Juni/Juli 2013 - Genezareth
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Anfang sein dürfe; das Endziel sei<br />
die Anerkennung. Unklar ist hierbei,<br />
ob nur derjenige, der (aktiv) toleriert,<br />
seine Einstellung noch erweitern<br />
muss oder ob auch der Tolerierte<br />
seine Einstellung anzupassen hat.<br />
Einfacher: gibt es Auffassungen, die<br />
ich nicht oder nicht in ihrem vollen<br />
Umfange tolerieren kann Wie gehe<br />
ich mit dieser Situation um Kann<br />
Toleranz nur von einer Seite gefordert<br />
werden oder von beiden Setzt<br />
Toleranz nicht auch voraus, dass<br />
ich überhaupt die Chance habe zu<br />
entscheiden, ob ich etwas tolerieren<br />
will Wenn die Abgeordneten des<br />
Deutschen Bundestages sich unisono<br />
mehrere hundert Euro im Monat zusätzlich<br />
bewilligen und ich das nicht<br />
für richtig halte, dann muss ich das<br />
letztendlich doch hinnehmen, denn<br />
ich habe darauf keinen Einfluss. Das<br />
ist negative Toleranz, Ohnmacht.<br />
Toleranz scheint mir bei näherem<br />
Hinsehen gar keine so einfache Sache<br />
zu sein, und ich bin keineswegs sicher,<br />
dass alle Forderungen nach Toleranz<br />
seriös sind. Es kommt immer auf die<br />
Situation an. Um das Problem noch<br />
weiter zu beleuchten, beabsichtigen<br />
wir, in den kommenden Heften<br />
uns mit einigen Toleranzedikten<br />
und ihrer Geschichte zu befassen.<br />
Kurt Niedtner<br />
1<br />
In der Medizin versteht man unter Toleranz die Fähigkeit des Körpers, schädliche äußere<br />
Einwirkungen zu ertragen.<br />
2<br />
Auch wenn Loriots Bildabenteuer der Unterhaltung dient, sollte nicht übersehen werden,<br />
dass diese Szene sich auch so verstehen lässt, dass exemplarisch dargelegt wird, was passiert,<br />
wenn jemand übereifrig etwas optimal regeln will, weil er meint, seine Vorstellungen als die<br />
einzig richtigen durchsetzen zu sollen.<br />
3<br />
Der Römische Staat hat nicht durchgehend die Christen verfolgt. So heißt es in der Korrespondenz<br />
des Kaisers Trajan mit seinem Statthalter Plinius dem Jüngeren zur Christenverfolgung im Brief<br />
67, letzter Halbsatz: „Nec nostri saeculi est.“ Das wird gemeinhin übersetzt: „Und das passt<br />
nicht in unsere Zeit“.<br />
4<br />
Hier sei nur auf die problematische Haltung zum Judentum (auf dem das Christentum doch<br />
fußt), die Kreuzzüge und die Bekämpfung der einheimischen Religion bei der Eroberung<br />
Südamerikas hingewiesen.<br />
<strong>Juni</strong> | <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />
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