . . . . . . . 10Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162. Rechte <strong>und</strong> Pflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.1 Menschenrechte Gr<strong>und</strong>rechte, Schutz der Menschenrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182.2 Staatsbürgerliche Rechte in der SchweizNiederlassungsfreiheit, Schutz vor Ausweisung, Bürgerrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.3 Politische Rechte in der Schweiz Stimm- <strong>und</strong> Wahlmehrheiten, Majorzwahl,Stille Wahl, Proporzwahl, Wahlmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.4 Staatsbürgerliche Pflichten in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263. Strukturen des Staates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273.1 Merkmale des Staates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283.2 Staats- <strong>und</strong> Regierungsformen Demokratie, Diktatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293.3 Die Gewaltenteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323.4 Die Verfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.5 Schweiz: B<strong>und</strong>, Kantone, Gemeinden Föderalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364. Die Schweizer B<strong>und</strong>esbehörden . . . . . . . . . . . . 374.1 Die B<strong>und</strong>esbehörden im Überblick Exekutive, Legislative, Judikative . . . . . . . . . . . . . . 384.2 Die B<strong>und</strong>esversammlung: National- <strong>und</strong> Ständerat Aufgaben <strong>und</strong> Mittel . . . . . . . . . . 394.3 Der B<strong>und</strong>esrat Kollegial- <strong>und</strong> Departementalprinzip, B<strong>und</strong>esverwaltung . . . . . . . . . . . . . . 424.4 Die richterliche Behörde B<strong>und</strong>esgericht, Gerichts- <strong>und</strong> Prozessarten . . . . . . . . . . . . . . . . 44Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465. Gesetzgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475.1 Recht <strong>und</strong> Gesetz Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485.2 Abstufung der Rechtserlasse Verfassung, Gesetz, B<strong>und</strong>esbeschluss,Verordnung, Reglement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495.3 Gesetzgebungsverfahren beim B<strong>und</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505.4 Das Referendum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 525.5 Die Volksinitiative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54


StaatInhalt56. Integration Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 556.1 Europa – auf der Suche nach der eigenen Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566.2 Der Europarat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576.3 EU – Europäische Union Die drei Säulen der EU, Organe <strong>und</strong>Institutionen der EU, Entscheide <strong>und</strong> Herausforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586.4 Die europäische Aussen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 626.5 Die OSZE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 647. Weltpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657.1 Weltpolitische Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 667.2 Globale Probleme – globale Aufgaben Ressourcen, Klima, Bevölkerung,Armut, Migration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677.3 UNO – Vereinte Nationen (UN – United Nations) Organe, Institutionen, Einsätze . . . . 707.4 NATO (Nordatlantikpakt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 737.5 IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747.6 Andere bedeutende internationale Organisationen <strong>und</strong> Konferenzen . . . . . . . . . . 75Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 768. Staatspolitik der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . 778.1 Aussenpolitik Multilaterale Zusammenarbeit, Entwicklungszusammenarbeit . . . . . . . . . . . . 788.2 Neutralität Elemente, Bedeutung, Völkerrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 818.3 Sicherheitspolitik der Schweiz Sicherheit durch Kooperation, Armee,Bevölkerungsschutz, wirtschaftliche Landesversorung, Staatsschutz, Polizei,Information <strong>und</strong> Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 828.4 Ausländer- <strong>und</strong> Asylpolitik Duales Zulassungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868.5 Sozialpolitik Das soziale Netz in der Schweiz, Sozialhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 888.6 Aktuelle Politthemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90AnhangLandkarte Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91Landkarte Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92Landkarte Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95Top-Internet-Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107Hinweis auf Komplementärmedien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111Lernprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112


