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Binnenschifffahrt im politischen Aufwind - Bundesverband der ...

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4 Nr. 4 · 2005<br />

BDB for<strong>der</strong>t mehr Geld für die Wasserstraßeninfrastruktur<br />

Schäden in Millionenhöhe durch Sperrung des DEK<br />

BDB-Präsident Heinz Hofmann hat<br />

Anfang November 2005 in einem<br />

Schreiben an Bundesverkehrsminister<br />

Dr. Manfred Stolpe auf die enormen<br />

Schäden für das <strong>Binnenschifffahrt</strong>sgewerbe<br />

hingewiesen, die durch die andauernde<br />

Sperrung des Dortmund-Ems-<br />

Kanals entstehen. Der BDB verknüpft<br />

dies mit dem Appell an den Minister,<br />

sich gemeinsam mit dem <strong>Binnenschifffahrt</strong>sgewerbe<br />

für mehr Finanzmittel für<br />

den Erhalt und den Ausbau <strong>der</strong> Wasserstraßen-infrastruktur<br />

einzusetzen. Der<br />

am 11. Oktober 2005 leckgeschlagene<br />

und seitdem gesperrte Kanal wird nach<br />

Auskunft <strong>der</strong> Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />

selbst unter günstigen Voraussetzungen<br />

erst in <strong>der</strong> 50. Kalen<strong>der</strong>woche,<br />

also kurz vor Weihnachten, für<br />

die Schifffahrt wie<strong>der</strong> durchgängig befahrbar<br />

sein.<br />

Dem <strong>Binnenschifffahrt</strong>sgewerbe entstehen<br />

hierdurch Schäden in Millionenhöhe.<br />

Erhebliche Verluste sind auch dadurch<br />

entstanden, dass die einzige, etwa<br />

300 Kilometer längere Umfahrungsmöglichkeit<br />

nach einem Schiffsunglück bis<br />

zum 29. Oktober 2005 für 14 Tage gesperrt<br />

war. Insgesamt lagen hierdurch<br />

rund 350 Schiffe fest, für die eine Weiterfahrt<br />

o<strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>weitiger Einsatz<br />

nicht möglich war. Zusätzliche Schäden<br />

entstehen vor allem dadurch, dass seitens<br />

<strong>der</strong> Verla<strong>der</strong> ein massiver Abwan<strong>der</strong>ungsprozess<br />

auf an<strong>der</strong>e Verkehrsträger<br />

eingesetzt hat. Bei einer voraussichtlichen<br />

Sperrzeit des Kanals bis zur 50. KW<br />

ist davon auszugehen, dass <strong>der</strong> Ladungsverlust<br />

mehrere hun<strong>der</strong>ttausend Tonnen<br />

betragen wird.<br />

„Die Schadenereignisse am Dortmund-<br />

Ems-Kanal zeigen sehr deutlich, welch<br />

gravierende Auswirkungen ein schlechter<br />

Erhaltungszustand <strong>der</strong> Wasserstraßen<br />

und die Sperrung auch nur einer einzigen<br />

Wasserstraße haben können. Vor<br />

diesem Hintergrund halte ich es für nicht<br />

verantwortlich, wenn die Instandhaltung<br />

<strong>der</strong> Wasserstraßeninfrastruktur durch zu<br />

knappe Haushaltsmittel gefährdet wird.<br />

Letztendlich wird damit unter an<strong>der</strong>em<br />

die Rohstoffversorgung ganzer Industriezweige<br />

in Frage gestellt. We<strong>der</strong> die Fernstraße<br />

noch die Schiene können das Güterverkehrsaufkommen<br />

<strong>der</strong> <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />

übernehmen“, erklärt BDB-Präsident<br />

Hofmann in seinem Schreiben.<br />

Der BDB hat sich wie<strong>der</strong>holt dafür eingesetzt,<br />

endlich ausreichende Finanzmittel<br />

für den Erhalt und den Ausbau <strong>der</strong> deutschen<br />

Bundeswasserstraßen zur Verfügung<br />

zu stellen. Dies entspricht auch einer<br />

<strong>der</strong> Kernfor<strong>der</strong>ungen des Forums für<br />

<strong>Binnenschifffahrt</strong> und Logistik. Planco<br />

hat ebenfalls in seinem Gutachten „Potenziale<br />

und Zukunft <strong>der</strong> deutschen <strong>Binnenschifffahrt</strong>“<br />

