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Der Abschied von einer langen und wichtigen Arbeit ist immer mehr ...

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02/09<br />

18. Jahrgang, Juli 2009<br />

Binnenschifffahrts<br />

Mitgliederversammlung<br />

des BDB in Duisburg<br />

www.binnenschiff.de<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

(v.l.n.r.) BDB-Präsident Dr. Gunther Jaegers, BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen, das neue BDB-Präsidiumsmitglied<br />

Robert Baack (Lehnkering Reederei GmbH, Duisburg) sowie die neugewählten BDB-Vorstandsmitglieder<br />

Dr. Dietmar Rehmann (Deutsche Binnenreederei AG, Berlin) <strong>und</strong> Klaus Fuß (MSGeG, Würzburg).<br />

EDITORIAL<br />

Krise – Das berühmt-berüchtigte „K-<br />

Wort“ dominiert zur Zeit auch die<br />

„ Binnenschifffahrt: Bislang nicht gekannte<br />

Einbrüche bei den transportierten<br />

Mengen <strong>und</strong> ein rapider Preisverfall bei<br />

einem gleichzeitigen Überangebot an<br />

Schiffsraum stellen die Branche bereits seit<br />

Ende vergangenen Jahres auf eine harte<br />

Probe. Die Auseinandersetzung mit der Krise<br />

in der Binnenschifffahrt bildete deshalb<br />

die Schwerpunkte in der diesjährigen BDB-<br />

Mitgliederversammlung <strong>und</strong> in der Tankreederversammlung.<br />

Report beschreibt in<br />

diesem Heft die aktuelle Lage des Gewerbes,<br />

unterbreitet Vorschläge, welche Maßnahmen<br />

den Unternehmern helfen könnten<br />

<strong>und</strong> gibt die Aktivitäten des BDB in diesen<br />

schwierigen Zeiten wieder. Mit Annette<br />

Faße <strong>und</strong> Renate Blank werden im Septem-<br />

ber die beiden wichtigsten Wegbereiterinnen<br />

für die Binnenschifffahrt den B<strong>und</strong>estag<br />

verlassen. In einem Interview ziehen die<br />

Abgeordneten eine persönliche, durchweg<br />

positive Bilanz ihres langjährigen Wirkens<br />

für den Verkehrsträger. In der auslaufenden<br />

Legislaturperiode haben die B<strong>und</strong>estagsabgeordneten<br />

quasi „in letzter Minute“<br />

noch einen Etat <strong>von</strong> sechs Mio. Euro für die<br />

Modernisierung der deutschen Flotte bereit<br />

gestellt. Report stellt den Entwurf der Förderrichtlinie<br />

vor. Mehr hierzu, zur erfreulichen<br />

Entwicklung der Personalsituation im<br />

Gewerbe, zum Entwicklungspotenzial der<br />

Binnenschifffahrt im Hamburger Hafen<br />

<strong>und</strong> zur gelungenen Auftaktveranstaltung<br />

der „Initiative Binnenschifffahrt <strong>und</strong> Log<strong>ist</strong>ik“<br />

in München lesen Sie in diesem Heft!<br />

Jens Schwanen<br />

AUS DEM INHALT:<br />

WIRTSCHAFTSKRISE<br />

BDB diskutiert mit der B<strong>und</strong>esregierung<br />

über Liquiditätshilfen. > Seite 2<br />

MITGLIEDERVERSAMMLUNG<br />

Neben Regularien <strong>und</strong> Wahlen<br />

stand die Lage des Gewerbes auf<br />

der Tagesordnung. > Seite 6<br />

FÖRDERPROGRAMM<br />

B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium legt<br />

Referentenentwurf der Richtlinie<br />

zur Modernisierung <strong>und</strong> Erneuerung<br />

der Flotte vor. > Seite 9<br />

INTERVIEW<br />

Report sprach mit den B<strong>und</strong>estagsabgeordneten<br />

Renate Blank <strong>und</strong><br />

Annette Faße. > Seite 11<br />

TANKREEDERVERSAMMLUNG<br />

Gute Ergebnisse nur bis zum ersten<br />

Quartal; jetzt beeinflusst die<br />

Wirtschaftskrise auch die Situation<br />

in der Tankschifffahrt. > Seite 14<br />

WEITERBILDUNG<br />

BAG legt Sonderbericht zur Personalsituation<br />

in der Binnenschifffahrt<br />

vor. > Seite 16<br />

INBILO<br />

Kick-off-Veranstaltung auf der<br />

„transport log<strong>ist</strong>ic“ stieß auf großes<br />

Interesse. > Seite 18<br />

ABFALLÜBEREINKOMMEN<br />

Das „Übereinkommen über die<br />

Sammlung, Abgabe <strong>und</strong> Abfällen in<br />

der Rhein- <strong>und</strong> Binnenschifffahrt“<br />

wird in Kraft treten. > Seite 19<br />

HAFEN HAMBURG<br />

Binnenschifffahrtsstudie attestiert<br />

vorhandenes Potential. > Seite 20<br />

KURZ GEMELDET > ab Seite 21


2 REPORT - NR. 2, 2009<br />

Wirtschaftskrise hält die Binnenschifffahrt weiter im Griff<br />

BDB diskutiert mit B<strong>und</strong>esregierung<br />

über Liquiditätshilfen<br />

<strong>Der</strong> Blick in die monatlich erscheinenden „Schnellinformationen<br />

zur Verkehrsstat<strong>ist</strong>ik“ bestätigt: Allein<br />

im Monat Dezember <strong>ist</strong> die Güterbeförderung im<br />

Vergleich zum Vorjahresmonat um über 12 Prozent<br />

auf 19,5 Mio. Tonnen zurückgegangen. Besonders betroffen: Erze<br />

<strong>und</strong> Metallabfälle (-28,5 %) <strong>und</strong> Eisen <strong>und</strong> NE-Metalle (-17,1 %).<br />

Die Beförderungsle<strong>ist</strong>ung sank im Vergleichszeitraum um 7 %<br />

auf 4,9 Mrd. Tonnenkilometer.<br />

Dieses Schrumpfen hat sich zum negativen Trend entwickelt:<br />

Im Januar <strong>und</strong> Februar 2009 nahm die Beförderung auf<br />

deutschen Wasserstraßen laut Destatis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

um 23 % auf 31,8 Mio. Tonnen ab. Containertransporte<br />

verringerten sich um über 28 % auf 265.000 TEU.<br />

Auch im Januar/Februar waren Erze <strong>und</strong> Metallabfälle (-30,3 %),<br />

Eisen <strong>und</strong> NE-Metalle (-37,3 %), Steine <strong>und</strong> Erden (-34,3 %) <strong>und</strong><br />

Düngemittel (-50,2 %) jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

stark rückläufig. Die Beförderungsle<strong>ist</strong>ung sank im Vergleich<br />

um 31,5 % auf 7,27 Mrd. Tonnenkilometer. Betrachtet<br />

man die Beförderung nach Hauptverkehrsverbindungen, ergibt<br />

sich folgendes Bild: <strong>Der</strong> Durchgangsverkehr ging um 44,1 % zurück,<br />

der Versand in das Ausland sank um 30,9 %. Nur leidlich<br />

besser stellten sich der innerdeutsche Verkehr (-22,6 %) <strong>und</strong> der<br />

Empfang aus dem Ausland (-14,7 %) dar.<br />

Je nach Sektor <strong>ist</strong> das Gewerbe unterschiedlich stark betroffen,<br />

so dass allgemein verbindliche Aussagen kaum möglich<br />

sind. So hat sich die Binnentankschifffahrt sowohl im Hinblick<br />

auf die <strong>von</strong> ihr transportierten Mengen als auch in bezug auf<br />

die dabei erzielten Erlöse im Gesamtjahr 2008 <strong>und</strong> auch noch<br />

im ersten Quartal 2009 deutlich positiv entwickelt (siehe Bericht<br />

über die 36. Tankreederversammlung in diesem Heft). Erst<br />

nachdem die kalten Winterwochen überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Tankläger<br />

gefüllt waren, gingen die Frachtraten der Tankschifffahrt<br />

drastisch zurück, was derzeit vom betroffenen Gewerbe noch<br />

als „nicht unnormal“ empf<strong>und</strong>en wird. Wie lange allerdings<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

Die weltweite Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise (siehe Report Nr. 1/2009) hält die<br />

Güterverkehrs- <strong>und</strong> Log<strong>ist</strong>ikbranche auch weiterhin fest im Griff. Das gilt nicht<br />

nur für die Güterbahn, bei der bereits seit November 2008 über 40.000<br />

Eisenbahnwaggons auf dem Abstellgleis stehen. Auch die Güterbinnenschifffahrt<br />

<strong>ist</strong> durch die Krise ausgebremst worden. In bisher nicht gekanntem Ausmaß<br />

sind seit Jahresende die Transportmengen in der Trockengutschifffahrt weggebrochen.<br />

diese Bewertung noch aufrechterhalten werden kann, <strong>ist</strong> nicht<br />

vorhersehbar. Anders in der Trockengüterschifffahrt: Hier <strong>ist</strong><br />

seit Beginn der Krise im September 2008 ein Mengeneinbruch<br />

spürbar, der in den Monaten März / April / Mai mit bis zu 40 %<br />

beziffert wird (offizielle Zahlen des Stat<strong>ist</strong>ischen B<strong>und</strong>esamtes<br />

für den genannten Zeitraum lagen bei Redaktionsschluss noch<br />

nicht vor). In der Containerschifffahrt ging das Aufkommen um<br />

r<strong>und</strong> ein Drittel zurück, so dass bislang für den Containertransport<br />

eingesetzte Binnenschiffe in die traditionelle Massengutfahrt<br />

drängen <strong>und</strong> dort das Schiffsraumüberangebot noch weiter<br />

erhöhen. Wohl am härtesten <strong>ist</strong> die Schubschifffahrt auf<br />

dem Rhein betroffen: Die stark rückläufige Stahlproduktion<br />

sorgt für erhebliche Einbrüche bei der Rohstoffversorgung für<br />

die Hüttenindustrie.<br />

Einen guten Überblick über die Lage des Verkehrssektors<br />

gibt die aktuelle Marktbeobachtung des B<strong>und</strong>esamtes für Güterverkehr.<br />

Danach verlief 2008 trotz der vergleichsweise<br />

schwächeren verkehrswirtschaftlichen Entwicklung für die Binnenschifffahrt<br />

noch erfolgreich. Sie erreichte das zweithöchste<br />

Aufkommensergebnis seit der deutschen Wiedervereinigung.<br />

Angesichts der teilweise deutlichen Verschlechterung der Auftrags-<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungslage zu Beginn des Jahres 2009,<br />

wachsender Laderaumüberkapazitäten <strong>und</strong> eines zunehmenden<br />

Preisdrucks erwartet laut BAG der überwiegende Teil der<br />

Marktteilnehmer nun ein wirtschaftlich schwieriges Jahr 2009.<br />

Anhörung des BDB in Berlin<br />

<strong>Der</strong> BDB ruft in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht leichtfertig<br />

nach staatlicher Hilfe. Das extreme Ausmaß des konjunkturellen<br />

Einbruchs hat den Verband jedoch dazu bewogen, die<br />

Politik auf die Betroffenheit des Gewerbes aufmerksam zu machen.<br />

<strong>Der</strong> rapide <strong>und</strong> abrupte Einbruch der zu transportierenden<br />

Mengen geht nämlich mit einem enormen Verfall der<br />

Frachtraten einher. Das Ratenniveau <strong>ist</strong> nach Auskunft des Ge-


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT<br />

3<br />

werbes in <strong>einer</strong> Größenordnung <strong>von</strong> 50 %, teilweise sogar 70 %<br />

<strong>und</strong> <strong>mehr</strong> gesunken. Das hat bei einem Teil der Binnenschifffahrtsunternehmen<br />

erhebliche Liquiditätsengpässe zur Folge.<br />

Gerade die Unternehmen, die in letzter Zeit größere Investitionen<br />

getätigt haben, etwa für die Modernisierung <strong>und</strong> Erneuerung<br />

der Flotte, bekommen zunehmend Schwierigkeiten, ihren<br />

Kreditverbindlichkeiten weiter gerecht zu werden.<br />

In <strong>einer</strong> Anhörung vor der SPD-<strong>Arbeit</strong>sgruppe „Verkehr“ haben<br />

BDB-Vizepräsident Karl-Heinz Bellmer <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />

Jens Schwanen Anfang Mai in Berlin die aktuelle Situation<br />

des Binnenschifffahrtsgewerbes skizziert <strong>und</strong> zugleich darum<br />

gebeten, für einen kurzen Übergangszeitraum <strong>von</strong> etwa 12 Monaten<br />

zinslose Darlehen als Überbrückungskredite zu gewähren.<br />

„Wir sorgen uns um jene Unternehmen, die gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

wirtschaftlich ges<strong>und</strong> sind, in der Vergangenheit kaufmännisch<br />

umsichtig gehandelt haben, aber nun auf Gr<strong>und</strong> der<br />

weltweiten Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise quasi unverschuldet<br />

in Not geraten sind. Diesen Unternehmen muss geholfen werden.<br />

Es geht uns nicht darum, praktisch insolvente Unternehmer<br />

zu subventionieren!“, brachten die BDB-Vertreter ihr Anliegen<br />

auf den Punkt. Allerdings sei Eile geboten, denn die Hilfen<br />

werden sofort, nicht erst in sechs Monaten benötigt. Bei den<br />

B<strong>und</strong>estagsabgeordneten fand der BDB mit seinem Anliegen<br />

Gehör. Es entspreche <strong>einer</strong> „politischen Verantwortung“, dem<br />

Gewerbe nun zu helfen, nachdem es zuvor regelmäßig animiert<br />

wurde, mit hohen Investitionssummen die Modernisierung<br />

<strong>und</strong> Erneuerung der Flotte voranzutreiben. Wohlwollend<br />

wurde dabei reg<strong>ist</strong>riert, dass auch dem BDB daran gelegen <strong>ist</strong>,<br />

die Intensität des Markteingriffes mit der angefragten kurzfr<strong>ist</strong>igen<br />

Liquiditätshilfe so gering wie möglich zu gestalten.<br />

Zinsloses Darlehen als nationaler<br />

Handlungsvorschlag<br />

<strong>Der</strong> Bitte der B<strong>und</strong>esregierung Folge le<strong>ist</strong>end, hat der BDB gemeinsam<br />

mit dem BDS Abt. Binnenschifffahrt ein Positionspapier<br />

erstellt <strong>und</strong> am 14. Mai 2009 dem B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium<br />

<strong>und</strong> der Parlamentarischen Gruppe Binnenschifffahrt im<br />

B<strong>und</strong>estag übermittelt. „Einigen Unternehmen der Binnenschifffahrt<br />

fehlt es mit Voranschreiten der Krise an Liquidität.<br />

Insbesondere kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen drohen in<br />

ex<strong>ist</strong>enzielle Not zu geraten <strong>und</strong> benötigen schnelle, unbürokratische<br />

Hilfe. Diese muss darauf abzielen, <strong>einer</strong> weiteren Verschlechterung<br />

der Liquidität des Gewerbes entgegenzuwirken<br />

<strong>und</strong> Unternehmen, deren Ex<strong>ist</strong>enz bedroht <strong>ist</strong>, zusätzliche Betriebsmittel<br />

zur Verfügung zu stellen.“, argumentieren die Verbände.<br />

Auf nationaler Ebene wird die kurzfr<strong>ist</strong>ige Gewährung


4 REPORT - NR. 2, 2009<br />

eines zinslosen Betriebsmitteldarlehens vorgeschlagen, das ab<br />

2011 zu tilgen <strong>ist</strong>. Es soll in Anspruch genommen werden können<br />

<strong>von</strong> Unternehmen, deren Ex<strong>ist</strong>enz aufgr<strong>und</strong> der Wirtschaftskrise<br />

in Gefahr <strong>ist</strong>, weil notwendige Betriebsausgaben<br />

wie z.B. Bunkerrechnungen, Versicherungsbeiträge, Löhne<br />

nicht <strong>mehr</strong> gezahlt werden können, sowie <strong>von</strong> Unternehmen,<br />

die in die Modernisierung oder Erneuerung ihrer Schiffe investiert<br />

haben <strong>und</strong> die entstandenen Kreditverbindlichkeiten aufgr<strong>und</strong><br />

der Wirtschaftskrise nicht oder nicht vollständig tilgen<br />

können.<br />

<strong>Der</strong> BDB hält diesen Vorschlag für realisierbar, da mit der<br />

sog. „B<strong>und</strong>esregelung Kleinbeihilfen“ ausdrücklich ein Instrumentarium<br />

geschaffen wurde, um in Krisenzeiten europarechtskonform<br />

Darlehen oder Zinszuschüsse zu gewähren. Anders<br />

als andere Branchen könnte die Binnenschifffahrt zur Finanzierung<br />

dieser Maßnahme sogar vorhandene Etats anzapfen.<br />

Zu denken wäre etwa an den Etat für das Modernisierungsprogramm<br />

(siehe Beitrag hierzu in diesem Heft) oder an<br />

die Zinsen aus dem europäischen Reservefonds gemäß Binnenschifffahrtsfondsgesetz<br />

