Workshop zur Fremdunterbringung von Anja Zehnpfund

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Qualifizierte Rückführungshilfen und generelle Elternarbeit finden in den Einrichtungen bzw. in Kooperation mit den Einrichtungen nicht statt. Es gibt viele Eltern, die nicht in der Lage sind, sich gut um ihr Kind zu kümmern, die aber eine sehr enge emotionale Ebene haben. Eltern, die abgeben, sind mitnichten immer schlechte Eltern. Oft handeln Eltern sehr verantwortungsbewusst, wenn sie ihr Kind abgeben. Aber das muss man v.a. auch ihnen selber deutlich machen. - Gute Elternarbeit beinhaltet auch, Eltern klarzumachen, dass sie dem Kind "erlauben" sollten, Beziehungen zu ihren neuen Betreuungspersonen einzugehen - egal wie lange die Fremdunterbringung geplant ist. Sowohl die Einrichtung als auch die Eltern sollten sich bestenfalls als gegenseitige Ergänzung für das Wohl des Kindes sehen. Das kann aber nur mit einer guten professionellen Begleitung passieren, da die ganze Situation in der Regel hoch emotional aufgeladen ist. - Kindern wird selten angemessen erklärt, warum sie in einer Einrichtung/Pflegefamilie leben und weitere Zukunftsperspektiven werden nicht aufgezeigt, so dass die Kinder oftmals sehr verunsichert sind. Wie schon gesagt: In den letzten 20 bis 30 Jahren wurden individuellere Konzepte entwickelt, die sich an den Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen der Kinder und Jugendlichen richteten. Diese kritisch weiterzuentwickeln, die gesellschaftlichen Zustände dabei im Blick zu behalten (Armut, Zugang zu Bildung, Migration,...), die oft Auslöser für die gefährdete Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist, ist im Sinne des Kindeswohls unabdingbar. 3 Unabhängig davon, wie schwierig die Verhältnisse in der Herkunftsfamilie waren / sind sollte die Bedeutung der leiblichen Eltern für die Kinder immer im Blick bleiben. Sowohl die Herkunftseltern aber auch v.a. die Kinder und Jugendlichen selbst müssen stärker mit einbezogen werden in die Konzepte und Praxen sozialer Arbeit. Die Fremdunterbringungskapazitäten und –möglichkeiten sind begrenzt. In der Praxis geht es fast nie um das passende Konzept, sondern um den freien Platz, der auch noch den Kostenvorstellungen des Jugendamtes entspricht. Die eigentlichen Fragen, die abgewägt werden müssten sind: - Hält eine Pflegefamilie die Verhaltensauffälligkeiten des Kindes aus? - Kann eine Pflegefamilie damit umgehen, dass die Herkunftseltern eine große Rolle für das Kind spielen? - Ist das Kind zu klein für eine Unterbringung in einer Wohngruppe mit Schichtdienst? - Gibt es Möglichkeiten, die sozialen Bezüge des Kindes zu erhalten, also wohnortnah unterzubringen? - Braucht das Kind eine spezialisierte Unterbringung (geschlechtergetrennt, Pädagog_innen mit Erfahrung in der Suchthilfe, …?) - … 3 (z.B. Konzepte wie „Beratung für Arme“: Beispiel für ein Konzept: http://www.bke.de/content/application/shop.download/1257417004_Arme%20familien%20PM%2072.pdf) 8
Literatur und Links Band 170 Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, (1998) „Leistungen und Grenzen von Heimerziehung“ Ergebnisse einer Evaluationsstudie stationärer und teilstationärer Erziehungshilfen; Forschungsprojekt Jule: Projektleitung: Prof. Dr. Dres. h.c. Hans Thiersch; Universität Tübingen; Stuttgart Berlin Köln Dührsen, Annemarie (1958), „Heimkinder und Pflegekinder in ihrer Entwicklung“, Göttingen Fegert, Jörg-M.u.a. (2010), „Problematische Kinderschutzverläufe: Mediale Skandalisierung, fachliche Fehleranalyse und Strategien zur Verbesserung des Kinderschutzes (Studien und Praxishilfen zum Kinderschutz)“, München FICE, IFCO und SOS-Kinderdorf (2005), Quality 4 children: „Standarts für die Betreuung von fremd untergebrachten Kindern und jungen Erwachsenen in Europa“, www.quality4children.info Günter, Mirijam (2004): "Heim" Jugendbuch, mit autobiografischen Zügen aus der Heimerfahrung in den 80ern, dtv, München Hoffmann, Dr. Martin (Vorsitz) u.a. (2013), Bericht und Empfehlungen der unabhängigen Kommission zur Untersuchung der Einrichtungen der Haasenburg GmbH Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, Potsdam Hoops, Sabrina (2006), „Die ‚geschlossene Unterbringung` nach § 1631 b“; Deutsches Jugendistitut, München Kuhlmann, Carola (2010): Expertise für den Runden Tisch „Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“ Erziehungsvorstellungen in der Heimerziehung der 50er und 60er Jahre –Maßstäbe für angemessenes Erziehungsverhalten und für Grenzen ausgeübter Erziehungs- und Anstaltsgewalt, Bochum LVkE (Hrsg.) (2012): „Kleine Kinder in stationären Hilfen zur Erziehung“, aus: Pädagogischer Rundbrief 1/2012, www.salberghaus.de Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein (2008), Dokumentation Runder Tisch mit ehemaligen Fürsorgezöglingen aus dem Landesfürsorgeheim Glückstadt; Universität Koblenz- Landau o.A. (2006): “Wird's dann besser? Qualtiätsstandards im Verlauf der Fremdunterbringung” Tagungsband der Fachtagung am 13. Juni 2006 im Veranstaltungszentrum St. Pölten o.A. (2008): Fürsorgeerziehung der 1950 und 1960er Jahre Stand und Perspektiven der (fach-)historischen und politischen Bearbeitung. Dokumentation des ExpertInnengesprächs in Kooperation zwischen AFET und Universität Koblenz Landau 9
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