➔➔Staat1. Politik71. PolitikSachverhaltNach dem Studium des Kapitels können SieKein Interesse? Politik ist für Sie kein Thema? Dann ist Ihnen egal …… wie viel Steuern Sie bezahlen?… ob oder wie Sie Militärdienst leisten müssen?… ob Sie Arbeit finden?… wie viel Sie für Ihr SBB-Billett bezahlen müssen?… wie Sie Ihr Auto benutzen dürfen?Tatsächlich kein Interesse?Sie alleine können die Welt nicht verändern, aber in einem demokratischenRechtsstaat haben Sie zumindest die Möglichkeit, Ihre Interessen einzubringen<strong>und</strong> andere von Ihren Ideen <strong>und</strong> Gedanken zu überzeugen. Spätestens jetzt politisierenSie.Sie können sich auch einer Organisation anschliessen, welche Ihre Interessen wahrnimmt,ohne dass Sie dabei selber aktiv ins Politgeschehen eingreifen müssen.Es empfiehlt sich allerdings, die Werte <strong>und</strong> Ideale dieser Organisationen gut zustudieren, bevor man sich Ihren Parolen anschliesst, denn nicht selten erweisensich ihre Versprechen als blosse Werbung.wwwwwwwPolitik als Macht der Interessen erkennen.den Begriff Politik beschreiben <strong>und</strong> ver stehen.Ansprüche <strong>und</strong> Leistungen des Staates er läutern.politische Entscheidungsträger nennen.politische Gr<strong>und</strong>haltungen («Links-Rechts»-Schema)beschreiben.parteipolitische Auss<strong>ag</strong>en unterscheiden <strong>und</strong> mitden eigenen Wertvorstellungen vergleichen.die Funktion <strong>und</strong> die politische Einfluss nahmeder Verbände erkennen.Sachstruktur / SchlüsselbegriffeAnsprüche – Interessen – LeistungenVerbändeGewerkschaftenPoliticsParteien➔➔➔➔Politische Entscheidungsträger➔Polity: Parlament,Regierung, Gerichtelinksrechts,bürgerlichPolicy➔➔Pluralismus➔➔➔MassenmedienInhalt1.1 Politik – Macht der Interessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81.2 Ansprüche <strong>und</strong> Leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.3 Politische Entscheidungsträger Parteien, Gr<strong>und</strong>haltungen, Verbände, NGOs . . . . . . . . . . 10Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16


8 Staat 1. Politik1.1 Politik – Macht der InteressenDie Politik im umfassenden Sinn befasst sich mit derGestaltung <strong>und</strong> Organisation unserer Gesellschaft <strong>und</strong>stellt eine ständige Auseinandersetzung zwischen verschiedenenInteressen, einen dauernden Machtkampfverschiedenster Gruppierungen oder Organisationendar. In jedem Land gibt es mächtige <strong>und</strong> wenigermächtige Menschen, Gruppierungen oder Organisationen,welche versuchen, das öffentliche Leben nachihren Interessen, Ideen, Werten oder Vorstellungen zugestalten.In der Politik geht es um Interessen. Soll z. B. derBenzinpreis gesenkt oder die Gentechnologie gefördert,die Ladenöffnungszeiten verlängert oder dieSteuern gesenkt werden? Die Durchsetzung dieserAnliegen ist Aufgabe der Politik.In der Politik geht es um Macht. Sie ist überall dortunvermeidlich, wo Interessen der Gemeinschaft ge -gen andere durchgesetzt werden.Politik wird in der modernen Politikwissenschaft indrei Dimensionen definiert: Prozesse, Form <strong>und</strong>Inhalt der Politik. Es gibt also drei Wirkungsfelder desPolitischen: politics – polity – policy. Die englischenBegriffe haben sich dabei durchgesetzt.Politics = ProzessPolitics bezeichnet die Durchsetzung der Interessen <strong>und</strong> damit den politischen Kampf.Politics betrachtet das Ringen der politischen Akteure zu einem Thema. Beispielsweise Gewerkschaften<strong>und</strong> Arbeitgeber versuchen, das Arbeitsgesetz nach ihrem Geschmack zu ändern. Weitere Akteure sinddie Parteien. Auch kann jeder Bürger <strong>und</strong> jede Bürgerin durch Aktionen Politics betreiben.Die Durchsetzung der Interessen kann friedlich oder mit Gewalt geschehen. In der Politik werden inder Regel Entscheidungen von der Mehrheit auf Gr<strong>und</strong> stichhaltiger Argumente errungen. Oft bildendabei Kompromisse die Lösung, denn Politik entfaltet sich im Dialog <strong>und</strong> ist letztlich ein Ausgleichvon Interessen. Vers<strong>ag</strong>t dieser Entscheidungsprozess, bleibt als letztes Mittel der Politik oft nur nochdie Gewalt, wie z. B. Geiselnahmen, Terrorismus oder sogar Kriege (z. B. Nato-Einsatz in Kosovo).Gewalt ist in einem Rechtsstaat nicht statthaft, um Interessenkonflikte zu lösen. Nur der Staat hat dasRecht, im Interesse aller Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger selber Gewalt anzuwenden (z. B. Polizei- <strong>und</strong> Armeeeinsatz,Terror bekämpfung).Polity = FormPolity bezeichnet das politisch-institutionelle System, die <strong>Gr<strong>und</strong>l<strong>ag</strong>en</strong> <strong>und</strong> Strukturen des Staates (Verfassung,Rechtsordnung usw.).Polity untersucht die Politik nach dem Gesichtspunkte, wie sich eine Gesellschaft politisch organisiert.Beispielsweise werden verschiedene Demokratien <strong>und</strong> Wahlsysteme miteinander verglichen.Policy = InhaltPolicy bezeichnet das aktive Handeln des Staates, die eigentlichen Inhalte der Politik.Policy meint die Politik, die vor allem vom Staat gemacht wird (z. B. Landwirtschaftspolitik, Sozialpolitik,Kulturpolitik). Es geht dabei um die Ausführung nach zuvor beschlossenen Gesetzen. Die Policy-Forschung untersucht beispielsweise, wie wirksam diese Politiken des Staates sind.In einer pluralistischen, d. h. vielfältigen Gesellschaftist es nicht leicht, Mehrheiten zu finden. Um bestimmteInteressen erfolgreich durchsetzen zu können,müssen diese eine Mehrheit der Bevölkerung überzeugenkönnen. Damit solche Mehrheiten zustandekommen, schliessen sich Leute mit ähnlichen Interessen<strong>und</strong> Vorstellungen zu Interessengruppen (Partei,Verband, Verein) zusammen (S. 10 ff.).Auch der Staat als solches oder internationale Interessengemeinschaftenwie z. B. Greenpeace (S. 75) be -treiben Politik <strong>und</strong> versuchen, ihre Interessen innerhalbder Weltgemeinschaft wahrzunehmen.