– bei diesem Etat handelt es sich nicht<br />

um Steuerzahlergelder, sondern sogar um originäre Finanzmittel<br />

des Binnenschifffahrtsgewerbes! <strong>Der</strong> BDB rechnet gegenüber<br />

dem B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium mit r<strong>und</strong> 200 Antragstellern,<br />

die weit überwiegend aus der Partikulierschifffahrt<br />

kommen werden.<br />

Aussetzen <strong>von</strong> Abfallübereinkommen <strong>und</strong><br />

Übergangsbestimmungen<br />

Auf internationaler Ebene wird vorgeschlagen, die 2010 ablaufenden<br />

Übergangsbestimmungen für technische Maßnahmen<br />

an Binnenschiffen in Kapitel 24 der RheinSchUO um mindestens<br />

zwei Jahre aufzuschieben. Die Finanzierung der erforderlichen<br />

technischen Umbauten (insgesamt 16 auslaufende Übergangsbestimmungen)<br />

dürfte für viele Unternehmen in der derzeitigen<br />

Krise nicht möglich sein. Vorgeschlagen wird auch die<br />

Aussetzung des Inkrafttretens des „Übereinkommens über die<br />

Sammlung, Abgabe <strong>und</strong> Annahme <strong>von</strong> Abfällen in der Rhein<strong>und</strong><br />

Binnenschifffahrt“ für zwei Jahre. Mit Inkrafttreten dieses<br />

Übereinkommens geht die Finanzierung der Bilgenentölung zu<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

Lasten des Gewerbes, wodurch ein jährlicher Mehraufwand<br />

<strong>von</strong> r<strong>und</strong> zehn Millionen Euro für die Unternehmen aller 6 Vertragsstaaten<br />

entsteht <strong>und</strong> der Binnenschifffahrt in der derzeitigen<br />

Situation dringend notwendige Liquidität entzogen wird.<br />

Schließlich wird das B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium <strong>von</strong> den Verbänden<br />

gebeten zu prüfen, ob die Voraussetzungen <strong>einer</strong><br />

schweren Marktstörung gemäß Artikel 6 der Verordnung (EG)<br />

Nr. 718/1999, Artikel 1 d <strong>und</strong> Artikel 7 Abs. 1 der Richtlinie 96/75<br />

EG vorliegen.<br />

BDB hält nicht jede Forderung<br />

für erfolgversprechend<br />

<strong>Der</strong> BDB steht Hilfsmaßnahmen skeptisch gegenüber, die entweder<br />

rechtlich kaum durchsetzbar sind oder offensichtlich keinen<br />

praktisch Nutzen haben werden. So wird etwa eine europaweit<br />

einheitliche Festlegung <strong>von</strong> „Mindestfrachten“ im Widerspruch<br />

zum liberalisierten europäischen Güterverkehrsmarkt<br />

stehen, nachdem das Festfrachtentarifsystem in den<br />

90er Jahren auf Brüsseler Druck hin aufgegeben wurde. Auch<br />

die Vorstellung, für die Zeitdauer der Krise Schiffe stillzulegen,<br />

um so den Markt künstlich zu verknappen <strong>und</strong> damit steigende<br />

Frachtraten zu erzielen, stößt auf Skepsis. In Zeiten, in denen<br />

über 40.000 Güterwaggons auf dem Abstellgleis stehen <strong>und</strong><br />

deutsche Bahnanbieter aggressiv um K<strong>und</strong>en werben, würde<br />

der Versuch <strong>einer</strong> künstlichen Angebotsverknappung kaum die<br />

erhoffte Wirkung zeigen: Statt höherer Frachtraten besteht die<br />

begründete Gefahr, dass die Güter mit einem anderen Verkehrsmittel<br />

transportiert werden. Und weshalb mit europäischen<br />

Geldern der „Zusammenschluss <strong>von</strong> Partikuliergemeinschaften“<br />

gefördert werden soll, erschließt sich ebenfalls nicht.<br />

Diese Zusammenschlüsse gibt es – etwa in Form <strong>von</strong> Genossenschaften<br />

– auch ohne Fördergelder bereits seit vielen Jahrzehnten.<br />

„Schwere Marktstörung“ – Ja oder Nein?<br />

Im europäischen Dachverband EBU wurde am 23. Juni 2009 darüber<br />

diskutiert, ob die Situation des Gewerbes bereits das Ausrufen<br />

<strong>einer</strong> „schweren Marktstörung“ gemäß EU-VO Nr.<br />

718/99 <strong>und</strong> EU-RL 96/75/EG rechtfertigt. Danach bezeichnet


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 5<br />

der Ausdruck schwere Marktstörung „das Auftreten <strong>von</strong><br />

Problemen auf dem Markt des Binnenschiffsgüterverkehrs,<br />

die diesem Markt eigen sind <strong>und</strong> zu einem möglicherweise<br />

anhaltenden deutlichen Angebotsüberhang führen können,<br />

der das finanzielle Gleichgewicht <strong>und</strong> das Überleben zahlreicher<br />

Binnnenschiffsgüterverkehrsunternehmen ernstlich gefährden<br />

könnte, sofern die kurz- <strong>und</strong> mittelfr<strong>ist</strong>igen Prognosen<br />

für den betreffenden Markt keine deutliche <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Besserung erwarten lassen“. Würde dies bejaht, könnte<br />

die EU-Kommission auf Antrag eines Mitgliedstaats geeignete<br />

Maßnahmen treffen, insbesondere Maßnahmen, mit denen<br />

jede weitere Erhöhung der Transportkapazität auf dem<br />

betreffenden Markt verhindert wird. Als Maßnahmen kommen<br />

gemäß EU-VO 718/99 (Artikel 7) das Wiederaufleben der<br />

sog. „Alt-für-Neu“-Regelung bzw. Pönalezahlungen <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

zur Abwrackung <strong>von</strong> Schiffsraum in Betracht. Entgegen<br />

anders lautenden Gerüchten haben bislang weder die<br />

Niederlande noch Belgien bei der EU-Kommission um Feststellung<br />

der „schweren Marktstörung“ im o.g. Sinne gebeten.<br />

Frankreich spricht sich sogar ausdrücklich gegen eine solche<br />

Marktstörung aus.<br />

Nicht zuletzt auf Gr<strong>und</strong> der Konjunkturpakete der B<strong>und</strong>esregierung<br />

gibt es im Trockengutbereich die begründete Hoffnung<br />

für ein Anspringen der Konjunktur zu Beginn des kommenden<br />

Jahres. Spätestens dann wird auch der Schiffsraum<br />

wieder benötigt, der zur Zeit im Hafen liegt <strong>und</strong> auf Ladung<br />

wartet. Deshalb dürften Abwrackungen oder eine Wiedereinführung<br />

der sog. „Alt-für-Neu“-Regelung im Trockengutbereich<br />

eher kontraproduktiv sein. Etwas anderes mag für die<br />

Tankschifffahrt gelten. Dort wird ebenfalls über das Vorliegen<br />

<strong>einer</strong> schweren Marktstörung im o.g. Sinne diskutiert. Allerdings<br />

stehen bei dieser Debatte weniger die Folgen der<br />

weltweiten Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

denn die Binnentankschifffahrt hat bis zum Ende des ersten<br />

Quartals 2009 – entgegen dem allgemeinen Trend – außergewöhnlich<br />

gute Geschäftsergebnisse erzielt <strong>und</strong> sich erst relativ<br />

spät auf ein niedrigeres Frachtniveau begeben. Hier wird<br />

viel<strong>mehr</strong> die Frage diskutiert, wie der Markt auf die Kapazitätserhöhung<br />

reagieren wird, die dadurch entsteht, dass auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Änderungen des ADNR in zunehmendem Maße<br />

Doppelhüllentankschiffe in Fahrt gesetzt werden, ohne dass<br />

im Gegenzug alte Einhüllentonnage abgewrackt wird.<br />

Erste Reaktionen aus Bonn <strong>und</strong> Berlin<br />

Mitte Juni 2009 hat der BDB aus Berlin erste vorsichtige Reaktionen<br />

auf seine Vorschläge für Liquiditätshilfen erhalten. Danach<br />

wird das Aussetzen der Übergangsbestimmungen für<br />

weitere zwei Jahre gr<strong>und</strong>sätzlich positiv beurteilt, allerdings<br />

sind hier noch einige internationale Abstimmungen zwischen<br />

den europäischen Binnenschifffahrtsverbänden <strong>einer</strong>seits<br />

<strong>und</strong> der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) andererseits<br />

erforderlich. Schwierigkeiten scheint dagegen das<br />

Aussetzen des Abfallübereinkommens zu bereiten. Hier sind<br />

die Widerstände der übrigen Vertragsstaaten nicht zu übersehen.<br />

Uneinheitlich <strong>ist</strong> schließlich derzeit noch die Beurteilung<br />

der Frage, ob auf nationaler Ebene zinslose Darlehen gewährt<br />

werden sollten. Zwar wird die gr<strong>und</strong>sätzliche Machbarkeit<br />

bejaht. Allerdings wird die Maßnahme unter gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

ordnungspolitischen Erwägungen <strong>und</strong> unter Effi-<br />

zienzgesichtspunkten in Teilen skeptisch beurteilt. Report<br />

wird über die weitere Entwicklung in der nächsten Ausgabe<br />

berichten.<br />

Staatliche Hilfe: Was heute schon geht<br />

Bestimmte, <strong>von</strong> der B<strong>und</strong>esregierung ergriffene Maßnahmen<br />

können bereits heute auch vom Binnenschifffahrtsgewerbe<br />

in Anspruch genommen werden. Hier geben die Konjunkturpakete<br />

der Regierung – im Internet unter www.konjunkturpakete.de<br />

– einen guten Überblick. Zu nennen <strong>ist</strong> etwa das<br />

„KfW-Sonderprogramm-Mittelständische Unternehmen“ (Programmnummern<br />

081 <strong>und</strong> 082). Hier vergibt die KfW bei bankdurchgeleiteten<br />

Krediten Investitions- <strong>und</strong> Betriebsmittelbeihilfen.<br />

Betriebsmittel einschließlich Warenlager sowie sonstiger<br />

Liquiditätsbedarf werden mit <strong>einer</strong> optionalen Haftungsfre<strong>ist</strong>ellung<br />

<strong>von</strong> bis zu 60 % mit <strong>einer</strong> Laufzeit <strong>von</strong> bis zu fünf<br />

Jahren finanziert. Investitionen werden mit <strong>einer</strong> optionalen<br />

Haftungsfre<strong>ist</strong>ellung <strong>von</strong> bis zu 90 % gefördert. Hierzu zählen<br />

auch Schiffsfinanzierungen <strong>und</strong> Bauzeitfinanzierungen<br />

für Schiffe. Bei diesen langlebigen Wirtschaftsgütern kann eine<br />

Laufzeit <strong>von</strong> bis zu 15 Jahren bei höchstens drei tilgungsfreien<br />

Anlaufjahren beantragt werden. Einziger Nachteil dieses<br />

Programms: Es wird nach dem ausdrücklichen Willen der<br />

B<strong>und</strong>esregierung nur zu marktgerechten Konditionen, also<br />

<strong>einer</strong> marktüblichen Verzinsung, gewährt. Und: Antragsteller<br />

müssen dokumentieren, dass sie zum Stichtag 1. Juli 2008<br />

noch nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren.<br />

Hinzuweisen <strong>ist</strong> auch noch auf das schon länger ex<strong>ist</strong>ierende<br />

KfW-Programm „Unternehmerkredit“ (Programmnummern<br />

037 <strong>und</strong> 047), das in s<strong>einer</strong> Struktur dem „KfW-Sonderprogramm”<br />

ähnelt. Hier werden alle Investitionen, die <strong>einer</strong><br />

mittel- <strong>und</strong> langfr<strong>ist</strong>igen Mittelbereitstellung bedürfen <strong>und</strong><br />

einen „nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg erwarten lassen“,<br />

sowie Betriebsmittel mit zinsgünstigen Krediten finanziert,<br />

<strong>und</strong> zwar zu 100 % der förderfähigen Investitionskosten bzw.<br />

der Betriebsmittel. <strong>Der</strong> Kauf <strong>von</strong> Maschinen, Anlagen, Fahrzeugen<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen zählt ausdrücklich zu den förderfähigen<br />

Investitionen. Nachteil dieses Programms <strong>ist</strong> allerdings<br />

die Kreditlaufzeit <strong>von</strong> bis zu 5 Jahren bei einem tilgungsfreien<br />

Anlaufjahr bzw. bis zu 10 Jahren bei höchstens<br />

zwei tilgungsfreien Anlaufjahren. Vom Kreditnehmer sind zudem<br />

bankübliche Sicherheiten zu stellen.<br />

Interessant <strong>ist</strong> auch die mit dem Konjunkturpaket I eingeführte,<br />

auf zwei Jahre befr<strong>ist</strong>ete degressive Abschreibung für<br />

bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens i. H. v. 25 %,<br />

die neben der Sonderabschreibung nach § 7g Abs. 5 EStG vorgenommen<br />

werden kann. Die Besonderheit der degressiven<br />

Abschreibung besteht darin, dass die Abschreibungen im ersten<br />

Jahr am höchsten sind <strong>und</strong> sich schrittweise mit jedem<br />

Folgejahr verringern. Für Unternehmen lohnen sich Investitionen<br />

also besonders in den Jahren 2009 <strong>und</strong> 2010, weil vor<br />

allem im ersten Jahr der Anschaffung das Betriebsergebnis<br />

verringert <strong>und</strong> dadurch mit deutlich weniger Steuern belastet<br />

wird. Zusätzlich zur degressiven Abschreibung wird die B<strong>und</strong>esregierung<br />

befr<strong>ist</strong>et für zwei Jahre die Möglichkeit <strong>von</strong><br />

Sonderabschreibungen für kl<strong>einer</strong>e <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

(KMU) erweitern, <strong>und</strong> zwar durch Erhöhung der dafür<br />

relevanten Betriebsvermögens- <strong>und</strong> Gewinngrenzen auf<br />

335.000 Euro, 175.000 Euro bzw. 200.000 Euro.


6 REPORT - NR. 2, 2009<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

Heinrich Frings im Gespräch mit Klaus Fuß Uwe Wedig <strong>und</strong> Karl-Heinz Bellmer Dr. Gunther Jaegers<br />

Mitgliederversammlung des BDB<br />

im „Haus Rhein“ in Duisburg<br />

Die jährliche Mitgliederversammlung des BDB am 30. April 2009 in s<strong>einer</strong><br />

Geschäftsstelle „Haus Rhein“ in Duisburg stand im Zeichen der aktuellen<br />

konjunkturellen Entwicklung. Deshalb nahm neben den Regularien – also Entlastung<br />

<strong>von</strong> Präsidium, Vorstand <strong>und</strong> Geschäftsführung sowie Haushaltsbeschlüsse<br />

- die Diskussion über den Umgang mit der Wirtschaftskrise <strong>und</strong> ihren Folgen<br />

breiten Raum in der Tagesordnung ein.<br />

<strong>Der</strong> Berichtszeitraum fiel dieses Jahr etwas kürzer als<br />

üblich aus, da die Mitgliederversammlungen des<br />

BDB ab diesem Jahr statt wie bisher in der zweiten<br />

nun in der ersten Jahreshälfte stattfinden werden.<br />

Wirtschaftskrise deutlich zu spüren<br />

In seinem Bericht über die <strong>Arbeit</strong> der vergangenen Monate erklärte<br />

der BDB-Präsident Dr. Gunther Jaegers, dass 2008 mit<br />

einem Güterverkehrsaufkommen <strong>von</strong> 245,6 Mio. Tonnen nach<br />

2007 das zweitbeste Jahr in der Binnenschifffahrt seit der Wiedervereinigung<br />

war. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage<br />

sei aber die Freude darüber getrübt. Die durchaus positiven Ergebnisse<br />

in der ersten Jahreshälfte seien ab Jahresmitte kontinuierlich<br />

zurückgegangen. Seit Oktober 2008 erlebe die Trockenschifffahrt<br />

den größten Rückgang des Ladungsaufkommens<br />

seit Ende des Krieges. Die Frachtraten im Trockengutbereich<br />

seien auf bestimmten Relationen so weit gesunken, dass<br />

die Transporte selbst bei niedrigen Spritpreisen nicht kosten-<br />

deckend durchgeführt werden könnten. Die Tankschifffahrt<br />

habe ein gutes Geschäftsjahr 2008 erlebt, mittlerweile sei<br />

auch dort „Normalität“ eingekehrt. Jaegers führte aus, dass<br />

die Einbrüche dramatisch sind <strong>und</strong> dass noch keine seriöse<br />

Prognose über die weitere Entwicklung möglich <strong>ist</strong>.<br />

Nach den vorläufigen Angaben des Stat<strong>ist</strong>ischen B<strong>und</strong>esamts<br />

(Destatis) <strong>ist</strong> das Transportaufkommen in der Binnenschifffahrt<br />

im Dezember 2008 im Vergleich zum Vorjahr um<br />

12,2 % gesunken, insgesamt sind 17,1 Mio. Tonnen Güter<br />

transportiert worden. Auch die Beförderungsle<strong>ist</strong>ung sank<br />

um 7 %. Die Lage hat sich im Januar weiter verschl<strong>immer</strong>t. In<br />

diesem Monat war ein Einbruch gegenüber dem Vorjahr <strong>von</strong><br />

-27,5 % zu verzeichnen. Neben der Wirtschaftskrise haben<br />

auch eisbedingte Sperrungen während des kalten Winters<br />

zu diesem unerfreulichen Ergebnis beigetragen. <strong>Der</strong> Februar<br />

2009 stellte sich im Vergleich zum Vorjahr ebenso negativ<br />

mit einem Minus <strong>von</strong> 18,3 % dar, was die transportierten Güter<br />

betrifft. Die Beförderungsle<strong>ist</strong>ung <strong>ist</strong> um -35,2 % zurück-


