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Studie Bitter Coal - Urgewald

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knapper Wasserreserven. Hinzu kommt, dass der Bergbausektor in Ländern wie Kolumbien,<br />

Südafrika und Russland faktisch jenseits einer staatlichen Umweltaufsicht agiert. So<br />

werden die Standorte des Kohleabbaus zu ökologischen und gesundheitlichen Katastrophengebieten<br />

– auch lange nachdem die letzten Minen ausgekohlt wurden.<br />

Zum Grundgedanken der nachhaltigen Unternehmensverantwortung gehört, dass Firmen<br />

entlang der gesamten Lieferkette die volle Verantwortung für ihr Produkt übernehmen<br />

müssen. Dies muss auch für die Energieversorger und das Produkt „Strom“ gelten.<br />

Stattdessen versuchen RWE, E.ON und Co. mit dem Gerede von „better coal,“ den dreckigen<br />

Steinkohleimporten ein grünes Kleid zu verpassen. Wie wenig Vertrauen die Energieversorger<br />

in ihre eigenen Versprechungen setzen, zeigt sich an ihrer Weigerung die<br />

Namen ihrer jeweiligen Bezugsminen zu nennen. Nach unseren Rechercheergebnissen<br />

hieße die Wirklichkeit die dort regiert richtigerweise „brutal coal“ oder „bitter coal“.<br />

Das Wort „Energiewende“ ist zwar in aller Munde, doch der ökologische und soziale<br />

„Stiefelabdruck“ der Steinkohle spielt bislang kaum eine Rolle in der bundesdeutschen<br />

Energiediskussion. Wenn es um die Laufzeiten bestehender Kohlekraftwerke oder um den<br />

Bau neuer Steinkohlekraftwerke geht, darf die Frage nach der Herkunft des Brennstoffs<br />

nicht länger ausgeklammert werden. Denn mit jeder verfeuerten Tonne Steinkohle werden<br />

auch die Menschenrechte kolumbianischer Indigener, die letzten intakten Waldgebiete<br />

der Appalachen, die Gesundheit der Menschen im Kuzbass und die Hoffnung südafrikanischer<br />

Kinder auf sauberes Trinkwasser durch den Kamin geblasen.<br />

Forderungen<br />

Zu einer global verantwortlichen Energiewende gehört auch der Ausstieg aus der<br />

Kohleverstromung in Deutschland. Greenpeace Deutschland fordert deshalb ein Kohle-<br />

Ausstiegsgesetz und beauftragte 2012 das Beratungsinstitut Ecofys, ein realistisches<br />

Ausstiegsszenario dafür zu berechnen. Danach sind alle geplanten neuen Kohlekraftwerke<br />

verzichtbar und rund die Hälfte der laufenden Kohlekraftwerke könnte bis 2026<br />

abgeschaltet werden. Nach den Berechnungen von Ecofys könnte 2030 das letzte<br />

Braunkohlekraftwerk und 2040 das letzte Steinkohlekraftwerk vom Netz genommen<br />

werden. 97<br />

Die schnelle Reduktion unseres Kohleverbrauchs muss ein prioritäres Ziel der Energiewende<br />

werden. In der Übergangszeit müssen die massiven negativen Folgen des<br />

Kohleabbaus eingedämmt und verbindliche Mindeststandards für Kohleimporte nach<br />

Deutschland durchgesetzt werden. Dabei sind alle Teile der Gesellschaft gefragt:<br />

die Politik, die Unternehmen, die Banken und die Verbraucher.<br />

Politik:<br />

Die Bundesregierung muss:<br />

• ein nationales Kohleausstiegsgesetz vorlegen und Planungssicherheit für Investitionen<br />

in Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und flexible Gaskraftwerke schaffen.<br />

• ähnlich wie in den Niederlanden, eine nationale Steuer auf Stein- und Braunkohle<br />

einführen.<br />

97 „Kohleausstiegsgesetz: Verteilung der Reststrommengen und Folgenabschätzung für den Kohlekraftwerkspark“,<br />

Greenpeace, 2012<br />

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