Staat1. Politik91.2 Ansprüche <strong>und</strong> Leistungen www.ch.chMeist verbindet man mit dem Begriff Staat unbestimmte negative Gefühle: DerStaat macht uns Vorschriften, die bis weit ins Private hineinreichen (Schulpflicht,Eherecht usw.), verlangt uns Leistungen ab (Steuern, Militärdienst), verteuert denPreis von an sich billigen Produkten (Benzin), beschränkt unsere Freiheiten aufvielfältige Weise (Tempolimiten, Passkontrollen), regelt die Arbeitszeiten oderüberwacht <strong>und</strong> kontrolliert das tägliche Leben (Polizei).Wie viel Staat wollen wir?Doch der Staat gibt auch viel. Er sorgt u. a. für Ordnung <strong>und</strong> Sicherheit, garantiertdie Rechte seiner Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger <strong>und</strong> behauptet seine Unabhängigkeitgegen aussen.Der heutige Staat wird zunehmend zu einem Leis -tungsstaat mit vielfältigen Aufgaben. Er soll für Vollbeschäftigungsorgen, Wirtschaftskrisen verhindern,gefährdete Wirtschaftszweige fördern, sich um diePflege der Kranken <strong>und</strong> Alten kümmern, Jugendlichebetreuen <strong>und</strong> beraten, Bildung <strong>und</strong> Ausbildung fördern,Spitäler <strong>und</strong> Verkehrswege bauen, die Naturschützen <strong>und</strong> bei Katastrophen helfen usw.Dauernd wird der Staat mit neuen Herausforderungenkonfrontiert. Diese können von innen kommen(Bedürfnisse, Forderungen von einzelnen Bevölkerungsgruppen)oder von aussen an den Staat herangetr<strong>ag</strong>enwerden (Globalisierung, Umweltgefahren, Seuchen,Migration, Krieg; S. 67).Längst sind nicht mehr alle bereit, den Preis zu zahlen,den solche Leistungen kosten. Für viele Bürgerinnen<strong>und</strong> Bürger hat die Steuerbelastung die Schmerzgrenzeerreicht. Besonders umstritten ist die Fr<strong>ag</strong>e,wie weit der Staat sozial ausgleichend wirken soll.Die wirtschaftlich Starken haben nicht die gleichenInteressen wie die sozial Benachteiligten. Deshalbbleibt die Diskussion darüber, was durch den Staatgeregelt werden soll, ein dauerndes Thema politischerAuseinandersetzung. Wer mitreden will, muss dieMöglichkeiten <strong>und</strong> die Mittel des Staates, seine Organisation,sein Funktionieren <strong>und</strong> seine Leistungsfähigkeitkennen.«Unsere Fr<strong>ag</strong>e sollte nicht ‹mehr oder weniger Staat› sein, sondern wie wir einen qualitativ ‹besseren›Staat erreichen können.»Otto Stich, B<strong>und</strong>esrat 1984–1995. KompromissLösung eines Problems auf derGr<strong>und</strong>l<strong>ag</strong>e von gegenseitigenZugeständnissen Pluralismus, pluralistischVielgestaltig, vielfältigz. B. Schweiz: verschiedenegeografische Gegebenheiten(Jura, Mittelland, Alpen),26 verschiedene Kantone,4 Sprachregionen, viele Parteien,verschiedene Bevölkerungsschichtenusw. sozialDie Gemeinschaft, die Gesellschaftbetreffend; auch an dieanderen (die Schwächeren inunserer Gesellschaft) denken,gemeinnützig, wohltätig sein ParoleWahlspruch; wird von denParteien bei Abstimmungen<strong>und</strong> Wahlen herausgegebenzur Meinungsbildung derBevölkerungsiehe auch:Staatspolitik . . . . . . . . 77Sozialpolitik . . . . . . . . . 88


➔➔➔➔➔➔➔10 Staat 1. Politik1.3 Politische EntscheidungsträgerIn einem demokratischen Staat nehmen viele Interessenträger am Entscheidungsprozessteil. Nebst dem Parlament beteiligen sich die Regierung, die Verwaltung,die politischen Parteien, die Verbände <strong>und</strong> Gewerkschaften, sowie weitereInteressenorganisationen, sogenannte NGOs (S. 15), am Entscheidungsprozess.Parteien (am Beispiel der Schweiz)Parteien sind politische Vereine (➔ Glossar) <strong>und</strong> bedeutende Träger politischerInteressen. Sie nehmen grossen Einfluss auf wichtige Bereiche des öffentlichenLebens, auf allen Ebenen. Parteien versuchen Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger zum politischenMeinungsbildungsprozess anzuregen, sie von ihren Vorstellungen <strong>und</strong> Idealenzu überzeugen <strong>und</strong> zu politischen Entscheiden zu mobilisieren. In