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Studie Bitter Coal - Urgewald

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2. Transparenz bleibt ein<br />

Fremdwort für deutsche<br />

Energieversorger<br />

Im Januar 2013 schrieben wir E.ON, RWE, STEAG,<br />

EnBW, Vattenfall, Trianel und das Großkraftwerk<br />

Mannheim an und befragten sie, aus welchen Minen<br />

sie jeweils ihre Steinkohle beziehen, welche Standards<br />

für ihre Lieferanten gelten und wie die Einhaltung derselben<br />

kontrolliert wird.<br />

Die Antworten waren enttäuschend. Die Energieversorger waren lediglich bereit die Länder<br />

zu nennen aus denen sie Steinkohle beziehen. Kein Energieversorger wollte jedoch<br />

die Namen der einzelnen Minen preisgeben, aus denen ihre Kohlelieferungen stammen.<br />

Als Begründung wurden die „Komplexität des Kohlehandels“ und „wettbewerbsrechtliche<br />

Gründe“ angeführt. Zum Thema „Standards“ verwiesen E.ON, RWE und Vattenfall<br />

lediglich auf die 2010 gegründete Better <strong>Coal</strong> Initiative, die jedoch bisher keine konkreten<br />

Standards veröffentlicht hat. Wie rückständig diese „No information Policy“ der deutschen<br />

Energieversorger ist, zeigt sich eindrücklich am Beispiel anderer Industriebranchen:<br />

Wer die Energieversorger nach<br />

den Namen der Minen fragt,<br />

von denen sie ihre Steinkohle<br />

beziehen, stößt auf eine Mauer<br />

des Schweigens.<br />

• Das Sport- und Bekleidungsunternehmen Adidas nennt auf seiner Webpage die Namen<br />

und Adressen all seiner 1.236 Zulieferbetriebe.<br />

• Auch der Textileinzelhändler H&M veröffentlicht regelmäßig eine vollständige Liste<br />

seiner Zulieferbetriebe. H&M hat sich gar zum Ziel gesetzt, dass nicht nur die direkten<br />

Zulieferer, sondern auch die Lieferanten seiner Zulieferer soziale und ökologische<br />

Mindeststandards einhalten sollen.<br />

• Der IT-Konzern Apple veröffentlicht nicht nur die Liste seiner Lieferanten, sondern<br />

präsentiert darüber hinaus jedes Jahr einen Bericht über die durchgeführten Firmenaudits<br />

bei Zulieferern.<br />

Eine transparente Lieferkette ist unabdingbare Voraussetzung für eine glaubwürdige<br />

Nachhaltigkeitspolitik. Dies wird von immer mehr Unternehmen unterschiedlichster<br />

Branchen beherzigt, auch deshalb weil Kunden und Investoren darauf zunehmend Wert<br />

legen. 3 Wer sich wie E.ON, RWE und Co. weigert, seine Lieferanten zu nennen und sich<br />

dabei auf „Geschäftsgeheimnisse“ beruft, will diese Informationen lediglich vor der<br />

Öffentlichkeit verbergen. Auch die angeführte „Komplexität des Kohlehandels“ erscheint<br />

nur als Ausrede, wenn man bedenkt wie viel komplizierter die Lieferketten etwa in der<br />

Bekleidungs- und Elektronikindustrie sind.<br />

3 „The Transparent Supply Chain“, Steve New, Harvard Business Review, 2010<br />

8 BITTER COAL

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