BLICK - OPUS - Universität Würzburg
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Die Macht der Zahlen<br />
<strong>BLICK</strong> 0 - 008<br />
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selungen sind. Sie bilden damit das Fundament des Online-Handels.<br />
Weil 6das Errechnen von Primzahlen viel Zeit<br />
braucht, dauert auch das Knacken von Primzahlcodes lange:<br />
40 Billiarden Jahre, so prahlten die Erfinder des RSA-Codes<br />
im Jahre 1977, würde es dauern, ihren Code zu knacken, der<br />
auf einer Primzahl mit 129 Stellen basierte. 1994 wurde der<br />
1RSA-Code dann doch geknackt: 600 Hobbykryptologen<br />
hatten ihre Rechner per Internet zu einer Primzahlsuchmaschine<br />
verbunden und so die Nachricht entschlüsselt. Der<br />
Triumph widerlegte nicht die Bedeutung der Primzahlen,<br />
sondern inspirierte vielmehr eine neue Methode, im Steinbruch<br />
der Ziffern per Internet noch schneller noch größere<br />
Primzahlen zu schürfen. Jeder, der bei Gimps mitmacht,<br />
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kann für eine Weile zum Mathematik-Star werden, wenn er<br />
das Glück hat, dass ausgerechnet auf seinem Rechner eine<br />
neue Primzahl gefunden wird..<br />
4, 5, 7, 13, 23, 42, 88, 220, 666, 2000 - Magische Zahlen<br />
Öffentlichkeit rückte, sowie die 42,<br />
beliebt vor allem bei Kennern der<br />
Blödel-Trilogie<br />
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5„Per Anhalter durch<br />
die Galaxis“. Und dennoch mag die<br />
Zahlenmystik als Mutter der Mathematik<br />
gelten, denn meist warf die<br />
fieberhafte Suche nach göttlichen<br />
Zahlengesetzen sozusagen als Abfallprodukt<br />
allerlei alltagstaugliche<br />
Erkenntnisse ab – denken wir nur<br />
an die heilige Zahl Phi oder an die<br />
Verehrung des Binärsystems durch<br />
Freiherr von Leibniz.<br />
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Gehorcht die Natur mathematischen Regeln? Und lässt sich Schönheit berechnen? Die Kerne in der Blüte einer Sonnenblume<br />
sind spiralförmig angeordnet, wobei die Anzahl der Spiralen sich stets mit einer der Zahlen aus der sogenannten Fibonacci-<br />
Reihe angeben lässt: 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144 und so weiter. Auch Gänseblümchen folgen diesem Gesetz und haben<br />
entweder 34, 55 oder bisweilen sogar 89 Blütenblätter. Und sogar Kaninchenpopulationen sollen diesem Gesetz folgen.<br />
Die Fibonacci-Reihe ergibt sich aus einer einfachen Regel: Addiere die letzten beiden Zahlen und du erhältst die nächsthöhere.<br />
Und je weiter die Fibonacci-Reihe gegen Unendlich fortgesetzt wird, desto mehr nähert sich das Verhältnis zwischen<br />
zwei Nachbarzahlen dem Wert 1,618... an. Phi läßt sich nicht durch einen Bruch darstellen, ist also eine sogenannte irrationale<br />
Zahl. Ihr Zahlenverhältnis entspricht wiederum der Zahl Tau, dem sogenannten Goldenen Schnitt, der in der griechischen<br />
und ägyptischen Baukunst häufig Verwendung fand.<br />
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Gefunden wurde Phi zufällig, als der italienische Gelehrte Leonardo da Pisa, Spitzname Fibonacci, im Jahre 1225 an einem<br />
Preisausschreiben teilnahm: Kaiser Friedrich II. brauchte eine Formel, um seine Kaninchenzucht zu planen. Wenn er also<br />
mit einem Kaninchenpaar beginnt, das jeden Monat ein Paar Junge wirft, die wiederum einen Monat bis zur Geschlechtsreife<br />
brauchen – wie viele Kaninchen befänden sich nach einer beliebigen Anzahl an Monaten im kaiserlichen Kaninchenstall? Wie<br />
so oft in der Mathematik warf die Lösung neue Fragen auf: Warum Sonnenblumen und Tempel denselben Regeln folgen wie<br />
die Fortpflanzungsgewohnheiten geschlechtsreifer Karnickel, wird wohl nie jemand rational erklären können.<br />
Primzahlen: geheimnisvoller Rohstoff der Internet-Ökonomie<br />
Primzahlen sind, wie der Name schon sagt, der erste<br />
Grundbaustein der Zahlenwelt, teilbar nur durch sich selbst<br />
und durch eins. Dass die 1 nicht als Primzahl gilt, ist nicht<br />
logisch, sondern einfach Konvention. Primzahlen sind ein<br />
wertvoller Rohstoff, denn sie sind schwer zu errechnen;<br />
eine einfache Regel zum Finden einer Primzahl gibt es<br />
nicht. Zwar besagt eine Theorie, dass zwischen einer Zahl<br />
und einer doppelt so großen Zahl immer zumindest eine<br />
Primzahl liegt, doch werden sie mit zunehmender Zahlengröße<br />
immer seltener: Beträgt ihr Anteil an den einstelligen<br />
Zahlen noch 40 Prozent, so sinkt er bei den 100-stelligen<br />
unter ein halbes Prozent. Besonders rar sind die sogenannten<br />
Primzahlzwillinge, die nur von einer geraden (also durch<br />
zwei teilbaren) Zahl getrennt werden: 1997 und 1999 zum<br />
Beispiel. Doch gerade die großen Primzahlen-Findlinge mit<br />
über hundert Stellen sind der Stoff, aus dem die Verschlüs-<br />
Die europäische 13 entspricht in Teilen<br />
Asiens der 4 – zumindest, wenn<br />
es um Unglück geht. Auf chinesisch<br />
klingt das Wort für „Vier“ so ähnlich<br />
wie das Wort für „Tod“, und daher<br />
wird die Zahl in Fahrstühlen, in Flugzeugen<br />
und auf Parkplätzen ausgelassen:<br />
Auf die Drei folgt die Fünf.<br />
Wobei die Fünf übrigens den alten<br />
Griechen als die Zahl des Menschen<br />
galt, denn sie setzte sich zusammen<br />
aus der „männlichen“, weil ungeraden,<br />
Drei und der „weiblichen“, weil<br />
1,6180339887 ... - Phi, die Fibonaccizahl<br />
geraden, Zwei. Auch im Judentum<br />
ist die Angst vor der 13, im Fachjargon<br />
„Triskaidekaphobie“ genannt,<br />
unbekannt. Im Gegenteil: Nach<br />
der mystischen Lehre der Kabbala<br />
verfügt das Paradies über 13 himmlische<br />
Quellen, 13 Tore der Gnade<br />
und 13 Ströme von Balsam. Weitere<br />
in der Zahlenmystik beliebte Werte<br />
sind die 23, eine Zahl, die Ende der<br />
90er-Jahre durch den gleichnamigen<br />
Film über den zahlengläubigen Hacker<br />
Karl Koch ins Bewusstsein der<br />
Hilmar Schmundt<br />
thema