demokratischenStaaten geschieht dies vor allem durch die aktive Teilnahme an Wahlen <strong>und</strong>Abstimmungen oder durch öffentliche Stellungnahmen <strong>und</strong> Parolen. Parteien übernehmendie politische Verantwortung für staatliches Handeln in Parlament <strong>und</strong>Regierung.Gr<strong>und</strong>haltungenDie Parteien stützen sich häufig auf eine bestimmte Weltanschauung oder Ideologie.Sie leiten daraus ein Parteiprogramm ab <strong>und</strong> formulieren dazu ihre politischenZiele <strong>und</strong> Forderungen. In einer multikulturellen, pluralis tischen Gesellschaft gibtes eine grosse Anzahl von Parteien. In den meis ten demokratischen Staaten lassensich aber gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Gr<strong>und</strong>haltungen ausmachen, die sogenannte Linke<strong>und</strong> die Rechte.Das Links-Rechts-SchemaLinkssozialsich für Benachteiligte <strong>und</strong> Schwächere unsererGesellschaft einsetzenvermehrte staatliche Hilfen <strong>und</strong> Eingriffe progressiv: gesellschaftliche Neuerungen förderndeine sozial-marktwirtschaftliche Ordnung vertretend,mit Betonung auf sozialvorwiegend Interessen der Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong>Arbeitnehmer vertretenddie militärischen Ausgaben zugunsten der Umwelt <strong>und</strong>höherer Sozialausgaben kürzengrenzüberschreitend, international ausgerichtet➔➔➔➔➔➔➔Rechtsbürgerlichsich auf die persönliche Freiheit <strong>und</strong> Selbstverantwortungberufen (= liberales Gedankengut)möglichst wenig staatliche Eingriffekonservativ: an der bestehenden Gesellschaftsordnungfesthaltend, traditionelleine sozial-marktwirtschaftliche Ordnung vertretend,mit Be tonung auf marktwirtschaftlichdie Interessen der Arbeitgeberinnen <strong>und</strong> Arbeitgebervertretendfür eine starke Landesverteidigung mit einer gutausgerüs teten Armeeauf den eigenen Staat ausgerichtet, Pflege des nationalenGedankengutsAls Orientierungshilfe ist das Links-Rechts-Schema nützlich. Bei konkreten Sach -fr<strong>ag</strong>en jedoch verwischen sich die Grenzen. Es ist denkbar, dass sogenannt rechtePolitikerinnen <strong>und</strong> Politiker auch Ansichten der Linken teilen oder um gekehrt.Zum Beispiel sind heute der Umweltschutz oder die Gleichstellung von Mann <strong>und</strong>Frau Anliegen, die nicht nur Linke, sondern auch zahlreiche Bürgerliche vertreten.


Staat1. Politik11Das Parteienspektrum der SchweizAktuelle Parteienstärke im NationalratGLPCSPEVPCVPFDPBDPGPSVPSPLegaMCGParteienstärke im National- bzw. StänderatParlamentswahlen 2007 Parlamentswahlen 2011Wähleranteil Sitze im Sitze im Wähleranteil Sitze im Sitze imNR-Wahlen Nationalrat Ständerat NR-Wahlen Nationalrat StänderatSchweizerische Volkspartei (SVP) 28,9 62 7 26,6 54 5Sozialdemokratische Partei (SP) 19,5 43 9 18,7 46 11Freisinnig-Demokratische Partei (FDP)* 15,8 31 12 15,1 30 11Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) 14,5 31 15 12,3 28 13Grüne Partei (GP) 9,6 20 2 8,4 15 2Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP)** – – – 5,4 9 1Liberale Partei der Schweiz (LPS)* 1,9 4 0 – – –Grünliberale Partei (GLP) 1,4 3 1 5,4 12 2Evangelische Volkspartei (EVP) 2,4 2 0 2,0 2 0Partei der Arbeit (PDA) 0,7 1 0 0,9 0 0Eidgenössische Demokratische Union (EDU) 1,3 1 0 1,3 0 0Lega dei Ticinesi 0,6 1 0 0,8 2 0Christlich-Soziale Partei (CSP) 0,4 1 0 0,3 1 0Mouvement Citoyens Genevois (MCG) 0,1 0 0 0,4 1 0Übrige 3,0 0 0 2,4 0 1Total 100,0 200 46 100,0 200 46* Die FDP <strong>und</strong> die LPS schlossen sich per 1. Januar 2009 zu einer neuen Partei zusammen.