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 7<br />

Jens Schwanen Die Krise, ein wichtiges Thema<br />

Hans Egon Schwarz mit Klaus Fuß<br />

gegangen. Insbesondere war der Rückgang bei den Erzen<br />

<strong>und</strong> Metallabfällen auffällig, aber auch bei Eisen- <strong>und</strong> Nicht-<br />

Eisenmetallen schlug der Einbruch mit -36,8 % zu Buche.<br />

Dies <strong>ist</strong> unter anderem mit der Stilllegung <strong>von</strong> Hochöfen<br />

<strong>und</strong> der Schließung <strong>von</strong> Stahl- <strong>und</strong> Aluminiumwerken zu begründen.<br />

<strong>Der</strong> Rückgang des Transportaufkommens <strong>und</strong> der damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Einbruch der Frachtraten führt mittlerweile bei<br />

dem Gewerbe zu erheblichem finanziellen Druck. <strong>Der</strong> BDB<br />

führt aktuell mit der B<strong>und</strong>esregierung Gespräche, um Wege<br />

zu finden, den Liquiditätsproblemen des Binnenschifffahrtsgewerbes<br />

zu begegnen (siehe S. 2 ff.).<br />

Verbandsaktivitäten 2008/2009<br />

BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen war erfreut zu vermelden,<br />

dass sich die intensive Zusammenarbeit mit den B<strong>und</strong>esmin<strong>ist</strong>erien<br />

<strong>und</strong> den B<strong>und</strong>estagsabgeordneten bewährt<br />

hat. Die noch laufende Legislaturperiode sei die beste Zeit, die<br />

die Binnenschifffahrt seit langem erfahren habe. Die in der<br />

Koalitionsvereinbarung vom 11. November 2005 genannten<br />

Bereiche seien weitestgehend behandelt worden. Die B<strong>und</strong>esregierung<br />

hatte in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, die<br />

Verkehrsinvestitionen zu erhöhen, den bedarfsgerechten Erhalt<br />

<strong>und</strong> Ausbau der Wasserstraßen zu sichern, die Planungsphase<br />

zu beschleunigen sowie das Binnenschifffahrtsgewerbe<br />

zu stärken <strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />

Binnenschifffahrt zu erhalten. Insbesondere die Investitionen<br />

in die Wasserstraßeninfrastruktur seien gemäß den Forderungen<br />

des Verbandes spürbar erhöht worden. Die Binnenwasserstraßen<br />

haben auch im Rahmen der Konjunkturpakete<br />

I <strong>und</strong> II überproportional profitiert. <strong>Der</strong> Etat <strong>von</strong> fast 1 Mrd.<br />

Euro bescheinigt eine ausgesprochen gute Haushaltslage für<br />

den umweltfre<strong>und</strong>lichen Verkehrsträger Binnenschifffahrt.<br />

Das Ist der Investitionen 2007 betrug 438 Mio. Euro, während<br />

das Ist 2008 auf 546 Mio. Euro aufgestockt wurde. Für 2009<br />

wurden 978 Mio. Euro, da<strong>von</strong> 722 Mio. Euro für die Binnenwasserstraßen<br />

im engeren Sinne, also ohne die seewärtigen<br />

Zufahrten zu den Nord- <strong>und</strong> Ostseehäfen, in den B<strong>und</strong>eshaushalt<br />

eingestellt. In 2010 sind 922 Mio. Euro <strong>und</strong> da<strong>von</strong><br />

686 Mio. Euro für die Binnenwasserstraßen im B<strong>und</strong>eshaushalt<br />

geplant. Damit sind im Bereich Infrastrukturausgaben<br />

Kernziele des BDB erreicht worden.<br />

Betrachtet man die Gewerbeförderung in der 16. Legislaturperiode,<br />

so gebe es - nicht zuletzt durch nachdrücklichen<br />

Einsatz seitens des BDB – realisierte Maßnahmen, die vom<br />

Gewerbe positiv angenommen werden. Beispielhaft nannte<br />

Schwanen die Öffnung des § 6 b Einkommensteuergesetz,<br />

die Fortführung des reduzierten Steuersatzes in der Fahrgastschifffahrt,<br />

das Motorenförderprogramm des BMVBS in<br />

Form <strong>von</strong> verlorenen Zuschüssen sowie die Überarbeitung<br />

der KV-Förderrichtlinie, die mittlerweile mit einem jährlichen<br />

Etat <strong>von</strong> 115 Mio. Euro ausgestattet <strong>ist</strong>. Weiterhin erfolgreich<br />

sind die Lehrgangssubventionierung über Reservefondszinsen<br />

<strong>und</strong> die Ausbildungsbeihilfe der B<strong>und</strong>esregierung,<br />

die vom Gewerbe nach wie vor sehr gut angenommen<br />

wird. Ziel wird es sein, die Förderung <strong>von</strong> 2,5 Mio. Euro auch<br />

in der nächsten Legislaturperiode zu halten. In der Erarbeitung<br />

befindet sich ferner ein Programm zur Förderung der<br />

Investitionen in neuen bzw. modernisierten Schiffsraum.<br />

Nach intensiven Gesprächen des BDB mit Haushaltsexperten<br />

der B<strong>und</strong>estagsfraktionen sind im B<strong>und</strong>eshaushalt 2009<br />

dafür bereits drei mal 2 Mio. Euro für die Jahre bis 2011 beschlossen<br />

worden. Geplant sind Investitionszuschüsse für<br />

die Tank-, Trockengut- <strong>und</strong> Fahrgastschifffahrt. (Siehe Artikel<br />

Seite 9 f.)<br />

An einigen Stellen bestehe noch Optimierungsbedarf,<br />

so Schwanen weiter. Bei dem Motorenförderprogramm<br />

sollte die Voraussetzung der über-obligatorischen Grenzwerterfüllung<br />

abgeschafft werden, die zahlreiche Motoren<br />

<strong>von</strong> der Förderung ausschließt. Das Programm wird derzeit<br />

mit Blick auf eine Verfahrensvereinfachung aktualisiert<br />

<strong>und</strong> vom Gewerbe gut angenommen. Das Förderprogramm<br />

des B<strong>und</strong>esumweltmin<strong>ist</strong>eriums mit dem Förderschwerpunkt<br />

Binnenschifffahrt war hingegen kein Erfolg.<br />

Eine Modifikation durch das BMU blieb trotz Bemühungen<br />

des BDB aus.<br />

Auf internationaler Ebene beteiligt sich der BDB erstmalig<br />

in einem europäischen Forschungsprojekt. Im Rahmen <strong>von</strong><br />

PLATINA leitet er das <strong>Arbeit</strong>spaket „<strong>Arbeit</strong>splätze <strong>und</strong> Fachkenntnisse“,<br />

unter dem das Netzwerk der europäischen Binnenschifferschulen<br />

EDINNA gegründet wurde. National führt<br />

der BDB die Vernetzung mit den anderen gewerbenahen Organisationen<br />

wie dem BÖB, DSLV, VBW, BUND, VSM kontinuierlich<br />

fort.


8 REPORT - NR. 2, 2009<br />

Herausforderungen für die<br />

kommende Legislaturperiode<br />

In der 16. Legislaturperiode wurde das Nationale Hafenkonzept<br />

als Teil des Masterplans für Güterverkehr <strong>und</strong> Log<strong>ist</strong>ik<br />

erarbeitet, der als Leitfaden für den nassen Bereich in den<br />

nächsten 10 Jahren dienen soll. Eines der Ziele dieses Konzeptes<br />

<strong>ist</strong> es, den Anteil der Binnenschifffahrt am Verkehrsaufkommen<br />

auf 14 % zu erhöhen. <strong>Der</strong> BDB fordert daher, den<br />

Wasserstraßenhaushalt auf dem derzeitigen Niveau zu verstetigen<br />

<strong>und</strong> jährlich weiterhin eine Mrd. Euro für Erhaltung<br />

<strong>und</strong> Ausbau in die B<strong>und</strong>eswasserstraßen zu investieren. Es<br />

bleibt aber zu befürchten, dass den Investitionen im Rahmen<br />

der beiden Konjunkturpakete in den kommenden Jahren<br />

deutliche Einsparungen folgen werden.<br />

Schwanen wies darauf hin, dass der BDB nach der B<strong>und</strong>estagswahl<br />

seine <strong>Arbeit</strong> in Berlin noch weiter intensivieren muss.<br />

Die Abgeordneten Faße, Blank <strong>und</strong> Hettlich würden wie zahlreiche<br />

Verkehrspolitiker nicht noch einmal für den B<strong>und</strong>estag<br />

kandidieren. Dies werde insbesondere Auswirkungen auf die<br />

Parlamentarische Gruppe Binnenschifffahrt haben, da sie sich<br />

künftig auch in den Sprecherfunktionen neu zusammensetzen<br />

wird. (Siehe auch Interviews S. 11 ff.) Daher stehe das Gewerbe<br />

vor der Herausforderung, für die nächste Legislaturperiode<br />

neue Kontakte zu knüpfen <strong>und</strong> die Fragen, die das Binnenschifffahrtsgewerbe<br />

bewegen, den frisch gewählten Parlamentariern<br />

näherzubringen. Deshalb wird der BDB weiterhin mit<br />

s<strong>einer</strong> Berliner Repräsentanz vor Ort sein. Außerdem <strong>ist</strong> geplant,<br />

eine gute Tradition fortzusetzen <strong>und</strong> gegen Ende des<br />

Jahres 2009 oder Anfang 2010 einen Parlamentarischen Abend<br />

durchzuführen, um die neuen Volksvertreter auf die Belange<br />

des Verkehrsträgers Binnenschifffahrt hinzuweisen.<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

Nachwahlen in den Vorstand <strong>und</strong> ins Präsidium<br />

Als weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt standen Nachwahlen<br />

für den Vorstand <strong>und</strong> das Präsidium auf der Tagesordnung.<br />

Robert Baack <strong>ist</strong> in s<strong>einer</strong> neuen Funktion als Geschäftsführer<br />

der Lehnkering Reederei GmbH, die er seit<br />

Mitte Januar dieses Jahres innehat, wieder im Vorstand des<br />

BDB vertreten. <strong>Der</strong> Vorstand wählte ihn im Anschluss an die<br />

Mitgliederversammlung einstimmig in das Präsidium des<br />

BDB. Baack war zuletzt als Sprecher des Vorstandes der<br />

Deutschen Binnenreederei AG in Berlin Mitglied der BDB-<br />

Gremien. Für die Deutsche Binnenreederei wirkt nun Dr.<br />

Dietmar Rehmann, Generalbevollmächtigter der DBR AG, im<br />

BDB-Vorstand mit. Als Dritter im B<strong>und</strong>e trat Klaus Fuß, der<br />

neue Vorstand der MSG eG, auch im BDB-Vorstand die<br />

Nachfolge <strong>von</strong> Klaus Hohberger an, der Anfang April ausgeschieden<br />

<strong>ist</strong>.<br />

Geschäftsbericht 2008/2009 <strong>ist</strong> da!<br />

Im Zuge der Mitgliederversammlung hat der BDB seinen<br />

jährlichen Geschäftsbericht, der die verkehrs- <strong>und</strong> gewerbepolitischen<br />

sowie wirtschaftlichen Entwicklungen der Güter-<br />

<strong>und</strong> Fahrgastschifffahrt in Deutschland im Berichtszeitraum<br />

2008/2009 wiedergibt, mit <strong>einer</strong> neuen, kompakteren<br />

Darstellung vorgelegt. <strong>Der</strong> aktuelle Geschäftsbericht steht<br />

auf der BDB-Website „www.binnenschiff.de“ zum Download<br />

zur Verfügung <strong>und</strong> kann in der Printversion über die<br />

BDB-Geschäftsstelle bezogen werden. Das stat<strong>ist</strong>ische Faltblatt<br />

„Daten & Fakten“ wird in den kommenden Monaten<br />

neu aufgelegt, sobald das Stat<strong>ist</strong>ische B<strong>und</strong>esamt die aktuellen<br />

Zahlen veröffentlicht hat.<br />

<strong>Der</strong> BDB-Vorstand gratuliert Robert Baack zu s<strong>einer</strong> Wahl in das Präsidium. (v.l.n.r.: Dr. Gunther Jaegers, Geschäftsführer Jens Schwanen, Georg Hötte,<br />

Karl-Heinz Bellmer, Hans Egon Schwarz, Robert Baack, Klaus Fuß, Dr. Ulrich Kowalski, Volker Müßig)


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 9<br />

Zuschüsse bis 100.000 Euro erleichtern<br />

die Finanzierung <strong>von</strong> Vorhaben<br />

Zwei Mio. Euro stehen im B<strong>und</strong>eshaushalt für das laufende Jahr an Fördergeldern<br />

für das deutsche Binnenschifffahrtsgewerbe zur Verfügung. Weitere vier Mio.<br />

Euro sind für die Jahre 2010 <strong>und</strong> 2011 bereits zugesichert. In hartem Ringen mit<br />

der B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> den Parlamentariern war es dem BDB Ende 2008 in<br />

Berlin gelungen, diesen Haushaltstitel in trockene Tücher zu bringen. Bislang<br />

fehlt aber das entsprechende Förderprogramm, um diese Gelder abzurufen.<br />

Das wird sich nun ändern. Voraussichtlich im August<br />

2009 wird das Förderprogramm die letzten Hürden<br />

im intermin<strong>ist</strong>eriellen Verfahren genommen haben.<br />

In <strong>mehr</strong>eren Besprechungsr<strong>und</strong>en hat der BDB<br />

dem B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium seine Vorschläge für eine<br />

Fördermaßnahme dargelegt. Nun liegt der Referentenentwurf<br />

der „Richtlinie über Zuwendungen zur Modernisierung<br />

der deutschen Binnenschiffsflotte <strong>und</strong> Pilotvorhaben für innovative<br />

Techniken in der Binnenschifffahrt“ vor.<br />

Art <strong>und</strong> Höhe der Zuwendung<br />

Antragsberechtigt sind kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmer gemäß<br />

EU-Definition, die ihren Sitz in Deutschland haben <strong>und</strong><br />

die ein im deutschen Binnenschiffsreg<strong>ist</strong>er eingetragenes<br />

Schiff haben (bzw. im Zuge der Förderung haben werden –<br />

Berufsanfänger werden also auch gefördert). Gewährt werden<br />

über die WSD West nicht rückzahlbare Zuschüsse, wenn<br />

der Unternehmer für ein Vorhaben ein Darlehen aufgenommen<br />

oder eine stille Beteiligung verabredet hat. Die Bemessungsgr<strong>und</strong>lage<br />

der Zuwendung <strong>ist</strong> die tatsächliche Höhe<br />

des aufzunehmenden Darlehens <strong>und</strong>/oder der stillen Beteiligung,<br />

die zur Finanzierung der Investition in Anspruch genommen<br />

werden. Die Zuwendung beträgt sechs Prozentpunkte<br />

auf den jeweils zu finanzierenden Darlehensbetrag<br />

(bzw. die Höhe der stillen Beteiligung), höchstens jedoch<br />

100.000 Euro pro Antrag. Die Förderung fällt unter die sog.<br />

„De-Minimis“-Regelung der Europäischen Union. Pro Unternehmen<br />

dürfen deshalb nicht <strong>mehr</strong> als 200.000 Euro in einem<br />

Zeitraum <strong>von</strong> drei Jahren gewährt werden. Hier <strong>ist</strong> also<br />

Vorsicht geboten, zumal die derzeit laufende „Förderung abgasärmerer<br />

Motoren“ ebenfalls unter diese Regelung fällt.<br />

Die dort gewährten Zuschüsse müssen also mit kalkuliert<br />

werden. Damit der Aufwand bei der Bearbeitung der Anträge<br />

in einem ges<strong>und</strong>en Verhältnis zum gewährten Zuschuss<br />

steht, hat das B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium eine „Bagatellgrenze“<br />

vorgesehen: Bankdarlehen (oder stille Beteiligungen)<br />

sollen eine Mindesthöhe <strong>von</strong> insgesamt 100.000 Euro haben.<br />

<strong>Der</strong> BDB hat sich damit erfolgreich für einen niedrigeren<br />

Schwellenwert ausgesprochen. Kl<strong>einer</strong>e Vorhaben würden so<br />

ebenfalls subventionsfähig gemacht. Außerdem sind in der<br />

gegenwärtigen Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftslage eher kleinteiligere<br />

Investitionen zu erwarten.<br />

Gegenstand der Förderung<br />

Durch die Gewährung verlorener Zuschüsse will der Richtliniengeber<br />

Anreize schaffen, die deutsche Binnenschiffsflotte zu<br />

modernisieren <strong>und</strong> den Umweltschutz <strong>und</strong> die Schiffsicherheit<br />

zu verbessern. Beispielhaft wird etwa die Umrüstung <strong>von</strong><br />

Einhüllen- auf Doppelhüllenschiffe in der Tankschifffahrt genannt.<br />

<strong>Der</strong> Forderung des BDB entsprechend steht die Maßnahme<br />

aber der gesamten Branche, also auch der Trockengutschifffahrt<br />

<strong>und</strong> der Fahrgastschifffahrt, offen. Gefördert<br />

werden<br />

n Schiffsneubauten,<br />

n der Erwerb gebrauchter Schiffe,<br />

n Modernisierungsmaßnahmen <strong>und</strong><br />

n Pilotvorhaben für innovative Techniken in der Binnenschifffahrt.<br />

Diskussionsbedarf hat die vorgesehene Förderung des Erwerbs<br />

gebrauchter Schiffe ausgelöst. <strong>Der</strong> BDB hat sich dafür<br />

ausgesprochen, hier keine Beschränkungen vorzunehmen.<br />

<strong>Der</strong> Verband vertraut dem unternehmerischen Gespür s<strong>einer</strong><br />