auf das drohende Systemversagen<br />

hingewiesen.<br />

„Die <strong>Binnenschifffahrt</strong> verfügt über ausreichende<br />

Kapazitäten, um Fernstraße<br />

und Schiene zu entlasten. Güterverlagerungen<br />

„weg vom Schiff“ wären für die<br />

weitere Verkehrsentwicklung fatal und<br />

würden das bisher Erreichte zunichte machen!“,<br />

lautet <strong>der</strong> dringende Appell des<br />

BDB an den Bundesverkehrsminister.<br />

Neue Regelung als Vorbild für EU<br />

Frankreich zahlt bei Sperrungen<br />

Wäre <strong>der</strong> Dammbruch am Dortmund-<br />

Ems-Kanal, <strong>der</strong> die <strong>Binnenschifffahrt</strong> zwischen<br />

West- und Norddeutschland seit<br />

dem 11. Oktober 2005 zum Stillstand<br />

brachte, auf einem französischen Kanal<br />

o<strong>der</strong> einem französischen Fluss wie <strong>der</strong><br />

Mosel passiert, würden Binnenschiffer eine<br />

Entschädigung von <strong>der</strong> Wasserstraßenverwaltung<br />

erhalten.<br />

Seit diesem Sommer billigt Frankreich<br />

den Gebühren zahlenden Nutzern <strong>der</strong><br />

Wasserstraße Entschädigungen zu, wenn<br />

die Wasserstraßen nicht zur Verfügung<br />

stehen o<strong>der</strong> die Schifffahrt erheblich beeinträchtigt<br />

ist. Die Kompensation deckt<br />

zwar nicht den Tagesverdienst, hilft aber,<br />

die Insolvenz kleiner und mittelständischer<br />

Unternehmen abzuwenden.<br />

Bei unvorhergesehenen Unterbrechungen<br />

<strong>der</strong> Schiffbarkeit von Gewässern,<br />

die nicht auf Streik, Hoch- o<strong>der</strong> Niedrigwasser<br />

o<strong>der</strong> angekündigte notwendige<br />

Unterhaltungsarbeiten zurückzuführen<br />

sind, können Binnenschiffer zwischen<br />

einer pauschalen Entschädigung o<strong>der</strong><br />

Tagessätzen für best<strong>im</strong>mte Kosten<br />

wählen. Auch wenn die Dauer einer angekündigten<br />

Sperrung erheblich überschritten<br />

wird, können Schifffahrtstreibende<br />

Ersatz verlangen, wenn sie eine<br />

außergerichtliche Einigung mit dem<br />

Staat anstreben. Umfahren Schiffe einen<br />

gesperrten Bereich, haben sie Anspruch<br />

auf anteiligen Ersatz <strong>der</strong> Mehrkosten für<br />

Gasöl und auf pauschale Tagesentschädigungen.<br />

Der BDB hat diese neue Regelung für seine<br />

in Frankreich tätigen Mitglie<strong>der</strong> übersetzt.<br />

Gleichzeitig hat <strong>der</strong> Verband in seiner<br />

internationalen Dachorganisation,<br />

<strong>der</strong> Europäischen Binnenschiffahrts Union,<br />

nach <strong>der</strong> Erfahrung <strong>der</strong> Sperrungen<br />

auf dem Dortmund-Ems-Kanal eine Diskussion<br />

angestoßen, ob die französischen<br />

Best<strong>im</strong>mungen auch ein Vorbild<br />

für eine europäische Verordnung zur Vermeidung<br />

unverschuldeter Insolvenzen<br />

sein kann.<br />

Den über 350 direkt betroffenen Binnenschiffern,<br />

die mehr als zwei Wochen<br />

nicht zwischen dem Rhein und dem<br />

norddeutschen Kanalgebiet verkehren<br />

konnten, weil auch die Umfahrungsroute<br />

über Friesland nach <strong>der</strong> Havarie <strong>der</strong> Ilona<br />

M auf <strong>der</strong> unteren Ems gesperrt war (Re-<br />

Port Nr. 3/2005), bleibt nur die Möglichkeit,<br />

Stundungen mit dem Jahressteuerausgleich<br />

zu beantragen. An<strong>der</strong>e Möglichkeiten<br />

haben die unverschuldet in Not<br />

geratenen Unternehmer <strong>der</strong>zeit nicht.

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