** Die BDP entstand im Sommer 2008 als Abspaltung der SVP.Regierungsparteien: Die schweizerische Regierung – der B<strong>und</strong>esrat – setzt sich seit1959 nur aus Mitgliedern der vier wählerstärksten Parteien zusammen. Zurzeit istallerdings auch die BDP mit Eveline Widmer-Schlumpf im B<strong>und</strong>esrat vertreten. ParlamentGesetzgebende Gewalt in einerDemokratie, z. B. Schweiz:Na tional- <strong>und</strong> Ständerat aufBun desebene VerbandZusammenschluss von Personen,um eng begrenzte Interessensgebietez. B. in der Wirtschaftoder im öffentlichenLeben zu vertreten, z. B. Arbeit -geberverband (Ge wer be ver -band), Arbeitnehmerverband(Ge werkschaftsb<strong>und</strong>), Mieterverband GewerkschaftAnderes Wort für Verband vonArbeitnehmenden IdeologieWeltanschauung einer sozialenGruppe, welche dieselbenWerte vertritt (z. B. National -sozialismus in Deutschlandunter Hitler). multikulturellVerschiedene Kulturen, welchez. B. in einem Staat zusammenleben. progressivfortschrittlich, Gegensatz zukon servativsiehe auch:Regierung . . . . . . . . . . 42B<strong>und</strong>esverwaltung . . . . 43


12 Staat1. PolitikDie grössten ParteienDie folgenden vier Parteien haben im National- <strong>und</strong> Ständerat die meisten Mitglieder. Siestellen deshalb sechs B<strong>und</strong>esratsmitglieder <strong>und</strong> bestimmen mit ihrem politischen Ge -wicht mehrheitlich die politische Richtung in der Schweiz.Name/SPCVPFDP*SVPGründungsjahrSozialdemokratischeChristlichdemokrati-FDP. Die LiberalenSchweizerischePartei (1888)sche Volkspartei (1912)(2009)Volkspartei (1936)Internetadressewww.sp-ps.chwww.cvp.chwww.fdp.chwww.svp.chPartei vertritt• Arbeiterschaft,• breit abgestützte• Arbeitgeber, Kader-• breit abgestütztehauptsächlichAngestellte, Staats-Wählerschaft,leute, Angestellte,Wählerschaft,angestelltez. B. Arbeitnehmer,Staatsangestelltez. B. Bauern <strong>und</strong>• aus allen Einkom-Familien• eher besser verdie-Bäuerinnenmensschichten• früher vorwiegendnende Einkommens-• Arbeiterschaft• Leute mit nicht bür-Katholikenschichten• Gewerbetreibendegerlichen, sozialisti-• Leute mit bürger-• Leute mit bürger-• besser verdienendeschen, progressivenlichen Interessenlichen InteressenEinkommensschich-Interessen(z.B. Privateigentum,tenSicherheit, Freiheit)• Leute mit bürgerlichenInteressenHauptziele <strong>und</strong>Mehr soziale Gerech-Mensch <strong>und</strong> FamilieFreiheit <strong>und</strong> Selbstver-Erhaltung einer neutra-Anliegentigkeit in der Gesell-als Zentrum der politi-antwortung für allelen <strong>und</strong> unabhängigenschaftschen DiskussionSchweizSozialwerke• Stärkung <strong>und</strong> Aus-• Erhaltung der Sozial-• Massvoller finanziel-• Erhaltung der Sozial-bau der Sozialwerkewerke in ihrem heu-ler Einsatz der Sozial-werke, z.T. Abbauwie AHV, IV, ALVtigen Zustandwerke(Ges<strong>und</strong>heitswesen)Wirtschaftsordnung• Soziale Marktwirt-• Soziale <strong>und</strong> mensch-• Möglichst viele Frei-• Marktwirtschaftschaft mit ausglei-liche Marktwirtschaftheiten, insbesonderechenden Staatsein-Wettbewerb aufgriffendem MarktSteuern• Gerechtere Vertei-• Entlastung von Fami-• Möglichst tiefe Steu-• Sanierung deslung der Einkommenlien <strong>und</strong> Mittelstand,erbelastung, keineB<strong>und</strong>eshaushaltes<strong>und</strong> Besteuerungkeine neuen Steuernneuen Steuern<strong>und</strong> markanteSteuerreduktionenEU-Integration• Für sofortigen EU-• Ausbau des bilate -• Ausbau des bilate -• Kein EU-Beitritt,Beitritt der Schweizralen Wegs, keinralen Wegs, keinbilaterale AbkommenEU-BeitrittEU-BeitrittgenügenEnergie• Atomausstieg voran-• Versorgungssicher-• Versorgungssicher-• Zuerst Auslege -treiben, alternativeheit gewährleisten;heit gewährleisten;ordnung; OptionEnergien fördernFörderung erneuer-Prüfung alter nativerAtomstrom bei -barer Energien;Energien; keinebehaltenkeine neuen AKWsneuen AKWs mitReaktoren deraktuellen GenerationVerteidigung• Für eine kleinere• Für eine starke• Für eine starke• Starke Armee ohneArmeeArmeeArmeeAuslandeinsätzeDrogenpolitik• Legalisierung des• Vorsichtige Legalisie-• Drogenkonsum im• Keine LegalisierungKonsums <strong>und</strong> Han-rung des Konsumsprivaten Umfeldvon weichendels von weichenvon weichen DrogenlegalisierenDrogen, restriktiveDrogen wie HanfDrogenpolitik* Die Partei entstand 2009 durch den Zusammenschluss der Freisinnig-Demokratischen Partei (1894) <strong>und</strong> der Liberalen Partei der Schweiz (1913).