Mitglieder: Kein Gewerbetreibender würde Schiffsraum erwerben,<br />

der nicht markt- bzw. konkurrenzfähig <strong>ist</strong>. Das Min<strong>ist</strong>erium<br />

wollte sich dem nicht anschließen. Eine Förderung soll<br />

nur in Betracht kommen, wenn das gebrauchte Schiff „erheblich<br />

jünger“ <strong>ist</strong> als das Durchschnittsalter der jeweiligen<br />

Schiffsgattung. Auch wenn diese Formulierung recht unbestimmt<br />

<strong>ist</strong> <strong>und</strong> einige Risiken in sich birgt, hat sich der BDB<br />

schlussendlich mit dieser Einschränkung einverstanden er-


10 REPORT - NR. 2, 2009<br />

klärt. Andere Formulierungsvorschläge des BMVBS hätten<br />

nämlich zu noch größeren Einschränkungen bei der Praktikabilität<br />

der Richtlinie geführt.<br />

<strong>Der</strong> BDB hat sich außerdem für eine recht großzügige Interpretation<br />

des Begriffs „Modernisierungsmaßnahmen“ eingesetzt,<br />

denn die Förderung soll nach dem Willen des Gewerbes<br />

schnell, unkompliziert <strong>und</strong> unbürokratisch gewährt werden.<br />

<strong>Der</strong> Richtliniengeber hat sich hingegen um eine Definition<br />

bemüht <strong>und</strong> festgelegt, dass Modernisierungsmaßnahmen<br />

solche Maßnahmen sein sollen, die dem Umweltschutz,<br />

der Sicherheit <strong>und</strong>/oder der Steigerung der Energieeffizienz<br />

dienen. Als solche Maßnahmen gelten insbesondere der Umbau<br />

<strong>von</strong> Ein- in Doppelhüllentankschiffe oder Trockengüterschiffe,<br />

die Verlängerung <strong>und</strong> Verbreiterung <strong>von</strong> Schiffen, die<br />

vorzeitige Erfüllung <strong>von</strong> Übergangsvorschriften, die Modernisierung<br />

des Laderaums oder der Einbau innovativer Antriebe.<br />

Klärungsbedarf besteht noch hinsichtlich der Förderung<br />

innovativer Pilotvorhaben. Die sind im Rahmen der Konjunkturpakete<br />

der B<strong>und</strong>esregierung für besonders förderfähig erklärt<br />

worden. Ursprünglich hatte das B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium<br />

hierfür 75 Mio. Euro vorgesehen. Nach <strong>mehr</strong>eren Haushaltsdebatten<br />

sollen nun 5 Mio. Euro schlussendlich zur Verfügung<br />

stehen. Noch <strong>ist</strong> jedoch nicht erkennbar, welche innovative<br />

Techniken hier förderfähig sein sollen. Es entspricht<br />

dem Willen des Steuerzahlers, dass eine gewisse Praxis- <strong>und</strong><br />

Breitentauglichkeit der innovativen Maßnahme gegeben sein<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

sollte. Allzu übertriebene Erwartungen sollten an die Innovationen<br />

auch im Hinblick auf die kurze Laufzeit des Programms<br />

nicht gestellt werden, zumal die Unternehmer in der<br />

Binnenschifffahrt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den<br />

Löwenanteil der anfallenden Kosten <strong>immer</strong> noch selber tragen<br />

müssen.<br />

Report: Was lange währt, wird – hoffentlich – endlich gut.<br />

Es wird höchste Zeit, dass das Binnenschifffahrtsgewerbe<br />

endlich Förderanträge stellen kann, um die schon seit Jahresanfang<br />

zur Verfügung stehenden Mittel endlich abzurufen.<br />

Denn nichts irritiert Haushaltsexperten in Berlin am Ende eines<br />

Jahres <strong>mehr</strong> als nicht verwendete Fördergelder. Da könnte<br />

bei Uninformierten glatt der Eindruck entstehen, die Branche<br />

benötige die Gelder gar nicht. Tatsächlich braucht der<br />

deutsche Unternehmer in der Binnenschifffahrt die Unterstützungsmaßnahmen<br />

dringender denn je: Die weltweite Finanz-<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftskrise hat bei den me<strong>ist</strong>en Unternehmen<br />

nämlich derzeit die Bereitschaft zur Modernisierung <strong>und</strong><br />

Erneuerung abgewürgt. Deshalb hat der BDB wiederholt gefordert,<br />

ein einfaches, effizientes <strong>und</strong> finanziell interessantes<br />

Fördermodell zu entwickeln. Das scheint nun gelungen zu<br />

sein. Mit einem Jahresbudget <strong>von</strong> zwei Mio. Euro sind allerdings<br />

keine allzu großen Sprünge möglich. In Zeiten, in denen<br />

staatliche Hilfsmaßnahmen in Milliarden- oder wenigstens<br />

dre<strong>ist</strong>elliger Millionenhöhe gewährt werden, erscheint der<br />

Binnenschifffahrtsetat lächerlich gering.


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 11<br />

Interview<br />

Report sprach mit MdB Renate Blank<br />

<strong>und</strong> MdB Annette Faße<br />

Die PGBi verliert zwei kompetente Köpfe<br />

Wenn man Mitglieder des Binnenschifffahrtsgewerbes zu der Parlamentarischen<br />

Gruppe Binnenschifffahrt des Deutschen B<strong>und</strong>estages befragt, sind bis heute insbesondere<br />

zwei Namen <strong>immer</strong> untrennbar mit dieser Gruppe verb<strong>und</strong>en:<br />

Annette Faße <strong>und</strong> Renate Blank. Mit der kommenden Legislaturperiode wird sich<br />

das Gesicht der Gruppe jedoch stark verändern. Drei Sprecherinnen <strong>und</strong> Sprecher<br />

kandidieren nicht <strong>mehr</strong> für den B<strong>und</strong>estag: Renate Blank (CSU), Annette Faße<br />

(SPD) <strong>und</strong> Peter Hettlich (Bündnis 90/Die Grünen). <strong>Der</strong> Report sprach mit den beiden<br />

langjährigen Kämpferinnen für Binnenschifffahrtsbelange, Blank <strong>und</strong> Faße,<br />

<strong>und</strong> befragte sie zu ihrer <strong>Arbeit</strong> sowie zu ihren Plänen.<br />

Report: Frau Faße, abgesehen <strong>von</strong> der kurzen Unterbrechung<br />

zwischen den Jahren 1990-94 waren Sie seit 1987 Mitglied<br />

des Deutschen B<strong>und</strong>estages. Jetzt kandidieren Sie bei<br />

der kommenden B<strong>und</strong>estagswahl am 27. September nicht<br />

<strong>mehr</strong>. Was hat Sie über die Jahre zu Ihrem politischen Wirken<br />

motiviert? Können Sie ein kurzes<br />

Resümee Ihrer politischen <strong>Arbeit</strong> ziehen?<br />

Faße: Die <strong>Arbeit</strong> in fünf Legislaturperioden<br />

im Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />

hat mir <strong>immer</strong> Freude gemacht.<br />

Sie war geprägt <strong>von</strong> großer<br />

Verantwortung für die Sache <strong>und</strong><br />

die Menschen in diesem Land. Ich<br />

habe mich <strong>immer</strong> um Sachlichkeit,<br />

Verlässlichkeit <strong>und</strong> Bürgernähe bemüht.<br />

Kontakte mit Verbänden <strong>und</strong><br />

Vereinen waren für mich <strong>immer</strong><br />

wichtig. Die Deutsche Einheit hautnah<br />

miterlebt <strong>und</strong> mit gestaltet zu<br />

haben, war <strong>und</strong> <strong>ist</strong> eine große Freude<br />

<strong>und</strong> Aufgabe. Ich habe meine Erfahrungen<br />

in der Opposition, in<br />

Rot-Grün <strong>und</strong> der Großen Koalition<br />

<strong>und</strong> mit zahlreichen Verkehrsmin<strong>ist</strong>ern<br />

machen können. Ich hoffe,<br />

dass ich in meinen Fachbereichen<br />

Spuren hinterlassen werde.<br />

Report: Wie hat sich der Stellen-<br />

MdB Annette Faße<br />

wert der Binnenschifffahrt in der Po-<br />

litik in dieser Zeit entwickelt? Und wie schätzen Sie die Zukunft<br />

der Binnenschifffahrt ein?<br />

Faße: Ich habe die Verkehrsträger Binnenschifffahrt erlebt<br />

<strong>von</strong> problemlos, ex<strong>ist</strong>enzbedroht, rückwärts- <strong>und</strong> vorwärtsdenkend<br />

<strong>und</strong> handelnd. Die Chancen für die Binnenschifffahrt<br />

sehe ich in der Zukunft positiv.<br />

Gerade in einem integrierten Verkehrssystem<br />

kann die Binnenschifffahrt<br />

nur gewinnen, wenn die politischen<br />

Rahmenbedingungen weiterhin<br />

angepasst werden.<br />

Report: Die Binnenschifffahrt verliert<br />

durch Ihren Rückzug aus der B<strong>und</strong>espolitik<br />

eine engagierte Kämpferin<br />

für ihre Belange. Was geben Sie Ihren<br />

Nachfolgern in der Parlamentarischen<br />

Gruppe Binnenschifffahrt mit auf den<br />

Weg?<br />

Faße: Als Initiatorin der „Parlamentarischen<br />

Gruppe Binnenschifffahrt“<br />

wünsche ich mir, dass es weiterhin<br />

engagierte Politikerinnen <strong>und</strong><br />

Politiker gibt, die fraktionsübergreifend<br />

die <strong>Arbeit</strong> fortführen. Es gilt, Ansprechpartner<br />

für die Verbände zu<br />

sein, Bindeglied in den Min<strong>ist</strong>erien<br />

<strong>und</strong> die Belange der Binnenschifffahrt<br />

öffentlich zu vertreten. An Themen<br />

wird es mit Sicherheit nicht<br />

mangeln.


12 REPORT - NR. 2, 2009<br />

Report: Was geben Sie dem Binnenschifffahrtsgewerbe<br />

mit auf den Weg? Was kann das Gewerbe künftig besser machen?<br />

Faße: Die Binnenschifffahrt muss sich neuen Anforderungen<br />

konsequent stellen, sich positiv darstellen <strong>und</strong> Verbündete<br />

enger einbinden. Sie sollte offen sein, gegenüber den Häfen<br />

<strong>und</strong> der Seeschifffahrt <strong>und</strong> den Umweltverbänden sowie<br />

anderen europäischen Bündnissen.<br />

Report: Auf Ihrer Website steht, dass Ihr Lebensmotto „Jedes<br />

Ende <strong>ist</strong> ein neuer Anfang.“ lautet. Wie sehen Ihre Pläne für die<br />

Report: Frau Blank, Sie sind nun seit 1990 Mitglied des<br />

Deutschen B<strong>und</strong>estages. Jetzt soll<br />

am 27. September Schluss sein. Was<br />

nehmen Sie aus dieser Zeit mit? Was<br />

war Ihre Motivationsquelle über die<br />

Jahre?<br />

Blank: Nun, zweifellos überwiegt<br />

ein Gefühl großer Dankbarkeit sowie<br />

die Erkenntnis, dass es nicht,<br />

wie vor Jahren übrigens mal in einem<br />

Antrag der Grünen behauptet,<br />

eine „weibliche“ <strong>und</strong> eine „männliche“<br />

Verkehrspolitik gibt, sondern<br />

in meinen Augen lediglich eine „gute“<br />

oder eine „schlechte“. Und das<br />

gilt natürlich für alle Politikbereiche.<br />

„Sagen, was man tun will, <strong>und</strong><br />

tun, was man sagt“ – so könnte<br />

man meine persönliche Motivation<br />

in den 19 Jahren B<strong>und</strong>estagszugehörigkeit<br />

zusammenfassen. Keine<br />

Frage: Es war ein einzigartiges Privileg,<br />

bei der ersten gesamtdeutschen<br />

Wahl 1990 nach Berlin entsandt<br />

worden zu sein – spannend<br />

<strong>und</strong> arbeitsreich. Die „Männerdomäne“<br />

Verkehrspolitik war natür- MdB Renate Blank<br />

lich eine tolle Herausforderung!<br />

Report: Das Binnenschifffahrtsgewerbe kennt <strong>und</strong> schätzt Sie<br />

für Ihre <strong>Arbeit</strong>. Sie sind langjähriges Mitglied in der Parlamenta-<br />

Die Parlamentarische Gruppe Binnenschifffahrt<br />

(PGBi) des Deutschen B<strong>und</strong>estages wurde in der 13.<br />

Legislaturperiode gegründet. Ziel der Gruppe <strong>ist</strong><br />

der Erhalt <strong>und</strong> der Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur<br />

<strong>und</strong> die Förderung der Binnenschifffahrt.<br />

In der jetzigen 16. Legislaturperiode gehören der<br />

Gruppe 48 Abgeordnete als ordentliche Mitglieder<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

Zeit nach dem 27. September aus? Wird Ihnen die B<strong>und</strong>espolitik<br />

nicht fehlen?<br />

Faße: Mit Stolz habe ich die Schirmherrschaft für die<br />

„Frauen in der Binnenschifffahrt“ übernommen. Diesen<br />

Kontakt möchte ich gerne halten. Ich werde mich meinem<br />

Kre<strong>ist</strong>agsmandat mit <strong>mehr</strong> Zeit zuwenden <strong>und</strong> meine Ehrenämter<br />

pflegen. Vor allen Dingen mich m<strong>einer</strong> Familie<br />

widmen, die über die Jahre zurückstehen musste. Ich freue<br />

mich auf den neuen Lebensabschnitt <strong>und</strong> bin offen gegenüber<br />

neuen Möglichkeiten.<br />

rischen Gruppe Binnenschifffahrt. Wie sieht die Zukunft dieser<br />

Gruppe nach Ihrem Ausscheiden aus?<br />

Gibt es Mitglieder Ihrer Fraktion, die<br />

sich künftig für die Belange der Binnenschifffahrt<br />

engagieren wollen?<br />

Blank: Danke für das Lob! Ich bin<br />

froh, dass ich mit dazu beitragen<br />

konnte, dass die fraktionsübergreifende<br />

Gruppe Binnenschifffahrt im<br />

Parlament, die bei der Gründung<br />

1995 vom einen oder anderen als etwas<br />

exotisch belächelt wurde <strong>und</strong><br />

zunächst übrigens nur aus engagierten<br />

Kolleginnen bestand, in Sachen<br />

Förderung des Binnenschifffahrtsgewerbes<br />

deutliche Akzente<br />

setzen konnte, zum Beispiel bei den<br />

Themen Eishilfe <strong>und</strong> Ausbildungsbeihilfen.<br />

Nach Gesprächen mit vielen<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen bin<br />

ich zuversichtlich, dass die Thematik<br />

fest etabliert <strong>ist</strong> <strong>und</strong> sich die<br />

Gruppe in der nächsten Wahlperiode<br />

erneut konstituiert. Die Politik<br />

<strong>ist</strong> wahrlich gut beraten, weiterhin<br />

durch dieses Gremium die Zukunft<br />

des Gewerbes positiv zu begleiten.<br />

Report: Wenn Sie auf Ihre <strong>Arbeit</strong><br />

zurückblicken, wie hat sich der Stellenwert der Binnenschifffahrt<br />

in der Politik über die Jahre entwickelt? Und wie schät-<br />

aus allen fünf B<strong>und</strong>estagsfraktionen an. Jede Fraktion<br />

stellt eine Sprecherin oder einen Sprecher. Die<br />

derzeitigen Sprecher, die auch gleichzeitig den Vorstand<br />

der Gruppe bilden, sind Renate Blank<br />

(CDU/CSU), Annette Faße (SPD), Hans-Michael<br />

Goldmann (FDP), Peter Hettlich (Bündnis 90/Die<br />

Grünen) <strong>und</strong> Dorothée Menzner (Die Linke).


