01/2010 - Image Herbede
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12<br />
Neueröffnungen l Aktuelles im Januar<br />
Wer erinnert<br />
sich nicht<br />
an die uralte<br />
Scherzfrage:<br />
Welche Blume blüht im Winter?<br />
Die Eisblume an der<br />
Fensterscheibe! Dank wärmedämmender<br />
Bauweise sind<br />
diese Eisblumen inzwischen<br />
„vom Aussterben bedroht“.<br />
Stattdessen ist heute eine<br />
kleine Zahl an wirklich winterfesten<br />
Pflanzen, die schon<br />
im Januar blühen und duften,<br />
weithin bekannt geworden.<br />
Neben der kleinen Christrose<br />
erfreut sich besonders ein<br />
erstaunlich winterfester, herrlich<br />
blühender und oft intensiv<br />
duftender Strauch großer<br />
Beliebtheit: die Zaubernuss!<br />
Auf ihren blattlosen, kahlen<br />
Zweigen fallen die schönen,<br />
wie aus dünnen, langen Papierstreifchen<br />
geflochtenen<br />
Blüten der Zaubernuss sofort<br />
auf. Ihre Grundfarbe ist ein<br />
leuchtendes Gelb, aber es<br />
gibt auch warm orange oder<br />
sogar rot blühende Arten. Ihren<br />
Blütenduft bemerkt auch<br />
unsere menschliche Nase. Für<br />
Insekten, noch dazu im kargen<br />
Winter, muss dieser Duft<br />
paradiesisch verlockend wirken.<br />
Müssen wir uns um das<br />
Überleben der Zaubernuss in<br />
sehr harten Wintern Sorgen<br />
machen? Die Hamamelis, wie<br />
die Zaubernuss auch heißt,<br />
ist zwar kein einheimischer<br />
Strauch, aber keinesfalls ein<br />
empfindlicher „Exot“. Selbst<br />
Temperaturen von minus 25<br />
Grad schaden ihr nicht. Bei<br />
Frosttemperaturen rollt die<br />
Pflanze ihre Blütenblättchen<br />
ein, die Blüte zieht sich zusammen<br />
und schützt Samen und<br />
Fruchtkörper. Sobald nach<br />
überstandenen minus zehn<br />
Grad wieder Tauwetter einsetzt,<br />
öffnet sich dieselbe Blüte<br />
unbeschadet und beginnt<br />
erneut zu duften. Je nach Wetterlage<br />
setzt sich das Wechselspiel<br />
„Blüte geöffnet – Blüte<br />
Gartengestaltung<br />
& Gartenpflege<br />
<strong>Image</strong> l Januar 2<strong>01</strong>0<br />
Die Zaubernuss hat sich in unseren Gärten eingelebt<br />
Sie zaubert Blüten in den Schnee<br />
geschlossen“ wochenlang fort.<br />
Denn Winterblüher haben es<br />
nicht eilig! Sie blühen deutlich<br />
länger als sommerblühende<br />
Pflanzen und warten geduldig,<br />
wann sie zwischen den Frostperioden<br />
eine milde Phase mit<br />
halbwegs guten Flugbedingungen<br />
für die bestäubenden<br />
Insekten erwischen. Bei sehr<br />
strengem Winterfrost verderben<br />
die Blüten zwar, aber die<br />
Pflanzen treiben später erneut<br />
wieder Blüten. Wer sich eine<br />
Zaubernuss nahe ans Fenster<br />
gepflanzt hat, um die Blüten<br />
auch an trüben Wintertagen<br />
gut zu sehen und mit wenigen<br />
Schritten sogar ihren Duft<br />
einatmen zu können, der wird<br />
die helle (Winter-) Freude an<br />
seinem nicht ganz billigen<br />
Kauf haben. Weil eine Zaubernuss<br />
sehr langsam wächst,<br />
kann sie auch in einem Kübel<br />
auf der Terrasse gut leben. Im<br />
kalten Nordosten Nordamerikas<br />
wachsen Zaubernussbäume<br />
schon lange. Sie werden<br />
dort bis 10 Meter hoch, aber<br />
auch fast genauso breit. Ihre<br />
haselnussähnlichen Früchte<br />
werden durch Spannungen<br />
im Gewebe bis zu neun Meter<br />
weit fortgeschleudert!<br />
Amerikanische Zaubernüsse<br />
wurden schon im 18. Jahrhundert<br />
in Europa angepflanzt.<br />
Aber auch in anderen Teilen<br />