Staat1. Politik13Weitere ParteienDie folgenden Parteien sind nur im Nationalrat <strong>und</strong> teilweise im Ständerat vertreten. Siestellen mit Ausnahme der BDP keine Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter in den B<strong>und</strong>esrat.Name/GrüneGLPBDPEVPGründungsjahrGrüne Partei derGrünliberale ParteiBürgerlich-Demokrati-EvangelischeSchweiz (1983)Schweiz (2007)sche Partei (2008)Volks partei (1919)Internetadressewww.gruene.chwww.gruenliberale.chwww.bdp.infowww.evp-pev.chPartei vertritt• Eher junge, gebildete• Gut gebildete,• Bürgerliche Wähler-• Protestantischehauptsächlich<strong>und</strong> mobile Leute mitstädtische LeuteschaftWählerschaftUmweltbewusstsein• Höhere Einkom-• Ehemalige SVP-• Leute mit religiösem• Vor allem in StädtenmensschichtenMitgliederGedankengut deraktiv• Nur in der Deutsch-evangelischen Kirche• Hoher Frauenanteilschweiz aktiv,• Aktiv in protestanti-vor allem in Zürichschen Regionen derDeutschschweiz, z. B.ZH, SO, TGHauptziele <strong>und</strong>• Schutz der Umwelt• Verbindung von• Freiheit, eigenver-• Die Bibel bestimmtAnliegen<strong>und</strong> der natürlichenUmweltschutz/antwortliches Han-das politische Han-Ressourcen durchNachhaltigkeit <strong>und</strong>deln <strong>und</strong> Leistungs-delngezieltes ökologi-liberaler Wirt-bereitschaft als• Schutz des mensch-sches Handeln (z. B.schaftspolitikGr<strong>und</strong>l<strong>ag</strong>e für Wohl-lichen Lebens in allenumweltgerechte• Eigenverantwortungstand <strong>und</strong> WachstumBereichenVerkehrspolitik durchder Bürgerinnen• Glaubwürdige• Der Staat muss sichUml<strong>ag</strong>erung des<strong>und</strong> Bürger, mass-Sicherheitspolitikvor allem um dasSchwerverkehrs aufvoller finanzieller(starke Armee <strong>und</strong>Wohl des Menschendie Schiene, Verteue-Einsatz bei denPolizei)kümmern, z. B.rung der Energie -Sozialwerken• Schutz der UmweltArbeit gebenpreise, Bio-Landbau,durch Verursacher-Stilllegung der Atom-prinzip <strong>und</strong> anderekraftwerke)Anreizsysteme• Ausbau der Sozialwerke• Für sofortigen• Vorerst weitere• Gegen einen• kein EU-Beitritt,EU-Beitrittbilaterale Verträge,EU-Beitritt, Unter-Unterstützung desspäter EU-Beitrittstützung des bilate-bilateralen Wegsprüfenralen Wegs• Für Legalisierungaller Drogen, z.T.kontrolliertNeben den oben aufgeführten Parteien sind im Nationalrat noch folgende kleinere Parteienvertreten: Lega dei Ticinesi (seit 1991), CSP (Christlich-soziale Partei/seit 1970),MCG (Mouvement Citoyens Genevois/seit 2011). SanierungInstandsetzung, erfolgreicheLösung finanzieller Probleme


14 Staat 1. PolitikVerbände/GewerkschaftenEin Verband oder eine Gewerkschaft ist eine Zweckvereinigung, welche die Interessenbestimmter Wirtschaftszweige (z. B. Bauernverband, Arbeitnehmer/Arbeitnehmerinnen)oder Teilinteressen des öffentlichen Lebens (z. B. Konsumenten/Mieterinnen) wahrnimmt <strong>und</strong> nach aussen vertritt. Die Wirtschaft vereinigt in derRegel unter sogenannten Dachverbänden ähnliche Berufsgruppen oder Branchen(z.B. Dachverband des Schweizerischen Gewerbeverbandes).Man unterscheidetBeispielArbeitgeberverbändeSie vertreten die Interessender Arbeitgeber bzw. derUnternehmen <strong>und</strong> desGewerbes.Verband der Schweizer Unternehmer,economiesuisseSchweiz. Gewerbeverband(SGV)Schweiz. Bauernverband (SBV)Gewerkschaften(Arbeitnehmerverbände)Sie vertreten die Interessender Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong>Arbeitnehmer bzw. der Angestelltenin der öffentlichenVerwaltung.Schweiz. Gewerkschaftsb<strong>und</strong>(SGB)travail.suisseUNIAWeitere InteressenorganisationenSie vertreten Teilbereiche desöffentlichen Lebens.Verkehr: Verbände wie z. B. TCS, ACS, VCS, Schweizerischer Nutzfahrzeugverband (ASTAG);Konsum: Stiftung für Konsumentenschutz (SKS); Umwelt: WWF Schweiz, Greenpeace Schweiz,CCC (Clean clothes campaign); Aussenpolitik: Aktion für eine neutrale <strong>und</strong> unabhängige Schweiz(AUNS), Schweizerische Flüchtlingshilfe; Wohnen: Schweiz. Mieterinnen- <strong>und</strong> Mieterverband,Schweiz. Hauseigentümerverband; Frauen: B<strong>und</strong> Schweizerischer FrauenorganisationenZiel <strong>und</strong> ZweckVerbände unterstützen ihre