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 13<br />

zen Sie die Zukunftschancen des Verkehrsträgers Binnenschifffahrt<br />

ein?<br />

Blank: Ganz klar zum Positiven. Vom sagen wir „Exoten“<br />

zur unverzichtbaren Säule im verkehrspolitischen Dreiklang<br />

<strong>von</strong> Straße, Schiene <strong>und</strong> Wasser. Die Chancen stehen also<br />

gut, wenn das Gewerbe seine berechtigten Interessen <strong>und</strong><br />

seine Stärken noch offensiver herausstellt. Ich bin zudem<br />

überzeugt, dass gerade durch die europäische grenzüberschreitende<br />

Dimension im Güterverkehr der Binnenschiff-<br />

fahrt künftig noch größere Bedeutung zukommt. Freilich<br />

muss die Politik entsprechende Rahmen- bzw. faire Wettbewerbsbedingungen<br />

schaffen. Die gute Erschließung<br />

Deutschlands mit Wasserstraßen hat verkehrsintensive<br />

Wirtschaftsbereiche wesentlich gestärkt. Nicht weniger als<br />

70 % des Güterverkehrsaufkommens haben Quelle <strong>und</strong> Ziel<br />

im Einzugsbereich eines Hafens <strong>und</strong> sind damit besonders<br />

für den Binnenschiffstransport geeignet. Von diesen Verkehren<br />

wird ein MdB gutes Annette Drittel Faße<br />

per Binnenschiff befördert. Globalisierung<br />

<strong>und</strong> EU-Erweiterung werden nach der Bewältigung<br />

der derzeitigen ökonomischen Krise wieder zu einem Verkehrswachstum<br />

führen. Insbesondere werden die Containerverkehre<br />

zunehmen. Wir müssen die Chance nutzen, unsere<br />

Binnenhäfen für die Zukunft zu rüsten – auch die Seehafenhinterlandverkehre<br />

müssen gut vernetzt werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sehe ich die Zukunftschancen optim<strong>ist</strong>isch,<br />

wenn es gelingt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

für die Binnenschifffahrt weiter zu verbessern sowie<br />

die <strong>wichtigen</strong> Projekte, wie Donausausbau oder das<br />

Wasserstraßenkreuz Magdeburg, zügig umzusetzen.<br />

Report: Das Binnenschifffahrtsgewerbe <strong>ist</strong> an einem intensiven<br />

Dialog mit der Politik interessiert. Deshalb hat der<br />

BDB in den letzten Jahren seine <strong>Arbeit</strong> in Berlin deutlich intensiviert.<br />

Was geben Sie uns als langjährige Kennerin des<br />

Binnenschifffahrtsgewerbes <strong>und</strong> des BDB für die Zukunft mit<br />

auf dem Weg? Was können wir künftig noch besser machen?<br />

Blank: Ich kenne <strong>und</strong> schätze die BDB-<strong>Arbeit</strong>. Parlamentarische<br />

Abende waren <strong>immer</strong> sehr gut besucht, obwohl sie<br />

im Berliner Medienkonzert mit vielen Lobbyverbänden konkurrierten.<br />

Das Binnenschifffahrtsgewerbe darf <strong>und</strong><br />

braucht sich nicht zu verstecken. Ich möchte dem Gewerbe,<br />

insbesondere den vielen kleinen <strong>und</strong> mittelständischen Partikulieren<br />

<strong>von</strong> Herzen für ihr segensreiches Wirken auf dem<br />

Wasser <strong>und</strong> an Land danken - es <strong>ist</strong> eben kein Beruf wie jeder<br />

andere: Er verlangt in meinen Augen nicht nur Einsatz,<br />

sondern auch Passion, eine liebevolle Hingabe an die traditionsreiche<br />

Aufgabe. Dem BDB danke ich für die Anstöße,<br />

die er gegeben hat, <strong>und</strong> das offene Ohr, das er stets für alle<br />

hatte. Sie haben auch im Umgang mit den Vertretern der<br />

Wirtschaft, der Politik, des Parlaments <strong>und</strong> der Behörden<br />

stets gute Navigationskünste bewiesen. Das Verhältnis war<br />

geprägt <strong>von</strong> Kollegialität <strong>und</strong> Kooperation. Die menschliche<br />

<strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Art empfand ich <strong>immer</strong> als sehr angenehm.<br />

Übrigens hat nicht jeder Abgeordnete – so wie ich in<br />

Nürnberg - einen Hafen im Wahlkreis oder <strong>ist</strong> mit dem<br />

Thema Binnenschifffahrt befasst. Ich könnte mir z.B. ein<br />

„Infomobil“ vorstellen, das durch ganz Deutschland tourt,<br />

um auf den Marktplätzen <strong>und</strong> Messen, evtl. in Zusammen-<br />

<br />

(Friedrich Schiller)<br />

arbeit mit den Abgeordneten vor Ort, mit den Menschen<br />

über die klimafre<strong>und</strong>liche Binnenschifffahrt ins Gespräch<br />

zu kommen. Im Interesse des Gewerbes sollte künftig zudem<br />

eine Bündelung der Kräfte, sprich der Verbände, erfolgen.<br />

Die Zeiten <strong>einer</strong> Frontbildung, hier „guter“ Umweltschützer,<br />

da „böser“ Verkehrspolitiker, wie noch zu Beginn<br />

m<strong>einer</strong> Tätigkeit, sollte endgültig vorbei sein, noch dazu<br />

wenn es um den ökologischen Verkehrsträger Binnenschifffahrt<br />

geht. Wir räumen den Be<strong>langen</strong> <strong>von</strong> Natur <strong>und</strong><br />

Landschaft einen hohen Stellenwert ein. Auch wenn es<br />

manche nicht wahrhaben wollen, so haben Wasserbauer<br />

<strong>und</strong> Naturschützer doch eine große Interessens-Schnittmenge<br />

r<strong>und</strong> um die Nutzungskonflikte zum Thema Binnenschifffahrt.<br />

Für Konfliktpunkte zwischen wasserbaulichen<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Naturschutz können vielfach umweltgerechte<br />

Lösungen gef<strong>und</strong>en werden. Ich appelliere an<br />

alle Beteiligten, auf der Basis <strong>einer</strong> konstruktiven Diskussion<br />

gemeinsam die enormen Chancen zu nutzen, die sich<br />

uns beim Ausbau der Wasserstraßen <strong>und</strong> der Bewahrung<br />

unserer Natur bieten. Die Entwicklung <strong>einer</strong> le<strong>ist</strong>ungsfähigen<br />

Verkehrsinfrastruktur, der Ausbau der B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

<strong>und</strong> die Bewahrung <strong>einer</strong> nachhaltigen Kultur- <strong>und</strong><br />

Naturlandschaft müssen keine Gegensätze sein.<br />

Report: Wie sehen Ihre Pläne für die Zeit nach dem 27.<br />

September aus? Wird Ihnen die B<strong>und</strong>espolitik fehlen? Wird<br />

Ihnen Berlin fehlen?<br />

Blank: „<strong>Der</strong> <strong>Abschied</strong> <strong>von</strong> <strong>einer</strong> <strong>langen</strong> <strong>und</strong> <strong>wichtigen</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>ist</strong> <strong>immer</strong> <strong>mehr</strong> traurig als erfreulich“, hat Friedrich<br />

Schiller einmal gesagt. Ich sehe es daher mit einem lachenden<br />

<strong>und</strong> einem weinenden Auge. Allerdings habe ich ja<br />

freiwillig nicht <strong>mehr</strong> kandidiert, um <strong>mehr</strong> Freizeit <strong>und</strong> Muße<br />

für die Familie <strong>und</strong> Reisen zu haben, insbesondere der<br />

Kunst <strong>und</strong> Kultur möchte ich mich <strong>mehr</strong> widmen. Mandate<br />

sind <strong>immer</strong> Tätigkeiten auf Zeit <strong>und</strong> mir <strong>ist</strong> lieber man sagt<br />

„Schade, dass sie aufhört!“ anstatt „Wann hört sie endlich<br />

auf?“.<br />

Wo mein Rat noch gefragt <strong>ist</strong>, werde ich gerne zur Verfügung<br />

stehen. Berlin <strong>ist</strong> natürlich <strong>immer</strong> eine Reise wert!<br />

Report bedankt sich ganz herzlich bei Frau Blank <strong>und</strong> Frau Faße für die Interviews <strong>und</strong> wünscht ihnen für ihren neuen<br />

Lebensabschnitt alles Gute!


14 REPORT - NR. 2, 2009<br />

In seinem Lagebericht beschrieb Dr. Gunther Jaegers, Präsident<br />

des BDB <strong>und</strong> Vorsitzender der Tankschifffahrtskommission,<br />

die aktuelle Situation der Tankschifffahrt<br />

mit Zahlen <strong>und</strong> Fakten. 2008 stieg das Aufkommen der<br />

transportierten flüssigen Güter auf deutschen Wasserstraßen<br />

um 1,3 % auf 53,4 Mio. Tonnen an – während das Aufkommen<br />

der Binnenschifffahrt insgesamt um 1,3 % auf 245,7 Mio.<br />

Tonnen zurückging. Maßgebend für die vergleichsweise positive<br />

Entwicklung der Tankschifffahrt waren zwei Faktoren: In<br />

der ersten Jahreshälfte hatte die starke Auslandsnachfrage<br />

als Sondereffekt die Schiffsraumnachfrage deutlich belebt.<br />

Mit Einsetzen der Wirtschaftskrise brach der Rohölpreis vehement<br />

ein. Dies führte zu <strong>einer</strong> drastischen Steigerung der<br />

Nachfrage nach Heizöl. Im Ergebnis nahm der Transport der<br />

Produktgruppe „Diesel, Heizöl <strong>und</strong> Gasöl“ gegenüber 2007<br />

um r<strong>und</strong> ein Siebtel zu <strong>und</strong> belief sich auf r<strong>und</strong> 20 Mio. Tonnen.<br />

Unter diesen Vorzeichen verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass Dr. Jaegers<br />

das Jahr 2008 zu einem der besten Jahre für die Tankschifffahrt<br />

zählte. Erfreulich sei auch gewesen, dass sich die<br />

positive Entwicklung in 2009 angesichts einiger sehr kalter<br />

Winterwochen im ersten Quartal 2009 noch fortgesetzt habe.<br />

Inzwischen – im Frühsommer 2009 – scheinen aber alle<br />

Tankläger gut gefüllt zu sein. Die daher seit einigen Wochen<br />

rückläufige Nachfrage hat den Preis stark gedrückt. Nach <strong>einer</strong><br />

boomartigen Entwicklung im Vorjahr <strong>ist</strong> diese Situation<br />

jedoch nicht unnormal. Allerdings kann niemand vorhersehen,<br />

wie sich die Entwicklung fortsetzen wird. Gute wie auch<br />

schlechte Szenarien sind vorstellbar. Es komme nun auf die<br />

weitere Entwicklung der Einflussfaktoren wie Wasserstandsentwicklung<br />

oder auch die politische Entwicklung im Iran an.<br />

Dr. Jaegers betonte, dass die momentan unklare Situation<br />

nicht zur Untätigkeit verleiten dürfe <strong>und</strong> dennoch klare Entscheidungen<br />

für die Zukunft verlangt sind. Damit schlug er<br />

einen Bogen zu der anstehenden Umstellung <strong>von</strong> Einhüllenauf<br />

Doppelhüllentankschiffe. Bis Ende 2012 erwartet Dr. Jaegers<br />

noch keinen Engpass bei der Verfügbarkeit <strong>von</strong> Doppelhüllentankschiffen.<br />

Ab 2013 muss eine große Gruppe <strong>von</strong><br />

mengenmäßig nicht so ins Gewicht fallenden Gütern zwin-<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

36. Tankreederversammlung des BDB im „Haus Rhein”<br />

Markt steht vor Veränderung<br />

Die wirtschaftliche Situation der Binnenschifffahrt <strong>ist</strong> zur Zeit Anlass für höchste<br />

Besorgnis. Viele Partikuliere stehen mit dem Rücken zur Wand <strong>und</strong> bangen um<br />

ihre Ex<strong>ist</strong>enz. Bei der 36. Tankreederversammlung des BDB am 16. Juni 2009 in<br />

Duisburg wurde einmal <strong>mehr</strong> deutlich, dass die Tankschifffahrt zum Teil <strong>von</strong> anderen<br />

Einflussfaktoren bestimmt wird als die übrige Binnenschifffahrt. Allerdings<br />

sind sich die Betroffenen darin einig, dass sich eine zur Zeit noch als „normal“<br />

bewertete Situation recht schnell in Richtung „Krise“ wenden kann.<br />

gend in Schiffen mit zwei Hüllen befördert werden. Ende 2015<br />

<strong>ist</strong> das schon nicht <strong>mehr</strong> so eindeutig. Denn spätestens ab<br />

2016 „wandern“ Benzin <strong>und</strong> benzinähnliche Produkte mit einem<br />

Volumen <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 10 Mio. Tonnen zwingend in die Doppelhülle.<br />

Für Dr. Jaegers steht fest, dass die Nachfrage nach<br />

Doppelhüllentankschiffen Ende 2018 nur dann befriedigt<br />

werden kann, wenn die Investitionsbereitschaft der Tankschifffahrt<br />

anhält. Denn dann wird die gesetzlich vorgesehene<br />

Übergangsregelung ablaufen, so dass die komplette Menge<br />

<strong>von</strong> r<strong>und</strong> 20 Mio. Tonnen Heizöl <strong>und</strong> Dieselkraftstoff in<br />

Doppelhüllenschiffen befördert werden muss – sofern sie<br />

noch nicht aufgr<strong>und</strong> privatrechtlicher Vorgaben in solchen<br />

Schiffen befördert wird. <strong>Der</strong>zeit <strong>ist</strong> nicht zu befürchten, dass<br />

die Kapazität an Doppelhüllentankschiffen nicht ausreichen<br />

könnte: In 2008 zeigen 59 neu in Dienst gestellte Doppelhüllentankschiffe,<br />

dass das Gewerbe die Zeichen erkannt hat<br />

<strong>und</strong> die notwenigen kontinuierlichen Investitionen fortsetzt.<br />

Seitens EBIS wurde ergänzt, dass im laufenden Jahr bereits 32<br />

Schiffe neu in Dienst gestellt <strong>und</strong> 30 weitere avisiert wurden.<br />

Die Beiträge der weiteren Referenten machten deutlich,<br />

dass sich die Tankschifffahrt neben der in ihrer Entwicklung<br />

noch nicht absehbaren wirtschaftlichen Situation <strong>und</strong> der<br />

Frage nach dem Umstieg auf Doppelhüllentankschiffe auch<br />

um andere Themen kümmern muss. Jürgen Johann, Vorsitzender<br />

des BDB-Fachausschusses für Bunker- <strong>und</strong> Entsorgungsbetriebe,<br />

informierte die Tankschifffahrtsunternehmen<br />

darüber, dass ab 01.01.2011 zur Versorgung der Binnenschifffahrt<br />

vermutlich flächendeckend ein Umstieg <strong>von</strong> Heizöl auf<br />

Kraftstoff in Tankstellenqualität erfolgen muss. Nur bei Verwendung<br />

<strong>von</strong> Kraftstoff in Tankstellenqualität kann die Vorgabe<br />

des Europäischen Parlaments erfüllt werden, die besagt,<br />

dass in der Binnenschifffahrt nur Betriebsstoffe mit einem<br />

Schwefelgehalt <strong>von</strong> max. 10 ppm eingesetzt werden dürfen.<br />

Gleichzeitig enthält der Kraftstoff in Tankstellenqualität<br />

schon jetzt bis zu 7 % biogene Anteile, obwohl nach <strong>einer</strong> Untersuchung<br />

im Auftrag des B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium lediglich<br />

max. 5 % empfohlen werden. Darauf müsse sich die<br />

Binnenschifffahrt im täglichen Betrieb mit verschiedenen<br />

Maßnahmen verstärkt einstellen. Und die Kette der Versorger


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 15<br />

muss sich noch Gedanken darüber machen, wie sie sich die<br />

Einfärbung dieses Kraftstoffs in Tankstellenqualität vorstellt,<br />

die Voraussetzung für einen mineralölsteuerfreien Einsatz in<br />

der Binnenschifffahrt <strong>ist</strong>.<br />

Erwin Spitzer, Tankschifffahrtsexperte des BDB, bemühte<br />

sich, im Bereich des Gefahrgutrechts Licht ins momentane<br />

Dunkel zu bringen. Bis zum Ablauf der allgemeinen Übergangsfr<strong>ist</strong><br />

am 30.06.2009 gilt auf deutschen Wasserstraßen<br />

noch das ADNR 2007. Allerdings wird noch im Juni 2009 mit<br />

dem Inkrafttreten der Gefahrgutverordnung Straße – Eisenbahn<br />

– Binnenschifffahrt (GGV SEB) gerechnet. Die GGV SEB<br />

wird das ADNR 2009 <strong>und</strong> das ADN 2009 rückwirkend zum<br />

01.03.2009 in Kraft setzen. Dem Gewerbe steht es anschließend<br />

frei, entweder das eine oder das andere Regelwerk anzuwenden.<br />

Fest steht inzwischen, dass das ADNR 2009 bis zum<br />

31.12.2010 Umbauten <strong>von</strong> Einhüllentankschiffen in Doppelhüllentankschiffe<br />

<strong>und</strong> ADNR-Trockengüterschiffe unter den<br />

gleichen Bedingungen wie bisher erlaubt. Ob dies nach 2010<br />

noch möglich <strong>ist</strong>, muss bei der UN-ECE erst noch „erkämpft“<br />

werden. Denn dieser kleine aber wichtige Unterschied gehört<br />

zu <strong>einer</strong> noch unbekannten Zahl <strong>von</strong> Unterschieden zwischen<br />

ADNR <strong>und</strong> ADN.<br />

Deshalb kann die Empfehlung des BDB nur lauten, das<br />

ADN derzeit noch „links liegen zu lassen“. Ab 2011 wird das<br />

aber nicht <strong>mehr</strong> gehen: Das ADN 2011 wird dann zum maßgebenden<br />

Regelwerk für die Binnenschifffahrt. Ob <strong>und</strong> welche<br />

weiteren Unterschiede zwischen ADN 2009 <strong>und</strong> ADNR<br />

2009 bestehen, muss erst noch herausgearbeitet werden,<br />

weil bis heute keine deutschsprachige Fassung vorliegt.<br />

Dr. Gunther Jaegers ergänzte, dass die gemeinsame <strong>Arbeit</strong><br />

der Verbände aus der verladenden <strong>und</strong> transportieren-<br />

den Wirtschaft zur Erstellung eines „International Safety<br />

Guide for Inland Navigation Tankers and Terminals“ (IS-<br />

GINTT) gut voranschreitet. Er dankte allen Sachverständigen,<br />

die neben ihrer eigentlichen <strong>Arbeit</strong> Zeit <strong>und</strong> Know-<br />

How für die Erstellung dieses Handbuchs zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Das umfangreiche Programm der Tankreederversammlung<br />

endete – wie schon traditionell üblich – mit einem Vortrag<br />

über den aktuellen Entwicklungsstand <strong>von</strong> EBIS, dem European<br />

Barge Inspection Scheme. Referent war diesmal Frank van<br />

der Ven. Das verladerseitige Vertrauen in das System kommt<br />

in der wachsenden Mitgliederzahl <strong>von</strong> EBIS zum Ausdruck. Mit<br />

s<strong>einer</strong> inzwischen 5. Fragebogenversion passt sich das System<br />

besser an unterschiedliche Schiffstypen an. <strong>Der</strong> Qualifikation<br />

der Inspektoren wird heute <strong>mehr</strong> denn je Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

Nach wie vor <strong>ist</strong> es so, dass man EBIS-Angaben über<br />

den Bestand der aktuell auf dem europäischen Binnenschifffahrtsmarkt<br />

aktiven Tankschiffe <strong>mehr</strong> trauen kann als allen<br />

veröffentlichten internationalen Stat<strong>ist</strong>iken.<br />

Dr. Jaegers stellte fest, dass die Tankreederversammlung<br />

des BDB eine lange Tradition hat. Regelmäßig wählt sie ihre<br />

Mitglieder <strong>und</strong> auch den Vorsitzenden.<br />

<strong>Der</strong> BDB wird eine Muster-Geschäftsordnung für seine<br />

Kommissionen <strong>und</strong> Fachausschüsse erstellen, in der die formalen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für die <strong>Arbeit</strong> dieser Gremien festgelegt<br />

werden. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage wird dann in der nächstjährigen<br />

37. Tankreederversammlung die Kommission Tankschifffahrt<br />

<strong>und</strong> ihr Vorsitzender neu gewählt. Bis dahin<br />

wählt die Tankreederversammlung Gaylord Holländer <strong>von</strong><br />

der Lehnkering Reederei GmbH für den Rest der Amtsperiode<br />

zum neuen Mitglied der Kommission Tankschifffahrt<br />

des BDB.


