Palliation respiratorischer Symptome - Netzwerk Palliativmedizin ...
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>> Handlungsempfehlung: <strong>Palliation</strong> <strong>respiratorischer</strong> <strong>Symptome</strong><br />
Symptomatische Behandlung<br />
Ist eine ursächliche Behandlung nicht möglich oder hat sich der Erfolg einer spezifischen Behandlung<br />
noch nicht eingestellt, erfolgt eine alleinige bzw. eine zusätzliche symptomorientierte Behandlung. Bei<br />
der symptomatischen Therapie von Dyspnoe existiert kein Äquivalent zur „Stufentherapie“ wie bei der<br />
Behandlung von Tumorschmerzen.<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Bei mit reversibler bronchialer Obstruktion einhergehenden Erkrankungen können b-Adrenergika<br />
(inhalativ, s.c., i.v., p.os), Anticholinergika (inhalativ, s.c., i.v.) und Methylxanthine (s.c., i.v., p.os)<br />
zur Bronchodilatation eingesetzt werden. Eine unkritische Gabe, etwa bei Fehlen jedweder bronchialer<br />
Obstruktion, sollte aber unterbleiben, da hier die Nebenwirkungen (Tachykardie, Mundtrockenheit)<br />
den seltenen geringen Nutzen überwiegen.<br />
Der Effekt von Kortikosteroiden auf das respiratorische System beruht zum einen auf ihrer antiödematösen<br />
Wirkung, die bei hochdosierter peroraler Gabe rasch eintritt, z.B. bei der Therapie der<br />
oberen Einflusstauung, zum anderen auf ihrer antiinflammatorischen und antiobstruktiven Wirkung.<br />
In der <strong>Palliation</strong> von Tumorpatienten mit Dyspnoe ist einer der wesentlichen Behandlungsansätze<br />
die Suppression des „respiratorischen Bewusstseins“; dies ist nicht gleichbedeutend mit einer<br />
Reduktion des Atemantriebes. Psychopharmaka, die in der Behandlung von Dyspnoe Anwendung<br />
finden, sind Benzodiazepine und Neuroleptika, insbesondere aus der Gruppe der Phenothiazine. Es<br />
existieren einige Studien, in denen die Wirksamkeit von Neuroleptika bei der Therapie von Dyspnoe<br />
belegt wurde. So konnte ein antidyspnoeischer Effekt sowohl von Chlorpromazin als auch von Promethazin<br />
gezeigt werden. In anderen Studien fand sich jedoch kein positiver Effekt auf die Ausprägung<br />
einer Dyspnoe, so dass man die beobachteten Effekte zum einen als substanzspezifisch ansehen muss<br />
und diese Substanzgruppe als Reservemedikation gelten sollte.<br />
Benzodiazepine haben eine stärkere atemdepressive Wirkung als die meisten Opioide. Da Benzodiazepine<br />
die atemdepressive Wirkung der Opioide jedoch verstärken, ist ihr Einsatz mit Blick auf<br />
die Tachyphylaxie der antidyspnoeischen Wirkung der Opiate durchaus sinnvoll. Eine weitere Indikation<br />
liegt in der anxiolytischen Behandlung bei Patienten mit akuter Dyspnoe (z. B. Lorazepam 1-2,5 mg<br />
präferenziell s.l., alternativ p.os.).<br />
Natürliche und synthetische Cannabinoide: therapeutisch relevante antidyspnoeische Effekte<br />
werden erst bei starker Sedierung erreicht werden. Daher finden Cannabinoide bei der Therapie von<br />
Dyspnoe aktuell keine Anwendung in der Praxis.<br />
Lokalanästhetika blockieren J-Rezeptoren im Lungenparenchym, reduzieren die Wahrnehmung<br />
eines erhöhten intrapulmonalen Drucks und wirken antidyspnoeisch obwohl sie paradoxerweise den<br />
hyperkapnische Atemantrieb erhöhen. Inhalierte Lokalanästhetika können allerdings zu schwersten<br />
Nebenwirkungen im Bereich der oberen Atemwege führen (gelegentlich tödliche Bronchospasmen)<br />
und sind daher therapiefraktären Situationen vorbehalten.<br />
Opioide entfalten ihre Hauptwirkung im CO2-sensitiven Atemzentrum, können auch über eine<br />
zentrale Sympathikolyse (z.B. bei Patienten mit beginnender Herzinsuffizienz) antidyspnoeisch<br />
wirken, oder indem sie durch ihre direkte sedierende Wirkung mit messbarem Effekt auf kognitive<br />
Funktionen die Empfindung von Dyspnoe reduzieren.<br />
Viele Tumorpatienten, die an Dyspnoe leiden, sind nur intermittierend dyspnoeisch, üblicherweise<br />
in Zusammenhang mit körperlicher Belastung oder durch Verlegung der Atemwege mit Bronchialsekret<br />
oder Blut. Bei diesen Patienten kann eine antizipatorische oder bedarfsweise Einnahme von normal<br />
freisetzenden Opioidzubereitungen mit schnellem Wirkeintritt durchaus sinnvoll sein. Bei Patienten<br />
mit chronischer Atemnot, z.B. bei Lymphangiosis carcinomatosa, ist eine regelmäßige Dauermedikation<br />
hingegen gerechtfertigt. In diese Situation ist der intermittierenden Applikation nicht-retardierten<br />
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