05.11.2012 Aufrufe

Ein Anbieter – alle Möglichkeiten - Musikverein Darmstadt eV

Ein Anbieter – alle Möglichkeiten - Musikverein Darmstadt eV

Ein Anbieter – alle Möglichkeiten - Musikverein Darmstadt eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

estens gerüstet. So kann auch Generalmusikdirektor Stefan Blunier Chöre<br />

und Orchester reibungslos zusammenführen, wobei ihm ein Steigerungsbogen<br />

gelingt, der am Ende dem Zuhörer förmlich durch Mark und Bein<br />

fährt.<br />

Solche eher äußerlichen Effekte sind Hans Pfitzners Chorfantasie »Das<br />

dunkle Reich« mit Sopran- und Bariton-Solo und Orchester op. 38 fremd.<br />

Er bezieht sich indirekt auf das Brahms-Requiem. Nach Texten vom Conrad<br />

Ferdinand Meyer, Richard Dehmel, Goethe und Michelangelo hat Pfitzner<br />

1930 hier ein weltliches literarisches Requiem geschrieben, um den Tod<br />

seiner Frau zu verarbeiten. Seine Musik ist eng auf die Texte bezogen,<br />

in denen Leben und Tod miteinander verbunden werden, so sehr, dass<br />

der instrumentale Walzer sich regelrecht auflöst in einer melancholisch<br />

verlöschenden Todesmahnung. Seinen Schmerz über den Tod lässt Pfitzner<br />

Klang werden mit querständig-schrägen Dissonanzen und langen Vorhalten,<br />

die sich im Grunde nicht auflösen. Der konservative Pfitzner komponiert<br />

auf dem tradierten harmonischen Fundament verblüffend atonal.<br />

Erstmals kam jetzt auch die neue Orgel zum <strong>Ein</strong>satz, die durch eine Spende<br />

der Freunde des Staatstheaters mitfinanziert wurde. Und in »Gretchen vor<br />

der Mater dolorosa« (aus dem »Faust«) streift Pfitzner gar den expressionistischen<br />

Gesang, den Anja Vincken, deren Stimme sich zunehmend einem<br />

dramatischen Sopran annähert, dynamisch derart intensiv gestaltet, als gerate<br />

sie außer sich. <strong>Ein</strong>e glänzende Vorstudie für die Rolle des Gretchens, die<br />

sie in der nächsten Opernpremiere von Gounods »Faust« verkörpern wird.<br />

Werner Volker Meyer versah seinen Baritonsolo-Part mit wohltönender und<br />

klanglich ausgewogener Noblesse. Chor und Orchester haben sich in den<br />

Gesamtablauf des Werkes, dessen acht Teile nahtlos ineinander übergehen,<br />

geradezu beispielhaft eingefunden, so dass Gesang und Instrumentalklang<br />

eine <strong>Ein</strong>heit bilden. Klanglich derart homogen und sicher hat man den Chor<br />

des <strong>Musikverein</strong>s schon lange nicht mehr gehört. Beste Voraussetzungen<br />

für das Jubiläumsjahr wie [auch für] eine verheißungsvolle Zukunft.<br />

Quelle<br />

Heinz Zietsch: Der Frühling wird zu Grabe getragen; Darmstädter Echo vom<br />

08. Mai 2007<br />

34

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!