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Studie Bitter Coal - Urgewald

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Transparenz oder doch eher Milchglas?<br />

Laut dem EnBW-Geschäftsbericht 2012 importierte der Konzern letztes Jahr insgesamt<br />

4,6 Mio. Tonnen Steinkohle. Größte Bezugsquelle war Russland (30%), gefolgt von den<br />

USA (24%), Kolumbien (23%) und Südafrika (12%). Die Bezüge aus Polen und Deutschland<br />

belaufen sich gemeinsam auf 11 Prozent. Zwar war auch EnBW nicht bereit, die<br />

Lieferanten in vollem Umfang zu nennen, doch ist das Unternehmen generell auskunftsfreudiger<br />

als die anderen Stromversorger. So gab EnBW schon 2011 an, Kohle der kolumbianischen<br />

Lieferanten Cerrejón, Drummond und Prodeco (Glencore) zu beziehen.<br />

Das Unternehmen führte weiter aus, dass sich auch bei Geschäften über einen Zwischenhändler<br />

anhand der Angaben zur Kohlequalität die genauen Bezugsquellen bis hin zur<br />

Grube nachvollziehen lassen. Auf Anfrage der GRÜNEN-Abgeordneten Ute Koczy und<br />

Oliver Krischer erläuterte EnBW, wie durchsichtig die Lieferkette für die Kohlekunden ist:<br />

„Die EnBW hat dank dieser klaren Zuordnung der jeweiligen Herkunft der Kohle die Möglichkeit,<br />

einen annähernd vollständigen Überblick über die gesamte Lieferkette und somit<br />

auch über das Engagement der Grubenbetreiber bei den Themen Nachhaltigkeit, wie z.B.<br />

Umwelt- und Gesundheitsschutz, sowie Arbeitssicherheit zu bekommen.“ In manchen<br />

Fällen geht EnBW sogar noch einen Schritt weiter: „Beim Bezug von Steinkohle aus den<br />

Ländern Kolumbien und Südafrika prüft die EnBW Trading GmbH darüber hinaus auch<br />

die Vorlieferanten auf Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards.“ Im Geschäftsbericht<br />

finden wir dazu, dass EnBW ihre wichtigsten Produzenten „in den Bereichen Einhaltung<br />

von Menschenrechten, Arbeitssicherheit, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung“<br />

bewertet und dies in einem Nachhaltigkeitsregister festhält.<br />

Die EnBW wird fast ausschließlich<br />

von öffentlichen Trägern<br />

kontrolliert. Ihre Steinkohlebeschaffung<br />

ist aber genauso<br />

unverantwortlich wie die der<br />

anderen Energieversorger.<br />

Lasst den Worten Taten folgen!<br />

Doch den Praxistest besteht auch EnBW nicht. Bis auf die kolumbianischen Lieferanten<br />

werden keine Namen genannt. Einblicke in Minenaudits oder in das Nachhaltigkeitsregister<br />

werden nicht gewährt. Am Fall Drummond wird deutlich, dass trotz guter Ansätze<br />

der Wille zu konkreten Maßnahmen fehlt. Angesprochen auf die Gerichtsverfahren<br />

gegen Drummond äußerte sich EnBW im April 2012 wie folgt: „Die von ihnen genannten<br />

Vorwürfe gegen Drummond sind uns bekannt.(...) Im Sinne des Global Compact steht<br />

grundsätzlich nicht der Abbruch von Geschäftsbeziehungen im Vordergrund, sondern<br />

zunächst die gemeinsame Suche nach Auswegen aus komplexen Situationen. Deshalb<br />

werden wir zunächst im Dialog mit Drummond erörtern, welche nächsten Schritte<br />

eingeleitet werden können.“ Gut ein Jahr später ist das Unternehmen nicht entscheidend<br />

voran gekommen und teilt lediglich mit, dass man derzeit die besondere Situation des<br />

Produzenten Drummond analysiere. 88 Es drängt sich der Eindruck auf, dass EnBW ewig<br />

diskutiert aber niemals handelt. Ein Energieversorger, der von einer grün-roten Landesregierung<br />

kontrolliert wird, sollte deutlich konsequenter voranschreiten, wenn es um<br />

Menschenrechte und Umweltstandards geht. Es ist allerhöchste Zeit, dass EnBW nicht<br />

nur den Dialog mit Drummond, sondern jegliche Geschäftsbeziehungen zu diesem Unternehmen,<br />

beendet.<br />

88 EnBW-Antwort vom 6. März 2013<br />

32 BITTER COAL

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