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2010 - in der Musikschule Hildesheim

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<strong>Hildesheim</strong> wird Schauplatz <strong>der</strong><br />

deutschen Erstaufführung des Rockquiems,<br />

e<strong>in</strong>er Rockfassung des Mozart-Requiems.<br />

Ich habe mich mit<br />

dem Komponisten Stefan Wurz über<br />

se<strong>in</strong> Werk und die <strong>Hildesheim</strong>er<br />

Produktion unterhalten, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Koproduktion von <strong>Musikschule</strong><br />

<strong>Hildesheim</strong> und TfN zur Aufführung<br />

gebracht wird.<br />

Der 1964 <strong>in</strong> Karlsruhe geborene Musiker<br />

Stefan Wurz begann se<strong>in</strong>e musikalische<br />

Ausbildung mit klassischem<br />

Klavierunterricht, während er das<br />

Schlagzeug- und Gitarrenspiel autodidaktisch<br />

erlernte. Bereits mit zwölf<br />

Jahren komponierte er erste Stücke;<br />

mittlerweile kann er auf e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

eigener Werke <strong>der</strong> unterschiedlichsten<br />

Genres zurückblicken, von<br />

Songs für se<strong>in</strong>e Bands über Musik zu<br />

kabarettistischen Programmen und<br />

für Theaterproduktionen <strong>in</strong> Pforzheim<br />

und Nordhausen, bis h<strong>in</strong> zur<br />

Musik für mehrere Filme. Dabei gilt<br />

se<strong>in</strong>e größte Leidenschaft <strong>der</strong> Komposition<br />

mo<strong>der</strong>nen Musiktheaters.<br />

Se<strong>in</strong>e Kompositionen s<strong>in</strong>d geprägt<br />

von <strong>der</strong> Ambivalenz von ernsthafter<br />

„klassischer“ bzw. „neuer“ Musik<br />

und „leichterer“ Musik wie Jazz,<br />

Rock und Pop; se<strong>in</strong>e durch das Musikwissenschaftsstudiumangeeigneten<br />

Kenntnisse klassischer und<br />

mo<strong>der</strong>ner Kompositionspr<strong>in</strong>zipien<br />

verb<strong>in</strong>den sich dar<strong>in</strong> mit dem Feel<strong>in</strong>g<br />

<strong>der</strong> Rockmusik. Genauso ist es<br />

auch beim Rockquiem.<br />

Die Idee dafür entstand 2002 bei<br />

zwei Produzenten, dem tschechischen<br />

Rockstar Daniel Landa und<br />

dem Südtiroler Intendanten Manfred<br />

Schweigkofl er. Der Wunsch,<br />

e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Großproduktion<br />

zu machen, führte zu <strong>der</strong> Vision, e<strong>in</strong>e<br />

Rockfassung des berühmten Mozart-<br />

Requiems zu produzieren. E<strong>in</strong> Name<br />

war schnell gefunden: Rockquiem.<br />

In Stefan Wurz fand man schließlich<br />

den geeigneten Komponisten, und<br />

so komponierte dieser zwischen Januar<br />

und April 2003 die Musik für<br />

das Stück. Im August desselben Jahres<br />

kam es zur Uraufführung <strong>in</strong> Prag<br />

mit anschließen<strong>der</strong> CD-Produktion.<br />

Im Jahr darauf liefen Neuproduktionen<br />

<strong>in</strong> Bozen, dem ungarischen<br />

Szeged und Bergen <strong>in</strong> Norwegen,<br />

jeweils unter <strong>der</strong> musikalischen Leitung<br />

des Komponisten. Seitdem gab<br />

es zahlreiche Aufführungen, e<strong>in</strong>zelne<br />

Stücke wurden zu Anlässen wie<br />

dem Amadeus-Ballettabend <strong>in</strong> Halle<br />

gespielt. Und doch gibt es <strong>in</strong> <strong>Hildesheim</strong><br />

e<strong>in</strong>e Premiere: Nie zuvor wurde<br />

das Stück <strong>in</strong> Deutschland komplett<br />

zur Aufführung gebracht.<br />

Den Grundste<strong>in</strong> für diese <strong>Hildesheim</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsproduktion bildet<br />