16 REPORT - NR. 2, 2009<br />

Im Einzelnen trifft das BAG in s<strong>einer</strong> lesenswerten Studie<br />

(eingestellt unter www.bag.b<strong>und</strong>.de) Aussagen zur Zahl<br />

der Beschäftigten <strong>und</strong> Unternehmen, zu Alterstruktur<br />

<strong>und</strong> Bildungshintergr<strong>und</strong> des Personals, zu <strong>Arbeit</strong>sumfeld,<br />

Krankenstand, Fluktuation, Entgelten <strong>und</strong> beleuchtet<br />

Karrieremöglichkeiten in der Binnenschifffahrt. Aus der auf<br />

Datenmaterial <strong>von</strong> September 2008 basierenden Studie können<br />

drei wesentliche Schlüsse gezogen werden:<br />

1. <strong>Der</strong> Fachkräftebedarf in der deutschen Binnenschifffahrt<br />

wächst.<br />

2. Die Ausbildungsförderung des B<strong>und</strong>es <strong>ist</strong> hoch effizient.<br />

3. Anreize für junge Unternehmer sind nötig, um den altersbedingt<br />

drohenden Rückgang der Zahl <strong>von</strong> Unternehmen<br />

mit einem Verlust <strong>von</strong> Marktanteilen an ausländische<br />

Unternehmen zu stoppen.<br />

Fachkräftebedarf steigt<br />

Für viele in der aktuellen Wirtschaftskrise entlassene oder in<br />

Kurzarbeit befindliche Binnenschiffer mag es wie Hohn klingen<br />

– es gibt einen wachsenden Mangel an Schiffsführern.<br />

Den steigenden Fachkräftebedarf führt das BAG auf das<br />

altersbedingte Ausscheiden zahlreicher Schiffsführer aus<br />

dem Berufsleben in den vergangenen <strong>und</strong> kommenden Jahren,<br />

auf die steigende Nachfrage durch Neubauten vor allem<br />

in der Tank- <strong>und</strong> Personenschifffahrt <strong>und</strong> auf die geringe Ausbildungstätigkeit<br />

in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zurück.<br />

Daraus folgert das BAG, dass ein bestehender Personalbedarf<br />

kurzfr<strong>ist</strong>ig nur schwer auf dem externen <strong>Arbeit</strong>smarkt gedeckt<br />

werden kann.<br />

Steigende Ausbildungszahlen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>skräfte aus Mittel-<br />

<strong>und</strong> Osteuropa gleichen den Mangel an Schiffsführern<br />

laut BAG nicht aus. Ein Matrosenbrief <strong>ist</strong> eben noch kein Patent.<br />

Dessen Erwerb setzt die Fähigkeit, Verantwortung für<br />

Besatzung, Schiff <strong>und</strong> Ladung zu übernehmen, voraus. Kurz:<br />

Die personelle Kompetenz <strong>von</strong> heute bestimmt die Marktposition<br />

<strong>von</strong> morgen wesentlich mit.<br />

Gewerbe reagiert<br />

Um das Fachkräfteangebot zu erhöhen, hat das Gewerbe verschiedene<br />

Maßnahmen ergriffen. BDB <strong>und</strong> AdB haben hier<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

BAG-Studie belegt: Weiterbildung wird <strong>immer</strong> wichtiger<br />

Personalsituation in der<br />

Binnenschifffahrt untersucht<br />

Im April 2009 veröffentlichte das B<strong>und</strong>esamt für Güterverkehr (BAG) einen<br />

Sonderbericht zur Personalsituation in der deutschen Binnenschifffahrt.<br />

durch die Übernahme der Federführung im Bereich „<strong>Arbeit</strong>splätze<br />

<strong>und</strong> Qualifikationen“ im europäischen Projekt PLATI-<br />

NA, der Plattform für die Implementierung des Aktionsprogramms<br />

NAIADES, einen Schwerpunkt ihrer <strong>Arbeit</strong> gesetzt.<br />

Konkret reagiert das Gewerbe durch<br />

n weiterhin zunehmende Ausbildungsaktivitäten<br />

n verbesserte Angebote der Weiterbildung<br />

n Steigerung der Attraktivität des Berufs<br />

n Bestreben für eine internationale Harmonisierung der<br />

Berufsprofile <strong>und</strong><br />

n das Vorbereiten <strong>einer</strong> Rekrutierungskampagne.<br />

19 Prozent <strong>mehr</strong> Auszubildende<br />

Seit 2000 steigt die Zahl der Nachwuchskräfte in der Binnenschifffahrt,<br />

allein im Jahr 2008 um fast ein Fünftel auf 477.<br />

Ursächlich dafür <strong>ist</strong> neben der Ausbildungsförderung durch<br />

die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> der besseren Berücksichtigung der<br />

Auszubildenden bei der Mindestbesatzung seit 2002 auch<br />

das im Gewerbe vorhandene Bewusstsein, dass ein Nachwuchsbedarf<br />

besteht. Die Ausbildungsförderung gibt auch<br />

Familienbetrieben, in denen sich die Eheleute im Steuerstand<br />

ablösen, die Möglichkeit, den Gr<strong>und</strong>stein für die personelle<br />

Zukunft des Unternehmens zu legen.<br />

Unter den Auszubildenden steigt die Zahl der Realschüler<br />

<strong>und</strong> Abiturienten im Vergleich zu den <strong>immer</strong> noch chancenreichen<br />

Hauptschülern, die früher in der Mehrheit waren.<br />

Und auch <strong>immer</strong> <strong>mehr</strong> junge Menschen, deren Eltern nicht in<br />

der Binnenschifffahrt tätig waren, streben eine Karriere auf<br />

dem Wasser an. Aus den Zahlen der Ausbildungsförderung<br />

lässt sich übrigens auch ableiten, dass junge Menschen in der<br />

Binnenschifffahrt dauerhaft eine Chance sehen. Denn bei<br />

<strong>mehr</strong> als 100 geförderten Ausbildungsverhältnissen wurden<br />

laut WSD West im Jahr 2008 nur vier Lehren vorzeitig abgebrochen.<br />

Diese Zahl liegt weit unter der durchschnittlichen<br />

Abbruchquote in Ausbildungsberufen.<br />

Weiterbildung wichtiger denn je<br />

Nicht nur das 2005 modernisierte Berufsbild des Binnenschiffers<br />

in der Erstausbildung <strong>ist</strong> attraktiv. Durch den Schiffsführermangel<br />

besteht für die frisch gebackenen Matrosen ein


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT<br />

17<br />

Anreiz, Karriere an Bord zu machen. Das Schulschiff RHEIN<br />

hat zum Beispiel aufgr<strong>und</strong> im Vorjahr geltend gemachter<br />

stärkerer Nachfrage sein Angebot bei den Patentlehrgängen<br />

im Jahr 2009 verdoppelt. Spezielle Angebote für Nautiker, die<br />

vor der Patentprüfung zögern, wurden aufgelegt.<br />

<strong>Der</strong> 2008 in Dienst gestellte einzigartige Flachwasserfahrsimulator<br />

SANDRA (weitere Infos unter www.dst-org.de) ermöglicht<br />

zudem ein individuelles Training der nautischen<br />

Fertigkeiten auch in Stresssituationen.<br />

Das Angebot <strong>von</strong> ADNR-Kursen für die besonders gefragten<br />

Schiffsführer in der Gas- <strong>und</strong> Tankschifffahrt nimmt<br />

ebenso zu wie Inhouse-Schulungen. So zahlt sich aus, dass<br />

die Zinsen des vom Gewerbe aufgebrachten Reservefonds<br />

der Binnenschifffahrt für Weiterbildung genutzt werden<br />

können.<br />

Mehr Chancen für Binnenschiffer<br />

Die Duisburger Berufsschule beabsichtigt, ab August 2009<br />

Berufsschülern, die eine Fachhochschulreife erwerben können<br />

<strong>und</strong> möchten, durch zusätzlichen Unterricht einen Fachhochschulabschluss<br />

während der Ausbildung zu ermöglichen.<br />

Dieses Angebot soll auch Wechsel zwischen Positionen<br />

an Bord <strong>und</strong> an Land erleichtern. Junge Binnenschiffer sollen<br />

schneller <strong>und</strong> leichter als bisher in den technischen Abteilungen<br />

<strong>und</strong> der Disposition <strong>von</strong> Unternehmen Fuß fassen können,<br />

ohne dabei ihren „schiffigen“ Hintergr<strong>und</strong> zu vernachlässigen.<br />

In Strategien zur Entwicklung <strong>von</strong> Personal wird insbesondere<br />

in den Reedereien <strong>und</strong> Genossenschaften, die wieder<br />

stärker mit eigenem Schiffsraum am Markt auftreten,<br />

nicht <strong>mehr</strong> strikt zwischen nautischen <strong>und</strong> anderen Laufbahnen<br />

getrennt.<br />

Zur Verbesserung der Attraktivität des Berufs trägt auch<br />

bei, dass das Berufsprofil des Matrosen <strong>und</strong> des Schiffsführers<br />

auf europäischer Ebene harmonisiert werden soll. Dies<br />

erhöht die Flexibilität qualifizierten Personals auf dem europäischen<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt. Daran <strong>und</strong> an einem Übereinkommen<br />

über die <strong>Arbeit</strong>szeit in der Binnenschifffahrt, für das es seit<br />

Mai 2009 einen Entwurf gibt, arbeiten die Sozialpartner im<br />

Gewerbe.<br />

Werbekampagne für den Beruf<br />

Weil in Deutschland ab 2010 mit zwe<strong>ist</strong>elligen Rückgängen<br />

bei der Zahl der nicht studienberechtigten Schulabgänger zu<br />

rechnen <strong>ist</strong>, könnte der Nachwuchs trotz guter Bezahlung<br />

<strong>und</strong> attraktiver Perspektiven in Zukunft knapp werden. Deshalb<br />

tragen BDB <strong>und</strong> AdB Vorbilder für Rekrutierungskampagnen<br />

aus anderen europäischen Staaten zusammen <strong>und</strong><br />

setzen sich für moderne Formen der Personalwerbung ein.<br />

Als Vorbild kann hier auch die Seeschifffahrt dienen, in der es<br />

Road-Shows an wechselnden Orten ebenso gibt wie eine zentrale<br />

Heuerstelle bei der Agentur für <strong>Arbeit</strong> in Hamburg.<br />

Das Schiffer-Berufskolleg RHEIN in Duisburg strebt zudem<br />

im Verb<strong>und</strong> mit anderen Duisburger Berufsschulen an, jungen<br />

Menschen eine Berufsbildungszeit mit Praktika an Bord<br />

<strong>von</strong> Binnenschiffen zu ermöglichen, in der getestet werden<br />

kann, ob ein junger Mensch Chancen an Bord sieht <strong>und</strong> hat.<br />

Dem drohenden Verlust <strong>von</strong> Marktanteilen an westeuropäische<br />

Wettbewerber, den das BAG wegen des Ausscheidens<br />

älterer Unternehmer aus dem Berufsleben kommen<br />

sieht, könnte der B<strong>und</strong> mit <strong>einer</strong> Förderung junger Unternehmer<br />

nach französischem Vorbild entgegenwirken. Dort bekommen<br />

junge Menschen, die sich bis zum Alter <strong>von</strong> 35 Jahren<br />

in der Binnenschifffahrt selbständig machen, besondere<br />

Beihilfen vom Staat, die über die allgemeine Ex<strong>ist</strong>enzgründerhilfe<br />

hinausgehen.<br />

Fazit<br />

<strong>Der</strong> Bericht des B<strong>und</strong>esamtes für Güterverkehr gibt einen<br />

guten Überblick über die Entwicklung der Personalsituation<br />

in der Binnenschifffahrt in den letzten Jahren. Es besteht<br />

kein Anlass, aus dem Bericht zu schließen, dass die Binnenschifffahrt<br />

Nachwuchssorgen plagen, wie dies der DVZ-Brief<br />

im April 2009 in <strong>einer</strong> Kurzmeldung tat. Im Gegenteil: Das<br />

Glas <strong>ist</strong> nicht halb leer, sondern halb voll. Das Gewerbe sieht<br />

den Weiterbildungsbedarf. Seine Vertreter drängen auf politische<br />

Unterstützung für junge Menschen im Beruf <strong>und</strong> machen<br />

ihre Hausaufgaben. Weitere Informationen zu den angelaufenen<br />

Projekten gibt die PLATINA-Website unter<br />

www.naiades.info.


18 REPORT - NR. 2, 2009<br />

Die Veranstaltung, die <strong>von</strong> dem stellvertretenden<br />

Chefredakteur der DVZ, Lutz Lauenroth, moderiert<br />

wurde, stieß auf reges Interesse. Über 70 Teilnehmer<br />

schenkten dem Thema ihre Aufmerksamkeit<br />

<strong>und</strong> bewiesen, dass die angesprochene Problematik auch in<br />

Zeiten der Wirtschaftskrise weiterhin hohe Aktualität in der<br />

Log<strong>ist</strong>ikbranche hat.<br />

Rainer Schäfer, Geschäftsführer der Neuss Düsseldorfer<br />

Häfen GmbH <strong>und</strong> Sprecher der InBiLo, erklärte in seinem Eröffnungsvortrag,<br />

wie wichtig es sei, auch weiterhin auf einen<br />

gezielten Ausbau der Infrastruktur <strong>und</strong> die Stärkung <strong>von</strong> intermodalen<br />

Schnittstellen zu setzen: "Ich bin mir sicher, dass<br />

wir in absehbarer Zeit wieder ein signifikantes Gütermengenwachstum<br />

erleben werden. Die Jahre 2007 <strong>und</strong> 2008 haben<br />

uns eindrucksvoll gezeigt, dass die Kapazitäten auf Straße<br />

<strong>und</strong> Schiene vor ihrem Ende stehen. Nur die Wasserstraße<br />

steht uns noch als ernst zu nehmende Kapazitätsreserve zur<br />

Verfügung. Wir sollten daher die Krise als Chance nutzen, um<br />

jetzt sinnvoll zu investieren <strong>und</strong> intelligente Lösungen für die<br />

weiterhin bestehenden Engpässe zu entwickeln."<br />

Diese These wurde vom Verkehrswissenschaftler Prof. Dr.<br />

Gerd Aberle bestätigt. Aberle prognostizierte in seinem Impuls-Referat<br />

ein Anziehen der Konjunktur im vierten Quartal<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

InBiLo auf der „transport log<strong>ist</strong>ic“<br />

Die Initiative Binnenschifffahrt <strong>und</strong> Log<strong>ist</strong>ik (InBiLo), die 2005 auf der „transport<br />

log<strong>ist</strong>ic“ gegründet wurde, war dieses Jahr zum ersten Mal mit <strong>einer</strong> eigenen<br />

Veranstaltung auf der Münchener Messe vertreten. „Das System Wasserstraße -<br />

die Rettung vor dem Verkehrskollaps?!” lautete der für Krisenzeiten gewagt<br />

anmutende Titel des Forums, welchen die InBiLo für ihre Kick-off-Veranstaltung<br />

gewählt hatte.<br />

Mitglieder des InBiLo-Lenkungsgremiums (v.l.n.r.): H.-J. Welsch (VBW),<br />

R. Schäfer (BÖB), H. Schollmeier (DSLV) <strong>und</strong> U. Wedig (BDB)<br />

2009, welches sich Anfang 2010 verstetigen werde. Dieser<br />

Konjunkturanstieg werde zwar nicht an das Niveau der Vorjahre<br />

heranreichen, sei aber ausreichend, um Überlastungen<br />

des Verkehrsnetzes <strong>und</strong> eine erneute Explosion der Energiepreise<br />

herbeizuführen. „Insbesondere die spürbar steigenden<br />

Energiepreise können der Binnenschifffahrt neue Chancen eröffnen“,<br />

sagte Aberle. Die Binnenschifffahrt biete eine Alternative<br />

zur Entlastung des Straßenverkehrs, die gewünschte<br />

Steigerung der Transportgütermengen sei jedoch kein<br />

„Selbstläufer“, sondern erfordere aktive Marktbearbeitung.<br />

„Die Binnenschifffahrt muss sich noch aktiver um integrierte<br />

Verkehrskonzepte <strong>und</strong> ein intensiveres Marketing bemühen“,<br />

so Aberle weiter.<br />

Innovative Konzepte für kombinierte Verkehre unter Einbindung<br />

des Systems Wasserstraße <strong>und</strong> Wachstumsmärkte<br />

lieferten Heinz Schollmeier (Wincanton Rhenania Worms<br />

AG), Andrea Kowalski (Siemens AG, Mülheim) <strong>und</strong> Karl-Heinz<br />

Ehrhardt (Magdeburger Häfen GmbH). Schollmeier präsentierte<br />

das innovative Ro-Ro-Konzept „schwimmende Landstraße“.<br />

Andrea Kowalski machte deutlich, welche Bedeutung<br />

die Binnenschifffahrt für Schwergutverlader besitzt. Anhand<br />

des Beispiels der Siemens-Produktionsstätte in Mülheim an<br />

der Ruhr zeigte sie die Möglichkeit auf, Dampfturbinen direkt<br />

<strong>von</strong> der Fertigungshalle auf ein Binnenschiff zu verladen. Dieses<br />

Konzept läuft so erfolgreich, dass der Standort um eine<br />

weitere Produktionshalle erweitert wird. Karl-Heinz Ehrhardt<br />

(Magdeburger Häfen GmbH) zeigte anhand <strong>von</strong> Beispielen<br />

aus der Praxis auf, wie man mit individuellen Lösungen K<strong>und</strong>en<br />

für die Binnenschifffahrt gewinnen kann. Ein Importeur<br />

<strong>von</strong> Natursteinen ließ sich überzeugen, seine Ware vom<br />

Hamburger Hafen statt mit Lkw per Binnenschiff nach Magdeburg<br />

weiter zu transportieren <strong>und</strong> den Nachlauf zum Endempfänger<br />

gemäß der Kombiverkehrsregelungen mit Ladungsgewicht<br />

bis zu 28 t per Lkw zu organisieren. Dies hat für<br />

den K<strong>und</strong>en sowohl Kostenvorteile durch den günstigeren<br />

Binnenschiffstransport als auch durch die größeren Ladungsgewichte<br />

im Container!<br />

Das Messeforum war ein guter Einstieg für weitere ähnliche<br />

Veranstaltungen der InBiLo, mit denen die Initiative auch<br />

künftig die Vermarktung des Systems Wasserstraße forcieren<br />

will.