der Welt wachsen Hamamelisbäume.<br />
Die Zaubernüsse,<br />
die in den Bergen Chinas beheimatet<br />
sind, wurden erst<br />
viel später in Europas Gärten<br />
hoffähig, wegen ihrer großen<br />
gelben Blüten aber besonders<br />
beliebt. Während sie im Ursprungsland<br />
ab März blühen,<br />
begannen sie in unserem milderen<br />
Klima schon ab Januar<br />
Blüten zu treiben. Zwar<br />
könnten die Zaubernüsse in<br />
Deutschland auch außerhalb<br />
von Gärten wachsen, wegen<br />
des langsamen Wuchses und<br />
des ausladenden Platzbedarfs<br />
setzen sie sich aber gegen<br />
ihre Baumkonkurrenten in<br />
der Regel nicht durch. Heute<br />
bieten die Gartenbaubetriebe<br />
viele Kreuzungen und neue<br />
Arten der Zaubernuss mit<br />
betörenden Blütenfarben an.<br />
Wenn sie nicht zu sehr verzüchtet<br />
sind, entwickeln die<br />
Blüten wie ihre Vorfahren<br />
Pollen und locken mit ihrem<br />
Duft Insekten an. Insekten im<br />
Winter?? Na ja, es gibt nicht<br />
so viele wie in anderen Jahreszeiten,<br />
aber diese wenigen<br />
stürzen sich geradezu, sobald<br />
es die Temperaturen zulassen,<br />
auf die wenigen Blüten, die<br />
im Winter verfügbar sind. Vor<br />
allem sind das einige sehr früh<br />
fliegende Wespenarten, wenige<br />
Schwebfliegen, ganz viele<br />
Fliegen und mitunter sogar<br />
Fliegenlarven, die zu Fuß unterwegs<br />
sind. Da die Zaubernuss<br />
nahezu konkurrenzlos<br />
im Winter blüht, kommt<br />
sie gut zu ihrem Bestäubungsrecht.<br />
Zumal die<br />
bestäubenden Insekten<br />
oft derart kleine Fliegen<br />
sind, dass wir Menschen<br />
sie auf unserem Winterspaziergang<br />
gar nicht<br />
so richtig wahrnehmen.<br />
Weil die Zaubernuss<br />
für ihre Blüten so<br />
viel Zeit hat, bietet sie<br />
ihre Pollenabgabe bzw.<br />
ihre Empfängnisfähigkeit<br />
sogar zu unterschiedlichen<br />
Zeiten an.<br />
So garantiert sie<br />
sich echte Fremdbestäubung.<br />
Schon seit dem<br />
Mittelalter nutzten unsere<br />
Vorfahren diese fernöstliche<br />
Pflanze als „chinesische<br />
Heilsalbe“. Wegen ihrerentzündungshem-<br />
5 Rasenpflege 5 Pflasterarbeiten<br />
5 Gehölzschnitt 5 Ausschachtungen<br />
5 Baumfällung 5 Gartenneuanlagen<br />
5 Bepflanzungen<br />
5 Natursteinarbeiten<br />
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menden Wirkung kauften sie<br />
zu vermutlich hohen Preisen<br />
Hamamelissalbe gegen Sonnenbrand<br />
oder gegen Hämorriden<br />
schon lange Zeit, bevor<br />
überhaupt die erste Zaubernuss<br />
bei uns wuchs.<br />
Es sind weitere schöne Winterblüher<br />
bei uns eingewandert,<br />
besonders auffällig der<br />
Winterjasmin. Unsere uralten<br />
heimischen Erfolgsmodelle<br />
setzen ja nicht auf die wenigen<br />
Insekten, sondern auf<br />
den Wind als Pollenüberbringer.<br />
So blühen Haselnuss und<br />
Eibe schon seit Jahrtausenden<br />
in unserer Winterlandschaft.<br />
Ihre millionenfachen Pollen<br />
treibt der Wind nach dem Zufallsprinzip<br />
in die unscheinbaren<br />
Blüten. Große attraktive<br />
Blüten betrachten sie<br />
als unnötigen Luxus, der nur<br />
Energie kostet! Insofern ist es<br />
für unsere Augen und unsere<br />
Empfindungen in der dunklen<br />
Jahreszeit ein großer Gewinn,<br />
dass anstelle der Fensterscheiben-Eisblumen<br />
nun auch<br />
echte farbige Blüten wie die<br />
der Zaubernuss bei uns verbreitet<br />
sind und<br />
uns im Winter<br />
e r f r e u e n<br />
können.<br />
JR