Stefan Wurz‘ Mitwirken als Keyboar<strong>der</strong><br />

am <strong>Hildesheim</strong>er Stadttheater<br />

bei dem Musical „Jesus Christ Superstar“<br />

von 2002 bis 2004. Dort lernte<br />

er Achim Falkenhausen, stellvertreten<strong>der</strong><br />

GMD des Theaters und Leiter<br />

des Jugendchores, kennen. Nach<br />

<strong>der</strong> sehr erfolgreichen Aufführung<br />

des Musicals „Fame“ Anfang <strong>2010</strong>,<br />

<strong>in</strong>itiiert von Achim Falkenhausens<br />

Jugendchor, bei <strong>der</strong> Stefan Wurz erneut<br />

als Keyboar<strong>der</strong> mitspielte, stand<br />

die Aufführung des Rockquiem als<br />

nächste Produktion fest. Der Chor<br />

war damit gefunden, doch genauso<br />

wichtig für das Stück s<strong>in</strong>d Orchester<br />

und Band. Musikschulleiter Ulrich<br />

Petter und stellvertreten<strong>der</strong> Leiter<br />

Christian Kowalski-Fulford s<strong>in</strong>d von<br />

<strong>der</strong> Idee sofort überzeugt, die <strong>Musikschule</strong><br />

kümmert sich um die Musiker.<br />

Dank <strong>der</strong> großzügigen Unterstützung<br />

durch die Sparkasse <strong>Hildesheim</strong><br />

sowie durch private För<strong>der</strong>er steht<br />

nun die erste Aufführung fest: 20.<br />

Juni <strong>2010</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bernwardskirche<br />

<strong>Hildesheim</strong>. Stefan Wurz hofft dabei<br />

auf weitere Produktionen, „e<strong>in</strong><br />

Traum“ wäre e<strong>in</strong>e Open-Air-Aufführung<br />

im Sommer 2011 auf dem Musikschulgelände.<br />

Genauso wie die Arbeit, die nun auf<br />

alle Beteiligten zukommt, war auch<br />

das Komponieren <strong>der</strong> Rockquiem-<br />

Musik e<strong>in</strong>e „echte“ Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Auf die Frage, warum man so<br />

etwas macht, e<strong>in</strong>e Rockfassung des<br />

Requiems zu schreiben, entgegnet<br />

Wurz: „Grenzüberschreitungen haben<br />

mich schon immer gereizt.“ Dabei<br />

sei er stark geprägt von se<strong>in</strong>em<br />

klassischen Musikstudium, es spreche<br />

aber vor allem auch <strong>der</strong> leidenschaftliche<br />

Rockmusiker aus ihm;<br />

mehr als 20 Jahre spielte er <strong>in</strong> zahlreichen<br />

Rock-, Pop- und Bluesbands.<br />

Die Komposition des Rockquiem erfor<strong>der</strong>te<br />

es, sich <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> Mozart<br />

e<strong>in</strong>zuarbeiten. Dabei angetrieben<br />

von dem Anspruch, dem Rockquiem<br />

e<strong>in</strong>e vergleichbare Bedeutung, e<strong>in</strong>e<br />

ähnlich e<strong>in</strong>drucksvolle Wirkung zu<br />

verleihen wie Mozart se<strong>in</strong>em Requiem<br />

damals, waren zentrale Fragen<br />

für Stefan Wurz: „Was kann<br />

ich davon übernehmen, wie kann<br />

ich es <strong>in</strong> die heutige Zeit transportieren?“<br />

Für die Besetzung waren<br />

damit Schlagzeug und E-Gitarre unumgänglich,<br />

um es auch mal „lauter<br />

werden zu lassen“. Auch harmonisch<br />

betrachtet überschreitet die Musik<br />

die Grenzen von Mozarts Zeit, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dissonante Akkorde reizen<br />

das musikalische Spektrum deutlich<br />

weiter aus. Diese Konfrontation des<br />

klassischen Vorbilds nach Mozart mit<br />

dem E<strong>in</strong>fl uss <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Rockmusik<br />

führt schließlich zur <strong>in</strong>haltlichen<br />

Thematik: Der Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Thema Tod, Angst vor dem<br />

Sterben sowie Glauben.<br />

Da Stefan Wurz diese kompositorische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung bereits vor<br />

Jahren gemeistert hat, gehe es nun<br />

um die „<strong>Hildesheim</strong>er Deutschlandpremiere“.<br />

Dieses Mal als E-Gitarrist<br />

tätig, freue er sich vor allem auf die<br />

Arbeit mit <strong>der</strong> Band, auf die Zusammenarbeit<br />

mit den jungen Musikern,<br />

die er bereits von <strong>der</strong> Theater-Produktion<br />

„Fame“ kennt, um<br />

e<strong>in</strong>e „rockende, groovende Band“<br />

zu formen, die die „Stücke nach vorne<br />

treibt“. Schließlich sei die Rockband<br />

so etwas wie „das Herz des<br />

Stückes“.<br />

Vor allem aber ist er dankbar, beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> <strong>Musikschule</strong> <strong>Hildesheim</strong>,<br />

dem Stadttheater sowie allen<br />

Sponsoren und För<strong>der</strong>ern, dass das<br />

Rockquiem im Juni zur Aufführung<br />

gebracht werden kann, und freut<br />

sich nun im Ausblick darauf auf e<strong>in</strong><br />

„spannendes Abenteuer“.<br />

Johannes Weik ■|

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