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 19<br />

Abfallübereinkommen ante portas<br />

Obwohl noch nichts eindeutig feststeht, so zeichnet es sich ab, dass das „Übereinkommen<br />

über die Sammlung, Abgabe <strong>und</strong> Abfällen in der Rhein- <strong>und</strong> Binnenschifffahrt“<br />

(Abfallübereinkommen) zur Jahreswende 2009/2010 in Kraft treten<br />

wird.<br />

Und das <strong>ist</strong> auch gut so: Einerseits <strong>ist</strong> zwar richtig,<br />

dass die Belastung der Schifffahrt mit den Kosten<br />

der Bilgenentölung nach Teil A des Übereinkommens<br />

zum falschen Zeitpunkt kommt. Andererseits<br />

stecken in seinem den Ladungsbereich betreffenden Teil B<br />

viele neue Ideen <strong>und</strong> Regelungen, die die Position der Schifffahrt<br />

im Tagesgeschäft stärken <strong>und</strong> letztlich auch der Umwelt<br />

zugute kommen. Ähnliches gilt für Teil C: Das ungeklärte<br />

Einleiten <strong>von</strong> Grau- <strong>und</strong> Schwarzwässern der Fahrgastschiffe<br />

in die Gewässer <strong>ist</strong> nicht <strong>mehr</strong> zeitgemäß. Und wo es im B<strong>und</strong>esgebiet<br />

noch Mängel bei der Entsorgung <strong>von</strong> Abfällen gibt,<br />

sollten diese im Lichte des Übereinkommens beseitigt werden.<br />

Über die derzeitige wirtschaftliche Situation der Binnenschifffahrt<br />

<strong>ist</strong> in dieser Ausgabe des Report ausführlich berichtet<br />

worden. Unter diesem Eindruck hatte der BDB im Mai<br />

2009 dem B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium vorgeschlagen, das<br />

Abfallübereinkommen wie geplant zur Jahreswende in Kraft<br />

zu setzen, dabei aber die Kosten der Entsorgung - soweit sie<br />

in Deutschland anfallen - für zwei Jahre zu übernehmen. In<br />

den ersten Diskussionen <strong>ist</strong> daraus der Vorschlag entstanden,<br />

das Inkrafttreten des Abfallübereinkommens komplett zu<br />

verschieben. Ernsthafte Realisierungschancen hätte ein solcher<br />

Vorschlag nur, wenn er unmittelbar zum Gegenstand internationaler<br />

Beratungen auf höchster Ebene gemacht würde.<br />

Hier<strong>von</strong> <strong>ist</strong> nichts bekannt. Auf <strong>Arbeit</strong>sebene stehen alle<br />

Vertragsstaaten <strong>einer</strong> Verschiebung des Inkrafttretens äußerst<br />

skeptisch gegenüber.<br />

Deshalb gehen die vorbereitenden Maßnahmen für ein Inkrafttreten<br />

des Abfallübereinkommens zum Jahresende auch<br />

unbeeindruckt <strong>von</strong> dem in Deutschland unterbreiteten Vorschlag<br />

weiter. Weil es auf internationaler Ebene kaum noch<br />

etwas anderes zu regeln gibt (Ausnahme: Übergangsfr<strong>ist</strong>en<br />

für die Fahrgastschifffahrt), betreffen diese Vorbereitungen<br />

vorrangig ein Thema: Die Entwicklung eines elektronischen<br />

Systems zur Erhebung der Entsorgungsentgelte mittels Chipkarte,<br />

mobilen Datenterminals <strong>und</strong> Datenbanksystem. Nach<br />

den Vorgaben der ZKR soll in nur etwa sechs Monaten ein solches<br />

System entwickelt <strong>und</strong> betriebsbereit abgeliefert werden.<br />

Falls es Anfang Juli zur Vertragsunterzeichnung mit einem<br />

Auftragnehmer kommt, <strong>ist</strong> frühestens Anfang Januar<br />

mit einem solchen System zu rechnen. Um <strong>immer</strong> neue Verschiebungen<br />

des Inkraftsetzungstermins wie bei der Einführung<br />

der LKW-Maut zu verhindern, sollte die vorgesehen Entwicklungsphase<br />

<strong>von</strong> nur sechs Monaten <strong>von</strong> vornherein um<br />

einige Monate verlängert werden.<br />

Trotz dieser vernünftig erscheinenden Planung des Termins,<br />

zu dem die Finanzierung der Bilgenentölung in Kraft<br />

tritt, kann es dennoch sein, dass das Übereinkommen bereits<br />

in 2009 in Kraft tritt. Die ZKR hat den Vorschlag entwickelt,<br />

den Termin für die Finanzierung der Bilgenentölung <strong>und</strong> den<br />

Termin für das Inkrafttreten des Abfallübereinkommens <strong>von</strong>einander<br />

abzukoppeln. Eine solche Entscheidung hätte den<br />

einen oder anderen Vorzug. Letzten Endes müssen aber die<br />

deutschen B<strong>und</strong>esländer mitziehen, die bisher noch die<br />

Bilgenentölung am Rhein <strong>und</strong> an der Weser komplett aus<br />

öffentlichen Kassen finanzieren.<br />

© BEV


© HHLA<br />

20 REPORT - NR. 2, 2009<br />

Burchardkai in den siebziger Jahren <strong>und</strong> heute<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

Binnenschifffahrt im<br />

Hamburger Hafen hat Zukunft<br />

Ein <strong>von</strong> der Behörde für Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong> der Freien <strong>und</strong> Hansestadt<br />

Hamburg in Auftrag gegebenes Gutachten der Firma UNICONSULT Universal<br />

Transport Consulting GmbH räumt der Binnenschifffahrt im Hamburger Hafen<br />

gute Zukunftschancen ein<br />

Die Studie, die am 17. Juni 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt<br />

wurde, beinhaltet im wesentlichen fünf<br />

Handlungsempfehlungen: „Entmischung“ <strong>von</strong> See<strong>und</strong><br />

Binnenschiffsumschlag im Hamburger Hafen,<br />

Schaffung <strong>von</strong> neuem modernem Schiffsraum, Sicherstellung<br />

le<strong>ist</strong>ungsfähiger Wasserstraßen im Hinterland, Optimierung<br />

<strong>von</strong> Log<strong>ist</strong>ikprozessen <strong>und</strong> Aufbau neuer Verteilzentren im<br />

Hamburger Hinterland sowie Gestaltung eines unterstützenden<br />

ordnungspolitischen Rahmens, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Binnenschifffahrt zu sichern. „Das Gutachten zeigt,<br />

welche Chancen das Binnenschiff als nachhaltigster Verkehrsträger<br />

hat. Nun gilt es, die in der Studie aufgezeigten Herausforderungen<br />

in enger Kooperation mit den Binnenreedereien,<br />

den Binnenhäfen <strong>und</strong> den Akteuren im Hafen Hamburg konsequent<br />

zu bewältigen.“, sagte Wirtschaftssenator Axel Gedaschko<br />

anlässlich der Veröffentlichung der Studie. Die nächste Etappe<br />

wird nun sein, Umsetzungsmöglichkeiten der beschriebenen<br />

Vorschläge im engen Dialog mit Praxisakteuren zu erarbeiten.<br />

Hierzu <strong>ist</strong> beabsichtigt, einen <strong>Arbeit</strong>skreis im Rahmen der<br />

Log<strong>ist</strong>ik-Initiative Hamburg zu etablieren. Zudem soll der enge<br />

Schulterschluss mit den Beteiligten im Elbstromgebiet gesucht<br />

werden. Interessierten steht die Studie unter „http://www.<br />

hamburg.de/bwa/pressemitteilungen/nofl/1547250/2009-06-<br />

17-bwa-binnenschiffsstudie.html“ als PDF-Datei zur Verfügung.<br />

Masterplan Hafen Hamburg<br />

Auch Hafen Hamburg rechnet mit Wachstum <strong>und</strong> arbeitet<br />

an einem eigenen Konzept. Das in den letzten Jahren stetig<br />

wachsende Umschlagaufkommen, die zunehmende räumliche<br />

wie verkehrliche Verflechtung haben den Hamburger<br />

Hafen 2008 veranlasst, die Erstellung eines „Masterplans<br />

Wasserstraßen Hamburger Hafen“ in Auftrag zu geben. Die<br />

Hamburg Port Authority beauftragte die BTM Transport Solutions<br />

GmbH <strong>und</strong> die ISL Baltic Consult GmbH, diesen<br />

Masterplan zu erstellen. In zwei Veranstaltungen - erste mit<br />

dem Schwerpunkt Seeschifffahrt, zweite mit dem Schwerpunkt<br />

Binnenschifffahrt - wurden erste Ergebnisse des<br />

Masterplans mit den Teilnehmern diskutiert.<br />

Trotz der derzeit geänderten wirtschaftlichen Situation<br />

werden nach wie vor für die Zukunft erhebliche Mengenzuwächse<br />

in Hamburg erwartet. Neben der Sicherstellung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens <strong>ist</strong> Ziel dieses<br />

Masterplans, einen sicheren <strong>und</strong> reibungslosen Ablauf des<br />

Schiffsverkehrs im Hafen zu gewährle<strong>ist</strong>en, Lösungsansätze<br />

für eine verbesserte Anbindung der Binnenwasserstraßen,<br />

insbesondere der Ober- <strong>und</strong> Unterelbe an den Hamburger<br />

Hafen zu erarbeiten, die Binnenschifffahrt zur Entlastung<br />

der Hinterlandverkehre zu nutzen <strong>und</strong> die Ergebnisse in die<br />

politische Diskussion einzubringen.


© WSD-Ost<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 21<br />

Ergebnisse <strong>von</strong><br />

Cleanest Ship vorgestellt<br />

Das Ende 2007 angelaufene Forschungsprojekt<br />

„Cleanest Ship“ hat die<br />

Erwartungen der Experten für umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />

Schiffsbetrieb weitgehend<br />

erfüllt. Das meldet das mit dem einjährigen<br />

Betrieb <strong>von</strong> MS VICTORIA betraute<br />

Konsortium des CREATING-Teams.<br />

Das BP gehörende Schiff zeigte im Probebetrieb,<br />

dass durch den Einsatz <strong>von</strong><br />

Partikelfiltern <strong>und</strong> Katalysatoren der<br />

Ausstoß <strong>von</strong> Partikeln <strong>und</strong> Schadstoffen<br />

um über 80 Prozent gesenkt werden<br />

kann. An CREATING, einem Projekt<br />

des 6. Rahmenprogramms, hatte sich<br />

das Gewerbe über die Europäische Binnenschiffahrts<br />

Union, dem internationalen<br />

Dachverband des BDB, beteiligt.<br />

Detaillierte Messergebnisse sind unter<br />

www.cleanest-ship.eu verfügbar.<br />

VDE Nr. 17<br />

Auf eine Kleine Anfrage der LINKEN zu<br />

Bedarf <strong>und</strong> Prognosen des Verkehrsprojekts<br />

Deutsche Einheit Nr. 17, der Wasserstraßenverbindung<br />

zwischen Niedersachsen<br />

<strong>und</strong> Berlin, hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />

im Mai 2009 mit einem klaren<br />

Bekenntnis zur hohen volkswirtschaftlichen<br />

Rentabilität des Projekts<br />

geantwortet (Drucksache 16/12920). Ein<br />

Ausbauverzicht in einzelnen Teilab-<br />

Eine Fotomontage des neuen Schiffshebewerks Niederfinow<br />

schnitten würde den verkehrlichen Nutzen<br />

der Gesamtmaßnahme in Frage<br />

stellen, erklärt die Regierung mit Blick<br />

auf den Ausbau des Sacrow-Paretzer-<br />

Kanals, der zur Zeit auf Antrag der Stadt<br />

Potsdam <strong>und</strong> des BUND vor dem B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht<br />

in Leipzig überprüft<br />

wird.<br />

Motorenförderung<br />

erfolgreich<br />

Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Förderprogramms<br />

für abgasärmere Dieselmotoren<br />

in der Binnenschifffahrt<br />

kann das Gewerbe eine positive Zwischenbilanz<br />

ziehen. Bis Ende April<br />

2009 lagen bei der für die Förderung<br />

zuständigen Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

West in Münster 323 Anträge<br />

für Schiffsdieselmotoren vor, die 30<br />

Prozent weniger Partikel ausstoßen, als<br />

die seit 2007 geltenden Grenzwertstufen<br />

für Emissionen <strong>von</strong> Dieselmotoren<br />

in der Binnenschifffahrt vorsehen. Zufrieden<br />

<strong>ist</strong> der BDB auch, dass das zeitraubende<br />

Bewilligungsverfahren seit<br />

dem 2. Juni 2009 vereinfacht wurde, so<br />

dass die Unternehmer in der Binnenschifffahrt<br />

ab sofort schneller ein Angebot<br />

eines Motorenverkäufers annehmen<br />

<strong>und</strong> den Werftplatz zügiger reservieren<br />

können. Eine detaillierte Übersicht,<br />

auf welche Motoren- <strong>und</strong> Schiffs-<br />

kurz gemeldet<br />

typen sich die gut angenommene Förderung<br />

verteilt, kann auf der Website<br />

des Verbands im Servicebereich unter<br />

Downloads (R<strong>und</strong>schreiben) eingesehen<br />

werden.<br />

Zusätzliche 14 Anträge liegen nach<br />

dem Fördeprogramm bisher für Dieselpartikelfilter<br />

vor. Diese Zahl gibt die<br />

B<strong>und</strong>esregierung in ihrer Antwort auf<br />

eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE<br />

LINKE aus dem Mai 2009 bekannt<br />

(Drucksache 16/12918). Damit bestätigt<br />

sie den Eindruck des BDB, dass die Zahl<br />

entsprechender Förderanträge noch<br />

nicht sehr zahlreich <strong>ist</strong>, obwohl die Förderquote<br />

für Partikelfilter höher als bei<br />

Motoren <strong>ist</strong>.<br />

Feierliche Gr<strong>und</strong>steinlegung<br />

75 Jahre <strong>und</strong> 2 Tage nach Inbetriebnahme<br />

des Schiffshebewerks Niederfinow<br />

legte B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>er Wolfgang<br />

Tiefensee feierlich den Gr<strong>und</strong>stein<br />

für ein in zeitgemäßen Abmessungen<br />

neu zu errichtendes Hebewerk<br />

zwischen Berlin <strong>und</strong> Stettin. BDB-Präsident<br />

Dr. Gunther Jaegers sprach dazu<br />

am 23. Mai 2009 in seinem Grußwort<br />

die Glückwünsche des Gewerbes an die<br />

Region Ostbrandenburg aus, die nun<br />

mit weiterem Wachstum im Schiffsverkehr<br />

<strong>und</strong> Investitionen an der Wasserstraße<br />

rechnen kann.