Mitglieder (z. B. Beratung,Weiterbildung, berufliche Hilfeleistungen) <strong>und</strong> vertretenihre Interessen gegen aussen (z. B. Rechte amArbeitsplatz, Lohnverhandlungen).Politische FunktionVerbände haben auf politische Entscheide grossenEinfluss. Gründe dafür sind ihre hohe Mitgliederzahl,ihre grosse Finanzkraft <strong>und</strong> ihre ausgeprägte Organisationsstruktur.Sie lancieren <strong>und</strong> unterstützen Initiativen<strong>und</strong> Referenden (S. 52f.) <strong>und</strong> geben regelmässigAb stimmungsparolen heraus.Die meisten Verbände haben enge Kontakte mit denParteien <strong>und</strong> beeinflussen deren politisches Handelnz.T. sehr stark. Meist sind ihre Spitzenvertreter auchim National- oder Ständerat vertreten. Sie nehmen indieser Funktion die Interessen ihrer Verbände wahr.Man nennt diese Interessengruppierungen Lobby(z. B. Bauern-Lobby, Banken-Lobby usw.).Die Verbände in der Schweiz haben bereits bei derVorbereitung von Gesetzen Einfluss. Bei Vernehmlassungen(S. 50) geben sie Stellungnahmen zu Handendes B<strong>und</strong>esrates ab, <strong>und</strong> in den besonderenKommissionen arbeiten Verbandsvertreter als Expertenmit, z. B. in der Berufsbildung (Ausbildungsreglemente).Das Mitspracherecht der Verbände wird inder B<strong>und</strong>esverfassung garantiert (BV Art. 147).Aufgaben der MassenmedienDie Massenmedien als Vermittlervon Information werden immerwichtiger. Sie tr<strong>ag</strong>en einerseits we -sentlich zur Meinungsbildung bei<strong>und</strong> üben andererseits Kontrolle über die politischenBehörden aus, indem sie Missstände aufdecken <strong>und</strong>darüber breit <strong>und</strong> möglichst objektiv informieren.Man bezeichnet sie deshalb auch als 4. Macht bzw.4. Gewalt im Staat (S. 32). Die Medien sind zunehmendzu einem Machtfaktor geworden, indem Personender Politik <strong>und</strong> der Wirtschaft dieses Instrumentfür die Durchsetzung der eigenen Interessen nutzen.Auch die Medienleute selber können durch die Auswahl(z.B. einseitige Berichterstattung) <strong>und</strong> Darstellungder Information grossen Einfluss auf die öffentlicheMeinung <strong>und</strong> die Politik nehmen.


Staat1. Politik15NGOs (Non-Governmental Organizations)www.ngo.orgNGOs (auf Deutsch Nichtregierungsorganisationen oder Nichtstaatliche Organisationen)sind vom Staat unabhängige, international tätige Organisationen. Sie werdenvon privaten Gruppen (Parteien, Vereinen, Kirchen usw.) gegründet <strong>und</strong>getr<strong>ag</strong>en. Jede dieser NGO vertritt die Interessen eines speziellen Bereichs, z. B.Umwelt, Entwicklungszusammenarbeit, Frieden <strong>und</strong> Menschenrechte. Sie stellenbei internationalen Konferenzen zwar keine offiziellen politischen Vertretungen,ihnen ist aber seit dem Umweltgipfel von Rio (1992) erstmals auf höchster internationalerEbene politische Legitimation zuerkannt worden.Beispiele von wichtigen in der Schweiz arbeitenden NGOs:• Amnesty International (AI)• Brot für alle• Caritas Schweiz• equiterre• Erklärung von <strong>Bern</strong> (EvB)• Europäisches Bürgerforum• Fastenopfer, Katholisches Hilfswerk Schweiz• Forest Stewardship Council (FSC)• Greenpeace Schweiz• Helvetas• Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS)• Internationale Frauenliga für Frieden <strong>und</strong> Freiheit• Internationale Gesellschaft für Menschenrechte• Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)• Médecins sans frontières (Ärzte ohne Grenzen)• Naturfre<strong>und</strong>e Schweiz• Pro Natura• Schweizerisches Arbeiterinnen- <strong>und</strong> Arbeiterhilfswerk (SAH)• Schweizerischer Evangelischer Kirchenb<strong>und</strong> (SEK)• Schweizerische Friedensbewegung (SFB)• Swisspeace• Schweizerische Arbeitsgemeinschaftder Jugendverbände (SAJV)• Schweizerische Liga für Menschenrechte• Schweizerisches Rotes Kreuz• Stiftung Kinderdorf Pestalozzi (SKIP)• Stiftung Max Havelaar• Swissaid• Swisscontact• World Wide F<strong>und</strong> for Nature (WWF)Im Bereich der «Entwicklungszusammenarbeit <strong>und</strong> humanitären Hilfe» besteht seit Jahren eine engeZusammenarbeit zwischen den NGOs <strong>und</strong> der eidgenössischenDirektion für Entwicklung <strong>und</strong> Zusam -menarbeit DEZA (S. 80) als Vertretung der Schweiz. InitiativeEin Volksrecht in der Schweiz.Möglichkeit des Volkes, in derB<strong>und</strong>esverfassung einen neuenArtikel hinzuzufügen odereinen Artikel zu ändern. ReferendumEin Volksrecht in der Schweiz.Volksabstimmung über einenBeschluss des Parlaments VernehmlassungMöglichkeit der Stellungnahmevon interessierten Gruppie -rungen zu einem Gesetzes -vorschl<strong>ag</strong> LegitimationBeglaubigung, rechtlicheAnerkennung MassenmedienAuf grosse Massen ausge -richtete Vermittler vonInformationen, z.B. Radio,TV, Presse, Internet. humanitärwohltätig, menschenfre<strong>und</strong>lichsiehe auch:Entwicklungszusammenarbeit. . . . . . . . . . 80Aussenpolitik . . . . . . . . 78Weltorganisationen . . .70ff.Initiative . . . . . . . . . . . 53Referendum . . . . . . . . . 52


16 Staat 1. PolitikVerständniskontrolleCheckpoint1.1 Politik – Machtder Interessen1. Womit befasst sich Politik?2. Weshalb bezeichnet man Politik als Macht der Interessen?3. Weshalb sollte sich jede/r Einzelne mit politischen Themen auseinandersetzen?4. Wie werden in Rechtsstaaten politische Interessen durchgesetzt?5. In der Politik werden Lösungen meist durch Kompromisse gef<strong>und</strong>en. Was heisst das?6. Was heisst Pluralismus?1.2 Ansprüche <strong>und</strong>Leistungen7. Nennen Sie drei Leistungen oder Vorschriften, welche der Staat von seinen Bürger/innen verlangt.8. Weshalb bezeichnet man heute moderne Staaten als Leistungsstaat?9. Woher <strong>und</strong> in welcher Form treten neue Herausforderungen an einen Staat heran?1.3 PolitischeEntscheidungs -träger10. Nennen Sie wichtige politische Entscheidungsträger.11. Welche zwei generellen Gr<strong>und</strong>haltungen bei Parteien gibt es?12. Was heisst a) sozial, b) konservativ, c) progressiv, d) bürgerlich?13. Nennen Sie zwei typische Gr<strong>und</strong>haltungen für a) «linkes» Gedankengut, b) «rechtes» Gedankengut.14. Wie heissen die 4 grössten Parteien der Schweiz?15. Beschreiben Sie in Stichworten die Ziele <strong>und</strong> Hauptanliegen der a) SP, b) FDP, c) CVP, d) SVP.16. Wen vertritt die a) SP, b) FDP, c) CVP, d) SVP vorwiegend?17. Wie heisst die stärkste Nichtregierungspartei der Schweiz?18. Welche Interessen nehmen Verbände wahr?19. Welche politische Funktion haben Verbände?20. Wo überall können Verbände auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen?21. Weshalb sind Verbände auch dann mächtig, wenn ihre Vertreter nicht im Parlament (NR/SR) sind?22. Was ist eine Gewerkschaft?23. Was ist eine «Lobby»?24. Was sind NGOs?25. Nennen Sie 4 bedeutende NGOs.Weiterführende Fr<strong>ag</strong>en <strong>und</strong> Vertiefungsarbeiten26. Entwerfen Sie eine Coll<strong>ag</strong>e, welche den Pluralismus in der Schweiz an verschiedenen Beispielen zeigt.27. Stellungnahmen der Parteien: Informieren Sie sich im Internet oder erk<strong>und</strong>igen Sie sich bei den Parteizentralenüber die Ansichten bezüglich aktueller politischer Fr<strong>ag</strong>en der wichtigsten Parteien. Stellen Siedie Ergebnisse tabellarisch dar <strong>und</strong> präsentieren Sie Ihre Ergebnisse der Klasse.28. Erstellen Sie in Ihrer Gruppe selber ein Parteiprogramm. Nehmen Sie zu wichtigen aktuellen ProblemenStellung <strong>und</strong> erarbeiten Sie ein entsprechendes Argumentarium.29. Stellen Sie eine wichtige NGO der Klasse vor (Name, Tätigkeit, Gr<strong>und</strong>haltungen, aktuelle Themen usw.).30. Erklären Sie in eigenen Worten die Abbildung auf der ersten Seite dieses Kapitels.Ethische Gr<strong>und</strong>fr<strong>ag</strong>enA. Wann ist staatliches Handeln gerecht? (Berücksichtigung von Minderheiten, Randgruppen)B. Welche ethischen/moralischen Werte sollen Politiker/innen <strong>und</strong> Entscheidungsträger in der Wirtschaftvertreten? (Offenlegung Verwaltungsratsmandate, Geschäfte mit Diktatoren, Vertretung der Parteimitgliedercontra eigene Interessen)C. Welche Mittel sind zur Durchsetzung der eigenen Interessen im politischen Allt<strong>ag</strong> tolerierbar?(z.B. Gewalteinsatz bei Demonstrationen, Art der Berichterstattung in Massenmedien)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!