22 REPORT - NR. 2, 2009<br />

kurz gemeldet<br />

Erster Spatenstich<br />

in Dörverden<br />

Bei Kaiserwetter führte die Parlamentarische<br />

Staatssekretärin im B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>erium,<br />

Karin Roth, am 20.<br />

Mai 2009 den ersten symbolischen<br />

Spatenstich zum Neubau der Schleuse<br />

Dörverden aus. Die Grußworte des Binnenschifffahrtsgewerbes<br />

sprach BDB-<br />

Vorstandsmitglied Albert Kohlmann (B.<br />

Dettmer Reederei GmbH, Bremen).<br />

Neue Förderkriterien<br />

Das EU-Förderprogramm Marco Polo<br />

soll künftig für die Binnenschifffahrt<br />

attraktiver werden <strong>und</strong> Meeresautobahnen<br />

fördern. <strong>Der</strong> EP-Verkehrsausschuss<br />

sprach sich am 31. März 2009<br />

dafür aus, die Mindestförderschwelle<br />

für Binnenschifffahrtsprojekte um 50<br />

Prozent auf 25 Mio. tkm je Projekt für<br />

die Gesamtlaufzeit <strong>von</strong> drei Jahren zu<br />

senken. Ursprünglich war eine Schwelle<br />

<strong>von</strong> jährlich 17 Mio. tkm vorgesehen.<br />

Für Projekte der Meeresautobahnen<br />

soll die Förderschwelle <strong>von</strong> 250 Mio.<br />

tkm auf 200 Mio. tkm sinken. Die Förderintensität<br />

wird <strong>von</strong> 1 auf 2 Euro je<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

(v.l.n.r.) Abteilungsleiter Bernd Schmidt (Niedersächsisches Verkehrsmin<strong>ist</strong>erium), BDB-Vorstandsmitglied<br />

Albert Kohlmann, Parl. Staatssekretärin Karin Roth (BMVBS), WSD-Präsidentin Ingelore<br />

Hering, MdB Reinhard Grindel (CDU)<br />

500 tkm des vermiedenen oder verlagerten<br />

Straßenverkehrs angehoben.<br />

Außerdem soll es künftig auch für Einzelunternehmen<br />

möglich sein, die Förderung<br />

zu beantragen. Wenn der EU-<br />

Rat zustimmt, könnten diese Reformen<br />

bereits beim Projektaufruf 2010 wirksam<br />

werden.<br />

Baack im Vorstand des SPC<br />

Mit überwältigender Mehrheit <strong>ist</strong> Robert<br />

Baack, Geschäftsführer der Lehnkering<br />

Reederei GmbH (Duisburg), am 15.<br />

April 2009 <strong>von</strong> den Mitgliedern des Vereins<br />

zur Förderung des Kurzstreckenseeverkehrs<br />

e.V. (VFKSV) im Amt des<br />

Vorstands bestätigt worden. <strong>Der</strong> im<br />

Jahr 2001 gegründete VFKSV <strong>ist</strong> Träger<br />

des ShortSeaShipping Inland Waterway<br />

Promotion Centers (SPC), das bei den<br />

Verladern <strong>und</strong> Spediteuren für die verstärkte<br />

Nutzung der Küsten- <strong>und</strong> Binnenschifffahrt<br />

wirbt. Robert Baack wird<br />

somit für weitere zwei Jahre die Interessen<br />

des deutschen Binnenschifffahrtsgewerbes<br />

im SPC vertreten.<br />

„Das SPC bietet durchaus Potenzial,<br />

die Binnenschifffahrt, die im Vergleich<br />

der Verkehrsträger nachgewiesenermaßen<br />

ökonomisch <strong>und</strong> ökologische Spitze<br />

<strong>ist</strong>, noch stärker zu fördern“, erklärte<br />

Baack im Anschluss an die Mitgliederversammlung.<br />

Zum Vorstandsvorsitzenden<br />

wurde Robert O. Drewes (THB<br />

Transport- <strong>und</strong> Handelsberatung<br />

GmbH, Bremen) gewählt, nachdem<br />

Renko Schmidt nicht wieder kandidierte.<br />

Neu in den Vorstand wählten die<br />

Mitglieder Detlef Bütow, Sächsische<br />

Binnenhäfen Oberelbe GmbH, Dresden.<br />

KV-Beihilfe wieder in Kraft<br />

Die EU-Kommission hat am 10. März<br />

2009 die deutsche KV-Beihilferegelung<br />

nach langer Verzögerung genehmigt.<br />

Damit konnte die „Richtlinie zur Förderung<br />

der Umschlaganlagen des Kombinierten<br />

Verkehrs“ zum 6. April 2009 in<br />

Kraft treten. Die Vorgängerregelung<br />

vom 10. März 2006 lief bereits zum 31.<br />

Dezember 2008 aus. Die neue Regelung<br />

gilt bis zum 31. Dezember 2011 <strong>und</strong> hat<br />

ein Volumen <strong>von</strong>. 115 Mio. Euro jährlich.<br />

Die Beihilfehöchstintensität beträgt 85 %.<br />

Gefördert werden die Errichtung <strong>und</strong><br />

Erweiterung <strong>von</strong> Terminals für den<br />

Kombinierten Verkehr sowie die Beschaffung<br />

<strong>von</strong> Umschlaggeräten. <strong>Der</strong><br />

Text der neuen Richtlinie kann auf<br />

der Website des BMVBS unter<br />

www.bmvbs.de/Verkehr/Gueterverkehr-<br />

Log<strong>ist</strong>ik-,1413/Kombinierter-Verkehr.htm<br />

abgerufen werden.<br />

ITF 2009<br />

Das diesjährige Weltverkehrsforum<br />

(ITF) fand vom 26. bis 29. Mai 2009 unter<br />

der Präsidentschaft der Türkei zum<br />

Thema „Verkehr für eine globale Wirtschaft<br />

– Herausforderungen & Chancen<br />

in der Wirtschaftskrise“ statt. Das Weltverkehrsforum<br />

<strong>ist</strong> eine überstaatliche<br />

Institution innerhalb der Organisation<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Entwicklung (OECD) <strong>und</strong> findet<br />

einmal jährlich in Leipzig statt. Als globale<br />

Plattform – ähnlich wie das Weltwirtschaftsforum<br />

in Davos – für Politiker,<br />

Vertreter des internationalen<br />

Transportwesens <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

wurde das Weltverkehrsforum vom Min<strong>ist</strong>errat<br />

der Europäischen Verkehrsmin<strong>ist</strong>erkonferenz<br />

im Mai 2006 gegründet.<br />

Das Forum bringt heute 52 Verkehrsmin<strong>ist</strong>er<br />

mit dem Ziel zusammen,<br />

politischen Entscheidungsträgern <strong>und</strong>


INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V. NR. 2, 2009 - REPORT 23<br />

privaten Interessenvertretern eine<br />

Plattform für die Zusammenarbeit zu<br />

global <strong>wichtigen</strong> Verkehrsfragen zu bieten<br />

<strong>und</strong> ein tieferes Verständnis der<br />

Rolle des Verkehrssektors als eine der<br />

Schlüsselbranchen der Wirtschaft zu<br />

wecken. Dieses Jahr kamen <strong>mehr</strong> als<br />

900 Teilnehmer nach Leipzig. Das<br />

nächste Weltverkehrsforum wird sich<br />

dem Thema „Verkehr <strong>und</strong> Innovation“<br />

widmen <strong>und</strong> vom 25. bis 28. Mai 2010<br />

wieder in Leipzig, diesmal unter der Präsidentschaft<br />

Kanadas, stattfinden.<br />

EBU-Seminar<br />

Am 25. Februar 2009 veranstaltete die<br />

Europäische Binnenschiffahrts Union<br />

(EBU) ihr drittes jährliches Seminar in<br />

Brüssel. Unter dem Titel „Greening<br />

Transport & Inland Navigation“ wurden<br />

die im Sommer 2008 veröffentlichte<br />

Strategie der EU-Kommission zu umweltfre<strong>und</strong>licher<br />

Mobilität <strong>und</strong> zur Internalisierung<br />

externer Kosten sowie<br />

das Anfang Februar veröffentlichte<br />

Grünbuch zur TEN-T-Politik der EU diskutiert.<br />

EBU-Präsident Dr. Philippe Grulois<br />

forderte, dass eine nachhaltige Ver-<br />

kehrspolitik auf eine Verlagerung auf<br />

umweltfre<strong>und</strong>liche Verkehrsträger mit<br />

Kapazitätsreserven wie die Binnenschifffahrt<br />

abzielen müsse. Dies müsse<br />

auch bei der TEN-T-Strategie zum Tragen<br />

kommen. Die gegenüber der Kommission<br />

formulierte Forderung der EBU,<br />

die Binnenschifffahrt bei der Überarbeitung<br />

der gemeinschaftlichen Leitlinien<br />

für das Transeuropäische Verkehrsnetz<br />

(TEN-T Revision) stärker zu berücksichtigen,<br />

<strong>ist</strong> auch in dem aktuellen Geschäftsbericht<br />

2008/2009 der EBU<br />

nachzulesen.<br />

Erstes Nationales<br />

Hafenkonzept<br />

Das erste Nationale Hafenkonzept wurde<br />

am 17. Juni 2009 <strong>von</strong> der B<strong>und</strong>esregierung<br />

verabschiedet. „Mit dem Nationalen<br />

Hafenkonzept stellen wir erstmals<br />

eine Strategie für unsere See- <strong>und</strong><br />

Binnenhafenpolitik der kommenden<br />

zehn Jahre vor. Damit wollen wir die<br />

Kooperation der Häfen untereinander<br />

verstärken", erklärte B<strong>und</strong>esverkehrsmin<strong>ist</strong>er<br />

Wolfgang Tiefensee anlässlich<br />

des Kabinettbeschlusses zum Nationa-<br />

kurz gemeldet<br />

len Hafenkonzept für die See- <strong>und</strong> Binnenhäfen.<br />

Das Nationale Hafenkonzept<br />

<strong>ist</strong> Teil des Masterplans Güterverkehr<br />

<strong>und</strong> Log<strong>ist</strong>ik. Es beschreibt erstmalig<br />

die gesamtwirtschaftliche Bedeutung<br />

der deutschen See- <strong>und</strong> Binnenhäfen<br />

<strong>und</strong> stellt insgesamt 33 konkrete Einzelmaßnahmen<br />

vor, mit denen B<strong>und</strong>, Länder,<br />

Kommunen, Wirtschaft, Gewerkschaften<br />

<strong>und</strong> Verbände die deutschen<br />

See- <strong>und</strong> Binnenhäfen stärken <strong>und</strong> ihre<br />

Wettbewerbsfähigkeit verbessern sollen.<br />

Trotz des in der endgültigen Fassung<br />

des Nationalen Hafenkonzept erneut<br />

bekräftigten Bekenntnisses der<br />

B<strong>und</strong>esregierung zu dem im Rahmen<br />

der Koalitionsvereinbarung vom 11. November<br />

2005 erklärten Ziel, die Bedeutung<br />

der Binnenschifffahrt als sicheren<br />

<strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lichen Verkehrsträger<br />

im Gesamtverkehrssystem zu steigern<br />

<strong>und</strong> bis 2015 den Anteil der Binnenschifffahrt<br />

auf 14 % zu erhöhen, gab<br />

es gegenüber dem Entwurf einige Verschlechterungen.<br />

So <strong>ist</strong> die im Entwurf<br />

noch enthaltene Zusage der Verlängerung<br />

des Motorenförderprogramms um<br />

weitere zwei Jahre gestrichen worden.<br />

Dr. Pavel Skvara, Stellvertretender Verkehrsmin<strong>ist</strong>er <strong>von</strong> Tschechien, mit der EBU-Generalsekretärin Resi Hackst<strong>einer</strong> <strong>und</strong> dem EBU-Präsidenten<br />

Dr. Philippe Grulois am Rande des EBU-Seminars.


24 REPORT - NR. 2, 2009<br />

kurz gemeldet<br />

Das Forschungsprogramm „Schifffahrt<br />

<strong>und</strong> Meerestechnik für das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert"<br />

wird vom B<strong>und</strong> nur noch „im Rahmen<br />

s<strong>einer</strong> Möglichkeiten" weitergeführt.<br />

Neu <strong>ist</strong>, dass der B<strong>und</strong> aus dem<br />

Nationalen Innovationsprogramm für<br />

Wasserstoff- <strong>und</strong> Brennstoffzellentechnologie<br />

(NIP) das Leuchtturmprojekt<br />

"E4Ships - saubere Energien für Schiffe"<br />

bis 2015 mit rd. 15 Mio. Euro fördern<br />

wird. Vorgesehene Maßnahmen für die<br />

Binnenschifffahrt sind: wasser- <strong>und</strong><br />

landseitige Anbindung der Binnenhäfen<br />

verbessern, durch Kombinierten<br />

Verkehr die Verlagerung <strong>von</strong> Straßengüterverkehr<br />

auf die umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />

Verkehrsträger Wasserstraße <strong>und</strong><br />

Schiene unterstützen, Engpässe bei der<br />

Abfertigung <strong>von</strong> Binnenschiffen in den<br />

Seehäfen beseitigen, bürokratische Hindernisse<br />

für die Binnenschifffahrt abbauen<br />

<strong>und</strong> Binnenschifffahrtsabgaben<br />

aus Wettbewerbssicht überprüfen.<br />

PLATINA feiert Abschluss<br />

des ersten Projektjahres<br />

Das zweite Treffen des PLATINA (Platform<br />

for the implementation of NAIA-<br />

DES) Steuerungskomitees fand am 16.<br />

<strong>und</strong> 17. Juni 2009 in Wien statt. Dabei<br />

stellten die 22 Projektpartner aus 9 Ländern<br />

ihre an den Säulen des NAIADES-<br />

Aktionsprogramms ausgerichteten <strong>Arbeit</strong>saufträge<br />

<strong>und</strong> den daraus erzielten<br />

Zwischenergebnissen den Vertretern<br />

der Europäischen Kommission, der nationalen<br />

Verkehrsmin<strong>ist</strong>erien sowie der<br />

europäischen Gewerbeverbände <strong>und</strong><br />

anderen Beteiligten vor. So gab es neben<br />

der Plenarsitzung Diskussionsforen<br />

zu den Bereichen „Märkte“, „Flotte“,<br />

„<strong>Arbeit</strong>splätze <strong>und</strong> Fachkenntnisse“,<br />

„Image“ <strong>und</strong> „Infrastruktur“, in denen<br />

die Projektpartner Rede <strong>und</strong> Antwort zu<br />

den Fortschritten ihres <strong>Arbeit</strong>spaketes<br />

standen. Ein R<strong>und</strong>er Tisch zur Wirtschaftskrise<br />

in der Binnenschifffahrt, an<br />

dem neben Pawel Stelmaszczyk, Abteilungsleiter<br />

B 3 (u.a. für Binnenschifffahrt)<br />

bei der EU-Kommission, die Generalsekretärin<br />

der EBU, Theresia Hackst<strong>einer</strong>,<br />

der Vorstand der ESO, Henk van<br />

der Velde <strong>und</strong> der Geschäftsführer der<br />

EDDSG, Janos Litvai, teilnahmen, wurde<br />

<strong>von</strong> Manfred Seitz, Geschäftsführer der<br />

via donau, moderiert. Umfangreichere<br />

Ergebnisse werden in der<br />

nächsten Report-Ausgabe vorgestellt.<br />

Weitere Informationen sind unter<br />

www.naiades.info erhältlich.<br />

INFORMATIONEN DES BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFAHRT E. V.<br />

ADRESSFELD<br />

IVR-Kongress<br />

Eine große Anzahl IVR-Mitglieder nahm<br />

am 28. <strong>und</strong> 29. Mai 2009 am jährlichen<br />

IVR-Kongress in Bordeaux teil. Im Rahmen<br />

des Kongresses fanden die Sitzungen<br />

der Havarie Kommission, des Verwaltungsrates<br />

<strong>und</strong> die Generalversammlung<br />

statt. Georg Hötte übergab<br />

am Ende seines Vorsitzes die IVR-Präsidentschaft<br />

an Jeffrey Piarrat, französischer<br />

Delegierter im Direktionsausschuss<br />

<strong>und</strong> Vertreter des Comité des<br />

Armateurs Fluviaux in Paris. Am 28. Mai<br />

2009 wurde im Rahmen des Kongresses<br />

ein Workshop zum Thema "Sondertransporte<br />

in der Binnenschifffahrt" abgehalten.<br />

Die Vorträge des Kongresses<br />

<strong>und</strong> die Workshop-Präsentationen können<br />

über die Internetseite der IVR<br />

„www.ivr.nl“ heruntergeladen werden.<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: B<strong>und</strong>esverband der<br />

Deut schen Binnenschiffahrt e. V. (BDB).<br />

Präsident: Dr. Gunther Jaegers. Redaktion<br />

<strong>und</strong> verantwortlich für den Inhalt: Geschäftsführer<br />

RA Jens Schwanen, Sprecher<br />

der Geschäftsführung.<br />

ANSCHRIFT:<br />

Dammstraße 15-17<br />

47119 Duisburg<br />

Telefon 02 03 / 8 00 06 50<br />

Telefax 02 03 / 8 00 06 21<br />

InfoBDB@Binnenschiff.de<br />

http://www.binnenschiff.de<br />

LAYOUT UND SATZ: knauerdesign, Overath,<br />

www.knauerdesign.de.<br />

DRUCK: Baecker + Häbel Satz <strong>und</strong> Druck<br />

GmbH, Willich.<br />

<strong>Der</strong> Report <strong>ist</strong> zum Postzeitungsdienst<br />

zugelassen <strong>und</strong> hat das Vertriebskennzeichen<br />

K 122 88. <strong>Der</strong> Bezug <strong>ist</strong> kostenlos.<br />

<strong>Der</strong> Nachdruck <strong>ist</strong> gegen ein Belegexemplar<br />

erlaubt.

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